FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Ústrední zemedelská alesnickáknihovna

Land- und Forstwirtschaftliche Zentralbibliothek


Adresse. Slezská 7, 120 56 Praha 2 - Vinohrady
Telefon. (02) 24 25 79 39 (Zentrale), 25 90 96 (Referenzdienst)
Telefax. (02) 24 25 39 38
e-mail. [uzlk@uzpi.cz]
Internet. http://www.uzpi.cz/cs/uzlk.htm
Bibliothekssigel. < ABA 009>

Unterhaltsträger. Ústav zemedelských a potravinárských informací [Informationsinstitut für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie]
Funktionen. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek und Nationalbibliothek für den Bereich Landwirtschaft und Forstwesen.
Sammelgebiete. Landwirtschaft, Forstwesen, landwirtschaftliche Ökonomie und Technik, Veterinärmedizin, Umweltschutz.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag 9-16.30 Uhr, Mittwoch 9-18 Uhr und Freitag 9-13 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr; internat. Leihverkehr nur im Rahmen des AGLINET für im System AGRIS/FAO veröffentlichte Dokumente.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofiche-Lesegeräte, Computerarbeitsplätze, Datenbank-Recherchen gegen Entgelt möglich, Videotechnik.
Gedruckte Informationen. Central Agricultural and Forestry Library. Prague 1990 (Information Leaflet). - Knihovní rád Ústrední zemedelské a lesnické knihovny [Bibliotheksordnung der Land- und Forstwirtschaftlichen Bibliothek]. Praha 1992. - Sona Bartošová: Prehled nejvýznamnejších dat a událostí z historie Ústrední zemedelské a lesnické knihovny [Übersicht über die bedeutendsten Daten und Begebenheiten der Geschichte der Land- und Forstwirtschaftlichen Bibliothek]. Praha 1998 [Faltblatt]
Hinweise für anreisende Benutzer. U-Bahnverbindung (Linie A) bis Station Námestí Míru. Straßenbahnverbindung (Linien 4, 10, 16, 22, 23) oder Busverbindung (Linie 135) bis Haltestelle Námestí Míru.

 - Parkmöglichkeiten in der Nähe der
Bibliothek sehr beschränkt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung und die Geschichte der Land- und Forstwirtschaftlichen Zentralbibliothek sind eng mit der Tätigkeit der Tschechoslowakischen landwirtschaftlichen Akademie verknüpft. In den ersten Monaten des Jahres 1925 wurde von der Akademie eine spezielle Kommission ernannt, unter deren Leitung die bibliographische Aufarbeitung der landwirtschaftlichen Wissenschaft sowie Vorbereitungen zur Gründung einer wissenschaftlichen Bibliothek begonnen wurden. Die Bibliothek wurde im Juni 1926 statutarisch gegründet, bereits 1927 wurde ein Lesesaal für Wissenschaftler eröffnet und 1928 die gesamte Bibliothek für die Öffentlichkeit als Zentrale slawische Landwirtschaftsbibliothek der Tschechoslowakischen Akademie für Landwirtschaft [Ceskoslovenská akademie zemedelská] zugänglich gemacht. Die Bibliothek wurde im damals neuerbauten Haus der landwirtschaftlichen Aufklärung [Dm zemedelské osvety] untergebracht, wo sie bis heute verblieben ist.

1.2 Daß die Bibliothek seit ihren Anfängen als eine Zentralbibliothek konzipiert war, beeinflußte ihre Erwerbungspolitik und ihre Systematik. Man war bemüht, viele historisch wertvolle Werke mit Bezug zur Landwirtschaft zu gewinnen, ohne Rücksicht auf Erscheinungsorte oder Sprachen sowie laufend die gesamte einheimische landwirtschaftliche Literatur und ausgewählte Werke der ausländischen zu sammeln. Ein Großteil des historischen Bestandes ist deutschsprachig, da viele Dubletten von Bibliotheken land- und forstwirtschaftlicher Schulen erworben wurden, die eine bis in das frühe 19. Jh zurückreichende Tradition hatten. Die Zugänge stammen z. B. von der Schwarzenbergischen landwirtschaftlichen Schule in Ceský Krumlov [Krumau], von ähnlichen Schulen in Písek [Pisek], Klatovy [Klattau], Zákupy [Reichstadt], Nový Bydzov [Neubydzow], Prerov [Prerau], Roudnice nad Labem [Raudnitz], Olomouc [Olmütz], Podivín [Kostel], Bzenec [Bisenz], Plzen [Pilsen], Libverda [Bad Liebwerda], Liberec [Reichenberg] u. a. Den Zugang historischer Werke dokumentierten Dublettenverzeichnisse, die die Bibliotheken dieser Schulen unter Mitwirkung ihrer Schüler anfertigten, die jedoch nicht erhalten geblieben sind.

