FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Tschechische Republik > Prag Praha 

Muzeum ceské hudby - archiv

Museum der tschechischen Musik - Archiv


Funktion. Archiv für Dokumente zur Musikgeschichte.
Sammelgebiete. Dokumente von und zu Komponisten, Interpreten und Persönlichkeiten des Musiklebens; Dokumente zur Tätigkeit tschechischer Musikkörperschaften, Musikinstitutionen und Vereine; Notenhandschriften und -drucke, unnotierte Archivalien, Bild- und Tondokumente, Programme, Plakate; persönliche Nachlässe.
Hinweise für anreisende Benutzer. Adresse, Benutzungsmöglichkeiten und Hinweise s. Eintrag zur Bibliothek des Museums der tschechischen Musik. Die Bestände sind z. Z. nicht für die Öffentlichkeit zugänglich (Mikroverfilmungen ausgenommen).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Musikdokumente wurden bereits in den ersten Jahrzehnten nach Gründung des Nationalmuseums in Prag 1818 dort zusammengetragen. Ein systematisches Sammeln ist jedoch erst seit den sechziger Jahren des 19. Jhs belegt, was sich anhand des ältesten erhaltenen Zugangsbuchs für Noten aus dem Jahre 1867 verfolgen läßt (s. u. 4.1). Mit einer systematischen Katalogisierung der Noten wurde in den neunziger Jahren des 19. Jhs begonnen.

1.2 Die Bestände wurden anfangs in erster Linie durch Spenden und Nachlässe vermehrt. Im 19. Jh waren die bedeutendsten die des Komponisten Václav Jan Tomášek (1774-1850) im Jahre 1874 und eine Sammlung mit 40 Handschriften des Komponisten Jakub Jan Ryba (1765-1815) im Jahre 1876. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs kam der Nachlaß des Juristen und Musikliebhabers Jan Pohl (1861-1914) mit Notenhandschriften und -drucken sowie mit Musikinstrumenten hinzu; dann die Sammlung des Orgelvirtuosen, Komponisten und Sammlers Ondrej Horník (1864-1917) und die Sammlung des Geigenbauers Eduard Emanuel Homolka (1860-1934), die neben Musikinstrumenten und wertvollen Notendrucken alter tschechischer Meister auch eine Sammlung ikonographischer Denkmäler einschließt. 1921 schenkte die Tochter des Komponisten und Autors der tschechischen Nationalhymne František Škroup (1801-1862) den Nachlaß ihres Vaters dem Nationalmuseum.

1.3 Bis zur Errichtung einer selbständigen Musikabteilung des Nationalmuseums 1946 wurden die Musikarchivalien in der Bibliothek des Nationalmuseums aufbewahrt, während ein Teil der ikonographischen Sammlung und die Sammlung der Musikinstrumente zur Abteilung für historische Archäologie im Historischen Museum des Nationalmuseums gehörten. Die allgemeine Nutzung für Musikarchivalien in dieser Zeit ist kaum dokumentiert. Bei der Überführung der Musikabteilung 1950 in das Großpriorpalais der Malteserritter im Stadtteil Malá Strana verblieben die ältesten und wertvollsten Bestände wie Notenhandschriften aus dem 15. und 16. Jh sowie Kirchengesangbücher aus dem 16. und 17. Jh in der Bibliothek des Nationalmuseums. Ebenfalls verblieben unnotierte Archivalien (z. B. Korrespondenz und persönliche Musikerdokumente) an den Orten ihrer ursprünglichen Aufbewahrung in der Handschriftenabteilung der Bibliothek des Nationalmuseums oder im Literarischen Archiv, das später dem Museum für böhmische Literatur [Památník národního písemnictví] angeschlossen wurde (s. Eintrag dort).

