FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Slowenien > Ptuj [Pettau] 

Knjiznica minoritskega samostana

Bibliothek des Minoritenklosters


Adresse. Minoritski trg 1, 2250 Ptuj
Telefon. (02) 776 10 31

Unterhaltsträger. Minoritski samostan [Minoritenkloster] Ptuj
Funktion. Historische Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Philosophie, Rechtswissenschaften, Geschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für Ordensangehörige. Für Forschungszwecke nach Voranmeldung auch interessierten Wissenschaftlern zugänglich. - Öffnungszeiten: keine festen Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung erforderlich. - Von Ljubljana Bahnverbindung bis Pragersko, von dort Bahn- oder Busverbindung bis Ptuj. - Von Ljubljana Fernverkehrsstraße und Autobahn 10 (E 57) Richtung Maribor bis Ausfahrt Slovenska Bistrica, dann Landstraße bis Ptuj. Parkmöglichkeiten auf öffentlichen Parkplätzen in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Minoriten kamen vermutlich bereits im Jahre 1239 nach Ptuj, einigen Quellen zufolge erst in den sechziger Jahren des 13. Jhs. Der erste und für lange Zeit einzige Hinweis auf die Klosterbibliothek findet sich in Bauurkunden des Minoritenguardians und Provinzials Pater Kaspar Dietl aus dem Jahre 1685. In Schematismen des 19. Jhs ist schließlich ein Bibliothekar der Klosterbibliothek Ptuj verzeichnet. Der Geschichtsschreiber und Chronist Ferdinand Reisp erwähnt Mitte des 19. Jhs, daß in der Bibliothek 4000 Bücher aufbewahrt wurden (s. u. 4). Pater Ludvik Pecko, der in damaligen Schematismen als Bibliothekar genannt wird, gilt auch als Gestalter des Katalogs der Minoritenbibliothek aus dem Jahre 1833 (s. u. 3).

1.2 Aus dem Jahresbericht des Steirischen Landesmuseums Joanneum (1898-1901) in Graz geht hervor, daß es im Jahre 1900 aus der Minoritenbibliothek in Ptuj vier Kisten erhielt, die Schriftgut des 15. bis 19. Jhs enthielten. Da Ptuj zur Minoritenprovinz Graz gehörte, veranlaßte der Historiker und Kaplan Matej Slekovec (1846-1903) diesen Transport nach Graz, da dort bessere Aufbewahrungsmöglichkeiten für die wertvollen Bücher bestanden. In der Klosterchronik ist für das Jahr 1931 vermerkt, daß die bereits 1925 in einen funktionsgerechteren Raum verlegte Bibliothek mit neuen Buchkästen und Regalen ausgestattet wurde. Allerdings bestand für neuere Erwerbungen kein Katalog. Obwohl primär für Klosterangehörige bestimmt, war die Bibliothek schon damals für wissenschaftliche Zwecke auch anderen Benutzern zugänglich. Im Jahre 1941 wurden die Ordensbrüder verbannt und das Klostergebäude von deutschen Truppen besetzt. Obwohl im Klosterhof Bücher verbrannt wurden, erlitt die Minoritenbibliothek keine großen Verluste. Durch einen Bombenangriff entstanden 1945 gefährliche Mauerrisse am Gebäude; die Bibliothek wurde jedoch nicht verlegt.

1.3 Die Bibliothek blieb auch nach dem Krieg an ihrem Platz und wurde 1951 als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt; der betreffende Erlaß schützt 4000 Bestandseinheiten und die alten Bücherregale. Die Erschließung und Ordnung der Bibliothek wurde erst 1952 vorgenommen. Dabei wurde Primoz Trubars Version des Neuen Testaments (1557-1561) aufgefunden, das als weltweit vollständigstes erhaltenes Exemplar gilt. Im Jahre 1986 wurde es in der Schweiz restauriert und anschließend der Landes- und Studienbibliothek Ptuj zur Aufbewahrung übergeben. Das Werk war in keinem der vorliegenden Kataloge eingetragen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Nach dem ältesten Katalog von 1744 war der Bestand (858 Bde) in acht Klassen geordnet: (I) Bibel und Theologie (195 Bde), (II) Kirchengeschichte und Kirchenrecht (68 Bde), (III) Zivil- und Staatsrecht (27 Bde), (IV) Philosophie und Naturwissenschaften (56 Bde), (V) Medizin und Asketik (69 Bde), (VI) Predigten und Katechese (177 Bde), (VII) Weltgeschichte (75 Bde), (VIII) Miscellanea (191). Spätere Kataloge weisen eine detailliertere Gliederung auf. Die heutige Aufstellung nach Klassen und Formaten ahmt weitgehend die oben beschriebene nach, ist aber nicht ganz konsequent ausgeführt. Die z. T. erhaltenen Aufstellungsbezeichnungen auf den Buchrücken setzen sich zusammen aus einem Groß- und Kleinbuchstaben für die sachbezogene Beschreibung, einer römischen Ziffer für das Regal und einer arabischen Ziffer für den Platz im Regal. Die Bücher sind mit Hilfe des Bestandsverzeichnisses aus dem Jahre 1952 auffindbar. Ein Großteil des Bestandes ist in lateinischer und deutscher Sprache, vertreten sind aber auch Werke in Italienisch, Französisch, Slowenisch und Kroatisch.

