FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Bayern S - Z > Windberg
 Bayern A - H Bayern I - R

Klosterbibliothek

Adresse. Pfarrplatz 22, 94336 Windberg [Karte]
Telefon. (09422) 824-0
Telefax. (09422) 824-123
Bibliothekssigel. <AKThB 78>

Unterhaltsträger. Prämonstratenser-Abtei Windberg
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Geschichte, Literatur. 2. Besondere Sammelgebiete: Bavarica, Praemonstratensia.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung, keine festgelegten Öffnungszeiten. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erbeten. Bahnverbindung nach Straubing bzw. Bogen; von dort Busverbindung nach Hunderdorf, ab da keine öffentliche Verbindung. A 3 Regensburg-Passau, Ausfahrt Bogen, Richtung St. Englmar, in Hunderdorf rechts nach Windberg. Parkplatz am Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Prämonstratenser-Abtei Windberg wurde vor 1140 von Graf Albert I. von Bogen und seiner Gemahlin Hedwig gestiftet. Schon unter dem dritten Propst Gebhard († 1191) entwickelte sich in Windberg eine wertvolle Bibliothek. Nach seiner Ernennung zum Propst im Jahre 1141 richtete Gebhard ein Skriptorium ein. Das berühmteste Werk aus der Windberger Schreibstube dürfte die Interlinearübersetzung der Psalmen sein, der sogenannte Windberger Psalter. Daneben entstand eine Vielzahl wertvoller Hss., meist mit kunstvollen Buclereien. Auf dieses literarische Schaffen ist es u. a. zurückzuführen, daß Windberg 1146 zur Abtei erhoben und Propst Gebhard ihr erster Abt wurde.

1.2 Im 15. Jh machten in den Ausgabebüchern des Klosters die Kosten für Bücher einen beträchtlichen Anteil aus. Im 17. und 18. Jh wurden jedoch kaum noch neue Bücher gekauft. Im Zuge der Säkularisation (1803) schickte Baron Aretin 127 Hss., 498 Inkunabeln und 103 andere Bücher in die Münchener Churfürstliche Bibliothek. Von den restlichen Büchern wurden 299 Bde in die Universitätsbibliothek Landshut und 95 Bde in die Gymnasialbibliothek Straubing verbracht.

1.3 Erst im Jahr 1923 kamen wieder Prämonstratenser in das Kloster Windberg. Die Abtei Berne in den Niederlanden hatte sich entschlossen, in Windberg neu anzufangen. Durch die Wiederbesiedlung entstand auch eine neue Klosterbibliothek. Bestückt wurde sie vorwiegend mit Dubletten der Mutterabtei Berne, der Prämonstratenserstifte Tepl und Strahov (Prag), oder durch Tausch mit den Benediktinerabteien Metten, Beuron und Maria Laach. Legate von Geistlichen, besonders von Pfarrer Josef Russwurm (1969, hauptsächlich theologische und historische Literatur) sowie Neuanschaffungen kamen hinzu. Aus der Gymnasialbibliothek Straubing kam eine kleine Anzahl Bücher zurück, die 1803 dorthin gebracht worden war.

1.4 Die Bibliothek befand sich nach dem Neuanfang in einem Zimmer, später in zwei Räumen im Kloster. Wegen des Umbaus des Klosterhaupttraktes zu einer Jugendbildungsstätte im Jahre 1971 wurden die Bücher verlagert und vorerst provisorisch untergebracht. Einige Jahre später wurde ein Teil des Dachgeschosses für die Bibliothek ausgebaut. Dabei ist der barocke Dachstuhl sichtbar geblieben. Seit 1984 wurde der Bestand neu katalogisiert und mittels EDV erfaßt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die folgenden Zahlen sind durchweg ungefähre Angaben. Der historische Bestand mit 4000 Bdn umfaßt 14 Prozent des Gesamtbestandes von 28.000 Bdn. Aus dem 16. Jh stammen 17 Bde (hauptsächlich Theologie, vor allem Ordensliteratur), aus dem 17. Jh 115, aus dem 18. Jh 430 und aus dem 19. Jh 3440. Ein kleiner Teil des Bestandes ist chronologisch nicht erfaßt und blieb unberücksichtigt, ebenso die " Miscellanea" ( s. u. 2.12).

2.2 Die deutsche Sprache hat den größten Anteil. Latein (hauptsächlich Theologie) ist mit 14 Prozent vertreten, Französisch mit 4, Griechisch (hauptsächlich Biblica) und Englisch mit je einem, Niederländisch (hauptsächlich Theologie und Praemonstratensia) mit 0,5 Prozent und Hebräisch mit 0,2 Prozent.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand ist nach der Dezimalklassifikation in neun Hauptabteilungen mit Untergruppen gegliedert. Den größten Teil des historischen Bestandes machen die Fächer Theologie und Geschichte aus, hier vor allem Bavarica. In der Theologie mit 2015 Bdn stellen Praemonstratensia mit 260 Bdn den größten Anteil. Es finden sich liturgische Bücher (Breviarien, Missalia, Antiphonarien, Gradualien, Diurnalien, Processionalien, Directorien), Hagiographien (Vita Norberti), Ordenskataloge, u. a. von Ludolf Hugo, Werke zur Spiritualität, zur Ordensgeschichte, zur Geschichte einzelner Ordenshäuser, zur Windberger Hausgeschichte u. a.

