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Landeskirchliche Bibliothek

Adresse. Blumenstraße 1, 76133 Karlsruhe [Karte]
Telefon. (0721) 9175-791 und 9175-790
Telefax. (0721) 9175-550
Bibliothekssigel. <Ka 13>

Unterhaltsträger. Evangelische Landeskirche in Baden
Funktion. . Theologische Zentralbibliothek der badischen Landeskirche; Behördenbibliothek des Evangelischen Oberkirchenrats; öffentlich zugängliche Spezialbibliothek für Theologie und Kirche (Ausleihbibliothek).
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie und Kirchenkunde, vor allem evangelische. 2. Besondere Sammelgebiete: Kirchliche und profane Regionalgeschichte Badens; Bibelwissenschaft; Praktische Theologie (mit allen Teilgebieten).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; Ausleihe; Magazinbibliothek, keine Freihandaufstellung. - Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag 8.30-12 Uhr und 14-16 Uhr, Freitag 8.30-13 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. und kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Faltblatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erwünscht. Die Bibliothek befindet sich in der Innenstadt im Gebäude des Evangelischen Oberkirchenrats, in unmittelbarer Nähe der Badischen Landesbibliothek und der Bibliothek des Bundesgerichtshofs. - Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (20 Minuten), Straßenbahnverbindung (Linie 3 oder 6) bis Haltestelle Europaplatz. - Öffentliche Parkplätze und Tiefgarage in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek entstand, als nach der Generalsynode 1855 der Evangelische Oberkirchenrat als selbständige Kirchenbehörde gebildet wurde (erstes handschriftliches Bestandsverzeichnis von 1856). Von den damals 547 Titeln gehörten 36 Prozent zur kirchenrechtlichen, allgemeinjuristischen und Verwaltungsliteratur. Dieser Teilbestand nahm prozentual allmählich ab, besonders als 1874 die Bibliothek den Pfarrern der Landeskirche zum Zwecke der theologischen Fortbildung geöffnet und zunehmend theologische Literatur erworben wurde (erster gedruckter Katalog von 1874, 1464 Titel in ca. 2000 Bdn). In den folgenden Jahrzehnten trat die Funktion der Behördenbibliothek immer stärker hinter der der theologischen Zentralbibliothek zurück.

1.2 Ein kontinuierlicher Bestandsaufbau und eine fachgerechte Bestandserschließung setzte 1936 mit der Betreuung der Bibliothek durch einen hauptamtlichen Volltheologen ein. Bis dahin umfaßte der Bestand ca. 19.000 Bde. Der historische Bestand wurde vorher und vor allem nachher überwiegend aus Nachlässen und durch die Zentralisierung von Buchbeständen aus Pfarrämtern und Dekanaten erworben (sogenannte Diözesanbibliotheken, die meist zu Beginn des 19. Jhs aus Lesegesellschaften und Nachlässen der Geistlichen eines Kirchenbezirks entstanden waren). Die Zentralisierung geschah jedoch nicht planmäßig und vollständig, so daß im Bereich der Landeskirche noch historische Buchbestände verstreut vorhanden sind, die nur z. T. bekannt und im allgemeinen nicht bibliothekarisch bearbeitet und erschlossen sind.

1.3 Das letzte (fünfte) gedruckte Bestandsverzeichnis erschien 1937 und wurde durch Nachträge 1939 und 1957 fortgeführt (Bestand 1957: ca. 38.000 Bde). Verluste waren nicht zu verzeichnen, auch nicht durch den Zweiten Weltkrieg.

1.4 Anfang der fünfziger Jahre dieses Jhs wurde die Henhöfer-Bibliothek (655 Bde, Sonderkatalog), um 1970 wurden die Hebraica- und Theologica-Bestände (258 Bde, Nachweis im Hauptkatalog) der alten Karlsruher Lyceums-Bibliothek erworben.

1.5 Der vollständig katalogisierte Bestand (seit 1908 im selben Gebäude) wurde bis zum Erwerbungsjahr 1959 nach Gruppen-Numerus currens aufgestellt, seit 1960 nach strengem Numerus currens. Seit etwa 1972 wird nur noch wenig historischer Buchbestand erworben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Bibliothek mit seinem Schwerpunkt im 19. Jh umfaßt insgesamt knapp 12.000 Bde mit ca. 10.000 Titeln; das sind etwa 13,5 Prozent des gesamten Bibliotheksbestandes von 1987 (ca. 88.000 Bde). Während Sammelbände selten sind, sind die Jahrgangsbände von Periodika zahlreich. Die folgenden Zahlenangaben beruhen auf Auszählung anhand der gedruckten Bestandsverzeichnisse von 1937, 1939 und 1957; für die Erwerbungsjahre nach 1957 wurden die ermittelten Zahlen teilweise aufgerundet. Die Zählverfahren bei den Sondersammlungen und Sonderbeständen sind dort genannt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Bibliothek besitzt eine Inkunabel. An Frühdrucken des 16. Jhs sind, einschließlich der Sondersammlungen und Sonderbestände, 136 Bde vorhanden (darunter zahlreiche Drucke der ersten Hälfte des Jhs). Das 17. Jh ist mit 155 Bdn, das 18. Jh mit 1069 Bdn und das 19. Jh mit 10.225 Bdn vertreten (zusammen 11.898 Bde).

