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Bibliothek des Metropolitankapitels

Adresse. Karmeliterstraße 1, Eingang Pacellistraße; [Karte]
Postadresse: Postfach 330360, 80063 München
Telefon. (089) 2137-346
Bibliothekssigel. <M 111; AKThB 103>

Unterhaltsträger. Erzbistum München und Freising
Funktion. . Bibliothek des Ordinariates und des Archivs des Erzbistums. Teilbereich der Diözesanbibliothek (der größere Teil ist in der Dombibliothek Freising). Mitverwaltung der Bibliothek des Vereins für Diözesangeschichte von München und Freising e. V.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Aktuelle Informationen zur katholischen Kirche; Diözesangeschichte; Archivwissenschaft. 2. Besonderes Sammelgebiet: Diözesanschematismen. Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 13-17 Uhr, Freitag 9-14 Uhr. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr. Ausleihe nur an Mitarbeiter des Erzbistums.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegeräte, auch als Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. U-Bahn- und S-Bahnverbindung (mehrere Linien) bis Marienplatz oder Karlsplatz (Stachus). Keine Parkmöglichkeit.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Neugründung des Erzbistums München und Freising im November 1821 konnte sich in München auf keine Traditionen stützen. Zunächst waren keine Gebäude vorhanden, die Raumnot blieb stets bestehen. So war auch der Aufbau einer Bibliothek nur in langsamen Schritten möglich. 1822 kam der erste Grundstock. Die Gebrüder Riezler, Erben des 1810 verstorbenen Benefiziaten und Kuraten bei Heilig Geist in München, Johann Evangelist Ruedorffer (*1761, Priester 1786), übereigneten dessen Bibliothek dem Erzbischof, der sie dem Metropolitankapitel übergab. Der mit einem dekorativen Titelblatt versehene Katalog ( s. u. 3.2) verzeichnet die Bücher zuerst nach " Materien" ( d. h. den Titeln), dann nach Verfassern. Gut 2000 Werke, davon viele mehrbändig, sind verzeichnet. Es ist die Bibliothek eines gelehrten Theologen des 18. Jhs mit weitgespannten Interessen, besonders auf geschichtlichem und politischem Gebiet. Die davon noch vorhandenen Bücher tragen ein Exlibris in Holzschnitt. Über Ruedorffer ist nichts Näheres bekannt. Als Sohn eines begüterten Münchener Handelsmannes pflegte er seine bibliophilen Interessen, ohne selber etwas zu schreiben.

1.2 Gestützt auf diesen Anfang richtete das Kapitel am 21. Januar 1823 ein Gesuch an den König um Dubletten aus der königlichen Hofbibliothek. Dieser gab am 1. Februar seine grundsätzliche Zustimmung. Es wurden aus einem gedruckten Dublettenkatalog 667 Werke in Folio und 430 in Quart ausgesucht und mit der Ruedorffer-Bibliothek vorerst im Erzbischofshof aufgestellt, wozu der Schreiner Glink für 168 fl. 5 1/2 kr. die silberfarben gestrichenen Regale schuf. Es waren nach dem heutigen Bestand zu schließen vorwiegend theologische Standardwerke der Barockzeit und Editionen von Kirchenvätern.

1.3 Ebenfalls 1824 kam der noch nicht von der Hofbibliothek übernommene Rest der Bibliothek des erst 1817 aufgelösten kleinen Augustinerchorherrnstifts Höglwörth an das Metropolitankapitel. Der Historiker Ernest Geiß schrieb 1852, daß die Bibliothek " nebst einer Menge fast werthloser alter Prediger, Asceten, Moraltheologen und Dogmatiker auch manches schätzbare Werk aus den Fächern Exegese, Kirchengeschichte und Patristik erhielt" (s. u. 4.2). Ein überliefertes Verzeichnis nennt 624 Titel, von denen 35 fehlten und 17 der Hofbibliothek reserviert waren. Es handelt sich fast nur um theologische Werke des 17. und 18. Jhs. Der Katalog enthält offenbar nicht alles. Im Bestand finden sich auch wertvolle Werke des 16. Jhs und solche anderer Sparten. 1830 wurden auch noch die Bibliotheksschränke aus Höglwörth nach München verbracht und im Dechanthof aufgestellt. 1826 erlaubte der König eine Auswahl aus den noch in Freising stehenden Resten der Dombibliothek. Es wurden vor allem kanonistische Werke ausgesucht. Die Zahl der Folianten wird mit über 550 angegeben. Eine Bitte um Abgabe weiterer Dubletten aus der Hofbibliothek wurde jedoch am 21. Dezember 1826 abgewiesen.

1.4 1826 starb der Historiker und Publizist Domkapitular Lorenz von Westenrieder, 1830 der frühere Propst von Rottenbuch Herkulan Schwaiger und der Domherr Augustin Hacklinger, ehemals Propst von Gars. Alle hinterließen ihre Bibliotheken dem Kapitel. Westenrieders Bibliothek ist nur unscharf durch den alten Standortkatalog faßbar, der bei vielen Titeln die Provenienz (Sigel: We) angibt. Westenrieders Interesse war vor allem auf schöngeistige und volkspädagogische Literatur gerichtet. Herkulan Schwaiger hinterließ 573 Werke, unter denen sich ebenfalls viele poetische, aber auch naturwissenschaftliche Schriften befanden. Der Wert wurde vom Münchener Antiquar Steyrer unbegreiflich niedrig auf 253 fl. 58 kr. geschätzt. Hacklingers Sammlung von 776 Werken hatte dagegen ein starkes Gewicht im politischen und juristischen Bereich, bedingt durch seine Tätigkeit als Archidiakon und Generalvikar.

1.5 1832 starb der Domdekan Joseph von Heckenstaller, der schon 1830 seine Bibliothek übergeben hatte. Seine Laufbahn in Freising begann im Geistlichen Rat des Bistums. Er führte nach dessen Säkularisation und dem Tod des letzten Bischofs die geistliche Verwaltung bis zur Neuerrichtung des Erzbistums in München. Er brachte die ca. 500 Bde starke Sammlung von Archivalien des Hochstifts Freising ein, die damals in die Bibliothek eingereiht wurde, heute aber zum Archiv des Erzbistums gehört. Seine eigentliche Bibliothek ist ebenfalls nur durch das Sigel He im alten Standortkatalog faßbar. 1835 wurde vom Staat angeboten, aus in Benediktbeuern stehenden Restbeständen Bücher auszuwählen. Es scheint aber nicht dazu gekommen zu sein.

