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Památník národního písemnictví - knihovna

Museum für böhmische Literatur - Bibliothek


Adresse. Strahovské nádvorí 132, 118 00 Praha 1 - Hradcany
Telefon. (02) 20 51 66 95 (Zentrale), 20 51 72 85 (Direktion)
Telefax. (02) 20 51 72 77
Bibliothekssigel. <ABE 336>

Unterhaltsträger. Ministerstvo kultury Ceské republiky [Ministerium für Kultur der Tschechischen Republik]
Funktion. Museumsbibliothek für die Dokumentation der Entwicklung von Literatur und Buchkultur in den historischen böhmischen Ländern seit etwa 1770.
Sammelgebiete. Tschechische und fremdsprachige belletristische Bohemica (einschließlich Jugendliteratur), tschechische Literaturwissenschaft, preisgekrönte tschechische Schönste Bücher des Jahres (seit 1965), bibliophile Drucke.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Mittwoch 9-16.30 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-17.30 Uhr, Freitag 9-14.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegeräte, Mikroverfilmungen.
Gedruckte Informationen. S. u. 5.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - U-Bahnverbindung (Metrolinie A) bis Station Malostranská, von dort Straßenbahn (Linie 22) bis Haltestelle Pohorelec. Fußwegnähe von der Haltestelle (ca. 5 Minuten). - Parkmöglichkeiten in der Nähe am Platz Pohorelec. Das Museum befindet sich im Kloster Strahov.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Museum für böhmische Literatur wurde im Mai 1953 in den rekonstruierten Räumen des ehemaligen Prämonstratenserstifts Strahov eröffnet. Die im 12. Jh gegründete Abtei war im April 1950 verstaatlicht und aufgehoben worden. Vom Museum wurden damals 130.000 Bde der historischen Stiftsbibliothek übernommen, darunter seltene Handschriften und Inkunabeln, die separat aufgestellt wurden. In die Verwaltung des Museums gingen auch Bibliotheken anderer, im Jahre 1950 aufgehobener Klöster über. Insgesamt umfaßt der übernommene Bestand aus diesen Provenienzen ca. 300.000 Bde, hauptsächlich theologische Literatur.

1.2 Die Erwerbungen der Bibliothek, die neben dem Literaturarchiv und den Kunstsammlungen eine der drei Hauptabteilungen des Museums bildet, konzentrieren sich auf originalsprachige tschechische Literatur und literaturwissenschaftliche Arbeiten. Es werden vor allem Privatbibliotheken tschechischer Schriftsteller, Literaturhistoriker und Sammler von bibliophilen Drucken angekauft. Darüber hinaus existiert eine Sammlung literarischer und kultureller Zeitschriften (ca. 100.000 Bde). Im Jahre 1964 wurde dem Museum das Literaturarchiv angegliedert (z. Z. mit etwa 6 Millionen Archivalien). Es enthält hauptsächlich Nachlässe von Dichtern, Schriftstellern, Literaturwissenschaftlern und -kritikern, Journalisten und anderen Persönlichkeiten des kulturellen Lebens, die in den böhmischen Ländern gewirkt haben; daneben auch Archive von Vereinen, Institutionen und Verlagen. In den Kunstsammlungen werden Illustrationen (insbesondere des 20. Jhs), künstlerische Werke und Gegenstände gesammelt, die sich auf die Literatur oder das Leben und Werk einzelner tschechischer Schriftsteller beziehen.

1.3 Im Jahre 1990 wurden im Rahmen der Restitutionsmaßnahmen das Prämonstratenserstift Strahov und 1991 die historischen Buchbestände samt Katalog dem Prämonstratenserorden zurückgegeben. Das Museum muß die gemieteten Räume bis zum Jahr 2001 verlassen, und auch die Bestände aus den übrigen Klosterbibliotheken müssen im Laufe der nächsten Jahre den ursprünglichen Eigentümern zurückgegeben werden. Dies betrifft ca. 75 Prozent des derzeitigen Buchbestandes aus dem 16. bis 19. Jh.

