FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Schlossbibliotheken

Litencice [Litenschitz]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek auf Schloß Litenschitz, das die Freiherren von Thonsern im Jahre 1712 erwarben, wurde von Franz Joseph Philipp von Thonsern (1701-1778) gegründet, einem Techniker und Mechaniker, der sich mit Versuchen zur Elektrizität befaßte. Mit ihm starb die Familie in männlicher Linie aus, und der Grundbesitz fiel als Erbe an die Freiherren Podstatzky von Prussinowitz und Thonsern. Ein weiterer Förderer der Bibliothek war Wilhelm Georg Podstatzky (1781-1833), ein Ökonom und Kenner der Landwirtschaft. Die größte Erweiterung erfuhr die Sammlung durch Theodor Podstatzky (1844-1910) und seine Gemahlin, Gabrielle Gräfin von Zierotin (1853-1914). Heute befindet sich die Bibliothek im Besitz des Nationalmuseums in Prag.

1.2 Neben Büchern der Provenienz Podstatzky von Prussinowitz und Thonsern umfaßt die Bibliothek auch einen Rest der Schloßbibliothek Malhotice [Malhotitz] der Freiherren Bojakowsky von Knurau. Unter den übrigen Provenienzen sind Bücher des Salzburger Erzbischofs Siegmund von Schrattenbach (<

 †1771) zu nennen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Gesamtzahl der Bände beträgt 10.334, davon sind 23 Hss., ca. 100 Bde des 17. und ca. 2000 Bde des 18. Jhs. Der Restbestand von mehr als 7000 Bdn entfällt auf das 19. Jh. Ungefähr 75 Prozent der Bücher sind deutschsprachig.

2.2 Im Bestand der Drucke vor 1800 sind ca. 60 Prozent deutschsprachig. Den Interessen des Bibliotheksgründers entsprechend liegt ein großer Bestand an technischer und mechanischer Literatur vor, insbesondere über Elektrizität und Magnetismus. Nennenswert sind u. a. Joseph Priestleys Geschichte und gegenwärtiger Zustand der Electricität (Berlin 1772) und Georg Friedrich Branders Beschreibung eines magnetischen Declinatorii (Augsburg 1779). Im Zusammenhang damit finden sich auch Bücher über Physik, Mathematik und Geometrie. Eine kleinere Bestandsgruppe umfaßt Werke zur Philosophie. Kants Prolegomena zu einer künftigen Metaphysik liegt beispielsweise in der Erstausgabe vor (Riga 1783). Vom Ende des 18. Jhs stammt hauptsächlich wirtschaftliche, landwirtschaftliche und pomologische Literatur. Kleinere Gruppen bilden historische und geographische Werke sowie Reisebücher. Zahlreich sind Theaterliteratur, Memoiren und gedruckte Korrespondenzen vertreten.

2.3 Beim Schrifttum vom Anfang des 19. Jhs findet sich eine ähnliche thematische Verteilung wie im älteren Teil der Bibliothek. Neben den Schwerpunkten Mathematik und Geometrie sind auch botanische und mineralogische Schriften vertreten. Zur Mineralogie liegt J. Niederrists Naturgeschichte des Mineralreiches (Brünn 1857) vor. Einen umfangreichen Bestand bilden ökonomische und landwirtschaftliche Werke, etwa über das Pflügen oder die Bienenzucht. Im Verlauf des 19. Jhs steigt die Zahl der historischen und geographischen Publikationen sowie der Reisebücher und der Unterhaltungsliteratur. Die Bibliothek wird ergänzt durch Gesetzessammlungen, österreichisch-ungarische Schematismen und durch eine Sammlung von Landkarten und Plänen europäischer Länder und Städte. Vom Ende des 19. Jhs stammt eine Sammlung von 900 Musikalien mit Opern, Klavier- und Gitarrenpartituren. Vorhanden sind u. a. Werke von Beethoven, Schubert, Rossini und Diabelli, die größtenteils in Wien, Leipzig und Dresden gedruckt sind.

Standortkatalog [erstellt 1975]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Spurný, František: Knihovny na úsovském zámku [Bibliotheken im Usover Schloß]. In: Vlastivedné zajímavosti Okresního vlastivedného muzea v Šumperku [Heimatkundliche Besonderheiten des heimatkundlichen Bezirksmuseums in Mährisch Schönberg]. Šumperk 1982

Mašek, Petr: Zámecké knihovny na státním zámku Úsov [Schloßbibliotheken im Staatsschloß Úsov]. In: Miscellanea oddelení rukopis a starých tisk [Miszellen der Abteilung für Handschriften und Alte Drucke] 7 (1990) Heft 2, S.67-94

Stand: November 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.