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Bibliothek der Museen der Stadt Arnstadt

Adresse. Schloßplatz 1, 99310 Arnstadt [Karte]
Telefon. (03628) 60 29 32 und 60 29 33

Unterhaltsträger. Stadt Arnstadt
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zur Geschichte der Stadt Arnstadt, Schwarzburgica (Geschichte des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen, besonders der Oberherrschaft), Literatur zur Barockzeit, über Porzellan und zur Geschichte des Puppenhauses.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-14 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Vom Hauptbahnhof Arnstadt Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) in Richtung Schloßpark (Museum ausgeschildert). A 4 (E 40), Ausfahrt Arnstadt. Parkplatz Wollmarkt (5 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek befindet sich im Schloßmuseum Arnstadt, das im Neuen Palais zu besichtigen ist. Dieses Gebäude, eine Dreiflügelanlage, wurde im Auftrag des Fürsten Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen (1678-1740, reg. seit 1720) als Wohn- und Witwensitz für seine Gemahlin Elisabeth Albertine (1693-1774) von 1729 bis 1735 erbaut und diente zeitweilig als Wohnsitz für die Mitglieder des Fürstenhauses.

1.2 1894 erwuchs aus einem " Altertumskränzchen" die Arnstädter Museumsgesellschaft, in der sieben weitere städtische Vereine, u. a. die Literarische Vereinigung, der Sprachverein und der Wissenschaftliche Verein als korporative Mitglieder vertreten waren. " In Verbindung mit den städtischen Behörden" bezweckte sie, " eine Sammlung von Gegenständen zu schaffen, welche für die politische Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte sowie das Gewerbe Arnstadts und seiner Umgebung von Bedeutung" waren (Satzung von 1894, Paragraph 1). Durch diesen Fundus sollte die heimatkundliche Forschung angeregt werden.

1.3 Schon ein Jahr später gelang es der Museumsgesellschaft, mit Unterstützung des Magistrats ein Heimatmuseum ins Leben zu rufen, das mit einer Bibliotheksgründung verbunden war. Der Magistrat, die Mitglieder der Museumsgesellschaft, Bürgerinnen und Bürger der Stadt und das Fürstenpaar hatten durch Schenkungen die Neugründung möglich gemacht. Aus der Provenienz des Fürsten Carl Günther von Schwarzburg-Sondershausen (1830-1909, reg. seit 1880) gelangten über 60 Werke zur thüringischen Geschichte, Huldigungsschriften, Predigten, Karten und Prospekte in die Bibliothek, während seine Gemahlin Marie (1845-1930) dem Museum Ausstellungsgegenstände stiftete. 1896 erhielt die Bibliothek eine Anzahl wertvoller Drucke des 18. Jhs von dem Hamburger Kaufmann Adolph Brömel, Mitglied der Museumsgesellschaft. Seit Beginn übernahm die Museumsbibliothek Literatur aus der 1876 gegründeten Volksbibliothek.

1.4 1896 enthielt die Büchersammlung im Bibliothekszimmer, wie aus den Inventarbüchern des Museums hervorgeht, etwa 250 " Werke aller Art über Arnstadt, Schwarzburg, Thüringen, Arnstädter Drucke u.s.w., darunter die älteste Arnstädter Zeitung". Seit 1898 waren Museum und Bibliothek im Ostflügel des Rathauses untergebracht. 1902 bildeten die aus dem Vermächtnis des Schriftführers der Museumsgesellschaft, Rektor a. D. Archivrat Hermann Schmidt (1828-1900), herrührenden Bücher und Manuskripte eine besondere Abteilung. 1905 wurde die Bibliothek von der Verwaltung der Museumsgesellschaft getrennt. In den folgenden Jahren war Oberlehrer Louis Hermann Planer (1862-1914) nebenamtlich für Bibliotheksbelange zuständig. Bis in die dreißiger Jahre wurde die Öffentlichkeit regelmäßig durch die Tagespresse über Neuzugänge informiert.

