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Landeskirchliche Bibliothek der Evangelischen Kirche im Rheinland

Adresse. Hans-Böckler-Str. 7, 4000 Düsseldorf [Karte]
Telefon. (0211) 4562-250
Bibliothekssigel. <Dü 65>

Unterhaltsträger. Evangelische Kirche im Rheinland
Funktion. Landeskirchliche Zentralbibliothek und öffentlich zugängliche theologische Spezialbibliothek; Behördenbibliothek des Landeskirchenamtes der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, insbesondere evangelische Theologie. 2. Besondere Sammelgebiete: Religionspädagogik, Judaica (jedoch bisher ohne historische Buchbestände in nennenswertem Umfang). Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (nur für neuere Bestände). Lesesaal mit 7 Arbeitsplätzen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-14 Uhr; Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 15-17 Uhr. Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Faltblatt. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien U 78 oder 79) bis Haltestelle Golzheimer Platz; Busverbindung (Linien 722 oder 727) bis Haltestelle Frankenplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Ein wesentlicher Impuls zur Gründung einer zentralen landeskirchlichen Bibliothek ging 1941 vom Archivamt der Deutschen Evangelischen Kirche aus, das in einem Erlaß vom 27. September den Kirchenprovinzen nahelegte, " eine eigene provinzialkirchliche Stelle [zu] errichten, welche die Betreuung der in der Kirchenprovinz vorhandenen Bibliotheken übernimmt". Das Rheinische Konsistorium reagierte mit einem entsprechenden Beschluß und richtete 1942 beim Provinzialkirchenarchiv in Bonn eine solche Bibliotheksstelle ein. Ihr oblag nicht nur die Betreuung und Beratung der verschiedenen in der Provinz befindlichen Bibliotheken, sondern auch der Aufbau einer theologischen Zentralbibliothek der rheinischen evangelischen Kirche.

1.2 Der Grundstock dieser Bibliothek ergab sich überwiegend aus Nachlässen verstorbener oder aus Abgaben emeritierter Pfarrer. Dabei handelte es sich im wesentlichen um exegetische und homiletische Abhandlungen. Ein guter Teil des historischen Buchbestandes ist auf diese Weise zusammengekommen. Es konnten bis 1944 etwa 2000 Bücher gesammelt werden. Diese wurden im Zweiten Weltkrieg zum größten Teil außerhalb Bonns gelagert; ein kleinerer Teil, vermutlich einige hundert Bücher, wurden 1944 bei einem durch Fliegerangriff verursachten Brand vernichtet.

1.3 Erst zu Beginn der fünfziger Jahre, als die Landeskirchliche Bücherei, wie sie damals hieß, ebenso wie das Archiv der Rheinischen Kirche nach Düsseldorf, dem Sitz des Landeskirchenamtes, verlegt worden war, setzten ein kontinuierlicher Bestandsaufbau auf der Grundlage eines erhöhten Erwerbungsetats für Bücher und Zeitschriften sowie eine fachgerechte Bestandserschließung ein. Hinsichtlich der Aufteilung der vorhandenen Literatur und des weiteren Bestandsaufbaus wurde die Vereinbarung getroffen, die für die evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes bedeutsame Literatur in der Bibliothek des Landeskirchlichen Archivs zu konzentrieren, während die Landeskirchliche Bibliothek für die übrigen theologischen Bereiche und für die Literatur angrenzender Wissenschaftsdisziplinen zuständig wurde. Durch einen entsprechenden Austausch der bereits vorhandenen Literatur und durch die später erfolgte Auflösung verschiedener Synodalbibliotheken erfuhr die Landeskirchliche Bibliothek einen weiteren Zuwachs an historischem Buchbestand. Bis zu diesem Zeitpunkt verbindet beide Bibliotheken eine weitgehend gemeinsame Bestandsgeschichte. Sie ist in ihren Details im Abschnitt über die Bibliothek des Landeskirchlichen Archivs näher ausgeführt.

1.4 Die nach dem Umzug von Bonn nach Düsseldorf vollzogene Zusammenlegung mit der bereits vorhandenen Behördenbibliothek des Landeskirchenamtes dürfte für die Landeskirchliche Bibliothek (damals Bibliothek der Evangelischen Kirche im Rheinland genannt) nur eine geringe Vermehrung des Altbestandes zur Folge gehabt haben. Die Vorläuferin der Behördenbibliothek, die ca. 6000 Bde umfassende ehemalige Konsistorialbibliothek in Koblenz, war nämlich durch Kriegseinwirkung völlig verbrannt. Wie hoch der Anteil an historischem Buchbestand war, ist heute nicht mehr genau zu ermitteln. Die Wiederbeschaffung des vormaligen Bestandes (u. a. theologische Nachschlagewerke und kirchenrechtliche Literatur) erwies sich als sehr schwierig, und der Wiederaufbau der Konsistorialbibliothek kam nur langsam voran. Bei den durch die Integration der Behördenbibliothek in die Landeskirchliche Bibliothek zu verzeichnenden Büchern mit einem Erscheinungsjahr bis 1900 dürfte es sich schätzungsweise um nicht mehr als etwa 300 bis 400 Titel gehandelt haben.

