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Knjiznica Kapucinskog samostana

Bibliothek des Kapuzinerklosters


Adresse. Kapucinski samostan, Kapucinska ulica 41, 31000 Osijek Telefon und
Telefax. (031) 128 206

Unterhaltsträger. Kapucinski samostan i crkva Sv. Jakova [St. Jakob-Kapuzinerkloster und -kirche], Hrvatska kapucinska provincija Sv. Leopolda Mandica [Kroatische Kapuzinerprovinz des Hl. Leopold Mandic] in Zagreb
Funktionen. Spezialbibliothek, denkmalgeschützte Klosterbibliothek, Bibliothek für die pastorale Betreuung der Region.
Sammelgebiete. Theologie und alle Themen religiöser Ausrichtung.

Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek ist z. Z. nicht öffentlich zugänglich. Benutzung zu Forschungszwecken mit Genehmigung des Guardians. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Von Zagreb direkte Bahnverbindung. Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (Linie 2) Richtung Ulica Brace Radic bis Europska avenija, dort umsteigen (Linie 1) Richtung Retfal bis Haltestelle Trg A. Starcevica, von dort Fußwegnähe (ca. 1 Minute). - Von Zagreb Autobahn 4 (E 70) Richtung Osten über Slavonski Brod bis Ausfahrt Velika Kopanica, von dort Fernverkehrsstraße 7 (E 73) über Dakovo bis Osijek. Parkmöglichkeiten beim Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nach der Vertreibung der Türken und der Befreiung Osijeks im Jahre 1687 kamen im Gefolge des kaiserlichen Befreiungsheers deutsche Einwohner in die Stadt. Die Besiedlung der Stadt durch Deutsche intensivierte sich in den ersten Jahren des 18. Jhs und in der Folgezeit, als Osijek zwar seine Bedeutung als Militärzentrum verlor, jedoch als ziviler und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Region aufblühte. Im Jahre 1701 kamen Kapuzinermönche aus Buda (Budapest) hierher, um ihrer Mission als Bettelorden folgend Almosen zu sammeln. Zwei Jahre später forderten die deutschen Bürger Osijeks, denen sich auch kroatische Bürger anschlossen, die Gründung eines Kapuzinerklosters in der Stadt. Da hier bis zu diesem Zeitpunkt nur bosnische Franziskaner den Seelsorgedienst versahen, sollten Mönche aus der Österreichisch-Ungarischen Kapuzinerprovinz den Bedarf an deutschen Seelsorgern decken. Graf Johann Jakob von Eggendorff, Hofkriegsrat Kaiser Leopolds I. und Befehlshaber der Festungsartillerie in Osijek, übereignete dem Kapuzinerorden am 27. September 1703 ein Grundstück und ein Gebäude. Die ersten Ordensbrüder, die sich hier niederließen, Bruder Konstantius Peggestelanski und Bruder Benoan (Benno), kamen aus dem Kloster in Buda. 1704 ließ Eggendorff für die Mönche eine Kapelle errichten, die dem Hl. Jakob, dem Schutzpatron im Krieg gegen die Türken, geweiht wurde. Die heutige große St. Jakob-Kirche und das Kloster wurden 1727 errichtet und eingeweiht.

1.2 Gemäß ihrer Ordensregel nahmen sich die Kapuziner vor allem der Armen- und Krankenbetreuung an, insbesondere während der Kriege und Epidemien, die Osijek im 18. Jh heimsuchten. Als Seelsorger betreuten sie die Bevölkerung Osijeks, aber auch einzelne Pfarren der Region, da die Diözese häufig Priestermangel zu beklagen hatte. Wie in anderen Provinzen dieses Ordens widmeten sich die Kapuziner in Osijek dem Studium von Theologie und Philosophie. Entsprechend richteten sie zunächst ein Noviziat (1712-1714) und später ein Philosophisch-theologisches Studium (1739-1811) ein. Die für ihre Tätigkeit benötigte Büchersammlung gründeten die Mönche vermutlich bereits mit dem Kloster im Jahre 1703. Da die ersten nach Osijek gesandten Mönche deutscher Herkunft waren, wurden in der Anfangszeit vorrangig Bücher in deutscher Sprache bzw. aus dem deutschen Sprachgebiet angeschafft. Die Bibliothek findet gelegentlich in den von den Guardianen erstellten Klosterchroniken Erwähnung, jedoch ohne Angaben zum Bestandsumfang oder -erwerb. Aus der persönlichen Korrespondenz einzelner Ordensmitglieder geht jedoch hervor, daß ein Großteil des Bestandes aus hinterlassenen Privatsammlungen der Guardiane stammte und daß Buchkäufe (vorrangig Literatur zur Medizin) getätigt wurden. Hinzu kamen Buchspenden von Donatoren außerhalb des Klosters.

