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Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica

Adresse. Ludwigstr. 16, 80539 München; [Karte]
Postfach 34 02 23, 80099 München
Telefon. (089) 2 86 38-382
Telefax. (089) 28 14 19
Bibliothekssigel. <B 220>

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Institutsbibliothek für die Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica, für Wissenschaftler zugänglich. Sammelgebiet. Mittelalterliche Geschichte im europäischen Kontext.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegeräte, Reader-Printer, Kopiergeräte, On-line-Zugriff auf den Bayerischen Verbund, CD-ROM-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung empfehlenswert. Die Bibliothek befindet sich im Haus der Bayerischen Staatsbibliothek. U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie U4 oder U5) bis Haltestelle Odeonsplatz, von dort U-Bahnverbindung (Linie U3 oder U6) bis Haltestelle Universität. Keine Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die im Jahre 1819 gegründeten Monumenta Germaniae Historica (MGH), deren Aufgabe die Edition der Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters war, verfügten bis zum Jahr 1909 nur über eine relativ kleine, knapp 2000 Titel umfassende Handbibliothek. Erst nachdem im Jahr 1909 die Bibliothek des Münchener Mittellateiners Ludwig Traube (1861-1907) durch Schenkung hinzukam, kann man von einer wirklichen Bibliothek der MGH sprechen. Die Traube-Bibliothek, die nach Ausweis des erhaltenen Kataloges knapp 7000 Titel umfaßte, deckte besonders die Bereiche der Hilfswissenschaften und der klassischen und mittellateinischen Philologie ab. 1912 konnte eine weitere Gelehrtenbibliothek, die des Mitglieds der Zentraldirektion der MGH, Oswald Holder-Egger (1851-1911), erworben werden. Sie enthielt nach dem erhaltenen Katalog insgesamt etwa 2500 Titel, von denen allerdings nur etwa 1700 in den Besitz der MGH gelangten. Der Schwerpunkt dieser Sammlung lag besonders auf der Geschichte des Deutschen Reiches, so daß sich die beiden Gelehrtenbibliotheken, deren Bestände überwiegend aus dem 19. Jh stammten, inhaltlich gut ergänzten.

1.2 Danach gelangten keine größeren geschlossenen Bestände mehr in die Bibliothek. Ständig wurden jedoch auf dem Antiquariatsmarkt Titel erworben, die das Sammelgebiet unmittelbar berührten. Ab 1961 wurde mit Hilfe von Drittmitteln (zunächst durch die Thyssen-Stiftung, dann durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft) eine systematische Lückenergänzung betrieben, die zu einem beträchtlichen Teil ältere Werke einschloß, häufig auch in Form von Xerokopien oder Mikroverfilmungen. Von den insgesamt bis 1990 erworbenen 1118 Titeln stammen 327 (ca. 30 Prozent) aus der Zeit vor 1900. Die Bibliothek hat heute einen Bestand von 85.000 Bdn, von denen etwa die Hälfte nach 1950 erworben wurde.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Ausgezählt wurden nur die Kataloge zur Traube- und Holder-Egger-Bibliothek sowie das Accessionsverzeichnis der seit 1961 mit Drittmitteln erworbenen Titel. Im übrigen beruhen die Angaben auf Schätzungen, denen allerdings eine recht genaue Kenntnis des Bestandes zugrunde liegt. Aufgrund dieser Quellen wurde nach Titeln gezählt. Eine Auszählung des Systematischen und des Alphabetischen Katalogs war nicht möglich, Hochrechnungen aus Teilzählungen hätten bei der unterschiedlichen Pflege einzelner Bereiche ein eher unrichtiges Bild vermittelt. Einzelne Stichproben haben das mitgeteilte Bild bestätigt.

2.2 Verbunden mit den wechselnden Schwerpunkten der im Institut bearbeiteten Texte wurden auch die einzelnen Bereiche mit unterschiedlicher Intensität und Vollständigkeit gesammelt, selbst wenn sich seit den letzten Jahrzehnten die Bibliothek mehr und mehr als eine das gesamte europäische Mittelalter berücksichtigende Spezialbibliothek versteht. So wurden stets Erwerbungen historischer Bestände an ihrer augenblicklichen Notwendigkeit für die Geschichtswissenschaft gemessen. Das heißt, die ältere Literatur muß noch einen wissenschaftlichen Wert haben, und ältere Editionen dürfen nicht durch neuere Textausgaben überholt sein. Aus rein antiquarischen oder rein wissenschaftsgeschichtlichen Gründen gelangen nur äußerst selten Titel in die Bestände der Bibliothek.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der historische Bestand dürfte bei etwa 13.000 Titeln liegen (Gesamtbestand ca. 85.000 Bde). Der größte Teil stammt aus dem 19. Jh. Es liegen 4 Inkunabeln vor; aus dem 16. Jh stammen etwa 200 und aus dem 17. und 18. Jh jeweils etwa 300 Titel.

