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Bibliothek des Krahuletz-Museums

Adresse. Krahuletzplatz 1, 3730 Eggenburg [Karte]
Telefon. (02984) 34 000
Telefax. (02984) 34 000-5

Unterhaltsträger. Krahuletz-Gesellschaft
Funktionen. Handbibliothek für die Museumsarbeit; Museumsbestand für Ausstellungen.
Sammelgebiete. Geologie, Paläontologie, Urgeschichte, Volkskunde sowie Literatur mit regionalgeschichtlichem Bezug, Theologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Für Studienzwecke öffentlich zugängliche Ausleihbibliothek, schriftliche Anmeldung erwünscht. - Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 9-17 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnverbindung ab Wien Franz-Josefs-Bahnhof bis Station Eggenburg, Fußwegnähe (ca. 2 Minuten). - B 4 bis Maissau, B 35 über Zogelsdorf.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Museum und Bibliothek gehen auf den Urgeschichtsforscher Johann Krahuletz (1848-1928) zurück. Krahuletz stammte aus einer Eggenburger Büchsenmacherfamilie und war zunächst als k.k. Eichmeister tätig. Über seinen Vater lernte er die ersten Urgeschichtsforscher im Raum Eggenburg, Freiherrn Candid Pontz von Engelshofen (1803-1866) und den Universitätsprofessor Eduard Sueß (1831-1914) kennen, der in der Mitte der sechziger Jahre des 19. Jhs mit geologischen Untersuchungen der tertiären Ablagerungen begann. Nach autodidaktischer Aneignung prähistorischer Kenntnisse und Begleitung der beiden Forscher bei ihren Feldstudien führte Krahuletz' jahrelange eigene Sammel- und Forschungstätigkeit zu zahlreichen berühmten fossilen Funden in der Eggenburger Region. Darunter waren der Schädel des Crocodilus Eggenburgensis und Knochen einer unbekannten Sirenia-Art, die 1895 nach ihrem Entdecker Metaxytherium Krahuletzi benannt wurde, aber auch Reste prähistorischer Siedlungen und Gräberfelder.

1.2 Krahuletz lehnte alle Kaufangebote aus Amerika und England ab und gründete 1889 das Kleine Krahuletz-Museum, wo er seine Sammlungen in zwei Schulräumen erstmals ausstellte. Zehn Jahre später erwarb die Stadtgemeinde Eggenburg die Privatsammlung gegen die Zahlung einer Leibrente an Krahuletz mit der Auflage, sie einem zu errichtenden Museum zur Verfügung zu stellen. Auf Betreiben der damals gegründeten Krahuletz-Gesellschaft und mit Spendenmitteln von Eggenburger Bürgern wurde der Museumsbau 1902 fertiggestellt. Zur paläontologisch-urgeschichtlichen Sammlung kamen volkskundliche Exponate sowie Urkunden und schriftliche Quellen zur Stadtgeschichte aus dem Archiv der Stadt Eggenburg. Krahuletz wirkte, während er seine Untersuchungen zur Geologie und Frühgeschichte fortsetzte, als erster Museumskustos. Um ihn bildete sich ein Kreis von museologisch interessierten Fachleuten der frühen Volkskunde, die mit Anregungen und Beratungen am Eggenburger Museum und den dort vertretenen Fachbereichen Anteil nahmen: z. B. Richard Andree und die in Horn geborene Marie Andree-Eysn, Michael Haberlandt, Franz Ritter von Wiesner und der Eggenburger Notar Eugen Frischauf. Krahuletz-Museum

1.3 Aus Krahuletz' umfangreicher Korrespondenz und seinen persönlichen Kontakten zu Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Lebens entstand eine umfangreiche Sammlung von Sonderdrucken, die ihm gewidmet oder überreicht worden waren. Andere Werke kamen über die Geologen, die in der Region tätig waren, in die Bibliothek. Franz Xaver Schaffers Studie über Das Miocän von Eggenburg (1910) stand dem Museum als wichtiges Handbuch in mehreren Exemplaren zur Verfügung. Ankäufe von Fachliteratur erfolgten über die Krahuletz-Gesellschaft. Als Nachlaßstiftungen gelangten die volkskundliche Privatbibliothek Eugen Frischaufs (1866-1934) und die prähistorisch ausgerichtete Sammlung des Geistlichen und Prähistorikers Anton Hrodegh (1875-1926) in die Museumsbibliothek. Buchspenden kamen auch von vielen Eggenburger Bürgern und von Mitgliedern der Krahuletz-Gesellschaft, worüber jedoch keine Aufzeichnungen erhalten sind. Die Bibliothek war ursprünglich im ausgebauten Dachgeschoß des Museums untergebracht. Als die Krahuletz-Gesellschaft im Dezember 1987 das neben dem Museum liegende und von Clemens Holzmeister erbaute Kino als Depot erwerben konnte, übersiedelten die Bücher dorthin, wo sie nun neu geordnet und katalogisiert werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Grundlage der folgenden Zahlen ist eine Bestandszählung an den Regalen. Bei einem Gesamtbestand von 1592 Titeln sind 720 vor 1900 erschienen. Die Aufgliederung des Altbestandes nach Jahrhunderten ergibt 34 Titel des 17. Jhs, 299 des 18. und 387 des 19. Jhs. Von diesem Bestand liegen 613 Titel (88 Prozent) in deutscher, 61 in lateinischer Sprache und 28 Werke in anderen Sprachen vor.

