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Kirchenbibliothek zu Fürstenau im Odenwald

Adresse. Altkönigstr. 150, 6370 Oberursel (Taunus) [Karte]
Telefon. (06171) 2 43 40
Bibliothekssigel. <Obl 1>

Unterhaltsträger. Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK)
Funktion. Hochschulbibliothek. Sammelgebiet. Praktische Theologie.

'Benutzungsmöglichkeiten.
'Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr. Den Leihverkehr für Oberursel nimmt die Stadtbücherei wahr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Gedrucke Informationen. Die Lutherische Theologische Hochschule. Informationsschrift. Oberursel 1988
Hinweise für anreisende Benutzer. Es können nach Anmeldung Gästezimmer der Hochschule zur Verfügung gestellt werden. S-Bahnverbindung ab Frankfurt Hauptbahnhof bis S-Bahnhof Oberursel. A 661, Ausfahrt Oberursel Nord, den Hinweisschildern Lutherisch Theologische Hochschule folgen; A 5 bis Bad Homburger Kreuz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Entstehung der Kirchenbibliothek zu Fürstenau im Odenwald (Odenwaldbibliothek) geht auf Pfarrer Christian Müller († 1892) zurück, der als ehemaliger Pfarrer von Beerfelden in der Auseinandersetzung mit der Unionsbildung in Hessen-Darmstadt zum Hofprediger des Grafenhauses Erbach Fürstenau wurde. Müller gehörte neben Georg Christian Dieffenbach und vor allem Wilhelm Löhe zu den anerkannten Liturgikern des 19. Jhs. Mit Dieffenbach gab er die damals sehr bekannte Evangelische Handagende (1858) heraus. Daneben veröffentlichte Müller Andachts-, Predigt- und Gebetbücher, die weite Verbreitung fanden. Diesem Schwerpunkt der Tätigkeiten auf praktisch-theologischem Gebiet entspricht die Ausrichtung seiner Privatbibliothek. Neben einer wertvollen und umfassenden Sammlung von Quellenschriften aus dem 16. und 17. Jh enthält sie vor allem Kirchenordnungen, Agenden, Katechetik und Erbauungsliteratur des Luthertums vom 16. Jh an bis zum Ende des 19. Jhs. Eine Reihe von Büchern stammt dabei aus der Privatbibliothek Löhes. Diesem Schwerpunkt entsprechend trägt das später erstellte Verzeichnis der Bibliothek den Untertitel " Bibliotheca pastoralis practica".

1.2 Es ist das Verdienst des Pfarrers Karl Müller, des Sohnes und Nachfolgers von Christian Müller in Fürstenau, im Jahre 1898 den noch heute instruktiven und über die Grenzen der " Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche" bekannten und verbreiteten Katalog in gedruckter Form herausgegeben zu haben. Die Bibliothek behielt zunächst ihren Standort im Schloß Fürstenau. Laut der Benutzungsordnung im Katalog erfolgte in jener Zeit eine weltweite Ausleihe. Der jeweilige Pfarrer in Fürstenau war gleichzeitig der Bibliothekar. Leider hat die Odenwaldbibliothek unter Kriegseinwirkungen gelitten. Von den 3998 Bdn, die ursprünglich im Katalog enthalten waren, fehlen heute etwa 427, der Wert der Bibliothek ist dadurch jedoch kaum gemindert.

1.3 Seit Anfang der siebziger Jahre ist der Standort der Bibliothek Oberursel (Taunus), wo nach vorübergehendem Provisorium ein geeigneter Raum in der Lutherisch-theologischen Hochschule zur Verfügung steht. Die Odenwaldbibliothek steht dort getrennt von der Präsenzbibliothek der Hochschule. Sie hat einen neuen Katalog, der über das alte Verzeichnis von Müller hinausführt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt 3572 Titel in 4223 Bdn (einschließlich Zeitungen und Zeitschriften). Der Bestand ist von der Arbeitsbibliothek der Lutherisch-theologischen Hochschule getrennt. In der Bibliothek befinden sich überdies kleinere Bestände aus anderen Bibliotheken. Die Bibliothek ist teils systematisch (nach dem Verzeichnis von 1898), teils unsystematisch aufgestellt.

2.2 Die Bibliothek besitzt 765 Titel aus dem 16. Jh, davon 340 aus der ersten Hälfte (155 Kirchenordnungen und Agenden, 55 Katechismen, 29 Gebetbücher, 115 Trost- und Erbauungsschriften, 334 Streitschriften). 528 Titel stammen aus dem 17. Jh, insbesondere dogmatische, ethische und erbauliche Literatur. Über 470 Titel sind dem 18. Jh zuzurechnen mit Schwerpunkt auf der Dogmatik, Ethik und Praktischen Theologie (245 Titel), insbesondere Pastoraltheologie, Agenden (dazu Sekundärliteratur), Katechetik, Gesangbücher, Andachts- und Erbauungsliteratur. Über 1809 Titel stammen aus dem 19. Jh mit Schwerpunkt auf der Praktischen Theologie (881 Titel), besonders Pastoraltheologie, Predigten, Katechetik, Erbauung. Weitere Schwerpunkte sind Reformationsgeschichte (128 Titel), lokale Kirchengeschichte, besonders in Hessen (182 Titel). Hinzu kommen Kommentare zum Alten und Neuen Testament, Dogmatik und vor allem apologetische Literatur.

