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Domstiftsarchiv - Kirchenbibliothek Altlandsberg

Adresse. S. Brandenburg [Bibliothek des Domstiftsarchivs]
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <Bb 17>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg. Eigentümer: Evangelische Kirchengemeinde Altlandsberg.
Funktion. Depositum im Domstiftsarchiv. Abgeschlossener historischer Bestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stadtkirche von Altlandsberg im Nordosten Berlins besaß zwar zu Anfang des 18. Jhs schon 30 Bde in Folio, aber die eigentliche Gründung der Bibliothek erfolgte durch Pfarrer Heinrich Spätich (1700-1727). 1724 schenkte er der Kirche 628 Bde seiner Privatbibliothek und rief alle Freunde und Bekannten auf, zur Förderung der Bibliothek beizutragen. So wurden 1724 der Bibliothek noch 10 und bis 1727 145 weitere Bde geschenkt, so daß am Ende seiner Amtszeit 813 Bde vorhanden waren. Bei Spätichs Tod 1731 lagen etwa 900 Bde vor.

1.2 Spätich akzessionierte und katalogisierte den Bestand bis 1727 und führte Provenienzlisten der geschenkten Bücher. Aufgrund dieser Unterlagen wurde die Bibliothek auch vom Konsistorium approbiert und konfirmiert. Nach Spätichs Emeritierung ist kein Akzessionskatalog mehr geführt worden, so daß sich die Vermehrung nur aufgrund unvollständiger Provenienzlisten ermitteln läßt. Im wesentlichen stammen die Bücher bis ins 19. Jh aus dem Nachlaß Altlandsberger Pfarrer. Da offensichtlich ein fester Etat nie zur Verfügung stand, wurden nur wenige Bücher angekauft. Der derzeitige Gesamtbestand beläuft sich auf 1322 Bde, davon sind 233 Sammelbände vorwiegend mit Personalschriften.

1.3 Spätich besuchte 1697 bis 1689 das Zittauer Gymnasium unter dem Rektorat des bekannten Barockdichters und Pädagogen Christian Weise und sammelte die Schriften seines Lehrers ( s. u. 2.4). Die Systematische Übersicht zeigt, daß Spätich und seine Freunde ein deutliches geistiges Interesse über die Theologie und die pfarramtlichen Aufgaben hinaus besaßen.

1.4 Für die Unterbringung der Bibliothek hatte Spätich in der Kirche ein eigenes Gewölbe hergerichtet. 1969 wurde die Bibliothek als Depositum der Bibliothek des Sprachenkonvikts, der Kirchlichen Hochschule des östlichen Teiles der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, neu katalogisiert und für die Nutzung erschlossen. Nach der Vereinigung der Kirchlichen Hochschule mit der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität übernahm das Domstift Brandenburg die Bibliothek als Depositum.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Auszählung nach dem Alphabetischen Katalog ergab einen Umfang von 1665 Titeln, wobei Dissertationen und Personalschriften nur teilweise einbezogen sind. Die Auszählung der in Sammelausgaben enthaltenen Einzelpositionen erfolgte gesondert, und zwar bei den Personalschriften nach den Personen.

2.2 Im Bestand finden sich 5 Inkunabeln, 269 Titel des 16. Jhs, 879 des 17. Jhs, 435 des 18. Jhs und 77 des 19. Jhs. Es überwiegen Titel in deutscher Sprache (897) und lateinischer Sprache (665). Darauf folgen Griechisch (47), Hebräisch (25) sowie Holländisch, Englisch und Syrisch mit je einem Titel.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand enthält vornehmlich theologische Literatur. Die Gruppe Bibelwissenschaft umfaßt 23 Bibelausgaben, 4 Konkordanzen und 151 Kommentare. Die Systematische Theologie ist mit 28 Gesamtausgaben, 146 Einzelwerken und 130 polemischen Schriften vertreten. Der Bereich Geschichte umfaßt 104 Titel zur allgemeinen und Regionalgeschichte, 77 Ausgaben zur Kirchengeschichte und 29 Werke zur Geographie und Länderkunde. Die Praktische Theologie ist ausgewiesen mit 80 Titeln zu Katechetik und Gemeindepastoral, 287 Predigten und Predigtsammlungen, 57 Andachts- und Meditationsbüchern, 17 Agenden, Kirchenordnungen und Bekenntnisschriften, 18 Gesang- und Gebetbüchern sowie 31 Werken zum Kirchenrecht.