1.3 Mehrere hundert Werke kamen als Schenkungen oder Nachlässe von Persönlichkeiten aus der Landwirtschaft in die Bibliothek. Zu den bedeutendsten Geschenken gehören mehr als 500 Bde historische Drucke (ca. 140 Bde aus dem 18. Jh, ca. 380 Bde aus dem 19. Jh) aus dem Nachlaß von Dr. František Cupr (1821-1882), einem bedeutenden Pädagogen der Landwirtschaftslehre im 19. Jh, sowie zahlreiche Bücher und Zeitschriften vom langjährigen Generalsekretär der Tschechoslowakischen Akademie für Landwirtschaft und Mitbegründer der Bibliothek, dem Ingenieur Dr. Edvard Reich (1885-1943). Des weiteren kamen in die Bibliothek wertvolle Publikationen aus dem Nachlaß des bedeutenden Agrarwissenschaftlers Professor Dr. Julius Stoklasa (1857-1936) und Geschenke von Josef Koblic (1865), einem Ingenieur aus dem Bereich der Lebensmittelindustrie.

1.4 Einen bedeutenden Anteil am historischen Bestand der Bibliothek haben in sich abgeschlossene Sammlungen landwirtschaftlicher Institutionen, die jahrelang ihre Bestände in der Zentralbibliothek deponierten und sie später der Bibliothek übereigneten. Diese Depositen, einige von ihnen thematisch eng begrenzt, wurden in der Zentralbibliothek als selbständige Sondersammlungen mit eigenen Signaturen und Inventarverzeichnissen verwaltet. Die umfangreichste ist die Bibliothek der Inspekteure der landwirtschaftlichen Schulen (s. u. 2.16). Weiterhin nennenswert sind die Bibliothek des Forststiftungsfonds Matice lesnická, die Seidenbau-Bibliothek, die Bibliothek des Allgarten-Museums und die Bibliothek des tschechischen Landwirtschaftsrates. In diesen Sondersammlungen finden sich auch historische deutsche Werke.

1.5 Im Jahre 1930 verfügte die Bibliothek über ca. 60.000 bearbeitete Bde und weitere 50.000 in Bearbeitung befindliche Bde. Die Bestände wuchsen jährlich um 7000 bis 17.000 Bde an. Um 1950 besaß die Bibliothek etwa eine halbe Million Bände. Nach dem Zweiten Weltkrieg erwarb die Zentralbibliothek historische deutsche Bestände aus dem Kleinlandwirtschaftlichem Institut von Antonín Švehla, tschechoslowakischer Politiker, Vorsitzender der Agrarpartei und ab 1922 Ministerpräsident, aus dem Forschungsinstitut der Zuckerindustrie [Výzkumný ústav cukrovarnický], aus dem Grundbuchamt [Pozemkový úrad] und dem Staatlichen historischen Institut [Státní historický ústav] in Prag. Bis 1947 lief der Erwerb historischer Dubletten aus den ehemaligen deutschen Landwirtschaftsschulen weiter, z. B. aus Opava [Troppau] und Kadan [Kaaden].

