FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Föszékesegyházi Könyvtár

Kathedralbibliothek


Adresse. Pázmány Péter u. 2, H-2500 Esztergom
Telefon. (033) 311-891
Telefax. (033) 311-085

Unterhaltsträger. Érseki Fohatóság Esztergom-Budapest [Erzbischöfliches Ordinariat Esztergom-Budapest]
Funktion. Öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und sämtliche die Kirche betreffende Literatur.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, Computer, Schreibmaschinen.
Gedruckte Informationen. Library of the Esztergom Cathedral. Esztergom 1989.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. - Bahnverbindung vom Budapester West-Bahnhof. Busverbindung vom Bahnhof und Busbahnhof (Linie 1) bis Haltestelle Bibliotheca. - Mit dem PKW von Budapest auf der Hauptstraße 11 entlang der Donau, oder auf der Hauptstraße 10 bis Dorog und von dort weiter auf der Hauptstraße 11. Keine Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Festung und Stadt Gran war die wichtigste Siedlung im frühmittelalterlichen Ungarn. Die anstelle des römischen Kastells errichtete Festung bildete den Mittelpunkt des ungarischen Fürstentums. Im Jahre 1001 wurde hier der erste König der Ungarn, Stephan der Heilige, gekrönt, der noch im selben Jahr das Erzbistum gründete. Die Stadt verlor an Bedeutung, als 1256 der königliche Hof nach Buda [Ofen] zog, blieb aber durch ihre Privilegien und ihr einflußreiches Bürgertum auch weiterhin eine der wichtigsten Siedlungen. Mit der Schlacht bei Mohács (1526), als Suleiman der Große das ungarische Heer vernichtend schlug, begann die 150jährige türkische Herrschaft in Ungarn. Die mittelalterliche Geschichte Grans endete am 10. August 1543, als die Türken die Festung und die Stadt eroberten, die bis 1683 (mit einer Unterbrechung von 1594 bis 1605) unter türkischer Herrschaft blieb. Der Erzbischof von Gran und sein Kapitel mußten fliehen. Der Bestand der mittelalterlichen Bibliothek der Erzdiözese wurde 1543 teils zerstört, teils zerstreut. Nur zwei Bände sind in der heutigen Kathedralbibliothek erhalten, der Rest befindet sich in ausländischen Bibliotheken, so u. a. in der Österreichischen Nationalbibliothek, in der Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten (Schottenstift) und im Diözesanarchiv in Wien und in der Universitätsbibliothek Bologna.

1.2 Dasselbe Los teilten die Privatbibliotheken der Erzbischöfe und Domherren von Gran sowie die Buchsammlung des Collegium Christi, eine Institution des Domkapitels, die Auslandsstipendien an begabte Studenten vergab. Nur ein Schulbuch des Erzbischofs László Szalkay, der 1526 in der Schlacht bei Mohács fiel, ist noch im Besitz der Bibliothek (Sign. Ms II 395). Der größte Teil der Kodizes, die die Erzbischöfe besaßen, wurde ins Ausland gebracht, so auch die Handschriften von János Vitéz (1442-1472), die sein Nachfolger Johann Beckensloer, der erste geheime Kanzler von König Matthias Corvinus, 1476 mitnahm, als er die Flucht zum deutschen Kaiser Friedrich III. antrat. Als Vorbesitzer der Bestände der erzbischöflichen Bibliotheken sind Tamás Bakócz (†1521; zahlreiche Einträge), János Kanizsay († 1418), György Pálóczy (†1439) und György Szathmári (1457-1524) nachgewiesen. Auch diese Teilsammlungen befinden sich meist in ausländischen Bibliotheken.

1.3 Von 1543 bis 1820 befand sich das Kapitel in Trnava [Tyrnau, Nagyszombat], während die Erzbischöfe ab dem 17. Jh in Bratislava [Preßburg, Pozsony] residierten. Die Stadtkirche des Hl. Nikolaus in Tyrnau war von dieser Zeit an die Ecclesia Strigoniensis. Wahrscheinlich wurde auch eine neue Bibliothek gegründet, da die zur Verfügung stehenden Quellen den Transfer des alten Buchbestandes in die Exilorte nicht bestätigen. Die wenigen Bücher, die mitgenommen werden konnten, sind liturgische Werke und werden in den Inventaren des 16. Jhs in Preßburg und Tyrnau erwähnt. Beim Tode des Erzbischofs Miklós Oláh, am 1. Januar 1568, wurde ein Inventar des Vermögens der Domkirche erstellt, das die Eintragung Libri diversi magni et parvi 44 enthält. Über den Umfang des Bestandes zu Anfang des 17. Jhs sind keine Angaben vorhanden.

