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Lomnice [Lomnitz]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Schloß Lomnitz wurde 1662 von dem 1650 zum Grafen erhobenen ungarischen Adeligen Gabriel Serényi (1598-1664) erworben. Er legte den Grundstock zur heutigen Bibliothek, an deren Aufbau sich auch andere Angehörige der Familie beteiligten. Zu einem größeren Bestandszuwachs kam es in der zweiten Hälfte des 18. Jhs unter Graf Josef Serényi †1810) und seinem Sohn Johann Serényi (1776-1854) sowie am Ende des 19. Jhs unter Graf Otto Johannes Serényi (1855-1927). Zu Beginn des 20. Jhs umfaßte die Bibliothek ca. 3000 bis 4000 Bde. Ihr alphabetischer Bandkatalog ging verloren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam sie unter die Verwaltung des Nationalmuseums in Prag. Heute befindet sie sich im Besitz des Bezirksamtes Iglau [Okresní úrad Jihlova]. Lomnice [Lomnitz]

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beträgt 8282 Bde, davon sind 30 Hss., 10 Drucke des 16. Jhs, ca. 700 Bde des 17. Jhs, ca. 1400 Bde des 18. Jhs, ca. 5500 Bde des 19. Jhs und ca. 600 Bde vom Anfang des 20. Jhs. Der Bestand bis 1800 enthält zu etwa 50 Prozent deutschsprachige Werke, der Bestand des 19. Jhs zu etwa 75 Prozent. Weiterhin liegen Werke in französischer, englischer und tschechischer Sprache vor.

2.2 Der Bestand des 16. bis 18. Jhs enthält hauptsächlich theologische Werke, vor allem Jesuitica wie z. B. Der Jesuitismus in nuce oder Charakteristik des heil. Ignaz von Loyola (Rom 1789) und Peter Philipp Wolfs Allgemeine Geschichte der Jesuiten (Zürich 1790). Aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs stammen einige Werke über Freimaurerei. Politische Literatur behandelt hauptsächlich die europäischen Revolutionen, wie z. B. Friedrich Schulz' Geschichte der grossen Revolution in Frankreich (Berlin 1790) und Szenen in Paris, während und nach der Zerstörung der Bastille (Leipzig 1790). Zur Person Kaiser Josephs II. liegt u. a. vor Leben und Geschichte Kaiser Joseph des Zweiten (Amsterdam 1790). Ergänzend finden sich geschichtliche Werke, Militaria und Reisebücher zu europäischen und außereuropäischen Ländern, darunter Carl Friedrich Behrens' Reise durch die Süd-Länder und um die Welt (Frankfurt und Leipzig 1737) sowie Peter von Havens Reise in Russland (Kopenhagen 1744). Bei der deutschen Literatur haben die Werke von Wieland, August Gottlieb Meissner, Schiller und Lessing einen großen Anteil, meist mit Ausgaben vom Ende des 18. oder Beginn des 19. Jhs. Weiterhin sind deutsche Übersetzungen französischer Autoren vorhanden, z. B. von Rousseau.

2.3 Der Schwerpunkt der Drucke des 19. Jhs liegt bei politischen Werken von der Wende des 19. Jhs zum 20. Jh. Ein großer Teil, einschließlich kleinerer polemischer Schriften, ist der Nationalitätenfrage in der Monarchie Österreich-Ungarn gewidmet. Einige Titel befassen sich mit ungarischer Politik. Unter dem ebenfalls umfangreichen Bestand zur nationalen Wirtschaft finden sich zudem zahlreiche Werke zur Landwirtschaft. Ferner sind Militaria, vor allem zum Ersten Weltkrieg, sowie militärische Zeitschriften vorhanden.

2.4 Ergänzt wird der Bestand durch eine Reihe von Jahrbüchern aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, z. B. des Roten Kreuzes und anderer deutscher Vereine in Österreich und Mähren. Von geringerem Umfang ist der Bestand katholischer Literatur und zur Geschichte Österreichs, zahlreich sind jedoch Werke zur Genealogie vorhanden. Eine Besonderheit der Lomnitzer Bibliothek sind einige medizinische Spezialwerke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, z. B. zur Homöopathie und zur Tuberkulose. Die Belletristik ist hauptsächlich durch deutsche Übersetzungen bedeutender Autoren der Weltliteratur vertreten, darunter Shakespeare, Scott, Bulwer-Lytton, Hugo u. a. Ergänzt wird sie durch glische Romane in Tauchnitz-Ausgaben. Ein Teil der deutschsprachigen Bücher wurde in Orten gedruckt, die sich im heutigen Ungarn, in der Slowakei und in Mähren befinden.

Standortkatalog [erstellt 1959-1960]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bohatta, Johann; Holzmann, Michael: Adressbuch der Bibliotheken der Oesterreich-ungarischen Monarchie. Wien 1900, S. 134, Nr. 421

Stand: November 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.