FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Prag Praha

1. Lékarská fakulta, Ústav dejin lékarství - knihovna

1. Medizinische Fakultät, Institut für Medizingeschichte - Bibliothek


Adresse. Katerinská 32, 121 08 Praha 2 - Nové Mesto
Telefon. (02) 29 90 20
Bibliothekssigel. < ABD>

Unterhaltsträger. Univerzita Karlova v Praze [Karls-Universität in Prag]
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Historische medizinische Literatur, Allgemeine Geschichte der Medizin, Geschichte der einzelnen medizinischen Fachdisziplinen (einschließlich bedeutender Persönlichkeiten der Medizin und ihrer Werke).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-16 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie C) bis Station I. P. Pavlova. Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Parkmöglichkeiten in den Straßen Ke Karlovu und Katerinská sowie auf dem Parkplatz am Platz Karlovo námestí.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Tradition der Medizingeschichte läßt sich anhand der erhaltenen Vorlesungsverzeichnisse bis in die neunziger Jahre des 18. Jhs an der Karls-Universität zurückverfolgen. Eine eigene Arbeitsstelle wurde jedoch erst 1920 auf Initiative des Professors für Medizingeschichte Ondrej Schrutz (1865-1932) konstituiert und 1924 als Institut für Medizingeschichte eröffnet. Von Beginn an bemühte er sich, im neu begründeten Institut eine historisch orientierte Fachbibliothek aufzubauen. Zuvor hatte er Erfahrungen bei der Bestandsrevision und -ordnung des 1841 an der Medizinischen Fakultät und beim Ärztekollegium gegründeten Prager medicinischen Lesemuseums gesammelt.

1.2 Zu Beginn besaß das Institut nur eine kleine Bibliothek. Die Institutsmitarbeiter waren bis 1931 auf die Medizinische Bibliothek und den Lesesaal des Ärztekollegiums (auch Doctoren-Kollegium genannt) in der Celetná-Straße angewiesen, die ebenfalls seit den vierziger Jahren des 19. Jhs bestanden. 1931 wurden die Zentralbibliothek und der Lesesaal der tschechoslowakischen Ärzte und Medizinstudenten [Ústrední knihovna a cítárna ceskoslovenských lékar a medik] zusammen mit der Medizinischen Bibliothek und dem Lesesaal des Ärztekollegiums im neu errichteten Ärztehaus [Lékarský dm] in der Sokolovská-Straße 490/27 untergebracht. Teilbestände der Medizinischen Bibliothek und des Lesesaals verblieben in der Universitätsbibliothek und im Institut für Medizingeschichte. Die Bibliothek des Institus für Medizingeschichte umfaßte vor 1931 mehr als 8000 Bde, zum Großteil tschechische, deutsche, französische, englische, russische und polnische Periodika.

1.3 Das Institut übernahm historische Buchbestände von einzelnen Arbeitsstellen der Fakultät sowie Schenkungen von Lehrenden der Medizin, so z. B. Ende der siebziger Jahre einen Teil der Bestände aus dem Embryologischen Institut [Embryologický ústav], darunter die Bibliothek von Professor Zdenek Frankenberger (1892-1966), und aus dem 2. Pathologisch-anatomischen Institut [2. Patologicko-anatomický ústav] zumeist fremdsprachige Zeitschriften. Beide Institute gehören heute zur 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität. Weiterhin erhielt das Institut für Medizingeschichte als Schenkung von der Redaktion der tschechischen Ärztezeitschrift Casopis lékar ceských einige Dutzend Bände aus der Privatbibliothek von Professor František Herles (1900-1991). Anfang der neunziger Jahre übernahm das Institut einen Teil der historischen Bestände des Hygiene-Instituts [Hygienický ústav] der 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität. Diese Schenkungen blieben aber zunächst unbearbeitet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Institutsbibliothek besaß Ende 1997 mehr als 15.000 Bde katalogisierte Monographien und 557 Zeitschriftentitel sowie einige hundert unkatalogisierte Publikationen aus aufgehobenen Fakultätsbibliotheken und aus Privatbibliotheken. Alte Drucke machen ca. 2100 Titel aus, davon stammen ca. 130 aus dem 16. Jh, ca. 230 aus dem 17. Jh und 1740 aus dem 18. Jh. Die Bestände des 19. Jhs sind nicht genauer bearbeitet.