1.5 1913 wurde die ältere Arnstädter Gymnasialbibliothek (gegr. Ende 16. Jh) der neugegründeten Fürstl. Landesbibliothek Sondershausen zugewiesen, doch finden sich zahlreiche Arnstädter Drucke aus der Provenienz der Gymnasialbibliothek im Bestand, so etwa Josua Loners Schrift Methodicae dispositiones evangeliorum dominicalium ([Arnstadt] 1586), die auf dem Einband die Initialen M[agister] E[rasmus] H[edenus] A[rnstadiensis] und die Jahreszahl 1586 aufweist. Dieser Band ist für die Arnstädtische Bibliotheksgeschichte insofern von Bedeutung, als er die Existenz der Gymnasialbibliothek schon Ende des 16. Jhs belegt.

1.6 Als Nachfolger des verstorbenen Hospitalverwalters Carl Reineck (1840-1917) betreute ab 1917 Studienrat Paul Thalmann (1886-1932) die Bibliothek. Er erarbeitete 1922/23 eine Systematik, die der Neuordnung der Bibliothek zugrunde gelegt wurde. Die Gruppe " A, Thüringen" enthielt Allgemeines, Geschichte, Kirchengeschichte, Kulturgeschichte und Schriften über einzelne Ortschaften der ehemaligen Einzelländer. Sie war die umfangreichste. Es folgten die Gruppen " B, Erfurt", " C, Schwarzburg", " D, Arnstadt", " E, Thüringer Belletristik"; weiterhin Hilfsmittel zur Verwaltung von Bibliotheken und Museen (F), Vorgeschichte (G), Kulturgeschichte (H) und (I) Kunstgeschichte. Die Gruppe " K, Kalender, Zeitungen, Zeitschriften" wies Arnstädter Zeitungen und über 30 Tauschzeitschriften nach.

1.7 Nach der Abdankung Fürst Günthers von Schwarzburg(-Rudolstadt) (1852-1925, reg. 1890-1918), der seit 1909 in Personalunion auch Schwarzburg-Sondershausen regiert hatte, wurde das Neue Palais einschließlich der Einrichtungs- und Kunstgegenstände in eine zur Bewahrung der ehemaligen fürstlichen Kunstsammlungen 1919 vom Freistaat Schwarzburg-Sondershausen gegründete staatliche Museumsstiftung eingebracht. Hierzu gehörten auch die Bestände des Schlosses zu Gehren, darunter die kulturhistorisch einmalige Puppenstadt-Schausammlung " Mon plaisir". Sie war das Lebenswerk der Fürstin Auguste Dorothea von Schwarzburg-Arnstadt (1666-1751).

1.8 Neben der Museumsstiftung blieb die Museumsgesellschaft als " museumsfördernde Gesellschaft" weiter bestehen. Sie widmete sich verstärkt der Erforschung der heimatlichen Geschichte, während die Sammlungstätigkeit etwas zurücktrat. 1919 zog das (Heimat-)Museum in die erste Etage des Schloßgebäudes um (1922 Verlegung in die 2. Etage).

1.9 Um die weitere Herausgabe der Schriftenreihe Alt-Arnstadt, Beiträge zur Heimatkunde von Arnstadt und Umgebung zu finanzieren (insgesamt erschienen Heft 1, 1901 bis Heft 12, 1939), sah sich die Museumsgesellschaft in der Inflationszeit gezwungen, chinesische Porzellane und Bücher, " die nicht mit der Ortsgeschichte in Verbindung standen", zu veräußern.

1.10 1931 erfolgte die museale Gestaltung des Schloßmuseums, das Heimatmuseum war zeitweilig geschlossen. 1932 gruppierte Thalmann die Bestände neu, jetzt stand die Ortsgeschichte an erster Stelle, gefolgt von der Landesgeschichte. Nach seinem Tod übernahm Oberlehrer Otto Grimm die Bibliothek, er ordnete die Bestände erneut um, auf ihn geht die erste Benutzungsordnung von 1934 zurück. Im gleichen Jahr erhielt die Museumsgesellschaft eine neue Satzung, sie nannte sich jetzt zusätzlich " Verein für Arnstädter Geschichte und Altertumsforschung". Um den " ungehinderten Fortbestand" von Heimatmuseum und Museumsbücherei zu gewährleisten, wurden beide Einrichtungen mit dem 1. April 1936 von der Museumsgesellschaft, die weiterhin als Verein bestehen blieb, an die Stadtverwaltung Arnstadt übergeben und von jetzt an durch die Museumsstiftung mitverwaltet.

