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Bibliothek des Karmelitenklosters

Adresse. Landstr. 33, 4020 Linz [Karte]
Telefon. (0732) 77 02 17

Unterhaltsträger. Karmelitenkloster Linz
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Geschichte, Philosophie, Linguistik, Klassische Literatur, Recht, Medizin. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Carmelitana.
Benutzungsmöglichkeiten. Nur in Ausnahmefällen nach Rücksprache mit dem Oberen des Klosters. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benützer. Straßenbahnlinien 1 und 3 bis Station Mozartkreuzung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Linzer Karmelitenkloster wurde 1674 von Baron Franz Ernst Kaiserstein (1639-1710), der später als Pater Ildefons im Orden wirkte, gestiftet. Gleichzeitig dürfte auch der Grundstein zu einer Bibliothek gelegt worden sein. Die eigentliche Einrichtung einer Bibliothek ist für das Jahr 1681 dokumentiert. 1682 stifteten Wohltäter 460 Gulden für die Ausstattung der Bibliotheksräume und einige hundert Gulden für den Bücherankauf.

1.2 Nach der Teilung der deutschen Ordensprovinz in eine deutsche und eine österreichische (1701) erfolgte im Mai 1703 auf Beschluß der Provinzleitung die Registrierung und Ordnung der Buchbestände der Provincia S. Leopoldi, besonders die der Konvente Linz und Graz. Da sich der bisherige Bibliotheksraum als zu klein erwies, wurde 1733 begonnen, über dem Kreuzgang einige Räume für die Unterbringung der Bücher zu adaptieren. Prior Martin von der hl. Anna (reg. 1733-1736) sorgte für den Ankauf von Büchern, darunter ein Bullarium Romanum, Werke von Anaklet Reiffenstuel und kirchenrechtliche Literatur. Zwei kostbare, mit vergoldeten und versilberten Kupferbeschlägen versehene Missale wurden für den gottesdienstlichen Gebrauch angeschafft. Für eine völlige Neugestaltung der Bibliothek im von der Pforte zum Krankenhaus führenden Trakt spendeten verschiedene Gönner 250 Gulden, das Ordensdefinitorium 50 Gulden und der Magistrat Linz 4000 Ziegel.

1.3 Da während der Besetzung der Stadt Linz durch die Bayern und Franzosen im Jahre 1742 auch Bücher vernichtet oder twendet worden waren, kaufte der Konvent 1743 ein neues Bullarium Romanum, alle Werke des Laurentius Surius, 40 Bde der von den Bollandisten herausgegebenen Acta Sanctorum, 13 Bde der griechisch-lateinischen Gesamtausgabe (Mauriner-Ausgabe) der Werke des Johannes Chrysostomus sowie 16 kanonische Kodizes für die Lektoren. Für den Konventsgebrauch wurden 230 Exemplare des Werkes Signum Salutis von P. Raphael angeschafft. 1747 erfolgte ein umfangreicher Bücherankauf zu den Gebieten Patristik, Kanonisches Recht, Spekulative Theologie, Moraltheologie, Kirchengeschichte, Scriptores Carmelitarum und Katechetik. Angeschafft wurden ferner auch Heiligenlegenden, Bücher für Spiritualität und aszetische Schulung. Dazu kamen Einführungen und Kommentare zur Exegese des Alten und Neuen Testaments, zu dogmatischen Sachgebieten und zur Philosophie, 47 Werke von Predigern sowie Lexika und Miscellanea. Die ursprüngliche Summe von 800 Gulden für den Ankauf von Büchern erhöhte sich auf 1484 Gulden. 1758 kamen weitere 20 Bde durch Kauf hinzu, deren Titel in der Karmelitenchronik genau angeführt sind. 1824 umfaßte die Bibliothek ca. 10.000 Bde. Karmelitenkloster

