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Bibliothek des Museums " Otto Ludwig" Schloß Eisfeld

Adresse. Markt 2, 98673 Eisfeld [Karte]
Telefon. (03686) 30 03 08

Unterhaltsträger. Stadt Eisfeld
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Volkskultur im fränkischen Südthüringen und Geschichte des Thüringer Porzellans. Leben und Werk des Dichters Otto Ludwig, Geschichte der Stadt Eisfeld.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung während der Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Freitag 10-17 Uhr, Samstag 13-17 Uhr, Sonntag 10-12 Uhr und 13-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Zugverbindung über Suhl oder Meinigen-Grimmenthal-Eisfeld oder Coburg-Sonneberg-Eisfeld; vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Zentrum. A 73 bis Bamberg; B 4 über Coburg; A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt, B 4. Parkmöglichkeiten am Schloß.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Schloß zu Eisfeld, in seinem Kern eine aus Pallas und Bergfried bestehende mittelalterliche Burganlage aus dem 11. und 12. Jh, beherbergt seit 1949 ein Museum für regionale Volkskunde. Ihm ist eine Gedenkstätte für den Dichter Otto Ludwig (1813-1865) angeschlossen, die unter anderem Teile seiner Privatbibliothek überliefert. Sie befindet sich in einem 1814 erbauten spätklassizistischen Sommerhaus inmitten des Berggartens Unterm Heinig. Hier verlebte der Verfasser der Erzählungen Zwischen Himmel und Erde (1856) und Die Heiterethei (1857) Kindheit und Jugend. Auf Intitiative des Coburger Kommerzienrates David Löwenherz (1873-1918) war schon 1909 in Eisfeld ein Gedenkzimmer für den Dichter im Rathaus eingerichtet worden; 1934 wurde unter maßgeblicher Mitwirkung des 1926 gegründeten Otto-Ludwig-Vereins das renovierte Ludwigsche Gartenhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, eine heimatgeschichtliche Schausammlung in der Alten Schule kam hinzu. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schließung beider Einrichtungen verfügt; Verluste an Sammlungsgut und Büchern waren die Folge. 1949 fand das wiederbegründete Heimatmuseum seine Heimstatt im Schloß Eisfeld. Die Sammlungsbestände zu Leben und Werk Otto Ludwigs sind seit 1961 wieder in der Dichtergedenkstätte ausgestellt.

1.2 Die 92 Bde aus der Bibliothek Otto Ludwigs, die sich im Stadtmuseums Dresden befunden hatten, wurden 1979 nach Eisfeld überführt. Sie sind Bestandteil der Museumsbibliothek, die aus Beständen der ehemaligen Eisfelder Bürgerschule, der an dieser Schule eingerichteten Lehrerbibliothek, des Stadtarchivs Eisfeld und des in Hildburghausen ansässigen Vereins für Meiningische Geschichte und Landeskunde (gegr. 1888) sowie der dortigen Gymnasial-Bibliothek erwuchs. Bücher aus der 1887 verkauften Schloßbibliothek Hildburghausen kamen über den Geschichtsverein in die Museumsbibliothek.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt insgesamt 6050 Bde (1994). Der am Regal ausgezählte historische Bestand umfaßt 1836 Bde (30,3 Prozent). Davon stammen 12 Bde aus dem 16. Jh, 66 Bde (3,6 Prozent) aus dem 17. Jh, 265 Bde (14,4 Prozent) aus dem 18. Jh und 1493 Bde (81,3 Prozent) aus dem 19. Jh.

2.2 Der überwiegende Teil der Werke (1758 Bde, 95,7 Prozent) ist deutschsprachig, 47 Bde (2,6 Prozent) sind in Latein, 19 Bde in Englisch und 9 Bde in Französisch. Je ein Band ist in Griechisch, Dänisch und Italienisch. Systematische Übersicht

2.3 Bei den 12 Sachgruppen entfallen auf Deutsche Sprache und Literatur 491 Bde (26,7 Prozent); Geschichte, Kulturgeschichte 355 Bde (19,3 Prozent); Allgemeines, Zeitungen, Kalender 281 Bde (15,3 Prozent); Staat, Recht, Verwaltung 239 Bde (13 Prozent); Theologie, Religion, Kirche 177 Bde (9,6 Prozent); Pädagogik, Schulwesen 85 Bde (4,6 Prozent); Handel, Wirtschaft, Verkehr 62 Bde (3,4 Prozent); Geographie, Landeskunde 56 Bde (3,1 Prozent); Kunst, Theater 29 Bde (1,6 Prozent); Philosophie 25 Bde; Naturwissenschaften 22 Bde und Musik 14 Bde.

2.4 Der Bibliotheksbestand setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: aus der Arbeitsbibliothek für die Mitarbeiter des Museums (Literatur des 20. Jhs zur Volkskunde, Kunst- und Kulturgeschichte usw.); der Otto-Ludwig-Bibliothek; und einer Spezialsammlung regionalkundlicher Literatur, die sich auf die Stadt Eisfeld und ihr Umfeld bezieht.