1.5 Bezüglich der Provenienz des Altbestandes ist eine sogenannte " Prüfungsbibliothek" zu erwähnen, welche bereits im 19. Jh beim Königlichen Konsistorium in Koblenz existierte und auch für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg beim Evangelischen Konsistorium der Rheinprovinz nachweisbar ist. Es handelte sich um eine unabhängig von der Konsistorialbibliothek geführte, zu Prüfungszwecken (theologische Examina) eingerichtete Handbibliothek, die aus den Überschüssen der von den Kandidaten zu entrichtenden Prüfungsgebühren finanziert wurde. Ein Teil dieser ehemaligen Prüfungsbibliothek ist (Vorbesitzerstempel) in den Bestand der jetzigen Landeskirchlichen Bibliothek übernommen worden (vor allem theologische und kirchengeschichtliche Werke aus dem 19. Jh). Eine kontinuierliche und systematische Erweiterung des Altbestandes hat, mit Ausnahme einer Gesangbuchsammlung und in geringerem Ausmaß einer Katechismussammlung, in der Landeskirchlichen Bibliothek nicht stattgefunden. Aus diesem Grund ergibt sich hinsichtlich der Zusammensetzung des historischen Buchbestandes ein etwas heterogenes Bild. Die Angaben zu forschungsrelevanten Schwerpunkten müssen daher relativ spärlich ausfallen, zumal auch die Judaica sowie die Religionspädagogik als besondere Sammelgebiete überwiegend wissenschaftliche Literatur aufweisen, deren Erscheinungsjahr in das 20. Jh fällt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die folgenden Angaben beruhen auf einer Auswertung der systematischen Standortkataloge, die die grobsystematische Aufstellung im Magazin bzw. im Lesesaal widerspiegeln. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Für den Zeitraum 1500 bis 1900 wurden insgesamt 3681 Titel bei einem Gesamtbestand von ca. 56.000 Bdn ermittelt. Davon entfallen 2947 Titel (ca. 81 Prozent) auf das 19. Jh. Etwa drei Viertel der im 19. Jh erschienenen Titel weisen ein Erscheinungsjahr nach 1850 auf. Der übrige Altbestand verteilt sich wie folgt: 16. Jh 40 Titel, 17. Jh 109, 18. Jh 445. Etwa 140 Titel, die zum Altbestand zu rechnen sind, enthalten keine Jahresangabe. Bei etwa 90 Prozent des Altbestandes handelt es sich um deutschsprachige Titel, ca. 5 Prozent sind lateinisch. Der Rest entfällt auf die griechische, hebräische, französische, englische und holländische Sprache oder auf mehrsprachige Werke. Systematische Übersicht

2.3 Der Altbestand setzt sich vornehmlich aus theologischer Fachliteratur zusammen. Nur ein vergleichsweise kleiner Anteil (231 Titel) ist der Kultur-, Geistes- und Profangeschichte oder der Pädagogik zuzuordnen. Quantitativ ragt die Praktische Theologie mit insgesamt 808 Titeln (ohne die Gesangbücher, s. u.) heraus. Daneben ist der Bereich der Kirchengeschichte mit 726 Titeln relativ stark vertreten. Weitere Schwerpunkte bilden die Bibelwissenschaft (insgesamt 694 Titel, davon Bibelwissenschaft allgemein 163, Altes Testament 194, Neues Testament 337 Titel) und die Systematische Theologie (317 Titel). Die weiteren Titel verteilen sich auf die Konfessionskunde, Religions- und Missionswissenschaft, Geschichte und Pädagogik.

2.4 Innerhalb der Praktischen Theologie machen (überwiegend evangelische) Predigten, Predigtsammlungen und Erbauungsschriften einen wesentlichen Anteil aus (ca. 250 Titel). Ins Gewicht fallen hier u. a. die Bestände aus dem 18. Jh, die z. T. eine erkennbare Tendenz zum Pietismus aufweisen (z. B. Predigten und Schriften von Fr. A. Lampe, G. Arnold, J. J. Rambach, C. Mel, A. H. Francke u. a.). Anteilmäßig zahlreicher sind jedoch Titel aus dem 19. Jh.

2.5 Eine kleine Sammlung von Katechismen und Katechismusauslegungen weist für den Zeitraum 1500 bis 1900 insgesamt 134 Titel auf. Den Hauptanteil bilden (z. T. lokal bedeutsame) Katechismen aus dem Gebiet der rheinischen evangelischen Kirche (32 Titel). Die vorhandenen Auslegungen beziehen sich vor allem auf den Heidelberger Katechismus (24 Titel) sowie auf Luthers Kleinen Katechismus (21 Titel).

