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Kolegiálna kniznica

Kollegiatsbibliothek


Adresse. Hlavná ul. c. 137, 081 37 Prešov
Telefon. (091) 71 34 37 (Staatliche Kreisbibliothek)
Telefax. (091) 72 49 60 (Staatliche Kreisbibliothek)

Unterhaltsträger. Biskupský úrad evangelickej cirkvi v Prešove [Bischofsamt der evangelischen Kirche in Prešov]
Funktion. Wissenschaftliche Spezialbibliothek mit geschlossenem historischem Bestand.
Sammelgebiete. Theologie, Geschichte, Philosophie, Literatur, Naturwissenschaften. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung für wissenschaftliche Zwecke nach Voranmeldung. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-18.45 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte (in der Staatlichen Kreisbibliothek).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich bei der Staatlichen Kreisbibliothek, Abteilung für Bibliotheks- und Informationsdienste [Krajská štátna kniznica, Oddelenie kniznicno-informcných sluzieb], Námestie mládeze 1, 081 37 Prešov (Telefon und Telefax s. o.). - Bus- und Bahnverbindungen von Košice und Martin. Vom Hauptbahnhof Busverbindung (Linie 1) bis zur Kollegiatsbibliothek (im historischen Gebäude des Kollegiums) und bis zur Staatlichen Kreisbibliothek, oder Fußweg (ca. 25 Minuten). - Von Martin E 50 über Poprad bis Prešov. Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung des Gymnasiums der oberungarischen Stände in Prešov, allgemein als Preschauer Kollegium [Prešovské kolégium] bekannt, wird offiziell auf den 16. April 1667 datiert. Die Geschichte des Kollegiums beginnt jedoch bereits 1531 mit der Gründung einer Stadtschule durch die evangelische Kirchengemeinde in Prešov. Wegen ihrer qualifizierten Lehrer, die ihre wissenschaftliche Ausbildung größtenteils an ausländischen Universitäten erworben hatten (wie z. B. Lukáš Fabinus-Popradský, Severín Škultéti oder Ján Bocatius), zog die Schule Schüler aus dem gesamten historischen Ungarn an. Um die allmähliche Erweiterung der Stadtschule machten sich im 17. Jh der Pädagoge und Prediger Ján Bayer (1630-1674) und Isak Caban (1632-1707; Rektor und Konrektor von 1662 bis 1667) verdient, die die Schule zu einem siebenklassigen Gymnasium ausbauten, das ab 1667 durch die oberungarischen Stände zu einem zehnklassigen Kollegium erweitert wurde.

1.2 Das Gymnasium konnte schnell an das Niveau und die Erfolge der städtischen Vorgängerinstitution anknüpfen und wurde bald auch über die ungarischen Grenzen hinaus bekannt. Ob bei der Umwandlung zum Kollegium auch eine Bibliothek gegründet oder eventuell die Bibliothek der Vorgängerinstitution übernommen wurde, läßt sich nicht mehr nachvollziehen, da sich aus dieser Zeit keine Zeugnisse erhalten haben. Fest steht jedoch, daß spätestens in den siebziger Jahren des 17. Jhs eine Bibliothek existierte. Dies belegt ihre erste schriftliche Erwähnung im Tagebuch des damaligen Rektors des Kollegiums, Samuel Pomarius (Acta tragica deformationis Eperiesiensis 1673), das bei Pavol Valaský (Conspectus reipublicae litterariae in Hungaria ..., Leipzig 1785) erwähnt wird. Ein zweiter Hinweis auf die Bibliothek findet sich in der Gratulationsschrift (Festivum Hymenaeon ..., Levoca 1683) zur Hochzeit von Eliáš Ladiver, in der neben dem Rektor auch ein Bibliothekar genannt wird.

1.3 Eine Zäsur in der Entwicklung von Schule und Bibliothek brachten die ungarischen Aufstände in der zweiten Hälfte des 17. Jhs, die nach der Besetzung des Kollegiums durch den kaiserlichen General Spankau (1671), Vertreibung aller Lehrer aus der Stadt (1673) und zweimaliger vorübergehender Schließung der Schule (1673-1682 und 1687-1705) sowie nach der Niederschlagung des siebenjährigen Freiheitskampfes von František Rákoci II. (1676-1735) im Jahre 1711 in der Enteignung der Protestantischen Kirche und des Kollegiums mündeten. Gestattet wurde der protestantischen Bevölkerung Prešovs lediglich die Betreibung einer Grundschule außerhalb der Stadtmauern, die allmählich das Niveau eines Gymnasiums wiedererlangte, allerdings mit unvollständiger Klassenzahl. Auch verblieb sie vorerst noch in Räumlichkeiten in der Vorstadt.

1.4 Über das Schicksal der Bibliothek nach Auflösung des Kollegiums ist nichts bekannt. Möglicherweise wurden die bis dahin gesammelten Bücher vernichtet. 1731 begann der Wiederaufbau der Bibliothek. Ihren Grundstein legten die damaligen Rektoren des Kollegiums, Juraj Mateides und Daniel Sartorius. Sartorius, der seit 1732 Prediger in Prešov war, und von 1742 bis 1763 Pfarrer in Banská Bystrica [Neusohl]), vermachte dem Kollegium auch seine Privatbibliothek. Mit der Rückkehr in das alte Stadtgebäude im Jahre 1784 und der Wiederaufnahme des Unterrichts im Schuljahr 1785/86 begann für die Schule eine Zeit des kontinuierlichen Aufschwungs und Ausbaus, so daß sie Ende des 19. Jhs vier Lehranstalten einschloß: das Gymnasium, eine Lehrerakademie, eine Theologische Lehranstalt und eine Rechtsaka-

demie.

1.5 Im Jahre 1786 wurde auch die Bibliothek wieder im Kollegiatsgebäude untergebracht und neu geordnet. Der weitere Ausbau erfolgte zwischen 1795 und 1803 neben Ankäufen vor allem durch Schenkungen. Bei der Katalogisierung der Bibliothek im Jahre 1803 zählte der Bestand 175 Bde. Auch in den folgenden zwei Jahrzehnten wurde der Bestand vorwiegend durch Schenkungen ergänzt, da das Kollegium über keinen umfangreichen Anschaffungsetat verfügte und die kleinen Beiträge, die von den Schülern für die Bibliothek entrichtet wurden, zur systematischen Ergänzung nicht ausreichten. Immerhin war die Bibliothek bis 1806 auf 847 Werke und bis 1826 auf 1650 Werke angewachsen.

