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Vojenská historická knihovna

Militärhistorische Bibliothek


Adresse. U Památníku 2, 130 05 Praha 3 - Zizkov
Telefon. (02) 20 20 49-00 (Sekretariat des Direktors); -46 (Kataloge und Ausleihe), -44 (Lesesaal)
Telefax. (02) 627 99 57
Bibliothekssigel. < ABE 045>

Unterhaltsträger. Historický ústav Armády Ceské republiky [Historisches Institut der Armee der Tschechischen Republik]
Funktion. Öffentliche Studienbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte, Kriegsgeschichte, militärische Fachliteratur und Dienstvorschriften, Belletristik mit militärischer Thematik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag 8.30-11.30 Uhr, Dienstag 8.30-11.30 Uhr und 13-18 Uhr, Donnerstag 8-11.30 Uhr und 13-15.30 Uhr, Freitag 8-11.30 Uhr. Mittwochs geschlossen. Im Juli und August nur Dienstag und Donnerstag geöffnet. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr über die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. S. u. 4.2.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung für die Benutzung der Bestände aus dem 19. Jh erforderlich. Sie sind im Invalidenhaus in Prag-Karlín untergebracht. - U-Bahnverbindung (Metrolinien B und C) bis Station Florenc, dann Busverbindung (Linien 133, 207) bis Haltestelle U Památníku. Fußweg von hier etwa 150 m zurück zum Eisenbahnviadukt, dann rechts zum Historischen Institut. - Parkmöglichkeiten vor dem Gebäude des Instituts.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Militärhistorische Bibliothek ist ein bedeutender Bestandteil des Historischen Instituts der Armee der Tschechischen Republik. Sie entstand 1919, als man im damaligen Böhmischen Landesarchiv [Archiv zeme Ceské] das Archiv der Nationalen Befreiung [Archiv národního osvobození] und mit ihm zugleich eine Bibliothek gründete. Die Aufgabe dieser Bibliothek war es, Bücher zur Geschichte des tschechischen und slowakischen Volkes während des Ersten Weltkrieges bereitzustellen. Vor allem sollten Werke über die tschechoslowakische Außenpolitik während des Ersten Weltkrieges gesammelt werden einschließlich der Schriften über Friedensverhandlungen, Diplomatie, die Entstehung der tschechoslowakischen Armee, tschechoslowakische Militäreinheiten im Ausland und über das Engagement von Tschechen und Slowaken im Ausland während des Krieges.

1.2 Weiterhin sammelte die Bibliothek Werke zur tschechischen und slowakischen Innenpolitik während des Ersten Weltkrieges, zum Zerfall Österreich-Ungarns, zum Umsturz im Oktober 1918 und zur Gründung der Tschechoslowakischen Republik. Auch die Teilnahme tschechischer und slowakischer Soldaten am Ersten Weltkrieg in der österreichisch-ungarischen Armee wurde ein Sammelgebiet der Bibliothek.

1.3 In den Jahren 1919/20 entstand eine weitere, dem Ministerium für Nationale Verteidigung unmittelbar unterstellte Institution - die Widerstandsgedenkstätte [Památník odboje]. Sie sollte in einem eigens zu diesem Zweck errichteten Gebäude den Kampf für die nationale Unabhängigkeit dokumentieren und die in der Bibliothek des Archivs der Nationalen Befreiung zusammengefaßte Literatur aufbewahren. Beide Institutionen arbeiteten zusammen und koordinierten die Bestandsergänzungen. Dies wurde durch die gemeinsame Unterbringung im Gebäude des Nationalmuseums erleichtert.

1.4 Im Jahre 1924 wurde das Militärarchiv [Vojenský archiv] gegründet, zu dessen Aufgaben die Erfassung von Militärdokumenten aus der Zeit Österreich-Ungarns für den Bereich des späteren tschechoslowakischen Staatsgebietes sowie die Erfassung von Dokumenten über den Aufbau der tschechoslowakischen Armee gehörten. Im Jahre 1926 wurde das Militärmuseum [Vojenské museum] errichtet, dessen Bibliothek die Literatur zur Militärgeschichte des tschechischen und slowakischen Volkes versammeln sollte. Es handelte sich vorwiegend um Studienliteratur und um Bildpublikationen zu Ausstellungszwecken.