1.4 Aufgrund eines Beschlusses der Tyrnauer Synode wurde 1611 eine selbständige Kapitelbibliothek in Tyrnau errichtet. Gleichzeitig wurden die Bücher des Erzbischofs Ferenc Forgách (†1613) und seiner Amtsnachfolger gesondert aufgestellt. Die bisherige Erzdiözesanbibliothek wurde zur Erzbischöflichen Bibliothek umbenannt, die diese Sammlungen aufnahm und bis 1853 in Tyrnau in einem eigenen Raum aufbewahrt wurde. Ein königliches Dekret von 1625 verordnete, daß die Bücher der verstorbenen Bischöfe - dem Konzilsbeschluß von Tyrnau gemäß - in die Kapitelbibliothek aufgenommen werden sollten. Dieser Beschluß wurde jedoch nicht konsequent befolgt.

1.5 Der Erzbischof György Lippai (1600-1666) vergrößerte den Bestand 1642 durch den Ankauf einer Fugger-Bibliothek. Raimund Fugger d. J. (1528-1569) starb kinderlos. Seine Bibliothek erbte sein Neffe Anton sen. (1552-1616) aus dem Zweig Kirchenberg-Weissenhorn. Die Bücher aus seiner Sammlung tragen das Exlibris Anthoni Fugger 1586 (z. T. auch ohne Jahreszahl). Antons Sohn Raimund Heinrich (1616-1656) gab seinem Stiefvater Johann Othmar Dettlingen die Erlaubnis, die Bücher zu verkaufen. Die aus 1681 Bdn bestehende Sammlung kaufte György Lippai für 3300 Golddukaten in Wien. Zum großen Teil handelte es sich um Literatur zur Rechtsphilosophie, Theologie und Geschichte, in geringerem Umfang sind Werke der Astronomie und Alchemie vertreten. Die nun annähernd 3000 Bde umfassende Kapitelbibliothek wurde unter Erzbischof György Szelepcsényi (†1685) durch einen Systematischen Katalog erschlossen, der 1674 fertiggestellt wurde (s. u. 3.2). Zwei Jahre später stand auch der Alphabetische Katalog zur Verfügung (s. u. 3.2). Erzbischof Szelepcsényi hinterließ seine Privatbibliothek - gemäß dem königlichen Dekret von 1625 - testamentarisch dem Domkapitel.

1.6 Obwohl die vereinten europäischen christlichen Armeen die Festung Gran schon 1683 von den Türken befreiten, konnte der Erzbischof erst 1820 in seine Residenz zurückkehren. In der Residenz in Preßburg hatte Erzbischof Ferenc Barkóczy (1761-1765) eine weitere Erzbischöfliche Bibliothek gegründet. Diese Sammlung erfuhr einen nennenswerten Zuwachs durch die Inkorporierung der Privatbibliothek von Erzbischof József Batthyány (1776-1799).

1.7 Die Kathedralbibliothek existiert in ihrer heutigen Form seit 1853 und ist im eigens von József Hild entworfenen und gebauten Gebäude untergebracht. Sie setzt sich zusammen aus der ehemaligen Erzbischöflichen Bibliothek und der Kapitelbibliothek, die 1853 aus Tyrnau zurückkehrten, sowie der Erzbischöflichen Bibliothek, die 1920 aus Preßburg nach Gran gebracht wurde. Nach 1867 wurde der Bestand nicht mehr durch Bücher aus dem Nachlaß der Erzbischöfe vermehrt, da Kardinal János Simor (1867-1891) bei seinem Amtsantritt im Bischofspalais eine separate Erzbischöfliche Bibliothek gegründet hatte, die heutige Erzbischöfliche Simor-Bibliothek [Érseki Simor Könyvtár]

 (s. Eintrag dort).
Der Büchernachlaß der Kanoniker wurde jedoch auch weiterhin der Kathedralbibliothek übergeben. Unter den von den Domherren übernommenen Bibliotheken ist die des Lázár Kantz (†1881) von besonderer Bedeutung. Durch seine Sammlung, die 1420 Bde in Prunkeinbänden umfaßte, wurde die Kathedralbibliothek um wichtige Werke der deutschen Literatur bereichert. Erwähnenswert ist ferner die Miscellanea-Sammlung (1200 Bde) des Domherren Stefan Majer (1813-1893), die er ab 1866 gesammelt hatte.

