FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Steiermark > Graz  

Bibliothek des Instituts für Kunstgeschichte an der Universität Graz

Adresse. Universitätsplatz 3, 8010 Graz [Karte]
Telefon. (0316) 380-2395 (Sekretariat)
Telefax. (0316) 32 36 71
Bibliothekssigel. <UBG-K>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Universitätsbibliothek Graz
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine Kunstgeschichte.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und Montag bis Donnerstag 15-18 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über UB Graz.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät im Haus (Kopieren unter Aufsicht zwischen 11 und 12 Uhr möglich), Diathek, Diaprojektor, Fotolabor.
Hinweise für anreisende Benützer. s. Universitätsbibliothek Graz/Hauptbibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Lehrkanzel für neuere Kunstgeschichte an der Universität Graz, die sich mit der christlichen Kunst des Mittelalters und der Neuzeit befassen sollte, wurde als eine der letzten an deutschsprachigen Universitäten in der österreichischen Monarchie 1891/1892 eingerichtet. Die Kunstgeschichte des Altertums blieb der Archäologie vorbehalten. Die Wahl für den Institutsvorstand fiel auf Josef Strzygowski (1862-1941), da er seinen Apparat, d. h. Aufzeichnungen von seinen in den Jahren 1888 bis 1890 mit Staatsstipendien unterstützten Forschungsreisen nach Kleinasien und Griechenland, mit nach Graz brachte. Zunächst erhielt er keine Besoldung für seine Lehrtätigkeit. 1893 stellte er ein Ansuchen beim zuständigen Ministerium um ein Gehalt und Geld für die Anschaffung von Fachliteratur. In der Begründung dieses Antrags führte er aus, daß in Graz, einer Stadt ohne größere Kunstsammlungen, einschlägige Werke für den Unterricht unerläßlich seien. Genehmigt wurden eine Einrichtungsdotation von 2100 Gulden und 500 Gulden für die Bibliothek.

1.2 Zunächst war das Institut (diese Bezeichnung beantragte Strzygowski 1894) im alten Universitätsgebäude untergebracht, 1895 übersiedelte es in den Neubau am Universitätsplatz. Ein Antrag des Institutsvorstandes auf Errichtung eines Seminars samt Bibliothek und die dazu nötigen finanziellen Mittel wurde vom Ministerium abgewiesen, die Dotation des Instituts aber auf 1200 Gulden verdoppelt. 1895/1896 gründete Prof. Strzygowski die Kunsthistorische Gesellschaft als Forum für die Pflege und Förderung des Kunstverständnisses. Die Einkünfte aus Vorträgen und gemeinsamen Ausstellungsbesuchen kamen auch der Institutsausstattung, insbesondere der Bibliothek und der Sammlung von Gipsabgüssen, zugute. 1899 zählte die Gesellschaft 128 Mitglieder und hatte bereits 2000 Gulden eingebracht. 1909 folgte Strzygowski der Berufung an die Universität Wien. Der Grazer Lehrstuhl wurde 1911 durch zwei Extraordinariate nachbesetzt. Den Spezialisten für Architekturgeschichte Hermann Egger (1873-1949) bestellte man zum Institutsvorstand, und Wilhelm Suida (1877-1959), der Leiter der Gemäldegalerie des Joanneums, sollte die allgemeine Kunstgeschichte lehren. 1916 erhielt Egger den Titel Ordinarius ad personam, insgesamt stand er dem Institut 35 Jahre vor.

1.3 Der Institutsbibliothek widmete Egger besondere Aufmerksamkeit. Er sorgte für die Aufstellung der Bücher nach Sachgruppen und führte eigenhändig die Inventarlisten. Das Hauptaugenmerk seiner Forschungen galt der stadtrömischen Kunsttopographie. Dazu legte er die noch heute geschlossen erhaltene Rom-Sammlung an (s. u. 2.10), die ob ihrer Vollständigkeit in Fachkreisen bekannt ist. Ab 1920 hielt Egger am Institut im Rahmen der wiederbelebten Kunsthistorischen Gesellschaft Donnerstag-Vorträge. Die dafür eingehobenen Eintrittsgelder fanden für die Bibliothek Verwendung. Durch seine Stellung im Kunstleben der Stadt gelang es ihm auch, dem Institut bedeutende Nachlässe zu sichern. 1916 erwarb er mit Unterstützung der Steiermärkischen Sparkasse für 12.000 Gulden einen Teil der Büchersammlung (1022 Bde) des Advokaten und Kunstfreundes Dr. Heinrich Modern (1914), die seltene Werke aus dem 18. und 19. Jh enthielt. Sie bildet heute fast den ganzen historischen Bestand zur Kunsttheorie Italiens. 1915 schenkte der in Wien tätige Kunsthistoriker Wolfgang Kallab (1875-1916) einen Teil seiner Privatbibliothek dem Institut, wo er unter Strzygowski sein Studium begonnen hatte. Im selben Jahr übergab die Witwe des im Krieg gefallenen Landeskonservators Paul Hauser der Bibliothek Notizen, Fotos und Aufzeichnungen ihres Gatten.