1.11 1936 wurde im Museum eine Ausstellung alter Arnstädter Druckwerke veranstaltet. 1937 wurden von der Lit(t)erarischen Vereinigung Bilder und Bücher übernommen. Sie war 1894 durch den Schriftleiter und späteren Hofrat Arthur Rehbein (1867-1953) gegründet worden und hatte sich am 27. Mai 1936 selbst aufgelöst. 1938 kam der Nachlaß von Franz Böse (1867-1938) in den Bestand. 1940 wurden Museum und Bibliothek geschlossen. Die heute gelegentlich festzustellenden Verluste im Bibliotheksbestand gehen vermutlich auf die Auslagerungen in den letzten beiden Kriegsjahren zurück. 1945 löste sich die Museumsgesellschaft auf, während die Museumsstiftung weiterbestand. 1947 wurden die Sammlungen im Schloßmuseum der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. Die Bibliothek war provisorisch untergebracht und kaum benutzbar.

1.12 1953 wurden Schloßmuseum und Heimatmuseum in einer Hand vereinigt, 1954 löste sich die Museumsstiftung auf, aber erst 1959 erfolgte mit Wirkung vom 1. Januar 1960 der Nachweis der Rechtsträgerschaft an den Rat der Stadt Arnstadt. Unter der Bezeichnung " Museen der Stadt Arnstadt" wurden Schloßmuseum und Heimatmuseum (seit 1979 als Stadtgeschichtsmuseum im " Haus zum Palmbaum" am Markt) bis 1990 weitergeführt, seitdem existieren sie wieder getrennt. Die Bibliothek fungiert damals wie heute als Bindeglied zwischen beiden Bereichen.

1.13 In den fünfziger Jahren wurde der Schriftentausch als wichtigste Grundlage für den Bestandsaufbau wieder aufgenommen. Anfang der siebziger Jahre begannen die Arbeiten zur Einrichtung eines neuen Bibliotheksraumes. Sie konnten 1977 abgeschlossen und die Bestände neu aufgestellt werden. Seit 1990 wird die Bibliothek durch eine Fachkraft betreut, die rechnergestützte Erschließung der Bestände ist im Gange.

1.14 Zur Würdigung von Schriftstellern, die in der Geschichte Arnstadts eine Rolle gespielt haben, wurde am 14. Juni 1991 das Marlitt-Bechstein-Alexis-Hey-Kabinett im Stadtgeschichtsmuseum " Haus zum Palmbaum" eröffnet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält ca. 25.000 Bde. Die an den Regalen vorgenommene Auszählung ergab 7151 Bde vor 1900: 16. Jh 55 Bde, 17. Jh 307 Bde (4,3 Prozent), 18. Jh 633 Bde (8,9 Prozent), 19. Jh 6156 Bde (86 Prozent). Hinzu kommt eine Inkunabel, ein Missale Coloniense, das 1481 durch Konrad Winters (de Homberch) in Köln gedruckt wurde (Cop. 4114).

2.2 96 Prozent (6873 Bde) der Druckschriften sind deutschsprachig; 135 Bde (1,9 Prozent) sind in lateinischer, 120 Bde (1,7 Prozent) in französischer, 18 Bde in englischer und 5 Bde in einer weiteren Sprache vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek enthält zur Pädagogik und zum Schul- und Bildungswesen 2895 Bde (40,5 Prozent; 17. Jh 5, 18. Jh 19, 19. Jh 2871), hinzu kommen etwa 3000 Schulschriften. Sie wurden, wie aus den Zugangslisten hervorgeht, anfangs durch Privatpersonen in größeren Konvoluten der Museumsbibliothek geschenkt, nach 1900 gelangten die Schulschriften des Arnstädter Gymnasiums und des Realgymnasiums durch die teilweise Übernahme der Bestände beider Bibliotheken in die Museumsbibliothek. Die vorhandenen Schulschriften, die z. T. in Sammelbänden nach Sachgebieten zusammengefaßt sind, wurden von Eisenacher, Schleusinger, Gothaer und anderen thüringischen und außerthüringischen Schulen herausgegeben.