1.4 Eine außerordentliche Bestandserweiterung erlebte das Musikarchiv nach dem Zweiten Weltkrieg, als der neuen Musikabteilung historische Musiksammlungen aus dem konfiszierten Eigentum vor allem des Adels, der Kirche und der Klöster übergeben wurden. Diese umfangreichen Bestände (zusammen etwa 44.000 Noten, 38 Plakate und Programme und etwa 200 Ikonographien) enthielten seltene und in vielen Fällen einmalige Quellen mit Bedeutung für die regionale und europäische Musikgeschichte. Unter der Verwaltung des Nationalmuseums wurden sie fachlich bearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Zu den bedeutendsten übernommenen Klosterbeständen gehören die der Elisabethinerinnen (1263 Einheiten) und der Kreuzherren mit dem Roten Stern (1046 Einheiten) in Prag, aus Prag-Brevnov (2373), Prag-Strahov (6233), Broumov [Braunau] (1704), Kuks [Kukus] (900), Osek [Ossegg] (3155), Teplá [Tepl] (2025) und Zeliv [Seelauf] (528). Von den Adelssammlungen sind die der Familien Waldstein (2310 Einheiten), Clam-Gallas (1670), Chotek von Chotkow und Wognin (1220), Pachta (1270), Kolowrat-Krakowský (3180 und 890), Thun-Hohenstein (433) und Lobkowicz (4099) hinzugekommen (s. u. 2.3). Kleinere konfiszierte Sammlungen wurden ohne Hinsicht auf ihre Provenienz in eine sogenannte Alphabetische Reihe (alphabetisch nach Komponisten) eingegliedert. Zusammen waren es ca. 10.000 Noten, großenteils aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und dem frühen 20. Jh. Entsprechend ihrer Schriftgattung wurden die übernommenen Bestände dem Archiv oder der Bibliothek zugeordnet (s. Eintrag dort).

1.5 Durch Vereinigung der Musikabteilung des Nationalmuseums mit dem Bedrich Smetana-Museum und dem Antonín Dvorák-Museum kam es 1976 zur Gründung des Museums der tschechischen Musik, das aber weiterhin ein Bestandteil des Nationalmuseums blieb. Die Sammlungen der ehemaligen Musikabteilung werden nach der gegenwärtigen Organisationsstruktur des Museums der tschechischen Musik in zwei selbständigen Abteilungen verwaltet: in der Musikhistorischen Abteilung und in der Abteilung der Musikinstrumente. Das Archiv gehört ebenso wie die Bibliothek zur Musikhistorischen Abteilung.

1.6 Mit der politischen Wende zu Beginn der neunziger Jahre des 20. Jhs kam es zu Restitutionsverfahren für die in den fünfziger Jahren konfiszierten Bestände. Sie betreffen auch das Archiv; die Prager Sammlung der Kreuzherren mit dem Roten Stern und die des Prämonstratenserklosters in Teplá [Tepl] sind bereits den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben worden (s. Einträge dort). Das umfangreiche historische Musikarchiv der Fürsten von Lobkowicz wurde 1998 in das Schloß von Nelahozeves [Mühlhausen a. d. Moldau] in Böhmen überführt und dort aufgestellt (s. Eintrag dort). Zu Restitutionen kam es auch für die Bestände der Benediktinerklöster in Prag-Brevnov und in Broumov [Braunau] (s. Einträge dort), für die Sammlung des Ordens der Elisabethinerinnen aus Prag sowie für die Sammlungen der Prämonstratenserklöster in Prag-Strahov (s. Eintrag dort) und in Zeliv [Seelauf]. Diese Sammlungen blieben beim Museum der tschechischen Musik deponiert. Auch das Großpriorpalais wurde an den Malteserorden restituiert, so daß zunächst die Ausstellung der Musikinstrumente und im Jahre 1996 auch der Lesesaal des Museums der tschechischen Musik geschlossen werden mußten. Die Bestände sind daher z. Z. für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Eine detaillierte Bestandsbeschreibung mit genauen Zahlenangaben konnte aufgrund der nur unvollständigen Katalogisierung und Bearbeitung der Bestände nicht ausgearbeitet werden. Einige Sammlungen wurden teilweise ausgezählt und die Ergebnisse durch Hochrechnung ermittelt. Bereits restituierte Bestände wurden nicht in die Beschreibung einbezogen. Die Bestände des Musikarchivs gliedern sich in sieben Sammelbereiche: das Notenarchiv, Gesangbücher und Stimmbücher, unnotierte Archivalien, Ikonographie, Pressedokumentation, die Phonothek und persönliche Nachlässe.