Systematische Übersicht

2.2 Die umfangreichste Gruppe besteht aus 352 Titeln zur Theologie. Sie enthält 112 Bibeln und Meßbücher, 122 Predigten sowie einige theologische Fachbücher aus dem Nachlaß des Geistlichen Anton Hrodegh. Das regionalgeschichtlich interessanteste Werk ist der Podograische Fliegenwadel (1614). Der Autor, der Geistliche Stephan Praher, wurde in Eggenburg als Sohn des Stadtschreibers geboren, sein Buch prägte die katholische Erneuerung im Waldviertel entscheidend und behandelt neben theologischen auch antike und naturwissenschaftliche Stoffe (Plesser, s. u. 5). Durch die volkskundliche Sammeltätigkeit im Rahmen des Museums gelangten aber auch 223 Gebet- und Andachtsbücher des ausgehenden 18. und frühen 19. Jhs in die Bibliothek, von denen viele eingelegte Andachtsbildchen aufweisen. Weiters sind 2 protestantische Werke und 2 Druckschriften des jüdischen Kulturkreises zu nennen: eine hebräisch-lateinische Interlinearübersetzung biblischer Texte und ein undatierter Machzor (Gebetbuch zum Laubhüttenfest nach der Liturgie Polens, Rußlands, Litauens, Böhmens und Mährens).

2.3 36 Titel sind medizinisch-pharmakologische Werke, darunter zwei chirurgische Handbücher des 18. Jhs und vielbändige naturwissenschaftlich-medizinische Serienwerke, wie die Curiosa medico physica (1670) oder Academiae Caesareo Leopoldinae naturae curiosorum Ephemerides (1689 ff.), die neben anatomischen Themen auch Pflanzen, Mineralien und Insekten erwähnen. Unter den pharmakologischen Titeln sind der Artzney Schatz (1718) und die Nova sua medicamenta (1765) von Antonius Störch.

2.4 Die Naturwissenschaften sind mit 68 Titeln vertreten, darunter 14 naturkundliche, 28 geographische und landeskundliche, 3 anthropologische und 5 mathematisch-physikalische Werke. Die 18 Titel zur Erdwissenschaft sind für das Museum von besonderer Bedeutung. Wilhelm Haidingers Anfangsgründe der Mineralogie (1829) befindet sich darunter, aber auch die Naturgeschichte des Mineralreiches unter besonderer Anwendung auf Thüringen (1763) von Johann Wilhelm Baumer, laut Stempel ein Geschenk des Candid Pontz von Engelshofen an den jungen Johann Krahuletz. Verschiedene Sachmaterien aus der Erdgeschichte Eggenburgs, vor allem aber Fossilfunde des Museums wurden nach diesem Werk identifiziert. Gegen Ende des 19. Jhs erschienen weitere Titel von besonderem lokal- und forschungsgeschichtlichen Interesse, F. Toulas und J. A. Kails Über einen Krokodil- Schädel aus den Tertiarablagerungen von Eggenburg in Niederösterreich (1885), Charles Depérets Über die Faunen von Wirbelthieren aus der ersten Mediterranstufe von Eggenburg (1895, mit der Erstbeschreibung der nach Johann Krahuletz benannten fossilen Seekuh Metaxytherium krahuletzi und Othenio Abels Untersuchungen über die fossilen Platanistiden des Wiener Beckens). Diese wissenschaftlichen Einzelstudien und Sonderdrucke aus dem Nachlaß Johann Krahuletz' dokumentieren die rege erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit Ende des 19. Jhs, die auf die Entdeckung der Eggenburger Schichten und ihrer erdgeschichtlichen Bedeutung folgte.

2.5 Ein Konvolut von 25 Juridica besteht aus Gesetzbüchern, Verordnungen und Fachbüchern (z. B. Iuris feudalis civilis criminalis, 1645), aber auch Einzelstudien, wie den Untersuchungen wider die Mörder des k.k. Kriegsministers, General-Feldzeugmeisters Theodor Graf Baillet von Latour (Wien 1850).