2.4 Schriften von Lehrern an Arnstädter Schulen sind besonders gesammelt worden. Aus der Feder Johann Gottlieb Lindners (1726-1811), seit 1765 Direktor der Stadt- und Landschule, gingen 23 Lehrbücher sowie 169 Programm- und Gelegenheitsschriften hervor. Er schrieb 1771 eine Nachricht von einigen seltenen Büchern der hiesigen Schul-Bibliothek, von den Lehrbüchern sind u. a. die Grundlegung zur deutschen Sprachlehre für Anfänger (Arnstadt 1772), die Anfangsgründe der Geographie zum Gebrauch der Schulen (Arnstadt 1772) und ein Chronologischer Grundriß der allgemeinen Welt-Historie (Arnstadt 1777) vorhanden. Lindner berichtete auch Von Schwarzburgischen Münzen (Teil 1, 1772, Abschrift; Teile 2-11, 1773-1780, Drucke mit hschr. Ergänzungen). Ein Kurzer Auszug der Schwarzburgischen Geschichte liegt als Ms. vor, die Nachlese zur Schwarzburgischen Geschichte erschien in 2 Stücken in Arnstadt von 1783 bis 1784. Während der ganzen Zeit des Bestehens der Museumsgesellschaft ist eine enge Verbindung zwischen ihr und der Lehrerschaft festzustellen, die sich auch im Bestandsaufbau widerspiegelt.

2.5 In der Sachgruppe " Allgemeine Geschichte und Regionalgeschichte" sind 1714 Bde vertreten (24 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 19, 18. Jh 190, 19. Jh 1501). Die Schwarzburgica-Sammlung enthält Literatur zur Stadtgeschichte und zu den an die Stadt grenzenden Gebieten, sie ist mit ihren Spezialbeständen eine Ergänzung zu den Rudolstädter und Sondershäuser Schwarzburgica-Sammlungen (s. Einträge dort).

2.6 Die ältesten Arnstädter Drucke liegen vermutlich aus den Jahren 1520, 1544 und 1584 vor, leider ohne Angabe der Namen der Drucker oder Verleger. Für 1642 ist Peter Schmidt, für 1662 Kaspar Freyscdt, für 1675 Heinrich Meurer, für 1722 Nikolaus Bachmann, für 1731 Johann Andreas Schill zu nennen. Von Schill ging die Hof-Buchdruckerei an das Fürstliche Waisenhaus über. Aus dem späten 16. und frühen 17. Jh sind vor allem Sclkalder und Schleusinger Drucke (Carmina nuptiarum) vorhanden, die aus der ehemaligen Gymnasialbibliothek stammen.

2.7 Von dem historischen und juristischen Schriftsteller Hofrat Johann Christian von Hellbach (1757-1828) befinden sich u. a. das Archiv für die Geographie, Geschichte und Statistik der Grafschaft Gleichen und ihrer Besitzer (2 Bde, Altenburg 1805) und die Nachricht von der sehr alten Lieben Frauen-Kirche und dem dabei gestandenen Jungfrauenkloster zu Arnstadt (Arnstadt 1821, Nachtrag 1828) im Bestand. Die Düringische Chronica von Zacharias Rivander (Bachmann) (Frankfurt a. M. 1581) berichtet vom Ursprung und Herkommen der " Düringer", die Thüringische Chronik von Ludwig Storch (Gotha 1841-1843 im Selbstverlag) beruhte, als Geschichtsbuch, auf dem Sagenschatz des " thüringischen Volkes". An historischen Abrissen sind u. a. Karl Friedrich Beckers Weltgeschichte (Berlin 1824-1827), das Lehrbuch der Weltgeschichte für Gymnasien und höhere Bürgerschulen von Theodor Bernhard Welter (Münster 1863), Carl von Rottecks Allgemeine Weltgeschichte für alle Stände (Stuttgart 1831-1834) und die Weltgeschichte für das deutsche Volk von Friedrich Christoph Schlosser (1870-1875) zu nennen.

