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Bibliothek des Kollegs St. Josef

Adresse. Müllerstr. 8, 89584 Ehingen (Donau); [Karte]
Postfach 1254, 89572 Ehingen (Donau)
Telefon. (07391) 60 18

Unterhaltsträger. Kolleg St. Josef Ehingen
Funktion. Archivbibliothek des ehemaligen Bischöflichen Konvikts Ehingen.
Sammelgebiete. Der Bestand der " Alten Bibliothek" wird nur punktuell vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (Bahnstrecke Stuttgart-Ulm). A 8, Ausfahrt Ulm-West; B 10 Richtung Ulm, B 311 nach Ehingen. Parkmöglichkeiten auf dem Gelände des Kollegs St. Josef.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kolleg St. Josef ist im Besitz einer " Alten Bibliothek", die aus dem ehemaligen Ehinger Konvikt stammt und dort als Lehrer- und Schülerbibliothek diente. Als das Konvikt 1975 zum Kolleg umgewandelt wurde, sind die vor 1940 erschienenen Bücher ausgesondert und in einem eigenen Raum untergebracht worden.

1.2 Die Gründung des Ehinger Konvikts geht auf das Jahr 1825 zurück. Bereits im Dezember 1820 wurde in der württembergischen Ständeversammlung über die Einrichtung von zwei niederen Konvikten verhandelt. Von den 4 sich um den Konvikt bemühenden Orten (Ravensburg, Ehingen, Ellwangen und Rottweil) wurden Rottweil und Ehingen ausgewählt. Für Ehingen sprach seine geographische Lage im größten katholischen Gebiet des Landes, im Oberland. Außerdem stand mit dem Anfang des 18. Jhs von Franz Beer erbauten Collegium der Benediktiner bereits ein geeignetes Gebäude zur Verfügung.

1.3 Bei der Gründung des Konvikts wurde eine Bibliothek aufgebaut, deren Bestände sich zunächst aus Büchern der Professoren des inzwischen zum württembergischen Gymnasium umgewandelten Collegiums und des neugegründeten Konvikts zusammensetzten. Beide Institutionen befanden sich bis 1885 im selben Gebäude und hatten eine gemeinsame Bibliothek. Bei den Neuzugängen ab 1825 wurde ein Zugangsverzeichnis geführt - handelte es sich vor allem um Anschaffungen des Konvikts. Die Bestände wurden sowohl durch württembergische Zuteilungen aus Säkularisationsbeständen als auch durch Kauf vermehrt. Beim Auszug des Gymnasiums aus dem Konviktsgebäude (1885) wurde die Bibliothek leider recht unsystematisch getrennt, so daß von manchen Bandserien Teile in beiden Bibliotheken verblieben (s. auch Ehingen, Gymnasium, 1.1 ff.).

1.4 Der größte Teil der Titel des 16. Jhs stammt aus der Bibliothek des Ritterstifts in Comburg, das wie die Benediktinerabtei Wiblingen 1805 säkularisiert wurde. Die Bücher kamen zunächst nach Ellwangen, dann per Dekret vom 28. Oktober 1806 in die Königliche Landesbibliothek in Stuttgart. Nach einem weiteren Dekret vom 24. Dezember 1807 wurden Verzeichnisse der damals noch in den Klöstern befindlichen Bibliotheken oder Restbestände aufgenommen, woraufhin die wertvollen Titel nach Stuttgart, teils an die Landesbibliothek, teils an die Königliche Hofbibliothek gebracht wurden.

1.5 Die in der Ehinger Kollegsbibliothek befindlichen Werke Comburger und auch Wiblinger Provenienz (nur 2 Titel nachweisbar) stammen aus späteren württembergischen Zuteilungen an das Konvikt und das Gymnasium in Ehingen. Die beiden Titel aus Wiblingen tragen noch den Besitzvermerk des Priors P. Gregor Ziegler, der 1804 mit dem Aufbau einer neuen Bibliothek in Ehingen begonnen hatte. Der größere Teil der Wiblinger Bücher wurde dem Gymnasium Ehingen zugeteilt. Vorhanden ist auch eine von Sebastian Castalius herausgegebene Homer-Ausgabe (Basel 1561) aus der alten Bibliothek des bereits 1608 erwähnten Ehinger Stifts St. Moritz. Andere Provenienzen sind das Collegium in Rottweil, die Karmeliterbibliothek in Ravensburg und der schwäbische Dialektdichter Carl Weitzmann (1767-1828) aus Ehingen. Besitzeinträge sind ferner von Oswald de Egberg und François Comte de Königsegg zu finden.

1.6 Sehr viele Bücher, vor allem des 19. Jhs, gehörten ursprünglich dem Borromäus-Verein. Sie wurden dem Konvikt wahrscheinlich geschenkt, als sich 1940 der Verein laut Anordnung gezwungen sah, die meisten seiner Bücher aus der Ausleihe zurückzuziehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der gesamte Bestand der Kollegsbibliothek umfaßt 2683 Titel in 3340 Bdn. Den größten Anteil hat das 19. Jh mit 2521 Titeln. Auf das 18. Jh entfallen 108 Titel, auf das 17. Jh 18 und auf das 16. Jh 36. Der Bestand ist zu 70 Prozent deutschsprachig. Latein ist mit 10 Prozent (376 Titel) vertreten, auf Französisch entfallen 69 Titel, auf Griechisch 54.