1.6 Motor dieser Bibliotheksentwicklung war der Domherr, spätere Generalvikar und schließlich Dompropst Dr. Martin von Deutinger. Er erhielt 1836 zusätzlich das Amt des Bibliothekars und legte schon 1838 den Katalog, der leider nicht erhalten ist, vor. Bis zu seinem Tode 1854 mehrte er die Bibliothek zielstrebig und kenntnisreich. Seine Absicht war nicht auf Sammlung von Zimelien gerichtet, sondern auf eine Arbeitsbibliothek, die für alle hier interessierenden Fragen gerüstet war. Die Theologie nahm dabei den breitesten Raum ein. Sowohl die wissenschaftliche Seite wie auch deren praktische Anwendung wurden gepflegt, nicht jedoch die Literatur für das Volk. So sind Gebet- und Andachtsbücher und auch die barocke Volksfrömmigkeit schwächer vertreten. Deutinger war hier Schüler seiner Landshuter Lehrer Sailer und Zimmer, die ein geläutertes katholisches Christentum verbreiteten.

1.7 Das persönliche Interesse Deutingers galt der Geschichte, nicht nur der Kirche und nicht nur des heimatlichen Bayern. So ist dieses Fach reich an seltenen Werken. Darüber hinaus galt ihm alles, was qualitätvolle Information bot, für bibliothekswürdig. So sind geographische, naturwissenschaftliche, ökonomische und belletristische Fächer eingerichtet worden. Wegen des Gesichtspunktes der praktischen Nutzung sind Schriften des 16. Jhs schwach, des 17. begrenzt vertreten, während das 18. und die erste Hälfte des 19. Jhs reich bestückt sind. Der von Deutinger bis zu seinem Tod geführte Standortkatalog zählt 17.441 Bde (4367 Folianten, 3170 Quart- und 9914 Oktavbände). Hss. und die Archivalienbände aus Heckenstallers Sammlung sind inbegriffen.

1.8 Nach dem Tod Deutingers kam seine Privatbibliothek hinzu, die 22.986 Bde umfaßte. Leider ist kein Verzeichnis erhalten, der Bestand aber zeigt das gleiche Profil wie die Kapitelsbibliothek, wobei Deutinger neben Geschichte und Geographie besonders das Fach Literärgeschichte (Bibliographie, Gelehrtengeschichte, Buchkataloge) pflegte. Deutinger hinterließ einen Großteil seines Vermögens als Bibliotheksstiftung zur weiteren Betreuung und Mehrung der Kapitelsbibliothek. Diese Stiftung warf 1886 einen Betrag von 2260 Mark ab.

1.9 Der Aufstellungsort der Bibliothek war für die Ruedorffer- und Hofbibliotheksbestände zunächst ein Raum im Erzbischofshof, für die weiteren Zugänge vier Räume im Dechanthof, der unmittelbar vor der Westfassade der Frauenkirche stand. Ein Teil der Praktischen Theologie wurde in der Diözesanbibliothek (s. dazu den Eintrag über die Dombibliothek Freising) untergebracht. Zu nicht näher bestimmbarer Zeit, jedenfalls vor Abbruch des Dechanthofes 1866 wurde die Bibliothek im Dienstgebäude des Ordinariates Pfandhausstraße 2 (heute Pacellistraße), dem sogenannten Apothekenflügel des ehemaligen Karmeliterklosters, untergebracht. Dort wurde sie mit einer inzwischen angewachsenen Bibliothek des Ordinariates vereinigt. Über diese liegt ein Katalog vom Jahre 1837 ( s. u. 3.2) vor, der von Martin von Deutinger bis 1854 fortgeführt wurde und 1336 Nummern und 24 Faszikel Miszellen aufweist. Es handelt sich um Bücher, die im Geschäftsgang des Ordinariates anfielen, also Kirchenrecht, weltliche Gesetze, Schematismen, Belegstücke wegen Druckerlaubnis u. a. Mit Deutingers Tod und der Transferierung war der Aufbau der Bibliothek im wesentlichen abgeschlossen.

1.10 Die vereinigten Bestände wurden nach Fachgruppen neu aufgestellt und signiert. Es wurden jedoch kaum mehr Anschaffungen getätigt (1886: 22 Bde), und der Zuwachs kam vorwiegend aus gelegentlichen Nachlässen von Domherrn, von denen nur der des Prälaten Sebastian Kirchberger (1846-1919) mit seiner Reise- und fremdsprachigen Literatur ein Profil zeigt. 1896 wurde für 500 Mark die Bibliothek von Pfarrer Georg Westermayer erworben, die neben anderen barocken Büchern eine reiche Jakob Balde-Sammlung enthielt. Ein Rest dieser Bibliothek gelangte 1990 an die Dombibliothek Freising.

1.11 Die Verwaltung der Bibliothek geschah nebenamtlich durch Ordinariatsregistratoren (Johann Baptist Grundler 1854-1878, Burchard Rabel 1885-1899). 1899 wurde der Historiker Dr. Max Fastlinger Bibliothekar, dessen Wirken aber kaum erkennbar ist. 1910 übernahm Prälat Dr. Michael Hartig, ein kenntnisreicher Kunsthistoriker, die Leitung, die er bis zu seinem Tod 1960 innehatte, aber bei seinen vielen Verpflichtungen nur nebenher erledigte. Unter ihm war von 1926 bis 1939 Dr. Heinrich Held tätig, der einen Schlagwortkatalog anlegte.

1.12 Hartigs Verdienst ist die Auslagerung des größten Teils der Bibliothek, bevor am 25. April 1944 das Ordinariatsgebäude niederbrannte. Was dabei zugrunde ging, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Verloren ging mit Sicherheit die Handbibliothek mit den wichtigsten Quellenwerken. Auch eine Mappe mittelalterlicher Handschriftenfragmente ist nicht mehr nachweisbar. An den Auslagerungsorten, Pfarrhöfen und Klöstern, entstand mancher Verlust. So sind die in der Pfarrhofkapelle von Buchbach gelagerten Bücher großenteils durch eindringendes Wasser vernichtet worden.

1.13 Die Rückführung der Bücher nach 1945 konnte nicht mehr in das alte Gebäude, das als Ruine abgebrochen wurde, erfolgen. Im Montgelaspalais am Promenadeplatz wurde ein Ausweichquartier vom Staat bereitgestellt, in das auch die Bücherei und das Archiv einzogen. Dort bestand in den fünfziger Jahren auch wieder eine beschränkte Benutzungsmöglichkeit, die Dr. Jakob Mois betreute.

1.14 Ab 1955 entstand ein Neubau für das Ordinariat, in den auch die im Krieg schwer beschädigte Karmeliterkirche einbezogen wurde. Der Chorraum dieser Kirche wurde in sechs Geschosse unterteilt, in denen 1958 Archiv und Bibliothek untergebracht werden sollten. Da der Raum aber bei weitem nicht ausreichte, wurde die als Lesesaal gedachte ehemalige Sakristei ebenfalls als Magazin verwendet. Die Benutzer konnten nur durch das Magazin in ein Benutzerzimmer gelangen. Die Folge war ein nicht unbeträchtlicher Diebstahl wertvoller Bücher und Karten, von denen nur mehr ein geringer Teil sichergestellt werden konnte.