1.6 Eine Neuordnung und Neukatalogisierung der Bestände erfolgte 1834 durch Prof. Andrej Vandrák. Sein Katalog verzeichnet einen Grundbestand von 1869 Titeln in 2823 Bdn (s. u. 3.3). Den Bestand ergänzte zu diesem Zeitpunkt bereits die nicht in Vandráks Katalog erfaßte 14.000 Bde umfassende Privatsammlung von Ján Sirmai (Szirmay), die 1833 als Legat in die Bibliothek gelangt war und bis heute geschlossen als Sondersammlung aufgestellt ist (s. u. 2.27 ). Den wertvollsten Zuwachs der vierziger Jahre brachte 1842 Gabriel (Gábor) Bánós Schenkung seiner Familienbibliothek (Katalog s. u. 3.4). Sie umfaßte laut Schenkungsverzeichnis vom 12. April 1835 (s. u. 4.1 ) ca. 1860 Titel in 3700 Bdn und stellte eine typische Schloßbibliothek dar, die zur Zeit der Aufklärung gegründet wurde. Inhaltlich dominieren die naturwissenschaftlichen Titel (s. u. 2.14, 2.16), in sprachlicher Hinsicht überwiegen Deutsch und Latein.

1.7 Da die große Zahl privater Spenden allmählich zu einem unsystematischen Anwachsen der Bestände führte, bei gleichzeitigen Lücken in der fachspezifischen Unterrichtsliteratur, wurde etwa Anfang der vierziger Jahre des 19. Jhs zunächst die sogenannte Kleine Bibliothek für die unteren Gymnasialklassen eingerichtet. Im Jahre 1862 gründeten die Studierenden der Theologischen Lehranstalt in Eigeninitiative die Theologische Bibliothek, die aus eigenen Mitteln und Schenkungen ergänzt wurde und Ende des 19. Jhs mehr als 2000 Titel in 2500 Bdn umfaßte. Auch die Studenten der Rechtswissenschaften gründeten 1862 ihre eigene Rechtswissenschaftliche Bibliothek, die vor allem Fachliteratur umfaßte und vorwiegend aus Mitteln der Studierenden sowie durch Geldspenden weiter ausgebaut wurde. Die Gründung der Lehrerakademie machte 1884 die Einrichtung einer weiteren Spezialbibliothek erforderlich. Ihren Grundstock bildete die 351 Titel umfassende Bibliothek der Lehranstalt aus Nyíregyháza. Vermehrt wurde der Bestand durch Ankäufe sowie durch Schenkungen der Erben von Július Mikulík.

1.8 Mit der Gründung von zwei Studentenorganisationen tstanden im 19. Jh im Rahmen des Kollegiums zwei Studentenbibliotheken: die Bibliothek der Ungarischen Gesellschaft (gegr. 1827), die 1877 1451 Bde umfaßte, und die Bibliothek der Tschechoslowakischen Gesellschaft (gegr. 1832), die in den siebziger Jahren 763 Bde aufwies, von denen nach Ende der politischen Unruhen im Jahre 1921 allerdings nur ca. 400 Bde wiedergefunden wurden.

1.9 Währenddesssen wuchs auch die sogenannte Große Bibliothek des Kollegiums um einige tausend Bände, weiterhin vor allem durch Schenkungen. Neben den Nachlässen privater Sammler flossen ihr ab den sechziger Jahren auch vermehrt aktuelle Publikationen der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zu. Darüber hinaus schenkten ungarische Verlage Bücher aus ihrer Produktion. Aus Ankäufen kamen jährlich ca. 200 Bde hinzu. 1870 wurde die Bibliothek in den neuerbauten Bibliotheksaal überführt, in dem sie bis heute untergebracht ist. Bei dieser Gelegenheit kam es wiederum zur Neuordnung der Bestände und Integrierung aller Schenkungen. Die Aufstellung erfolgte nun in den Großgruppen (1) Theologie, (2) Humaniora (Philosophie, Geschichte, Geographie und Philologie), (3) Natur- und technische Wissenschaften sowie (4) Belletristik. Der Ende des 19. Jhs von Jakub Florián erarbeitete neue Katalog spiegelt diese Systematik (s. u. 3.3). Im Jahre 1885 umfaßte die Große Bibliothek laut Besuchsprotokoll von István Csékus 15.000 Bde. Da die Bestände jedoch nur wenig genutzt wurden (Ende des 19. Jhs wurden nur etwa 600 bis 1000 Bde ausgeliehen), wurden ab 1911 die Lesesäle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete wiederum auch das Ende der öffentlichen Dienste der Kollegiatsbibliothek.

1.10 Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Lehrerakademie verstaatlicht. Die Theologische Akademie und die Rechtsakademie wurden aufgelöst und Teile ihrer Bibliotheken in den Bestand der Großen Bibliothek integriert. Am Gymnasium, dessen Unterhaltsträger neben der Evangelischen Kirche nun der Staat war, wurde gleichzeitig mit dem Aufbau einer neuen Lehrerbibliothek mit aktueller Literatur begonnen. Die alte Kollegiatsbibliothek wurde nicht mehr ergänzt, diente aber weiterhin als Lehrerbibliothek. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie der Wissenschaftlichen Staatsbibliothek (heute Staatliche Kreisbibliothek) in Prešov unterstellt, verblieb jedoch an ihrem ursprünglichen Standort. In den sechziger Jahren wurde von Mitarbeitern der Slowakischen Nationalbibliothek in der Matica slovenská [Slovenská národná kniznica v Matici slovenskej] der historische Buchbestand neu katalogisiert, und auch die bis dahin nicht evidierten Bestände wurden bearbeitet. Die bei der Revision festgestellten 58.000 Bde wurden in einem Alphabetischen Verfasserkatalog erfaßt (s. u. 3.1). 1969 erschien der Slovacica-Katalog (s. u. 3.2). Zur Zeit werden die Drucke des 16. Jhs bearbeitet. Seit Dezember 1995 ist die Bibliothek wieder Eigentum der Evangelischen Kirche in Prešov.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Auf die Ermittlung absoluter Zahlen für die Verteilung des historischen Bestandes auf die Jahrhunderte wurde verzichtet. Durch Stichprobenerhebungen am Verfasserkatalog (ca. 25 Prozent der Katalogzettel) wurde ein historischer Bestand von ca. 51.000 Bdn ermittelt. Davon sind 14 Inkunabeln (13 aus Venedig und eine aus Basel), 800 Bde stammen aus dem 16. Jh, 2100 aus dem 17. Jh, 16.800 aus dem 18. Jh und 31.000 aus dem 19. Jh. Der Anteil der deutschsprachigen Titel liegt bei 58 Prozent, der der lateinischen bei etwa 22 Prozent, der der französischen bei 11 Prozent und der der ungarischen bei knapp 5 Prozent. Englische Titel sind mit etwa einem Prozent vertreten, slowakische und tschechische mit weniger als einem Prozent. Auf andere Sprachen tfallen ca. 3 Prozent. An Druckorten aus dem deutschen Sprachraum sind vor allem zu nennen Leipzig, Berlin, Halle, Köln, Frankfurt, Nürnberg, Augsburg, Karlsruhe, Quedlinburg, Zwickau, Göttingen, Hamburg und Wien.