1.5 Das Archiv der Nationalen Befreiung wurde 1929 mit der Widerstandsgedenkstätte, dem Militärarchiv und dem Militärmuseum zu einer neuen Institution vereinigt - der Befreiungsgedenkstätte [Památník osvobození]. Die Bibliothek des Militärmuseums wurde aufgrund ihres Bestandscharakters als einzige nicht eingegliedert. Die Befreiungsgedenkstätte wurde - ohne die Bestände aus dem Militärarchiv und dem Militärmuseum, die beide im Prager Invalidenhaus verblieben - in einem neuen Gebäude in Prag-Zizkov untergebracht. Die Bibliothek bekam neue Räumlichkeiten, die sie größtenteils bis heute nutzt. Für ihre Tätigkeit galt die Organisationsvorschrift von 1936, in der im zweiten Artikel als Aufgabe der Bibliothek die Sammlung von Literatur über den nationalen Befreiungskampf, den Kampf der tschechoslowakischen Legionäre an den Fronten des Ersten Weltkrieges und über die Entstehung und den Aufbau des tschechoslowakischen Staates festgeschrieben ist. Die Bestände wurden durch Publikationen aus der Kriegs- und Vorkriegszeit ergänzt.

1.6 Die nationalsozialistische Besetzung Böhmens und Mährens unterbrach die Tätigkeit der Befreiungsgedenkstätte und ihrer Bibliothek. Am 9. September 1939 wurden alle Arbeitsstätten geschlossen. Die Sammlungen wurden in den Lagerräumen des Militärwissenschaftlichen Instituts [Vedecký ústav vojenský] in Prag-Dejvice aufbewahrt, wo sie den Zweiten Weltkrieg mit einem Verlust von ca. 4000 Bdn überstanden. Nach 1945 entstand aus den Vorgängerinstitutionen ein neues Militärhistorisches Institut [Vojenský historický ústav] mit einer erneuerten Bibliothek. Die Bestände wurden um Literatur über den Zweiten Weltkrieg sowie um zuvor illegale Druckschriften des inländischen Widerstandes, zur tschechoslowakischen politischen Emigration und um Militärschriften aus der Emigration ergänzt.

1.7 Die Vereinigung der Bibliothek des Militärhistorischen Instituts mit der Bibliothek des Militärmuseums erfolgte 1955. Die Bestände wurden zusätzlich durch antiquarische Ankäufe, durch die Übernahme von Militaria aus Schloßbibliotheken, durch Bestandsüberführungen aus aufgehobenen Militärbibliotheken, durch Depositen der Staatlichen Denkmalschutzverwaltung aus den nach 1949 aufgehobenen Schloßbibliotheken sowie durch Schenkungen vermehrt. Zur Übernahme aus den Schloßbibliotheken sind keine Protokolle vorhanden. Die Bestandsüberführung aus der ehemaligen Bibliothek der Militärpolitischen Akademie Klement Gottwald [Vojenská politická akademie Klementa Gottwalda] im Jahre 1971 hatte eine beträchtliche Erweiterung der Bestände zur Folge. Diese Militärakademie wurde nach Bratislava [Preßburg] in die Slowakei verlegt und ihre Bibliothek zwischen dem Militärhistorischen Institut in Prag und der Militärpolitischen Akademie Klement Gottwald in Bratislava aufgeteilt. Das Institut in Prag übernahm ca. 35.000 Bde, überwiegend militärpolitische und gesellschaftswissenschaftliche Werke mit Bezug zum Militärwesen. Belletristische Werke, die zunächst inkorporiert worden waren, wurden später wieder ausgesondert.