1.15 Die stete Platznot hatte eine unerfreuliche Auswirkung. In den Jahren 1965/66 wurde ein großer Teil der wertvollen Altbestände, die durch den Krieg gerettet worden waren, an einen Antiquar abgegeben. Außer einigen Randfächern erlitten vor allem die Fächer Geschichte, Bibliographie und Philologie schwere Verluste, auch wurden gezielt Zimelien den Beständen entnommen. Der Verlust läßt sich auf weit über 5000 Werke beziffern.

1.16 Erst 1976/77 konnte die bis dahin von einer Weinkellerei genutzte Kirchengruft für das Archiv eingerichtet werden, wodurch auch die Bibliothek Platz gewann und der Lesesaal frei wurde. Im 1980 renovierten Lesesaal, der ehemaligen Sakristei der Karmeliterkirche, besitzt die Bibliothek einen köstlichen barocken Raum aus dem Jahre 1709, der von dem Stukkator Francesco Marazzo und dem Maler Johann Anton Gumpp ausgeschmückt wurde.

1.17 Die Bibliothek arbeitet seit jeher in Personal- und Raumunion mit dem Archiv des Erzbistums. Da der Lesesaal und die Magazine in ihrer Kapazität erschöpft sind, wird die Bibliothek nur noch in wenigen Sparten ergänzt. Es wird von ihr eine allgemeine Auskunft über kirchliche Fragen erwartet, sie dokumentiert das aktuelle kirchliche Leben im Bereich des Erzbistums, sie pflegt das diözesangeschichtliche und archivwissenschaftliche Schrifttum. Die Altbestände bleiben erhalten, bedürfen aber einer neuen Katalogisierung. Die Bibliothek steht im Verbund mit der Dombibliothek Freising, so daß eine Abstimmung von Erwerbung und Magazinierung möglich ist.

Sigmund Benker

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von den katalogisierten Beständen wurden die Gruppen Ascetica, Austriaca, Belletristica, Cimelia/Rara, Exegetica, Historia Bavarica, Historia sacra, Homiletica, Incunabula, Jus Bavaricum, Jus canonicum, Literaturkunde, Liturgia, Philosophia, Theologia, Vitae und einige kleinere Gruppen sowie die neuerdings nach Numerus currens aufgestellten Bücher nach dem Standortkatalog ausgezählt. Bei einem geschätzten Gesamtbestand von ca. 55.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 18.727 Titel, von denen 11.198 (60 Prozent) im 19. Jh erschienen sind. Aus dem 18. Jh stammen 5390 Titel (29 Prozent), aus dem 17. Jh 1428 (7,5 Prozent), aus dem 16. Jh 619 (3 Prozent). 92 Inkunabeln wurden gezählt (0,5 Prozent), tatsächlich sind aber 127 Inkunabeln vorhanden.

2.2 14.049 Titel sind deutschsprachig (75 Prozent), 3790 lateinisch (20 Prozent), 1,6 Prozent französisch. Der Rest ist zweisprachig oder in sonstigen Sprachen (englisch, griechisch, spanisch, hebräisch, arabisch, italienisch, vereinzelt armenisch, norwegisch, gotisch, niederländisch, russisch, portugiesisch, tschechisch, dänisch, ungarisch, Gujarati, Otschipwe). Bis 1700 dominiert die lateinische Literatur. Ihr Anteil beträgt fast 100 Prozent im 15. Jh, 78 Prozent im 16. Jh und 63 Prozent im 17. Jh. Im 18. Jh machen deutsche Werke bereits 60 Prozent aus, lateinische Werke sind nur im Fach Theologie mit über 50 Prozent vertreten. Im 19. Jh sind 90 Prozent der Titel deutsch, 5,7 Prozent lateinisch und 1,6 Prozent französisch.

Sigmund Benker

Birgit Schaefer

  Systematische Übersicht

2.3 Die historischen Bestände stammen zum größten Teil aus der Zeit von ca. 1700 bis 1850. Die Zeit vorher hat zwar wertvolle Werke aufzuweisen, ist aber von Zufälligkeiten bestimmt. Ab der Mitte des 19. Jhs wird der wissenschaftliche Anspruch weitgehend aufgegeben. Es wird nur mehr angeschafft, was als absolutes Muß gilt. Ein Ausfüllen der dadurch entstandenen Fehlstellen wird heute nicht mehr versucht, soweit nicht Werke für die Archivverwaltung und -benutzung notwendig sind.

2.4 Die Bibliothek wurde bis 1980 nach Sachgruppen aufgestellt, von denen etwa 16 katalogisiert sind. Seit 1980 erfolgt die Aufstellung nach Numerus currens, jedoch unter Scheidung nach Jahrhunderten. Außerhalb dieser Gruppen stehen die Inkunabeln und Zimelien bzw. Rara sowie der Lesesaalbestand. Ein großer Teil der Bestände ist überhaupt noch nicht bearbeitet, darunter die 1979 hierher überführte Bibliothek des Priesterhauses St. Johann Nepomuk mit etwa 3000 Bdn.

2.5 Im Lesesaal stehen einige ältere Nachschlagewerke: Christian Gottlieb Jöchers Gelehrtenlexikon (1750 ff.), Konversationslexika des 19. Jhs, Ortslexika von Bayern (ab 1796) und Österreich (Christian Crusius, Topographisches Post-Lexikon aller Ortschaften der k. Erbländer, 1798-1801) und personengeschichtliche Nachschlagewerke (François Xavier de Feller, Biographie universelle, 1847-1850, Karl Heinrich Jördens, Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten, 1806-1811, Johann Hübner, Genealogische Tabellen, 1737). Des weiteren finden sich Quellenwerke zur Rechtsgeschichte (Franz Blasius Martin Wagner, Churpfalzbayerisch Gelehrt-decisives universal Gesetz-Lexikon, 1800-1801), bayerische Gesetzbücher und Verordnungssammlungen (1616 ff.) sowie Quellenwerke zur bayerischen und Freisinger Geschichte (Carolus Meichelbeck, Historia Frisingensis, 1724-1729). Dazu gehört ein großer Bestand an Schematismen der deutschsprachigen und verschiedener anderer Diözesen und deren Vorläufern, den fürstbischöflichen Hofkalendern (z. B. für Freising ab 1742). Unter den Staatshandbüchern sind besonders die vatikanischen Notizie per l'anno (ältestes Exemplar 1741) zu nennen. Bayerische Hofkalender sind ab 1727 vorhanden.