2.3 Der historische Bestand ist überwiegend deutschsprachig, nur etwa 4 Prozent der 12.000 Bde sind fremdsprachig. Am zahlreichsten sind lateinische Titel mit 176 Bdn. An zweiter Stelle sind 108 Bde in semitischen Sprachen, vor allem in Hebräisch, zu nennen (vorwiegend Wörterbücher, Grammatiken, originalsprachliche Texte, z. T. mit deutschen Übersetzungen). Griechischsprachige Werke sind in 54 und französische Werke in 96 Bdn vorhanden. Englischsprachige und anderssprachige Literatur ist nur mit wenigen Titeln vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Der historische Bestand ist, abgesehen von den Sondersammlungen und Sonderbeständen, überwiegend nach einer groben Gruppensystematik aus dem Jahr 1908 aufgestellt, innerhalb der Gruppen nach Numerus currens. Diese Gruppensystematik wurde für die gedruckten Bestandsverzeichnisse weiter differenziert; 1937 wurde diese Untergliederung überarbeitet und 1957 noch einmal geringfügig verändert. Daraus ergeben sich folgende systematische Gruppen mit entsprechenden Anteilen an älterer Literatur:

2.5 An Sammelwerken und grundlegenden theologischen Werken finden sich 172 Bde, die Philosophie und allgemeine Religionskunde sind mit 392 Bdn vertreten. Zur Bibelwissenschaft sind 1092 Bde, zur Geschichtlichen Theologie und Kirchengeschichte (Badische Kirchengeschichte gesondert), einschließlich Dogmen- und Theologiegeschichte, Konfessions- und Kirchenkunde, sind 2241 Bde vorhanden, darunter zahlreiche Kleinschriften vor allem regionalen Inhalts.

2.6 Die Systematische Theologie ist mit 507 Bdn, die Praktische Theologie einschließlich Innerer Mission, Äußerer Mission und Volksmission (ohne gedruckte Predigten und erbauliches Schrifttum) mit 1208 Bdn vertreten. Einen Schwerpunkt bildet die Liturgik (Gesangbücher s. u. 2.9). Predigten und erbauliches Schrifttum, darunter zahlreiche Andachtsbücher, Gebete und religiöse Gedichte, sind in 741 Bdn vorhanden.

2.7 In der Gruppe Geschichte finden sich 651 Bde, vornehmlich zur Badischen Geschichte und zur Kunstgeschichte. Zum Kirchen- und Schulwesen sind 438 Bde (überwiegend Kirchenrecht) und zur Rechtswissenschaft 226 Bde vorhanden, während der ältere Bestand der Sachgebiete Politik, Volkswirtschaft und Statistik mit insgesamt 150 Titeln begrenzt ist.

2.8 In der Gruppe Periodika (Zeitschriften, Jahresberichte, Amtsblätter) finden sich 2670 Bde (in einer Unterteilung, die der Gesamtsystematik entspricht).

Sondersammlungen und Sonderbestände

2.9 Gesangbuchsammlung. Die Sammlung umfaßt z. Z. 506 Bde (ohne Dubletten), überwiegend evangelische und deutschsprachige Gesangbücher des 16. bis 19. Jhs, z. T. mit Noten (60 Prozent des Gesamtbestandes von 850 Gesangbüchern), darunter 9 Gesangbücher des 16. Jhs (einschließlich Faksimiles), 2 des 17. Jhs, 97 des 18. Jhs und 398 des 19. Jhs. Die Sammlung wird fortgeführt. Die Auszählung erfolgte anhand des chronologischen Zettelkataloges.

2.10 Henhöfer-Bibliothek. Es handelt sich um die Privatbibliothek des katholischen Priesters Aloys Henhöfer (1789-1862), der 1823 konvertierte, dann evangelischer Pfarrer und Haupt der badischen Erweckungsbewegung wurde. Die Bibliothek wurde nach 1862 als Mühlhausensche Pfarrbibliothek noch etwas ergänzt und gelangte Anfang der fünfziger Jahre dieses Jhs in die Landeskirchliche Bibliothek Karlsruhe.