1.4 Die Aufgabe des Museums ist die Sammlung, Bearbeitung, Bewahrung und Veröffentlichung von Archivalien und Büchern, audiovisuellen und künstlerischen Dokumenten zur Entwicklung der Literatur und Buchkultur in den historischen böhmischen Ländern, besonders in den letzten mehr als 200 Jahren. Diese Aufgabe bestimmt auch die sprachliche Zusammensetzung der Bestände. Zwar bilden die tschechischen Werke den Kern, doch ist auch deutschsprachige Literatur seit der Zeit der Nationalen Wiedergeburt bis in die Gegenwart vertreten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Im Jahre 1989 umfaßte der Gesamtbestand der Bibliothek des Museums für böhmische Literatur ca. 930.000 Bde. Er setzte sich zusammen aus der Strahover Stiftsbibliothek (ca. 130.000 Bde), den Beständen aus aufgehobenen Klöstern (ca. 300.000 Bde) und den eigentlichen Beständen der Museumsbibliothek (ca. 500.000 Bde).

2.2 Nach der Rückgabe der ehemaligen Bestände der Klosterbibliotheken an die ursprünglichen Eigentümer bleiben mehr als 500.000 Bde im Besitz der Bibliothek. Von den bisher betreuten ältesten Beständen (Inkunabeln, Drucke vom 16. Jh bis zur Mitte des 18. Jhs) sind es etwa 10.000 Bde. Dieser Bestand repräsentiert eine für tschechische Sammlungen übliche sprachliche Struktur Alter Drucke. Genauere Informationen über sprachliche Struktur und Provenienzen werden erst nach einer retrospektiven Konversion der ursprünglichen Kataloge mit EDV möglich sein. Da derzeit nur ein alphabetischer Katalog vorliegt, können auch keine detaillierten Zahlenangaben zur Systematik gemacht werden. Umfassend ist der Bestand aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und aus dem 19. Jh. Dies gilt auch für die deutschsprachigen Werke, zu denen u. a. Schriften von tschechischen Autoren aus der sogenannten Zeit der Nationalen Wiedergeburt gehören, die häufig in deutscher Sprache publiziert wurden.

2.3 Deutschsprachige und aus dem deutschsprachigen Raum stammende Literatur ist besonders umfangreich vertreten in den Nachlässen des Schriftstellers Jirí Karásek ze Lvovic (1871-1951) mit insgesamt 50.000 Bdn, des Schriftstellers und Journalisten Egon Erwin Kisch (1885-1948), des Bibliothekars und Literaturkritikers Bedrich Václavek (1897-1943), des Übersetzers und Journalisten Pavel Eisner (1889-1958), des Historikers und Schriftstellers Zikmund Winter (1846-1912) sowie des Journalisten, Übersetzers und Kritikers Antonín Macek (1872-1923) und seines Sohnes. Dieser Nachlaß enthält einige Inkunabeln, z. B. Alexander de Hales, Summa. Pars I-IV (Nürnberg: Anton Koberger 1481-1482); Summa Magistrutia seu Pisanella vulgaliter appellatum (Nürnberg: Anton Koberger 1478); Ludolphus de Saxonia Cartusiensis, Meditationes vite Jesu Christi (Straßburg 1483); Gregorius Magnus, Epistolae (Augsburg: Günther Zainer, ca. 1476); Jacobus de Voragine, Sermones (Köln ca. 1470); Antonius de Florentia, Summa. Pars I (Nürnberg: Anton Koberger 1478) und Ropertus Holkot, Super sapientiam Salomonis (Speyer: Peter Drach 1483).

2.4 Bedeutend ist der Nachlaß von Ulrike von Levetzow (1804-1899), deren Bibliothek im Schloß Trebívlice [Triblitz] mit insgesamt 1382 Bdn umfangreiche Literatur über Goethe sowie zeitgenössische Poesie, Belletristik und Theaterstücke (z. B. Achim von Arnim, Charles Dickens, Frederick Marryat, Walter Scott, Carl Spindler u. a.) sowie religiöse Literatur enthielt. Vorhanden sind auch heimatkundliche und Reiseführer, Sprachlehrbücher (für Englisch und Französisch) sowie Enzyklopädien. Ein größerer Teil dieser Schloßbibliothek befindet sich heute in der Bibliothek des Bezirksmuseums in Most [Brüx] (s. Eintrag dort).

