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Milotice [Milotitz]

Schloßbibliothek

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Kurz nach dem Kauf des Schlosses Milotitz im Jahre 1648 durch Graf Gabriel Serényi (1598-1664) und seine Gemahlin Elisabeth Zahrádecká von Zahrádek (<

 †1665) wurde der
Grundstein der Bibliothek gelegt. Eine wesentliche Erweiterung der Sammlung fand unter ihrem Urenkel Karl Joseph Serényi (1748-1805) statt. Das Schloß und seine Bibliothek erbte seine Tochter Christine (†1819), verheiratet mit dem französischen Grafen Gabriel Choiseul d'Aillecourt (†1840). Aus dieser Zeit stammt die Mehrzahl der französischen Werke. Ihre Tochter Paulina Franzisca Choiseul d'Aillecourt (1808) war verheiratet mit Graf Johann Franz von Hardegg (1799-1854). Deren Tochter Mariel Aloisie von Hardegg (1831-1919) war seit 1849 verheiratet mit Graf Karl Maximilian von Seilern und Anspang (1825-1905).

1.2 Die Grafen von Seilern und Anspang ergänzten die Bibliothek durch einen Teil ihrer Sammlung aus dem mährischen Schloß Lešná [Löschna] bei Lukov. Der Großteil der Bestände der Milotitzer Sammlung geht auf Graf Franz de Paula von Seilern und Anspang (1852-1916) und seinen Neffen, Graf Ladislaus (1886), zurück. Graf Ladislaus ließ für die Bibliothek in den zwanziger Jahren des 20. Jhs neue Bücherschränke anfertigen und die Bestände durch den Archivar Leopold Nopp aus Straznice [Straßnitz] katalogisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Bibliothek unter die Verwaltung des Nationalmuseums in Prag. Heute befindet sie sich im Besitz des Denkmalamtes für Südmähren [Památkovy ústav Jizní Moravy] in Brno [Brünn].

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 14.430 Bde. Darunter sind eine Handschrift, ein Druck des 16. Jhs sowie annähernd 1000 Bde des 17. und 18. Jhs. Die restlichen ca. 13.500 Bde stammen aus dem 19. Jh (ca. 8000 Bde) und vom Anfang des 20. Jhs. Etwa 75 bis 80 Prozent des Bestandes sind deutsches Schrifttum. Die Milotitzer Bibliothek gliedert sich in drei Sammlungen: die Empire-Bibliothek, die Kleine Bibliothek und die Große Bibliothek.

2.2 Die Empire-Bibliothek mit ca. 600 Bdn umfaßt vor allem deutsche Belletristik des 19. Jhs und einen Bestand glischer Romane in Tauchnitz-Ausgaben.

2.3 Die Kleine Bibliothek mit ca. 5500 Bdn umfaßt gedruckte Korrespondenz von bedeutenden Persönlichkeiten sowie Memoiren und Biographien. Einen weiteren Teil bilden Detektivromane aus der Zeit der Wende vom 19. ins 20. Jh, Abenteuerromane und Kinderliteratur aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, so z. B. Joachim von Brenners Besuch bei den Kanibalen Sumatras (Würzburg 1894) und Franz Ottos (pseud.) Der Jugend Lieblings-Märchenschatz (Leipzig 1873). Vereinzelt finden sich auch Werke über Wirtschaft sowie Werke, die im Zusammenhang mit der Tätigkeit des Grafen Richard Coudenhove-Kalergi (1894-1972) und seiner paneuropäischen Bewegung stehen. Einige andere Werke haben Bezug zu Mecklenburg, so Julius von Wickedes Herzog Wallenstein in Mecklenburg (Jena, Leipzig und Naumburg 1865).

2.4 Den größten Bestandsanteil in Milotitz hat die Große Bibliothek mit ca. 8330 Bdn. Sie umfaßt Werke vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs, vorwiegend religiösen, katholischen und topographischen Inhalts, sowie zahlreiche Drucke des 19. Jhs. Besonders bemerkenswert ist die Sammlung pomologischer Werke über Obstzucht, Obstkrankheiten und die Verarbeitung von Obst. Weiterhin liegen landwirtschaftliche Publikationen, Werke über Nutzpflanzen, Ackerbau und Tierzucht vor. Es folgen allgemeine naturwissenschaftliche Werke, einschließlich botanischer und chemischer Publikationen. Aus der Medizin finden sich Werke zur Chirurgie und Homöopathie. Kleinere Gruppen bilden Militaria, Gesetzessammlungen, Sprachlehrbücher und Lehrbücher anderer Fächer (vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) sowie Werke zur Geschichte der europäischen Staaten und zur Nationalökonomie.

2.5 Eine Sondergruppe bildet ein separierter Bestand der Musikliteratur mit ca. 300 Titeln (Signaturen 9870-9955, 10971-11097, 11741-11820). Hier finden sich Partituren, Opern, Tanzmusik u. a. von Wagner, Liszt, Dvorák, Schumann, Schubert, Haydn und Czerny. Der Gesamtbestand wird ergänzt durch Kunstpublikationen, graphische Blätter, deutsche Belletristik und Poesie aus dem 19. Jh und eine große Anzahl verschiedener Zeitschriften.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Standortkatalog [erstellt 1959-1960]

Standortkatalog [Nachtrag von 1975]

3.2 Historische Kataloge

Verzeichnis der Bibliothek der Frau Gräfin Hardegg-Choiseul

[19. Jh; Große Bibliothek Signatur 11120]

Seznam knih v milotickém zámku [Bücherverzeichnis im Milotitzer Schloß]

[hschr. und mschr.; vom Beginn des 20. Jhs; Große Bibliothek, Signatur 11121]

Katalog der Bücher im Eckkasten

[Große Bibliothek, Signatur 11122]

Nopp, Leopold: Katalog der gräfl. Seilern'schen Großen Bibliothek im Schlosse zu Milotitz. 1922

[Große Bibliothek, Signatur 11123]

Nopp, Leopold: Katalog der Kleinen Bibliothek. 1922

[Große Bibliothek, Signatur 11124]

Listkový katalog

[in Zettelform; 2 Schatullen; Große Bibliothek, Signatur 11125-11126]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Lifka, Bohumír: Knihovny v Miloticích [Bibliotheken in Milotitz]. In: Milotice. Státní zámek a okolí [Milotitz. Staatsschloß und Umgebung]. Praha 1954, S. 10-12

Kneidl, Pravoslav: Milotice u Kyjova. In: Knihovna Národního musea v Praze [Die Bibliothek des Nationalmuseums in Prag]. Praha 1959, S. 154

Stand: November 1996

Petr Mašek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.