2.4 Aus dem Bereich der Philologie und Philosophie sind 36 Ausgaben der griechisch-lateinischen Klassiker vorhanden sowie 76 Lehrbücher, vor allem für Latein, Griechisch, Hebräisch und Französisch, außerdem 67 philosophische Werke. Dazu kommen 33 Titel zur Rhetorik, 50 Ausgaben zur Poesie, Literatur und Kunst sowie 16 zur Pädagogik. Durch Spätichs Sammlung an Werken seines Lehrers Christian Weise besitzt die Altlandsberger Bibliothek heute den umfassendsten Bestand an Weise-Schriften im Land Brandenburg, und zwar 27 Einzeldrucke, 3 Vorreden zu anderen Werken, 69 Personalschriften und 29 Gedichte von Schülern seiner Mensa.

2.5 Von 52 Titeln befassen sich 21 mit Medizin, 9 mit Botanik, je 4 mit Chemie und Technologie; außerdem liegen vor 4 Hausbücher und Kalender, 3 Titel zur Apothekenlehre, 3 " Sekretär-Schulen" und eine " Kriegsschule", je ein Titel zu Geometrie, Statistik, Zoologie, Musik und Astronomie, ein Lexikon und eine Lotterieausschreibung. Vorhanden sind 14 Zeitschriften, darunter Die gelehrte Fama und Gedickes Berlinische Monatsschrift sowie 4 bibliographische Werke.

2.6 Einladungen (Programme) zu Universitäts- und Schulfeiern belaufen sich auf 126 Titel. An Universitätsschriften liegen vor zu Leipzig 25 Titel, Frankfurt/Oder 3, Wittenberg und Halle je eine; an Schulschriften zu Zittau 41 Titel, Berlin 12 (Cöllnisches Gymnasium 6, Berlinisches Gymnasium zum Grauen Kloster 5, Friedrichs-Gymnasium einer), Bautzen 7, Stettin 6, Breslau 4, Neuruppin und Küstrin je 3, Brandenburg, Frankfurt/Oder, Guben und Gardelegen je 2, jeweils einer aus Crossen, Fürstenwalde, Cottbus, Wismar, Wriezen, Kyritz und Schleusingen.

2.7 Die gesonderte Auszählung der Dissertationen und Disputationen in Einzel- und Sammelausgaben ergab 783 Titel, und zwar aus Leipzig 319, Wittenberg 158, Jena 84, Sedan/Groningen 79, Herborn 38, Frankfurt/Oder 37, Straßburg 26, Gießen 16 und sonstige 26. Die Auszählung der Personalschriften (Einzeldrucke und Sammelausgaben) ergab 1671 Titel, und zwar 1312 Leichenpredigten und -gedichte, 137 Hochzeitsgratulationen und 222 Gedichte zu anderen Gelegenheiten, vorwiegend bezogen auf die Regionen Berlin-Brandenburg, Zittau, Schlesien und Sachsen. 17 Titel enthalten Lieder mit Notensätzen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [nach PI]

Standortkatalog [Sonderaufstellung]

Rohrlach, Peter P.: Katalog der Personalschriften in der Bibliothek der evangelischen Kirchengemeinde Altlandsberg bei Berlin. Berlin (1969)

[Ms., nicht vollständig, Ergänzungen im Exemplar der Bibliothek]

Die Bestände sind im Kirchlichen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Katalog von 1725 [in Bd V der Historischen Anmerckung ( s. u. 4.1)]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Domstiftsarchiv Brandenburg: Spätich, Heinrich: Historische Anmerckung von dem, was unter der Neu-auffgerichteten Inspection auffn Friedrichs-Werder in Berlin mit der Parochie und dem Ministerio zu Alten Landsberg passiret. 1717-1727, Bde 1-3, 5-9 [Bibliothek Altlandsberg, Sig. XXI]

Akten der Bibliothek der Kirchlichen Hochschule Berlin-Brandenburg, Faszikel Kirchenbibliothek Altlandsberg [bei der Bibliothek]

4.2 Darstellungen

Laminski, Adolf: Historisch bedeutende Kirchenbibliotheken in Berlin. In: Die Kirche. Berliner Ausgabe 42 (1987) Nr. 46

Czubatynski, Uwe: Die Kirchenbibliothek Altlandsberg und ihr Gründer Heinrich Spätich. In: Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe. Hrsg. von Uwe Czubatynski, Adolf Laminski, Konrad von Rabenau. Neustadt a. d. Aisch 1992, S. 85-105 (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche 19)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Czubatynski, Uwe: Christian-Weise-Drucke in Kirchenbibliotheken der ehemaligen DDR. In: Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe, S. 107-124

Laminski, Adolf: Die Originalmelodie zu Christian Weises Lied " Ich sehe nur auf Gottes Willen". In: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie 31 (1987/88) S. 116-118 Laminski, Adolf: Das Glaubensbekenntnis der Kurfürstin Dorothea von Brandenburg aus dem Jahre 1669. In: Kirchenbibliotheken als Forschungsaufgabe, S. 79-84

Stand: Dezember 1992

Adolf Laminski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.