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Lehrerbücherei der Musterschule

Adresse. Oberweg 5-9, 6000 Frankfurt (Main) [Karte]
Telefon. (069) 212-3 52 67

Unterhaltsträger. Stadt Frankfurt am Main
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Alle in der Schule unterrichteten Fächer, keine besonderen Schwerpunkte.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Benutzung für Außenstehende nach Rücksprache mit der Schulleitung oder der Bibliotheksleitung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Hause.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - U-Bahn (Linie U 5) ab Haltestelle Konstabler Wache bis Haltestelle Musterschule. Parkmöglichkeiten begrenzt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Musterschule wurde im Jahre 1803 als Experimentier- und Probierschule aufgrund einer Frankfurter Bürgerinitiative gegründet. Maßgebende Initiatoren waren Dr. Wilhelm Friedrich Hufnagel und der Senior und Stadtschultheiß Friedrich Maximilian von Günderode. Die Zielsetzungen der Schule waren mehr praktischer Art (Erteilung der Fächer Französisch, Geometrie und Physik) und als Alternative zu den bestehenden Latein- und Quartierschulen konzipiert. Jahresberichte sowie Programm- und Einladungsschriften geben über die Zielsetzungen Auskunft, nicht aber über die Gründung und die Bestände der alten Bibliothek. Einige Bde aus der ersten Hälfte des 19. Jhs tragen die Inschrift " Zur Musterschule gehörig" oder " Eigentum der Musterschule"; Kataloge aus dieser Zeit sind nicht vorhanden.

1.2 Die Musterschule wechselte zweimal den Standort. Das jetzige Gebäude im Oberweg wurde im Jahre 1901 eröffnet. Mit der Einweihung des Neubaus im Jahre 1986 fand die Bibliothek ihre jetzige Unterkunft, die eine großzügige Anordnung und Aufstellung erlaubt. Der Hauptkatalog, der alle Eingänge und Bestände verzeichnet, wurde nach einer Generalbereinigung und Neuordnung im Jahre 1924 aufgestellt. Ab diesem Zeitpunkt sollten die Neuanschaffungen ordnungsgemäß eingetragen werden. Der Katalog enthält zahlreiche Streichungen, die Kriegsverluste kennzeichnen: Gegenüber einem früheren Bestand von 3500 Bdn und 7800 Programmschriften (laut Centralblatt für Bibliothekswesen 1892/93) beträgt der jetzige nur 632 Titel (bis 1900; ohne Programmschriften).

1.3 Eine zweite Generalbereinigung erfolgte 1945. Die Bücherei enthält so gut wie keine Titel aus der nationalsozialistischen Zeit, obwohl im Archiv der Schule Anweisungen des Reichserziehungsministers dokumentiert sind, welche Bücher zur Anschaffung empfohlen wurden oder aus der Bibliothek zu entfernen waren. Die Verwaltung der Bibliothek liegt nach wie vor in den Händen von Lehrern, die auch für Neuanschaffungen verantwortlich sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Schwerpunkt der Bücherei bilden die Geisteswissenschaften. Ein großer Teil der philosophisch-pädagogischen Abteilung steht im Zusammenhang mit der Geschichte der Musterschule. Darüber hinaus ist in allen anderen Bereichen die fachdidaktische Literatur stark berücksichtigt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 3000 Titeln umfaßt der historische Bestand 632 Titel (ohne Programmschriften und Amtsblätter; vgl. 2.4). Er entstammt fast ausschließlich dem 19. Jh, vor allem der zweiten Hälfte; lediglich 5 Titel stammen aus dem 18. Jh. Der fremdsprachige Anteil an dem größtenteils deutschsprachigen Bestand ist gering: Französisch 56 Titel, Englisch 37, Italienisch 6, Lateinisch 62 und Griechisch ein Titel, mehrsprachig (in der Regel zweisprachig) 117 Titel. Systematische Übersicht

2.3 Die jetzige Gliederung der Bibliothek basiert auf der des Hauptkataloges aus dem Jahr 1925. Obwohl sie eine relativ breite Auffächerung der einzelnen Fachgebiete aufweist, ergeben sich zunehmend Probleme der Zuordnung. Deshalb mußten ergänzende Kategorien eingefügt werden.

2.4 Das Sachgebiet Allgemeines Schulwesen umfaßt 46 Titel, hauptsächlich aus dem 19. Jh, mit wenigen Bdn zur Philosophie, darunter Kants Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1788). Neben allgemeinen Erziehungs- und Unterrichtslehren und Didaktiken sind einige Enzyklopädien und Darstellungen zur Geschichte der Pädagogik vorhanden. Neben einer Ausgabe der Schriften Pestalozzis besitzt die Bibliothek auch Schriften Diesterwegs, der kurze Zeit an der Musterschule tätig war, ebenso Schriften von J. F. Herbart sowie von J. H. Campe die Allgemeine Revision des gesamten Schul- und Erziehungswesens (1785) und von C. G. Salzmann, Conrad Kiefer oder Anweisung zu einer vernünftigen Erziehung des Kindes (1796), das Ameisenbüchlein (1809) und das Krebsbüchlein (1819).