2.6 Im Fach " Ascetica" ist der Altbestand mit etwa 740 Nummern im Krieg verbrannt. Unter den 977 aufgestellten Titeln sind 15 aus dem 16. Jh, 101 aus dem 17. Jh, 260 aus dem 18. und 601 aus dem 19. Jh. 806 Titel sind deutsch, 137 lateinisch, 15 französisch, 12 italienisch, 3 spanisch und je einer englisch, russisch, dänisch und norwegisch. Neben verschiedenen Werken Abraham a S. Claras sind bemerkenswert: Vincenz Stern OFM, Neues Fasten-Büchl (Eger 1718), Paul Melissus Schede, Die Psalmen Davids (Heidelberg 1572, mit Noten), Maria Vöhlerin von Frickenhausen, Der Große Quell-Brunn (München 1676). Eine größere Gebetbuchsammlung ist noch unverzeichnet.

2.7 Die Abteilung " Austriaca" umfaßt 412 Titel. Fünf sind aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh, 121 aus dem 18. und 267 aus dem 19. Jh. Bis auf 31 lateinische und 5 italienische Titel sind alle in deutscher Sprache. Der fast gänzlich auf Martin von Deutinger zurückgehende Bestand umfaßt Staats- und Herrschergeschichte wie auch Ortsgeschichte ( z. B. für

Wien Titel von Anton von Geusau, Josef von Hormayr, Johann Basilius Küchelbecker, Mathias Fuhrmann u. a.). Für die erste Hälfte des 19. Jhs ist er von großem Reichtum (später wurde fast nichts mehr erworben). Zu nennen sind Rudolf Coronini Graf von Cronberg, Tentamen genealogico-chronologicum Comitum et rerum Goritiae ( Wien 1759), Franciscus Gaun SJ, Iter per salinas Tyrolenses (Innsbruck 1707), Franz Christoph von Khevenhüller, Annales Ferdinandei (Leipzig 1721), Magnus Klein OSB, Notitia Austriae antiquae et mediae (Tegernsee 1781), Karl Mayr, Geschichte der Kärntner (Cilli 1785), Johann Georg Prugger, Veldkirch (Feldkirch 1685) und Johann Weickard von Valvasor, Die Ehre des Herzogthums Crain (Laibach 1689).

2.8 Unter " Belletristica" sind 314 Titel aufgestellt. Das 17. Jh ist mit 20 Titeln vertreten, das 18. Jh mit 85, die erste Hälfte des 19. Jhs mit 209. 36 Titel sind lateinisch oder lateinisch-deutsch, 15 Titel französisch, 18 italienisch, 3 englisch, einer polyglott. Hier sind auch Lexika, Publikumszeitschriften der Romantik und katholische Volks- und Trivialliteratur des frühen 19. Jhs aufgestellt. Bei den älteren Büchern ist ein größerer Bestand an Werken Jakob Baldes SJ aus dem Besitz des Baldeforschers Georg Westermayer. Ein besonders schönes, mit Radierungen verziertes Buch ist das des Grafen Aloysius Miniscalchi, Mororum libri III. Carminum liber (Verona 1769).

2.9 Die " Cimelia", jetzt unter " Rara" katalogisiert, umfassen 168 Titel, von denen 117 dem 16. Jh, 28 dem 17. Jh, 17 dem 18. und 6 dem 19. Jh entstammen. Bis auf ein französisches und zwei italienische Bücher sind alle in Latein (60) und Deutsch (104). Unter den Frühdrucken sind seltene Liturgica, so das Diurnale Frisingense (Augsburg 1507) und das Breviarium Monachorum S. Benedicti in Tegernsee (Tegernsee 1576), sowie an Gebetbüchern Der Geistlich May (München 1550) und Georg Gienger, New Christlich Teutsch Betbuech ( Wien 1559).

2.10 Zur Kirchenmusik gehören Georg Wicelius, Psalter Ecclesiasticus. Chorbuch deutsch (Mainz 1550) und Adam Gumpelzhaimer, Compendium Musicae (Augsburg 1675) sowie Luthers Geystliche Lieder (Nürnberg 1579). Luther ist ferner mit der Übersetzung Die fünff Bücher Mose (Augsburg 1523) vertreten. Von Willibald Pirckheymer findet sich De vera Christi carne et vero eius sanguine (Nürnberg 1527). Seltene Bavarica sind Marcus Tatius Alpinus, Osualdi ab Ecche et Annae a Binzenaue Epithalamion (Augsburg 1544), Johannes a Via, Das Leben der Heiligen S. S. Marini und Aniani (München 1579) und Joachim Haberstock, Institutio exhortatoria ( o. O. 1569). Zur barocken Dichtung sind vorhanden Friedrich Spee SJ, Trutz Nachtigal (Köln 1683) und Güldenes Tugendbuch (Köln 1649) sowie Johannes Dilato SJ, Gottselige Wallfahrt (Glatz 1682).

2.11 Die Naturwissenschaften sind u. a. vertreten mit Paracelsus, Spittal Buch (Mühlhausen 1562), Peter Apian, Folium Populi (Ingolstadt 1523) und Cosmographia (Antwerpen 1564), Johannes Aventinus, Abacus (Regensburg 1532), und Ulrich Kern, Ein new kunstlich wolgegründts Visierbuch (Straßburg 1531). Vom Münchner Kupferstecher Michael Wening sind ein Sammelband seiner Schlachtenpläne im Türkenkrieg 1686/87 und sein Bildwerk Geburt, Leben und übergroße Wunderwerckh Francisci de Paula (München 1707) vorhanden. Zu nennen sind zwei Prachteinbände als Widmung an den bayerischen Landesherrn von 1745 (aus Rom) und 1765, ein weiterer für Papst Clemens XIII. und einer für Bischof Ludwig Joseph von Welden in Freising 1775 (aus Rom).

2.12 Von den 1115 Titeln der Gruppe " Exegetica" sind 51 aus dem 16. Jh, 134 aus dem 17. Jh, 271 aus dem 18. und 659 aus dem 19. Jh. Deutsch sind 396, lateinisch 335 Titel. Griechisch oder griechisch-lateinisch sind 32 Titel, französisch 13, hebräisch 9, ferner einzelne in Englisch, Italienisch, Tschechisch, Syrisch, Ungarisch, Dänisch, Gotisch, Arabisch und Gujarati, meistens Bibelübersetzungen. Herausragende Frühdrucke sind Gregorius I., Gregoriana super novum testamentum (Straßburg 1516), Epistolae apostolicae (Tübingen 1523) und Johannes Oecolampadius, In Epistolam Joannis (Basel 1525). Die wissenschaftliche Texterarbeitung belegen die achtbändige Biblia polyglotta (Antwerpen 1569) und John Viccars, Decapla in Psalmos (London 1655). Die oft gewaltigen Kommentarwerke der Barockzeit sind reich vertreten, besonders genannt sei wegen der Illustrationen Hieronymus Pradus und Joannes Baptista Villalpandus SJ, In Ezechielem explanationes (Rom 1596-1604).