2.3 Von den über 3572 Titeln sind 3105 in deutscher Sprache. 457 sind lateinisch, 5 griechisch, 2 hebräisch, 2 französisch und einer englisch. Die meisten lateinischen Schriften entstammen dem 16. und 17. Jh. Die griechischen, hebräischen, französischen und englischen Titel sind meist Bibelausgaben. Im 16. und 17. Jh überwiegen dennoch die deutschen Titel (986 deutsch, 303 latein und 4 sonstige), was auf die praktisch-theologische Ausrichtung der Bibliothek zurückzuführen ist. Katechismen, Predigten, Sermone und Erbauungsschriften sind meist deutschsprachig. Im 18. und 19. Jh sind alle Titel in deutscher Sprache mit Ausnahme der exegetischen.

Systematische Übersicht

2.4 Die Bibliothek verfügt als ursprünglich theologische Privatbibliothek über alle theologischen Disziplinen, allerdings mit besonderen Schwerpunkten auf der Kirchengeschichte (1223 Titel) und der Praktischen Theologie (1748 Titel). Von den 601 restlichen Titeln sind 43 Zeitschriften, 30 Lexika und Wörterbücher, 203 Exegetica, 188 dogmatische, 56 apologetische und 81 ethische Titel. Bei den Beständen zur Dogmatik, Ethik, Exegese und Apologetik dominiert das 19. Jh, nicht allein in chronologischer, sondern auch in thematischer Hinsicht. Neben einigen symbolisch-systematischen Schriften aus dem 16. und 17. Jh finden sich auch Bibelausgaben aus dieser Zeit.

2.5 Ein systematischer Schwerpunkt liegt mit 1223 Titeln auf der Kirchengeschichte, insbesondere der Geschichte der evangelisch-lutherischen Freikirchen im 19. Jh. Aus dem 16. Jh stammen 350 Titel, aus dem 17. und 18. Jh 329 Titel und aus dem 19. Jh 544 Titel. Starkes Gewicht liegt auf der Reformationsgeschichte mit 211 Titeln und der lokalen Kirchengeschichte im 19. Jh mit 214 Titeln. Weitere Schwerpunkte bilden die lutherische Orthodoxie, der Pietismus und die alte Kirche. Einige Titel zur lokalen Kirchengeschichte beziehen sich auf die Geschichte Hessens, insbesondere auf die der Grafschaft Erbach. An diesen kirchengeschichtlichen Teil angeschlossen ist die wertvolle Sammlung von Drucken aus dem 16. und 17. Jh mit insgesamt 515 Titeln. Diese Spezialsammlung gliedert sich folgendermaßen: 1500-1520 2 Titel, 1521-1540 52 Titel, 1541-1560 91 Titel, 1561-1580 125 Titel, 1581-1600 44 Titel, 1601-1650 111 Titel, 1651-1700 23 Titel, 1701-1750 67 Titel. Der Schwerpunkt dieser Sammlung liegt also auf den Reformationsjahren bis zur Konkordienformel 1580.

2.6 Der weitaus größere Teil (1748 Titel) gehört in den Bereich der Praktischen Theologie. Davon sind 395 Titel aus dem 16. Jh (erste Hälfte 186 Titel), 227 aus dem 17. Jh, 245 aus dem 18. Jh, 881 aus dem 19. Jh. Dem Bereich der Pastoraltheologie zuzuordnen sind 219 Titel, dem der Liturgik (Agenden, Kirchenordnungen) 226 Titel (dazu Sekundärliteratur mit 98 Titeln). Homiletik und Predigten umfassen 110 Titel, Kirchenrecht 46, Katechetik (Katechismen) 287, Biblische Geschichte 40, Gesangbücher und Hymnologie 195, Pädagogik 60 (meist Kleinschriften aus dem 19. Jh). Der Schwerpunkt liegt also auf dem liturgischen Gebiet. Aber auch Hymnologie und Katechetik sind stark vertreten. Die Sammlung alter Kirchenordnungen bildet zugleich das Kernstück der Bibliothek. Sie enthält Agenden und Kirchenordnungen des 16. Jhs aus Magdeburg, Straßburg, Wittenberg, Nürnberg, Marburg, Hamburg, Breslau, Braunschweig, Schleswig, Holstein, Schwäbisch Hall, Hessen usw. Zu erwähnen sind auch zahlreiche ältere Katechismus-Ausgaben von Luther, Melanchthon, A. Corvinius, J. Jonas, U. Regius, J. Bugenhagen und J. Brenz.

2.7 Neben 59 Luther-Drucken weist die Bibliothek 32 Titel von J. Mathesius auf, 19 von Cyr. Spangenberg, 16 von Melanchthon, 18 von U. Regius, 16 von J. Spangenberg, 6 von J. Brenz, 4 von A. Corvinius, 3 von M. Flacius, 11 von D. Cytraeus, sowie anderer reformatorischer und nachreformatorischer Theologen wie N. Selneccer oder M. Chemnitz. Aus dem 17. Jh finden sich u. a. 8 Titel von J. Arndt, 5 von J. Gerhard und nicht wenige von J. J. Rambach, Ph. Nicolai, A. H. Francke, V. E. Loescher. Aus dem 19. Jh finden sich viele Schriften von A. F. C. Vilmar, W. Löhe, G. C. Dieffenbach und F. Delitzsch.

3. KATALOGE

Alphabetisch geordneter Verfasser- und Sachtitelkatalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog, hrsg. von Karl Müller: Kirchenbibliothek zu Fürstenau im Odenwald. Verzeichnis der durch einige Geschenke erweiterten Bibliotheca pastoralis practica des am 9. Febr. 1882 verstorbenen Pfarrers Christian Müller aufgestellt durch dessen Sohn Karl Müller ... im Jahr 1898

[Bandkatalog, nach Hausregeln]

Standortkatalog [Zettelkatalog; enthält die nach 1898 erworbenen Bestände]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

Stand: September 1988

Thomas Junker


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.