2.8 In der Sachgruppe " Religion, Theologie, Leichenpredigten, Kirchengeschichte und Philosophie" befinden sich 670 Bde (9,3 Prozent; 16. Jh 43, 17. Jh 220, 18. Jh 189, 19. Jh 218), darunter eine mit Holzschnitt-Illustrationen ausgestattete Endter-Bibel von 1656 (Provenienz Moritz Christian Hugo Jung) und eine Wustische Wittenberger Bibel von 1664 aus dem Besitz der Familie König. Die Moralische Bilderbibel von Kaspar Ferdinand Lossius ist in der zweiten Auflage (Gotha 1821-1823) vorhanden. Der Achte Teil der Bücher des Ehrnwirdigen Herrn D. Martini Lutheri (Wittemberg 1556) stammt aus der Provenienz von Johann Christoph Gutnn. Von dem zeitweiligen Arnstädter Superintendenten und orthodoxen Lutheraner Joachim Mörlin ist der Druck Von dem Beruff der Prediger Und wie fern Weltliche Oberkeit macht hat, dieselbigen jres Ampts zu entsetzen (Eisleben 1565) überliefert, von Josua Loner Eine Predigt anläßlich des fürstlichen Vertragswerkes von 1584 und seine Schrift Methodicae dispositiones evangeliorum dominicalium ([Arnstadt] 1586) ( s. o. 1.5).

2.9 Von den Leichenpredigten ist Das Glaubens-Bekänntniß Eines himmlisch-gesinnten Rechts-Gelehrten, nämlich des Fürstlich Schwarzburgischen " Hoff-Justitien- und Consistorial-Raths" Friedemann Posner (1672-1731) erwähnenswert (1731). Arnstädtische Gesangbücher von 1767 und 1813 sind im Bestand, ebenso ein Rudolstädter " neu-vermehrtes" Gesangbuch. Die Drei Predigten über die Herrlichkeit Gottes im Reiche der Natur von dem von 1759 bis 1773 in Arnstadt als Superintendent tätigen Gabriel Christoph Benjamin Mosche (1723-1791) wurden 1771 im Fürstl. Waisenhaus gedruckt, 1776 erschienen die Predigten auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres. Sein Sohn Christian Julius Wilhelm Mosche schrieb über dessen Leben, Character und Schriften (Frankfurt a. M. 1792). Christian Gotthilf Salzmann ist mit seiner Christlichen Hauspostille (Schnepfenthal 1793-1794) vertreten, ein Christliches Wanderbuch für wandernde Handwerksgesellen erschien in Halle 1827.

2.10 Die Sachgruppe " Allgemeines, Nachschlagewerke und Biographien" enthält 400 Bde (5,6 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 4, 18. Jh 41, 19. Jh 353). Sie war als Grundlage für die Erarbeitung einer Arnstädter Biographie gedacht, die jedoch in den Anfängen stecken blieb. Die Bibliothek übernahm aus der Gymnasialbibliothek auch einen kleinen Bestand (etwa 150 Nummern) theologischer und juristischer Dissertationen aus Helmstedt, Erfurt, Jena, Halle und Leipzig, die zwischen 1661 und 1833 erschienen sind. Sammelgesichtspunkt waren u. a. Verfasser, die aus Arnstadt kamen.

2.11 Arnstädter Volkskalender sind unter wechselnden Titeln, z. B. Nach alter und neuer Zeit verbesserter Historischer Planeten- und Schreib-Calender oder Verbesserter Schreibe-, Historien- und Haushaltungs-Calender, von 1739 bis 1916 mit Lücken vorhanden. An Nachrichtenblättern sind die Arnstädtischen wöchentlichen Anzeigen und Nachrichten, seit 1823 Priv. Arnstädtisches Nachrichts- und Intelligenzblatt bzw. Arnstädtisches Regierungs- und Intelligenzblatt (Jg. 1-100, 1768/69-1868) mit geringfügigen Lücken im Bestand.

2.12 Zur Geographie und Volkskunde gehören 343 Bde (4,8 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 57, 19. Jh 285), darunter die Topographia Franconiae von Matthäus Merian (Frankfurt a. M. 1648), Der Thüringerwald, insbesondere für Reisende geschildert (Gotha 1807-1812) von Karl Ernst von Hoff und Christian Wilhelm Jacobs sowie das Taschenbuch für Reisende durch den Thüringer Wald (Magdeburg 1832) von Karl Herzog.

