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Karmelitenbibliothek

Adresse. Albrechtsgasse 20, 94315 Straubing [Karte]
Telefon. (09421) 8437-0
Telefax. (09421) 8437-35
Bibliothekssigel. <AKThB 150>

Unterhaltsträger. Karmelitenkloster Straubing
Funktion. Klosterbibliothek, auch für auswärtige Benutzer zugänglich.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologische Fächer. 2. Besonderes Sammelgebiet: Carmelitana.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). A 3, Ausfahrt Straubing. Parkmöglichkeit vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek entstand mit Gründung des Karmelitenklosters im Jahre 1368. Es ist unbekannt, welche Hss. die Karmeliten bei ihrer Übersiedlung von Regensburg nach Straubing mitbrachten. Ein Bibliotheksverzeichnis aus dem Jahre 1414, das anläßlich einer Visitation des Konvents zusammengestellt wurde, weist 176 Nummern auf. Da Karmeliten an vielen europäischen Universitäten studierten ( z. B. in Wien, Köln, Erfurt und Heidelberg), machten den Hauptzuwachs in der zweiten Hälfte des 15. Jhs Inkunabeln aus, die an den Studienorten erworben wurden oder durch Schenkungen in die Bibliothek kamen.

1.2 Nach Einführung der Tourainer Reform (1649) einer ordensinternen Reformbewegung, die von der französischen Provinz Touraine ausgegangen war vergrößerte sich der Buchbestand kontinuierlich. Erwähnenswert sind die Stiftungen der Ärzte Johann Franz Hirschauer und Andreas Philipp Haigell; auch im heutigen Bestand finden sich noch einige medizinische Werke. Paul Ruf ( s. u. 4) schätzt den Gesamtbestand bei der Säkularisation des Klosters 1802 auf 15.000 Bde.

1.3 Die Karmelitenbibliothek wurde vom Bayerischen Staat 1803 in die neueingerichtete Provinzialbibliothek Straubing überführt, die ihrerseits schon 1820 der Bibliothek des Straubinger Gymnasiums einverleibt wurde. 1909 gab das Gymnasium Reste der alten Karmelitenbibliothek an den 1841 wiedererrichteten Karmelitenkonvent Straubing zurück, da der Bayerische Staat durch Tauschvertrag vom 28. Juni 1904 den Gemüsegarten des Klosters als Baugelände für das Gymnasium erworben hatte. Vor der Rückgabe an den Orden entnahm die Hof- und Staatsbibliothek München die besten Stücke. Nach den Verzeichnissen wurden den Karmeliten ca. 500 Werke zurückgegeben, darunter ca. 150 Inkunabeln. Sie bilden den Grundstock des historischen Bestandes der heutigen Karmelitenbibliothek. Verschiedene Schenkungen und Erwerbungen kamen hinzu, so 1911 vom Karmelitenkonvent Bamberg (1600 Bde), 1948 vom Benefiziaten Johann Nepomuk Edenhofer (1884-1948) und 1957 von Pfarrer Johann Nepomuk Heigl (1876-1963) aus Oberschneiding.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 30.000 Bdn beträgt der historische Bestand 146 Inkunabeln und 9801 Titel aus dem 16. bis 19. Jh, davon 328 aus dem 16. Jh, 811 aus dem 17. Jh, 3152 aus dem 18. Jh und 5510 aus dem 19. Jh. Die Zählung erfolgte anhand des Standortkataloges. Die Bücher sind innerhalb der Gruppen nach dem Numerus currens aufgestellt. Sprachlich verteilt sich der Bestand auf 6925 deutsche, 2492 lateinische, 127 französische, 98 englische und 159 anderssprachige Titel.

2.2 Der Bestand ist in 42 Fachgruppen gegliedert. Davon entfallen 22 auf theologische Fächer, z. T. mit Unterteilungen.

2.3 Die früheste Inkunabel ist das Rudimentum novitiorum (Lübeck: Lukas Brandis 1475). Mit mehreren Werken ist der Karmelit Baptista Mantuanus vertreten (3 Titel Venedig: Jacobus Pentius 1499, eine Werkausgabe o. O. 1499). Weitere Druckorte sind: Augsburg (5), Basel (9), Bologna (3), Brescia (1), Ferrara (1), Hagenau (2), Ingolstadt (1), Löwen (1), Mainz (1), Memmingen (2), Nürnberg (25), Paris (1), Reutlingen (4), Rom (1), Speyer (3), Straßburg (20), Tübingen (1), Ulm (4) und Venedig (24).