2.2 Nach dem Katalog von 1833 umfaßte die Bibliothek 6 Drucke aus der ersten Hälfte des 16. Jhs, 32 aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, 131 aus der ersten Hälfte des 17. Jhs, 377 aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs, 1013 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh. In dem Bestandsverzeichnis aus dem Jahre 1952 fehlen davon 61 Bücher. Der älteste Druck ist das im Jahre 1515 erschienene Werk In Iohan. Duns Scotum super secundo sent., clarissima commentaria ..., dem einige Fragmente mit reichen Initialen beigebunden sind.

2.3 Inhaltlich sind am stärksten alle Bereiche der Theologie vertreten, gefolgt von der Philosophie und den Naturwissenschaften (z. B. Joannes Baptista Portas De humano physiognomis, um 1580). Die Chemie betrifft Johann Rudolf Glaubers Furni novi philosophici oder Beschreibung einer newerfundenen Distillirkunst (Amsterdam 1650), die Mathematik Giuseppe Moletos L'Efemeridi per anni XVIII (Venedig 1563), die Physik Tractatus de motionibus magnecius ... von Francisco Tertio de Lanis und Joannes Casparius de Cerroni (Graz 1745) und die Astronomie Vincenzo Coronellis Epitome cosmografica, o compendiosa introduttione all' astronomia, geografia e idrografia ... (Köln 1693). Zum historischen Bestand gehören auch Werke einheimischer Autoren wie Johann Weikhard von Valvasor, eine slowenische Bibel (1834) und Franc Veritis Shivljenje svetnikov in Prestavni godovi (1835).

2.4 Da das Kloster über bedeutenden Grundbesitz verfügte, enthielt seine Bibliothek etliche Bücher zur Landwirtschaftskunde sowie insbesondere aus dem 18. Jh Bücher über Fischerei und Imkerei. Das Interesse der Ordensbrüder an der Heilkunde belegen mehrere handschriftliche und gedruckte Werke aus dem Bereich der Medizin. Aus dem 16. Jh findet sich eine deutsche Übersetzung von Celsus' Werk (Mainz 1531), und Hieronymus Cardanus Mediolanensis' Arcana politica, sive de prudentia civili (Leipzig 1673) folgt eine ganze Reihe von medizinischen Werken aus dem 17. und 18. Jh. Unter den Werken zu profaner und sakraler Kunst ist hinzuweisen auf einen unvollständigen Band der Kupferstiche von Pietro Ferreri. Wertvoll ist auch das musiktheoretische Werk Le instituzioni harmoniche ... (Venedig 1558) des bekanntesten Musikers jener Zeit, Giuseppe Zarlino da Chioggia. Den Bestand ergänzen zahlreiche Bücher aus den Bereichen der Sprachwissenschaft, der Schönen Literatur und der Geschichte.

3. KATALOGE

Librorum catalogus integer

[angelegt um 1774; verzeichnet ursprünglich 858 Bde in 8 Gruppen;

 durch Nachträge
steigt der verzeichnete Bestand auf 923 Einheiten; die Einträge berücksichtigen Verfassernamen, Kurztitel und Bandzahl]

Bestandsverzeichnis

[in Bandform; thält 47 Einheiten in insgesamt 137 Bdn; fehlende Überschneidungen mit dem Katalog von 1774 legen nahe, daß es sich um Neuerwerbungen handelt; im Historischen Archiv in Ljubljana aufbewahrt]

Catalogus librorum depositorum in bibliotheca Conventus Petoviensis Ordinis Fratrum Minorum S. Francisci Conventualium

[erstellt 1833 von Ludvik Pecko; alphabetisch nach Autoren geordnet, bei Anonyma nach Schlagwörtern oder nach Titeln; in lateinischer, bei deutschen Titeln dagegen in gotischer Schrift geführt; die Einträge berücksichtigen Verfasser, Buchtitel, Druckort, z. T. auch Herausgeber oder Druckerei, Erscheinungsjahr, Format, Bandzahl, vorhandene Dubletten, Nummer des Bücherkastens (römische Ziffer), Nummer des Regals (römische Ziffer), Buchnummer innerhalb der Sachgruppe (arabische Ziffer); verzeichnet 1637 Bücher in 45 ungenau umrissenen Sachgruppen, was eine inkonsistente Aufstellung zur Folge hat]

Alphabetischer Bücher-Katalog ...der Bibliothek der Minoriten-Conventuales in Pettau

[geführt 1836 bis Ende 1838; verzeichnet nur 22 Werke, vorwiegend aus den dreißiger Jahren des 19. Jhs]

Bestandsverzeichnis

[mschr.; erstellt 1952; 4858 Einträge]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Reisp, Ferdinand: Pettau, Steiermarks älteste Stadt und ihre Umgebung. Graz 1858

Emeršic, Jakob: Minoritska knjiznica na Ptuju [Die Minoritenbibliothek in Ptuj]. Sostro 1989

Stand: Oktober 2000

Stanislav Bahor


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.