2.2 Die Deutsche Literatur stellt mit 682 Titeln die umfangreichste Sachgruppe dar. Erwähnenswert aus dem 18. Jh sind u. a. Ausgaben von Geßner, Kleist und Klopstock (darunter eine Ausgabe des Messias, Karlsruhe 1775), ferner Gottlieb Wilhelm Rabeners Satiren (Bern 1765) sowie frühe Ausgaben des Wandsbeker Bothen von Matthias Claudius (1784 und 1790). Aus dem 19. Jh sind 426 Titel vorhanden, u. a. von Grillparzer, Rückert und Herder, auch Jugendliteratur und Belletristik (144 Titel des 19. Jhs) sowie Werke zur deutschen Literaturgeschichte und Grammatik (92 Titel).

2.3 Auf die Theologie entfallen 459 Titel (45 vor 1800), darunter Erbauungsschriften (99 Titel) und Werke zur Kirchengeschichte und Exegese (je 70). Die Dogmatik umfaßt 67 Titel, u. a. Marcus Siticus' Catechismus ex decreto concilii Tridentini (Ingolstadt 1577). Weitere Gebiete sind die Apologetik (21), die Liturgik (27), das Kirchenrecht (20) und die Homiletik (21). Patristik (11) und Katechese (14), Moral- und Pastoraltheologie (13 und 6) sowie Mission (10) sind ebenfalls vertreten.

2.4 Die Lateinische Literatur umfaßt 406 Titel: 16. Jh 26, 17. Jh 10, 18. Jh 29 und 19. Jh 341. Darunter befinden sich Übersetzungen vom Griechischen ins Lateinische, u. a. Antonius Liberalis' Transformationum congenies (Basel 1568); überdies einige Cicero-Ausgaben wie die Epistolae familiares (Venedig: Paganini 1509) und die Opera omnia (Paris 1565-1566), ein Wörterbuch mit besonderer Berücksichtigung von Ciceros Wortschatz (Basel 1544), ein Kommentar zu Caesar (Basel: Brylinger 1579) und eine Ausgabe von Horazens Opera (Paris: Ascensius 1519). Die Neulateinische Dichtung repräsentieren u. a. Pietro Bembos Epistolae omnes (1535), Johannes Pontanus' Amorum libri (Venedig: Aldus 1518) und Antonius Mancinellus' Illustrium poetarum flores (Straßburg 1549).

2.5 Zur Griechischen Literatur liegen 287 Titel vor, überwiegend aus dem 19. Jh und deutschsprachig. Bemerkenswert sind die Orthographia et flexus dictionum Graecarum (Vendig: Aldus 1502), die Ausgabe der Sophokles Tragödien von Georgio Ratallero (Antwerpen 1584) und Lukians Epithaphium (Straßburg: Knobloch 1520). Das 19. Jh ist repräsentiert durch Ausgaben von Appian, Demosthenes, Herodot, Homer u. a.

2.6 Zur Geschichte und Kulturgeschichte finden sich 197 Titel. Davon beziehen sich 123 auf Geschichte, u. a. mit einigen bemerkenswerten Titeln zur römischen Geschichtsschreibung, so Florus' Bellorum Romanorum (Basel: Froben 1517). Die restlichen 74 Titel betreffen die Kulturgeschichte.

2.7 Kleinere Sammlungen liegen vor in den Bereichen Biographie (129 Titel), Naturwissenschaften (107 deutschsprachige Titel aus dem 19. Jh, davon 65 zur Biologie), Geographie (60 Titel), ergänzt durch 67 Reisebeschreibungen, Schrifttum über Baden-Württemberg (30), Psychologie und Pädagogik (25), Kunst (24) und Musik (15) sowie Werke der italienischen (20) und englischen Literatur (21). Innerhalb der französischen Literatur (86 Titel) ist eine Ausgabe von Paul Scarrons Oeuvres (Paris 1668) erwähnenswert. Weitere 24 Titel liegen zur hebräischen Literatur vor und 28 zur Philosophie.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach Autoren und Sachgebieten, jeweils mit Standortbezeichnung]

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Amtsblätter, Drucksachen und hschr. Eintragungen sowie Inventarisierungsbücher aus dem Archiv des ehemaligen Konvikts

Eingangsbuch [seit 1825 geführt]

4.2 Darstellungen

Erzberger, Matthias: Die Säkularisation in Württemberg von 1802-1810. Stuttgart 1902

Hehle, Josef: Zwei Bibliotheksstiftungen in Ehingen a. D. von 1475 und 1508 sowie die späteren Schicksale und die noch erhaltenen Überreste der beiden Bibliotheken. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte N. F. 23 (1914) S. 279-287

Wieland, Georg: Vom Colleg zum Konvikt Ehingen. Geschichte des Benediktiner-Collegiums des Königlich-Katholischen bzw. Bischöflichen Konvikts und der Kollegienkirche in Ehingen. Ehingen 1970

Stand: September 1992

Gudrun Brzoska


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.