FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie

Adresse. Augustusstr. 2, 01067 Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 4 95 24 46
Telefax. (0351) 4 95 24 68
Bibliothekssigel. <D 29>

Unterhaltsträger. Freistaat Sachsen
Funktion. Wissenschaftliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Geowissenschaften von Sachsen. 2. Besonderes Sammelgebiet: Literatur über Georgius Agricola.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (Präsenzbenutzung der historischen Bestände). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 und 14-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Informationsblatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - S- und Fernbahnhof Dresden-Hauptbahnhof, Dresden-Neustadt. S-Bahnhof Dresden-Mitte. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof, Bahnhof Neustadt (Linie 11) bis Haltestelle Postplatz. Stadtverkehr (Linien 1, 2, 4, 12, 14) bis Haltestelle Altmarkt. Linie 4 auch Haltestelle Theaterplatz. Parkplätze Theaterplatz oder Altmarkt (gebührenpflichtig).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist unmittelbar mit der Entwicklung des Mineralogischen Museums verbunden. Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) begründete um 1560 in Dresden die Kunstkammer, aus der später die berühmten Sammlungen für Kunst und Wissenschaft hervorgegangen sind. Diese sogenannte Kunst- und Naturalienkammer enthielt Werkzeuge für verschiedene Handwerke, geometrische und astronomische Instrumente, Uhren, naturwissenschaftliche Raritäten sowie Gemälde. Landesweite Recherchen nach Vorkommen von Schmuck, Edelsteinen und Marmor erbrachten den Grundfonds für das Mineralienkabinett. Das erste Inventarverzeichnis der Kunstkammer von 1587 weist außerdem 288 wertvolle Bücher aus, die als wissenschaftliche Handbibliothek angesehen werden dürften. Architektur, Astronomie und Geographie bildeten die Schwerpunkte dieses Bestandes.

1.2 Wesentlich intensiver als seine Vorgänger widmete sich Kurfürst Friedrich August I. (König August II. von Polen; 1670-1733) den naturwissenschaftlichen und technischen Sammlungen. Sein mit der Gesamtleitung der Kunstkammer beauftragter Leibarzt Johann Heinrich von Heucher (1677-1746) legte exakte Vorstellungen für die zu pflegenden wissenschaftlichen Disziplinen vor und initiierte die Aufteilung in gesonderte, von Fachkräften verwaltete Kabinette, die fortan auch Spezialforschungen ermöglichten. Der wissenschaftlichen Grunddisposition dienten zahlreiche, durch versierte Inspektoren erarbeitete Inventare, von denen das des Bernsteinkabinetts noch erhalten ist.

1.3 1728 konnten die Sammlungen nebst ihrer Bibliothek im eben fertiggestellten Zwinger aufgestellt werden. Dank weitreichender Verbindungen mit dem Ausland hatte von Heucher vermutlich auch während seiner Reisen eine ca. 4000 Bde umfassende Bibliothek in seiner Wohnung im Zwinger zusammengebracht. Auf Betreiben von Premierminister Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) wurde die Privatbibliothek nach von Heuchers Tod als eine entscheidende Bereicherung des seit 1746 vereinigten Mineralien- und Naturalienkabinetts angekauft. Ihren außerordentlich hohen Nutzen für die Erschließung des Naturalienkabinetts durch verschiedene Kataloge brachten die Inspektoren Christian Heinrich Eilenburg (1710-1771) und Christian Ernst Birkhan (1713-1778) in dem Kurtzen Entwurf der Königlichen Naturalienkammer zu Dresden 1755 zum Ausdruck. Der Siebenjährige Krieg machte im Dezember 1760 die Auslagerung der Bibliothek in das Schloß und das Kurprinzliche Palais notwendig.