1.4 Der Nachlaß Josef Wastlers (1831-1899), der an der Technischen Hochschule in Graz lehrte und 1883 ein steirisches Künstlerlexikon herausgegeben hatte, kam zunächst leihweise zur Kunstgeschichte (1914), da das Lexikon überarbeitet werden sollte, blieb aber im Besitz des Instituts. 1927 fiel der Bibliothek durch Schenkung der Familie ein Großteil des wissenschaftlichen Erbes des Architekturhistorikers Heinrich von Geymüller (1839-1909) zu, der den Werdegang Eggers entscheidend geprägt hatte. Eggers Plan, den Nachlaß zu bearbeiten, wurde nie ausgeführt. Einige Monographien wurden in den Bestand aufgenommen, das andere wissenschaftliche Material fand gelegentlich Verwendung. Die vollständige Bearbeitung erfolgte erst in den letzten Jahren durch Dr. Josef Ploder. Eine Publikation ist z. Z. in Vorbereitung, die Inventarisierung konnte bereits abgeschlossen werden und liegt derzeit auf File-Maker vor. 1926 erwarb Egger im Tauschweg vom Architekturhistorischen Institut der Technischen Universität Graz Literatur gegen Dias. Bis 1933 war der Bestand auf das Sechsfache des Umfangs von 1911 angewachsen. 1938 erhielt das Institut Fotografien über die Malerei des 19. Jhs durch Legate Viktor von Bauers und Dr. Rudolf Harters. Auch die Hinterlassenschaft von Monsignore Johann Graus (1836-1921), der sich mit (kirchlicher) Denkmalpflege beschäftigte, wird in der kunsthistorischen Bibliothek verwahrt, darunter einige Skizzenbücher. 1.3

1.5 Die Bibliothek überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet, wie ein Brief Eggers an einen Kollegen in Florenz dokumentiert. Derzeit wird die bis in die dreißiger Jahre angelegte Fotothek im Rahmen eines Praktikums von Studenten geordnet und bearbeitet. Sie ist in eigenen Regalen auf dem Gang untergebracht. Das Kunstgeschichtliche Institut verfügt weiters über eine Sammlung von Auktionskatalogen ab 1871, die - nach Jahren geordnet - im ersten Raum der Bibliothek aufgestellt sind. Weitestgehend ist die Bibliothek so geblieben, wie Egger sie anlegte. Die beiden Räume erhielten in den sechziger Jahren eine Galerie, um das Platzangebot zu erweitern. Der jährliche Bestandszuwachs beträgt ca. 200 bis 300 Werke. Die Rom-Sammlung befindet sich neben anderen Kostbarkeiten im Arbeitszimmer des Institutsvorstandes. Auch in den Assistentenzimmern sind wertvolle Bände, die aus der Gesamtaufstellung genommen wurden, verwahrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von ca. 30.000 Werken sind 3423 vor 1900 erschienen. 55 Titel stammen aus dem 16. Jh (darunter 7 Frühdrucke bis 1550), 81 aus dem 17. Jh und 220 aus dem 18. Jh. Am umfangreichsten ist das 19. Jh mit 3067 Drucken vertreten. Hinzu kommen 428 Schriften ohne Jahresangabe. Die Zählung erfolgte anhand des alten Autorenkataloges, der bis in die fünfziger Jahre des 20. Jhs geführt wurde.