1.6 In der Zeit nach 1948, als viele frühere Institutionen aufgehoben wurden und einen Platz für den Verbleib ihrer Büchersammlungen suchten, kam es zu solch einem erheblichen Bestandszuwachs für die Zentralbibliothek, daß er nicht mehr bearbeitet und verwaltet werden konnte. Die Bestände wurden deshalb unbearbeitet in Magazine außerhalb Prags ausgelagert. Auf diese Weise gingen ca. 100.000 Bde vorwiegend nichtlandwirtschaftlichen Inhalts aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und vom Anfang des 20. Jhs ein, davon etwa 80 Prozent deutschsprachige Werke. Von 73.000 unbearbeiteten Titeln wurden in den siebziger Jahren Fotokopien der Titelblätter angefertigt und durchgezählt. Diese Kartei sollte ursprünglich die Grundlage für eine Katalogisierung darstellen. Inhaltlich überwiegen Werke aus den Bereichen Geschichte, Ökonomie, Sprachwissenschaft und Belletristik. Nur ein kleiner Teil betrifft landwirtschaftliche Themen und paßt im eigentlichen Sinne zu den Beständen der Zentralbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestände erreichten 1992 eine Gesamtzahl von 1,1 Millionen Bdn, wodurch die Bibliothek zu einer der größten landwirtschaftlichen Bibliotheken der Welt zählt. Der Gesamtbestand gliedert sich in 59 Prozent Monographien, 14 Prozent Zeitschriften, 7 Prozent Firmenschriften, 6 Prozent Forschungsberichte, 5 Prozent FAO-Dokumente und 9 Prozent Spezialbestände, darunter Dissertationen, Reiseberichte, Bibliographien, audiovisuelle Dokumente u. a. Mehr als 40 Prozent des Bestandes kam als Schenkungen in die Bibliothek (vorwiegend historische Bestände), etwa ein Drittel durch Schriftentausch und der Rest durch Ankäufe.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Angaben zu Werken des 16. bis 19. Jhs wurden vorwiegend anhand der Katalogvermerke im Gesamtkatalog und teilweise anhand der Inventarverzeichnisse sowie der zugänglichen Jahresberichte der Bibliothek ermittelt. Aus dem 16. Jh liegen 5 Bde vor (davon 2 deutschsprachige), aus dem 17. Jh 12 (6 deutschsprachige), aus dem 18. Jh 1073 (979 deutschsprachige) und aus dem 19. Jh ca. 14.000 Bde (ca. 11.000 deutschsprachige). Die Anzahl der fremdsprachigen Titel, die auf deutschem Sprachgebiet erschienen sind, konnte nicht ermittelt werden.

2.3 Die Zentralbibliothek besitzt keine Inkunabeln. Der älteste vorhandene Druck ist Hieronymus Bocks Kreüterbuch (Straßburg: J. Rihel 1556), dem das Titelblatt fehlt. Bei allen 5 Bdn aus dem 16. Jh handelt es sich um Kräuterbücher, von denen 2 in deutscher und 3 in tschechischer Sprache vorliegen. Der tschechische Alte Druck ist die Übersetzung von Pietro Andrea Mattiolis Kräuterbuch, Herbarz ginak bylinár ... (Praha: Daniel Adam z Veleslavína 1596). Ebenfalls vorhanden ist Jacobus Theodorus Tabernaemontanus' Neuw Kreuterbuch (Frankfurt a. M. 1588).

2.4 Eine Übersicht des Bestandes nach Sprachen wurde anhand von Teilzählungen und Hochrechnungen ermittelt. In Tschechisch und Slowakisch sind 30 bis 35 Prozent des Gesamtbestandes, in Deutsch 20 bis 25 Prozent, in Russisch und Ukrainisch 15 bis 20 Prozent, in Englisch 10 bis 15 Prozent.

2.5 Im historischen Bestand nimmt die deutsche Sprache den überwiegenden Teil ein: ca. 50 Prozent aus dem 17. Jh und mehr als 90 Prozent der 1073 Bde aus dem 18. Jh sind deutschsprachig. Unter den Erscheinungsorten des 18. Jhs dominieren Berlin (161 Bde), Brno [Brünn] (140) und Leipzig (124), gefolgt von Wien (79), Nürnberg (76), Prag (72), Frankfurt a. M. (55), Dresden (24), Opava [Troppau] (23), Halle (20), Braunschweig und München (je 15), Jena (12), Wroclaw [Breslau] und Göttingen (je 11) und Hamburg (10); ferner sind vertreten Weimar (6), Augsburg und Erfurt (je 5), Gotha, Hannover und Mannheim (je 4), Salzburg (3), Linz und Regensburg (je 2) sowie mehr als 50 andere Städte mit ein bis drei Ausgaben. Bei lateinischen Werken (29 Bde) wurden die Erscheinungsorte nicht ermittelt, vermutlich liegen hier weitere aus dem deutschen Sprachgebiet vor. Nur 6 Titel aus dem 18. Jh sind in tschechischer Sprache.