Systematische Übersicht

2.2 Für die nachfolgende Übersicht wurden die Bücher aus der Stichprobenerhebung nach IDK systematisch gegliedert.

2.3 In der Gruppe Allgemeines, die ca. 4400 Bde umfaßt, findet sich ein hoher Anteil deutschsprachiger zyklopädischer Literatur, darunter Zedlers Universal-Lexikon (Halle und Leipzig 1733-1752) und Johann Hübners Reales Staats- Zeitungs- und Conversations-Lexikon (Regensburg 1737) sowie die Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie und das Conversations-Lexikon (Leipzig 1814-1819). Neben den Universallexika finden sich Spezialenzyklopädien wie das Allgemeine historische Lexicon (Leipzig 1709 und 1730-1732) und das Allgemeine geographische Lexikon (Wien 1845-1853).

2.4 In einer kleineren Gruppe mit bibliothekarischer Literatur sind neben Lehr- und Einführungswerken (August Burkard, Anleitung zur Bücherkunde, Bern 1797) auch Bibliothekskataloge (u. a. der Bibliotheken von Carpzov, Rincke und Wittenbronch) sowie Bücherverzeichnisse ungarischer Schulen und Institutionen vorhanden (z. B. der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest). Den größten Anteil an dieser Gruppe haben die Buchhandels- und Verlagskataloge, darunter das Allgemeine Verzeichnis der Bücher ...in der Frankfurter und Leipziger Ostermesse (Leipzig 1800-1843) sowie eine große Anzahl an Verlagskatalogen aus Wroclaw [Breslau], Wien, Brüssel, Paris und Budapest. Des weiteren finden sich rechtswissenschaftliche, theologische, pädagogische und philosophische Bibliographien. Vorhanden sind zudem Bibliographien deutscher und österreichischer Schriftsteller (in Deutsch), eine französische Bibliographie zu den Bereichen Physik und Naturwissenschaften sowie Heinsius' Allgemeines Bücher-Lexikon (Leipzig 1793-1798).

2.5 In der kleinen Sammlung zur Typographie und ihrer Geschichte finden sich Michael Denis, Wiens Buchdruckergeschichte (Wien 1783). Zur Pressefreiheit liegt vor Jozef Dezöfi, Über Pressfreyheit und Büchercensur (Leipzig 1831). Hier eingeordnet wurden auch Periodika allgemeinen Inhalts, wie das Deutsche Volksblatt, das Bürgerblatt, Jahrbücher sowie Kalender unterschiedlicher Art in Slowakisch, Ungarisch und Deutsch, darunter z. B. der Alt- und neu Krakauer Kalender, der Schreib-Kalender, Anmuth und Schönheit sowie der Almanach von Wien. Vorhanden sind auch einige Kunst- und Reiseführer, u. a. zu Museen in Wien und Budapest. Unter den kulturgeschichtlichen Werken ist Johann Christoph Adelungs Versuch einer Geschichte der Kultur des menschlichen Geschlechts (Leipzig o. J.)

2.6 Das philosophische Schrifttum umfaßt etwa 2200 Bde. Vertreten sind die Hauptwerke, von der griechischen Antike bis zur deutschen Philosophie des 19. Jhs, wobei die deutschen neuzeitlichen Philosophen den größten Raum einnehmen. Die antike Philosophie repräsentieren z. B. Aristoteles (27 Titel, 5 aus dem 16. Jh) mit seinen gesammelten Werken in Griechisch sowie Titeln über Ethik und Politik in Deutsch; Platon (23 Titel, darunter 7 deutsche Übersetzungen und 2 Ausgaben seiner gesammelten Werke in Griechisch) und insbesondere Cicero (133 Titel, 12 aus dem 16. Jh, die meisten aus dem 18. und 19. Jh). Die Philosophie des Mittelalters tritt nur wenig in Erscheinung. Erwähnenswerte Bestände liegen erst wieder zur Philosophie der frühen Neuzeit vor. Die glische Philosophie vertreten Bacon (Organon), Hobbes, Locke und Hume. Die französische Aufklärung repräsentieren u. a. Montesquieu, Diderot und Mirabeau. Voltaires Werke liegen in französischen Originalausgaben und deutschen Übersetzungen vor (häufig aus der Bibliothek von Ján Sirmai, s. u. 2.27). Unter den zahlreichen Werken deutscher Philosophen sind hervorzuheben Leibniz' Theodicee (Hannover 1753) sowie die Beiträge zu Ökonomie, Psychologie und Ethik von seinem Schüler Christian Wolff. Kant ist mit 48 Titeln vertreten, darunter je 2 Ausgaben seiner Kritik der praktischen Vernunft und seiner Gesammelten Werke und je 3 Ausgaben der Kritik der reinen Vernunft sowie der Kritik der Urteilskraft. Auch die weitere Entwicklungsgeschichte der deutschen Philosophie ist gut dokumentiert mit Werken von Fichte, Schelling, Hegel und Herder (Ideen zur Philosophie und Geschichte der Menschheit). Hinzu kommen Schriften von Schopenhauer, Fries, Herbart und Nietzsche in ungarischer Sprache.

2.7 Die Theologie bildet mit etwa 12.000 Bdn den größten Bestand. Sprachlich überwiegt Latein, gefolgt von Deutsch und Ungarisch (zunehmend ab Ende des 19. Jhs) sowie einigen anderen europäischen Sprachen in geringerem Umfang. Viele der deutschsprachigen Titel stammen aus übernommenen Privatbibliotheken. Vorhanden sind Werke zu Moral-, Pastoral- und Praktischer Theologie sowie religiöse Gebrauchsliteratur zur Liturgik. Hinzu kommen Disputationen und kleine belehrende Drucke. Das Quellenmaterial wie auch die theologischen Abhandlungen sind größtenteils in lateinischer Sprache. Als antipietistische Schriften sind 300 Titel verzeichnet. Eine größere Sammlung bilden die 400 Gebetbücher sowie die Andachtsbücher in Deutsch, Ungarisch und Latein. Im Bereich der der Historischen Theologie liegen Werke vor zur allgemeinen Kirchengeschichte (Buddeus, Cave und Chytraeus), zur Geschichte der Kirchenschulen, des Kirchengesangs, der Theologie sowie zur Geschichte der protestantischen Kirchen in Ungarn. Die meisten dieser Titel sind deutschsprachig und wurden in Deutschland veröffentlicht.

