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Universitätsbibliothek der Montanuniversität

Adresse. Franz-Josef-Str. 18, 8700 Leoben [Karte]
Telefon. (03842) 402-276
Telefax. (03842) 46 380
Bibliothekssigel. <36>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Funktion. Öffentliche wissenschaftliche Bibliothek für Lehrende und Studierende der Universität sowie für alle einschlägig Interessierten.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Berg- und Hüttenwesen einschließlich der Hilfswissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Grubenkarten, Graphiken.
Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und 13-17 Uhr; in den Sommerferien 9-12 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergeräte, Mikrofilm-Lesegeräte, PC.
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindung ab Wien/Südbahnhof bis Leoben, Fußwegnähe vom Bahnhof (5 Minuten). - A 2 bis Seebenstein, S 6 bis Leoben.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1840 wurde in Vordernberg die Steiermärkisch-ständische Montan-Lehranstalt gegründet. Um den Aufbau einer Büchersammlung machte sich Peter Tunner, der Gründer der Lehranstalt, verdient. Er trat an die Bibliothek des Joanneums in Graz heran, um von dort einschlägige Werke als Leihgaben für Vordernberg zu erhalten, was auch positiv beantwortet wurde. Doch die Bücher blieben de facto aus. So setzte sich der anfängliche Bestand der Bibliothek aus Werken der Privatbibliothek Erzherzog Johanns, des Initiators der Lehranstalt, und Schenkungen von Peter Tunner (1809-1897) zusammen. Die ersten Lehrbücher der Bergbaukunde und des Eisenhüttenwesens schrieben die Eleven selbst und lithographierten diese auch. Universitätsbibliothek der Montanuniversität

1.2 Das erste Inventar der Bibliothek wurde 1849 angelegt, als die Lehranstalt nach Leoben übersiedelte. Das Übergabeprotokoll an den Staat verzeichnete 252 Werke in 575 Bdn, darunter 13 Zeitschriften und Periodika in 191 Bdn. Durch das Fehlen kontinuierlicher Aufzeichnungen aus dem 19. Jh kann man die Entwicklung des Buch- und Zeitschriftenbestandes nur bruchstückhaft beleuchten. Es muß aber vor 1849 schon eine Bibliothek im eigentlichen Sinn gegeben haben, da das Übergabeinventar bereits von einem Bibliothekszimmer spricht. 1851 wird eine Lehranstaltsbibliothek in einer Ministerialverordnung erwähnt, im Organisationsplan der Lehranstalt aus demselben Jahr wird eine Bibliothek dezidiert als Hilfsmittel für Unterricht und Ausbildung angesprochen.

1.3 Die Bibliothek war dem Direktor der Lehranstalt (später Bergakademie) unterstellt, der auch über den Literaturankauf bestimmte. Da Leoben nur einen Buchhändler aufzuweisen hatte, wurden zwei Wiener Buchhändler gebeten, Ansichtssendungen nach Leoben zu schicken. Bei den Zusammenkünften des Professorenkollegiums wurden die Bücher für den Kauf ausgesucht. Die Dotierung der Bibliothek war in den ersten Jahrzehnten bescheiden. So konnte man in den Jahren 1846 und 1847 zusammen mit der Laboreinrichtung nur 180 Gulden ausgeben. Erst in den siebziger Jahren des 19. Jhs stieg die jährliche Dotation für die Bibliothek an, sodaß nunmehr neben der aktuellen Fachliteratur mitunter auch wertvolle historische Werke angekauft werden konnten, u. a. das berühmte Schwazer Bergbuch, eine illuminierte Hs. des 16. Jhs.

1.4 Der Großteil der montanhistorisch bedeutenden Literatur kam aber durch Schenkungen der Professoren an die Bibliothek. Prof. Peter Tunner legte nicht nur den Grundstein zur Bibliothek, sondern stiftete nach seinem Ausscheiden aus der Bergakademie auch wertvolle Bücher. Nach seinem Tod übergaben seine Söhne der Bibliothek nochmals zahlreiche Werke. Wichtige Bergordnungen, die zu den ältesten Leobener Beständen zählen, sind ein Geschenk von Prof. Albert Miller von Hauenfels (1818-1897). Darüber hinaus kamen vom Revierbergamt Leoben (heute Berghauptmannschaft) und der Obersten Bergbehörde montanhistorisch wertvolle Bücher.