2.6 Für die Bestände des 19. Jhs wurde eine Stichprobe von 1500 Bdn ausgezählt (Buchstaben A-H). Die folgenden Angaben beruhen auf Hochrechnungen, die auf dieser Stichprobe basieren. Unter den ca. 14.000 Bdn aus dem 19. Jh haben deutschsprachige Werke einen Anteil von ca. 78 Prozent (ca. 11.000 Bde). Als Erscheinungsort dominiert Wien (214 Bde), gefolgt von Leipzig (160), Berlin (143), Prag (110), Stuttgart (42), Dresden (31), Braunschweig (30), Frankfurt a. M. (27), Bremen (16), Erfurt (12), Weimar (10) und 80 weiteren Orten. In den zwanziger Jahren des 20. Jhs sank der Anteil deutschsprachiger Werke auf ca. 20 Prozent, in der Zeit des Zweiten Weltkrieges stieg er kurzfristig auf ca. 30 Prozent, um seit den fünfziger Jahren auf ca. 10 Prozent abzufallen.

Systematische Übersicht

2.7 Inhaltlich gliedert sich der Bestand in Werke zur allgemeinen Landwirtschaft und landwirtschaftlichen Ökonomie (19 Prozent), zur landwirtschaftlichen Technik (12 Prozent), zur Pflanzenzucht (20 Prozent), zum Pflanzenschutz (7 Prozent), zur Tierzucht (13 Prozent), zur Veterinärmedizin (7 Prozent), zum Forstwesen (7 Prozent), zum Umweltschutz (3 Prozent), zur Lebensmittelproduktion (1 Prozent), zu Informatik (2 Prozent) und zu den Grundwissenschaften wie Biologie, Chemie, Physik, Geographie, Mineralogie, Wasserwirtschaft und Meteorologie (zusammen 9 Prozent).

2.8 Die ältesten Bestände in der umfangreichen Gruppe zur allgemeinen Land- und Hauswirtschaft gehen auf das 17. Jh zurück (4 Titel). Hier liegen vor Oeconomiae ruralis et domesticae ander Theil (Frankfurt a. M. 1642); in einem unvollständigen und beschädigten Exemplar Georgica Curiosa. Das ist: umständlicher Bericht und klarer Unterricht von dem Adelichen Land- und Feld-Leben (Nürnberg: Johann Friedrich Endter 1682) sowie in einer Ausgabe von 1687 und Christoph Fischers Fleissiges Herren-Auge, oder wohl ab- und angeführter Haushalter (Frankfurt a. M. und Nürnberg 1690), bei dem das Titelblatt mit den Verlagsangaben fehlt.

2.9 Unter den Beständen des 18. Jhs machen Werke zur allgemeinen Land- und Hauswirtschaft etwa ein Viertel aus. Darunter finden sich auch einige Titel der Hausvaterliteratur, so beispielsweise Oeconomvs Prvdens et Legalis Continvatus ...Oder Grosser Herren Stands Adelicher Haus-Vatter ... (Nürnberg 1719). Die Entwicklung der Landwirtschaft im 18. Jh dokumentiert Andraea Glorez von Mährens Neuangeordnete vollständige Haus- und Hand-Bibliothec ... (Nürnberg und Frankfurt a. M. 1719). Vom Bestand des 19. Jhs betreffen ca. 17 Prozent die allgemeine Landwirtschaft. Spezialgebieten der Landwirtschaft und Fachzeitschriften fällt hier eine größere Bedeutung zu.

2.10 Die Werke zur Forst- und Holzwirtschaft sowie zum Jagdwesen sind mit annähernd 16 Prozent die zweitgrößte Gruppe unter den Beständen des 18. Jhs. Das Jagdwesen hat einen Anteil von ca. 3 Prozent. Bemerkenswert sind hier zahlreiche Handbücher mit Abbildungen wie das Forsthandbuch. Allgemeiner theoretisch-praktischer Lehrbegriff sämtlicher Försterwissenschaften von Friedrich A. L. von Burgsdorf (Berlin 1790) und Heinrich Wilhelm Döbels Neueröffnete Jäger Practica ... (Leipzig 1783). Mit der Holzfällerei sind ca. 2 Prozent der Bestände befaßt. Unter den Werken des 19. Jhs sinkt der Anteil dieser Gruppe auf ca. 7 Prozent. Hier liegt z. B. vor J. M. Scheermeissels Die Lehre von der Wildzucht und dem Jagdschutze ... (Nordhausen 1842). Zu den ältesten Werken zählt das Handbuch Adeliche Weydwercke (Frankfurt a. M. 1661).