Notenarchiv

2.2 Den Grundstock des Notenarchivs bildet die Sammlung der Notenhandschriften und -drucke vom 18. Jh bis in die Gegenwart. Die Sammlung zählt ca. 92.000 katalogisierte Einheiten (restituierte Bestände ausgenommen), die Zahl der unbearbeiteten Musikalien liegt schätzungsweise bei 30.000. Die älteste vorhandene Notenschrift ist eine Lautentabulatur des 16. Jhs, gefolgt von Noten aus der ersten Hälfte des 17. Jhs. Die ältesten Noten werden bei den Gesang- und Stimmbüchern aufbewahrt. Seinen Schwerpunkt hat das Notenarchiv bei Musikalien aus dem 18. Jh bis zum Beginn des 19. Jhs in Drucken und zeitgenössischen Abschriften. Sie gehen teilweise auf die Sammeltätigkeit von Einzelpersonen, auf das musikalische Leben in Adelshäusern oder auf das Repertoire von Klosterchören zurück. Somit dokumentieren sie nicht nur das Musikleben der Epoche, sondern stellen gleichzeitig reichhaltiges Quellenmaterial zum Studium der Musiksoziologie und weiterer musikwissenschaftlicher Disziplinen dar (z. B. der Musikaesthetik oder Musikpaläographie).

2.3 Die wichtigsten im Archiv aufbewahrten Notensammlungen von Privatpersonen sind die von Josef Cermák (1850-1931), Eduard Emanuel Homolka (1860-1934), Ondrej Horník (1864-1917), Karel Hlka (1853-1929), Jan Pohl (1861-1914) und Emilián Trolda (1871-1949). Adelssammlungen aus Schlössern liegen vor von den Grafenfamilien von Waldstein aus Doksy [Hirschberg], Clam-Gallas aus Frýdlant [Friedland], Chotek von Chotkow und Wognin aus Kacina [Kaczin], Thun-Hohenstein aus Klášterec nad Ohrí [Klösterle], Pachta aus Liblice [Lieblitz], Kolowrat-Krakowský aus Radenín [Radenin] (s. Einträge dort) und Kolowrat-Krakowský-Libštejnský aus Rychnov nad Kneznou [Reichenau an der Knezna]. Aus Klöstern besitzt das Archiv Noten der Barmherzigen Brüder aus Kuks und der Zisterzienser aus Osek (s. Eintrag Teplice [Teplitz], Regionalmuseum - Bibliothek). Zwar bereits restituiert, aber dem Museum der tschechischen Musik als langfristiges Depositum übergeben, sind die Benediktinersammlungen aus Prag-Brevnov und Broumov (s. Einträge dort), die Prämonstratensersammlungen aus Prag-Strahov (s. Eintrag dort) und Zeliv sowie die Prager Sammlung des Ordens der Elisabethinerinnen. Diese Sammlungen repräsentieren die zeitgenössische Musikproduktion und thalten Werke von zeitgenössischen Komponisten einschließlich der aus dem deutschen Sprachgebiet stammenden zeitgenössischen Abschriften der Werke von Haydn, Mozart, Beethoven und Gluck. In der Clam-Gallas-Sammlung sind als Unikate zwei Autographe von Kompositionen für Mandoline und Cembalo von Beethoven erhalten. Zu den Dokumenten deutscher Provenienz zählen auch zwei vollständige Autographe und sechs fragmentarische Autographe der Werke von Richard Wagner.

2.4 Drucke renommierter Wiener Notenverlage aus dem letzten Viertel des 18. und aus dem 19. Jh sind vertreten durch Häuser wie Artaria & Co., Giovanni Cappi, Anton Diabelli, Tobias Haslinger, Franz Anton Hoffmeister, k.k. Hoftheater-Musik-Verlag, Pietro Mechetti, Tranquillo Mollo, das Musikalische Magazin (Leopold und Anton Kozeluch), Johann Traeg, Thaddäus Weigl u. a. Deutsche Verlagshäuser sind z. B. vertreten durch Notendrucke von Johann André (Offenbach), Anton Böhm (Augsburg), E. Bote & G. Bock (Berlin), Breitkopf & Härtel (Leipzig), August Cranz (Hamburg), F. E. C. Leuckart (Breslau und Leipzig), Henry Litolff (Braunschweig), I. C. F. Peters (Leipzig), F. Pustet (Regensburg), B. Schott (Mainz) und N. Simrock (Bonn und Berlin).