2.8 Unter den 1900 Bdn zu den Rechtswissenschaften findet sich vor allem deutschsprachiges theoretisches Schrifttum. Nur die ältesten Titel sind in lateinischer Sprache (u. a. Justinians Institutiones aus dem 16. Jh). Hervorzuheben sind als Autoren Hugo Grotius und Samuel Pufendorf. Die Werke der ungarischen Rechtshistoriker Pavol Slemenic (Paul Szlemenics), Alexander Kubini (Kubínyi), Stephanus Huszty u. a. betreffen vorwiegend Zivil- und Strafrecht. Aus dem Bereich des Staatsrechts verdienen u. a. Erwähnung Ladislaus Sirmiensis, Jozef Mikuláš Kovacic und Adam František Kollár. Die Arbeiten zum Verwaltungsrecht stammen vorwiegend von deutschen Autoren. Bei der Literatur zu den Verwaltungswissenschaften finden sich Veröffentlichungen des Ungarischen Parlaments (760 Bde, ab 1791), Verhandlungsprotokolle (die ältesten von 1790) sowie Gesetzesvorschläge (1826) und Gesetzesartikel (die ältesten von 1700). Kleinere Bestände liegen vor zu Soziologie, Statistik und den Sozialwissenschaften (etwa 300 Bde), zur Wirtschaft (etwa 350 Bde, besonders von deutschen Autoren wie J. G. Elster, Alfred Ammon und Eduard Bernstein) sowie zu Handel, Verkehr und Ethnographie.

2.9 Die Sammlung pädagogischer Literatur (ca. 4000 Bde, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh) enthält neben zahlreichen Werken deutscher Pädagogen (A. Diesterweg, J. B. Basedow, J. H. Pestalozzi, C. G. Salzmann u. a.) vor allem Titel einheimischer Autoren (Július August Bujanovic, Andrej Fáy) zu den Bereichen Unterrichtstheorie, Pädagogik und Mittelschul-Bildungssystem. Des weiteren finden sich Hilfsmittel und Literatur zu einzelnen Schulfächern sowie ältere und neuere Lehrbücher in deutscher und ungarischer Sprache. Hinzu kommen ein Bestand zur Schulgeschichte Ungarns und zur Geschichte einiger deutscher Universitäten sowie ca. 1500 Schuljahresberichte, vor allem von Gymnasien und Fachschulen (Lehranstalten) aus Ungarn, Siebenbürgen, Deutschland und Österreich.

2.10 Die sprachwissenschaftliche Literatur (etwa 1500 Bde) umfaßt Wörterbücher und Grammatiken (vor allem zu Griechisch, Latein, Ungarisch und Deutsch) sowie Schriften zu Poetik, Rhetorik und Stilistik, wie Quintilians Anleitung zur Redekunst (Leipzig 1858), die auch in lateinischen, ungarischen und französischen Ausgaben vorliegt. An frühen Wörterbüchern sind vorhanden Michael Neanders Phraseologia Isocratis Graeco-Latina (Basel 1538) sowie Ambrosius Calepinus' achtsprachiges Wörterbuch (Basel 1584). Aus dem 18. Jh liegen u. a. vor Henricus Stephanus' Thesaurus linguae graece (o. O. 1700), Caspar Z. Wussins dreisprachiges Wörterbuch (tschechisch-lateinisch-deutsch, Prag 1729), Josef Jungmanns Slownjk cesko-nemecký (Prag 1835-1839) und A. Jambressichs Lexicon Latinum, interpretatione illyrica, germanica et hungarica locuples (Zagreb 1742). Aus dem 19. Jh stammen ein viersprachiges Wörterbuch Latino-Germanico-Hungarico-Slavicus (Kaschau 1820) sowie A. Schmidts Französisch-deutsches und griechisch-deutsches Wörterbuch (Leipzig 1832). Die allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft ist u. a. durch Wolfgang von Kempelens Mechanismus der menschlichen Sprache (Wien 1791) vertreten.

2.11 Die Naturwissenschaften und Mathematik betreffen insgesamt ca. 3000 Bde. Naturlehre und Naturgeschichte sind nur gering vertreten, da die Naturwissenschaften erst spät in den Unterrichtsplan des Kollegiums aufgenommen wurden. Die größte Untergruppe bilden Werke allgemeinen Charakters (800 Bde). Sie besteht zu 90 Prozent aus deutschen Schriften und enthält vorwiegend Handbücher und theoretische Grundlagenwerke, viele davon aus den Bibliotheken von Ján Sirmai und Gabriel Bánó. Zur Mathematik (etwa 300 Bde) finden sich Ausgaben antiker Autoren (Aristoteles und Euklid) ebenso wie Abhandlungen bekannter Mathematiker des 17. Jhs (Gaspar Schott, 3 Titel) und des 18. Jhs (Clairaut). Unter den Lehrbüchern sind die Werke von Christian Wolff und J. Weidler zu nennen. Die astronomische Literatur bildet einen der kleinsten Teilbestände mit etwa 160 Bdn, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh, darunter Titel von Ptolemäus, Wilhelm Blaeu, Johann Elert Bode sowie Maximilian Hell. Die Physik betreffen etwa 300 Bde. Erwähnung verdienen u. a. Rudolphus Goclenius, Physicae Disputationes ... (Frankfurt 1598), Petrus van Musschenbroek, Institutiones physicae (Lyon 1748) sowie Jean Baptiste Biot, Lehrbuch der Experimentalphysik (Leipzig 1828-1829). Zur Akustik liegen Werke von Ernst Chladni vor (Leipzig 1784 und 1802).