2.13 Das Fach Belletristik enthält 280 Bde (3,9 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 276), vor allem von Arnstädter " Lokalgrößen". Von dem in Arnstadt geborenen Valerius Wilhelm Neubeck (1765-1850) sind zwei Werke vorhanden: Die Gesundbrunnen, ein Gedicht in vier Gesängen (Breslau 1794, andere Ausgabe Wien 1799), und seine Dissertation (Jena 1788). Von dem Offizier, Prinzenerzieher und späteren Landrat August Friedrich von Blumroeder (1776-1860), der sich auch als Heimatdichter im Schwarzburgischen einiger Beliebtheit erfreute, sind die Gedichte (Bändchen 1, Arnstadt 1812; Sondershausen 1822) im Bestand. Die Romanschriftstellerin E. Marlitt (Eugenie John, 1825-1887), die als Gartenlaube-Autorin große Popularität genoß, war ebenfalls eine Arnstädterin. Von 1863 bis zu ihrem Tode lebte sie in der Stadt, wo sie sich u. a. um das Volksbüchereiwesen Verdienste erwarb. Von ihr sind Romane und Märchen (Stuttgart, Berlin, Leipzig 1890) im Bestand, Das Heideprinzeßchen (Leipzig 1872) ist als Erstausgabe vorhanden. 1937 wurde das erste Marlitt-Gedenkzimmer im Museum eingerichtet. Der Romanschriftsteller Willibald Alexis (Wilhelm Häring, 1798-1871) verbrachte in Arnstadt seinen Lebensabend. Von ihm besitzt die Bibliothek Arnstadt, ein Bild aus Thüringen (Arnstadt 1851). Der Märchen- und Sagensammler, Historiker und Bibliothekar Ludwig Bechstein (1801-1860) war für kurze Zeit Apothekergehilfe in Arnstadt. Von Bechsteins Schriften sind u. a. Das tolle Jahr (Stuttgart 1833) und Luther. Ein Gedicht (Frankfurt a. M. 1834) vorhanden, von Franz Böse der lokalhistorische Abriß Vor 100 Jahren und heute (Arnstadt 1896) und das Bücherverzeichnis der Literarischen Vereinigung zu Arnstadt (Arnstadt 1911), das damals einen Bibliotheksbestand von etwa 300 Titeln aufwies. Die Auserlesenen Gedichte der Anna Louisa Karschin (Berlin 1764) gehörten ebenso zum Bestand wie Beckers Noth- und Hülfs-Büchlein (2. Teil, Gotha 1815).

2.14 Die Sachgruppe " Staat, Recht, Wirtschaft und Sozialwesen" umfaßt 253 Bde (3,5 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 54, 18. Jh 64, 19. Jh 133). Unter den Schriften befinden sich die auf Thüringen Bezug nehmenden Vermischten Beyträge zu dem deutschen Recht (Jena 1771-1777) von Carl Friedrich Walch, Hellbachs Handbuch des Schwarzburg-Sondershäusischen besonders neuern Privatrechts (Arnstadt 1820), die Brau-Ordnung für die Stadt Arnstadt (Sondershausen 1812) und die Nachricht(en), das Arnstädter Waisenhaus betreffend (1763-1823, mit Lücken).

2.15 In der Sachgruppe " Kunst, Kunstgeschichte, Kunsthandwerk, Musik" sind 250 Bde (3,5 Prozent; 18. Jh 16, 19. Jh 234) enthalten. Die Denkmale der Baukunst des Mittelalters in den Fürstlich Schwarzburgischen Landen von Ludwig Puttrich und Gottlieb Wilhelm Geyser d. J. (Leipzig 1843) enthalten Darstellungen der spätromanisch-frühgotischen Liebfrauenkirche zu Arnstadt, der Klosterkirche Paulinzella und der Kirche in Stadtilm. Das Historisch-Biographische Lexicon der Tonkünstler (Leipzig 1790-1792) wurde zusammengetragen von dem Fürstlich Schwarzburg-Sondershäusischen Kammermusikus und Hoforganisten Ernst Ludwig Gerber.