2.5 Im Gesamtbestand des Notenarchivs machen die in deutschsprachigen Ländern erschienenen Drucke etwa 20 Prozent aus. Bei den historischen Beständen (bis 1914) liegt der Anteil jedoch wesentlich höher; hier überwiegen Drucke deutscher und österreichischer Verlage. Böhmische, französische und italienische Verlage sind in wesentlich geringerem Maße vertreten.

Gesangbücher und Stimmbücher

2.6 Die ältesten Notenhandschriften und -drucke (59 Bde) sind in dieser Sammlung zusammengefaßt, die neben liturgischen Choralbüchern, kirchlichen Gesangbüchern, Stimmbüchern der geistlichen und weltlichen Polyphonie auch Musikalienkonvolute enthält. Von den insgesamt 59 Bdn entfallen 35 auf Handschriften, 22 auf Drucke und 2 Bde sind Konvolute aus Druck und Handschrift. Chronologisch verteilen sich die Bestände auf 2 hschr. Bde aus dem 14. und einen aus dem 15. Jh, 8 hschr. und 5 gedruckte Bde aus dem 16. Jh, 6 hschr. und 8 gedruckte Bde aus dem 17. Jh sowie 18 hschr. und 9 gedruckte Bde aus dem 18. Jh. Zwei Konvolute enthalten Drucke und Handschriften aus dem 16. Jh. Sprachlich überwiegen lateinische Werke (25 hschr., 9 gedruckte Bde und 2 Konvolute aus Druck und Handschrift) und tschechische Werke (8 hschr. und 9 gedruckte Bde). Vier gedruckte Konvolute liegen in deutscher Sprache vor, je ein Band in italienischer und französischer Sprache. In 2 hschr. und einem gedruckten Konvolut befinden sich tschechische und lateinische Werke, in einem gedruckten Konvolut sogar lateinische, tschechische und deutsche Werke zusammengebunden.

2.7 Germanica aus dem 16. bis 18. Jh sind durch 9 Drucke vertreten, zwei von ihnen sind im deutschen Sprachgebiet in lateinischer Sprache erschienen: Orlando di Lasso, Liber Missarum (Nürnberg 1581, Stimmbuch für Tenor) und Mottetta. Sex vocum (München 1582, Stimmbuch für Tenor). In deutscher Sprache liegen vor Kaspar Vlenberg, Die Psalmen Davids (Köln 1582); Andreas Hammerschmied, Geistliche Madrigalien (Freiberg 1641, Stimmbuch für Bassus); Geistliche Symphonien (Freiberg 1642, Stimmbuch für Basso continuo); Dialogi. Oder Gespräche zwischen Gott und einer gläubigen Seelen (Dresden 1645, Stimmbuch für Basso continuo); Geistlicher Dialogen Ander Theil (Dresden 1645, Stimmbuch für Basso continuo); Chor-Music (Freiberg 1652, Stimmbücher für Cantus, Altus, Tenor, Basso continuo) und von Columban Habisreuttinger Melodiae Ariosae (Augsburg 1744).

Archivalien (ohne Noten)

2.8 Diese Archivaliensammlung enthält vorwiegend Korrespondenz von Komponisten, Interpreten und anderen Persönlichkeiten des musikalischen Lebens. In kleinerer Anzahl sind persönliche Dokumente, Handschriften publizistischer und musikwissenschaftlicher Werke, handschriftliche Notizen, Quittungen u. a. vorhanden. Insgesamt liegen etwa 13.000 katalogisierte und etwa 30.000 unbearbeitete Dokumente vom Ende des 18. Jhs bis zur Gegenwart vor. Ähnlich wie bei den Notenmaterialien ist die Sammlung nicht auf einheimische Persönlichkeiten beschränkt, sondern auch auf tschechische Musik im europäischen Kontext ausgeweitet. Germanica bilden insgesamt ca. 6 Prozent der katalogisierten Bestände; historische Germanica bis 1914 machen ca. 4 Prozent aus. Andere Fremdsprachen wie Französisch, Polnisch, Italienisch, Englisch oder Russisch sind in weitaus geringerem Maße vertreten.