2.13 Die " Historia Bavarica" ist mit 2526 Titeln, von denen etwa 1200 zum älteren Bestand gehören, gut besetzt. 22 Titel sind aus dem 16. Jh, 60 aus dem 17. Jh, 919 aus dem 18. und 1525 aus dem 19. Jh. 449 Titel sind lateinisch oder lateinisch-deutsch, 5 französisch und 4 italienisch, alle anderen deutsch. Für die Zeit von 1750 bis 1850 ist wohl alles, was von wissenschaftlichem Wert war, auch Zeitschriften und viele Kleinschriften, vertreten (Kirchengeschichte steht bei " Historia sacra"). Werke aus der Zeit vorher sind nur vorhanden, wenn sie Deutinger wichtig erschienen. Besonders genannt seien 24 Bde Schriften über die Illuminaten, zwei Sammelbände mit Flugblättern zur revolutionären und parlamentarischen Bewegung in München um 1848 und Sammelbände mit Theatertexten bayerischer Schulen, besonders 3 Bde des Freisinger Benediktinerlyzeums (1698 bis 1800). Auch die ersten bayerischen Zeitschriften stehen hier, die Nutz- und Lust-Erweckende Gsellschaft der vertrauten Nachbarn am Isarstrom (1702 ff.) und der Parnassus Boicus (1722 ff.).

2.14 Die " Historia sacra" mit 3021 Titeln kommt in der Qualität des Bestandes der " Historia Bavarica" gleich. 74 Titel stammen aus dem 16. Jh, 239 aus dem 17. Jh, 785 aus dem 18. und 1923 aus dem 19. Jh. Deutsch sind 2329, lateinisch 585, französisch 68, italienisch 29, englisch 5 Werke, ferner weniges in Spanisch, Niederländisch und Griechisch. Ab der Mitte des 19. Jhs ist der Bestand noch reich, enthält aber nur wenige Quellen- und Urkundeneditionen, wie auch die streng wissenschaftliche Literatur nur mehr sporadisch vertreten ist. Das Ende der gezielten Anschaffungspolitik Martin von Deutingers, der 1854 starb, ist hier wie in " Historia Bavarica" deutlich zu erkennen.

2.15 An alten Werken seien genannt Johannes Sleidanus, De statu religionis et reipublicae Carolo V Caesare (Straßburg 1555), die Kirchengeschichte des Nicephorus Callistus (lateinisch Basel 1553, deutsch Ingolstadt 1588), Johannes Trithemius, Opera omnia (Frankfurt 1601), Guilelmus Eysengrein, Centenarii I-II (Ingolstadt 1566-1568), Usuardus' Martyrologium ... opera Joannis Molani (Löwen 1573), Martyrologium Basiliense (Freiburg 1584), Onuphrius Panvinius, Pontifices Romani (Venedig 1557), die hugenottische Histoire des martyrs (o. O. 1597), Georgius Bartholdus Pontanus a Braitenberg, Episcoporum et archiepiscoporum Pragensium historia (Prag 1593) und Gesta Dei per Francos (Hanau 1611).

2.16 Die barocke Gelehrsamkeit repräsentieren Benedictus Bacchino OSB, De ecclesiasticae hierarchiae originibus (Modena 1703), Blasius Ugolinus, Thesaurus antiquitatum sacrarum (Venedig 1744), Jacques Lenfant, Histoire de la Guerre des Hussites et du Concile de Basle (Utrecht 1731) und Histoire du Concile de Constance (Amsterdam 1714), The Ceremonies and Religious Customs of the various Nations (London 1733). Entlegenere Gebiete behandeln Paul Ricaut, Warhaffte und eigentliche Beschreibung deren Griechisch- und Armenischen Kirchen (Frankfurt und Leipzig um 1680), Cornelis Paul Hoynck van Papendrecht, Historia ecclesiae Ultrajectinae (Mecheln 1725), Suffridus Petri, Historia veterum episcoporum Ultrajectinae sedis (Franeker 1612), Clemens Regnerus OSB, Apostolatus Benedictinorum in Anglia (Douai 1626), Carolus de Aremberg OMCap, Flores Seraphici (Köln 1640), Peter Andreas Munch, Codex diplomaticus monasterii Munkalif (Christiania 1845) und Carolus Rimely, Capitulum insignis ecclesiae collegiatae Posoniensis (Preßburg 1880).

2.17 Zur bayerischen und Tiroler Kirchengeschichte sind von Seltenheit die Monasteriologia des Abtes Carolus Stengel OSB wie auch dessen Sonderausgabe Seon (Augsburg 1619-1638 bzw. 1620) wegen ihrer radierten Klosteransichten, die Neu-entsprossene Gnaden-Blum auf der Wis (Augsburg 1746) und der Athos Georgianus (Innsbruck 1652), eine Geschichte des Klosters St. Georgenberg mit Kupfern. Konvolute sind über die Salzburger Emigranten 1732, über den Wunderheiler Johann Jakob Gaßner, das bayerische Konkordat von 1817 und auch über die Reformation in Bern vorhanden. Über das erste Vatikanische Konzil sind das monumentale Prachtwerk Concile oecuménique de Rome (Paris 1870) und das Album monumentale del Concilio Ecumenico Vaticano 1869/70 (Rom 1870) mit den Porträtphotos aller Konzilsväter vorhanden.

2.18 Bei den " Homiletica" ist wie bei " Ascetica" der Altbestand 1944 verbrannt. Von den 1184 Titeln stammen 24 aus dem 16. Jh, 56 aus dem 17. Jh, 291 aus dem 18. und 813 aus dem 19. Jh. 1031 Titel sind deutsch, 130 lateinisch, 13 französisch und 10 italienisch. Ältere bemerkenswerte Werke sind Johannes Thauler OP, Conciones (Köln 1548), Johann Fabri, Johel (Dillingen 1557), Georg Scherer SJ, Postill (München 1608) und Quirin Rest OSB, Rosengarten (Ingolstadt 1585).

2.19 Die barocke Homiletik ist in beiden Sparten, den Vorlagen für Prediger und der Dokumentation gehaltener Festpredigten, reich vertreten. An bayerischen Predigern seien Procopius von Templin OMCap, Ignaz Trauner OSB, Placidus Thaller und Andreas von St. Theresia OCD (Sammelband seiner Predigten 1662-1664) beispielhaft genannt. Eines der wenigen Stücke protestantischer Herkunft ist das Christliche Trauer- und Trost-Denkmal aufgerichtet als Sophia Margaretha, Marggräfin zu Brandenburg beygesetzt worden (Ansbach 1664).