2.2 Sprachlich dominieren unter den Alten Drucken Werke in deutscher und lateinischer Sprache, im 18. Jh kommen französische (ca. 40 Titel) und englische (ca. 15 Titel) hinzu sowie Übersetzungen aus diesen beiden Sprachen und aus dem Niederländischen ins Deutsche, ferner vereinzelte italienische Titel. Tschechische Drucke sind äußerst selten vertreten.

2.3 Die 130 Bde des 16. Jhs sind u. a. erschienen in Dresden, Frankfurt, Freiburg, Jena, Nürnberg sowie Straßburg, Basel, Zürich, Graz und Prag. Die lateinischen Werke aus dem deutschen Sprachgebiet sind z. B. erschienen in Dresden, Frankfurt, Freiburg, Jena und Nürnberg. 21 lateinische Werke wurden in Frankreich und 34 in der Schweiz gedruckt.

2.4 Unter den 230 Bdn des 17. Jhs liegen zahlreiche deutschsprachige Werke vor. In lateinischer Sprache sind 66 im deutschen Sprachgebiet erschienen, davon 26 in Frankfurt, jeweils 6 in Wittenberg und Leipzig, 5 in Nürnberg, 3 in Hannover und 2 in Halle. Je ein Band erschien in Augsburg, Erfurt, Gießen, Hamburg, Heidelberg, Herborn, Kiel, Magdeburg, Osnabrück, Schweinfurt und Wolfenbüttel. Fünf deutschsprachige Bände sind in der Schweiz erschienen, davon 3 in Basel und je einer in Bern und Genf. In Prag erschien ein deutscher Druck des 17. Jhs.

2.5 Die Bestände des 18. Jhs (1740 Bde) sind schätzungsweise zu 60 Prozent deutschsprachig und wurden in deutschen Druckorten verlegt. Werke in lateinischer Sprache mit deutschem Druckort sind mit 68 Bdn vertreten (u. a. aus Jena 12 Bde, Göttingen 11, Leipzig 10, Halle 9, Nürnberg 5, Dresden und Berlin je 4, Breslau 3 sowie Hamburg, Hannover, Helmstedt, Magdeburg und Ingolstadt je einer). Von den deutschsprachigen Bänden des 18. Jhs sind 10 in Wien und je 5 in Prag und Straßburg gedruckt.

2.6 Die Bestände aus der ersten Hälfte des 19. Jhs umfassen 213 Bde aus 49 verschiedenen Druckorten (davon 30 in Deutschland). Insgesamt finden sich darunter 119 deutschsprachige Bände, z. B. aus Berlin (26 Bde), Leipzig (21), Halle (11), Göttingen, Hamburg, Breslau und Karlsruhe (je 5), Bonn und Dresden (je 4), München, Magdeburg und Stuttgart (je 3) sowie Erlangen, Würzburg, Jena und Kassel (je 2). In lateinischer Sprache liegen 9 Bde vor: 3 aus Leipzig, 2 aus Berlin und je einer aus Hannover, Ulm und Nördlingen. Insgesamt 21 Bde in deutscher Sprache sind im Ausland erschienen, davon 19 in Prag, 3 in Moskau sowie je einer in St. Petersburg, Brno [Brünn] und Chrudim.

2.7 Die Gesamtzahl der separat oder in Sammelbänden erschienenen medizinischen Dissertationen beträgt 1190 Titel, überwiegend aus dem 19. Jh (s. u. 4, L. Schmid und E. Rozsívalová). Sie wurden in 47 Orten verlegt, davon sind 29 deutsche Druckorte, u. a. Leipzig (83 Dissertationen), Jena (71), Göttingen (36), Helmstedt (14), Berlin (12), Hamburg und Magdeburg (je 9) und Erlangen (5). In Wien sind 44 lateinische Dissertationen erschienen, in Prag 833 lateinische.