2.4 Da die Quellen der mittelalterlichen Geschichte überwiegend in lateinischer Sprache vorliegen, ist der größte Teil der historischen Bestände in dieser Sprache abgefaßt. Lediglich aus dem 19. Jh finden sich nennenswerte Bestände in deutscher, italienischer, französischer oder englischer Sprache, wobei zwischen der Sprache, in der Einleitungen, Kommentare etc. verfaßt sind, und der Sprache des Hauptteils der Ausgabe differenziert werden müßte. Etwa die Hälfte der historischen Bestände stammt aus dem Gebiet Deutschlands, etwa 25 Prozent aus Italien, etwa 15 Prozent aus Frankreich, 5 Prozent aus England und der Rest aus anderen Ländern. Daneben sind noch die Textausgaben griechischer klassischer Autoren und der griechischen Kirchenväter zu berücksichtigen, wobei der Bestand 700 Titel kaum überschreitet und im allgemeinen aus gängigen Editionen des 19. Jhs besteht.

Systematische Übersicht

2.5 Die folgende Beschreibung orientiert sich an der in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jhs hausintern entwickelten Systematik, folgt ihr allerdings nicht immer. Insbesondere werden Systemstellen mit geringem historischem Bestand übergangen.

2.6 Zeitschriften sind nur in kleiner Zahl vorhanden; es sind gängige Titel aus dem 19. Jh. An Wörterbüchern liegen etliche verbreitete Titel aus dem 19. Jh vor. Aufgrund der quellenkundlichen Orientierung der MGH ist eine große Zahl von Bibliothekskatalogen und verwandten Schriften aus dem 18. und 19. Jh vorhanden, überdies Beschreibungen von Bibliotheksreisen aus dem gleichen Zeitraum. Den Schwerpunkt bilden jedoch die Beschreibungen der lateinischen Hss., so daß in einigen Fällen nur die betreffenden Bände der jeweiligen Kataloge anzutreffen sind. Im Bereich der lateinischen Handschriftenkataloge wird auch weiterhin Wert auf möglichst große Vollständigkeit gelegt; Lücken werden nach Möglichkeit ergänzt.

2.7 Für folgende Bereiche der Kirchengeschichte sind umfangreichere historische Bestände vorhanden: Quellen und Sekundärliteratur zur Papst- und Ordensgeschichte sowie zur Kirchengeschichte einzelner Länder und Bistümer. Bei letzteren liegt der Schwerpunkt auf dem Deutschen Reich und Reichs-Italien. Hier wird Wert darauf gelegt, Lücken zu ergänzen, sofern nicht neuere Editionen des Quellenmaterials vorliegen. In der kirchlichen Rechtsgeschichte ist der Bestand an Werken des 16. Jhs ungewöhnlich hoch, da viele dieser Texte seither nicht mehr gedruckt wurden. Unter den theologischen Texten bis zum Ende der Frühscholastik finden sich dagegen nur geringe historische Bestände, wie übrigens auch im Bereich der Ketzergeschichte, die erst ab der zweiten Hälfte dieses Jhs gesammelt wurde. Eine Ausnahme bildet die Patristik, hier findet sich besonders für das 19. Jh eine große Zahl von Ausgaben, die allerdings weit verbreitet sind.

2.8 Zur Geschichte des Deutschen Reiches und seiner Regionen liegen reichhaltige historische Bestände vor, da die Herausgabe der Quellen zur Geschichte des Deutschen Reiches die Hauptaufgabe der MGH war und ist. Allerdings sind insbesondere Ausgaben von Texten, die im 19. Jh ediert wurden, nur noch unvollständig oder in Xerokopie vorhanden, da sie als sogenannte " Manuscriptexemplare" verwendet wurden. Bei der Erstellung einer kritischen Ausgabe wurden für die Kollation von Hss. eines überlieferten Textes vorhandene Druckausgaben, auch solche aus dem 17. und 18. Jh, benutzt; dabei wurden am Rand oder zwischen den Zeilen die handschriftlichen Abweichungen vom gedruckten Text vermerkt. Noch heute sind in der Bibliothek etliche dieser editionsgeschichtlich wertvollen Zeugnisse vorhanden. Ein beträchtlicher Teil dieser Exemplare wanderte allerdings als Druckvorlagen in die Druckereien und ist heute nicht mehr verfügbar. Die Lücken sind größtenteils durch Xerokopien geschlossen worden.

2.9 Im Bereich " Erzählende Quellen" finden sich reichhaltige und teilweise auch historische Bestände, besonders für die Reichsgeschichte, aber auch für die Regional- und Lokalgeschichte. Dies ist besonders dann der Fall, wenn ein reichsgeschichtlicher Bezug gegeben ist, wie etwa bei Reichsklöstern oder Reichsstädten. Bei den " Urkundlichen Quellen" ist die ausgezeichnete Sammlung von Urkundenbüchern zu erwähnen, die einen beträchtlichen Teil von teilweise seltenen Drucken aus dem 19. Jh enthält. Ein nicht geringer Teil liegt nur in Xerokopie oder Nachdrucken vor. Bei der Sekundärliteratur ist der Anteil an historischem Bestand deutlich geringer als bei den Quellen. Primär handelt es sich um grundlegende größere Darstellungen aus dem 19. Jh, die sich häufig finden. Vereinzelt sind auch seltenere lokalgeschichtliche Studien anzutreffen, die mehr zufällig (Tausch, Geschenk, Nachlässe) in die Bibliothek gelangten.