2.9 Deutschsprachige Briefe liegen u. a. vor von Anton Bruckner, Hans von Bülow, Friedrich von Flotow, Karl Goldmark, Engelbert Humperdinck, Joseph Joachim, Max Kalbeck, Franz Liszt, Gustav Mahler, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Max Reger, Clara Schumann und Richard Wagner. Von Persönlichkeiten des tschechischen Musiklebens liegt ebenfalls Korrespondenz in deutscher Sprache vor, beispielsweise von dem tschechischen Komponisten Josef Bohuslav Foerster (1859-1951), Texte und Briefe des Musikkritikers und Komponisten Emanuel Chvála (1851-1924), Briefe des Geigenvirtuosen František Ondrícek (1857-1922) und des Komponisten František Škroup (1801-1862).

Ikonographie

2.10 Die Sammlung enthält Bilder, Plastiken, Graphik, Photographien, Negative und Diapositive in insgesamt ca. 20.000 Stücken. Vorwiegend handelt es sich um Porträts von Komponisten und Interpreten, vorhanden sind aber auch Abbildungen von Musikinstrumenten oder von mit dem Musikleben verbundenen Orten. Darüber hinaus gehören Gegenstände aus dem Besitz berühmter Musiker, z. B. Auszeichnungen, Orden, Silberkränze oder verschiedene Geschenke, zu der Sammlung. Zwei Graphikblätter stammen aus dem 16. Jh, ansonsten sind es Materialien vom 17. Jh bis zur Gegenwart. Die Sammlung ist fast vollständig bearbeitet (s. u. 3.1 ).

2.11 Den eigentlichen Grundstock dieser Sammlung bilden ikonographische Materialien, die aus Nachlässen oder privaten Sammlungen in das Nationalmuseum kamen, z. B. aus dem Nachlaß von Václav Jan Tomášek, aus der Sammlung von Ondrej Horník, den Nachlässen von Eduard Emanuel Homolka und von den Geigenvirtuosen Jan Kubelík (1880-1940) und František Ondrícek (1857-1922). Nach Gründung der selbständigen Musikabteilung wurden zusätzlich Gegenstände für die Sammlung angekauft, vor allem im Hinblick auf die Jubiläumsfeierlichkeiten zu Ehren Mozarts und im Hinblick auf die Einrichtung einer Mozart-Gedenkstätte in der Villa Bertramka im Stadtteil Smíchov. Etwa 5 Prozent der Materialien können im weiteren Sinne als Germanica angesehen werden, entweder mit deutschem Bezug des Dargestellten oder mit deutschen Urhebern und Entstehungsorten. Hierzu zählen Porträts deutscher Komponisten und Interpreten, Arbeiten deutscher Maler und Graphiker oder Werke aus deutschen Ateliers und Verlagen.

2.12 Bei den dargestellten Komponisten sind aus der Zeit des Barock und des Klassizismus vertreten Bach, Händel, Mozart, Haydn, Beethoven, Gluck u. a. Noch zahlreicher sind Komponisten des 19. Jhs vertreten, darunter Spohr, Brahms, Schumann, Schubert, Weber, Wagner und Bruckner sowie Komponisten vom Beginn des 20. Jhs wie Reger und Richard Strauß. Abbildungen von Musikinterpreten vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs stellen den Großteil der Bestände dar. Musikkörperschaften des 19. und 20. Jhs sind vertreten durch das Bayreuther Festspielorchester, die Berliner Staatskapelle, die Wiener Philharmoniker, Musica Antiqua Wien, die Kammermusik-Vereinigung der Königlichen Kapelle zu Berlin u. a. Bedeutend ist weiterhin die Photographiensammlung der Kammerensembles, besonders der Streicherquartette (z. B. das Joachim-Quartett, das Fitzner-Quartett, das Moellendorf-Quartett, das Rosé-Quartett und das Melos-Quartett).