2.4 Umfangreich sind die Untergruppen der Praktischen Theologie. Es sind ca. 1100 Predigtbücher vorhanden, u. a. von Johannes Eck (5), Jeremias Drexel (13), Paul Segnerus SJ und dem Karmeliten Josephus a Virgine Maria und Leo a S. Laurentio. Jesuitenprediger sind überdurchschnittlich vertreten. Einen weiteren Schwerpunkt bilden ca. 1120 aszetische Titel, überwiegend Gebet- und Betrachtungsbücher. Es folgen Liturgik mit 350 Titeln, Moraltheologie mit 130, Kirchenrecht mit 230 und Katechetik mit 280. Unter den Titeln des 16. Jhs findet sich eine Reihe kontroverstheologischer Autoren, darunter der Franziskanerobservant Casper Schatzger (Schatzgeyer).

2.5 Viele Titel lateinischer und griechischer Autoren, auch zahlreiche deutsche Dramentexte stammen aus der Zeit und dem Bestand der Gymnasialbibliothek. Zu letzteren seien genannt das Theater der Deutschen (Berlin und Leipzig 1766 ff.) und die Deutsche Schaubühne (Augsburg 1789 ff.). Schuldramen sind nicht vorhanden.

2.6 Als Sondersammlung sind die Carmelitana aufgestellt. Es handelt sich um den Orden der Karmeliten betreffende und die von Karmeliten verfaßte Literatur, darunter Werke der Theologen Thomas Waldensis, Johannes da Sylveira, aber auch lateinische Übersetzungen der Werke der Hl. Theresia aus dem 16. und 17. Jh. Dazu kommen moraltheologische Werke aus dem 18. Jh.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Schlagwort-Katalog

[in Zettelform]

Standort-Katalog [in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus librorum bibliothecae Carmelitanae Straubinganae, [...] Conscriptvs anno qvadringentesimo sic saecvlo quarto, qvo decor carmeli stravbingae viget, ac deo dante, assiduo vere ibi virescet. Summa 1768 [BSB München: Cbm. Cat. 766]

Catalogus librorum medicorum Andreae Haigell. Catalogus librorum medicorum et non medicorum Fr. Joannis ab Immaculata Conceptione. Specificatio librorum detentorum olim in camera patris Feliciani concionatoris, nunc P. Henrici [3 Kataloge; BSB München: Cbm. Cat. 767]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Deckert, Adalbert: Inventar des Straubinger Karmelitenklosters vom Jahre 1414. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing 59 (1956) S. 36-60

Ruf, Paul: Säkularisation und Bayerische Staatsbibliothek. Bd 1, Die Bibliotheken der Mendikanten und Theatiner (1799-1802). Wiesbaden 1962, S. 520-531

Deckert, Adalbert: Bibliothekskatalog des Straubinger Karmelitenklosters von 1414. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing 68 (1965) S. 84-93

Deckert, Adalbert: Karmel in Straubing. Rom 1968, S. 251-255

Ineichen-Eder, Christine Elisabeth: Mittelalterliche Bibliothekskataloge. Bd 4, Teil 1 (Bistümer Passau und Regensburg). München 1977, S. 504-513

Huber, Alfons: Die Bibliothek des Straubinger Karmelitenklosters im Mittelalter. In: Regensburg im Mittelalter (Ausstellung 1990). Regensburg 1990, S. 287-289

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Huber, Alfons; Prammer, Johannes: Handschriften und alte Drucke aus der Karmelitenbibliothek Straubing. Ausstellung Gäubodenmuseum Straubing, 14. Mai 29. Juni 1986. Straubing 1986 (Kataloge des Gäubodenmuseums 7)

Stand: September 1994

P. Matthäus Hösler OCist


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.