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Kirchen- und Ephoralbibliothek

Adresse. Evangelisch-Lutherisches Pfarramt, Wilhelm-Pieck-Straße 16, 07426 Königsee [Karte]
Telefon. (036738) 4 24 45

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Königsee
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Theologie des 16. bis 19. Jhs.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Hinweise für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. Busverbindung von Erfurt und Ilmenau. A 4 (E 40) Ausfahrt Weimar, B 85 über Bad Berka nach Rudolstadt, B 88 nach Königsee. Parkplatz unterhalb der Kirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die in der Nähe des ehemaligen Klosters Paulinzella gelegene Stadt Königsee gehörte zu den ältesten schwarzburgischen Besitzungen (erstmals 1199 erwähnt). Im Jahre 1541 führte sie als letzte unter den schwarzburgischen Städten die Reformation ein. Die Entwicklung der Kirchenbibliothek begann im Jahre 1558 unter Pfarrer Johann Reimann (im Amt seit 1541/42, † 1582) mit der Stiftung des ersten Bandes der Jenaer Lutherausgabe in Deutsch. Es folgte u. a. die Ecclesiastica Historia (Basel 1560), die Georg Stegemann, Pfarrer im Sondershäusischen Teil zu Schwarzburg, im Jahre 1564 " der Bibliothecken oder Libereien zu Königsehe" übereignete. Auch die späteren Königseer Pfarrer beteiligten sich am weiteren Ausbau der Bibliothek.

1.2 Nachdem die Hauptkirche bei dem Stadtbrand vom 3. November 1635 zerstört worden war einige Bände aus der frühen Zeit weisen noch heute Brandspuren auf bestimmte Graf Ludwig Günther I. von Schwarzburg-Rudolstadt (1581-1646) den Umbau des alten Wüllerslebischen Schlosses zur Stadtkirche, der bereits am 21. November 1638 dank seiner großzügigen Unterstützung vollendet werden konnte. Die Kirche wurde 1642 eingeweiht und erhielt den Namen " Zum Lobe Gottes". Zum weiteren Ausbau der Bibliothek trugen im 17. und 18. Jh auch Königseer Bürger bei, die Bücher zum öffentlichen Gebrauch in die Kirchenbibliothek stifteten. Durch den ab 1788 nachweisbaren Journal-Lesezirkel, der neben Königsee 20 weitere Orte der Umgebung umfaßte und in abgewandelter Form bis in das 20. Jh fortgeführt wurde, gelangten Zeitschriftenhefte in die Bibliothek, die z. T. noch heute im Bestand überliefert sind. 1866 wurde die Stadtkirche abgebrochen und bis 1871 im neugotischen Stil wiedererrichtet. Die Kirchenbibliothek fand in einem Bibliotheksschrank auf der Orgelempore Aufstellung.

1.3 Seit den neunziger Jahren des 19. Jhs entwickelte sich aus der im Pfarrhaus aufgestellten Ephoralbibliothek durch freiwillige Beiträge verschiedener Geistlicher des Amtsbezirks ein Bücherlesezirkel. Im Rahmen dieses Lesezirkels kaufte jeder Teilnehmer ein Buch, das, nachdem es gegenseitig zur Lektüre ausgetauscht worden war, in der Regel zum halben Preis für die Ephoralbibliothek angekauft wurde. Die Zirkulation erfolgte (1905/06) von Königsee aus über Dörnfeld, Herschdorf, Mellenbach, Neuselbach, Katzhütte, Scheibe, Neuhaus, Oberweißbach, Döschnitz, Allendorf und von Milbitz zurück nach Königsee. Seit 1920 standen keine Gelder mehr zur Erweiterung der Bibliothek zur Verfügung, doch konnte sie durch Geschenke bis in die sechziger Jahre ergänzt werden. Die Büchersammlung wurde in diesen Jahren neu geordnet und katalogisiert.

1.4 In den Bestand der Ephoralbibliothek wurden auch Bücher aus der Toeche-Mittler-Stiftung aufgenommen, die durch den Berliner Verlag Mittler und Sohn der Regierung von Schwarzburg-Rudolstadt für Volks- und Schulbibliotheken zur Verfügung gestellt worden waren. Vorhanden sind außerdem Bücher aus der Kirchenkreis-Bücherei (Diözesanbibliothek) Gehren und der Kirche Unterschöbling.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 1800 Bde. Davon gehören 551 Bde (47,3 Prozent) zum historischen Bestand: 16. Jh 32 Bde (5,8 Prozent), 17. Jh 125 Bde (22,7 Prozent), 18. Jh 174 Bde (31,6 Prozent) und 19. Jh 220 Bde (39,9 Prozent). Hinzu kommt ein unvollständig erhaltener Druck Sermones Pomerij des Pelbartus von Temesvár, bei dem es sich vermutlich um eine Inkunabel handelt. Der Bestand ist zu 91,7 Prozent (505 Bde) deutschsprachig. 8,3 Prozent (46 Bde) sind in Latein.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe Bibel und Bibelkommentare umfaßt 54 Bde (9,8 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 23, 18. Jh 13, 19. Jh 15), darunter z. B. ein Psalter (Erfurt 1634), Martin Geiers In Psalmos Davidis (Dresden 1668) sowie Theophylactus' Commentarius ... in quatuor evangelistas (Köln 1701) in einer Übersetzung von Johannes Oecolampadius.