1.8 Das Inventar von 1948 (s. u. 3.1 ) verzeichnet unter dem Vermerk post invasionem Russicam reperiri non potuerunt einen Verlust von 33 Inkunabeln und 20 Titeln aus dem 16. Jh. Der Bestand konnte in den vergangenen Jahrzehnten durch Schenkungen von Privatbibliotheken, durch die Übernahme von Dubletten oder durch Tausch erweitert werden. Heute kommt den Nachlässen wieder besondere Bedeutung zu, da die finanziellen Möglichkeiten den Ankauf nur in bescheidenem Umfang ermöglichen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Unter den ungarischen kirchlichen Bibliotheken ist die Kathedralbibliothek nach der Bibliothek der Erzabtei [Foapátsági Könyvtár] in Pannonhalma (s. Eintrag dort) die zweitgrößte. Sie enthält 44 Hss. aus dem Mittelalter und mehr als 250.000 Einheiten Drucke, darunter 290 Inkunabeln, ein Altungarischer Bestand von 490 Bdn, ca. 1200 Zeitschriftentitel, 350 Landkarten und zahlreiche wertvolle Stiche.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand der Bibliothek umfaßt 290 Titel Inkunabeln, aus dem 16. Jh sind 2041 Titel vorhanden, aus dem 17. Jh 9570, aus dem 18. Jh 27.550 und aus dem 19. Jh 22.794.

2.3 Während die Inkunabeln fast ausschließlich in Latein vorliegen (u. a. aus Nürnberg, Köln, Ulm, Leipzig), sind im Bestand aus dem 16. Jh darüber hinaus Werke in Deutsch und Italienisch vertreten. Der Bestand aus dem 17. Jh verteilt sich auf 6206 lateinische Titel, 2784 deutschsprachige und 580 in sonstigen Sprachen. Im Bestand aus dem 18. Jh steht Deutsch mit 15.080 Titeln (davon 406 in Ungarn erschienen) an erster Stelle, in Latein sind 11.194 vorhanden, in sonstigen Sprachen 1276. Aus dem 19. Jh stammen 19.952 deutschsprachige Titel (davon 754 in Ungarn erschienen), ferner 2552 lateinische und 290 in sonstigen Sprachen. Bei den Germanica ergibt sich eine Gesamtzahl von ca. 37.850 deutschsprachigen Titeln. Die Zahl der im deutschen Sprachgebiet in anderen Sprachen erschienenen Drucke ist nicht bekannt.

Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand setzt sich vorwiegend aus Werken der Theologie und religiösen Schriften zusammen, enthält aber aufgrund einer nicht systematischen Erwerbung in früheren Zeiten sowie durch Geschenke, Spenden und Nachlässe auch Literatur anderer Gebiete. Die Bestandsbeschreibung basiert auf dem Catalogus Generalis Librorum Bibliothecae E.M.S. (s. u. 3.2 ), der den Bestand in 36 Fachgruppen gliedert und durch einen Index Alphabeticus ergänzt wird. Ende des 19. Jhs entstanden, ermöglicht er einen Überblick über den Bestand des 16. bis 19. Jhs. Er verzeichnet für das 16. Jh 2089 Titel, für das 17. Jh 4072, für das 18. Jh 12.823 und für das 19. Jh 17.959 (insgesamt 36.943 Titel). Bei der Klassifikation wurden die Titel oft mehreren Klassen zugeordnet, z. B. Ordensregeln unter Ascetica, Historia ecclesiastica und Ius ecclesiasticum.

2.5 Das Fach Hierographia (615 Titel) enthält mehr als 300 Ausgaben der Bibel in verschiedenen Sprachen. Am zahlreichsten sind Bibeln in lateinischer, deutscher und ungarischer Sprache vorhanden, aber auch hebräische, böhmische und slowakische sowie arabische, russische und dalmatinische Ausgaben finden sich in der Sammlung. Luthers Bibelübersetzung ist in mehreren Ausgaben vorhanden (Wittenberg 1560; Frankfurt 1569, 1577).