1.8 Die Bezeichnung Militärhistorisches Institut wurde 1990 in Historisches Institut der Tschechoslowakischen Armee [Historický ústav Ceskoslovenské armády] und am 1. Januar 1993 in Historisches Institut der Armee der Tschechischen Republik [Historický ústav Armády Ceské republiky] umgewandelt. Damals erhielt die Bibliothek ihren heutigen Namen - Militärhistorische Bibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Gegenwärtig umfaßt der Gesamtbestand ca. 150.000 Bde. Germanica befinden sich in den Bestandsgruppen Alte Druk-kcke (ca. 6000 Bde), Militärgeschichtliche Literatur des 19. und vom Anfang des 20. Jhs (ca. 35.000 Bde), Handschriften (376 Einheiten), Topographische und militärische Karten des 17. bis 20. Jhs (2072 Titel in ca. 26.680 Bdn) und Periodika (ca. 3330 Einheiten).

Alte Drucke

2.2 Eine statistische Übersicht wurde nach dem Standortkatalog der Alten Drucke und Handschriften ausgearbeitet (s. u. 3). Die Sammlung umfaßt 3857 Titel in ca. 6000 Bdn aus dem 16. bis 18. Jh. Davon sind 2030 Titel (annähernd 53 Prozent) in deutscher Sprache erschienen, 1311 (ca. 34 Prozent) in französischer, 194 (ca. 5 Prozent) in lateinischer, 164 (4 Prozent) in italienischer, 73 (ca. 2 Prozent) in englischer, 30 in tschechischer und 17 in spanischer sowie 38 Titel in sonstigen Sprachen (zusammen ca. 2 Prozent).

2.3 Aus dem 16. Jh liegen 143 Titel vor, darunter 52 deutsche, 39 lateinische, 38 italienische, 8 französische, 2 spanische, 2 tschechische und 2 anderssprachige. Aus dem 17. Jh stammen 658 Titel, darunter 314 deutsche, 147 französische, 80 italienische, 79 lateinische, 9 tschechische, 8 spanische, ein englischer und 20 in sonstigen Sprachen. Aus dem 18. Jh sind von den 3056 Titeln 1664 deutsche, 1156 französische, 46 italienische, 76 lateinische, 72 englische, 19 tschechische, 7 spanische und 16 in sonstigen Sprachen. Chronologisch betrachtet steigt der Anteil der Germanica von mehr als 36 Prozent im 16. Jh über 47 Prozent im 17. Jh bis auf 54 Prozent im 18. Jh.

2.4 Von den 2030 deutschsprachigen Titeln wurden ca. 290 außerhalb des deutschen Sprachgebiets publiziert; bei ca. 270 Titeln ist der Druckort nicht angegeben. Die meisten deutschen Drucke von vor 1800 wurden in Augsburg, Berlin, Dresden, Frankfurt a. M., Leipzig, Nürnberg, Ulm und Wien gedruckt, andere stammen aus Breslau. Andere Werke stammen zudem aus Amsterdam, Kopenhagen, Riga, Danzig und Stettin.

2.5 Inhaltlich umfaßt der Bestand der Alten Drucke die gesamte Bandbreite der Militärgeschichte, von der allgemeingeschichtlichen Problematik und der Kriegsgeschichte bis zu Titeln über einzelne militärische Aktionen. Der Bestand beschränkt sich nicht nur auf das Militärwesen der Habsburgermonarchie, sondern betrifft auch das Militärwesen anderer europäischer Länder von der Antike über das Mittelalter bis zum 18. Jh. Systematisch gliedert er sich in folgende Sachgebiete: Geographische Literatur und Reisebeschreibungen, allgemeine Geschichte und Geschichte europäischer Staaten, Kriegsgeschichte, Militärverfassungen, Geschichte der Armee der Habsburgermonarchie und anderer Staaten sowie Fortifikationslehre.

2.6 In der Untergruppe der Geographischen Literatur und Reisebeschreibungen sind besonders bemerkenswert die Cosmographey (Basel 1567) Sebastian Münsters sowie Teile der Topographia (Frankfurt 1644 ff.) von Matthäus Merian, ferner Johann Ulricus Müllers Geographia totius orbis compendiaria (Ulm 1692), Ignaz de Lucas Geographisches Handbuch von dem Österreichischen Staate (Wien 1790-1792) und Jaroslav Schallers Topographie des Königreichs Böhmen (Prag und Wien 1785-1790) mit Register (Prag 1791).

