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Kirchenbibliothek

Adresse. Kirchplatz 3 (Pfarramt), 39615 Seehausen/Altmark [Karte]
Telefon. (039386) 2010
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <SA 17>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirchengemeinde Seehausen
Funktion. Kirchenbibliothek.
Sammelgebiete. Abgeschlossener historischer Bestand.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnstrecke Schwerin Wittenberge Magdeburg. Fußwegnähe vom Bahnhof. A 24 (E 26), Ausfahrt Meyenburg, B 189 über Wittenberge. Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Wegen des Fehlens jeglicher Unterlagen über die Bibliothek können über ihre Entwicklung nur einige Anhaltspunkte aus dem Bestand selbst gewonnen werden. In den wenigen vorreformatorischen Bänden darf man wahrscheinlich die Reste der Bibliothek des nicht unbedeutenden Dominikanerklosters erblicken, das schon nach 1252 von seinem Stifter Markgraf Otto III. 100 Mark für Bücher erhalten hatte. Aus dem Studienbetrieb des Klosters sind noch zwei Hss. in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg erhalten. Auf Verbindungen nach Hamburg weist auch das Vorkommen eines Hamburger Geistlichen als Rubrikator einer Seehausener Inkunabel hin.

1.2 Eine planmäßige Sammlung von Büchern fand weder im 16. Jh noch in späterer Zeit statt. Einzelne Anschaffungen wie die deutsche Reihe der Jenaer Lutherausgabe im 16. Jh und der Allgemeinen Welthistorie von Siegmund Jakob Baumgarten im 18. Jh werden durch Einzelstücke ergänzt worden sein. Den größten Zuwachs brachte das 17. Jh, möglicherweise durch den Nachlaß eines Pfarrers. Im 19. und 20. Jh kamen noch einzelne Bücher hinzu, die den zufälligen Charakter der Sammlung verstärkten. Die Bibliothek, die 1893 noch in der Sakristei der Petrikirche untergebracht war, ist heute ins Pfarrhaus gelagert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Sammlung besteht aus insgesamt 541 Titeln in knapp 200 Bdn. Es sind 5 Inkunabeln vorhanden (ein Prozent, darunter eine Sammelhandschrift). Aus dem 16. Jh stammen 9 Titel (2 Prozent), aus dem 17. Jh 463 Titel (86 Prozent), aus dem 18. Jh 23 Titel (4 Prozent), aus dem 19. Jh 20 Titel (4 Prozent) und aus dem 20. Jh 21 Titel (4 Prozent). Unter Berücksichtigung der Sammelbände des 17. Jhs und der vielbändigen Titel des 18. Jhs entfallen auf das 17. Jh 28 Prozent der Bde, auf das 18. Jh 41 Prozent.

2.2 Die lateinische Sprache ist mit 52, die deutsche Sprache mit 47 Prozent der Titel vertreten. Des weiteren existieren aus dem 19. Jh 2 griechische oder griechisch-lateinische Drucke, eine isländische Bibel aus dem 17. Jh sowie ein niederdeutscher und 2 französische Drucke aus dem 17. und 18. Jh.

2.3 Unter den wenigen vorreformatorischen Drucken liegt ein Schwerpunkt bei den Kirchenvätern (Augustinus). Außerdem sind Herodot, Curtius Rufus und Vergil in 3 italienischen Drucken vertreten.

2.4 Den Hauptbestand machen dogmatische und exegetische Werke des 17. und beginnenden 18. Jhs aus, dazu 5 Bibeln sowie einige Agenden und kirchenrechtliche Werke. Während die letztgenannten den praktischen Erfordernissen des Pfarramts entstammen, geben 8 Ausgaben des Altmärkischen Gesangbuches (1738-1883) der Bibliothek ihr lokales Gepräge. Für das 18. Jh finden sich außer Baumgartens Welthistorie Teile der Enzyklopädie von Krünitz.

2.5 Der Wert der Sammlung liegt im Kleinschrifttum des 17. Jhs, das in 5 starken Konvoluten zusammengebunden ist. Der erste Band vereinigt 75 Dissertationen und Disputationen, von denen 63, hauptsächlich in den siebziger und achtziger Jahren des 17. Jhs, in Jena gehalten wurden. Die übrigen Bände enthalten 335 Gelegenheitsgedichte, darunter einige Leichenpredigten. An der Spitze der Druckorte steht Königsberg mit etwa 80 Stücken, es folgen Danzig mit 27, Thorn mit 7 und Elbing mit 4 Einheiten. Weitere geographische Schwerpunkte liegen in Jena (55 Stücke) und Hamburg (25 Stücke). Die meisten Königsberger Drucke sind in einem Band vereinigt, der unmittelbar dem Umfeld des dortigen Dichterkreises um Simon Dach (1605-1659) und Georg Neumark (1621-1681) aus den Jahren 1644/45 entstammt. Vermutlich enthalten sie autographe Korrekturen von Neumark. Offensichtlich rührt diese Sammlung aus dem Nachlaß des aus Gardelegen gebürtigen Andreas Prätorius her, der 1641 in Königsberg immatrikuliert wurde und von 1653 bis 1675 Pfarrer in Seehausen war.

3. KATALOGE

Rabenau, Konrad von: Katalog der Kirchenbibliothek Seehausen in der Altmark. [Berlin] 1977 [Standortkatalog nach PI mit alphabetischem Register; mschr.]

Die Bestände sind im Kirchlichen Zetnralkatalog Berlin (Mikroficheausgabe 1997) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Erler, Georg: Die Matrikel der Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. 3 Bde. Leipzig 1910-17. Repr. Nendeln/Liechtenstein 1976 (Publikation des Vereins für die Geschichte von Ost- und Westpreußen) [Bd 1, S. 425 zu Andreas Prätorius]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Henkys, Jürgen: Zu Georg Neumarks Königsberger Liedern. Ein quellenkundlicher Beitrag. In: Das lebendige Wort. Festgabe Gottfried Voigt. Berlin 1982, S. 324-335

Henkys, Jürgen: Georg Neumarks Königsberger Lieder und Gedichte. Quellenkundliches zu den frühesten Drucken. In: ders.: Das Kirchenlied in seiner Zeit. Hymnologische Beiträge. Stuttgart 1980, S. 36-47 (Arbeiten zur Theologie Heft 64) [erweiterte Fassung des vorhergehenden Aufsatzes]

Stand: Mai 1992

Uwe Czubatynski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.