2.6 Unter Hermeneutica wurden 721 bibelwissenschaftliche Titel eingeordnet, darunter Bibelkommentare von Hieronymus (1537), Origenes, Beda und Lucas Osiander. Hervorzuheben sind Martin Luthers Opera omnia (Wittenberg 1545) und In primum librum Mose enarrationes (Wittenberg 1544). Die Heilige Schrift Neuen Testaments nach der Übersetzung ... Martin Luthers ... dann neue ... Summarien ... Anmerkungen (Tübingen 1729) stammt von Johann Christian Klemm. Bedeutende exegetische Werke liegen von Augustin Calmet vor, ferner der Titel Epistolarum libri quatuor (Basel 1536) von Johannes Oecolampadius und Ulrich Zwingli. Das Fach Synodica thält 294 Publikationen von Synoden- und Konzilienmaterialien.

2.7 Einen wertvollen Bestand stellt mit 498 Titeln das Fach Patrologia dar. Die griechischen und lateinischen Kirchenväter (u. a. Augustinus, Hieronymus, Bernhard und Johannes Chrysostomus) sind mit ihren Werken vertreten, hinzu kommen Darstellungen ihres Wirkens. Bestandsbeispiele sind Ambrosius, Commentarii in omnes divi Pauli epistolas, ex restitutione D. Erasmi ... recogniti (Köln 1530) und Basilius Magnus, Opera Graeca (Basel 1551). Jacques Paul Mignes Patrologia Latina (Paris 1844-1864) ist ebenfalls vorhanden. Einige Werke der Kirchenväter sind ihrem Thema entsprechend anderen Fächern zugeordnet worden.

2.8 Das Fach Theologia dogmatica enthält 992 Titel, vor allem in lateinischer, deutscher und ungarischer Sprache. Hier sind u. a. Thomas von Aquin, Bonaventura, Jacques Bénigne Bossuet, Johann Michael Sailer, Hermann Schell, Ludwig Habert und Dionysius Petavius mit mehreren Titeln vertreten. Erwähnenswert sind Rupertus Tuitiensis, Libri XLII de operibus Sanctae Trinitatis (Köln 1528), Thomas von Aquin, Summa totius theologiae (Köln 1622), Pedro de Arrubal, Commentatorium ac disputationum in primam partem Summae d. Thomae tomi duo (Köln 1630) und Abraham Calovius, Paedia theologica de methodo studii theologici pie, dextre, feliciter tractandi (Wittenberg 1652).

2.9 Die Theologia polemica ist mit 1347 Titeln, vorwiegend aus der Reformationszeit und der Periode der Gegenreformation, vertreten. Darunter sind Petrus Canisius, Commentatorium de Verbi Dei corruptelis tomi duo (Ingolstadt 1583) und Jacob Keller, Catholisches Pabstumb (München 1614). Zahlreiche Titel liegen von Calvin, Zwingli, Melanchthon, Martin Becanus, Aloys Merz, Andreas Osiander, Jodocus Kedd und Péter Pázmány vor. Auf Theologia moralis entfallen 743 Titel; auf Theologia pastoralis 498, darunter auch Enzykliken und Oberhirtenbriefe.

2.10 Zur Theologia ascetica liegen 2656 Titel vor, darunter Luis de la Puente, Dux spiritualis ...interprete Melchiore Trevinnio (Köln 1613) und Werke von Albertus Magnus, Beda, Luther, Bellarmino, Thomas a Kempis, Robert de Lamennais und Péter Pázmány. Bei den Homiletica (2033 Titel) sind Fridericus Nausea, Homiliarum centuriae quatuor tertia vice excusae (Köln 1534), Antonius Possevini, Bibliotheca selecta qua agitur de ratione studiorum (Rom 1593) und Petrus Paulus Rosenberger, Cornucopiae rosario-marianum ...das ist Historien- und Exempel-Predigten (Augsburg 1700) zu erwähnen.

2.11 Unter Schematismi Dioecesani Ordinumque Religiosorum wurden 42 vorwiegend kirchliche Jahrbücher und Almanache eingereiht, so das Verzeichnis über den geistlichen Personalstand der Linzer-Diözese auf das Jahr 1819, das Handbuch der Erzdiözese Köln (Köln 1850) und der Personalstand der Säkular- und Regular-Geistlichkeit des Erzbisthums Salzburg auf das Jahr 1844. Die Schematismi regnicolares umfassen 20 weltliche Almanache und Jahrbücher, die Calendaria 77 Kalender aus dem 18. und 19. Jh.