1.4 Nach dem Tod des Grafen Brühl avancierte Camillo Graf Marcolini (1739-1814) zum Oberkammerherrn. In der Absicht materieller Einsparungen verfügte er 1778 die Übergabe sämtlicher in den Zwingergebäuden befindlichen Bibliotheken an die Kurfürstliche Bibliothek (später Sächsische Landesbibliothek). Dem Museum verblieb eine Handbibliothek von vermutlich bereits vorhandenen Doppelstücken. Weitere 879 Bde Dubletten erhielt das Collegium Medico chirurgicum, jetzt Universitätsklinikum Dresden. Der Verlust der eigenen Bibliothek beeinträchtigte die wissenschaftliche Tätigkeit des Kabinetts, insbesondere nach der Übersiedlung der Kurfürstlichen Bibliothek in das weiter entfernte Japanische Palais im Jahre 1786.

1.5 Beachtliche Neuerungen für den Aufbau der Sammlung sowie die wissenschaftliche Prägung durch Anschaffung zahlreicher Exponate sind dem seit 1778 wirkenden Inspektor Carl Heinrich Titius (1744-1813) zu verdanken. Anläßlich einer Reise durch mehrere Länder Europas im Jahre 1777 galt seine besondere Aufmerksamkeit den Bibliotheken an Naturalienkabinetten. Nach seiner Rückkehr komplettierte Titius die Bibliothek durch den Erwerb insbesondere von zoologischer Literatur. Die politische Situation ließ eine spürbare Erweiterung der Bibliothek jedoch auch in den letzten Jahren seiner Amtszeit nicht zu. Im Wunsche, die begonnenen Katalogarbeiten des Galerieschreibers und späteren Inspektors Johann Gottlieb Gössel (1780-1846) zu unterstützen, bot Titius seine Privatbibliothek zum Kauf an. Der Erwerb der 98, in einem handschriftlichen Verzeichnis aufgeführten mineralogischen Bücher sowie die Bereitstellung eines jährlichen Fonds zur Komplettierung der Bibliothek konnte jedoch erst in der Amtszeit seines Nachfolgers, des Arztes Dr. Friedrich August Treutler (1766-1819) erreicht werden.

1.6 Entscheidende Förderung erhielt die Bibliothek ab 1854 durch die Berufung des Paläontologen Dr. Hanns Bruno Geinitz (1814-1900) zum Direktor des 1857 wieder verselbständigten Königlichen Mineralogischen Museums. Seine weitreichenden wissenschaftlichen Verbindungen zum Ausland und der Erscheinungsbeginn museumseigener Publikationen ermöglichten fortan einen regen Schriftentausch und die Bereicherung der Handbibliothek mit Veröffentlichungen angesehener Gelehrter, namhafter Gremien und Institutionen. Der trotz des geringen Ankaufsetats stetig wachsende Zugang erforderte nunmehr eine bibliothekarische Betreuung. 1899 legte Dr. Alexander Fürchtegott Reichardt (1858-1922) den ersten alphabetischen Zettelkatalog an. 1901 war ein Gesamtbestand von 3700 Bdn sowie 150 Kapseln und Broschüren zu verzeichnen.

1.7 Der Erste Weltkrieg und Verteuerungen während der Inflation verursachten empfindliche Lücken, insbesondere bei den ausländischen Zeitschriftenbeständen. Erst ab 1924 standen wieder eigene wissenschaftliche Veröffentlichungen für den Schriftentausch zur Verfügung. Der damalige Kustos, ab 1945 Direktor des Museums, Dr. Walter Fischer (Amtszeit 1925-1946) übernahm 1925 die Leitung der Bibliothek und führte zuerst eine Revision durch. Im Juni 1926 umfaßte der Bibliotheksbestand 4165 Buchbinderbände, 1454 Dissertationen und Separata, 25 Kartenwerke, 38 laufend gehaltene Zeitschriften, 1386 Einzelhefte u. a. m. Neben den vorhandenen Hand- und Zettelkatalogen wurden in Bandform ein Zugangskatalog, ein Sachkatalog der mineralogisch-geologischen Bücherei sowie in Zettelform ein Katalog der Systematischen Paläontologie angelegt. Die Zahl der Tauschpartner wuchs bis 1939 auf 112 in- und ausländische Institutionen an. Die geringen Haushaltsmittel in den dreißiger und vierziger Jahren zwangen zu strikter Erwerbungskoordinierung mit dem Institut für Mineralogie und Geologie der damaligen Technischen Hochschule Dresden. Wertvolle Ergänzungen bot daher die Übernahme der Privatbibliotheken des Sanitätsrates Dr. Paul Menzel (1834-1916) und des Hofrats Prof. Johannes Deichmüller (1854-1944). Die Bibliothek der 1874 am Museum eingerichteten prähistorischen Abteilung ging an das 1938 gegründete Landesmuseum für Vorgeschichte über.