1.5 Der Schwerpunkt der Literaturerwerbungen lag immer beim aktuellen Bedarf, wobei vorwiegend deutschsprachige Fachliteratur angekauft wurde. Doch legte man schon im 19. Jh großen Wert auf den historischen Bestand, den man zu ergänzen versuchte; eine Tendenz, die bis heute aufrechterhalten wird. Ausdruck dieses Bemühens ist die Montanhistorische Literatur- und Bilddokumentation (s. u. 3.2), die diese Bestände gesondert erschließt.

1.6 Neben der im Rahmen des eigentlichen Sammlungsauftrages erworbenen Literatur sind im Laufe der Zeit auch andere Objekte in den Besitz der Bibliothek gelangt, so vor allem eine große Sammlung von Grubenkarten des 18. und 19. Jhs (s. u. 2.9), Gemälde und Druckgraphik, kunstgewerbliche Objekte, Münzen und Medaillen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 220.000 Bdn weist die Hauptbibliothek rund 7000 Titel aus der Zeit bis 1900 auf. Davon stammen 8 aus dem 16. Jh (darunter eine wertvolle Hs. aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs), 40 aus dem 17. Jh, ca. 210 aus dem 18. Jh und rund 6740 aus dem 19. Jh. Die z. T. sehr interessanten Bestände an den Instituten sind derzeit noch nicht erfaßt. Die Zahlenangaben basieren auf der Titelzählung anhand des Standortkataloges.

2.2 Ca. 6000 Werke liegen in deutscher Sprache vor. Der Rest verteilt sich auf Französisch, Englisch und Italienisch. Hervorzuheben sind wichtige Werke speziell zum Eisenhüttenwesen in skandinavischen Sprachen. Die älteste laufende Zeitschrift, die Jernkontorets Annaler (seit dem 1. Jg. 1817), ist schwedisch.

Systematische Übersicht

2.3 Den Hauptbestand bilden 2292 Werke zum Berg- und Hüttenwesen. Sie umfassen Bergbauwissenschaft, Markscheidewesen, Metallhüttenwesen, Eisenhüttenwesen und Bergrecht. Diese Abteilung enthält mit 8 Titeln aus dem 16. Jh und 36 aus dem 17. Jh die ältesten Bestände. 108 Werke stammen aus dem 18. Jh, 2140 aus dem 19. Jh. Von den Titeln des 16. bis 18. Jhs behandeln 46 das Bergwesen. 49 sind bergrechtliche Werke, darunter Bergordnungen, z. B. die Bergkordnung der Niderösterreichischen Lannde (Wien 1553), die u. a. die 44-Stunden-Woche für Bergleute festlegte. Zum Hüttenwesen gibt es 37 bis 1800 erschienene Titel, zum Markscheidewesen 20, darunter das grundlegende Werk Geometria subterranea (1686) des Nicolaus Voigtel, der als erster die Brüche, die durch die 8-Teilung des Lachters tstanden, in Dezimalbrüche umwandelte. Eine Besonderheit innerhalb der markscheiderischen Literatur bildet auch das in einer Abschrift aus dem 19. Jh vorliegende Zugbuch des Leonhard Waldner (1570), das eine wichtige Quelle zum Goldbergbau in den Hohen Tauern darstellt. Vannoccio Biringuccios umfassendes technologisch metallurgisches Lehrbuch De la pirotechnia (Venedig 1550) gibt einen ausgezeichneten Überblick über den Stand der Technik zu Beginn des 16. Jhs. Von besonderer Bedeutung sind außerdem die 3 Ausgaben des Bergwerksbuches von Georg Agricola (De re metallica libri XII, Basel 1561; Vom Bergkwerch XII Bücher, Basel 1557 und 1621). Erwähnenswert ist ferner die Sarepta des Johann Mathesius (Nürnberg 1571), eine Sammlung von 16 Predigten, in denen der Pfarrer der böhmischen Bergstadt Joachimsthal die Gläubigen von der Kanzel aus in die Grundzüge der Bergbaukunst einweiht. 2126 Titel dieser Abteilung sind deutschsprachig, 68 französisch, 52 englisch.

