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Knihovna kláštera kapucín ve Znojme ulozena v Moravské zemské knihovne

Bibliothek des Kapuzinerklosters in Znaim deponiert in der Mährischen Landesbibliothek


Adresse. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna, Kounicova 1, 601 87 Brno

Unterhaltsträger. Moravská zemská knihovna/Univerzitní knihovna [Mährische Landesbibliothek/Universitätsbibliothek]
Funktion. Historische Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzstudium in der Mährischen Landesbibliothek/Universitätsbibliothek (s. Eintrag dort).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Zur Stiftung des Znaimer Kapuzinerklosters kam es wahrscheinlich auf Anregung des Kardinals Franz von Dietrichstein, der am 24. Juni 1628 den Grundstein im Beisein Kaiser Ferdinands II. legte. Dank der Unterstützung des Grafen Cäsar von Gall, des Grafen Franz von Magnis, der Prämonstratenserabtei in Znojmo-Louka [Bruck a. d. Thaya] und der Stadt Znaim waren Kirche und Kloster bereits 1632 vollendet. Daß es im Kloster von Beginn an eine Bibliothek gab, belegen die Besitzeinträge in den Büchern, die sich bis zum Jahr 1636 zurückverfolgen lassen (etwa 10 Bde). In den Jahren 1643 und 1644 wurden ca. 60 Bde theologischer Literatur mit Besitzvermerken versehen.

1.2 Die Bibliothek wurde vor allem durch die regelmäßigen Bucherwerbungen der Guardiane des Klosters im 18. Jh erweitert, namentlich durch Albrecht von Brünn (im Jahre 1712), Sabinus von Iglau (1727), Liborius von Graslitz (1733), Aurelianus von Neisse (1743), Victorius von Karlsbad (1769), Dominik von Saaz (1772-1776, ca. 20 Bde) und Edmund von Pergen (nach 1776, 28 Bde). Hinzu kamen kleinere Privatbibliotheken der Ordensmitglieder, z. B. von Servilianus von Prag, von einem nicht näher bekannten Secundianus (15 Bde), ferner von Florian von Laa (1763-1789, 30 Bde), Firmus von Iglau, ein Sammler französischer Bücher (†1797, 40 Bde), Stephan Hunger (†1809, 50 Bde) und Theophistus von Nikolsburg (†1817, 20 Bde).

1.3 Schenkungen und Vermächtnisse an das Kloster waren nicht von größerer Bedeutung, da es sich meist nur um einzelne Bücher handelte. Erwähnenswert sind die von Jakob Maximilian Liss, Pfarrer in Starec [Startsch] (im Jahre der Klostergründung 1628), ferner von Friedrich Schwartz, Pfarrer in Jaroslavice [Joslowitz] (1686), von Johann Karl Foit, von 1772 bis 1777 Pfarrer in Horní Slatina [Ober-Latein], etwa 15 Bde sowie ein Geldvermächtnis für den Bücherkauf von dem Znaimer Bürger Franz Kaiwas (nach 1776).

1.4 Da der alte Bibliotheksraum nicht feuersicher war, errichtete man im Jahre 1782 einen neuen Saal, dessen Decke von dem Znaimer Künstler Adalbert Rada ausgemalt wurde. Gleichzeitig restaurierte man die alten Bücherschränke und versah sie mit Malereien. Die Bibliothek wurde neu geordnet und katalogisiert. Alle Bücher erhielten die für die Kapuziner typischen, einheitlichen aufgemalten Rücken (auf originalen Einbänden), die ebenfalls in der Brünner Kapuzinerbibliothek zu finden sind.