2.8 Die Gesamtzahl der Periodika betrug 1997 557 Titel. Periodika in deutscher Sprache zählen 244 Titel, davon sind 108 in Deutschland erschienen und 202 vor 1900. Von 156 Zeitschriftentiteln sind nur einzelne Jahrgänge vorhanden, von 11 Zeitschriftentiteln nur einzelne Nummern. Nur 41 Titel sind mit mehr als 5 Jahrgängen vertreten. In Österreich erschienene Zeitschriften umfassen 32 Titel, davon sind 24 mit einzelnen Jahrgängen und 8 mit mehr als 5 Jahrgängen vertreten. In Prag erschienene deutschsprachige Zeitschriften sind durch 5 Titel vertreten, tschechische Zeitschriften durch 187 Titel.

Systematische Übersicht

2.9 Vorhanden sind Werke historischer medizinischer Literatur aus den Bereichen allgemeine Geschichte der Medizin, Geschichte einzelner medizinischer Fachgebiete, Geschichte medizinischer Einrichtungen und Gesundheitsinstitutionen, Biographien bedeutender Vertreter der Medizin und ihre Werke. Weiterhin besitzt die Bibliothek ausgewählte in- und ausländische medizinische Zeitschriften, medizinische Dissertationen und eine Sammlung von Anatomie-Atlanten. Daran schließen allgemeine historische, naturwissenschaftliche und philosophische Werke an.

2.10 Zu den wertvollen Publikationen des 16. und 17. Jhs zählen die Schriften von Paracelsus und Jan Jessenius, z. B. die Erstausgabe mit der Beschreibung seiner Leichenobduktion in Prag Anatomiae Pragae, Anno MDC ... (Wittenberg 1601), ferner Werke von Jan Marek Marci z Kronlandu und Johann Franz Löw von Erlsfeld. Eucharius Roesslins Schwangere Frawn und Hebammen Rosengarten (Worms 1513) liegt als Reprint vor (München 1910).

2.11 Für die Geschichte der Prager Medizinischen Fakultät im 18. Jh bedeutsam sind Lehr- und Unterrichtswerke für Studenten. Aus dem 18. Jh seien beispielsweise genannt Albrecht von Hallers Bibliotheca chirurgica (Basel 1774, Bern 1775) und Bibliotheca medicinae practicae (Basel und Bern 1776-1788), Lorenz Heisters Chirurgie (Nürnberg 1770) und Chirurgie in welcher alles was zur Wunderarzney gehöret ... (Nürnberg 1779), Wilhelm Christoph Hufelands Bemerkungen über die natürlichen und geimpften Blattern zu Weimar im Jahre 1788 (Leipzig 1788) sowie Johann Peter Franks Grundsätze über die Behandlung der Krankheiten des Menschen ... (Mannheim 1794). Weiterhin besitzt die Bibliothek die Pionierarbeiten auf dem Gebiet der Physiologie von Jirí (Georg) Prochaska, die in deutscher und lateinischer Sprache erschienen. Aus dem 19. Jh liegen Werke von Repräsentanten und Lehrenden der Prager medizinischen Schule vor sowie von Wiener Professoren für Medizin, die aus den böhmischen Ländern stammten. Vorhanden sind ihre Lehrwerke und wissenschaftlichen Schriften.

2.12 Besonders bemerkenswert ist der Bestand der Anatomie-Atlanten aus dem 16. bis 19. Jh. Die Werke wurden in erster Linie durch Professor Ondrej Schrutz zusammengetragen (s. o. 1.1). Insgesamt liegen 38 Titel aus 17 deutschen Druckorten vor. In Leipzig erschienen 6 Titel, in Düsseldorf 4 sowie in Berlin, Göttingen, Rostock und Weimar (je einer). Ein tschechischer und ein deutscher Atlas sind in Prag sowie ein deutscher in Amsterdam erschienen. Lateinische Atlanten erschienen in Leyden, Amsterdam, Wien, Leipzig und Lüneburg.

2.13 Bei den medizinischen Dissertationen sind u. a. ca. 930 Bde (darunter auch Sammelwerke und Dubletten) aus der Bibliothek des Lesemuseums erhalten geblieben. Die meisten Dissertationen stammen von Absolventen der Prager Medizinischen Fakultät, einzelne auch von Wiener Absolventen.