1.4 Während des Zweiten Weltkrieges waren die Bücher ausgelagert, da der große Bibliotheksraum im zweiten Stockwerk zur Aufnahme verschiedener Ämter herangezogen wurde. In den Jahren 1961 bis 1963 erfolgte die Anlage eines Verfasser- und eines Nummernkataloges. Die nach Sachgebieten angeordnete Büchersammlung besteht heute aus einer alten Bibliothek mit Werken aus der Zeit vor 1800 und einer neuen Bibliothek. Sie zählt zu den wertvollsten der Stadt Linz. 1987 wurde eine Handbibliothek für neuere theologische und karmelitische Literatur aus der Hauptbibliothek ausgegliedert. 1991 kam es zur Einrichtung einer kleinen Bücherei mit spiritueller Literatur (neuere Werke) im Karmelzentrum, einem Ort zur Vertiefung des geistigen Lebens.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 14.779 Titeln liegen aus der Zeit bis 1900 7047 Titel vor, von denen 131 auf das 16. Jh, 1330 auf das 17. Jh, 2247 auf das 18. Jh und 4024 auf das 19. Jh tfallen. Die Zahlenangaben basieren auf der Titelzählung anhand des Kataloges.

2.2 4793 Titel sind deutsch (16. Jh 13, 17. Jh 247, 18. Jh 975, 19. Jh 3558), 2815 lateinisch (16. Jh 115, 17. Jh 1047, 18. Jh 1239, 19. Jh 414), 76 italienisch (16. Jh 3, 17. Jh 27, 18. Jh 25, 19. Jh 21), 29 französisch (17. Jh 5, 18. Jh 5, 19. Jh 19), 9 spanisch (17. Jh 4, 18. Jh 3, 19. Jh 2), 3 englisch (19. Jh), 7 (19. Jh) entfallen auf sonstige Sprachen.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bereich Sacra Scriptura et Exegesis umfaßt 349 Titel: 8 aus dem 16. Jh, 61 aus dem 17. Jh, 116 aus dem 18. Jh, 164 aus dem 19. Jh (147 deutsch, 197 lateinisch). Die Kirchenväterliteratur ist mit 93 Titeln (20 deutsch, 73 lateinisch) vertreten, von denen 2 aus dem 16. Jh, 24 aus dem 17. Jh, 32 aus dem 18. Jh und 35 aus dem 19. Jh stammen. 735 Titel (9 aus dem 16. Jh, 136 aus dem 17. Jh, 229 aus dem 18. Jh, 361 aus dem 19. Jh) entfallen auf Theologia Dogmatica. Es finden sich u. a. Ausgaben und Kommentare von Thomas von Aquin aus dem 17. Jh. Die deutschsprachigen (389) und lateinischen Titel (345) halten einander annähernd die Waage.

2.4 479 Titel sind zur Theologia moralis et pastoralis vorhanden (3 aus dem 16. Jh, 80 aus dem 17. Jh, 165 aus dem 18. Jh und 231 aus dem 19. Jh), darunter Johannes Pontas' Dictionarium Casuum Conscientiae (1738) und Quaestiones morales theologicae (1664) von Leander de Sanctissimo Sacramento. Die Abteilung setzt sich ausschließlich aus deutschen (149) und lateinischen (329) Drucken zusammen. 551 Titel (105 deutsch, 446 lateinisch) entfallen auf Jus canonici et civilis. Auffallend ist der hohe Anteil an Drucken des 16. und 17. Jhs (269), darunter Mathias Colerus' Tractatus de processibus (Jena 1586) sowie verschiedene Dekretalien. 173 Titel liegen aus dem 18. Jh vor, 109 aus dem 19. Jh.

2.5 Mit 1213 Titeln (10 aus dem 16. Jh, 172 aus dem 17. Jh, 455 aus dem 18. Jh, 576 aus dem 19. Jh) sind die Conciones (Homiletik, Predigtbücher) die am zweitstärksten vertretene Bestandsgruppe. Die deutschsprachigen Werke (903) dominieren gegenüber den lateinischen (304 Titel), 6 Titel sind italienisch. Noch umfangreicher präsentiert sich die Aszetik (Spiritualität) mit 1608 Titeln, davon 1161 in deutscher und 440 in lateinischer Sprache. Die Schwerpunkte liegen bei den Drucken des 18. und 19. Jhs (515 bzw. 809 Titel). 17 Prozent des historischen Bestandes (284 Titel) entstammen dem 16. und 17. Jh. Weitere 481 Titel entfallen auf Heiligenbiographien (3 aus dem 16. Jh, 53 aus dem 17. Jh, 73 aus dem 18. Jh, 352 aus dem 19. Jh), darunter die Acta Sanctorum des Johannes Bollandus (1734 ff.). Die Vitae Sanctorum sind mit 339 Titeln überwiegend deutsch; 68 sind lateinisch, 10 italienisch.