2.16 Zu den Naturwissenschaften, zu Technik und Medizin gibt es 188 Bde (2,6 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh einer, 18. Jh 17, 19. Jh 166), darunter ein Compendiöses Teutsch- und Lateinisches Blumen- und Kräuter-Buch (Arnstadt 1751, Provenienz Adolph Brömel) und den Wohlerfahrnen Bienen-Wirth (Arnstadt 1762), beide von Valentin Kräutermann, der eigentlich Christoph von Hellwig hieß und Arzt in Arnstadt war. Von dem Fürstlichen Medizinalrat und Leibmedikus Ernst August Nicolai ist ein Verzeichnis der Pflanzen, die in der Umgegend von Arnstadt wildwachsen (Arnstadt 1836) vorhanden. Von Der grossen Wundartzney des Paracelsus ist " das Erst Buch" (Augsburg 1537) im Bestand. Johann Wittich (1537-1596), Leibarzt des Grafen von Schwarzburg und Stadtarzt in Arnstadt, gab 1595(-1597) in Leipzig ein Vademecum als " der ander Theil des künstlich Newen Artzneybuches" heraus, der auch einen Libellus de infantilium aegritudinum medicatione enthält.

2.17 Die Sachgruppen " Numismatik, Heraldik und Genealogie" enthalten 158 Bde (2,3 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 35, 19. Jh 119). Zur Numismatik sind die Arbeiten von Christian Schlegel De Nummis antiquis Salfeldensibus, Arnstadiensibus et Jenensibus (Dresden 1697) und De nummis antiquis Isenacensibus, Mulhusinis, Northusinis et Weissenseensibus (Jena 1703) zu nennen, zur Genealogie die Geschlechts- und Landes-Beschreibung des Durchlauchtigsten Hauses Schwarzburg-Sondershäusischer und Rudolstädtischer Linien (Arnstadt 1756) von Johann Friedrich Treiber (1642-1719) und dessen Genealogia et Chorographia Schwartzburgica (Leipzig und Arnstadt 1718).

2.18 Unter den von Fürst Carl Günther von Schwarzburg-Sondershausen der Bibliothek geschenkten Drucken ( s. o. 1.3) befand sich die Agenda Schwartzburgica, publiziert im Friedensjahr 1650 durch Peter Schmid in Arnstadt, weiterhin Anton Friedrich Büschings Erdbeschreibung (Hamburg 1754-1792) und Carl Herzogs Geschichte des Thüringischen Volkes (Hamburg 1827). Zu den von Adolph Brömel 1896 gestifteten Bänden ( s. o. 1.3) gehörten neben dem Kräuterbuch, die Flora Jenensis (Frankfurt und Leipzig 1718) von Heinrich Bernhard Rupp, Rudolph Zacharias Beckers Noth- und Hülfsbüchlein (Gotha 1798), Veit Ludwig von Seckendorffs Teutscher Fürstenstaat (Frankfurt a. M. und Leipzig 1695) und Georg Michael Pfefferkorns Merkwürdige und Auserlesene Geschichte von der berühmten Landgrafschaft Thüringen (Frankfurt a. M. und Gotha 1684).

2.19 Aus der Arnstädter Volksbibliothek ( s. o. 1.3) stammen z. B. Lexika und Nachschlagewerke, Atlanten und historische Werke, aber auch der Roman Vörwerts-Häns (Leipzig 1855) von Ludwig Storch (vordem in der " Meinhardtschen Leihbibliothek") und die Skizze Land und Leute in Amerika (Stuttgart 1863) von Theodor Griesinger.

Sondersammlung

2.20 Im Puppenmuseum " Mon plaisir" sind 32 winzige Bändchen enthalten, von denen allerdings der größte Teil, auf Puppenformat zurechtgeschnitten, entweder Fragmente oder nur weiße Seiten enthält. Aber acht " richtige" Büchlein sind nachweisbar: Das in grünem Samt gebundene Gebetbuch Geistlicher Fürstlicher Seelenschmuck ... aus bewehrten Autoribus zusammen getragen von dem Verleger G. F., mit Silberverschluß und Goldschnitt (7 x 3,6 cm); Das Gulden Schreinlein, in welchem trost- und liebreiche schöne Gebetlein eingeschlossen wurde Anno 1704 in der Fürstl. Pfalzgräfl. Residenz-Stadt Sulzbach gedruckt (5,3 x 4,2 cm); die in zwei Exemplaren vorhandenen Heiligen Erinnerungen Groser Begierden und die Warheiten, mitgeteilt von der Catechetischen Bibliothec bey St. Anna in Wien, 1721 in Erfurt gedruckt und von Christ. Windhauer, Buchbinder vor den Graden verlegt (8 x 5 cm); ein Neuer Glücksspiegel 1726. Glücks- und Unglücks-Spiegel. Aus dem Italiänischen ins Teutsche übersetzt von Peter Omnes (5 x 4,5 cm); Der Handkalender auf das Jahr 1726 erschien bei J. G. Schreiber in Leipzig (4,5 x 3,6 cm, 2 Exemplare) und schließlich Le petit Almanach De Poche Pour l'An de N. S. M.D.CC.XVII (Lüttich: Jean-François De Milst; 5 x 4 cm).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK, im Aufbau]