2.13 Aus deutschen Verlagen und Orten liegen Graphikblätter und Photographien, in geringerem Umfang auch Bilder, Plastiken, Medaillen und Trophäen vor. Die älteste in der Sammlung erhaltene Graphik ist ein Kupferstich aus dem Jahre 1524 aus der Werkstatt des Lucas van Leyden; zu den Germanica zählt ein Kupferstich der Musikinstrumentenwerkstatt von Johann Sadeler d. Ä. aus dem dritten Viertel des 16. Jhs; zu den ältesten Graphiken gehört ein kleines Porträt einer Dame am Klavichord von Václav (Wenzel) Hollar aus dem Jahre 1635, als er in Köln arbeitete. Bedeutend sind die Porträtsammlungen aus den Werkstätten von Joseph Kriehuber und Carl Meyer. Porträts von Mozart gehen zurück auf Künstler vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs wie Johann Joseph Neidl, Joseph Georg Mansfeld, Adolph Kunicke und Johann Friedrich August Clar. Andere vertretene Graphiker sind z. B. Johann Leonard Blanck, J. W. Sör, Rudolf Hoffmann, A. Hatzfeld, B. W. Dietz, Franz Burchard Dörbeck, Johann Blaschke und Albert Henry Payne. Photographische Porträts aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs gehen auf Berliner Ateliers wie Dührkopf, E. Bieber, Dursthoff, Leiser, A. Meyer; auf Leipziger Ateliers wie A. Brasch, Müller-Pilgram; auf Wiener Ateliers wie Adele, K. Ledermann, L. Guttmann; auf das Münchner Atelier F. Bruckmann und das Dresdner Archiv E. Schifter zurück. Die Sammlung enthält auch ikonographische Drucke aus den Verlagshäusern T. Haslinger, F. Paterno, Breitkopf & Härtel vom Ende des 19. und Beginn des 20. Jhs.

Pressedokumentation

2.14 Die Pressedokumentationssammlung, die seit 1992 dem Archiv zugeordnet ist, ist der noch am wenigsten bearbeitete Bestand des Musikarchivs. Von insgesamt etwa 50.000 Konzert- und Theaterprogrammen, Plakaten, Zeitungsausschnitten und Kleindrucken sind z. Z. nur etwa 2200 bearbeitet. Sie stammen vom Ende des 18. Jhs bis zur Gegenwart. Das älteste erhaltene Plakat zur Prager Aufführung von Mozarts Don Giovanni am 2. September 1788 stellt ein Unikat dar. Das Musikleben des 19. Jhs dokumentieren Konzertprogramme, darunter ein Programm für den Prager Auftritt des Klaviervirtuosen Sigismud Thalberg am 27. November 1845 und ein Programm des Prager Konzerts von Hector Berlioz am 27. Januar 1846. Die Sammlung enthält ebenfalls Dokumente über das deutsche kulturelle Leben in Prag am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jhs. Zahlreich sind deutsche Konzertprogramme von Vereinen, z. B. des Kammermusikvereins in Prag (118 Programme aus den Jahren 1895-1914), des Deutschen Männergesangvereins in Prag (9 Programme aus den Jahren 1892-1904) und des Deutschen Singvereins (7 Programme aus den Jahren 1898-1910).

Phonothek

2.15 Das Archiv der Tonträger enthält etwa 64.000 Stück Phonowalzen, Schallplatten und Compactdisks, von denen etwa 40 Prozent bearbeitet sind. Durchgängig handelt es sich um Materialien aus dem 20. Jh; den ältesten Teil der Sammlung repräsentieren die historischen Phonowalzen (1155 Stück) und Phonokarten (82 Stück). Zu den historischen Germanica aus der Zeit bis 1918 zählen 20 Phonowalzen der seit 1904 in Berlin ansässigen Firma Electra.

Nachlässe

2.16 Neben der Notensammlung ist dies der umfangreichste Bestandteil des Musikarchivs (ca. 70.000 Einheiten), der jedoch noch nicht vollständig bearbeitet ist. Gesammelt wurden Nachlässe von bedeutenden Repräsentanten der tschechischen Musik des 19. und 20. Jhs, z. B. des Komponisten, Dirigenten und ersten Chefs der Oper des Nationaltheaters in Prag, Karel Kovarovic (1862-1920), der Komponisten Vítezslav Novák (1870-1949) und Josef Suk (1874-1935), des Komponisten und Dirigenten Otakar Ostrcil (1879-1935), des Komponisten und langjährigen Verwalters der Musiksammlung des Nationalmuseums Emil Axman (1887-1949), der Komponisten Karel Boleslav Jirák (1891-1972), Alois Hába (1893-1973), Pavel Borkovec (1894-1972), Jaroslav Jezek (1906-1942) und Miloslav Kabelác (1908-1979). Neben Notenmaterial finden sich hier auch Handschriften und Korrespondenz. Den höchsten Anteil deutschsprachiger Werke weist der Nachlaß des Komponisten Erwin Schulhoff (1894-1942) auf. Die Nachlässe von Bedrich Smetana und Antonín Dvorak werden jeweils in den zu ihrer Person errichteten Museen in Prag aufbewahrt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autorenkatalog des Notenarchivs