1.3 Mit der Eingliederung des Klosters in die steirische (slowenische) Kapuzinerprovinz im Jahre 1920 kamen kroatische Kapuziner nach Osijek. Die Mönche wurden in der Folgezeit als Religionslehrer an das Gymnasium der Stadt berufen und als geistliche Unterstützer der Gesellschaft der Katholischen Aktion [Društvo Katolicke akcije]. Von 1954 bis 1972 wirkte im Kloster ein Seminar (Mittelschule) für die Erziehung und Schulung des geistlichen Nachwuchses. Im Jahre 1969 wurde dem Orden die neugegründete Pfarre des Hl. Leopold Mandic mit der gleichnamigen Kirche übergeben. Während des Angriffskrieges auf Kroatien wurden im September 1991 die ältesten und wertvollsten Bestände der Klosterbibliothek - 262 Bücher des 16. bis 18. Jhs - ausgelagert. Sie gelangten 1995 vollständig in die Bibliothek zurück. Die beinahe dreihundertjährige Geschichte des Kapuzinerklosters und dessen Einfluß auf das religiöse und kulturelle Leben Osijeks und Slawoniens, vornehmlich auf das Bildungswesen dieser Region, ist heute noch am Bestandsprofil der Bibliothek dieses Klosters ablesbar.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtumfang der Bestände beläuft sich auf ca. 10.000 Bde, von denen der überwiegende Teil dem historischen Bestand (vor 1900) zuzurechnen ist. Die Bibliothek besitzt heute keine Inkunabeln mehr, obgleich man davon ausgehen kann, daß sie früher zum Bestand gehörten (s. u. 5, Badalic). Aus dem 16. Jh liegen 40 Bde vor und aus dem 17. Jh 200. Dieser älteste Teil des Bestandes wurde überwiegend in Deutschland gedruckt (Frankfurt, Dillingen, Trier, Ingolstadt, Köln, Nürnberg, Augsburg, München, Jena u. a.). Die Drucke des 18. bis 20. Jhs sind nur teilweise erschlossen, wobei der Akzent auf kroatischen Rara lag. Der Großteil des Altbestandes ist daher weder fachlich erschlossen noch wissenschaftlich ausgewertet. Für den Bestand ausländischer Provenienz können nur Hochrechnungen angestellt werden. Demnach entfallen auf das 18. Jh 30 Prozent des Gesamtbestandes, auf Werke des 19. Jhs 40 Prozent.

2.2 In der Bibliothek überwiegen Werke religiösen und kirchlichen Inhalts, u. a. theologische und theologisch-philosophische Literatur, Kirchengeschichte, pastorale Tätigkeit und Kirchenrecht. Nur ein geringer Anteil weist profane Schwerpunkte auf und betrifft Philosophie, Literaturwissenschaft und Schöne Literatur sowie das Bildungswesen. Als Sondersammlung aufgestellt sind zahlreiche Werke zur Astronomie.

2.3 Den Germanica-Bestand aus dem 16. Jh repräsentieren Methodus confessionis (Dillingen 1533); Johann Justus Landsberger, Meditationes in vitam Salvatoris nostri (Köln 1545); Das Buch Meteororum (Köln 1566); Johan Rasser, Christenliche, Catholische und volgegrundte Predigten (Köln 1578) und Petrus Hansonius, Entdeckung der grossen Thorheit (Ingolstadt 1586). Als Verfasser z. T. mehrerer Werke erscheinen außerdem Christophorus Pelargus, Christianus Acauthimarius, Adam Walasser, Petrus Binsfeldius, Johann Echt und Jacob Feucht.

2.4 Aus dem Bestand des 17. Jhs sind als deutsche Drucke hervorzuheben Caspar Cunradus, Epigrammatum Centuria IV. (1611); Nicolaus Christoph von Lyncker, Analecta jus universum civile (Jena 1697); Diego de la Vega, Concionum quadragesimalium pars altera super septem psalmos ... (Köln 1610); Franz Heffner, Concionator extemporalis continuatus, das ist, Fortgesetzter eilfertiger Prediger ... (Nürnberg 1698); Nicolas Elffen, Catholisch Schlecht und Recht (Köln 1687); Bartholomaeo Geislizer, Dissertatio Juridica (Augsburg 1673) und Gregorius de Valentia, Commentariorum theologicorum ... (Ingolstadt 1603).

3. KATALOGE

Inventar

[erstellt in den dreißiger Jahren des 20. Jhs; erfaßt Neuerwerbungen; unvollständig]

Inventar des denkmalgeschützten Bestandes

[erstellt 1991]

Standortkatalog

[Fragment]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Historia domestica in qua memorata digna Provinciae, pecculialiter vero Conventus huius Esseggenensis compendiose referuntur, ad usum venerab. patrum guardianorum pro tunc existentium accomodata ac exarari incepta anno 1763

Professorenverzeichnis

Klosterkorrespondenz

4.2 Darstellungen

Osijek: katolicka crkva jucer i danas [Osijek: Die katholische Kirche gestern und heute]. Dakovo 1987 [zur Bibliothek S. 69-76]

Plevnik, Bozo: Stari Osijek [Das alte Osijek]. Osijek 1987

Historia domestica ...(s. o. 4.1). In: Stjepan Sršan: Osjecki ljetopisi. 1686-1945 [Osijeker Chroniken 1686-1945]. Osijek 1993, S. 301-355

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Badalic, Josip: Inkunabule u Narodnoj Republici Hrvatskoj [Inkunabeln in der Volksrepublik Kroatien]. Zagreb 1953, S. 3-36

Malbaša, Marija: Osjecka bibliografija: tiskarsko-izdavacka djelatnost u Osijeku od 1742.-1978. godine [Osijeker Bibliographie: Das Druck- und Verlagswesen in Osijek von 1742 bis 1978]. Bd 1. Osijek 1981

Stand: Dezember 1999

Dragutin Katalenac


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.