2.6 Der theologische Bereich enthält ferner 442 Titel zur Historia ecclesiastica (7 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh, 70 aus dem 18. Jh und 325 aus dem 19. Jh). Die Drucke sind fast ausschließlich deutsch (327) und lateinisch (105). Vorhanden sind u. a. Caspar Hedions Historia ecclesiastica (deutsch, Frankfurt 1572), die Historia ecclesiastica von Claude Fleury (1758 ff.) und Odorico Raynaldos Annales ecclesiastici (1747).

2.7 Bei den nicht-theologischen Werken ist die Klassische Literatur mit 600 Titeln (2 aus dem 16. Jh, 74 aus dem 17. Jh, 98 aus dem 18. Jh, 426 aus dem 19. Jh) am umfangreichsten vertreten. Es handelt sich um 470 deutsche, 11 lateinische, 11 italienische und 7 französische Classici, Linguistica und Poetica, hinzu kommt ein englischer Titel. Von den frühen Drucken sei Wolfgang Schönsleders Apparatus eloquentiae (Frankfurt 1619) erwähnt.

2.8 Zum Bereich Historia profana et Geographia sind 410 Titel vorhanden (10 aus dem 16. Jh, 74 aus dem 17. Jh, 100 aus dem 18. Jh, 226 aus dem 19. Jh). 267 Drucke sind deutsch, darunter die Historien und Bücher des Flavius Josephus (1574) und Edmund Pocks Historisch-Chronologisch-Geographische Tabellen (1750), 108 sind lateinisch, 27 italienisch. 108 Titel, sämtlich aus dem 19. Jh und in deutscher Sprache, sind Miscellanea.

2.9 175 Titel (138 deutsche, 33 lateinische, 3 italienische) gehören vorwiegend zum Gebiet Ars medicinae (u. a. Johann Schröders Arzney-Schatz, 1746), einige betreffen Naturwissenschaften. Zur Chemie sind u. a. Johann Christian Zimmermanns Grundsätze der theoretischen practischen Chemie (1755) vorhanden. Aus dem 16. Jh finden sich 2 Werke, aus dem 17. Jh 23, aus dem 18. Jh 51 und aus dem 19. Jh 99. Etwa gleich umfangreich ist der Altbestand zur Philosophie. Von 171 Drucken sind 2 im 16. Jh, 30 im 17. Jh, 45 im 18. Jh und 94 im 19. Jh erschienen. Hervorgehoben seien Ambrosius Lezard de Belliquadros Cursus Philosophicus (Turin 1664) und Ludwig Babenstubers Philosophia thomistica salisburgensis (Augsburg 1724).

Sondersammlung

2.10 318 Titel (134 deutsch, 166 lateinisch) sind Carmelitana, d. h. Werke von oder über die Ordensheiligen, Literatur zur Geschichte und Spiritualität des Karmels sowie Werke karmelitanischer Autoren (bis zum 18. Jh). 83 stammen aus dem 17. Jh, 125 aus dem 18. Jh und 109 aus dem 19. Jh. Vertreten sind verschiedene Ausgaben der Werke der Ordenseltern Teresa von Jesus und Johannes vom Kreuz, des Cursus theologicus der Salmaticenser (Spätscholastik der spanischen Karmeliten) und wichtiger karmelitanischer Schriftsteller, z. B. Thomas von Jesus, Joannes a Jesu Maria Calaguris, Joseph a Spiritu Sancto und Antonius a Spiritu Sancto.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autorenkatalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Signaturenkatalog

[in Zettelform; sachgebundener Standortkatalog]

3.2 Historischer Katalog

Autorenkatalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln; geführt 1909 bis 1961]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Chronik des Linzer Karmelitenkonvents [im Klosterarchiv, gibt Auskunft über Bücherankauf]

4.2 Darstellungen

Ardelt, Rudolf: 300 Jahre Karmeliten in Linz. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1973/1974) S. 20-22

Stand: März 1992

Br. Benno M. Skala OCD


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.