2.12 Der Bestand zur Chemie umfaßt ca. 550 Bde, darunter zahlreiche Handschriften aus dem 16. bis 18. Jh. Vorhanden sind u. a. Titel von Morienus Romanus (16. Jh) und Arnoldus de Villa Nova. Die deutschen Übersetzungen von Nicolaus Flamelius' Arbeiten zur Chemie stammen aus dem 18. Jh. Mit der im 17. Jh entwickelten Phlogistontheorie beschäftigen sich u. a. Arbeiten von Georg Ernst Stahl (2 Titel) sowie von Herman Boerhaave. Zur Oxidationstheorie liegen Titel vor von Antoine Laurent Lavoisier (System der antiflogistischen Chemie, Berlin 1792), Sigmund Friedrich Hermbstädt, Antoine François de Fourcroy und Christoph Girtanner. Johannes Joachim Becher ist mit 2 lateinischen und 3 deutschen Titeln vertreten. Unter den Lehrbüchern sind u. a. erwähnenswert Nicolas Joseph Jacquin, Examen chymikum, Lehrbuch der allgemeinen und medizinischen Chemie (Wien 1798) und Michael Ignaz Patzier, Anleitung zur metallurgischen Chemie (Ofen 1805). Zu den am häufigsten vertretenen Autoren nach 1810 zählen Jöns Jacob von Berzelius, Georg Adolf Suckow sowie Justus Liebig. Zur Alchimie ist eine interessante Sammlung aus der Bibliothek von Ján Sirmai vorhanden (ca. 150 Bde), darunter Ausgaben des 18. Jhs von Basilius Valentinus, Kenelm Digby (Leipzig 1700) sowie Michael Sendivogius (4 Titel, einer davon in Deutsch). Erwähnung verdienen außerdem die anti-alchimistischen Werke, darunter B. H. von Battsdorf, Discours von den Irrwegen der Alchymisten (Leipzig 1690).

2.13 Einen kleinen Teil des naturwissenschaftlichen Schrifttums (60 Bde) bildet die mineralogische, geologische, bergmännische und Hüttenliteratur, die ebenfalls aus der Bibliothek von Sirmai stammt. Zu den ältesten Werken zählen die Schriften von J. G. Hoffmann, J. G. Jugel und Athanasius Kircher (Mundus subterraneus, Amsterdam 1665). Die meisten Titel stammen jedoch aus dem 19. Jh. Unter den Grundlagenwerken zur Mineralogie und Kristallographie sind deutschsprachige Schriften, z. B. von Martin Heinrich Klaproth und Johann Gottschalck Wallerius. Deutschsprachige Lehr- und Handbücher zur Mineralogie verfaßten u. a. Johann Friedrich Gmelin, Johann Friedrich Ludwig Hausmann, Georg Adolf Suckow und Joseph Rudolph Zappe (Mineralogisches Handlexicon, Wien 1817). Die technisch-ökonomische Mineralogie repräsentiert u. a. Giovanni Antonio Scopolis Einleitung zur Kenntniss und Gebrauch der Fossilien (Riga 1769). Erwähnenswert ist zur Geologie Carl Friedrich Struves Versuch einer Physiognomik der Erde (Leipzig 1802). Den Bergbau betreffen Werke von Fr. Hauer und B. S. von Nau, das Hüttenwesen B. J. Hermanns Beschreibung des Silberschmelzprozesses (Wien 1781). Die meisten Schriften dieser Gruppe sind in deutscher Sprache.

2.14 Die Botanik betreffen etwa 350 Bde, die wahrscheinlich aus der Bibliothek von Gabriel Bánó stammen. Aus dem 16. Jh liegen Titel vor von Adam Lonicer und Pietro Andrea Mattioli. Aus dem 18. und 19. Jh sind erwähnenswert Carl von Linné, Anleitung zum Selbststudium der Botanik (Wien 1718), Nicolas Joseph Jacquin, Anleitung zur Pflanzen-Kenntniss (Wien 1785) sowie Karl Ludwig Wildenow, Kräuterbuch (Berlin 1821). Der Teilbestand zur Zoologie umfaßt 320 Bde aus den Bibliotheken von Ján Sirmai und Gabriel Bánó. Sie betreffen Pferdezucht, Fische (J. Sperling), Schildkröten (Chr. Gottwald) und Vögel (O. Hermann).

2.15 Die Medizin ist mit 900 Bdn vertreten, vorwiegend Schriften zur angewandten Medizin sowie Lehrbücher. Ein Großteil stammt aus der Bibliothek von Ján Sirmai. Erwähnung verdienen die Ausgaben antiker Autoren aus dem 16. und 18. Jh (Galen und Aulus Cornelius Celsus) und mittelalterlicher Autoren in Ausgaben des 16. Jhs (Paracelsus und J. Fernelius). Aus dem 17. Jh liegen Arbeiten von Daniel Sennert und Thomas Sydenham vor. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden Titel des 18. Jhs mit einem besonders hohen Anteil deutscher Autoren (G. E. Stahl, R. A. Vogel, G. von Swieten und A. von Haller). Unter den im 18. und 19. Jh erschienenen Schriften zur praktischen Medizin sind Titel von Ch. W. von Hufeland, K. J. Kilian (Diätetik für Tabaksraucher, Leipzig 1813), Anton von Hän und A. G. Richter (Die spezielle Therapie, Wien 1817-1821). Von Raphael Johann Steidele liegen 3 Titel zur Geburtshilfe vor. Die Physiologie ist u. a. vertreten durch A. von Haller und F. Hildebrandt, die Gynäkologie durch ein frühes Werk von Thaddaeus Dunus, Mulierum morborum remedia (Straßburg 1565).

2.16 Die 920 Bde zur Landwirtschaft stammen aus den Bibliotheken von Gabriel Bánó und Ján Sirmai. Eine große Untergruppe bilden allgemeine Schriften, Handbücher, Lexika sowie Lehrbücher (J. C. Gotthard, F. Schams, A. Thaer, F. Kirchhof u. a.). Die meisten Titel sind in deutscher Sprache. Mit der Geschichte der Landwirtschaft befaßt sich beispielsweise Caracciolis Praktische Landökonomie der Alten (Augsburg 1770), mit der Landwirtschaft einzelner Länder J. J. Schaff, Betrieb der Landwirtschaftszweige in deutschen, böhmischen und gallizischen Ländern, und mit der landwirtschaftlichen Ökonomie J. F. Forsters Sammlung von Abhandlungen ökonomischen und technologischen Inhalts (Halle 1784) sowie Christophe J. A. Mathieu de Dombasles Landwirthschafts-Kalender oder Handbuch für den practischen Oeconomen (Karlsruhe 1844). Groß ist auch der Anteil an Werken zu landwirtschaftlichen Nutzpflanzen (C. J. Werner, J. E. Reider u. a.) sowie zum Obstanbau (F. J. Märter, G. Liegel, J. C. Gotthard, J. L. Christ, J. Leibitzer u. a.), zur Bienenzucht, zum Wein- und Gemüseanbau sowie zum Gartenbau (Antoine Mizauld, Historia hortensium, Köln 1577; Renatus Rapin, Hortorum libri, Paris 1723). Mit dem Forstwesen beschäftigt sich J. E. von Reider, Prinzip der Forstwirtschaft (Augsburg 1840). Die Literatur zur Hauswirtschaft (etwa 200 Bde) stammt vor allem aus dem 18. und 19. Jh, darunter M. Calm, Haushaltungskunst (Leipzig 1782), J. J. Ewald, Haus und Handbuch für Bürger und Landleute (Lemgo 1795) und J. M. Birkmeier, Die erfahrene Wiener Mehlspeisköchin (Nürnberg 1845).