2.7 In der Untergruppe Allgemeine Geschichte und Geschichte europäischer Staaten finden sich Werke zur Regierung einzelner Herrscher, Editionen diplomatischer Korrespondenz verschiedener Monarchen, Lebensbeschreibungen bedeutender historischer Persönlichkeiten und Memoiren. Erwähnt seien etwa Johann Ludwig Gottfrieds Historische Kronyck ... (Leyden 1702), Johann Philipp Abelins Theatrum Europaeum (Frankfurt a. M. 1637, 1648, 1651, 1652, 1662-1738), Andreas Lazarus Imhofs Neu-eroeffneter historischer Bilder-Saal (Nürnberg 1719-1766) und William Guthries Allgemeine Weltgeschichte (Troppau, Brünn und Wien 1784-1798). Unter den enzyklopädischen Werken liegen vor ein Enzyklopaedischer Almanach für die Geschichte, Geographie, Naturforschung und Alterthumskunde (Wien und Leipzig 1787), die Encyclopédie militaire (Paris 1770), Louis Moréris Le grand dictionnaire ... (Amsterdam und La Haye 1702, 1716) und ein Neu-vermehrtes historisch- und geographisches Allgemeines Lexicon (Basel 1742-1744). Zur tschechischen Geschichte liegen Werke vor von Bohuslav Balbín, Jan Tomáš Pešina z Cechorodu, Daniel Adam z Veleslavína sowie eine Übersetzung der Chronik von Václav Hájek z Libocan von 1539, Boemische Chronik von Ursprung der Boemen, von ihrer Herzogen und Könige, Graven, Adels und Geschlechter Ankunft ... (Nürnberg 1697) und von František Martin Pelcl Kurzgefasste Geschichte der Boehmen (Prag 1774).

2.8 Die Kriegsgeschichte umfaßt Werke über die Türkenkriege, den Dreißigjährigen Krieg, den Abfall der Niederlande, die Preußisch-schwedischen Kriege, den Spanischen Erbfolgekrieg, den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Bayerischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen Krieg, Französische Kriege, die Kriegsführung bedeutender Feldherren sowie ihre Lebensbeschreibungen und Memoiren. Die Werke zu den Türkenkriegen La grande et merueilleuse et tres cruelle oppugnation de la noble cite de Rhodes (Paris 1525) und Die Belägerung der Statt Wien in Österreych (o. O. 1529) gehören zu den ältesten Drucken in der Sammlung. Bemerkenswert sind ferner Hieronymus Ortelius' Chronologia, oder Historische Beschreibung aller Kriegsempörungen und Belägerungen ... (Nürnberg 1603) und Heinrich Jonas Ostertags Hungarisches Kriegs-Theatrum (Augsburg o. J.). Zum Siebenjährigen Krieg liegen zahlreiche Werke vor, so Johann Friedrich Seyfarts Geschichte des im 1756 und 1757sten Jahre in Deutschland ... (Frankfurt und Leipzig 1759-1762) oder Schauplatz des gegenwärtigen Kriegs (Nürnberg 1762), in dem Schemata von Schlachten und Belagerungen von Festungen enthalten sind. Den umfangreichsten Bestandsanteil in dieser Gruppe haben Werke zur Geschichte der Französischen Revolution und der Französischen Kriege, darunter zahlreiche Kleindrucke und Dokumente.