2.11 Werke über Gartenbau und Gartenwirtschaft reichen bis ins 16. Jh (2 Titel) und 17. Jh (3 Titel) zurück. Im 18. Jh nimmt diese Gruppe ca. 12,5 Prozent der vorhandenen Bestände ein. Hier liegen neben allgemeinen Werken wie Georgius Holycks Neu-vermehrtes vierfaches Gartenbuch... (Frankfurt a. M. 1739) auch praktische Handbücher für Gärtner und zur Obstzucht vor. Beispielsweise besitzt die Bibliothek Einige Beobachtungen über die Zucht der Obstbäume zu Spalieren (Prag 1796). Im 19. Jh sinkt der Anteil dieser Gruppe auf ca. 6 Prozent.

2.12 Titel zur Tierzucht, einschließlich der Veterinärmedizin, haben im 18. Jh mit annähernd 7 Prozent einen vergleichsweise geringen Anteil. Werke zur Schafzucht, die teilweise mit Kupferstichen illustriert sind, überwiegen; z. B. von Ludwig J. M. Daubenton, Katechismus der Schaafzucht zum Unterrichte für Schäfer und Schäferey-Herren ... (Liegnitz und Leipzig 1795). Es folgen Titel zur Pferde- und in geringerem Umfang zur Rinderzucht, darunter u. a. Xenophons Buch über die Pferde-Wissenschaft (Leipzig 1796) in einer Übersetzung von F. E. Heubel. Unter den Titeln zur Pferdezucht fällt ein älteres zweisprachiges französisch-deutsches Handbuch von de Solleysel mit zweisprachigem Titel auf, Le Veritable Parfait Mareschal, ... Der Warhafftig-Vollkommene Stall-Meister (Genf 1677). Bienenzucht und Seidenbau machen annähernd ein Prozent des Bestandes aus. Hier seien erwähnt Johann Bogsch, Kurzer Unterricht zu einer auf vieljährige Versuche gegründeten, natürlichen Bienenzucht zur Belehrung für Unerfahrene (Wien 1795) und Johann Baptista Halde, Gründlicher Unterricht vom Seidenbau ... (Wolfenbüttel 1753). Unter den Werken des 19. Jhs haben Nutztierzucht und Veterinärmedizin mit 10 Prozent einen etwas größeren Anteil; Bienenzucht und Seidenbau nehmen zusammen 1,5 Prozent ein, und Fischzucht ist mit 0,5 Prozent vertreten.

2.13 Die Pflanzenzucht war unter den Werken des 18. Jhs nur durch vereinzelte Werke vertreten (3,5 Prozent), während sie unter den Werken des 19. Jhs mit annähernd 12 Prozent die zweitgrößte Gruppe nach der allgemeinen Landwirtschaft darstellt. Besonderes Augenmerk war hier auf die Zucht wirtschaftlicher Nutzpflanzen gerichtet. Auch die Phytopathologie (2,5 Prozent) ist dieser Gruppe anzugliedern. Hier liegt beispielsweise vor Bemerkungen und Erfahrungen in Rücksicht der Mittel zu Verminderung und Tilgung der Baumraupen (Leipzig 1791).

2.14 Im 19. Jh kamen zur Systematik der Bibliothek im Zuge der fachlichen Spezialisierung einige kleinere Gruppen mit Bezug zur Landwirtschaft hinzu. So finden sich hier Gruppen wie Lebensmittelproduktion und Ernährung (ca. 4,5 Prozent), landwirtschaftliche Technik und Bauten (ca. 4 Prozent) sowie landwirtschaftliche Ökonomie (ca. 4 Prozent). Im 19. Jh bezog die Bibliothek auch zahlreiche landwirtschaftliche Fachzeitschriften (ca. 3 Prozent des Bestandes).

2.15 Literatur mit entfernterem Bezug zur Landwirtschaft ist im Bestand des 18. Jhs nur mit Einzelwerken vertreten, so z. B. in Gebieten wie Geschichte, Ökonomie, Geographie, Botanik, Zoologie, Ornithologie, Recht, Physik, Naturkunde, Mineralogie, Meteorologie, Medizin und Pharmakologie, Mathematik, Philosophie, Pädagogik und Sprachwörterbücher. Für das 19. Jh finden sich darüber hinaus vergleichsweise neue Fächer wie Politik, Chemie und Ethnographie, aber auch Reisebeschreibungen und Belletristik.

