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Gradska knjiznica Ivan Goran Kovacic

Ivan Goran Kovacic-Stadtbibliothek


Adresse. Ljudevita Šestica 1, 47000 Karlovac
Telefon. (047) 621 033
Telefax. (047) 332 748

Unterhaltsträger. Gradsko poglavarstvo grada Karlovaca [Stadtbehörde der Stadt Karlovac]
Funktion. Öffentliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Belletristik, Nachschlagewerke, Kinder- und Jugendliteratur, Musikliteratur.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-20 Uhr, Samstag 7.30-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Internet-Zugang, CD-ROM.
Gedruckte Informationen. Bilten prinova [Bulletin der Neuerwerbungen]. [erscheint vierteljährlich].
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahn- und Busverbindungen von Zagreb. Von Bahnhof und Busbahnhof Busverbindung bis zum Stadtmarkt, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten) bis zur Bibliothek. - Von Zagreb Autobahn E 65/E 71 bis Karlovac. Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Vorgängerinstitution der heutigen Stadtbibliothek war die 1838 in Karlovac gegründete Illyrische Lesegesellschaft [Ilirsko citanja društvo]. Wie vielerorts in Europa dienten auch die Lesegesellschaften Kroatiens als Treffpunkte der Intellektuellen und Patrioten der Nationalbewegung und darüber hinaus der Pflege des nationalen Schrifttums. Aus dem Protokoll der Gründungssitzung der Lesegesellschaft in Karlovac geht hervor, daß Dragutin Klobucaric, Antun Vakanovic und Ambroz Vranicani zu den ersten Direktoren ernannt wurden. Die Sammlung der Lesegesellschaft war anfangs recht bescheiden. Außer einigen Zeitungen und Zeitschriften umfaßte sie 300 Bücher, die als Schenkungen aus den Privatbibliotheken der Gründer hierher gelangten.

1.2 Die Bibliothek war zunächst in einem Privatgebäude untergebracht, das später zerstört wurde. Der Weg von diesem Gebäude bis zum heutigen Sitz der Bibliothek war lang: 1845 ist sie in das Haus des Kaufmanns Mijo Krešic umgezogen und von dort 1850 in das sogenannte Gebäude Stadt Agram. Hier war die Bibliothek bis 1893 untergebracht, als sie in das neuerrichtete Gebäude Zorin dom (das heutige Theater von Karlovac) zog, wo sie bis 1952 blieb. Die der Bibliothek dann zugewiesenen neuen Räumlichkeiten befanden sich im Gebäude der ersten kroatischen Sparkasse. Erst im Jahre 1974 endete die Odyssee der Bibliothek mit der Errichtung eines Gebäudes, das von

  dem Architekten Mladen
Vodicki und dem damaligen Direktor der Kroatischen National- und Universitätsbibliothek, Matko Rojnic, eigens für sie geplant wurde. Die knappen finanziellen Mittel ließen die Fertigstellung des Neubaus bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu. Fertiggestellt wurde nur ein Drittel des Neubaus (1600 qm), den die Bibliothek 1976 bezog.

1.3 Am 16. November 1910 wurde die Lesegesellschaft umbenannt in Öffentliche Stadtbibliothek und Lesehalle [Gradska javna knjiznica i citaonica]. Im Jahr darauf wurde mit der Erstellung der ersten Kataloge begonnen, die die ältesten und wertvollsten Bücher der Sammlung als Sonderbestand auswiesen. Seit 1963 trägt die Bibliothek den Namen des bedeutenden kroatischen Schriftstellers Ivan Goran Kovacic (1913-1943), der eine zeitlang in Karlovac lebte und das dortige Gymnasium absolvierte. Verschiedene Kriege zogen die Bibliothek immer wieder in Mitleidenschaft. Teile des Bestandes wurden im Ersten und im Zweiten Weltkrieg vernichtet. Im Heimatkrieg (1991-1995) wurden durch Granateneinschläge ca. 5000 Bde vernichtet. Dies betraf jedoch nicht den zuvor evakuierten Rara-Bestand.

1.4 Der Gründungsbestand der Bibliothek von 300 Bdn ist bis heute durch Kauf, Tausch und Schenkungen auf 150.000 Bde, eine reiche Periodikasammlung und vielfältiges audiovisuelles Material angewachsen. Neben der allgemeinen Sammlung wurden Sondersammlungen angelegt: die Regionalkundliche Sammlung, eine Sammlung mit Nachdrucken (Reprints) der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste (HAZU) und die 1976 gegründete Rara-Sammlung, die den gesamten bis 1945 erschienenen Bestand umfaßt.

1.5 Da sich die Bibliothek unter den angesehenen Persönlichkeiten der Stadt größter Beliebtheit erfreute, stellten großzügige Zuwendungen und die Übereignungen von Privatbibliotheken wichtige Zuwachsquellen dar. Umfangreichere Schenkungen verdankt die Bibliothek dem Gymnasialprofessor Stjepan Zugcic (1916; ca. 800 Bücher verschiedener Wissensgebiete), dem Rechtsanwalt Edo Lukinic ( um 1960; Enzyklopädien, Lexika, juristisches Schrifttum), dem Stadtrat und Mitglied der Bibliotheksverwaltung Pavao Frölich ( um 1930), dem Stadtrat Bozo Vinkovic, dem orthodoxen Priester Milan Radeka (1960; ca. 1000 Titel, darunter wertvolle Regionalliteratur) und der bekannten Historikerin Marija Vrbetic (*1914), die ihre Privatbibliothek noch zu Lebzeiten schenkte, sowie weiteren bekannten Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens der Stadt. Auch Büchersammlungen verschiedener Institutionen fielen ihr zu, allen voran die Bestände verschiedener Schulen. Die größte Schenkung machte das Gymnasium in Karlovac (gegr. 1765; mehr als 4000 Lehrbücher und Werke der Schönen Literatur in Deutsch und Latein). Diesem Beispiel folgten die Lehrerschule, die Pädagogische Akademie (1961-1969; ca. 1500 Bde) und Grundschulen aus Karlovac und Umgebung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Von dem 150.000 Bde umfassenden Gesamtbestand entfallen auf den historischen Bestand (bis 1900) ca. 10.000 Bde, die überwiegend aus dem 19. Jh stammen. Drucke vor 1900 werden sowohl mit dem Rara-Bestand aufbewahrt, als auch in der Regionalkundlichen Sammlung.