2.14 Auch die wichtigsten und ältesten Zeitschriften stammen aus der Provenienz des Lesemuseums und dokumentieren die damals progresssive wissenschaftliche Orientierung der Prager medizinischen Schule, die sich seit den vierziger Jahren des 19. Jhs formierte. Ihre Repräsentanten waren gleichzeitig die Begründer des Lesemuseums und abonnierten für ihre Bibliothek beispielsweise Carl Reinhold August Wunderlichs Archiv für physiologische Heilkunde (1842-), Friedrich Gustav Jacob Henles Zeitschrift für rationelle Medizin (1842-) und französische Fachjournale. Bemerkenswert vollständig vertreten sind die Vierteljahrschrift für die praktische Heilkunde (1844-1879), fortgesetzt als Zeitschrift für Heilkunde (1880-1897) und einige tschechische Fachzeitschriften.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Katalog knihovny Ústavu dejin lékarství [Katalog der Bibliothek des Instituts für Medizingeschichte]. [Alphabetischer Gesamtkatalog in Zettelform]

Die Bestände sind im EDV-Gesamtkatalog der Karls-Universität (System TINLIB) verzeichnet und im Internet unter http://www.cuni.cz/sd/ zugänglich (Erwerb ab 1994).

3.2 Historischer Katalog

Katalog des Lesemuseums des medicinischen Doctoren-Collegiums in Prag. Prag 1888 [verzeichnet 3525 Titel Monographien und 313 Titel Periodika]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Duchonová, Jindra: Inventár lékarské fakulty Univerzity Karlovy. (1883-1953) [Inventar der Medizinischen Fakultät der Karls-Universität. (1883-1953)]. Praha 1978 [im Institut für die Geschichte der Karls-Universität und Archiv der Karls-Universität]

4.2 Darstellungen

Schrutz, Ondrej: Lékarská knihovna a cítárna v Praze [Die Medizinische Bibliothek und der Lesesaal in Prag]. In: Casopis lékar ceských [Zeitschrift der tschechischen Ärzte] 63 (1924) S. 91-92, 120-122

Palivec, Viktor: Lékarská bibliologie. O lékarských knihách a knihovnách [Medizinische Bibliologie. Über medizinische Bücher und Bibliotheken]. Praha 1946

Schmid, Ludvík; Rozsívalová, Eva: Prazské lékarské disertace [Prager medizinische Dissertationen]. Praha 1957

Hlavácková, Ludmila: Odborné knihovny na prazské lékarské fakulte a zalození cítárny Prager medizinisches Lesemuseum v r. 1841 [Fachbibliotheken an der Prager Medizinischen Fakultät und die Gründung des öffentlichen medizinischen Lesesaals Prager medizinisches Lesemuseum im Jahre 1841]. In: Dejiny ved a techniky [Geschichte der Wissenschaften und Technik] 25 (1992) S. 178-190

Strouhal, Eugen: 70 let Ústavu dejin lékarství 1. Lékarské fakulty University Karlovy v Praze [70 Jahre Institut für Medizingeschichte der 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität in Prag]. In: Casopis lékar ceských [Zeitschrift der tschechischen Ärzte] 133 (1994) S. 153-155

Hlavácková, Ludmila: Ústav dejin lékarství 1. Lékarské fakulty Univerzity Karlovy [Das Institut für Medizingeschichte an der 1. Medizinischen Fakultät der Karls-Universität]. In: Památky Karlovy univerzity [Denkmäler der Karls-Universität]. Red. Josef Petrán. Praha 1999 [im Druck]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hlavácková, Ludmila: Casopisy vydávané v minulosti prazskou lékarskou fakultou (1884-1945) [Die in der Vergangenheit an der Prager Medizinischen Fakultät herausgegebenen Zeitschriften (1884-1945)]. In: Sborník lékarský [Medizinischer Almanach] 75 (1973) S. 120-134

Rozsívalová, Eva: K 50. výrocí zalození Ústavu pro dejiny lékarství [Zum 50. Jubiläum der Gründung des Instituts für Medizingeschichte]. In: Casopis lékar ceských [Zeitschrift der tschechischen Ärzte] 113 (1974), S. 601-604

Stand: September 1998

Josef Adamec

Jarmila Vecerníková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.