2.20 Von den 92 Inkunabeln sind 91 lateinisch und eine deutsch. An Druckorten sind Nürnberg und Venedig je 13 mal, Augsburg und Straßburg je 8 mal vertreten. Frühe Drucke sind Petrus Lombardus, Sententiarum libri IV (Straßburg: Eggesteyn, nicht nach 1471), Isidor, Ethimologiarum libri (Augsburg: Zainer, 1472) und Hieronymus de Vallibus, Jesuida (Augsburg: Zainer, ca. 1473). Die regionale Kirchengeschichte ist durch die Statuta synodalia Eystettensia (1484), die Statuta provincialia Salisburgensia (Augsburg: Ratdolt, 1491) und die Constitutiones synodales ecclesiae Constantiensis (1492) vertreten. Für die Liturgie des Bistums steht das Missale Frisingense (Augsburg: Ratdolt, 1492). Im übrigen ist der Bestand theologischer Art und enthält biblische, patristische, kanonistische und scholastische Titel.

2.21 Die Abteilung " Jus Bavaricum" umfaßt 543 Titel, von denen 13 aus dem 17. Jh, 121 aus dem 18. und 409 aus dem 19. Jh stammen. Die Sprache ist bis auf 25 lateinische Titel deutsch. Der Bestand ist weitgehend aus der Verwaltungspraxis des 19. Jhs entstanden und enthält vorwiegend praktisch benötigte Literatur.

2.22 Das " Jus Canonicum" umfaßt 606 Titel, von denen 18 dem 16. Jh, 58 dem 17. Jh, 189 dem 18. und 341 dem 19. Jh entstammen. Der Sprache nach sind 333 deutsch und 265 lateinisch, 6 französisch und 2 italienisch. Der Bestand der barocken Kanonistik wurde weitgehend der Dombibliothek Freising entnommen und stammt von den dortigen Domherrn und Kanonisten Sigismund Scheufler, Johann Jakob Zadler und Sigismund Zeller von Leibersdorf. Bullarien, Konzilientexte und Rota-Entscheidungen sind in vielbändigen Ausgaben vorhanden, darunter auch 5 Bde Handakten des Rotarichters und späteren Münchner Generalvikars Rudolf Hindringer (1923-1925). Schriften zum Nuntiaturstreit und Emser Kongreß sind hier zusammengetragen.

2.23 Die Abteilung " Jus Civile" ist katalogmäßig nicht erfaßt und wurde darum nicht ausgezählt. Sie umfaßt ca. 200, vielfach mehrbändige Werke in Folio, alle aus dem 16. bis 18. Jh, und ca. 600 Werke in Oktav, vorwiegend des 17. und 18. Jhs. Bemerkenswert ist eine Folge von 25 Folianten, die ein Johann Jacob Fridl sich 1590 gleichmäßig binden ließ.

2.24 Unter Literatur sind 428 Titel gesammelt. 233 Titel sind aus dem 18. und 187 aus dem 19. Jh, einer aus dem 16. und 7 aus dem 17. Jh. Die meisten (337) sind deutsch, 80 lateinisch, der Rest französisch (7), italienisch (3) und englisch (einer). Der Inhalt dieser Gruppe ist bibliographischer und literarischer Art. Voran stehen die Acta eruditorum (1682-1776), die Deutschen Acta eruditorum (1712 ff.), die Allgemeine Literaturzeitung (1797-1807) und die Oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung (Salzburg 1788 ff.). Die erste bayerische Literaturzeitschrift sind die Beiträge zur schönen und nützlichen Literatur (München 1779, 6 Bde). Die Kritik über gewisse Kritiker, Rezensenten und Broschürenmacher (Augsburg 1792 ff.) vertritt die konservative Abwehr der Aufklärung. Bibliographien seltener Werke, Bibliothekskataloge und Gelehrtengeschichte sind mit Autoren wie Michael Maittaire, Michael Denis, Daniel Georg Morhof, Johann Albert Fabricius, Christian Wilhelm Kestner, Lessing, Johann Georg Schelhorn, Nicolaus Hieronymus Gundling u. a. vertreten. Von bayerischen Bibliothekswissenschaftlern sind Andreas Strauß, Paul Hupfauer, Georg Wilhelm Zapf, Georg Wolfgang Panzer und Martin Schrettinger zu nennen.

2.25 Das Fach " Liturgia sacra" enthält außer Liturgiebüchern für den Kirchengebrauch auch Werke zur Liturgiewissenschaft und Gebetbücher. Von den 402 Titeln sind 15 aus dem 16. Jh, 55 aus dem 17. Jh, 91 aus dem 18. und 241 aus dem 19. Jh. Der Sprache nach sind 154 deutsch, 230 lateinisch, 14 italienisch, 3 französisch und einer englisch. An alten Liturgiebüchern ist das zweibändige Chorbrevier für die Diözese Freising mit dem Titel Scamnalia (Venedig 1520) zu nennen. Ein reich illustriertes Werk über Kircheninventar ist Jacob Myllers (Müllers) Ornatus ecclesiasticus (München 1591, zweisprachig). Die Erforschung der Liturgie wird durch Jean Mabillon OSB, De liturgia Gallicana (Paris 1685) vertreten. Das katholische Kirchenlied betreffen Werke von David Gregor Corner OSB, Groß Catholisch Gesangbuch (Fürth 1625), Himmelsglöcklein (Dillingen 1627), Guilelm Hausen SJ, Der neue singende Christ (Augsburg 1779) und Franz Seraph Kohlbrenner, Der heilige Gesang zum Gottesdienste (Bd 1, Landshut 1777). Durch die Illustrationen Eduard von Steinles ist ein Officium immaculatae conceptionis BMV (Regensburg 1869) ausgezeichnet.

2.26 In der Philosophie sind 574 Titel erfaßt, davon 26 aus dem 16. Jh, 59 aus dem 17. Jh, 206 aus dem 18. und 283 aus dem 19. Jh. 375 sind deutsch, 167 lateinisch, 30 französisch, je einer englisch und italienisch. An großen älteren Werken sind Justus Lipsius, Opera omnia und dessen Seneca-Edition (beide Antwerpen 1637), Sfortia Pallavicino SJ, De universa philosophia (Rom 1625) und Johannes Zahn OPraem, Specula physico-mathematico-historica (Nürnberg 1696) zu nennen. Ferner stehen hier die großen Begriffslexika von Theodor Zwinger, Laurentius Beyerlinck und Jan Gruter aus dem 16. und 17. Jh. Unter den jüngeren Werken ist die Frühschrift von Joseph Görres, Glauben und Wissen (München 1806) bemerkenswert.