Sondersammlungen

2.16 Die umfangreichste Sondersammlung ist die Bibliothek der Inspekteure der landwirtschaftlichen Schulen [Knihovna inspektor zemedelských škol] (Signatur IK). Sie wurde von 1926 bis 1952 aufgebaut und umfaßt ca. 16.000 Bde, die im Gesamtkatalog verzeichnet sind. Thematisch ist die Sammlung ähnlich profiliert wie der Hauptbestand. Zusätzlich finden sich hier Lehrwerke und pädagogische Literatur mit einem Schwerpunkt in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jhs. Der Großteil der deutschsprachigen Werke stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, und nur ein kleinerer Teil ist historischer Bestand aus früheren Jahrhunderten.

2.17 Die Bibliothek der Stiftung Matice lesnická (Signatur ML) wurde in den Jahren 1927 bis 1950 aufgebaut und umfaßt 4083 Bde, darunter 500 Bde historischer Bestand. Etwa 450 Bde liegen in deutscher Sprache vor. Neben zahlreichen Monographien befinden sich in dieser Sammlung bedeutende enzyklopädische Werke, z. B. die Allgemeine Enzyklopädie der gesamten Forst- und Jagdwissenschaft (Wien und Leipzig 1886-1894) und Zeitschriften zur Forstkunde aus dem 19. Jh wie die Vereinsschrift für Forst-, Jagd- und Naturkunde (1849-1922), die Österreichische Vierteljahresschrift für Forstwesen (1855-1918, mit Unterbrechungen), die Österreichische Monatsschrift für Forstwesen (1865-1873, 1875-1880) u. a.

2.18 Die Seidenbau-Bibliothek [Hedvábnická knihovna], eine zu dieser Thematik einmalige Sondersammlung, umfaßt unter der Signatur HK 251 Bde vorwiegend deutscher Seidenbau-Literatur aus dem 19. Jh. Hier finden sich nicht nur historische Handbücher über den Seidenspinner und seine Zucht, sondern auch Werke über die Seidenbau-Forschung, Jahrbücher verschiedener Seidenbau-Vereine (z. B. in Most [Brüx], Olomouc [Olmütz], Opava [Troppau], Brno [Brünn], Bielsko-Biala [Bielitz], Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg und Linz) und Seidenbau-Zeitungen aus dem 19. Jh, darunter die Allgemeine Seidenbau-Zeitung (Prag 1864) und die Österreichische Seidenbau-Zeitung (Görz 1871-1872). Diese Bibliothek besitzt weiterhin Carl von Linnés Werke über das Natursystem: Vollständiges Natursystem (Nürnberg 1773-1776), Vollständiges Pflanzensystem (Nürnberg 1777-1788), Vollständiges Natursystem des Mineralreiches (1777-1779) sowie das Lehrbuch über das Natur-System so weit es das Thierreich angehet (Nürnberg 1781-1782).

2.19 Die Bibliothek des Allgarten-Museums [Knihovna Všezahradnického musea] wurde in den Jahren 1926 bis 1950 aufgebaut und umfaßt unter der Signatur ZM 1721 Bde, davon etwa 30 Prozent deutschsprachige Werke aus dem 18. und 19. Jh. Vorwiegend handelt es sich um verschiedene Handbücher und praktische Anleitungen für Gärtner und Obstzüchter, aber auch um Zeitschriften und enzyklopädische Werke. Bemerkenswert ist z. B. Philipp Miller, Das englische Gartenbuch, oder Gärtner-Lexicon (Nürnberg: Lochner 1750), von dem noch weitere Auflagen aus dem 18. Jh vorliegen.

