FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Berlin

Staatliche Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz Bibliothek des Kupferstichkabinetts

Adresse. Matthäikirchplatz 4, 10785 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 266-2021

Unterhaltsträger. Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Funktion. Handbibliothek des Kupferstichkabinetts.
Sammelgebiete. Buchausgaben, vor allem des 15. und frühen 16. Jhs als Ergänzung der druckgraphischen Sammlungsbestände; Galeriewerke, Versteigerungskataloge, Faksimiledrucke; Sekundärliteratur mit Bezug auf die Zeichnungen und Druckgraphik im Besitz des Kupferstichkabinetts.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Photowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. U- und S-Bahnverbindung (Linien U 2, S 1 oder S 2) bis Potsdamer Platz; Busverbindung (Linie 348 oder 148) bis Haltestelle Potsdamer Straße, (Linie 142) bis Haltestelle U- und S-Bahnhof Potsdamer Platz, (Linie 129) bis Potsdamer Brücke. Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Grundstock der Buchsammlung des 1831 gegründeten Kupferstichkabinetts geht zurück auf den preußischen Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler (1770-1846), dessen Sammlung von Zeichnungen und Druckgraphik der preußische Staat im Jahre 1835 erwarb. Vor allem durch das Geschick Friedrich Lippmanns (1838-1903, Kabinettsdirektor 1876-1903) wurde dieser Grundstock erweitert. Lippmann schenkte dem Kupferstichkabinett seine eigene umfangreiche Bibliothek. Der Ausbau erfolgt seither systematisch im Rahmen der Sammelgebiete.

1.2 Am 1. Januar 1992 erfolgte die institutionelle Vereinigung der Staatlichen Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und der Staatlichen Museen zu Berlin (Ost). Im Zuge der Vereinigung wurden im Jahre 1993 auch die Buchbestände des Ostberliner Kupferstichkabinetts in das Kupferstichkabinett der Stiftung Preußischer Kulturbesitz überführt. Der Gesamtumfang der Buchbestände des Ostberliner Kupferstichkabinetts betrug ca. 20.000 Bde mit einem relativ geringen Altbestand von bis 1900 erschienenen Titeln. Eine Zählung der Bestände war bei Redaktionsschluß nicht möglich, da die Werke nicht gesondert aufgestellt, sondern aufgrund der erfolgenden Einarbeitung in die entsprechenden Sachgruppen mit den Beständen des westlichen Kupferstichkabinetts vermischt worden sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 25.000 Bdn des Westberliner Teils umfaßt der historische Bestand ca. 3160 Bde. Die Bestandsbeschreibung erfolgt getrennt für die Sammlung von gedruckten Büchern des 15. und 16. Jhs und für die wissenschaftliche Handbibliothek. Die Bestandszahlen wurden teilweise am Regal, teilweise anhand der Kataloge ermittelt (s. u. 3). In der folgenden Bestandsbeschreibung werden die Ostberliner Bestände nicht berücksichtigt. Schwerpunkte bei den hinzugekommenen Ostberliner Beständen bilden Galeriewerke, topographische und illustrierte Werke des 17. bis 19. Jhs, alte Auktionskataloge sowie hinsichtlich wissenschaftlicher Literatur besonders Künstlermonographien und Literatur zu Graphik und graphischen Techniken.

Werke des 15. und 16. Jhs

2.2 Von den 1656 Titeln des historischen Bestandes sind 284 Inkunabeln. Auf das 16. Jh entfallen 843, auf das 17. Jh 147, auf das 18. Jh 174 und auf das 19. Jh 208 Titel. Im 15. Jh herrscht das Lateinische vor (124 gegenüber 81 deutschen Titeln), im 16. Jh stehen 352 lateinischen 335 deutsche Titel gegenüber. Insgesamt sind 659 deutsche Titel vorhanden, 514 lateinische, 184 französische, 176 italienische, 35 englische, 30 niederländische, 16 spanische sowie 42 in sonstigen Sprachen. Die Beschreibung des Bestandes folgt der Aufstellung nach Druckorten. Deutschsprachiger Raum

2.3 Augsburg: 50 Titel des 15. Jhs, vor allem von Günther Zainer (seit 1472), Johann Bämler (seit 1474), Anton Sorg (seit 1479), Hans Schönsperger und Erhardt Ratdolt, der die ersten Farbdrucke lieferte. Bei 86 Titeln des 16. Jhs stehen als Verleger im Vordergrund Hans Otmar (Erbauungsbücher des Geiler von Kaisersberg mit Holzschnitten von Baldung und Burgkmair) und Heinrich Steiner (Ciceros Officia und Petrarcas Artzney beider Glück mit Holzschnitten des Petrarca-Meisters Hans Weiditz?).

2.4 Bamberg: Nur ein Werk, die früheste mit beweglichen Lettern gedruckte Ausgabe im Kupferstichkabinett, der Ackermann von Böhmen des Johann von Saaz (Albrecht Pfister, 1462).