1.8 Bis 1945 war die Bibliothek in unterschiedlichen Räumen des Zwingerareals untergebracht. Während der letzten Kriegsjahre wurden die Bibliotheksbestände vorsorglich in verschiedene Gebäude der Stadt sowie Orte außerhalb Dresdens ausgelagert, so daß sie bis auf einige geologische Karten bewahrt blieben. Die Museumsräume im Zwinger mit der gesamten Bibliothekseinrichtung und den Katalogen fielen dem Bombenangriff vom 13. Februar 1945 zum Opfer. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Rückführung der ausgelagerten Bücher zunächst in unzerstörte Räume des Schlosses und des Albertinums. Unsachgemäße Behandlung hatte jedoch zu erheblichen Verlusten in den Buchbeständen geführt. Zudem erschwerten fehlende Kataloge die Ordnungs- und Überprüfungsarbeiten. In den Jahren 1950 bis 1959 war das Museum mit seiner Bibliothek interimistisch im Albertinum untergebracht. Nach der Übersiedlung in das ehemalige Ständehaus wurde schrittweise die Neuerfassung des gesamten Zeitschriften- und Buchbestandes einschließlich des reichen Besitzes an Sonderdrucken und Dissertationen vorgenommen. Gleichzeitig mit ca. 1050 Bdn und 2500 Sonderdrucken aus dem Institut für Mineralogie und Geologie gelangten 1970 56 Bde der 1816 gegründeten Gesellschaft für Mineralogie zu Dresden in die Bibliothek. Damit wurde ein wertvoller historischer Bestand herangeführt, der neben seiner Fachspezifik auch interessante bibliophile Merkmale aufweist. Eine beachtliche Anzahl Monographien sowie verschiedene Zeitschriften erhielt die Bibliothek von der ehemaligen Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS Bautzen. 1983 bereicherte der Nachlaß des Geologen, Heimatforschers und Museologen Hermann Anders aus Eberbach/Lausitz (1879-1945) mit 200 Bdn, zahlreichen Separata und 100 geologischen Karten nebst Erläuterungen die Bestände, ferner kam eine Sammlung sämtlicher Publikationen (286 Titel) des Wissenschaftshistorikers Prof. Rudolph Zaunick (1893-1967) hinzu.

1.9 Mit der Quellenbeschaffung, Auswertung ihrer Bestände, bibliographischen Recherchen und Zuarbeiten zum Register beteiligt sich die Bibliothek an der Georgius-Agricola-Gedenkausgabe und den übrigen Publikationsorganen des Museums. Darüber hinaus ist die Erarbeitung von Fachbibliographien ein Schwerpunkt ihres Wirkens.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 34.000 Titeln (in 36.000 Bdn) und 1030 Zeitschriftenreihen umfaßt der historische Buchbesitz 2049 Titel. Neben einer Inkunabel entfallen 7 Titel auf das 16. Jh, 4 auf das 17. Jh, 147 auf das 18. Jh und 1890 auf das 19. Jh. Der überwiegende Teil (1823 Titel) ist in deutscher Sprache abgefaßt. In lateinischer Sprache liegen 33 Titel vor, in Französisch erschienen 100 Titel, in Englisch 66. Weitere 27 Titel wurden in Russisch, Italienisch, Portugiesisch, Schwedisch und anderen europäischen Sprachen veröffentlicht.

Christel Hebig

Systematische Übersicht

2.2 Die Aufstellung des Bestandes erfolgt seit den zwanziger Jahren des 20. Jhs nach einem auf die wissenschaftliche Arbeit am Museum zugeschnittenen System. Werke, die sich vorrangig auf einzelne Länder, Regionen oder Erdteile beziehen, sind nach regionalen Aspekten geordnet. In Anlehnung an das Verzeichnis von Christel Hebig, Kostbarkeiten der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden (Dresden 1988), bilden die historischen Bestände von 1470 bis 1880 den Schwerpunkt der Beschreibung.