2.3 Die Gruppe Predigten, Erbauungsschriften, Gesang- und Gebetbücher mit 192 Bdn (34,9 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 75, 18. Jh 72, 19. Jh 42) enthält u. a. 15 Hochzeitspredigten (Vom Ehestandt Und Haußwesen, Nürnberg 1563; mit Brandspuren), Johann Matthesius' und Johann Habermanns Gebetbuch (Wittenberg 1617) sowie Martin Gumprechts Geistlicher Blumen-Garten (Dresden 1654), der 1655 für die Kirche angekauft wurde. Im Bestand sind auch 26 Ratspredigten von Johann Schmidt (Regenten-Spiegel, Straßburg 1666) sowie Ahasverus Fritsch, Biblische Seelen-Gespräche (Lüneburg 1687), Johann Lassenius, Sionitische Erquick-Stunden (Hamburg 1687-1699), Christian Hilscher, Der im Glauben, Leben und Leiden Rechtschaffne Evangelische Hertzens-Christ (Dresden 1703), Johann Jacob Rambach, Geistreiche Giessische Reden (Bremen 1738-1740), die 1741 von Anna Elisabeth Volk gestiftet wurden, Georg Gottlieb Fuhrmann, Heilige Reden (Breslau und Leipzig 1756) sowie ein Leichenpredigtband für Johann Friedrich Fürst zu Schwarzburg (Gesammelte Denkmaale der treuesten Devotion, Frankenhausen 1768). Aus dem 19. Jh anzuführen sind Friedrich Schleiermachers Predigten (Reutlingen 1835) und Heinrich Bassermanns Handbuch der geistlichen Beredsamkeit (Stuttgart 1885).

2.4 Die Gruppe der theologischen und philosophischen Schriften (76 Bde, 13,8 Prozent; 16. Jh 15, 17. Jh 11, 18. Jh 27, 19. Jh 23) überliefert aus dem Erstbestand u. a. die Jenaer Lutherausgabe in Deutsch (Bd 1-3 und Bd 5-8, 1555-1558) und Latein (1557-1564) sowie die Apologia (Dresden 1580). Vorhanden sind auch Jacobus Reneccius' Panoplia (Wittenberg 1613-1615), Theodor Zahns Geschichte des Neutestamentlichen Kanons (Erlangen 1888-1892) sowie Bernhard Liebermanns Die seelsorgerliche Diagnose (Bielefeld und Leipzig 1900).

2.5 In der Gruppe Geschichte, Kirchengeschichte sind 54 Bde (9,8 Prozent; 16. Jh 11, 17. Jh 6, 18. Jh 7, 19. Jh 30) vorhanden, darunter Caspar Hedion, Chronica der Alten Christlichen Kirchen (Straßburg 1558; Einband: HVB 1562), mit Exlibris des Amtmanns zu Schwarzburg und Paulinzella, Hannss von Bodenstein († 1595), eine Kirchen-Historia (Jena 1560) sowie Flavius Josephus, Alle Bücher (Straßburg 1561). Carl Ullmanns Schrift Reformatoren vor der Reformation (Gotha 1866) ist im Bestand, ebenso Gottlob Maischs Religiös-soziale Bilder aus der Geschichte Deutschen Bürgertums (Leipzig 1893) sowie Theodor Toeche-Mittlers Die Kaiserproklamation in Versailles am 18. Januar 1871 (Berlin 1896).

2.6 Der Gruppe Recht sind 32 Bde (5,8 Prozent; 17. Jh 9, 18. Jh 6, 19. Jh 17) zugeordnet, neben landesherrlichen Verordnungen u. a. das Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts (Leipzig 1879) von Emil Friedberg.

2.7 In der Gruppe Nachschlagewerke, Sonstiges (9 Bde; 18. Jh 7, 19. Jh 2) finden sich Johann Andreas Schmids Lexicon ecclesiasticum minus (Helmstedt 1712), Johann Christoph Schwedlers Theologisches Catechismus-Lexicon (Leipzig 1720) und Daniel Schneiders Allgemeines biblisches Lexicon (Frankfurt a. M. 1728-1731).

2.8 Die Zeitschriften umfassen insgesamt 110 Bde (20 Prozent; 18. Jh 20, 19. Jh 90), darunter die Deutsche Zeitung für die Jugend und ihre Freunde (1783), Acten, Urkunden und Nachrichten zur neuesten Kirchengeschichte (1788-1790; unvollständig), hrsg. von Christian Wilhelm Schneider, Archiv der Ärzte und Seelsorger wider die Pockennoth (1796, 1797 und 1798), hrsg. von Johann Christian Wilhelm Junker, Gesetzsammlung für das Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt (1840-1922), Evangelisch-Lutherisches Missionsblatt (1853-1871) und Evangelisches Kirchenblatt für das evangelische Deutschland (1880-1918).

3. KATALOGE

3.1 Kirchenbibliothek

Verzeichnis der in der Kirchenbibliothek zu Königsee befindlichen Bücher

[Bestandsliste, um 1924]

3.2 Ephoralbibliothek

[Alphabetisches Verzeichnis] Kirchenkreisbücherei Königsee (Ephoralbibliothek)

[in Zettelform, hauseigene Regeln, um 1967 entstanden]

Bücher-Verzeichnis der Kirchenkreis-Bücherei (Ephoralbibliothek) zu Königsee

[in Listenform, nach Sachgruppen, Berichtszeit 1946-1964]

Bücher-Verzeichnis der Kirchenkreis-Bücherei

Ephoralbibliothek zu Königsee. 6. August 1936

[in Listenform, nach Sachgruppen]

Bücherverzeichnis der Ephoralbibliothek in Königsee

[in Listenform, um 1924]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Landeskirchenarchiv Eisenach der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen: Landeskirchenarchivwart, II, 1924, Bl. 124-127

Pfarrarchiv Königsee: Nr. 160.2 (Ephoralbibliothek) und E. I. 3 (Bücherverzeichnisse Königsee und Gehren; 1936)

4.2 Darstellungen

Lehfeldt, Paul: Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Bd 1. Oberherrschaft. Jena 1894 [S. 205]

Stand: Dezember 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.