2.4 Annähernd gleich umfangreich sind mit 2017 Titeln die Geowissenschaften vertreten, die im 19. Jh oft zu den Bergbauwissenschaften gezählt wurden. 1979 Drucke stammen aus dem 19. Jh, 37 aus dem 18. Jh, einer erschien im 17. Jh. Die Drucke sind überwiegend deutschsprachig, 78 französisch, 51 englisch, 15 italienisch. Es finden sich Werke zur Mineralogie, Geophysik, Prospektion, Paläontologie, Lagerstättenlehre und Geologie, darunter Jean André Lucs Physisch-moralische Briefe über die Berge, und die Geschichte der Erde und des Menschen, an Ihre Majestät die Königin von Grossbritannien (1778).

2.5 Bei den Grund- und Hilfswissenschaften entfallen 632 Titel auf Physik, Bauwesen, Mechanik und Maschinenbau, das sind etwas mehr als 10 Prozent des Gesamtbestandes zu diesen Bereichen. Es handelt sich vornehmlich um deutschsprachige Literatur aus dem 19. Jh; 9 Drucke sind aus dem 18. Jh. Zu Mathematik, Geometrie und Geodäsie sind 574 Werke vorhanden (2 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 558 aus dem 19. Jh). 430 Titel (7 aus dem 18. Jh und 423 aus dem 19. Jh) gibt es zur Chemie.

2.6 379 Titel gehören zu den Bereichen Wärmetechnik, Energiewirtschaft, Köhlerei und Forstwesen. Die Abteilung thält fast ausschließlich deutschsprachige Werke aus dem 19. Jh, von denen ein namhafter Teil aus einer zu Ende des 19. Jhs durch einen ehemaligen Schüler getätigten Schenkung stammt.

2.7 Auf Wirtschaftswissenschaften, Statistik und Sonstiges tfallen 581 Titel (9 aus dem 18. Jh, 572 aus dem 19. Jh). Weiters sind 60 Wörterbücher und Lexika vorhanden sowie - für eine technisch ausgerichtete Bibliothek relativ umfangreiche - Sammlungen von Reisebeschreibungen und Ausstellungsberichten. Sie umfassen 94 Titel (11 aus dem 18. Jh, 83 aus dem 19. Jh). 82 Werke liegen in deutscher, 7 in italienischer und 5 in glischer Sprache vor. Hervorgehoben seien die Berichte von Belsazar Hacquet de la Motte (Reise durch die norischen Alpen physikalischen und andern Inhalts unternommen in den Jahren 1784 bis 1786, 1791), die bahnbrechend waren für die Geologie der Ostalpen, aber auch für die Alpinistik und die Volks- und Völkerkunde.

2.8 Besonders zu erwähnen ist ferner das Schwazer Bergbuch, eine illuminierte Hs. aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, in der die Verhältnisse im Silberbergbau in Schwaz (Tirol) eingehend beschrieben werden. So finden sich bergrechtliche Vorschriften, Anleitungen zur bergmännischen Arbeit, Berichte über die Aufgaben der landesherrschaftlichen Beamten und deren Verhältnis zu den gewerkschaftlichen Arbeitern. Ebenso werden die soziale Lage und die Entlohnung der Bergleute geschildert. Das Leobener Exemplar dürfte eine Abschrift vom Ende des 16. Jhs sein. Als Entstehungsjahr des ersten Exemplars ist 1556 anzunehmen. Darüber hinaus ist noch auf die handschriftlichen Berichte der Bergeleven über Exkursionen im Rahmen des Studienbetriebes durch ganz Europa aus den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Lehranstalt hinzuweisen. Sie bilden eine wichtige Quelle sowohl für die Geschichte der Montanuniversität als auch für die Montangeschichte im allgemeinen.