2.10 Die Bestände zur Geschichte der europäischen Nationen außerhalb des deutschen Reiches sind nach Ländern aufgeteilt. Für Italien, besonders Reichs-Italien, findet sich eine beträchtliche Zahl von Editionen aus dem 19. Jh, vornehmlich Urkundenbücher und erzählende Quellen ein Bestand, der systematisch aufgebaut wurde. Besonders für die norditalienischen Städte liegen auch seltenere Darstellungen vor. Für den Bereich des Königreichs Sizilien sind besonders für die Epoche der Herrschaft der Staufer (13. Jh) umfangreichere Bestände vorhanden. Für Frankreich sind die historischen Bestände deutlich geringer und betreffen hauptsächlich Urkundenbücher. Die historischen Bestände zu England sind eher gering, selbst wenn einige große Editionswerke aus dem 18. und 19. Jh vorhanden sind. Diese Ausgaben wurden nicht systematisch gesammelt. Der Anteil an historischen Beständen zu den übrigen europäischen Ländern dürfte 3 bis 5 Prozent nicht überschreiten und hat eher zufälligen Charakter.

2.11 Der Bereich der mittelalterlichen Philosophie wird - sofern sie nicht Theologie ist nur am Rande und in den wichtigsten Texten gepflegt. Historische Bestände finden sich hier nur in geringem Umfang. Im Bereich der Klassischen Philologie liegt der Altbestandsanteil mit fast 90 Prozent von allen Bereichen am höchsten. Der größte Teil stammt jedoch aus der Bibliothek Traube und wurde seither kaum mehr ergänzt. Es handelt sich um gängige Editionen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, mit vereinzelten Ausgaben aus dem 16. bis 18. Jh, deren Zahl aber kaum mehr als 200 betragen dürfte. Zur Mittellateinischen Literatur liegt aus den Beständen der Bibliothek Traube eine nahezu vollständige Sammlung der Editionen und der Sekundärliteratur des 19. Jhs vor; auch für die früheren Jahrhunderte finden sich etliche Drucke. Zur sonstigen (volkssprachigen) Literatur des Mittelalters sind nur sehr geringe historische Bestände vorhanden, meist gängige Textausgaben.

2.12 Zur Rechts- und Verfassungsgeschichte findet sich nur ein kleiner Altbestand, überwiegend gängige Editionen aus dem 19. Jh und Standarddarstellungen. Lediglich zu den Volksrechten und zum Sachsen- und Schwabenspiegel ist der Bestand reichhaltiger. Für das Kirchenrecht gilt dies nicht (s. o. 2.7).

2.13 Durch die Bibliothek Traube ist ein umfangreicher und sehr wertvoller Altbestand zu den historischen Hilfswissenschaften in die Bibliothek gelangt. Dies betrifft vor allem die Paläographie und die Diplomatik mit einer exzellenten Sammlung von Tafelwerken im Lichtdruckverfahren oder in Kupferstichen. Überwiegend stammt dieser Bestand aus dem 19. Jh, doch auch Werke aus den übrigen Jahrhunderten sind in nicht geringer Anzahl vertreten. Die übrigen Hilfswissenschaften (Chronologie, Sphragistik, Heraldik) sind deutlich schwächer besetzt.

2.14 Zur Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte sind aus der Bibliothek Traube knapp 900 Titel zu verzeichnen; die Sachgruppe ist weiter gepflegt worden und enthält auch seltenere Stücke.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [in Kartenform, nach einem internen Regelwerk (Elemente aus PI, den alten Regeln der Bayerischen Staatsbibliothek und RAK) mit besonderem Schwergewicht der Haupteintragung mit bzw. unter dem Einheitssachtitel]

Elektronischer Katalog der Neuerwerbungen

[ab 1990]

Zeitschriftenverzeichnis

Systematischer Katalog

[im Haus entwickelte Systematik, in Zettelform]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Alle wichtigen Quellen zur Geschichte der Bibliothek befinden sich im Monumenta-Archiv, das bei den Monumenta selbst aufgestellt ist. Leider sind die die Bibliothek betreffenden Akten von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht in separaten Faszikeln vorhanden, sondern finden sich unter den verschiedensten Aktenbeständen. Wichtige Quellen für die historischen Bestände sind die hschr. Kataloge der Traube- und der Holder-Egger-Bibliothek.

4.2 Darstellungen

Martin, Norbert: Die Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica. In: Bibliotheksforum Bayern 19 (1991) S. 287-294

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Neuerwerbungsliste. Monumenta Germaniae Historica. Bibliothek [halbjährlich ab 1990, in Xerokopie vervielfältigt]

Stand: April 1992

Norbert Martin


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.