2.9 Unter den Militärverfassungen finden sich Gliederungen der Landsknechte, der Söldner und der stehenden Heere, Werke zur Truppenversorgung, Ausrüstung und Bewaffnung sowie Ausbildungsvorschriften. Zu den ältesten Titeln zählen die umfangreichen Schriften Leonhard Fronspergers über die Militär- und Gerichtsverfassung der Landsknechte im 16. Jh, darunter das Kriegsbuch, von Kayserlichem Kriegss Rechtess ... (Frankfurt a. M. 1573). Die Organisation der Söldner, ihre Ausrüstung, Bewaffnung und Ausbildung beschreiben Johann Jacob von Wallhausen und Jakob de Geyn in ihren Werken vom Beginn des 17. Jhs. Vorhanden sind u. a. Wallhausens Archiley Kriegskunst (Hanau 1617), Kriegskunst zu Pferdt (Frankfurt a. M. 1616), Kriegskunst zu Fuß (Frankfurt a. M. 1620) sowie de Geyns Waffenhandlung von den Rören, Musqueten und Spiessen (Amsterdam 1608) und Die Drillkunst ... (Nürnberg 1664).

2.10 Die Bibliothek besitzt in der Untergruppe Geschichte der Armee der Habsburgermonarchie und anderer Staaten auch Werke zur Geschichte einzelner Truppengattungen und Waffen, so zur Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Insbesondere zur Artillerie liegen zahlreiche Titel vor, die z. B. die Technik des Kanonenrohrgusses, die taktisch-technischen Parameter von Kanonen, die Bedienungsarten, die Ballistik und den taktischen Einsatz der Artillerie beschreiben. Von den Autoren sind u. a. zu nennen Diego Ufano, Leonhard Zubler, Luigi Colliado, Christoph Friedrich von Geissler, Johann Siegmund Buchner und Jacob Leupold. Aus dem 17. Jh liegen z. B. vor Joseph Furttenbachs Halinitro Pyrobolia (Ulm 1627) und Daniel Elrichs Vollkommene Geschütz- Feuerwerck- und Büchsenmeisterey-Kunst ... (Frankfurt a. M. 1676).

2.11 Auf die Fortifikationslehre und Festungkriege bezieht sich eine verhältnismäßig hohe Zahl Alter Drucke. Bei den theoretischen Schriften dominieren italienische Autoren wie Giovanni Battista de Zanchi, Girolamo Maggi, Galeazzo Alghisi, Carlo Theti, Buonaiuto Lorini, Giovan Battista di Belici, Gabriello Busca, Giovanni Battista Sesti, Pietro Sardi und Carlo Borgo. Aber auch französische Autoren sind vertreten, darunter Jean Errard de Bar-le Duc, Antoine de Ville, Blaise François de Pagan, Alain Manesson Mallet, Sébastien le Prestre de Vauban und Marc René de Montalembert. Aus Deutschland liegen u. a. Werke vor von Albrecht Dürer, Daniel Specklin, George Rimpler, Leonhard Christoph Sturm und Wilhelm Dilich, aus den Niederlanden Werke von Adam Freitag, Simon Stevin und Menno van Coehoorn. Des weiteren finden sich zum Bereich Technik des Militärwesens und Fortifikationslehre auch die Schriften des deutschen Arztes und Mathematikers Walther Hermann Ryff (Gualther Rivius), des bedeutenden Mathematikers Johann Heinrich Lambert, des französischen Mathematikers Jacques Ozanam und des Technikers Bernard Forest de Bélidor.

2.12 In der Sammlung der Alten Drucke liegen ferner persönliche Schriften von Militärtheoretikern und Feldherren vor, die vorwiegend den Fragen der Kriegsführung sowie verschiedenen Bereichen militärischer Aktionen gewidmet sind. Hier finden sich u. a. aus dem 17. Jh Lazar Schwendis Kriegs Discurs. Von Bestellung des gantzen Kriegswesens, und von desselben Ämbtern (Dresden 1676) und von Giorgio Basta Il Maestro di Campo Generale (Frankfurt a. M. 1617) in deutscher Übersetzung. Aus dem 18. Jh sei genannt Ludwig Andreas Khevenhüllers Observations-Puncten (Wien 1738-1739).