2.27 Im Fach " Theologica" ist eine Fülle von religiösen und wissenschaftlichen Werken untergebracht, die sich nicht eindeutig speziellen Zweigen der Religionswissenschaft zuordnen ließen. Von den 2861 Titeln sind 141 aus dem 16. Jh, 276 aus dem 17. Jh, 989 aus dem 18. und 1455 aus dem 19. Jh. 1739 Werke sind deutsch, 1062 lateinisch, 40 französisch, 13 italienisch, 5 englisch, je eines niederländisch und in der Otschipwe-Sprache. Neben theologischen Bibliographien und Väterausgaben sind größere Reihen an Literaturblättern zu nennen: Allgemeine theologische Bibliothek (Mitau 1774 ff.), Theologische Berichte von neuen Büchern und Schriften (Danzig und Leipzig 1764 ff.), Altes und Neues aus dem Schatz Theologischer Wissenschaften (Wittenberg 1701 ff.) und Nova bibliotheca Ecclesiastica Friburgensis (Ulm 1775 ff.).

2.28 Frühe Werke sind Johannes de Tambaco, Consolatorium theologicum (Köln 1506) und Martin Eisengrein, Von dem Zaichen des hailigen Creutzes (Ingolstadt 1572, mit Widmung des Verfassers). Für die Formierung der bayerischen Klosterbibliotheken war wichtig Librorum authorumque ... prohibitorum itemque eorum ex quibus integra Bibliotheca Catholica institui recte possit Indices duo. Pro usu Monasteriorum in Bavaria editi (München 1569). Wegen ihres Bilderschmucks seien genannt ein Taschenbüchlin. Auß einem closter in dem Rieß (Augsburg 1512, mit Holzschnitten von Schäufelein), Joseph Zoller OSB, Conceptus chronographicus de concepta sacra deipara (Augsburg 1712), die Prachtausgabe De imitatione Christi (Offenbach 1728) und ein Immerwährender Biblischer Almanach (München 1812, mit Stichen von Heinrich Adam).

2.29 An Erbauungsschriften stehen hier Johann Khuen, Munera pastorum (München 1651), Simon Mayr SJ, Catholische Gegen-Reime von der wahren Gewissensruhe (Augsburg 1699), Laurentius von Schnüffis OMCap, Mirantisches Flötlein (Konstanz 1682) und Mirantische Mayen-Pfeiff (Dillingen 1692). Besonders erwähnenswert sind Didacus de Avendaño SJ, Thesaurus Indicus (Antwerpen 1668), eine Moraltheologie für Spanisch-Amerika; Liber quotidianae devotionis in usum Maximiliani Emanuelis (Brüssel 1700), in einem Einband für den Kurfürsten und nach dessen Tod ins Kloster Weihenstephan gebracht; Die fromme Haus-Würthin (Augsburg 1745), eine Moral für Wirtsleute, verfaßt von einem Reichsprälaten des Prämonstratenserordens, sicherlich Ignaz Vetter von Rot a. d. Rot; Institutio Congregationis oratorii S. Philippi Neri (Rom und Bologna 1672), das Handexemplar des Kirchenlieddichters Johann Georg Seidenbusch, der die Oratorianer in Bayern einführte, und 19 Bde Xenien (Jahresgaben) der Marianischen Kongregation in Salzburg aus dem späten 18. Jh. Zur Liturgie gehören eigentlich das Diurnale Frisingense (Augsburg 1507) und Christoph Flurhaym, Alle KirchenGesäng (Augsburg 1563), zur Philosophie Spinozas Tractatus theologico-politicus (Hamburg 1672).

2.30 Im Fach " Vitae" stehen 1565 Titel, von denen 17 aus dem 16. Jh, 64 aus dem 17. Jh, 344 aus dem 18. und 1140 aus dem 19. Jh stammen. Die meisten (1375) sind deutsch, 121 lateinisch, 41 französisch, 22 italienisch, 4 englisch, je einer spanisch und portugiesisch. Ein großer Teil bezieht sich auf Heilige, so die Acta Sanctorum (Antwerpen 1643 ff.) und Matthaeus Raders in der Erstausgabe seltene Bavaria sancta und Bavaria pia (München 1615-1628) mit Kupfern von Raphael Sadeler. Seltenere Werke sind Petrus Jussanus, Praelaten-Cron (Freiburg 1618), eine Biographie des hl. Carlo Borromeo, übersetzt von Hippolyt Guarinoni; Godefridus Deppisch OSB, Geschichte und Wunder-Wercke des hl. Colomanni ( Wien 1743) mit Kupfern von F. L. Sctner, und Roger Schranzhofer, Valentins der Rhätier Apostels Reisen (Bozen 1794).

2.31 Auch Biographien von Weltleuten sind gut vertreten, darunter Sammelwerke wie die Geschichte berühmter Frauenzimmer (Leipzig 1772), auch solche über Verbrecher, Selbstmörder, evangelische Geistliche sowie die Biographie nouvelle des contemporains (Paris 1820). An Einzelwerken sind hervorzuheben: Vita Amiralis Caspar Coligny (o. O. 1576), [C. F. D.] Schubarts Leben und Gesinnungen (Stuttgart 1791), F. X. Bronners Leben (Zürich 1795), Georg Geßner, Joh. Kaspar Lavaters Lebensbeschreibung (Winterthur 1802), Leben des Benvenuto Cellini, hrsg. von Goethe (Stuttgart und Tübingen 1818), Aus [E. T. A.] Hoffmann's Leben und Nachlaß (Berlin 1823) und Anselm von Feuerbach, Kaspar Hauser (Ansbach 1832).

2.32 Verschiedene kleinere Sachgruppen konnten wegen unzureichender Katalogisierung nicht statistisch erfaßt werden. Einige wichtige Titel seien aber aufgeführt. Die nach Regionen untergliederten Fächer der Gruppe " Historia" wurden leider durch Verkäufe stark dezimiert. Bei " Historia universalis" und " Historia Europaea" stehen die Allgemeine Sammlung Historischer Memoires, hrsg. von Friedrich Schiller (Jena 1790-1800, 21 Bde), Johannes Episcopius, Ein schön sehr lustiges Keyserbüchlein (Rothenburg o. T. 1562), Johannes Pierius, Hieroglyphica (Basel 1567), Wolfgang Lazius, De aliquot gentium migrationibus (Basel 1572), Johannes Guilelmus Stuckius, Antiquitatum convivalium libri III (Zürich 1597, mit Widmung des Verfassers an den Augsburger Arzt Adolph Occo), Paulus Aringhius, Roma subterranea (Paris 1659), Philipp Jakob Spener, Theatrum nobilitatis europeae (Frankfurt 1668) und Pierre Bayle, Dictionnaire historique et critique (Leiden 1730).