2.12 Das Fach Scripta periodica umfaßt 348 Wochenblätter und Zeitschriften. Hinzu kommen unter Ephemerides 45 Periodika aus dem 18. und 19. Jh, wie die Acta eruditorum (Leipzig 1686), die Quartalschrift für katholische Geistliche (Salzburg 1813) und die Sächsische Schulzeitung (Dresden 1855).

2.13 Zum Ius ecclesiasticum sind 1285 Titel vorhanden, darunter Ausgaben des und Kommentare zum Corpus Iuris Canonici wie Guilielmus Durandus, Speculum iuris (Frankfurt 1592). Die wichtigsten Werke der benediktinischen Kanonisten des 17. und 18. Jhs sind ebenfalls vorhanden, so von Ludwig Engel und Franciscus Schneider. Das Fach Ius civile umfaßt 1200 juristische Werke, u. a. Giuseppe Mascardi, Conclusiones probationum omnium (Bd 2, Frankfurt 1585) und 3 Titel von Joachim Mysinger.

2.14 Im Fach Politica statistica et publica ecclesiastica liegen 1065 Titel vor, zumeist aus dem 18. und 19. Jh. Behandelt werden politische, statistische und soziologische Fragen. Hervorzuheben sind Adam Contzen, Politicorum libri decem (Köln 1629), Justus Lipsius, Politicorum ...libri sex (Frankfurt o. J.), Thomas Hobbes, Elemens philosophiques du Citoyen (Amsterdam 1649) und Samuel Pufendorf, De statu imperii Germanici liber (Köln 1706).

2.15 Mit 4197 Titeln ist das Fach Philosophia am besten vertreten. In zahlreichen Ausgaben liegen Werke von Euklid, Aristoteles, Platon, Plinius (Historia mundi, Basel 1535-1539), Schleiermacher, Möbius, Descartes, Lamennais und Kant (Logik, Königsberg 1800) vor. Erwähnenswert ist Joannes Zahn, Speculum physico-mathematico-historico notabilium ac mirabilium sciendorum (Nürnberg 1696). Viele philosophische Werke wurden überdies anderen Gruppen zugeordnet, z. B. die Werke des Thomas von Aquin den Gruppen Theologia polemica, Homiletica, Patrologia, Historia ecclesiastica, Dogmatica und Hermeneutica.

2.16 Der Bestand des Faches Geographia (177 Titel) gliedert sich in allgemein geographische Werke, Regionalschrifttum und Reisebeschreibungen. Unter Itineraria wurden ebenfalls Reiseberichte, Reisebeschreibungen und einige Alben eingeordnet. Von insgesamt 429 Werken dieses Faches sind aus dem 18. und 19. Jh überliefert. Zu den erwähnenswerten älteren Titeln gehören Girolamo Benzoni, Americae pars sexta (Frankfurt 1696), Johann Rauw, Cosmographia, das ist ein schöne . . . Beschreibung deß göttlichen Geschöpffs des Himmels und der Erden (Frankfurt 1597) und Johann H¨bner, Kurtze Fragen aus der neuen und alten Geographie (Regensburg und Wien 1760). Hinzu kommen 194 Titel zur "Geographia topographia".

2.17 Unter 2709 Titeln zur Kirchengeschichte (Historia ecclesiastica) sind u. a. Pamphili Eusebii, Ruffini, Socratis, Theodoriti, Sozomeni, Theodori, Evagrii et Dorothei Ecclesiastica historia (Basel 1570), Joannes Cochlaeus, Speculum antiquae devotionis (Mainz 1549) sowie Werke von Jean Mabillon, Bernard de Montfaucon und Johannes Nauclerus.