2.2 Der historische Bestand ist großteils deutschsprachig (2345 Titel). 593 Werke liegen in Italienisch, 375 in Französisch, 69 in Englisch und 36 in Latein vor. Der Rest verteilt sich auf 3 Titel in nordischen Sprachen und einen spanischen Druck. Im 16. und 17. Jh überwiegt Italienisch, ab dem 18. Jh ist die Mehrzahl der Schriften in Deutsch erschienen.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek ist nach Sachgruppen geordnet, innerhalb der einzelnen Kunstgattungen erfolgt eine Gliederung nach Ländern und Kulturkreisen. Der Bestand enthält 177 Lexika und Nachschlagewerke. Vier Titel (2 deutsche, 2 italienische) erschienen im 16. Jh (z. B. Bernardo Gamuccis Le Antichità della città di Roma, Venedig: Varisco 1569), 6 im 17. Jh, 27 im 18. Jh, darunter M. de Fontenais Dictionnaire des Artistes (Paris 1776) und Johann G. Sulzers Allgemeine Theorie der schönen Kunste (Biel 1777). Aus dem 19. Jh datieren 140 Titel (darunter 110 deutsche). 11 Werke sind ohne Jahresangabe.

2.4 Den Quellenschriften und der Kunsttheorie sind 547 Drucke zuzurechnen, dazu kommen 25 ohne Erscheinungsjahr. 13 Werke (2 lateinische und 11 italienische) stammen aus dem 16. Jh, z. B. Vitruvs De Architectura libri decem (Florenz: Giunta 1522), Pietro Bembos Della Historia Vinitiana (Venedig 1552), Tobias Fendts Monumenta sepulcrorum cum epigraphis ingenio (o. O. 1574) und Johann Fischarts Accuratae effigies pontificum maximorum (Augsburg 1573). Aus dem 17. Jh datieren 16 Publikationen, aus dem 18. Jh 51 und aus dem 19. Jh 476.

2.5 Zur Ikonographie sind 109 Titel vorhanden. Davon entstammt ein lateinisches Werk dem 16. Jh, Justus Lipsius' Libri tres ad sacram profanamque historiam utiles (Antwerpen: Plantin 1594), ein deutschsprachiges dem 17. Jh (Ribadineira-Hornigs Die triumphierende Tugend, 1692). Zwei Titel erschienen im 18. Jh und 105 (davon 90 in Deutsch) im 19. Jh; 3 Werke enthalten kein Druckjahr.

2.6 176 Schriften sind der Sachgruppe Biographien zuzuordnen, dazu kommen 34 ohne Jahresangabe. Ein italienischer Titel geht auf das 17. Jh zurück, 5 entfallen auf das 18. Jh, 170 auf das 19. Jh. Der Bestand zur Allgemeinen Geschichte, Literatur- und Kulturgeschichte ergibt 450 Titel (17 aus dem 16. Jh - 2 lateinische und 15 italienische -, 9 aus dem 17. Jh, 23 aus dem 18. Jh und 401, davon 320 deutsche, aus dem 19. Jh). Erwähnenswert sind Pietro Bembos Gli Asolani (Venedig: Aldus 1515), das älteste Buch der Sammlung, sowie Marsilius Ficinus' Lettere Divine (Venedig: Giolito 1546) und Claudio Tolomeis Delle Lettere (Venedig: Giolito de Ferrari 1547). Weitere 33 Titel weisen kein Erscheinungsjahr auf.

2.7 Die Malerei und Graphik betreffen 545 Titel (85 ohne Jahresangabe), darunter 2 italienische aus dem 16. Jh (Giovanni Paolo Lomazzos Trattato dell'Arte della pittura, Mailand 1585, und Leon Battista Albertis Opuscoli Morali, Venedig 1568). Aus dem 17. Jh stammen 10 Drucke, z. B. Giovanni Pietro Bellonis Descrizzione delle Imagini Dipinte da Rafaelle (Rom 1695), aus dem 18. Jh 23, darunter die seltene Farbenlehre Ignaz Schiffermüllers, Versuch eines Farbensystems (1771). Aus dem 19. Jh liegen 426 Drucke vor. Der Plastik sind 190 Titel (davon 12 ohne Erscheinungsjahr) zuzurechnen: aus dem 16. Jh Ulisse Aldrovandis Delle Statue antiche (Venedig 1562), ein Titel aus dem 17. Jh, 3 aus dem 18. Jh und 173 großteils deutschsprachige aus dem 19. Jh. Zur Architektur gehören 471 Titel (davon 38 o. J.), 4 italienische aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 17 (überwiegend italienische) aus dem 18. Jh und 303 aus dem 19. Jh. Erwähnenswert sind ein Frühdruck, Leon Battista Albertis I dieci libri de l'architettura (Venedig: Vincenzo Vangris 1546), ferner Philippo Bonannis Templi Vaticani Historia (Rom 1696-1700) und Robert Adams Ruins of the Palace of the Emperor Diocletian (London 1764).