2.6 Knapp 89 Prozent der Titel zur Kirchengeschichte entstammen dem 19. Jh mit den wichtigsten Werken dieser Zeit. Für den Erscheinungszeitraum 1600 bis 1800 lassen sich lediglich insgesamt 81 Titel (vor allem aus dem 18. Jh) nachweisen. 265 Titel (36,5 Prozent) des kirchengeschichtlichen Altbestandes haben die Reformation und Gegenreformation zum Gegenstand. Verzeichnet sind Quellen zur Reformation, Werkausgaben der Reformatoren, Abhandlungen sowie Gesamtdarstellungen und Lehrbücher zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation, Biographien der Reformatoren, Untersuchungen zur Theologie Luthers und anderer Reformatoren usw. Unter den Quellen finden sich meist die einschlägigen Werke. (Corpus Reformatorum u. a.). Rara, wie z. B. eine Flugschrift von Urbanus Regius, sind nur ausnahmsweise anzutreffen.

2.7 Im Bereich der Systematischen Theologie ragen anzahlmäßig die evangelischen Dogmatiken sowie Sammelbände, Prolegomena, Abhandlungen und Lehrbücher zur evangelischen Dogmatik heraus (insgesamt 107 Titel). 22 Titeln aus dem 16. bis 18. Jh stehen 85 Titel aus dem 19. Jh gegenüber. Die für diesen Zeitraum maßgeblichen Ansätze und Richtungen sind mit ihren Autoren (z. B. J. A. L. Wegscheider, M. Schneckenburger, Ph. K. Marheineke, K. G. Bretschneider, K. J. Nitzsch, R. Rothe, A. F. K. Vilmar, A. Ritschl) relativ gut repräsentiert. Weitere 157 Titel haben Fragen der speziellen Dogmatik zum Gegenstand. Weniger umfangreich ist die vorhandene Literatur zu den verschiedenen Bereichen der Ethik (53 Titel). Eine kleine Sammlung kirchenrechtlicher Literatur (80 Titel aus dem 19. Jh) betrifft vorwiegend das preußische und rheinische Kirchenrecht. Sondersammlung

2.9 Seit den fünfziger Jahren wurde eine Gesangbuchsammlung ausgebaut und erschlossen, deren Kernbestand bereits Ende des 19. Jhs vorhanden war: 1881 verzeichnet ein " Katalog des Rheinischen Evangelischen Provinzial-Kirchen-Archivs" in der Rubrik " Bücher für den öffentlichen Gebrauch" u. a. 45 Gesangbücher; im Jahre 1894 sind es 52. Wieviel Bde aus dieser Zeit gegenwärtig noch zur Verfügung stehen, ist nicht mehr exakt zu ermitteln, da die Gesangbücher bis auf wenige Ausnahmen nur der Anzahl nach, also ohne Titel und Erscheinungsjahr, aufgeführt werden.

2.10 Durch Kauf, Geschenke und Nachlässe wurde die Sammlung allmählich erweitert. Sie umfaßt heute 687 Titel und befindet sich in separater Aufstellung. Etwa 400 Titel entfallen auf den Altbestand. Dabei liegt das Schwergewicht eindeutig im 19. Jh. Quantitativ dominieren die Gesangbücher aus dem Gebiet des Rheinlandes. Darüber hinaus sind u. a. Preußen, Elsaß-Lothringen, Baden und Hessen-Nassau vertreten. Die Sammlung soll nach Möglichkeit kontinuierlich erweitert werden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog für das Magazin

[nach RAK-WB unter Berücksichtigung einiger " Hausregeln" seit 1985; umfaßt retrospektiv auch den Bestand des früheren, bis einschließlich 1984 nach PI geführten Alphabetischen Katalogs]

Standortgebundener Systematischer Katalog für das Magazin

[bis einschließlich 1971 als Bandkatalog, danach in Zettelform fortgesetzt; teils alphanumerische Kombinationen, teils Buchstabennotationen]

Schlagwortkatalog für das Magazin

[1956 angelegt; verzeichnet auch retrospektiv die vorhandene Literatur; Hausregeln]

Alphabetischer Katalog; Systematischer Standortkatalog; Schlagwortkatalog der juristischen Literatur im Lesesaal

Alphabetischer und standortgebundener Systematischer Katalog für theologische Literatur und Bestände der angrenzenden Wissenschaften (Philosophie, Pädagogik, Psychologie, Sprach- und Literaturwissenschaften etc.) im Lesesaal

[Schlagwortkatalog im Aufbau]

Schlagwortkatalog zur Gesangbuchsammlung

[weist die territoriale bzw. landeskirchliche Provenienz nach]

Bibelstellenkatalog

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Prüfungsbibliothek: Landeskirchliches Archiv, Bestand Konsistorium Koblenz: B VII a 26 Konsistorialbibliothek: Landeskirchliches Archiv, Bestand Konsistorium Koblenz: A II 1 a 8

4.2 Darstellungen

Cramer, Monika: 30 Jahre landeskirchliche Bibliothek der Evangelischen Kirche im Rheinland (1942-1972). In: Monatshefte für Evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes 20/21 (1971/72) S. 401-408

Stand: April 1989

Onno Frels


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.