Militärgeschichtliche Literatur des 19. und vom Anfang des 20. Jhs

2.13 Diese Gruppe umfaßt hauptsächlich militärgeschichtliche Publikationen von 1801 bis 1918. Es liegen aber auch Werke aus späteren Jahrzehnten vor, die jedoch nicht systematisch ergänzt wurden. Die Sammlung umfaßt ca. 35.000 Bde. Die statistischen Angaben über die Herkunft der Bücher wurden anhand einer Stichprobe von 1000 Titeln ermittelt, so daß sie nur zur allgemeinen Orientierung dienen können. In der Stichprobe war der Großteil der Titel (ca. 72 Prozent) deutscher Provenienz (davon sind ca. 6 Prozent außerhalb des deutschen Sprachgebiets erschienen, und bei ca. 10 Prozent fehlt die Angabe des Druckorts, manchmal auch die des Jahres). Etwa 16 Prozent der Titel sind in Französisch erschienen, ca. 5 Prozent in Tschechisch, 3 Prozent in Englisch, je 2 Prozent in Italienisch und sonstigen Sprachen. Unter den Druckorten deutschsprachiger Werke dominieren Wien, Leipzig, Berlin, Straßburg und Graz. Weniger zahlreich liegen deutsche Titel aus Prag, Brünn, Budapest und Breslau vor.

2.14 Die Sammlung wurde als eine Militärbibliothek gegründet und ergänzt. Sie soll die Militärproblematik der Weltgeschichte vom Altertum bis in die moderne Zeit dokumentieren und umfaßt allgemeingeschichtliche, militärtheoretische sowie militärdienstliche Schriften. Die historische Literatur gliedert sich in Werke der allgemeinen Geschichtsschreibung und Werke des Militärwesens. Die allgemeine Geschichtsschreibung umfaßt u. a. Heinrich Dittmars Die Geschichte der Welt vor und nach Christus (Heidelberg 1866), Leopold von Rankes Weltgeschichte (Leipzig 1896) und Wilhelm Onckens Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen (Berlin 1879-1893). Als universale Nachschlagewerke dienen die vorhandenen umfassenden Enzyklopädien, wie z. B. die Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1818-1846) und ein Allgemeines deutsches enzyklopädisches Handwörterbuch (Augsburg 1828-1831).

2.15 Zahlreich vertreten sind Werke zur Geschichte einzelner Staaten, insbesondere zur Habsburgermonarchie, aber auch zu Böhmen, Preußen, Frankreich, England, Rußland und weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern. Werke zur Regierung bedeutender Herrscher, Lebensbeschreibungen von Herrschern und Politikern sowie Memoiren und Dokumenteneditionen ergänzen die Sammlung. Umfangreich ist der Bestand zur Geschichte des Militärwesens, der Kriege und der Kriegskunst, zu den Streitkräften einzelner Staaten, Söldnern und stehenden Armeen, zur Ausrüstung und Bewaffnung, zur Geschichte der Militärtechnik und des Fortifikationsbauwesens.

2.16 Innerhalb der Kriegsgeschichte dominieren Werke zum Ersten Weltkrieg. Es ist aber auch Literatur über die Napoleonischen, Preußisch-französischen und Preußisch-österreichischen Kriege, den Dreißigjährigen Krieg, den Siebenjährigen Krieg, die Türkenkriege sowie Religions- und Hussitenkriege vorhanden. Die Kriegsgeschichte wird durch Monographien zu einzelnen bedeutenden Schlachten mit weitreichenden militärischen und politischen Auswirkungen ergänzt. Im Zusammenhang mit der Untergruppe Kriegsgeschichte entstand eine kleinere Sammlung zu Militärstrategie, Taktik und Kriegskunst. Hierher gehören sowohl theoretische Werke als auch historische Werke über die praktische Anwendung von Strategie und Taktik durch einzelne Armeen und Feldherren.

2.17 Einen nicht geringen Bestandteil bei der Kriegsgeschichte bilden Lebensbeschreibungen von Napoleon Bonaparte, Albrecht von Waldstein, Eugen von Savoyen, Jan Zizka, Friedrich dem Großen, Gustav Adolf von Schweden, Josef Václav Radecký (Joseph Radetzky) und weiteren Feldherren und Generälen. Neben Monographien liegen auch Lebensbeschreibungen in mehrbändigen Gesamtausgaben zu habsburgischen, preußischen und französischen Feldherren und Generälen vor.