2.8 Zur Topographie Österreichs (mit Schwerpunkt Steiermark) sind 119 Werke vorhanden (115 aus dem 19. Jh und 4 aus dem 18. Jh). Zusätzlich behandeln 20 Titel ohne Jahresangabe dieses Thema. Weiters finden sich 115 Kataloge (9 aus dem 18. Jh, 94 aus dem 19. Jh, 12 o. J.). Sie beschäftigen sich mit in- und ausländischen Galerien und Sammlungen. Ferner gibt es einen umfangreichen Bestand an Versteigerungskatalogen, die im Autorenkatalog nicht enthalten sind. Die Gruppe Varia faßt 55 Titel (davon 6 o. J.) zusammen (4 aus dem 18. Jh und 45 aus dem 19. Jh), darunter viele Reiseführer und Reisebeschreibungen, z. B. Francesco Fontanis Viaggio Pittorico della Toscana (Florenz 1827).

2.9 Der Zeitschriftenbestand (85 Titel) setzt sich aus einem Titel (in Italienisch) des 17. Jhs, 10 Titeln (4 deutsche, 4 italienische) des 18. Jhs, 63 (davon 48 deutsche) des 19. Jh und 11 ohne Angabe des Druckjahres zusammen. Hervorzuheben sind Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber von Friedrich Wilhelm Basiliers von Ramdolin (Leipzig 1787) und das Organ für Christliche Kunst (1855-1873) von M. du Mont-Schauberg.

Sondersammlungen

2.10 Die Rom-Sammlung Prof. Eggers (s. o. 1.3) ist, wie der übrige Bibliotheksbestand, nach Fachgruppen geordnet. Von insgesamt ca. 1000 Bdn sind 234 Bücher vor 1900 erschienen, weitere 49 enthalten kein Erscheinungsjahr. 13 Werke (11 italienische, 2 lateinische) stammen aus dem 16. Jh, 26 aus dem 17. Jh, 40 aus dem 18. Jh und 155 aus dem 19. Jh. Der Bestand ist bis einschließlich des 18. Jhs fast durchgängig italienischsprachig. Hervorzuheben sind die beiden Frühdrucke, Lucio Fannos Delle Antichità della città di Roma (Venedig: Tramezzino 1548) und Paolo Giovios De vite di Leon Decimo (Florenz: Torrentino 1549), weiters das Lexikon Pompeo Ugonios, Historia delle stationi di Roma (Rom 1588), Caesare Rasponis De Basilica e Patriarchio (Rom 1656) und Giovanni Battista Faldas Il nuovo Theatro delle fabrice, et edificii in prospettiva di Roma (Rom 1665).

2.11 Separata. Die Bibliothek verfügt über eine mindestens 1000 Stück umfassende Separata-Sammlung. Darunter befinden sich Titel aus dem Nachlaß Geymüllers, die z. T. mit handschriftlichen Notizen oder Widmungen versehen sind. Den historischen Bestand bilden je ein italienischer Druck aus dem 16. und 17. Jh, 2 Titel (je ein italienischer und französischer) aus dem 18. Jh und 375 (davon 241 deutschsprachige) aus dem 19. Jh. Zusätzlich sind 89 Titel ohne Jahresangabe verzeichnet. Die Separata sind gesondert in der Bibliothek aufgestellt, aber in die Kataloge integriert.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autorenkatalog

Schlagwortkatalog

Standortkatalog

[alle mschr., in Zettelform]

Inventarliste [hschr., in 3 Bdn]

EDV-Katalog [für Bestände ab Erwerbungsjahr 1994]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Autorenkatalog

[in Zettelform, bis ca. 1955 geführt]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

Standortkatalog [in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Höflechner, Walter; Pochat, Götz: 100 Jahre Kunstgeschichte an der Universität Graz. Graz 1992 [zur Bibliothek passim]

Stand: Jänner 1995

Diana-Grazia Lauenberg

Andrea Pregernig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.