[alphabetisch geordnet nach Komponisten; geführt seit 1890]

Katalog der Gesangbücher und Stimmbücher

[alphabetisch geordnet nach Gattungen der Materialien (z. B. Antiphonale, Graduale, Lieder) und nach den Namen der Komponisten; 1983 begonnen]

Katalog der Archivalien (ohne Noten)

[alphabetisch nach Verfassern; angelegt 1958-1989]

Ikonographischer Sachkatalog

[alphabetisch nach Abbildungen; geführt seit 1956]

Katalog der Pressedokumentation

[alphabetisch nach Interpreten und Orten; geführt seit 1986]

Alphabetischer Katalog der Phonothek

[Hauptkatalog nach Komponisten; Hilfskataloge nach Interpreten, Titeln und Verlagen; geführt seit 1966]

[Alle Kataloge in Zettelform.]

Nachlaßinventare

[26 Bandinventare mit jeweils systematischen Übersichten über alle im Museum aufbewahrten Materialien zur betreffenden Persönlichkeit; angelegt seit 1980, weitere Inventare werden ausgearbeitet]

Auf Wunsch können weitere Standortverzeichnisse und Bandinventare eingesehen werden.

3.2 Historische Kataloge

Sammlung Osek:

Inventarium, sive Catalogus Musicalium ...1706

Catalogus Musicaliorum Anno 1720 ...et Anno 1733 est renovatus

Catalogus Musicalium pro Choro Ossecensi. 1753 und 1754

[trägt den Untertitel Catalogus missarum; Nachträge 1802, 1812 ...1894]

Verzeichnis der Opern und Cantaten, welche ...sowohl in der Stiftskirche, als auch auf der Bühne ...aufgeführt worden ...

[ca. 1810; verzeichnet Aufführungen aus den Jahren 1780-1810]

Verzeichnis der in der Stiftskirche producirten Kirchenstücke an Sonn- u. Feyertagen. 1847-1881

Verzeichniß ...der Sinfonien

[erste Hälfte des 19. Jhs]

Inventarium der zum Chor der Ossegger Stiftskirche gehörigen musikalischen Instrumente, Gerätschaften und Kirchen-Musikalien. 1840

Notenverzeichnis

[erste Hälfte des 19. Jhs]

Sammlung aus Schloß Frýdlant:

Catalogo Delle Carte di Musica appartenenti al Sig. Conte Cristiano Clam é Gallas

[zweite Hälfte des 18. Jhs]

Catalogo Delle Carte di Musica appartenenti alla Sig. Contessa Carolina Clam-Gallas

Sammlung aus Schloß Kacina:

Catalogo

[ca. 1800; für alle Musikgattungen]

Catalog der Opern Oratorien und einzelnen Singstücken

[erstes Viertel des 19. Jhs]

Catalog der Solos, Duetten, Trios, Quartetten, Quintetten

[erstes Viertel des 19. Jhs]

Catalog der Kirchen Musicalien

[erstes Viertel des 19. Jhs]

Catalog der Clavier Musicalien

[erstes Viertel des 19. Jhs]

Catalog der Harmonie Stücke und Türkischemusik

[erstes Viertel des 19. Jhs]

Sammlung aus Schloß Radenín:

Verzeichniß Aller Musicalien Ihro Hochreichs Gräflichen Gnaden Herrn Herrn Philipp Krakowský Grafen von Kollowrath

[zweite Hälfte des 18. Jhs]

Verzeichnis der in der Sammlung enthaltenen Komponisten

[ohne Titelblatt; zweite Hälfte des 18. Jhs]

Quartetts

[erste Hälfte des 19. Jhs]

Katalog der Quintetten

[ca. 1850]

Musikalien des Obersten Gf Kolowrat

[zweite Hälfte des 19. Jhs]

[Alle Kataloge hschr.]

