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Bibliothek des Kapuzinerklosters

Adresse. Klosterplatz 2, 4810 Gmunden [Karte]
Telefon. (07612) 4287

Unterhaltsträger. Wiener Kapuzinerprovinz
Funktionen. Klosterbibliothek; seit 1977 auch Provinzbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, besonders Predigt- und Kontroversliteratur.
Benutzungsmöglichkeiten. Nach Rücksprache mit Provinzialat Wien, 1010 Wien, Tegethoffstraße 2, Tel. (0222) 512 6853-16. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benützer. Voranmeldung erforderlich. - Westbahn bis Attnang-Puchheim, Salzkammergutbahn bis Gmunden, Straßenbahn ins Stadtzentrum. - A 1 bis Ausfahrt Regau, B 145. Parkmöglichkeiten vor dem Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Klosterbibliothek besteht seit der Gründung des Klosters 1636 durch Kaiser Ferdinand II. Sie wuchs, wie bei einem Bettelorden üblich, durch Schenkungen und Erbschaften. Der den Gmundner Kapuzinern 1739 bestimmte Nachlaß des Carolus Josephus von Frey, Herr in Müllwang und Weyer, brachte einen umfangreichen Bestand vorwiegend juridischer Literatur. Weitere Bücher kamen aus den Nachbarklöstern Wels, Freistadt (1785) und Steyr (1786), als diese im Zuge der josephinischen Klosterreform aufgelöst wurden. Etliche Dubletten, besonders Werke von Autoren aus dem Kapuzinerorden, blieben auch aus dem 1961 an die Stadt Linz transferierten Bestand des Linzer Kapuzinerklosters in Gmunden zurück, wo die Bibliothek zwischengelagert worden war. Kapuzinerkloster

1.2 Während der Gegenreformation betreuten die Kapuziner vorübergehend Stationen der Inlandsmission im Salzkammergut. Die literarischen Behelfe, vor allem Predigtliteratur und Liturgica, die sie dort benützten, kamen nach der Auflösung der Stationen wieder ins Ausgangskloster, an den Loci Capucinorum Gmundae, zurück. Lateinische Einträge von oft mehreren Standorten am Buchvorsatz weisen in vielen Büchern diese wechselnden Eigentums- und Aufstellungsverhältnisse nach.

1.3 Eine Reduzierung erfuhr der Bestand in den Wirren des Zweiten Weltkrieges, als das Kloster von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurde. Der damalige Guardian konnte die Bücher retten, indem er sie verschiedenen Gönnern zur Aufbewahrung übergab. Durch Transport und nicht immer sachgemäße Lagerung wurde jedoch ein Teil beschädigt, der alte handschriftliche Katalog samt Inventarlisten verschwand.

1.4 1977 wurde Gmunden als Dublettenbibliothek für den gesamten Raum der Wiener Kapuzinerprovinz bestimmt. Der Orden adaptierte dafür einige Klosterräume, die inzwischen von dem auf viele Laufmeter angewachsenen Bestand ausgefüllt werden. Für den Altbestand bis 1800 renovierte man 1984 den ursprünglichen gewölbten Bibliotheksraum mit Eisentür. Die Bücher wurden vom Provinzbibliothekar gereinigt und nach dem alten Materienschema der Kapuzinerbibliotheken in 25 Sachgruppen aufgestellt. Der Bestand aus dem 19. Jh ist - als Vorarbeit für eine geplante Provinzbibliothek des 19. Jahrhunderts - im Block getrennt aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Neben den in jüngerer Zeit aus der gesamten Wiener Provinz ausgeschiedenen, nicht erschlossenen Bibliotheksteilen sind hier der eigentliche Gmundner Altbestand mit 1773 Titeln in 2013 Bdn bis 1800 und die davon getrennte Provinzbibliothek des 19. Jhs mit 900 Bdn vorhanden - insgesamt also ein Bestand von knapp 3000 Bdn vor 1900. Rund 100 Werke liegen ohne Jahresangabe vor, die anderen gliedern sich in 16 Inkunabeln, 267 Titel aus dem 16. Jh, 614 aus dem 17. Jh und 780 aus dem 18. Jh. Das 19. Jh ist mit 900 Bdn vertreten. Die Zählung der Titel wurde nach dem Autorenkatalog durchgeführt, die systematische Übersicht entstand nach der Aufstellungsordnung am Regal.

2.2 Der Bestand ist überwiegend lateinischsprachig. Nur 490 Titel, vorwiegend Predigtliteratur, sind in deutscher, 18 Titel in italienischer Sprache vorhanden.

2.3 Mit 472 Predigtwerken bilden die Concionatores die bei weitem größte Gruppe. Die Kontroversliteratur aus der Zeit der Gegenreformation ist mit 200 Bdn ebenfalls gut vertreten. Im Hinblick auf die erwähnte, von Gmunden ausgehende Missionstätigkeit der Kapuziner in der umliegenden Gegend des Alpenvorlandes handelt es sich um Literatur, die zur Ausübung der täglichen geistlichen Aktivitäten herangezogen wurde.

2.4 Ferner setzt sich der theologische Bestand zusammen aus Bibeln und Bibelkommentaren (43 Bde) sowie Werken zur Patristik (51), Dogmatik (75) und Moraltheologie (158). Je rund 100 Bde befassen sich mit kirchlichem und mit profanem Recht sowie mit Geschichte. 44 Werke behandeln Ordensregeln, 53 die Philosophie. Sodann liegen rund 300 religiöse und spirituelle Werke und 112 Gebetbücher vor. Die lateinische Literatur besteht aus einer Sammlung von 90 Werken der Rhetores Poetae sowie 75 Sodalitatis Xenia-Schriften, i. e. literarische Festgaben religiöser Vereinigungen.

Sondersammlung

2.5 800 Bde an religiöser Literatur und ca. 100 Gebetbücher aus den einzelnen Provinzbibliotheken sind für die im Entstehen begriffene Provinzbibliothek des 19. Jahrhunderts getrennt vom

3. KATALOGE

restlichen Bestand aufgestellt.

Autorenkatalog

[Alphabetischer Katalog zum Bestand bis 1800; in Zettelform, nach Hausregeln 1984 bei der Neuaufstellung von P. Heinrich Zlabinger angelegt]

Standortkatalog

[in Zettelform, gleichzeitig mit dem Autorenkatalog tstanden]

Gmunden, Altbibliothek

[hschr. Datensammlung des Provinzbibliothekars zu den nach bibliophilen oder inhaltlichen Kriterien besonders interessanten Werken]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Catalogus librorum in cellis fratrum existentium 1768

[hschr. Bandkatalog der aufgelassenen Kapuzinerbibliothek Linz mit auch für Gmunden interessanten ordensgeschichtlichen Hinweisen]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Prachtexemplare in Pergament und Leder. Sammlung meisterhafter Werke der Buchdruckerkunst im Gmundner Kapuzinerkloster. In: Salzkammergut-Zeitung 51/52 (18. Dezember 1986) S. 12

Stand: Dezember 1990

Heinrich Zlabinger ()

Konstanze Mittendorfer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.