2.17 Zu Technik und Industrie ist nur ein kleiner Bestand vorhanden (u. a. J. Frick, Physikalische Technik, Braunschweig 1890-1895), ebenso zum Maschinenbau (A. V. Demme, Der praktische Maschinenbauer, Quedlinburg 1834-1839) sowie zur Metallverarbeitung (Ignaz von Born, Über das Anquicken der gold- und silberhältigen Erze ..., Wien 1786). Werke zur Militärtechnik und zum Bauwesen (Anleitung zur bürgerlichen Baukunst für Schulen, Wien 1804) finden sich vor allem in der Bibliothek von Ján Sirmai.

2.18 Der Bestand zur Kunst umfaßt etwa 600 Bde. An allgemeinen Grundlagenwerken sind u. a. vorhanden Friedrich Justus Riedel, Theorie der Schönen Künste und Wissenschaften (Wien 1774) sowie Karl Wilhelm Ramler, Einleitung in die Schönen Wissenschaften (Leipzig 1774). Erwähnung unter den historischen Darstellungen verdient Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Alterthums (Wien 1776). Der Bereich Kunstästhetik ist u. a. vertreten durch K. H. Heydenreichs System der Aesthetik (Leipzig 1790). Bei den Schriften zur Bildenden Kunst überwiegen die Titel zur Bildhauerei (J. von Sandrart und K. H. Heydenreich). Ein kleiner Bestand zur Numismatik schließt Auktionskataloge ein. Den Abschluß der Gruppe bilden Werke zur Architektur (Vitruv und S. de Leclerc) und zur Musik (zahlreiche Notendrucke für Kammermusik, Orchester und Orgel sowie Lieder für Gesangvereine).

2.19 Die Schöne Literatur ist neben der Theologie am umfangreichsten (etwa 11.000 Bde) vertreten. Den größten Raum nimmt mit 2500 Bdn die deutsche Literatur ein. Neben deutschen Originalausgaben finden sich auch deutsche Übersetzungen fremdsprachiger Literatur. Die meisten Titel stammen aus dem 19. Jh. Vertreten sind neben den deutschen Klassikern Goethe, Schiller, Wieland, Herder, Gellert, Lessing und Klopstock auch Autoren wie G. A. Bürger, Johann Heinrich Campe, Clemens Brentano, Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Carl Gutzkow oder Johann Heinrich Voss. In der Bibliothek von Ján Sirmai finden sich darüber hinaus Theaterstücke von A. W. Iffland sowie Romane, Novellen und Prosawerke von A. Achleitner, K. Beck, H. Clauren und A. Bronitowski. Erwähnenswert ist ein Bestand an Jugendliteratur, u. a. von J. H. Campe, J. Alpenburg und A. Engelhard. Die deutsche Literaturgeschichte behandelt u. a. eine Breslauer Ausgabe von Rudolf von Gottschalls Werk Deutsche Nationalliteratur des 19. Jahrhunderts.

2.20 Aus der Geschichte des Gymnasiums erklärt sich der umfangreiche Bestand zu den klassischen Literaturen und Sprachen (ca. 2000 Bde). Insgesamt überwiegen neben einigen Titeln aus dem 16. Jh die Ausgaben des 18. und 19. Jhs. Die wichtigsten klassischen Autoren sind vertreten, ebenso Lukian, Theokrit, Quintilian und Juvenal. Etwa 200 Sach- und Geschichtsbücher kommen hinzu, so u. a. J. Rosinus und T. Dempster, Antiquitatum Romanarum corpus absolutissimum (Köln 1645) und J. J. Eschenburg, Handbuch der klassischen Literatur und Altertumskunde (Berlin 1801). Außerdem finden sich lateinische und griechische Lehr- und Lesebücher sowie Grammatiken in Ausgaben des 18. und 19. Jhs.

2.21 Mit etwa 220 Bdn ist die französische Literatur vertreten. Vor allem in der Adelsbibliothek von Sirmai dominiert die französischsprachige Literatur neben einigen deutschen und ungarischen Übersetzungen. Die meisten Titel stammen aus dem 18. und 19. Jh, darunter z. B. Werke von Balzac, Dumas, Hugo, Corneille, Fénelon, P. A. Beaumarchais, La Fontaine, Molière, Voltaire, Fouquet, Emile Auguste Faguet, Eugène Sue und Rousseau. Es finden sich auch Memoiren und Briefe, z. B. von Roger Bussy-Rabutin. Die Literaturtheorie betrifft Josephus Olivetus' Traité de la prosodie française (Amsterdam 1778).

2.22 Werke der englischen Literatur (ca. 1800 Bde) finden sich ausschließlich im Legat von Sirmai und bilden mit der französischen Literatur einen integralen Bestandteil dieser Adelsbibliothek. Neben einigen Originalausgaben handelt es sich vorwiegend um deutsche Übersetzungen. Auch einige französische und italienische Übersetzungen liegen vor. Erwähnenswert sind die Ausgaben der Werke Shakespeares und John Barclays (Icon animorum, Argenis sowie Satyricon). Von Byron sind 50 Bde vorhanden, 49 davon in Deutsch. Hinzu kommen Titel von Congreve, Addison, Butler, Fielding, Dickens, Scott und Cooper (mehr als 100 Bde in Deutsch, erschienen in Frankfurt im 19. Jh), Bulwer-Lytton (40 Bde, davon 39 in Deutsch), Disraeli, Eliot, Thomson, Carlyle u. a.