Außerdem liegen noch historische Kataloge der restituierten Sammlungen aus Prag-Brevnov, Strahov und Broumov vor. Diese Sammlungen gehören jedoch nicht mehr dem Museum der tschechischen Musik.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher der Musikalien wurden im Nationalmuseum in Prag seit 1867 geführt. Heute werden sie in der Musikhistorischen Abteilung aufbewahrt, sind jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

4.2 Darstellungen

Axman, Emil: Hudební oddelení Národního musea [Musikabteilung des Nationalmuseums]. In: Národní museum 1818-1948 [Das Nationalmuseum 1818-1948]. Praha 1949

Buchner, Alexander: Prvodce sbírkami hudebního oddelení Národního musea [Führer durch die Sammlungen der Musikabteilung des Nationalmuseums]. Praha 1954

Pulkert, Oldrich: The Musical Department of the National Museum in Prague. In: Fontes artis musicae 2 (1955) Nr. 2, S. 112-117

Hudební oddelení NM [Die Musikabteilung des Nationalmuseums]. In: Ceskoslovenský hudební slovník osob a institucí [Tschechoslowakisches Musikwörterbuch von Personen und Institutionen]. Bd 1. Praha 1963, S. 511-512

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fojtíková, Jana: Zpracování fondu osobních po- zstalostí v Muzeu ceské hudby [Die Bestandsbearbeitung der persönlichen Nachlässe im Museum der tschechischen Musik]. In: Hudební veda [Musikwissenschaft] 30 (1993) Nr. 4, S. 400-401 [hrsg. vom Institut für Musikwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik]

Maýrová, Katerina: Soupis evidence materiálu ve sbírkovém úseku tiskové dokumentace v I. a II. stupni, ulozeném v Hudebne-historickém oddelení Muzea ceské hudby v Praze [Evidenzliste von Materialien in der Sammlungsabteilung für die Pressedokumentation in I. und II. Stufe, die in der Musikhistorischen Abteilung des Museums der tschechischen Musik in Prag aufbewahrt sind]. Praha 1998 [hausinterne Liste]

Maýrová, Katerina: Sbírkový fond tiskové dokumentace, zejména koncertních program v Hudebne-historickém oddelení Muzea ceské hudby v Praze. Jeho vznik, profilace a problematika zpracování tohoto fondu, s akcentem na oblast tiskové dokumentace, vztahující se k hudebnímu zivotu v Praze v XIX. století [Sammlungsbestand der Pressedokumentation, vor allem der Konzertprogramme in der Musikhistorischen Abteilung des Museums der tschechischen Musik in Prag. Seine Gründung, eine Übersicht und die Problematik der Bearbeitung des Bestandes unter besonderer Berücksichtigung der Pressedokumentation mit Bezug zum Musikleben in Prag im 19. Jh]. In: Sborník mezinárodní muzikologické konference, konané v listopadu v Bratislave, na téma Hudebno-historické pramene - dokumentácia, ochrana, prezentácia [Sammelband der internationalen musikwissenschaftlichen Konferenz im November 1998 in Bratislava mit dem Thema Musikhistorische Quellen - ihre Dokumentation, Präsentation und ihr Schutz]. [im Druck]

Maýrová, Katerina: The music collections, related to the music history of the first half of the twentieth century and held in the Music-historical department of the Museum of Czech music in Prague, with a special regard to the section of Printed Documentation. In: Martin-Jahrbuch II, Jahrbuch der Bohuslav Martin Stiftung in Prag. Bern 1999 [im Druck]

Paulová, Eva: Evidence pramen hudební ikonografie v Ceské republice [Die Evidenz der Musikikonographie in der Tschechischen Republik]. In: Národní knihovna [Die Nationalbibliothek] 8 (1997) Nr. 1, S. 23-27 [hrsg. von der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik]

Poštolka, Milan: Musikerbriefe in der Musikabteilung des Nationalmuseums in Prag. In: Beiträge zur Musikdokumentation. Franz Grasberger zum 60. Geburtstag. Tutzing 1975, S. 363-390

Stand: März 1999

Jana Fojtíková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.