2.5 Zu den Büchern, die den Namenszug Otto Ludwigs tragen, gehören Torquato Tasso's befreites Jerusalem, übersetzt von Karl Streckfuß (Bd 2, Leipzig 1835), Das Lied vom Ritter Wahn. Eine uraltitalische Sage in vier und zwanzig Abenteuern, bearb. von Julius Mosen (Leipzig 1831) und Alkuna. Nordische und Nord-Slawische Mythologie von G. Th. Legis (Leipzig 1831). Im Frühjahr 1857 widmete Emanuel Geibel " seinem hochverehrten Freunde Otto Ludwig" ein Bändchen Neue Gedichte (Stuttgart und Augsburg 1857). Zum Bestand der Ludwig-Bibliothek gehören außerdem Werkausgaben des 19. Jhs von Goethe, Schiller, Shakespeare u. a. Der handschriftliche Nachlaß von Otto Ludwig wird im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar aufbewahrt (9 Kästen Werkmanuskripte, Briefe, Aufzeichnungen).

2.6 Bei einigen Bänden der Museumsbibliothek handelt es sich um Geschenke Eisfelder Bürger, so bei der illustrierten Hofer Bibel von 1736, die 1953 aus Familienbesitz dem Städtischen Museum übereignet wurde, und Arnd(t)s Postilla (Lüneburg 1712), die von 1735 bis 1938 Einträge durch die Familie Zinn enthält. Wie aus den handschriftlichen Einträgen hervorgeht, ist die Büchersammlung in ihrem Kern eng mit den Geschicken der Stadt und ihrer Bürger verbunden. Heinrich Müllers Himmlischer Liebes-Kuß, Oder Evangelische Betrachtungen (Hof 1737) wurde im gleichen Jahr von Johannes Geisthardt erworben. Der mit Kupfern illustrierte Oeconomus prudens et legalis. Oder allgemeiner kluger und Rechts-verständiger Hauß-Vatter von Franz Philipp Florin (Nürnberg, Frankfurt und Leipzig 1750), der ein " kurtz-gefasstes Koch-Buch" enthält, wurde einschließlich der Fortsetzung Grosser Herren Stands und Adelicher Haus-Vatter (1751) von einem Eisfelder Bürger am 22. Juni 1840 auf einer Auktion erstanden.

2.7 Das Dictionarium Graecolatinum (Basel 1558; VD 16 L 1406) war ursprünglich " In usum Classis I. Schulae Eisfeldensis". Der Sachssenspiegel, Corrigirt auffs New, Nach dem Inhalt, der Alten, Waren, Corrigirten Exemplarn und Texten (Leipzig: Nicolaus Wolrab 1539; VD 16 D 745) und die von Caspar Hedion verdeutschten Bücher des Flavius Josephus (Straßburg 1556; VD 16 J 974) können wohl auch mit der Stadtschule in Zusammenhang gebracht werden. Vorhanden sind ein Unterricht Vom hochwürdigen Abendtmal (Heidelberg 1579) des Frankfurter Predigers Petrus Patient und De probandis Spiritibus = Von rechter prob und prüfung der Geyster (Neustadt/Hardt 1579) von Daniel Tossanus. Ein Sammelband aus dem Besitz des Meininger Rates Jacob Schröter enthält Leichenpredigten, zumeist Schleusinger und Sclkalder Drucke, als ältesten Von Wolgearteter frommer Kinder und anderer junger Leute früezeitigem Absterben (Sclkalden 1596) von Joachim Zehner. Ein Höchstverdient- und Unvergängliches Denk- und Ehren-Mahl (Zeitz 1684) wurde bei ihrem Tod der Herzogin Sophia Elisabeth zu Sachsen errichtet.

2.8 Johann Jacob Ottos Evangelischer Kranken-Trost (Nürnberg 1740) war, wie aus einem eingeklebten zusätzlichen gedruckten Text hervorgeht, 1752 in jedem Haushalt der in der Nähe von Eisfeld gelegenen Gemeinde Crock vorhanden. Das Theatrum machinarum molarium, Oder Schau-Platz der Mühlen-Bau-Kunst (Dresden 1767) wurde 1791 von einem Einwohner der Gemeinde Sachsendorf gekauft. Erwähnung verdient die Abhandlung von der Fuge nach den Grundsätzen und Exempeln der besten deutschen und ausländischen Meister (Berlin 1753-1754) von Friedrich Wilhelm Marpurg.

2.9 Das Eisfelder Wochenblatt für Stadt und Land, die spätere Eisfelder Zeitung, ist für das 19. Jh vom Jahrgang 1 (1865) an vorhanden. Die Bibliothek enthält umfangreiches Kleinschrifttum aus der Zeit von um 1900, das auf die Sammeltätigkeit des Vereins für Meiningische Geschichte und Landeskunde zurückgeht.

2.10 Eine Besonderheit sind zwei Porzellan-Musterbücher, eines aus dem Besitz der Firma Johann Christian Lindner in Sonneberg bei Coburg (Druck, um 1860), das andere ohne Firmenbezeichnung (Druck, gesammelte Einzelblätter, um 1870).

2.11 Unter einigen Handschriften befinden sich die " Oberneubronner Dorffsordnung, Anno: 1628" und die " Sächsische Geschichte bis auf jetzige Zeiten, angefangen den 24. April 1772 und geendigt den 3ten Juni 1773" von August Friedrich Carl Wilhelm.

3. KATALOGE

Zugangsverzeichnis. 4 Bde, 1965 ff.

[nach Numerus currens]

Alphabetischer Zettelkatalog

[nach hauseigenen Regeln]

Sachkatalog [in Zettelform]

Alphabetischer Katalog [im Aufbau]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Gauß, Renate: Schloss Eisfeld, Museum " Otto Ludwig". München und Zürich 1992 (Kleine Kunstführer 1969)

Gauß, Renate: Otto Ludwigs Gartenhaus in Eisfeld. In: Palmbaum 2 (1994) S. 117-123

Stand: Mai 1994

Johann Gauß

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.