2.5 Interessante Germanica befinden sich auch im Literaturarchiv des Museums. Darunter ist ein Teil des Archivs des Bundes der Deutschen in Prag aus den Jahren 1897 bis 1932, Handschriften und Korrespondenz von J. F. Hermann von Hermannsdorf (1748-1816), Ernst Feigl (1866-1908, deutsch-jüdischer Schriftsteller und Journalist aus Prag), Korrespondenz und Poesie-Handschriften von Siegfried Kapper (1821-1879), Bestände der österreichischen Familie Koller, deren Mitglieder Diplomaten, Hofräte oder Generale waren (darunter Korrespondenz, Tagebücher, Handschriften, Photographien u. a.). Besonders bemerkenswert sind Werke von Goethe, die in handschriftlichen Kopien vorliegen, sowie seine Korrespondenz aus den Jahren 1815 bis 1832. Etliche Germanica sind in den einzelnen tschechischen Beständen (besonders in der Korrespondenz) verstreut (s. u. 5).

2.6 Im deutschsprachigen Zeitschriftenbestand finden sich aus dem 18. Jh beispielsweise die Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena und Leipzig 1785-1787, 1792-1803) und Anzeigen der Oberlausizischen Gesellschaft der Wissenschaften (1798-1802, 1833-1840, 1845-1846). Aus dem 19. Jh liegen vor Abend-Zeitung (Dresden und Leipzig 1830, 1831), Allgemeine Zeitung (Augsburg 1836-1859, lückenhaft), Leitmeritzer allgemeiner Schreib-, Haus- und Wirtschaftskalender (1839-1841, 1843-1850, 1878), Neuer Prager Kalender für alle Städte (Prag 1847-1898, lückenhaft), Abhandlungen der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur (Breslau 1861-1873, lückenhaft) und Allgemeine Literatur-Zeitung, zunächst für das katholische Deutschland (Wien 1865-1873).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[verzeichnet die Bestände des Museums; nach tschechischen Regeln]

Alphabetischer Zeitschriftenkatalog

Kartenkatalog der Bibliothek der Karásek-Galerie

[alphabetisch; verzeichnet den Karásek-Nachlaß]

Kartenkatalog des Bestandes der tschechischen Nationalen Wiedergeburt

[alphabetisch nach Verfassern; verzeichnet Werke aus der Epoche der Nationalen Wiedergeburt (ca. 1775-1848); angelegt um 1965-1970]

EDV-Katalog

[verzeichnet die Zuwächse seit 1994; ca. 12.000 Einträge]

Medílek, Boris: Památník národního písemnictví 1953-1978. Soupis publikací, výstav a kulturních porad [Das Museum für böhmische Literatur 1953-1978. Verzeichnis der Veröffentlichungen, Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen]. Praha 1983 [mit Namen- und Sachregister; Einleitung in russischer, englischer und deutscher Sprache]

Knihovní celky. Prvodce po fondech PNP [Der gesamte Buchbestand. Führer durch die Bestände des Museums für böhmische Literatur]. Praha 1997 [hausinterne Publikation]

Spitzová, Barbara: Germanika v literárním archivu PNP [Germanica im Literaturarchiv des Museums für böhmische Literatur]. Praha 1965

Prvodce po fondech literárního archívu PNP [Führer durch die Bestände des Literaturarchivs des Museums für böhmische Literatur]. Praha 1993 (Literární archiv, 26)

Publikace vydané PNP v letech 1990-1998. Bibliografický soupis [Die vom Museum für böhmische Literatur herausgegebenen Publikationen. Bibliographisches Verzeichnis]. Praha 1998 [hausinterne Publikation]

Stand: Mai 1999

Zdenek Bartl


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.