2.23 Auch italienische Literatur (ca. 750 Bde, überwiegend aus dem 18. und 19. Jh) findet sich ausschließlich in der Bibliothek von Sirmai. Bei den meisten Titeln handelt es sich um Originalausgaben. Daneben finden sich Übersetzungen in französischer, ungarischer und deutscher Sprache, u. a. der Werke von Dante (Göttliche Komödie, Wien 1826 u. ö.), Boccaccio, Ariost, Torquato Tasso sowie Vittorio Alfieri (Trauerspiele, Zwickau 1824-1828). Die Sammlung ungarischer Literatur umfaßt ca. 700 Titel, darunter alle bekannten älteren und jüngeren Autoren. Von den Literaturen anderer europäischer Länder, wie Schweden, Spanien, Portugal, Tschechien und der Slowakei, sind nur insgesamt etwa 250 Bde vorhanden, wobei die spanische Literatur mit 180 Bdn den größten Raum einnimmt.

2.24 Der Bestand zur Geographie verzeichnet insgesamt 8000 Bde. Sprachlich dominiert Deutsch. Vorhanden sind neuere Ausgaben antiker Autoren (Strabo) und mittelalterlicher Autoren (Sebastian Münster) sowie Werke bekannter deutscher Geographen des 17. bis 19. Jhs wie Anton Friedrich Büsching (Büschings große Erdbeschreibung, Troppau 1784-1790) oder K. Ritter (Entstehung der Erde, Nordhausen 1845). Zu finden sind auch Kants Vorlesungen über die physikalische Geographie. Eine Sammlung von Landkarten und Atlanten (insgesamt 240 Titel) enthält u. a. den Atlas von Mercator aus dem 17. Jh und eine Landkartensammlung Ungarns von D. Görög. Den umfangreichsten Teilbestand bilden die überwiegend deutschsprachigen Reisebeschreibungen (900 Bde), u. a. von Mungo Park (Reisen im Innern von Afrika, Berlin 18. Jh), J. Byron (Reise um die Welt, Frankfurt 1769), A. von Humboldt (Reise in die Aequinoctial Gegenden, Wien 1827; Reisen in Amerika und Asien, Berlin 1832), D. Teleki und K. Szepesházy. Hinzu kommen Länderkunden und Städteportraits, z. B. von Karl Gottlieb von Windisch (Die Geographie des Königreichs Ungarn, Preßburg 1780; Statistisches Lexicon Ungarns, Preßburg 1786) und Ján Matej Korabinský (Beschreibung der königlich-ungarischen Haupt-, Frey- und Krönungsstadt Pressburg, Preßburg o. J.).

2.25 Insgesamt ca. 6000 Bde zur Geschichte gliedern sich in allgemeine Darstellungen der Weltgeschichte sowie in Werke zur Geschichte einzelner Epochen, Länder und Völker. Die größte Teilsammlung dieser Gruppe (ca. 1000 Bde) bilden Biographien und Memoiren einzelner Herrscher (z. B. Napoleon) sowie bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Kultur (Georg Christoph Hamberger, Das gelehrte Teutschland ..., Lemgo 1783-1784) und Militär, ein Großteil davon aus der Bibliothek von Ján Sirmai. Erwähnenswert unter den Korrespondenzen sind die Briefe von Friedrich II. Die Bestände zu den Historischen Hilfswissenschaften enthalten u. a. Titel zu Genealogie und Heraldik sowie Chroniken. Die Weltgeschichte allgemein betreffen u. a. Aegidius Strauch (Breviarium chronologicum, Leipzig 1708), J. C. Gatterer (Einleitung in die synchronistische Universalhistorie, Göttingen 1771; Handbuch der Universalhistorie, Göttingen 1761-1764) sowie Aurelio de Giorgi Bertóla, Über die Philosophie der Geschichte (Neuwied 1789), L. von Ranke, A. L. von Schlözer, J. F. Guthrie, L. F. Becker oder L. Mangold. Eine weitere Untergruppe bildet die Sammlung zur Geschichte des Altertums mit Werken von G. F. Herzberg oder M. Duncker. Zahlreiche Titel antiker Geschichtsschreiber kommen hinzu (Appian, Diktys von Kreta, Diodor, Eutropius und Herodot). Unter den modernen Autoren sind z. B. Theodor Mommsen, J. B. Crevier (Römische Kaiserhistorie, Dresden und Leipzig 1756-1768) und Edward George Bulwer-Lytton (Athens Aufschwung und Fall, Zwickau 1837). Mit der Geschichte des israelischen Volkes beschäftigen sich J. A. Faber (Archäologie der Hebräer, Halle 1771) und P. Cunaeus. Die Sammlung zur allgemeinen Geschichte der Neuzeit bilden u. a. Werke von E. Burckhardt (Leipzig 1841-1842), Gottfried Achenwall und F. Buchholz.

2.26 Bei der Geschichte einzelner europäischer Länder ist der Bestand zur französischen Geschichte besonders umfangreich (1400 Bde). Vorhanden sind neben Originalausgaben auch deutsche Übersetzungen. Nennenswert sind Edmund Burke, Betrachtungen über die französische Revolution (Wallishausen 1794), F. A. Mignet, Geschichte der französischen Revolution (Paris 1833), L. P. E. Bignon, Geschichte von Frankreich (Leipzig 1830-1831), Georg Wilhelm Bartholdy, Frankreichs drei Constitutionen (Berlin 1794) und P. A. Daru, Geschichte der Bretagne (Leipzig 1831-1832). Der Bestand zu Deutschland und Österreich (ca. 500 Bde, größtenteils aus dem 18. und 19. Jh) betrifft die politische Geschichte ebenso wie die Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Hervorzuheben sind u. a. Michael Ignaz Schmidts Geschichte der Deutschen (Frankenthal 1785-1788), Friedrich Bülows Über die ...Verhältnisse des christlich-evangelischen Kirchenwesens in Deutschland (Magdeburg 1818) sowie Leopold von Rankes Deutsche Geschichte (Berlin 1852). Eine kleinere Gruppe bilden die Schriften zur Geschichte Englands mit Titeln von Macaulay (Braunschweig 1863), Hume (Leipzig 1780) oder Leopold von Ranke (Leipzig 1870-1872). Daneben finden sich auch einige Werke zur Geschichte anderer Länder, so zu Italien (Machiavelli, Florentinische Geschichte, Wien 1817), Schweden, Rußland, Polen, der Schweiz, Serbien oder Österreich-Ungarn. Zur Bibliothek von Karol Binder gehört eine Sammlung von Literatur über die Revolution von 1848/49 (s. u. 2.28).