2.5 Basel: 23 Titel aus dem 15. Jh mit den frühesten Buchholzschnitten Dürers, die Briefe des Heiligen Hieronymus (Nicolaus Kessler, 1492), das Erbauungsbuch des Ritters von Thurn (Michael Furter, 1493) sowie mehrere Ausgaben von Sebastian Brants Narrenschiff (früheste 1497). Aus dem 16. Jh liegen 58 Titel vor, vorwiegend bei Michael Furter, Adam Petri, Jacob von Pforzheim und Johannes Froben gedruckt. Der Buchschmuck wird geprägt vom anonymen Meister DS und von Urs Graf, bis um 1517 die Arbeiten von Ambrosius und Hans Holbein einsetzten. Aus der Zeit um 1540 bis 1550 sind zu nennen das Kräuterbuch des Leonhard Fuchs, die Anatomie des Andreas Vesalius und die Cosmographie des Sebastian Münster (3 Exemplare).

2.6 Köln: 7 Titel aus dem 15. Jh, darunter die Predigten des Albertus Magnus und eine Köln-Chronik (1499). Unter 30 Titeln aus dem 16. Jh befindet sich die Topographie von Braun-Hogenberg.

2.7 Lübeck: 7 Titel des 15. und 16. Jhs, darunter die niederdeutschen Bibeln des Steffen Arndes (1494) und des Ludwig Diez (1533-1534) mit den Illustrationen von Erhard Altdorfer.

2.8 Nürnberg: 16 Titel des 15. Jhs, darunter die illustrierte Bibel von Anton Koberger (1483, 2 Exemplare, koloriert und nicht koloriert), der Schatzbehalter (1491) und die Weltchronik des Hartmann Schedel (1496). Die 90 Titel des 16. Jhs sind vor allem Werke, deren Schmuck auf Dürer oder seine Schule zurückgeht; von Conrad Celtes die Opera Hrosvitae (1501), die Quatuor libri amorum (2 Exemplare, 1502), die Offenbarungen der heiligen Brigitte von Schweden (1502), von Ulrich Pinder der Beschlossene Garten (1505), die Epiphanie Medicorum (1506) und ein Speculum Passionis (1507). Im Jahr 1511 gab Dürer im Selbstverlag die Hauptwerke seiner Buchholzschnitte heraus: die Kleine Passion, das Marienleben und die Große Passion, die in diesem Jahr vollendet wurden, sowie die Neuausgabe der Apokalypse (Frühdrucke von 1498 sind nur in aufgelegten Einzelblättern vorhanden). Eine zweite Folge Dürerscher Werke erschien zwischen 1525 und 1528 mit den theoretisch ausgerichteten Lehrbüchern der Perspektive, der Proportion und der Festungsbaukunst (alle in mehreren Exemplaren vorhanden). Dazwischen liegt das Erscheinen von Melchior Pfinzings Theuerdank mit den Illustrationen Burgkmairs, das der Augsburger Hans Schönsperger 1517 druckte (mehrere Exemplare vorhanden, u. a. ein Pergamentdruck). Hinzu kommt eine Reihe von Beham, Kulmbach, Schäuffelein, Traut, Springinklee und anderer illustrierter Werke. Schließlich finden sich verschiedene Ausgaben von Hans Sachs.

2.9 Straßburg: 17 Titel des 15. Jhs. Darunter sind die Ausgaben von Johann Grüninger, besonders nennenswert die Ausgabe der Komödien von Terenz (1496) mit ökonomisch eingesetzten Illustrationen. Des weiteren finden sich 100 Titel des 16. Jhs aus den Druckereien von Johann Knoblauch, Johann Prüss, Matthias Schürer, Johannes Schott, Matthias Hupfuff, Martin Flach, Theodor Rihel, die Werke von Ulrich von Hutten, Geiler von Kaisersberg, Erasmus von Rotterdam, Thomas Murner, Ullrich Tengler und Otto Brunfels druckten.

2.10 Ulm: 11 Titel des 15. Jhs von höchster Qualität. Darunter sind Boccaccios Buch berühmter Frauen bei Johann Zainer (um 1473), die Liebesgeschichte von Sigismunda und Gwisgardi (um 1476/77), die Fabeln des Aesop in lateinischer und deutscher Sprache (um 1476), das Bidpai (Buch der Weisheit, 1484) bei Lienhart Holle, bei Conrad Dinckmut der Eunuchus des Terenz und die Schwäbische Chronik des Thomas Lirar (beide 1486).

2.11 Wittenberg: 43 Titel des 16. Jhs. Erwähnenswert sind Werke von Martin Luther, Philipp Melanchthon, Johann Agricola bei Johann Grünenberg, Melchior Lotther, Hans Lufft u. a.

Italien und Frankreich

2.12 Florenz: 23 Titel des 15. Jhs, darunter Landinos kommentierte Dante-Ausgabe von 1481 mit 2 Stichen nach Botticelli, Predigten Savonarolas, Luigi Pulcis Morgante Maggiore (1500). Weiter sind vorhanden 45 Titel des 16. Jhs.