2.18 Eine größere Anzahl der Titel bezieht sich auf die Geschichte der Streitkräfte, der Armee der Habsburgermonarchie, des Kaiserreichs Österreich und einer Reihe europäischer Staaten sowie auf die Geschichte einzelner Truppengattungen und Waffen. Der Bestand enthält z. B. Werke zur Geschichte einzelner Infanterie-, Kavallerie- und Artillerieregimenter sowie Schematismen der habsburgischen Armee und Drucke über die Sondergliederungen von Streitkräften. Auch Werke über die Landwehr und den Landsturm sind bemerkenswert.

2.19 Unter den Werken zu Ausrüstung und Uniformen überwiegen Titel über die Uniformen der habsburgischen Armee; des weiteren werden Uniformen der preußischen, französischen und russischen Armee beschrieben. Bildpublikationen besitzt die Bibliothek zur Geschichte der Uniformen der sächsischen, bayerischen und hannoverschen Armee sowie der Streitkräfte einiger weiterer Staaten.

2.20 Eine bedeutende Stellung im Bestand zur Kriegsgeschichte nimmt die Literatur über Blankwaffen (Stich- und Hiebwaffen), Schußwaffen, Handfeuerwaffen, die Artillerie, Kriegsmarine, Aeronautik, Pioniere u. a. ein. Ebenfalls beachtlich ist die Anzahl der Militärdienstvorschriften, vor allem der österreichischen und österreichisch-ungarischen Armee. Es handelt sich z. B. um Instruktionen zu neu eingeführten Waffensystemen, um Militär-, Feld-, Dienst-, Sanitäts- und Gerichtsordnungen. Ferner sind Militärhandbücher für Offiziere, Vorschriften über die Versorgung der Armee, zahlreiche Ausbildungs-, Bewaffnungs- und Ausrüstungsvorschriften vorhanden. Schriften über die Organisation der Wehrkräfte und der Armee, zu Militäradministration, Militärgerichtswesen, Militärschulwesen und -gesundheitswesen vervollständigen die Sammlung.

Topographische und militärische Landkarten

2.21 Die Gruppe umfaßt 3333 Einheiten aus dem 17. bis 20. Jh. Sie enthält Karten und Atlanten vorwiegend geographischen, aber auch thematischen Inhalts. Im Bereich militärischer Karten liegen militärhistorische und militärtaktische Karten vor. Hinsichtlich der dargestellten Gebiete sind vor allem Österreich-Ungarn (insbesondere Böhmen), Deutschland, Italien, Jugoslawien und Ungarn gut vertreten. Andere westeuropäische Länder und andere Kontinente finden sich seltener. Der Großteil der vorhandenen Karten stammt aus der zweiten Hälfte des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Sie sind nur teilweise katalogisiert, jedoch in den Zuwachsverzeichnissen eingetragen.

2.22 Umfangreich ist die Sammlung der großenteils im 19. und am Anfang des 20. Jhs erschienenen Atlanten. Der älteste geographische Atlas stammt von Gerhard Mercator aus dem Jahre 1634 und wurde in lateinischer Sprache in Amsterdam gedruckt. Der Großteil der Atlanten ist in deutscher Sprache erschienen und wurde entweder in Wien oder in Leipzig gedruckt. Neben geographischen liegen auch militärhistorische und Marineatlanten vor. Bemerkenswert ist der Marineatlas Le Neptun François, ou Atlas Nouveau des Cartes Marines (Paris 1639) von Jean-Mathieu de Chazelles. Aus dem 18. Jh stammt der sechsbändige Atlas Saxonicus Novus (Amsterdam und Leipzig 1752).