2.18 Das Fach Historia civilis enthält 3192 Titel. Erwähnenswert sind Johannes Pistorius, Polonicae historiae corpus hoc est: Polonicarum rerum scriptores (Basel 1582), Hieronymus Henninges, Germania et Gallia (Magdeburg 1598), Aimonius Monachus, Libri quinque de gestis Francorum (Paris 1602), Petrus Bizarus, Senatus populique Genuensis rerum gestarum historiae (Antwerpen 1579) und Claude Fleury, Histoire ecclésiastique (Paris 1742); das letzte Werk ist auch in lateinischer Übersetzung vorhanden. Mit jeweils mehreren Titeln sind Giovanni Lorenzo Berti, Louis Maimbourg, Ignaz von Döllinger, Claude Fleury, Philippe Briet, Jacques B. Bossuet, Cesare Cantu, Lodovico Antonio Muratori, Tobias Wagner und Georg Gottfried Gervinus vertreten. An Heraldica kommen 17 Titel hinzu, an Numismatica 76. In der Gruppe Notitia Rei Patriae sind zusätzlich 2537 Titel über die Geschichte Ungarns vorhanden.

2.19 Die Gruppe Lexica, Dictionaria, Encyclopaedia verzeichnet 719 Titel. Eine Erwähnung verdienen Guillaume Budé und Jacobus Tusanus, Lexicon sive Dictionarium Graeco-Latinum (Genf 1562) sowie Dictionarium Latinae linguae (Basel 1535) und Dictionarium linguarum septem (Basel 1574) von Calepinus.

2.20 Zum Fach Philologia gehören 4482 sprachwissenschaftliche, literarische und literaturgeschichtliche Titel, darunter eine Reihe von Erstausgaben. Neben Théodore de Bèze, Poemata varia (Genf 1597), Sidonius Apollinaris, Opera (Paris 1594), Justus Lipsius, Epistolarum centuriae duae (Frankfurt 1591) sind u. a. auch die spätlateinischen Dichter Jakob Balde und Jakob Bidermann vertreten. Bei den französischen Autoren sind Molière und Voltaire, bei den italienischen Goldoni hervorzuheben.

2.21 Unter Classici sind 372 Klassiker-Ausgaben gesammelt, so u. a. Werke von Cicero, Seneca, Ovid, Horaz, Vergil, Tacitus, Plinius und Phaedrus. Griechische Verfasser (u. a. Homer, Xenophon) sind weniger stark vertreten. Die Werke Homers und Vergils liegen in den deutschen Übersetzungen von Johann Spreng vor (Augsburg 1610).

2.22 An Militaria besitzt die Bibliothek 337 Titel, darunter Daniel Speckle, Architectura von Festungen zu Wasser und Land (Straßburg 1599), Johann Sebastian Gruber, Examen fortificatorium oder Gründlicher Unterricht von der Theoria und Praxi der heutigen Kriegs-Baukunst (Leipzig 1703), Johann Daniel Blümel, Gründliche Anweisung zur Lust-Feuerwerkerey (Straßburg 1771) und Nicolaus Hocke, Kurtze Beschreibung der ... Residentz-Stadt Wienn (Wien 1740). Das Fach Artes liberales et Iconismi beinhaltet 261 Titel, u. a. Vitruvs Libri dell'Architettura (Venedig 1535).

2.23 Zur Medizin sind 877 Titel vorhanden. Hippokrates ist mit 5 Titeln vertreten, 4 davon aus dem 16. Jh. Von Avicenna liegt der Canon medicinae (Venedig 1595) vor, von Galen das Werk De natura corporis humani (Venedig 1597). Weitere erwähnenswerte Titel sind Johann Konrad Wechtler, Homo oriens et occidens (Frankfurt 1659) und Jakob Horst, De aureo dente maxillari pueri Silesii liber (Leipzig 1595).

Sondersammlungen

2.24 Die Inkunabelsammlung umfaßt 290 Titel, die in verschiedenen europäischen Orten gedruckt wurden. Die meisten stammen aus Venedig (32 Prozent), aus Nürnberg und Straßburg (je 12 Prozent) sowie aus Basel (6 Prozent). Bei den fast ausschließlich lateinischen Werken handelt es sich vor allem um Bibeln und Schriften kirchlicher Autoren.

2.25 Die Drucke des 16. Jhs erschienen in 40 Städten Europas, davon 17 Prozent in Venedig, 13 Prozent in Basel, je 7 Prozent in Paris, Straßburg und Wien sowie je 4 Prozent in Nürnberg, Den Haag und Köln. Neben theologischen und polemischen sind auch ökonomische Werke Teil dieses Bestandes.