Sondersammlungen

Sammlung Sirmai

2.27 Die 14.000 Bde umfassende Bibliothek des Adeligen Ján Sirmai (Szirmay) aus Pozdišovce befindet sich seit 1833 als Legat in der Bibliothek. Neben seiner Büchersammlung vermachte Sirmai der Bibliothek auch 4000 Gulden, deren Zinsen Neuanschaffungen und das Honorar für den Bibliothekar sicherstellen sollten. Die Sammlung stellt eine typische Bibliothek eines im Sinne der Aufklärung gebildeten Mannes an der Wende vom 18. zum 19. Jh dar. Der Bestand enthält neben Literatur zu den Naturwissenschaften (zu Mineralogie, Bergbau und Hüttenwesen, Zoologie) und zur Landwirtschaft auch beachtliche Bestände aus den Bereichen Medizin, Schöne Literatur, Philosophie und Geschichte (s. o. 2.13ff.) sowie Freimaurer-Literatur. Erwähnung verdient eine große Anzahl europäischer Verlagskataloge. Das Legat und der einzige erhaltene Katalog der Sammlung (s. u. 3.4) stehen seit dem Umzug in den Großen Bibliothekssaal getrennt vom Hauptbestand auf der Galerie.

Sammlung Binder

2.28 Eine Sondersammlung bildet auch die Bibliothek des Lehrers Karol Binder (1824-1902) aus Prešov. Die ca. 1000 Bde umfassende Bibliothek thält neben einem bedeutenden Bestand zur Regionalgeschichte Prešovs und des Šariš-Gebietes eine interessante Sammlung von Drucken aus den Revolutionsjahren 1848/49, darunter einige Rara. Aufgrund ihres einzigartigen Charakters wurde diese ehemalige Privatbibliothek nicht in den Allgemeinbestand integriert, sondern blieb als geschlossene Sammlung erhalten und ist heute als Sonderbestand unter der Signatur Bd aufgestellt.

3. KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Alphabetischer Verfasserkatalog

[in Zettelform; erstellt von Ladislav Kolodziejský in den sechziger Jahren des 20. Jhs; Titelaufnahme nach Katalogisierungsregeln zur Aufnahme historischer Buchbestände]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Kolodziejský, Ladislav: Katalóg slovacikálnych kníh do r. 1918 kolegiálnej kniznice v Prešove [Katalog der slowakischen Drucke bis 1918 in der Kollegiatsbibliothek in Prešov]. Martin 1969

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Standortkatalog des Gesamtbestandes 1803-1826 [nach Formaten und innerhalb dieser nach Numerus currens geordnet; Einträge berücksichtigen Autor, Kurztitel, Untertitel, Druckort, Erscheinungsjahr und Bandzahl; den Abschluß jeder Gruppe bilden die Neuzugänge]

Systematischer Katalog [1834; erstellt von Andrej Vandrák; systematisch in 11 Sachgruppen gegliedert: Philologie, Geschichte, Philosophie, Mathematik, Physik, Medizin, Recht, Theologie, Belletristik, Allgemeines und Zeitschriften; innerhalb der einzelnen Sachgruppen nach Format geordnet; Neuzugänge am Ende des Katalogs]

Katalog vom Ende des 19. Jhs

[4 Bde; erstellt von Jakub Florián; Bd 1 enthält die theologische Literatur, Bd 2 die sogenannten Humaniora (Philosophie, Geschichte, Geographie und Philologie), Bd 3 die Natur- und Angewandte Wissenschaften und Bd 4 die Belletristik (nach Ländern geordnet); innerhalb der einzelnen Sachgruppen alphabetisch geordnet]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; angelegt zu Beginn des 20. Jhs; ausführliche Titelaufnahme; die alphabetische Ordnung ist mittlerweile verlorengegangen]

3.4 Historische Sonderkataloge

Katalog der Bibliothek von Ján Sirmai

[o. J.; geordnet nach Autor, Titel, Druckort, Erscheinungsdatum, Bandzahl und Signatur; Titelaufnahmen in weichem Bleistift und z. T. nur noch schwer lesbar]

Lucskai Bánó Gábor Ur nagylelküsége által az Eperjesi ker. evang. Collegiumnak ajándékozott könyvek Lajstroma [Verzeichnis der Bücher, die Gabriel Bónó dem evang. Kollegium schenkte] [erhalten in 2 Exemplaren: von 1845 als ungebundener Heftkatalog, erstellt von Andrej Vandrák, von 1848 als umgeschriebene Reinschrift von Ernest Straka]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Bibliothek befinden sich im Staatlichen Landesarchiv [Štátny oblastný archív] in Prešov, Zweigstelle Nizná Šebastová (Sign.: 1031-1032), darunter z. B. das Schenkungsprotokoll zur Bánó-Bibliothek vom 12. April 1835

4.2 Darstellungen

Hörk, József: Az eperjesi ev. ker. collégium története [Die Geschichte des Evangelischen Kollegiums in Prešov]. Košice 1896

Gömöry, János: Az eperjesi ev. kollégium rövid története [Kurze Geschichte des Evangelischen Kollegiums in Prešov]. Prešov 1933

Lazar, Ervin: Kniznica býv. ev. kolégia v Prešove [Die Bibliothek des ehemaligen Evangelischen Kollegiums in Prešov]. In: Kniznice na Slovensku [Bibliotheken in der Slowakei]. Martin 1954, S. 183-185

Repcák, Jozef: Historický vývoj kolegiálnej kniznice [Die historische Entwicklung der Kollegiatsbibliothek]. In: Prešovské kolégium v slovenských dejinách [Das Kollegium von Prešov in der slowakischen Geschichte]. Košice 1967, S. 271-287

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hudáková, Anna: Vývoj kniznice prešovského kolégia [Die Entwicklung der Bibliothek des Kollegiums in Prešov]. In: Historické knizné fondy. Zborník z aktívu [Historische Buchbestände. Sammelband der Sitzung]. Košice 1988, S. 67-70

Hudáková, Anna; Šelepec, Jozef: Historické knizné fondy v Prešove [Die historischen Buchbestände in Prešov]. In: Historické knizné fondy na Slovensku. Zborník [Die historischen Buchbestände in der Slowakei. Sammelband]. Martin 1988, S. 113-119

Repcák, Jozef: Vznik a vývoj kolegiálnej kniznice v Prešove [Die Entstehung und Entwicklung der Kollegiatsbibliothek in Prešov]. In: Ladislav Kolodziejský: Katalóg slovacikálnych kníh do r. 1918 kolegiálnej kniznice v Prešove [Katalog der slowakischen Drucke bis 1918 in der Kollegiatsbibliothek in Prešov]. Martin 1969, S. XXI-LIV

Stand: September 1997

Ladislav Kolodziejský (†)

Ergänzt: August 1998

Kamil Lacko


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.