2.6 Unter den 209 Titeln geisteswissenschaftlicher Fachrichtungen sind 51 historische Werke, u. a. 7 Titel zur Geschichte österreichischer Klöster, darunter Werke über die Waldviertler Klöster Zwettl, Geras und Altenburg. Unter den 3 Büchern zur Geschichte des Protestantismus ist die Historia der Augsburgischen Confession von David Chytraeus (1630). Der regionale Bezug herrscht unter den 12 kultur- und kunstgeschichtlichen Titeln vor, z. B. mit Eduard Freiherr von Sackens Kunstdenkmale des Mittelalters im Kreis ob dem Wiener Wald (1857) oder den Mittelalterlichen Sacramentshaeuschen, Licht- und s. g. Martersaeulen (1871) von Karl Fronner, das auch die Beschreibung des Eggenburger Häuschens enthält. Aus dem letzten Viertel des 19. Jhs liegen 19 heimatkundliche Titel und Stadtgeschichten des niederösterreichischen Raumes vor. 15 klassisch-archäologische, urgeschichtliche, numismatische, volks- und völkerkundliche Handbücher waren für die Museumsarbeit von großer Bedeutung, allen voran Eduard Freiherr von Sackens Leitfaden zur Kunde des Heidnischen Alterthumes mit Beziehung auf die österreichischen Länder (1865), der in der Eggenburger Ausgabe Matthäus Muchs Vortrag Ueber die urgeschichtlichen Ansiedlungen im Mannhartsgebirge (1870) im Anhang enthält. Schließlich sind noch 14 Museumskataloge vorhanden.

2.7 Der restliche Bestand enthält 6 Titel zu sprachkundlichen Themen, 24 Lexika und Nachschlagewerke, 36 Titel von Autoren der Weltliteratur, 5 mythologische Werke, einige Beispiele von Mundarttexten, wie Maurus Lindemayrs Dichtungen in ob der nsischen Volksmundart (Linz 1822). Unter den 5 Volksliederbüchern befindet sich Friedrich Karl Freiherr von Erlachs Die Volkslieder der Deutschen (1835). Weiters sind 5 Zeitschriften (Panorama des Universums, 1834) und 6 Führer und Festschriften vorhanden. 30 Titel umfaßt der Bereich Ökonomie und Technik (mit Johann Michael Edler von Zimmerls Handbuch zur Kenntnis der Handlungs- und Wechselgeschäfte, 1805).

Sondersammlung

2.8 Die Sonderdrucke, die z. T. aus dem Nachlaß von Krahuletz stammen und sich auf alle im Museum vertretenen Sachmaterien beziehen, sind getrennt von der Hauptsammlung im Museumsdepot untergebracht. Erst ein Teil ist durch einen Zettelkatalog erschlossen, rund 500 Titel erschienen vor 1900.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Inventar der Bibliothek des Krahuletz-Museums

[hschr. Bandkatalog, verfaßt von Alexandra, Burghard und Maximilian Gaspar nach hauseigenen Regeln, Autorenkatalog nach Standortnummern]

EDV-Katalog [zu zwei Dritteln abgeschlossen]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Katalog zu den Sonderdrucken

[Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln, erstellt von Werner Vasicek, erfaßt die etwa 500 Titel vor 1900]

3.3 Historischer Katalog

Verzeichnis der Bücher, Zeitschriften und Broschüren der Vereinsbibliothek. In: Tätigkeitsbericht des Vereines Krahuletz-Gesellschaft in Eggenburg für die Jahre 1908 und 1909. Eggenburg 1910, S. 34-39

[alphabetische Bestandsliste]

4.DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schneid, Emil: Aus unserem Museum. In: Kurt Frischauf (Hrsg.): 60 Jahre Krahuletz-Museum der Stadt Eggenburg. Eggenburg 1962, S. 18-20

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Plesser, Alois: Stephan Praher und sein Podograischer Fliegenwadel. In: Unsere Heimat 2 (1929) S. 62-66

Reingrabner, Gustav: Reformation und katholische Restauration. In: Zwischen Herren und Ackersleuten. Bürgerliches Leben im Waldviertel 1500-1700. Ausstellungskatalog des Höbarthmuseums. Horn 1990, S. 100-128

Reinhart, Heinrich: Johann Krahuletz 1848-1928. Eggenburg 1973 (Katalogreihe des Krahuletzmuseums, 2) [mit zahlreichen Exponaten aus der Bibliothek des Museums, z. B. einigen unselbständigen Publikationen Krahuletz' über seine Funde, Nr. 130-135]

Steininger, Fritz; Piller, Werner (Hrsg.): Eggenburg am Meer. Eintauchen in die Erdgeschichte. Eggenburg 1991 (Katalogreihe des Krahuletz-Museums, 12) [Buchexponate Nr. 33-38, 48-53]

Stand: Januar 1992

Werner Vasicek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.