1.5 Im Jahre 1784 erfuhr der Bestand durch den Kauf von Büchern aus der umfangreichen Bibliothek des aufgehobenen Prämonstratenserklosters Bruck a. d. Thaya unweit von Znaim einen bedeutenden Zuwachs (ca. 100 Bde, darunter 6 Inkunabeln und 55 Drucke des 16. Jhs). Etwa seit Mitte des 19. Jhs wurde die Znaimer Klosterbibliothek nicht mehr benutzt. 1950 kam sie unter die Verwaltung der Brünner Universitätsbibliothek. Da keine Möglichkeit bestand, sie an ihrem ursprünglichen Platz im Kloster zu belassen, wird die Bibliothek in einem Depot außerhalb von Brünn in der systematischen Anordnung von 1782 aufbewahrt (s. u. 2.6).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 3200 Bde. Davon machen Alte Drucke beinahe 94 Prozent aus. 13 Bde entfallen auf das 15. Jh, 177 auf das 16. Jh, 1000 auf das 17. Jh, 1800 auf das 18. Jh und 200 auf das 19. Jh. In lateinischer Sprache sind ca. 2100 Titel (65 Prozent), in deutscher 977 Titel (30 Prozent) erschienen. Davon entfallen 41 auf das 16. Jh, 250 auf das 17. Jh, 636 auf das 18. Jh und 50 auf das 19. Jh. In Tschechisch sind 67 (darunter 44 Alte Drucke), in Italienisch 52, Französisch 29 und Spanisch 2 Titel gedruckt.

2.2 Die 13 lateinischen Inkunabeln betreffen die Theologie (10) und das Kirchenrecht (eine); zwei Aristoteles-Kommentare zählen zu den Naturwissenschaften und zur Philosophie. Die Inkunabeln stammen aus Nürnberg (4), Basel (3), Köln und Straßburg (je 2), Esslingen und Speyer (je eine). Der älteste Druck ist Henricus de Gorichem, Quaestiones in S. Thomam (Esslingen ca. 1475).

2.3 In der Bibliothek findet sich mit 177 Titeln eine verhältnismäßig große Zahl an Drucken des 16. Jhs. Die Theologie überwiegt (128 Titel, 72 Prozent), den Rest bilden Medizin (13), Kirchenrecht und Philosophie (je 7), Geschichte, Philologie und Zivilrecht (je 5), Naturwissenschaften (4), Geometrie, Politik und Hexerei (je einer). In deutscher Sprache sind 41 Drucke vorhanden (23 Prozent der Drucke des 16. Jhs), die sich verteilen auf katholische Theologie (25 Titel), Medizin (12) sowie Astronomie, Geschichte, Geometrie und Philologie (je einer).

2.4 Die Drucke des 16. Jhs stammen aus Köln (4 deutsche und 23 lateinische), Basel (2 deutsche und 18 lateinische), Ingolstadt (8 und 3 lateinische), Dillingen (4 und 2 lateinische), Straßburg (2 und 3 lateinische), Graz (3 und ein lateinischer), Tübingen (einer und 2 lateinische), Leipzig und Bruck a. d. Thaya (je 2 deutsche) sowie Dresden, Frankfurt/Oder, Freiberg, Mainz, Marburg, Nürnberg, Wittenberg, Würzburg und Zürich (je einer). Ein defekter deutscher Druck ist ohne Ortsangabe erschienen. Zu den Germanica zählen weiterhin lateinische Drucke aus Hagenau (19), Siegen (3), Konstanz (2), Augsburg, Innsbruck und Landshut (je einer).

2.5 Unter den Drucken des 17. und 18. Jhs überwiegt die Theologie (87 Prozent) mit einem Schwerpunkt bei der praktischen Theologie. Der Rest setzt sich zusammen aus Philosophie (einschließlich Physik, Mathematik und anderen Naturwissenschaften, ca. 180 Titel), Zivilrecht (46), profane Geschichte und Geographie (70), Medizin (20) und Philologie (79). Zudem sind einige Werke deutscher Barockliteratur vorhanden, z. B. Johann Coler, Oeconomiae oder Haußbuchs 4. Teil (Wittenberg 1615); Antonio de Guevara, Güldene Sendtschreiben (Frankfurt a. M. 1634) und Horologium principum (Hanau 1634); Martin Opitz, Deutsche Poemata (Breslau 1629); Expertus Rupertus [pseud.], Neue alamodische Sitten-Schul (o. O. 1701) und Friedrich Spee, Güldenes Tugent-Buch (Köln 1656 und 1666).

2.6 Im Jahre 1782 wurden die Bücher systematisch in 20 Gruppen aufgestellt: Bibelausgaben und biblische Konkordanzen (A), Schriften der Kirchenväter (B), biblische Exegese (C), systematische und dogmatische Theologie (D), Moraltheologie (E), Kirchenrecht (F), Postillen (G), Nachschlagewerke für Prediger (H), lateinische Homiletik (I), deutsche Homiletik (K), Philosophie (L), polemische Literatur und Katechetik (M), Zivilrecht (N), Kirchengeschichte (O), Profane Geschichte und Geographie (P), Liturgik (Q), Medizin (R), deutsche aszetische Literatur (S), lateinische aszetische Literatur (T), Philologie mit Wörterbüchern und Grammatiken (U). Dieses System behielt bis heute seine Gültigkeit.

3. KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Dokoupil, Vladislav: Soupisy prvotisk, spravovaných Universitní knihovnou v Brne. 7. Klášterní knihovna dominikán ve Znojme a kapucín ve Znojme

[Verzeichnisse der von der Universitätsbibliothek in Brünn verwalteten Inkunabeln. 7. Klosterbibliothek der Dominikaner in Znaim und der Kapuziner in Znaim]. Brno 1957 [vervielfältigt]

Dokoupil, Vladislav; Vobr, Jaroslav: Catalogus librorum saec. XVI typis impressorum, qui in bibliothecis Conventus Ord. Praed. Znoimae, Conventus Fr. Min. Ord. S. Franc. Capuccinorum Znoimae, Praepositurae Ord. Crucigerorum c. r. st. in Monte S. Hippolyti prope Znoimam et Collegii Scholarum Piarum Nicolspurgi asservantur. Brno 1972

[vervielfältigt; Alphabetischer Katalog; nach PI; mit vielen Registern; Ergänzungen (12 Titel) in Bd 9 der Reihe]

Die Inkunabeln (13), Postinkunabeln (51), Drucke aus der Slowakei (14), Brünner Drucke und Alten Musikdrucke sind in den tsprechenden Gesamtkatalogen der Mährischen Landesbibliothek in Brünn verzeichnet (s. Eintrag dort, 3.2).

3.3 Historische Kataloge

CataLogVs BIbLIotheCae ZnoIMensIs sCriptVs aC thoLVs ILLIVs ereCtVs, SVb P. Ioanne SarCanDro natIone ZnoIMensI aCtVaLIter eXIstente SVperIore, AC hIC tVnC BIbLIotheCarIo P. CaLLIXto MoraVo TreskoVICensI

[hschr. Standortkatalog; in Bandform; mit 2 Autorenregistern nach Namen und Vornamen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Gedenkbuch des Konvents

[Klosterarchiv im Mährischen Landesarchiv in Brünn, Signatur: E 38 - A/Knihy 1]

4.2 Darstellungen

Horky, Josef Edmund: Geschichtliche Notitzen. Gesammelt auf einer Reise durch den Znaymer und Iglauer Kreis. In: Brünner Wochenblatt zur Beförderung der Vaterlandskunde, zur Belehrung und Unterhaltung 4 (1827) S. 51

Hübner, Anton: Capuziner-Kloster und Kirche. In: ders.: Znaims geschichtliche Denkwürdigkeiten. Abt. 2. Znaims Klöster, Kirchen und Bildungs-Anstalten. Znaim 1846, S. 183-188

Elvert, Christian d': Die Bibl. der Kapuciner in Brünn, Fulnek, Olmütz, Trebitsch und Znaim. In: Schriften der historisch-statistischen Sektion der k.u.k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Heft 3. Brünn 1852, S. 95

Volný, Rehor: Kirche und Kloster der PP. Kapuziner. In: ders.: Kirchliche Topographie von Mähren. Abt. 2. Brünner Diöcese. Bd 4. Brünn 1861, S. 97-98

Bohatta, Johann; Holzmann, Michael: Adressbuch der Bibliotheken der Oesterreich-ungarischen Monarchie. Wien 1900, S. 353 [zum Kapuzinerkonvent Znaim]

Dokoupil, Vladislav: Knihovna kláštera kapucín ve Znojme [Die Bibliothek des Kapuzinerklosters in Znaim]. In: ders.: Dejiny moravských klášterních knihoven ve správe Universitní knihovny v Brne [Die Geschichte der mährischen Klosterbibliotheken unter der Verwaltung der Universitätsbibliothek in Brünn]. Brno 1972, S. 213-223

[S. a. die Vorworte zu den Sonderkatalogen in 3.2.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Komers, August: Die Bibliotheken in Znaim, deren Handschriften und seltenen Druckwerke. III. Die Bibliothek des Kapuzinerklosters. In: Notizen-Blatt der historisch-statistischen Sektion der k.k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde (1891) S. 28-30

Stand: Oktober 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.