2.5 Ab 1860 liegen die Amtsblätter der Erziehungs- bzw. Kultusminister fast lückenlos vor, darunter das Centralblatt für die gesamte Unterrichtsverwaltung in Preußen (1860-1900). Vorhanden sind außerdem die Jahresberichte der Musterschule (seit 1803), für die zweite Hälfte des Jhs auch Jahresberichte anderer Frankfurter Schulen sowie Programmschriften und Einladungsschriften zu öffentlichen Prüfungen. Der Bestand ist nicht katalogisiert.

2.6 Das umfangreichste Sachgebiet bilden die Neueren Philologien (217 Titel, sämtlich aus dem 19. Jh). Die Abteilung Deutsch enthält das Grimm'sche Wörterbuch (1851-1916), Werke zur Altertumskunde, Mythologie und Volkskunde, einige Ausgaben älterer Literatur und Werkausgaben von Autoren des 18. und 19. Jhs, u. a. von Herder, Lessing, Platen und Wieland. Außerdem sind Literaturgeschichten, Stilkunden, Aufsatzlehren sowie Titel zu Didaktik und Methodik des Deutschunterrichts vorhanden. Die sprachwissenschaftliche Literatur (25 Titel) umfaßt fast ausschließlich Werke aus dem englischen Sprachraum. Im literarischen Bereich liegen 89 französische Titel vor, darunter Ausgaben von Balzac, Delavigne, Diderot, Marot, Musset, Voltaire u. a., sowie Biographien, geschichtliche Werke und Literaturgeschichten. Unter den 25 englischen Titeln sind Werkausgaben von Byron, Coleridge, Goldsmith, Young, Milton, Scott, Tennyson und White sowie Essaysammlungen wie The Guardian (1804), The Rambler (1809), The Spectator (1812), The Tatler (1813) und The Idler (1820). Die 6 italienischen Titel schließen 2 Ariost-Ausgaben ein.

2.7 Von 188 Titeln zur klassischen Philologie entfallen 125 auf das Fach Latein. Neben Grammatiken, Wörterbüchern und Lexika finden sich einige Titel aus der Landes- und Staatskunde. Den größten Teil bilden Werkausgaben lateinischer und weniger griechischer Autoren in Schulausgaben.

2.8 Die Geschichte (68 Titel) umfaßt außer allgemeinen und einigen spezielleren Darstellungen, so zur englischen Geschichte des 17. Jhs, einige biographische Werke, das Frankfurter Journal (1848/49) sowie die stenographischen Berichte über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main (1848/49). In der Geographie (32 Titel) bilden Werke der allgemeinen Geographie, zur Völkerkunde und zum Volkstum den Schwerpunkt. Auch einige landeskundliche Titel sowie Reisebeschreibungen sind vorhanden, so A. Schöppners Hausschatz der Länder- und Völkerkunde (1869) und Petermanns Geographische Mitteilungen (1858-1863; 1868-1906).

2.9 Die Abteilung Religion (27 Titel) besteht aus Bibelausgaben, Auslegungsschriften, Werken zur Kirchengeschichte und Schriften zur religiösen Unterweisung, u. a. Campes Leitfaden beim christlichen Religions-Unterricht für die sorgfältiger gebildete Jugend (1800). Die Naturwissenschaften sind mit 17 Titeln aus den Bereichen Chemie, Biologie und Mineralogie repräsentiert (alle aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs), die Mathematik mit 9, die Physik mit 6. In den übrigen Fachgruppen sind nur geringe Altbestände vorhanden: Kunst (16 Titel), Sport (6 Bde).

3. KATALOGE

Hauptkatalog

[Systematischer Katalog, Bandkatalog, 1925]

Verfasserkatalog [Zettelkatalog]

Akzessionskatalog [Bandkatalog, seit 1924]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten Li. Frankfurt am Main (1. Januar 1925)

4.2 Darstellungen

Festschrift zur Hundertjahrfeier der Musterschule (Musterschule und Elisabethenschule) in Frankfurt a. Main 1803-1903. Frankfurt 1903

Festschrift zur 125-Jahrfeier der Musterschule Frankfurt. Frankfurt 1928 Musterschule Frankfurt a. Main 1953. Festschrift des Realgymnasiums Musterschule zur 150-Jahrfeier. Frankfurt a. Main, o. J. 175 Jahre Musterschule 1803-1978. Frankfurt M., Oberweg 5/9. Frankfurt a. M., o. J. [1978]

Die Musterschule. Schulzeitung der Musterschule zu Frankfurt a. M. und Mitteilungsblatt des Musterschulvereins e. V. 1957-62 Centralblatt für Bibliothekswesen 10 (1892/93) S. 372

Stand: Juni 1991

Wolfgang Wierscheim


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.