2.26 Der Altungarische Bestand (490 Bde) enthält als separate Einheit die in ungarischer Sprache gedruckten Werke (160 Bde). Sie verteilen sich auf 19 Druckorte (26 Druckereien), wobei Tyrnau mit 23 Prozent, Kolozsvár [Klausenburg] mit 17 Prozent und Debrecen mit 10 Prozent vertreten sind. Die im Ausland gedruckten Werke ungarischer Autoren stammen aus 7 Städten, vor allem aus Wien und aus Prag.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Inventar

[7 Bde; 1947-1948 zusammengestellt von Karl Wiedermann]

Alphabetischer Verfasserkatalog

[in Zettelform]

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Bibliothecae Metrop. Ecclesiae Strigon. A. 1674 conscriptus [51 Folianten; ältester vorhandener Katalog, zusammengestellt von Joannes Henricus Hungerus SS. Th. Lic.; beinhaltet je einen Orts- und Sachkatalog; verzeichnet in 23 Fachgruppen 2981 Drucke, davon 1524 weltlichen und 1354 theologischen Inhalts]

Index alphabeticus Bibliothecae Rndmi et Venerabilis Capituli Ecclesiae Metropolitanae Strigoniensis concinnatus per R. D. Joannem Henricum Hungerum SS. Th. [76 Folianten; zusammengestellt 1676]

Catalogus et Index mapparum [1810]

Aus den Jahren 1876-1886 stehen 4 von Johann Ev. Feichtinger zusammengestellte, hschr. Bandkataloge zur Verfügung:

Catalogus Generalis Librorum Bibliothecae E. M. S. [5 Bde; systematisch geordnet]

Index Alphabeticus Catalogi Generalis [2 Bde]

Catalogus Manuscriptorum [1 Bd]

Repertorium Collectaneorum [2 Bde]

Inventarium Incunabulorum

[hschr., in Zettelform; alphabetisch; zusammengestellt 1909, mit der Gruppensignatur von Kálmán Dániel Keményffy]

Németh, Lajos: Az esztergomi foegyházmegyei könyvtár többes példányainak lajstroma [Liste der Dubletten in der Kathedralbibliothek in Esztergom]. 2 Hefte. Esztergom 1895-1912

Németh, Lajos: Az esztergomi foegyházmegyei könyvtár ex-libris könyveinek lajstroma [Liste der Exlibris enthaltenden Bücher in der Kathedralbibliothek in Esztergom]. Esztergom 1903

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kovách, Zoltán: Az Esztergomi Foszékesegyházi Könyvtár története a 11.sz.-tól 1820-ig [Geschichte der Kathedralbibliothek in Esztergom vom 11. Jh bis 1820]. [Hs., in der Handschriftensammlung der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest, Sign. Ms 11.024]

Pribély, Ferenc: Incunabula Typographiae, ceu totidem Keimélia et Agalmata in Ven. Capituli E. M. Strig. Bibliotheca praefulgentia. Nagyszombat 1840

Borbély, Andor: Az esztergomi Bibliotheca Fugger-gyujteményének eredete [Der Ursprung der Fuggerschen Büchersammlung in der Bibliothek in Esztergom]. In: Magyar Könyvszemle [Ungarische Bücherschau] 77 (1961) S. 469-475

Szepesi, Zsuzsa: Az Esztergomi Bibliotheca 17. századi történetéhez [Zur Geschichte der Bibliothek in Esztergom im 17. Jh]. In: Magyar Könyvszemle 97 (1981) S. 225-229

Körmendy, Kinga: Az esztergomi Collegium Christi és könyvtára a XIV-XVI. században [Das Collegium Christi in Esztergom und seine Bibliothek im 14. bis 16. Jh]. In: Magyar Könyvszemle 99 (1983) S. 1-20

Körmendy, Kinga: Középkori esztergomi könyvgyujtemények [Mittelalterliche Buchsammlungen in Esztergom]. In: Ars Hungarica 1 (1989) S. 41-46

Körmendy, Kinga: Az Esztergomi Foszékesegyházi Könyvtár, a ferences rendház és a Babits Mihály Városi Könyvtár állományának történeti áttekintése [Historischer Überblick über die Bestände der Kathedralbibliothek, des Franziskanerklosters und der Mihály-Babits-Stadtbibliothek in Esztergom]. In: Magyar Könyvszemle 107 (1991) S. 20-39

Stand: Dezember 1995

Mátyás Erdos

Béla Czékli


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.