2.11 Die Bibliothek umfaßt 655 Bde überwiegend theologischer Literatur, in einem Sonderkatalog verzeichnet und geschlossen aufgestellt: 46 Bde des 16. Jhs (davon 33 lateinische Titel, überwiegend Texte), 37 Bde des 17. Jhs, 360 Bde des 18. Jhs und 212 Bde des 19. Jhs. 496 Bde sind deutschsprachig, 87 Bde lateinisch, 61 Bde französisch, 8 Bde griechisch und 3 Bde hebräisch. Der Bestand verteilt sich auf die Sachgruppen Bibeln, Kirchenväter, Bekenntnisschriften (68 Bde), Exegetica (133 Bde), Systematische Theologie (56 Bde), Historische Theologie (81 Bde), Homiletik (117 Bde), Praktische Theologie (75 Bde), Sprachbücher und Varia (75 Bde) sowie Mühlhausensche Pfarrbibliothek und Varia (50 Bde). Die Auszählung erfolgte nach einem gedruckten Katalog.

2.12 Semitica und Theologica der alten Karlsruher Lyceums-Bibliothek. Die Sammlung besteht aus 258 Bdn, die 1970 (?) in die Landeskirchliche Bibliothek gegeben wurden, weil das Lyceum im 18. und frühen 19. Jh für den Sprachunterricht und die propädeutischen Studien der badischen Theologiestudenten zuständig war. Der Sonderbestand ist katalogisiert. Er ist separiert und gesichert aufgestellt. Er enthält 55 Kleinschriften des 19. Jhs. Die Bände haben z. T. folgende Besitzvermerke: Ex Bibliotheca illustri Caroli Hesychii [Carolum Hesychium antikisierend i. e. Karlsruhe] (Exlibris); Lyceums-Bibliothek (Stempel); Gymnasiums-Bibliothek Karlsruhe (Stempel).

2.13 Unter den 258 Bdn sind eine Inkunabel und 33 Bde des 16. Jhs (darunter eine Anzahl Basler Frühdrucke sowie frühe Erasmus-Ausgaben; ferner Drucke aus Zürich und Straßburg und Werke von Brenz und Bucer), 51 Bde des 17. Jhs, 73 Bde des 18. Jhs und 100 Bde des 19. Jhs (darunter 55 Kleinschriften wie Predigten, Reden, Dissertationen u. a.). 111 Bde sind deutschsprachig. 75 Bde sind Semitica (Hebraica, Syriaca, Arabica, Armenia, Aethiopica) und umfassen Texte wie Bibel und Koran, Wörterbücher, Grammatiken, Schulbücher und sprachwissenschaftliche Studien, darunter 2 Bde des 16. Jhs, 22 Bde des 17. Jhs, 32 Bde des 18. Jhs und 19 Bde des 19. Jhs. 72 Bde sind lateinische und griechische Titel (letzte überwiegend Unterrichtsliteratur wie bei den Semitica). Die Auszählung erfolgte am Regal.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge [Zettelkataloge]

Alphabetischer [Verfasser-/Titel-] Katalog bis Erscheinungsjahr 1984 [nach PI]

Alphabetischer [Verfasser-/Titel-] Katalog ab Erscheinungsjahr 1985 [nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog bis Erscheinungsjahr 1984

[bis 1972 weites Schlagwort bzw. Stichwort, ab 1973 enges Schlagwort mit Unterschlagwörtern]

Schlagwortkatalog ab Erscheinungsjahr 1985

[nach RSWK]

Standortkatalog [unvollständig]

3.2 Moderne Sonderkataloge [Zettelkataloge]

Zeitschriftenaufsatzkatalog

[für in der Bibliothek vorhandene theologische Zeitschriften, Kreuzkatalog; unvollständig, aber z. T. bis ins 19. Jh zurückreichend]

Predigtkatalog [ab 1960]

Festschriftenaufsatzkatalog

[bis 1976 gedruckt, nach Verfassern]

Katalog versteckter Bibliographien

[1973-1986, nach Schlagwörtern]

Katalog der Personalbibliographien

[bis 1975 gedruckt]

Schwinge, Gerhard: Katalog der Henhöfer-Bibliothek in der Landeskirchlichen Bibliothek Karlsruhe. Karlsruhe 1989 (Veröffentlichungen des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche zu Baden 40)

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

3.3 Historische Kataloge

1856 erstes hschr. Bestandsverzeichnis. 1874 erster gedruckter Katalog. 1891 zweites gedrucktes Verzeichnis. 1891 drittes gedrucktes Verzeichnis. 1894-1907 Nachträge und jährliche Verzeichnisse. 1908 viertes gedrucktes Verzeichnis; 1909-1914 Nachträge I-VI. 1937 fünftes gedrucktes Verzeichnis; 1939 Nachtrag I, 1957 Nachtrag II. [Die Verzeichnisse 1937, 1939 und 1957 sind ausleihbar.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Erbacher, Hermann: Die Bibliothek des Evangelischen Oberkirchenrats in Karlsruhe Landeskirchliche Bibliothek. Ein Überblick über Geschichte, Aufbau und Inhalt. In: Arbeitsgemeinschaft für das Archiv- und Bibliothekswesen in der evangelischen Kirche, Allgemeine Mitteilungen 1972, Nr. 1 (1972) S. 5-9

Stand: Januar 1993

Gerhard Schwinge


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.