Sachkatalog

[in Zettelform, standortgebundene Sachgruppen, innerhalb der Gruppen nach Schlagwörtern, im Aufbau]

PC-Katalog [im Aufbau]

Schulschriften [Bestandsliste]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv Schloßmuseum Arnstadt:

Zugangsbücher der Bibliothek. 1914-1935, 1936-1954 (März), 1954 (April)-1967, 1968-1983 (22. Februar), 1983 (23. Februar) ff.

Stadtarchiv Arnstadt: Nr. 1-331-02-1. Akten der Museumsgesellschaft Arnstadt. 1893-1950 [enthalten u. a. Jahresberichte]

Nr. 1-331-02-2. Akten der Museumsstiftung Arnstadt. 1919-1951

4.2 Darstellungen

Satzungen der Museums-Gesellschaft zu Arnstadt in Thüringen. Arnstadt 1894

Inhaltsverzeichnis des Arnstädter Museums [Nr. 1-300]. Arnstadt 1895. Nachtragsliste Nr. I [Nr. 301-390, 23. März/9. April 1895] - Nr. IV [Nr. 941-997, 11. November 1896/3. April 1897]

Haupt-Sehenswürdigkeiten des Arnstädter Museums. Arnstadt 1896 [S. 3-5 zum Bibliotheks-Zimmer]

Führer durch das Arnstädter Museum. In: Alt-Arnstadt 2 (1902) S. 1-19 [S. 11-13: Bibliothekszimmer]

Druckschriften zur schwarzburgischen und thüringischen Heimatkunde in Besitz der Museumsgesellschaft. In: Alt-Arnstadt 2 (1902) S. 20-42

Gesetz, betr. Errichtung einer " Museumsstiftung" zu Arnstadt. Vom 22. April 1919. In: Gesetzsammlung für Schwarzburg-Sondershausen (1919) Stück 11, Nr. 29, S. 121-123

Leihordnung der Bücherei der Museumsgesellschaft Arnstadt/Verein für Arnstädter Geschichte und Altertumsforschung. Arnstadt, den 31. Mai 1934 [mschr. vervielf.] Ein Blick in unsere Heimatbücherei. In: Arnstädter Anzeiger 48 (1935) Nr. 143 vom 22. Juni

Boese, Franz: Wie ich zur Museumsgesellschaft kam und wie sie wurde. In: Alt-Arnstadt 12 (1939) S. 103-120 50 Jahre Arnstädter Museumsgesellschaft. In: Arnstädter Anzeiger 57 (1944) Nr. 200 vom 26./27.

August, Beilage Meiland, Ernst: Die Bücher des Puppenmuseums " Mon plaisir" in Arnstadt. In: Marginalien 8 (1960) S. 23-25

Fuhrmann, Hartmut: Das Verhältnis zwischen Schloßmuseum und Heimatmuseum in Arnstadt von der Gründung bis zum Ende der Weimarer Republik. Arnstadt 1974 [Ms.]

Sclfuß, Dietlinde: 100 Jahre Bibliothek der Museen der Stadt Arnstadt. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung Heft 4 (1994) S. 47-49. Auch erschienen in: Bibliotheksdienst 28 (1994) S. 1798-1801

Fuhrmann, Hartmut: 1894-1994. Vor hundert Jahren Gründung der Museumsgesellschaft Arnstadt. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung (1994) Heft 4, S. 40-46

Klein, Matthias: 75 Jahre Museumsstiftung Arnstadt. In: Aus der Vergangenheit von Arnstadt und Umgebung (1994) Heft 4, S. 26-30

Stand: März 1995

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.