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Kirchenbibliothek

Adresse. Evangelisches Pfarramt, Kirchplatz 5, 19348 Perleberg [Karte]
Telefon. (03876) 2632

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde St. Jacobi Perleberg
Funktion. Historische Kirchenbibliothek.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (Bahnverbindung über Wittenberge). - A 24 (E 26), Ausfahrt Meyenburg; B 189. A 24 (E 26), Ausfahrt Ludwigslust; B 106, B 5.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Aufgrund der schlechten Quellenlage läßt sich die Geschichte der Bibliothek nur in groben Zügen darstellen. Ob die vorhandenen 3 Inkunabeln und 13 Postinkunabeln auf eine ältere Sammlung deuten, ist ungewiß. Noch 1720 bei der Kirche vorhanden gewesene gedruckte Musikalien sind verloren gegangen. Der erste sichere Beleg ist das 1696 in Italien geschriebene Testament des Feldpredigers Nikolaus Hasse (1670-1696), Sohn des Perleberger Bürgermeisters Matthias Hasse, der seine Bibliothek unbekannten Umfangs der Kirche vermachte. Diese ältere Kirchenbibliothek ist 1810 als Makulatur verkauft worden (19,5 Zentner für 134 Taler).

1.2 Der bedeutendste in Perleberg tätige Theologe war der Historiker, Pietist und Dichter Gottfried Arnold (1666-1714, seit 1707 in Perleberg). Der wiederaufgefundene Auktionskatalog seiner Bibliothek macht es möglich, seinen Buchbesitz zu analysieren. Obwohl seine Bücher versteigert wurden, ist es nicht ausgeschlossen, daß einzelne Bände an seiner letzten Wirkungsstätte verblieben.

1.3 Den größten Anteil am heutigen Bestand macht die Privatbibliothek des Inspektors (Superintendenten) Johann Christian Meissner (1710-1792, seit 1752 in Perleberg) aus, die durch sein Testament von 1782 für den Gebrauch seiner Nachfolger gestiftet wurde. Die Perleberger Pfarrbibliothek hat sich also fast ausschließlich aus Geschenken gebildet, zu denen im 19. Jh nur noch vereinzelte Erwerbungen hinzukamen.

1.4 Von der Verwaltung der Bibliothek sind nur wenige Daten bekannt. So wurden 1831 die Regale erneuert, wohl kurz vor 1866 wurde der fein gegliederte Systematische Katalog angelegt. Eine Revision im Jahre 1929 stellte allerdings 77 fehlende Bde fest. Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde eine laienhafte Umordnung begonnen, die die laufende Katalognummer nun auch zur Standortsignatur machte. 1993 wurde bei einer Revision des Bestandes die Signierung zu Ende geführt. Es wurden erhebliche Verluste festgestellt, aber auch bisher nicht verzeichnete Bücher aufgestellt. Eine vollständige Neukatalogisierung ist in Zukunft unumgänglich, da der alte Katalog den tatsächlichen Bestand nur sehr unvollkommen erschließt. Die nachstehende Statistik kann daher auch nur grobe Anhaltspunkte bieten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Nach Auszählung des alten Bandkataloges verteilt sich der Bestand von insgesamt 1747 Titeln auf 3 Inkunabeln, 192 Titel aus dem 16. Jh (11 Prozent), 743 Titel aus dem 17. Jh (43 Prozent), 700 Titel aus dem 18. Jh (40 Prozent) und 21 Titel (ein Prozent) aus dem 19. Jh. Nicht zuzuordnen sind vorerst 88 Titel (5 Prozent). Eine Reihe von bisher nicht erschlossenen Sammelbänden mit theologischen und historischen Dissertationen, Predigten, über 100 Leichenpredigten und deutschen Gedichten konnte nicht mitgezählt werden. Über 200 weitere Bde vor allem des 19. Jhs sind bisher nicht katalogisiert. Der Gesamtbestand umfaßt heute ca. 1670 Bde auf ca. 96 Regalmetern.

2.2 Deutsche und lateinische Werke sind fast gleich stark vertreten, nämlich 859 deutsche (49 Prozent) und 856 lateinische (49 Prozent) einschließlich einiger zweisprachiger Lexika und Textausgaben. Den Rest bilden 14 französische Titel (ein Prozent), 9 griechische, 3 italienische, 2 hebräische und je ein englischer, holländischer und niederdeutscher.

2.3 Entsprechend den Vorbesitzern der Bücher besteht die Bibliothek im wesentlichen aus theologischer Literatur, wobei die einzelnen Disziplinen (Dogmatik, Exegese, Kirchengeschichte, Praktische Theologie) in ausgewogenem Verhältnis vertreten sind. Hervorzuheben ist ein Bestand an deutscher Erbauungsliteratur vor allem des 17. Jhs, außerdem ein Band mit reformatorischen Flugschriften, darunter 15 Lutherdrucke. Aufgrund der chronologischen Verteilung sind sowohl die lutherische Orthodoxie (Chemnitz, Carpzov, Johann Gerhard) als auch Pietismus (Francke, Spener) und Aufklärung (Christian Wolff, Siegmund Jakob Baumgarten, Johann Jakob Rambach) im Bestand vertreten. Hinzu kommen Altphilologie, neulateinische und deutsche Poetik, Geschichte und Geographie, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften sowie ca. 20 medizinische Bücher vornehmlich des 18. Jhs.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Systematischer Bandkatalog mit alphabetischem Register

[um 1860/70 angelegt, nebst einer jüngeren Reinschrift; durch die Umordnung heute zugleich Standortkatalog]

3.2 Historischer Katalog

Catalogus bibliothecae b. Godofredi Arnoldi ..., 1714 [Wolfenbüttel HAB; Kopie in Tübingen UB; in der Bibliothek nicht vorhanden]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zur Zeit in der Bibliothek aufbewahrte Abschriften der Testamente von Hasse und Meissner; Lagerbuch der Oberpfarre von 1866, S. 71 und 73 sowie wenige andere Notizen aus dem Pfarrarchiv.

Stadtarchiv Perleberg: Akte FK 689 (Kirchenangelegenheiten 1682-1855) Bl. 161-166

4.2 Darstellungen

Breymayer, Reinhard: Die Bibliothek Gottfried Arnolds (1666-1714), des Verfassers der " Unpartheyischen Kirchen- und Ketzerhistorie". Erste Bemerkungen zu einem unbekannten Katalog seines Buchbesitzes. In: Linguistica biblica 6 (1976) Heft 39, S. 86-132

Czubatynski, Uwe: Ephoral- und Pfarrarchive. Geschichte, Bestandsprofile und Perspektiven der Auswertung am Beispiel der Stadt Perleberg. In: Archivmitteilungen 42 (1993) S. 182-190

Stand: Februar 1994

Uwe Czubatynski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.