2.4 Erwähnenswert sind Schriften aus dem Prämonstratenserorden: P. Sebastian Sailer (1714-1777), Geistliche Reden (1766, 1768, 1770), Der Mensch und Christ für Welt und Ewigkeit (1825), Marianisches Orakel (1764) und Leonard Goffine (1648-1719), Christkatholisches Unterrichts- und Erbauungsbuch, oder kurze Auslegung aller Sonn- und Festtäglichen Episteln und Evangelien (1779 u. ö.) sowie Werke von Georg Lienhardt (1717-1783). Vorhanden ist außerdem Literatur über die Jesuiten, z. B. von Johann Baptist Masculo, Encomia coelituum (1763) und Anton Bucher (1746-1817), Die Jesuiten in Bayern (1819). Es schließt sich an Literatur über Kartäuser, z. B. die Annales Ordinis Cartusiensis (1880-1890), über die Benediktiner, z. B. die Studien und Mitteilungen zur Geschichte der Benediktiner (1888 ff.) und über die Zisterzienser.

2.5 Bei den Biblica ( u. a. Bibeln in lateinischen, griechischen und hebräischen Ausgaben, ferner Kommentare) sind 140 Bde vorhanden, bei der Patristik 140 Bde (Ausgaben von Kirchenvätern und Einzelwerke) und bei der Liturgie 110 Bde (Missalia, Ritualien, Gradualien, Benedictionale, Breviarien). Im Bereich Allgemeine Kirchengeschichte liegt eine Anzahl von Handbüchern, Reihen und Einzelwerken vor. An Autoren sind u. a. Ignaz Döllinger, Joseph Annegarn, Pius Bonifaz Gams, Friedrich Rehm, Franz Anton Scharpff, Joseph Hergenröther, Carl August Hase, Johann Nepomuk Hortig, Joseph Ignaz Ritter, Henricus Guilielmus Wouters, Antoine Henri de Berault-Bercastel und Josef Ferdinand Damberger vertreten. Regionale Geschichtswerke über die Diözesen Regensburg, München und Freising, Augsburg und Freiburg sind vorhanden, ferner Schematismen der Erzdiözese München und Freising (1847-1900, vollständig) und der Diözese Regensburg (fast vollständig).

2.6 Der restliche Bestand gliedert sich in weitere theologische Disziplinen wie Dogmatik (mit Autoren wie Honoré de Tournely, Johann Nepomuk Sepp, Georg Riegler, Jean-Baptiste Bouvier, Johann Baptist Heinrich), Praktische Theologie (Paul Laymann, Johann Sebastian Steininger, geistliche Schriftsteller wie Johann Michael Sailer), Pastoraltheologie mit Homiletik (Vincent Houdry, Joseph Amberger, Michael Benger, Thomas Wiser, Cornelius a Lapide, Jacques Benigne Bossuet, Louis Bourdaloue, Joseph Dippel, Franz Hunolt, Kaspar Zwickenpflug, Josef Anton Bordoni SJ, Johann Georg Holland, P. F. Lucian). Meist vollständig sind einige theologische Zeitschriften vorhanden: Die Katholische Mission (1875 ff.), Der katholische Seelsorger (1889 ff.), Der Prediger und Katechet (1853 ff.), Der Sendbote des göttlichen Herzens Jesu (1866 ff.), Theologisch-praktische Quartal-Schrift (1877 ff.), Theologisch-praktische Monats- Schrift (1891-1920), Stimmen aus Maria-Laach (1871 ff.) mit einigen Ergänzungsbänden, Nouvelle Revue Théologique (1869-1912), Register des Ministerialblattes für Kirchen- und Schulangelegenheiten (1877-1912), Oberhirtliches Verordnungsblatt für das Bisthum Regensburg (1879-1885).

2.7 Die Abteilung Geschichte mit 360 Bdn umfaßt Biographien ( u. a. die Allgemeine Deutsche Biographie), Genealogien und Hagiographien. Bei der Allgemeinen Geschichte (150 Bde) sind Gottfried Gabriel Bredow (1773-1814), William Mitford, Cäsar Cantu, Wolfgang Menzel (1798-1873) sowie Friedrich von Raumer zu nennen. Die Zeitschrift Mittheilung des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen (1864 ff., unvollständig) liegt vor.