2.20 Einen beachtlichen Anteil am historischen Bestand der Land- und Forstwirtschaftlichen Zentralbibliothek hat die Bibliothek des tschechischen Landwirtschaftsrates [Knihovna Ceské zemedelské rady]. Diese Sammlung von 34.316 Bdn kam 1939 im Zweiten Weltkrieg unter die Obhut der Zentralbibliothek. Sie wurde leider auch in der Nachkriegszeit nicht systematisiert und bearbeitet. Erhaltene Unterlagen belegen zwar, daß es laufend Bemühungen um die Katalogisierung gab, dennoch sind die Bestände - aus bislang ungeklärten Gründen - nicht in den Gesamtkatalog der Bibliothek aufgenommen worden. Auch ein vorgesehener Sonderkatalog wurde nicht fertiggestellt. Die Bestände wurden lange Zeit in nicht geeigneten Räumen außerhalb Prags aufbewahrt und erst 1994 in neue Ersatzmagazine am Prager Stadtrand überführt. Zur Zeit ist man bemüht, die Sammlung zu bewahren und agrarwissenschaftlichen Forschern schnell zugänglich zu machen. Sie umfaßt größtenteils Werke und Zeitschriften zur Landwirtschaft (ca. 70 Prozent), die im 19. Jh auf dem Gebiet der böhmischen Länder erschienen sind. Die Bibliothek geht auf die k.u.k. patriotisch-wirtschaftliche Gesellschaft für das Königreich Böhmen [Vlastenecko-hospodárská spolecnost pro Království ceské] zurück und wurde nach Auflösung der Gesellschaft in das Eigentum des Landesausschusses für das Königreich Böhmen überführt. 1877 ging sie an den Landeskulturrat für das Königreich Böhmen [Zemedelská rada pro Království ceské]. Im Jahre 1873 umfaßten die Bestände 13.340 Bde. Der Bestand der siebziger Jahre ist in einem gedruckten, nach Fächern gegliederten Katalog verzeichnet, der 1882 in Prag herausgegeben wurde, sowie in seinen drei Nachträgen aus den Jahren 1886 bis 1901 (s. u. 3.3).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Gesamtkatalog

[geführt seit 1926; für die Bestände des 16.-20. Jhs]

Schlagwortkatalog

Autorenkatalog

Verzeichnis Alter Drucke

[zusammengestellt aus Kopien der Einträge im Alphabetischen Gesamtkatalog; verzeichnet auch historische Zeitschriften]

Zeitschriftenkatalog

[angelegt 1926 nach hauseigenen Regeln; verzeichnet auch historische Zeitschriften]

Katalog der Fortsetzungswerke

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Verzeichnis der Neuzugänge

[geführt seit den fünfziger Jahren des 20. Jhs; dient als systematisches Verzeichnis]

Seit 1993 werden Neuzugänge (einschließlich Zeitschriften) mit EDV katalogisiert (System ISIS). Im Jahr 2000 sollen sie im Internet unter http:// www.uzpi.cz/cs/uzlk.htm zugänglich sein.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Verzeichnis Alter Drucke

[zusammengestellt aus Kopien der Einträge im Alphabetischen Gesamtkatalog]

Katalog der Fortsetzungswerke

[seit den fünfziger Jahren geführt; nach hauseigenen Regeln]

Katalog der Forschungsberichte

[1960 ff.; nach hauseigenen Regeln]

Katalog der Reiseberichte

[1960 ff.; alphabetisch nach Autoren]

Katalog der Übersetzungen

[1975-1990; nach hauseigenen Regeln]

Katalog der Dissertationen

[1960-1995; systematisch nach hauseigenen Regeln]

Katalog der Lehrbücher

[1960-1995; systematisch nach hauseigenen Regeln]

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Prírstkový seznam Knihovny inspektor zemedelských škol [Inventarverzeichnis der Bibliothek der Inspekteure der landwirtschaftlichen Schulen]. [1926-1952]

Prírstkový seznam Matice lesnické [Inventarverzeichnis der Bibliothek des Forststiftungsfonds]. [1927-1950]

Prírstkový seznam Hedvábnické knihovny [Inventarverzeichnis der Seidenbau-Bibliothek]. [1928-1940]

Prírstkový seznam Knihovny Všezahradnického muzea [Inventarverzeichnis der Bibliothek des Allgarten-Museums]. [1926-1950]

Prírstkový seznam Knihovny výzkumných ústav zemedelských [Inventarverzeichnis der Bibliothek der landwirtschaftlichen Institute]. [1932-1940]

[Alle Verzeichnisse in Bandform.]