2.33 In der Gruppe " Historia germanica" sind die großen alten Sammelwerke der Barockgelehrten wie Marquard Freher, Johann Pistorius, Burkhard Gotthelf Struve, Heinrich Meibom, Peter Georgisch und Johann Reinhard Wegelin vertreten, ferner das Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (1820-1824) und der Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters (1832-1836). Erwähnung verdient wegen seiner einschneidenden Bedeutung für die Kirchengeschichte das sechsbändige Protokoll der Reichsdeputation zu Regensburg 1803.

2.34 Bei der Historia der einzelnen Länder sind zu nennen der Thesaurus historiae Helveticae (Zürich 1735), die Rerum Anglicarum scriptores (Frankfurt 1601), Ulrich Obrecht, Alsaticarum rerum prodromus (Straßburg 1681), Gabriel Daniel SJ, Geschichte von Frankreich (Nürnberg 1756), Godefroy d'Estrades, Lettres, mémoires et négociations (London 1743), Arnaud d'Ossat, Lettres (Amsterdam 1732), Luzifer oder gereinigter Beiträge zur Geschichte der französischen Revolution erster Theil (1797), Lodovico Antonio Muratori, Rerum Italicarum scriptores (Mailand 1723, 24 Bde) und seine Geschichte von Italien (Leipzig 1745), Memorie per servire alla storia delle Giudicarie (1786, Welschtirol betreffend) und Italiae illustratae ... scriptores varii (Frankfurt 1600).

2.35 Unter Kulturgeschichte sind Otto Aicher OSB, Theatrum funebre (Salzburg 1675), Ahasver Fritsch, Medicus ... peccans (Nürnberg 1684-1685), Joseph Hazzi, Statistische Aufschlüsse über das Herzogthum Baiern (Nürnberg 1801) und die Monographien über das Fichtelgebirge von Caspar Brusch und Johann Christoph Pachelbel zu finden. Unter den Autoren des 19. Jhs seien Joseph Ernst von Koch-Sternfeld, Wilhelm Heinrich Riehl, Johannes Scherr, Bogumil Goltz und Anton Birlinger genannt.

2.36 In der Gruppe Kunst findet sich Sigmund Jacob Apin, Anleitung wie man Bildnüsse sammeln soll (Nürnberg 1728). Große Tafelwerke des 19. Jhs sind Eglises principales de l'Europe (Mailand 1824), Franz Xaver Zettler, Leonhard Enzler und Jakob Stockbauer, Ausgewählte Kunstwerke aus dem Schatze der Reichen Capelle in der kgl. Residenz zu München (München 1874), Heinrich Hübsch, Die altchristlichen Kirchen (Karlsruhe 1862-1863), Michael Moiseevic Sacharcenko-Kulschenko, Kiev. Teper i preschde (Kiev 1888). Ein kalligraphisches Prachtwerk sind die OEuvres des Jean Midolle (Straßburg 1834).

2.37 Die Abteilungen Pädagogik und Katechetik enthalten vorwiegend Werke des 19. Jhs. Zu erwähnen ist Christian Friedrich Sternweit, Wesentliche Begriffe des pracktischen Christenthums geschrieben für Lehrer der Jugend (1776), ein seltenes, pseudonym veröffentlichtes Frühwerk des bayerischen Pädagogen Lorenz Westenrieder.

2.38 In der Gruppe Pastoral stehen ebenfalls nur wenige ältere Werke. Von ihnen seien genannt Johann Leisentrit, Catholisches Pfarrbuch (Köln 1590), Parochus duodenario pressus pondere. Das ist: Eine Erzehlung der 12 Haupt-Beschwärden eines Pfarrers (o. O. 1724) und Reformschriften. Unmaßgeblicher Vorschlag zur Reformation des niedrigen katholischen Klerus (München 1782).

2.39 Seit 1980 werden unbearbeitete Bestände und Neuzugänge nicht mehr nach Sachgruppen, sondern nach Numerus currens, jedoch nach Jahrhunderten getrennt, aufgestellt. Hier sind 8 Titel des 16. Jhs, 40 des 17. Jhs, 296 des 18. und 1373 des 19. Jhs zu finden. Davon sind 1469 Titel deutsch, 153 lateinisch, 47 französisch, 22 italienisch, 7 englisch und einige wenige griechisch, schwedisch, hebräisch, armenisch, norwegisch und spanisch. Bemerkenswert sind Glückwunschgedichte für die Freisinger Domherrn Sebastian Frantz (von Johann Engerdt 1586), Georg Fuerman (Charisteria, 1594) und Lorenz Eiszeph (von Philipp Menzel 1589).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Verfasserkatalog

[Quartkatalog, großenteils ohne jede Regel geführt und unvollständig; enthält die bis 1980 verzeichneten Bestände]

Verfasserkatalog

[Katalog im Internationalen Format nach der Münchner Katalogisierungsordnung (MKO), ab 1980]

Schlagwortkatalog

[im Internationalen Format, bis 1980 vielfach nur mit Signatur und ohne Titelangabe]

Schlagwortkatalog

[im Internationalen Format, ab 1980]

Standortkatalog

[nach Sachgruppen, geführt bis 1980; vielfach noch mit nicht mehr vorhandenen Titeln]

Standortkatalog

[nach Numerus currens, ab 1980]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Verzeichniß der Johann Evangel. Ruedorfferischen Büchersammlung nach alphabetischer Ordnung der Materien (bzw. der Auctoren)

[nach 1810; Archiv des Erzbistums, FS B 9]

Katalog der Bücher des Propstes Augustin Hacklinger Katalog der Bibliothek des Propstes Herkulan Schwaiger 1830 Katalog der Stiftsbibliothek Höglwörth [in einem Bd]

Übersichts-Katalog der Bibliothek des Metropolitan-Capitels München [geführt bis 1851]

Katalog über die zur erzbischöflichen Ordinariats-Kanzley in München gehörigen Bücher 1837 [geführt bis 1854; Archiv des Erzbistums, FS B 4]

[Alle historischen Kataloge in Bandform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Archiv des Erzbistums München und Freising in München: Protokolle des Metropolitankapitels 1821 ff.

Verlassenschafts- und Bibliotheksakten im Archiv des Metropolitankapitels

Archiv der Erzbischöfe (2 Schreiben)

4.2 Darstellungen

Notizen über die Bibliothek finden sich verstreut in den chronikalischen Abschnitten des Schematismus der Erzdiözese München und Freising 1825-1939.

Geiß, Ernest: Geschichte des regulierten Augustiner-Chorherren Stiftes Högelwerd. In: Beyträge zur Geschichte, Topographie und Statistik des Erzbisthums München und Freysing 4 (1852) S. 319-554, insbes. S. 528-529

Stand: September 1993

Sigmund Benker


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.