2.2 Rara-Sammlung. Den Bestand (Drucke bis 1945) bilden vor allem Bücher, die aus privaten Schenkungen oder inkorporierten Bibliotheken stammen. Die Sammlung schließt mehr als 3000 deutschsprachige Bände ein, über deren chronologische Gliederung keine Angaben möglich sind. Eine Untersuchung ergab, daß der Handapparat mit Enzyklopädien, Lexika, Wörterbüchern und Grammatiken am besten erhalten ist.

 Inhaltlich dominieren Werke zu
Philosophie, Geschichte, Theologie, Naturwissenschaften sowie Klassische Literatur und Lehrbücher. Erwähnenswert sind u. a. Mariä Theresiä ...peinliche Gerichtsordnung (Wien: Trattner 1769), Johannes Walch, Ein philosophischer und chemischer Tractat, genannt: Der kleine Baur (Straßburg: Eberhard Zetzner 1658), C. P. Funke, Neues Real-Schullexikon (Teil 5, Wien und Prag 1807), Joseph Schemerl, Ausführliche Anweisung zur Entwerfung ...dauerhafter, und bequemer Straßen (Teil 1, Wien 1807), Bartholomaeus Caepollo, Tractatus de servitutibus (Lausanne 1737) sowie H. Jordan, Capitol, Forum und Sacra Via in Rom (Berlin 1881). Hinzu kommen geschichtliche und geographische Atlanten (z. B. Neuer Atlas über die ganze Welt, Nürnberg 1714).

2.3 Regionalkundliche Sammlung. Die Sammlung bilden Bücher über Karlovac, darunter auch solche aus dem Bestand der ehemaligen Illyrischen Lesegesellschaft. Sie schließt u. a. eine nicht bekannte Zahl deutscher Titel des 19. Jhs ein, darunter Julius Franz Fras, Merkwürdigkeiten der Karlstadter Militärgrenze (Karlovac 1830) und Geschichte Julius Caesars (Wien 1865); Karl Grosse, Geschichte der spanischen Revolution (Zwickau 1838) und Samuel Klein, Handbuch der Geschichte von Ungarn (Leipzig 1833). Bei der Zeitschrift Der Pilger (1841-1848), die in Karlovac gedruckt wurde, handelt es sich um die älteste periodische Veröffentlichung Kroatiens zum Thema Ökonomie. Die am häufigsten vorkommenden Druckorte Deutschlands, Kroatiens, Österreichs und Tschechiens sind Leipzig, Wien, Stuttgart, Praha [Prag], Berlin, Hamburg, Köln, Straßburg, Zagreb [Agram], Hannover und Jena. Die größte Bestandsdichte haben Germanica, die vom 17. bis zum 19. Jh erschienen sind.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[nach UDK]

[beide hschr. und mschr., in Heftform und ab 1947 in Zettelform]

EDV-Katalog (CROLIST)

[erfaßt den gesamten ausleihbaren Bestand ab 1994; der Altbestand ist noch nicht retrospektiv erschlossen]

3.2 Historischer Katalog

Katalog der Illyrischen Lesegesellschaft

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Dukovcic-Jakšic, Ljubomir: Prilog za istoriju prvih narodnih citaonica u Hrvatskoj [Ein Beitrag zur Geschichte der ersten Volkslesehallen in Kroatien]. In: Bibliotekar [Der Bibliothekar] 10 (1958) S. 307-312

Šantic, Špiro: Kroz 120 godina [Durch 120 Jahre]. In: Karlovacki tjednik [Wochenschau von Karlovac], 10. Juni 1958

Ott, Ivo: Osvrt na jedan raniji jubilej citaonice [Besprechung des vergangenen Jubiläums der Lesehalle]. In: Karlovacki tjednik, 7. Februar 1968

Radovinovic, Milica: Nova zgrada Gradske biblioteke Ivan Goran Kovacic [Der Neubau der Ivan Goran Kovacic-Stadtbibliothek]. In: Vjesnik bibliotekara Hrvatske [Mitteilungen der Bibliothekare Kroatiens] 22 (1976) S. 55-57

Trzok, Ivo: Karlovacki zbornik 1878-1978 [Sammelschrift über Karlovac 1878-1978]. Karlovac 1979

Eleta, Nada: Od Ilirskog citanja društva do Gradske knjiznice I. G. Kovacic u Karlovacu [Von der Illyrischen Lesegesellschaft zur I. G. Kovacic-Stadtbibliothek in Karlovac]. In: Citaonicki i knjiznicni pokret u Hrvatskoj 19. i 20. stoljece [Die Lesehallen- und Bibliotheksbewegung in Kroatien im 19. und 20. Jahrhundert]. Pula 1996, S. 59-65

Eleta, Nada; Jurkovic, Ivan: Gradska knjiznica I. G. Kovacica 1838-1998 [Die Ivan Goran Kovacic-Stadtbibliothek 1838-1998]. Karlovac 1998

Stand: Mai 2000

Nada Eleta


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.