Soupis odborných casopis a ostatních periodik Ústrední zemedelské a lesnické knihovny a knihoven výzkumných ústav zemedelských [v Ceskoslovensku] z let 1919-1959 [Verzeichnis der Fachzeitschriften und anderer Periodika der Land- und Forstwirtschaftlichen Zentralbibliothek sowie der Bibliotheken der landwirtschaftlichen Forschungsinstitute [in der Tschechoslowakei] in den Jahren 1919-1959. 2 Bde. Praha 1962-1963

3.3 Historische Kataloge

Katalog knihovny zemedelské rady pro království Ceské. Na konci roku 1881 [Katalog der Bibliothek des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen. Auf den Schluß des Jahres 1881]. Praha 1882

První dodatek ku katalogu knihovny rady zemedelské pro království Ceské. Na konci roku 1885 [Erster Nachtrag zum Katalog der Bibliothek des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen. Auf den Schluß des Jahres 1885]. Praha 1886-1901

Druhý dodatek ku katalogu knihovny rady zemedelské pro království Ceské. Na konci roku 1897 [Zweiter Nachtrag zum Katalog der Bibliothek des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen. Auf den Schluß des Jahres 1897]. Praha 1898

Tretí dodatek ku katalogu knihovny rady zemedelské pro království Ceské. Na konci roku 1901 [Dritter Nachtrag zum Katalog der Bibliothek des Landesculturrathes für das Königreich Böhmen. Auf den Schluß des Jahres 1901]. Praha 1901

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Reich, Edvard; Vlácil, Bohumil: Ceskoslovenská akademie zemedelská v roce 1936 [Tschechoslowakische Akademie der Landwirtschaft im Jahre 1936]. In: Vestník Ceskoslovenské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechoslowakischen landwirtschaftlichen Akademie] 8 (1937) S. 172-173

Boštík, Jan: Die landwirtschaftliche Zentralbibliothek der Tschechoslovakischen Akademie der Landwirtschaft. Praha 1938 [Sonderdruck; auch in: Die Welt der Technik 1 (1937) Nr. 4]

ders.: Ústrední zemedelská knihovna CAZ v roce 1938 [Die landwirtschaftliche Zentralbibliothek der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft im Jahre 1938]. In: Vestník Ceské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft] 15 (1939) S. 223-226

ders.: Ústrední zemedelská knihovna Ceské akademie zemedelské v roce 1939 [Die landwirtschaftliche Zentralbibliothek der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft im Jahre 1939]. In: Vestník Ceské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft] 16 (1940) S. 368-370

ders.: Ústrední zemedelská knihovna Ceské akademie zemedelské v roce 1940 [Die landwirtschaftliche Zentralbibliothek der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft im Jahre 1940]. In: Vestník Ceské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft] 17 (1941) S. 100-103

ders.: Ústrední zemedelská knihovna Ceské akademie zemedelské v roce 1941 [Die landwirtschaftliche Zentralbibliothek der Tschechischen Akademie der Land-

wirtschaft im Jahre 1941]. In: Vestník Ceské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft] 18 (1942) S. 227-229

Lazecký, František: Vývoj, stav a úkoly naší zemedelské bibliografie [Entwicklung, Zustand und Aufgaben unserer landwirtschaftlichen Bibliographie]. In: Vestník Ceskoslovenské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechoslowakischen Akademie der Landwirtschaft] 20 (1946) S. 519-529

Bartošová, Sona: Historie národní zemedelské bibliografie [Geschichte der landwirtschaftlichen Nationalbibliographie]. In: Zemedelská informatika [Landwirtschaftsinformatik] 29 (1990) Heft 5, S. 175-184

Bartošová, Sona: Ústrední zemedelská a lesnická knihovna - historie a soucasnost [Die Land- und Forstwirtschaftliche Zentralbibliothek - Geschichte und Gegenwart]. In: Zemedelské aktuality [Landwirtschaftliche Neuigkeiten] (1994) Heft 7, S. 25-28

Bartošová, Sona: Historie Ústrední zemedelské a lesnické knihovny ve svetle literárních pramen (Komentovaná bibliografie) [Die Geschichte der Land- und Forstwirtschaftlichen Zentralbibliothek im Licht der literarischen Quellen (Kommentierte Bibliographie)]. Praha 1998

Weitere Informationen über die Tätigkeit der Bibliothek finden sich in Jahres- oder Teilberichten, z. B. in Vestník Ceskoslovenské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechoslowakischen Akademie der Landwirtschaft] aus den Jahren 1925-1939 und 1946-1951 und in Vestník Ceské akademie zemedelské [Anzeiger der Tschechischen Akademie der Landwirtschaft] aus den Jahren 1939-1943.

Stand: Juni 1995

Sona Bartošová

Ergänzt: Mai 1999


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.