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Domstiftsarchiv - Kirchenbibliothek Neuruppin

Adresse. S. Brandenburg, [Bibliothek des Domstiftsarchivs]
Bibliothekssigel. Kirchlicher Zentralkatalog Berlin <Be 1>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg. Eigentümer: Evangelische Kirchengemeinde Neuruppin.
Funktion. Depositum im Domstiftsarchiv. Abgeschlossener historischer Bestand.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kirchenbibliothek in der Hauptstadt der bis 1524 bestehenden Grafschaft Ruppin verdankt ihre Gründung im Jahre 1585 der gemeinsamen Initiative des Pfarrers Mag. Jonas Bötticher (1542-1604) und des Rates der Stadt. Bedeutende Geld- und Buchgeschenke des Rates, wohlhabender Bürger und von Geistlichen auch umliegender Orte ermöglichten innerhalb weniger Jahrzehnte eine zügige Vermehrung. Übernommen wurden auch die Reste der Bibliothek des Dominikanerklosters, das 1564 in den Besitz des Rates gelangt war.

1.2 Im 17. und 18. Jh ging der Bestandsaufbau stetig zurück. Unter den Provenienzen dieser Zeit sind etliche Bände der Theologenfamilie Seld(ius) nennenswert, namentlich des Superintendenten von Havelberg (Stadt) und Perleberg Johann Georg Seld (1603-1671) und Christoph Friedrich Seld (1658-1707). Den verheerenden Stadtbrand von 1787 hat die Bibliothek weitgehend überstanden.

1.3 Um die Neuordnung und Überführung des Bestandes von der Klosterkirche in die Stadtkirche hat sich 1801 und 1814 der Superintendent Johann Georg Gottlieb Schröner (1760-1841) verdient gemacht. 1845 ordnete der Pfarrer Ferdinand Heydemann (1814-1866) den Bestand von neuem. Zwanzig Jahre nach seinem Tode fiel seine eigene Büchersammlung der Kirche zu. Auf diesem Wege sind auch eine Anzahl Bücher aus dem Besitz seines Schwiegervaters, des Superintendenten Dr. Ferdinand Leps (1792-1850), in den Bestand gelangt. Um 1860 wurde ein Missale Magdeburgense (Lübeck 1480) dem Museum übergeben (s. u. 4.2, Begemann), das dort heute nicht mehr nachweisbar ist. Zu den Leihgaben an das Museum gehörte auch die erste Nummer des Ruppiner Wochenblattes vom 16. April 1819 (s. u. 4.2, Waase).

1.4 Nachdem seit 1890 jährlich 50 Reichsmark zur Verfügung standen, wuchs die Bibliothek durch Geschenke und Anschaffungen moderner theologischer Literatur 1893 auf etwa 1800 Bde, im Jahre 1931 auf ca. 2600. 1975/76 wurde der Altbestand im Domstiftsarchiv Brandenburg deponiert und neu katalogisiert. Gleichzeitig wurde eine Ausgabe des Thomas von Aquin von 1472 und ein Missale Havelbergense von 1506 an die Staatsbibliothek Berlin verkauft. Ferner wurde eine 1488 gedruckte Gerson-Ausgabe und 210 Titel des 18. bis 20. Jhs (vorwiegend Belletristik) an ein Naumburger Antiquariat veräußert. Der Rest von ca. 50 lfd. Metern, darunter auch viele Titel des 19. Jhs, verblieb in Neuruppin.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der in Brandenburg deponierte historische Bestand beläuft sich auf 926 Titel in 577 Bdn. Davon sind 34 Inkunabeln (3,7 Prozent), 351 Titel entfallen auf das 16. Jh (37,9 Prozent), 273 auf das 17. Jh (29,5 Prozent), 170 auf das 18. Jh (18,3 Prozent), 82 auf das 19. Jh (8,9 Prozent) und 16 auf das 20. Jh (1,7 Prozent).

2.2 Lateinisch sind 582 Titel (62,9 Prozent), 320 sind deutsch (34,6 Prozent), 16 griechisch (1,7 Prozent) sowie 3 französisch, 2 englisch, 2 hebräisch und einer italienisch.

2.3 Von besonderem Wert sind drei Hss. des 15. Jhs und 34 Inkunabeln, die dem Dominikanerkloster entstammen. Bemerkenswert sind darunter mehrere Drucke der Missalia für die Diözesen Havelberg und Brandenburg.

2.4 Die Anschaffungen der neuen Kirchenbibliothek bewegten sich im üblichen Rahmen, wobei vorrangig die großen Werkausgaben der Kirchenväter und der lutherischen Theologen berücksichtigt wurden.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Standortkatalog

[1987, als Kopie der Karteikarten; Domstiftsarchiv: BDS 1531/494]

Verzeichnis der Provenienzen [hschr.]

Die Bestände sind im Katalog des Domstiftsarchivs und im Kirchlichen Zentralkatalog Berlin nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Verzeichniß der Bücher ... 1845

[von Heydemann; fortgesetzt 1888 von Bittkau; im Kirchenarchiv Neuruppin]

Standortkatalog 1910

[von Bittkau; 2 Exemplare im Kirchenarchiv Neuruppin]

Standortkatalog

[1930; mschr., systematisch geordnet; Domstiftsarchiv: BDS 1529/538]

Katalog

[in Zettelform; um 1930 ff.; ebda: BDS 1530/539]

Verzeichnis der Bücher der Superintendentur-Bibliothek 1836-1860 [Ephoralarchiv Ruppin: A I 14]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Heimatmuseum Neuruppin: Miscellanea historica der Stadt Neu Ruppin von Bernhard Feldmann (1704-1776), Teil 2, S. 330-332 [Photokopie im Geheimen Staatsarchiv Berlin, Pr. Br. Rep. 16 Nr. 122 (Abschrift eines Rechnungsbuches der Bibliothek)]

Evang. Konsistorium Berlin: Akten über die Kirchengemeinde Neuruppin in der Registratur [Ruppin n-56-0 und n-56-2]

4.2 Darstellungen

Riedel, Adolph Friedrich: Geschichte der ... wiederhergestellten Kloster-Kirche und des ehemaligen Dominicaner-Mönchs-Klosters zu Neu-Ruppin ... Hrsg. von [Friedrich]

Kampe. Neuruppin [1842], S. 28-29, 44 Bittkau, Gustav: Ältere Geschichte der Stadt Neu-Ruppin. Neuruppin 1887, S. 44

Begemann, Heinrich: Mitteilungen über das Zietensche Museum. Neuruppin 1895, S. 15 (Neuruppin, Gymnasium, Programm)

Waase [,Karl]: Illustrierter Führer durch den Tempelgarten und das Zieten-Kreismuseum zu Neuruppin. [Rheinsberg 1913], S. 69

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Schönherr, Albrecht: Die Wiegendrucke der Neuruppiner Kirchenbibliothek. In: Ruppiner Kreiskalender 21 (1931) S. 91-94

Stand: Februar 1995

Uwe Czybatynski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.