2.13 Venedig: 43 Titel des 15. Jhs, darunter die Meditationen des Johannes de Turrecremata (1479), das Poeticon Astronomicon des Inginius (1482), die Mallermi-Bibel (1492), die Anatomie des Johann de Ketham (1493) mit einem frühen Farbdruck, schließlich die Hypnerotomachia Poliphili (1499). Hinzu kommen 63 Titel des 16. Jhs, darunter Luca Paccioli, Divina Proportione (1509) sowie Werke von Plautus, Livius, Ovid, Terenz, Dante und Ariost.

2.14 Lyon: 10 Titel des 15. Jhs, 26 Titel des 16. Jhs; Paris: 10 Titel des 15. Jhs, 44 Titel des 16. Jhs, darunter zahlreiche Livres d'heures.

Andere Bucharten

2.15 Blockbücher: 13 Stücke, z. T. fragmentarisch: eine Apokalypse, eine Ars moriendi und eine Davidgeschichte, die auf demselben Papier mit Kreuzwasserzeichen (Briquet 5549-52) gedruckt sind. Ferner finden sich zwei Teile einer Biblia pauperum, eine Ausgabe des Antichrist, ein Defensorium inviolatae virginitatis Mariae, die Fabel vom kranken Löwen sowie ein Kalender des Johannes von Gmünd, zusammengebunden mit einem Planetenbuch. Schließlich ist eine aus Venedig stammende Passion Christi (ca. 1450) zu nennen.

2.16 Wappenbücher: 37 Titel handschriftlich, 36 Titel gedruckt, vorwiegend aus dem 16. und 17. Jh; der Bestand umfaßt Sammlungen der Wappen des hohen und niederen Adels, der Staaten, Reichsstädte und des bürgerlichen Patriziats.

2.17 Galeriewerke: 163 Titel, vor allem des 18. und 19. Jhs. Sie beschreiben den Bilder- und Zeichnungsbesitz berühmter öffentlicher und privater (fürstlicher) Sammlungen. Abbildungen der Kunstwerke in der frühen Zeit erfolgten durch Kupferstiche und Radierungen, wurden im späten 19. Jh durch photomechanische Verfahren (Lichtdruck, Kupfertiefdruck) verdrängt. Wissenschaftliche Handbibliothek

2.18 Bei den insgesamt ca. 1500 Bdn handelt es sich fast ausschließlich um Werke des 18. Jhs (112 Bde) und 19. Jhs (1306 Bde). Für das 18. Jh liegen 39 deutsche, 40 französische, 13 italienische, 8 englische, 8 niederländische und 4 lateinische Bde vor; für das 19. Jh 560 deutsche, 430 französische, 46 italienische, 240 englische, 13 niederländische und 12 lateinische.

2.19 Allgemeines: Insgesamt liegen ca. 560 Bde vor, vorwiegend Werke des 19. Jhs, darunter Schriften von A. Bartsch, F. Basan, G. Duplessis, H. Fuessli, C. H. von Heineken, P. Heitz, M. Huber, J. Siebmacher, J. B. P. Lebrun, F. Lippmann, J. D. Passavant. Es handelt sich vor allem um Nachschlagewerke, Überblicksdarstellungen und Monographien.

2.20 Künstler(-Monographien): Es sind ca. 400 Bde vorhanden, vor allem zu Chodowiecki, Dürer und Rembrandt, weiter zu Beardsley, Blake, Botticelli, Callot, Castiglione, Cranach, Stefano Della Bella, Gavarni, Goya, Hogarth, Hollar, Lucas van Leyden, Meil, Ploos van Amstel, Raffael, Rubens, G. F. Schmidt, Senefelder, Turner, Watteau.

2.21 Buclerei: Der Bestand umfaßt ca. 250 Bde, darunter zahlreiche Faksimile-Ausgaben, vorwiegend Sekundärliteratur des 19. Jhs von Autoren wie Beissel, Carta, Delisle, Durrieu, Haseloff, Neuwirth, Springer, Warner und Wattenbach.

2.22 Kataloge: Die Abteilung besteht aus ca. 70 Bdn, fast ausschließlich aus dem 19. Jh, besonders Kataloge des British Museum (Ausstellungen und Bestand). Hinzu kommen an Auktionskatalogen (einschließlich Sammlerkataloge) ca. 171 Bde, davon nur 4 Bde aus dem 18. Jh (Crozat, Mariette, Brandes). An Zeitschriften sind 2 Titel (38 Bde) vorhanden: Die graphischen Künste (Wien 1879 ff.) sowie das Jahrbuch der königlich-preußischen Kunstsammlungen (Berlin 1880 ff.).

3. KATALOGE

Alte Buchsammlung:

Stecherkartei des Kupferstichkabinetts

Handbibliothek:

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Ortskatalog

Arbeitskatalog

[mit 7 Untergruppen wie Künstlerkatalog, Sammlerkatalog usw.]

[alle Kataloge in Zettelform; sie werden z. Z. gründlich revidiert]

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990), nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Möhle, Hans: Das Berliner Kupferstichkabinett. Berlin 1963 [mit teilweiser Berücksichtigung der Büchersammlung]

Stand: März 1995

Hans Mielke †


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.