Periodika

2.23 Die Sammlung der Periodika umfaßt 2072 Titel in 26.678 Bdn. Die ältesten vorhandenen Zeitschriften - vor allem österreichisch-ungarische, deutsche und französische - stammen vom Ende des 18. Jhs, der Großteil jedoch aus dem 19. Jh. Inhaltlich befassen sie sich z. B. mit militärpolitischen Fragen, Kriegsereignissen, der Kriegskunst und Militärtheorie, der Entwicklung der Wehrkräfte im 19. Jh und in älterer Zeit. Hier liegen u. a. vor das Magazin für Ingenieur und Artilleristen (1777-1782); Bellona. ein militärisches Journal (1781-1785); Neues Militärisches Journal (1789-1799); die Europäischen Annalen (1795-1820); das Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (1810-1830); die Allgemeine Militaer-Zeitung (1826-1886, unvollständig); die Oesterreichische militärische Zeitschrift (1860-1918) und die Deutsche militärärztliche Zeitschrift (1884-1918). Neben militärischen Zeitschriften finden sich Periodika zur Geschichte, zum Archiv- und Bibliothekswesen, zu Gesellschaftswissenschaften, Politik und Technik sowie Unterhaltungszeitschriften. Die meisten historischen Zeitschriften sind nur lückenhaft vorhanden, u. a. bedingt durch Kriegsverluste, Beschlagnahmung, Aussonderung oder Wasserschaden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog der Alten Drucke

[mschr.; verzeichnet Drucke der Jahre 1500-1800]

Alphabetischer Katalog der militärgeschichtlichen Literatur des 19. und vom Anfang des 20. Jhs

Alphabetischer Katalog der Handschriften

[verzeichnet Hss. von der ältesten Zeit bis in die Gegenwart]

Katalog der Periodika

[verzeichnet alle vorhandenen Periodika vom 18. Jh bis zur Gegenwart in alphabetischer Ordnung]

Sachkatalog der Alten Drucke und der militärgeschichtlichen Literatur des 19. und vom Anfang des 20. Jhs

Sachkatalog der alten Landkarten und Atlanten

Standortkatalog der Alten Drucke und Handschriften

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Standortkatalog der Alten Drucke, Handschriften und der Literatur des 19. und vom Anfang des 20. Jhs [12 Bde]

Die Alten Drucke werden z. Z. mit EDV katalogisiert.

Die Bestände sind in der Bibliographie der gedruckten fremdsprachigen Bohemica aus den Jahren 1501-1800, die als Datenbank in der Hauptbibliothek der Akademie der Wissenschaften in Prag ausgearbeitet wird, verzeichnet.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Archivalien zur Geschichte der Bibliothek werden im Militärhistorischen Archiv [Vojenský historický archiv] im Prager Invalidenhaus (Sokolovská 136, 186 00 Praha 8 - Karlín) aufbewahrt.

4.2 Darstellungen

Janovský, Miroslav: Z historie knihovny Vojenského historického ústavu [Aus der Geschichte der Bibliothek des Militärhistorischen Instituts]. 1970 [mschr.]

Prvodce po fondech a sluzbách Oddelení vedeckých informací Vojenské historické knihovny [Führer durch die Bestände und Dienstleistungen der Abteilung für wissenschaftliche Informationen der Militärhistorischen Bibliothek]. Praha 1974

Kruzík, František: Z historie knihovny Vojenského historického ústavu [Aus der Geschichte der Bibliothek des Militärhistorischen Instituts]. In: Historie a vojenství [Geschichte und Militärwesen] 42 (1993) Nr. 2, S. 111-125

Krejcíková, Milena: K výstave Vojenské tisky z období renesance a baroka [Zur Ausstellung der Mi-

litärdrucke aus der Zeit der Renaissance und des Barock]. In: Ctenár [Der Leser] 44 (1992) Nr. 10, S. 338-340

Krejcíková, Milena: Výstava Staré vojenské tisky z období renesance a baroka [Ausstellung alter Militärdrucke aus der Zeit der Renaissance und des Barock]. In: Historie a vojenství [Geschichte und Militärwesen] 41 (1992) Nr. 4, S. 190-191

Stand: September 1996

Milena Krejcíková

Ergänzt: Februar 1999

Andrej Romanák


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.