Sondersammlung

2.9 Die Universitätsbibliothek besitzt rund 350 Grubenkarten und Pläne von Bergbauanlagen und Hüttenwerken aus den ehemaligen Kronländern der Monarchie. Sie bilden neben den Grubenkartenbeständen des Hofkammerarchivs in Wien den umfangreichsten erschlossenen Bestand. Der Großteil der Karten stammt von der Obersten Bergbehörde in Wien und wurde im Jahre 1972 durch Peter Sika und Franz Kirnbauer erfaßt und dokumentiert. Neben ihrem topographischen Wert sind die mit großer Kunstfertigkeit gezeichneten Kartuschen der Karten wichtige Bildquellen zur Montankultur. So zeigt z. B. die Grubenkarte des Blauen Erbstollens bei Zuckmantel in Böhmen aus dem Jahre 1768 neben einer Darstellung des Geländes sechs ziehende Markscheider bei ihrer Arbeit (OB 254). Eine andere bemerkenswerte Karte ist die Darstellung der Wasserklause von Idria aus dem Jahre 1796, auf der in manieristischer Zeichnung die teilweise eingerollten Pläne eines Dammes auf einer Holzplatte gezeigt sind, über die Ameisen, Fliegen und Bienen kriechen (OB 317).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; 1950 ff., erstellt nach PI]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

Standortkatalog

[in Zettelform; nach Numerus currens, ersetzt das Eingangsjournal]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Moderner Sonderkatalog

Montanhistorische Literaturdokumentation

[in Zettelform; erschließt einen Großteil des historischen Buch- und Zeitschriftenbestandes. 1962 begonnen, umfaßt sie mittlerweile rund 50.000 Eintragungen zur Geschichte des Berg- und Hüttenwesens, zur Montankultur, zum Bergrecht und zum montanistischen Ausbildungswesen. Der Schwerpunkt der Literatur liegt bei den ehemaligen Kronländern der Monarchie, doch wird jeder historische Artikel erfaßt. Dokumentationsgrundlagen sind neben den bibliothekseigenen Büchern und Zeitschriften auch alle einschlägigen Titel in der Österreichischen Historischen Bibliographie, die zumindest als Kopie in der Bibliothek aufgestellt sind.]

3.3 Historische Kataloge

Bandkatalog von 1899

[hschr. verfaßt von Amanuensis Johann Doringer; mit Autoren- und Sachregister]

Kreuzkatalog

[in Zettelform; 1902 fertiggestellt, angelegt nach den altösterreichischen Beschreibungsvorschriften]

Systematischer Katalog

[Bandkatalog; 1914 erstellt]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Sitzungsberichte des Professorenkollegiums [seit den neunziger Jahren des 19. Jhs nahezu vollständig vorhanden, müssen noch aufgearbeitet werden]

4.2 Darstellungen

Jontes, Lieselotte: Zur Geschichte der Universitätsbibliothek Leoben. In: Biblos 27 (1978) Heft 3, S. 266-274

Kroller, Franz: Die Bibliothek der Montanistischen Hochschule Leoben. In: Biblos 11 (1962) Heft 1, S. 16-23

Kube, Otto: Die Bibliothek der Montanistischen Hochschule. In: Die Montanistische Hochschule Leoben 1849-1949. Festschrift zur Jubelfeier ihres hundertjährigen Bestandes in Leoben. Wien 1949, S. 123-127

Lube, Manfred: Die Universitätsbibliothek. Bestandsentwicklung und organisatorische Veränderungen seit 1849. In: Friedwin Sturm (Hrsg.): 150 Jahre Montanuniversität Leoben. Graz 1990, S. 169-184

Sika, Peter: Zur neueren Entwicklung der Universitätsbibliothek der Montanuniversität Leoben 1958-1978. In: Biblos 27 (1978) Heft 2, S. 275-281

Sika, Peter: Bedeutung der montanhistorischen Literatur- und Bilddokumentation an der Universitätsbibliothek der Montanuniversität Leoben für die montangeschichtliche Forschung. In: Beiträge zur eisengeschichtlichen Forschung in Österreich, Leobner Grüne Hefte N.F. 6 (1986) S. 143-150

Stand: Mai 1992

Lieselotte Jontes


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.