2.8 Besondere Bedeutung haben die Bavarica mit 590 Bdn. Erwähnenswert sind die Bayerische Bibliothek (1890-1892), hrsg. von Karl von Reinhardstoettner und Karl Trautmann, das Bayerische Wörterbuch (1827, 1828, 1836, 1837) von Andreas Schmeller, die Geschichte der bayerischen Akademie der Wissenschaften (1784, 1807) von Lorenz Westenrieder sowie eine Anzahl von Handbüchern zum Königreich Bayern (über Landes- und Volkskunde, Volksschulwesen, Geschichte, Statistik, Literatur, Geographie, Landwirtschaft, Topographie und Flora), Schriften über das Bayerische Staatsrecht, einige Kalenderreihen ( u. a. der Chur-Bayrisch geistliche Kalender, 1754 ff., und der Sulzbacher Kalender, 1841 ff.), Die Geschichte der literarischen Anstalten in Baiern (1810, 1815) von Sebastian Günthner und einige Bände der Monumenta Boica (1763 ff.) und Monumenta Boemiae (1764-1785). Autoren zur Bayerischen Geschichte sind u. a. Wilhelm Schreiber, Josef Maria Mayer, Konrad Mannert, Mathieu Schwann, Karl Zettel, Heinrich Zschokke, Anselm Andreas Cammerer, Johann Freiherr von Aretin, Sebastian Freudensprung, Wilhelm Götz, Sigmund Riezler, Richard Graf Du Moulin Eckart, Georg Ratzinger und Gustav Zeiß. Auch hier sind Zeitschriften vorhanden (meist unvollständig): Verhandlungen des Historischen Vereins Niederbayern (1865 ff., unvollständig), Verhandlungen des Historischen Vereins Oberpfalz und Regensburg (1847 ff., unvollständig), Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg (1879 ff., unvollständig), Martin Deutinger (Hrsg.), Beyträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbistums München und Freising (1850-1940), Hof- und Staatshandbuch des Königreiches Bayern (1812 ff., unvollständig), Historisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft (1880-1902), Amtsblatt des königlichen Bezirksamtes Bogen (1871 ff.).

2.9 Die Abteilung Literatur umfaßt 410 Bde zur Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft und Belletristik, darunter Gesamtausgaben von Wieland, Heinrich Zschokke, Lorenz von Westenrieder (1748-1829), Jean Paul, James Fenimore Cooper und Walter Scott. Als bayerischer Autor sei Gottschalck von Regensburg genannt (Bayerns Helden- und Balladenbuch, 1863-1868).

2.10 Die Sozialwissenschaften stellen 172 Bde. Die Gruppe umfaßt Politik, Gesetzestexte und vor allem Kirchenrecht (z. B. Kaspar Klock, 1583-1655, Consilia, 1673). In den Angewandten Wissenschaften (84 Bde) sind medizinische Werke (z. B. von Sebastian Kneipp) vertreten. Die Philosophie mit den Untergruppen Systematische Philosophie, Philosophiegeschichte und Psychologie weist 76 Bde auf.

2.11 Der Rest verteilt sich auf Geographie mit 63 Bdn ( u. a. Bibliothek der neuesten Entdeckungsreisen, 1825, eine Länder- und Völkerkunde, das Ortslexikon von Deutschland, 1859 und 1898, von H. Rudolph, Schriften von Hermann Adalbert Daniel), auf Naturwissenschaften mit 40 Bdn (darunter Schriften zur Naturgeschichte von Tobias Wilhelm, 1810-1821), auf Kunst mit 32 Bdn (vor allem Musik und Kunstgeschichte, darunter einige Bilderkataloge der Deutschen Gesellschaft der christlichen Kunst) und auf Allgemeines mit 19 Bdn (Lexika, allgemeine Zeitschriften).

2.12 In den Abteilungen Bavarica und Theologie befinden sich einige Bände " Miscellanea", in denen einzelne Artikel, Beiträge oder Zeitschriften zusammengebunden sind. Es handelt sich um Sammelbände mit Schrifttum unterschiedlichen Inhalts, meist aus dem 19. Jh, dessen Einzeltitel nicht im Katalog verzeichnet sind.

3. KATALOGE

Alphabetischer Verfasserkatalog

[EDV-gestützt, Daten können abgerufen werden]

Systematischer Katalog

[nach DK; Daten können auch abgerufen werden]

Schlagwörter können mit Computer abgerufen werden.

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Sturm, Angelus: Windberger Schrifttum von der Gründung des Klosters bis zum Ausgang des Mittelalters. In: Die ostbairischen Grenzmarken 15 (1926) Heft 5, S. 105-154

Backmund, Norbert: Windberger Klosterleben im Spiegel alter Ausgabenbücher (15.-18. Jahrhundert). In: Ostbairische Grenzmarken 12 (1970) S. 151-162

Backmund, Norbert: Kloster Windberg. Studien zu seiner Geschichte. Windberg 1977

Mai, Paul: 850 Jahre Prämonstratenserabtei Windberg. Bischöfliches Zentralarchiv und Bischöfliche Zentralbibliothek Regensburg. Kataloge und Schriften 9. München 1993

Stand: August 1993

Fr. Simeon Rupprecht OPraem


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.