2.3 In der umfangreichen Bestandsgruppe Mineralogie (bis 1880 193 Titel zuzüglich 20 Darstellungen zur Regionalen Mineralogie europäischer Gegenden und Länder) sind nahezu sämtliche Standardwerke der systematischen Mineralogie aus dem 18. Jh vorhanden. Während der Amtszeit von Hanns Bruno Geinitz im 19. Jh hingegen wurde die Mineralogie zugunsten geologisch-paläontologischer Literatur etwas vernachlässigt. Der älteste Titel ist De metallicis libri tres (Nürnberg 1607) von Andreas Caesalpinus (1519-1603). Die fünfteilige Histoire naturelle des minéraux von George Louis Leclerq de Buffon (1707-1788) erschien zwischen 1749 und 1788 in Paris. Neben der Beschreibung einzelner Mineralien und Fossilien mit ihrer Entstehung finden sich überwiegend Gesamtdarstellungen, Handbücher und Lexika zur Geschichte und zu den Mineralsystemen (z. B. von Carl Abraham Gerhard, 1738-1821, Carl Heinrich Titius, Johann Gottschalk Wallerius, 1709-1785, und Abraham Gottlob Werner, 1749-1817).

2.4 Aus dem Besitz der Gesellschaft für Mineralogie zu Dresden bereicherten die Werke von René Juste Haüy (1743-1822) den Bestand. Mit 9 stetig verbesserten und erweiterten Auflagen von 1846 bis 1877 sind die Elemente der Mineralogie von Carl Friedrich Naumann (1797-1873) verfügbar. Aus dem 18. und 19. Jh liegen Tabellen zur Mineralbestimmung sowie einige ausführliche Verzeichnisse von Mineraliensammlungen (u. a. hrsg. von Abraham Gottlob Werner) vor. Die Bibliothek besitzt die umfangreiche Systematische Uebersicht der Litteratur für Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde vom Jahr 1800 bis 1820 (Freiberg 1822) von Johann Carl Freiesleben (1774-1846) sowie August Frenzels (1842-1902) Mineralogisches Lexicon für das Königreich Sachsen (Leipzig 1874).

2.5 Zur Meteoritenkunde existieren 7 Titel des 19. Jhs (bis 1880). Die Bestandsgruppe Petrographie enthält 18 Werke, die mit 2 Ausnahmen ebenfalls im 19. Jh erschienen sind. Je ein Titel des 18. und des 19. Jhs sind zur Bodenkunde vorhanden.

2.6 Die Gruppe Geologie setzt sich zusammen aus 17 Titeln des 18. Jhs und 71 des 19. Jhs (bis 1880) zuzüglich 6 Titeln zur Geschichte der Disziplin. Häufigste Autoren sind Bernhard von Cotta (1808-1879; 12 Titel), Charles Lyell (1797-1875; 4 Titel) und Henry Thomas de la Beche (1796-1855; 3 Titel) mit zumeist grundlegenden Arbeiten. Spezielle Fragen zur Mineralogie der Vulkane und der Höhlen bzw. zu einzelnen europäischen Regionen werden in 7 Veröffentlichungen dargelegt. Einen wesentlichen Zugang aus der Bibliothek der Gesellschaft für Mineralogie Dresden bedeuteten die Naturgeschichte des Erdkörpers in ihren ersten Grundzügen (Leipzig 1834) vom Wegbereiter der regionalen Geologie in Deutschland Christian Keferstein (1784-1866) und Alexander von Humboldts Geognostischer Versuch über die Lagerung der Gebirgsarten in beiden Erdhälften (Straßburg 1823). Von der Bautzener Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS erhielt die Museumsbibliothek mehrere Werke des Leipziger Geologen und Paläontologen Hermann Credner (1841-1913). Ab 1860 bis 1900 bereicherten darüber hinaus die zahlreichen Publikationen geologischer Landesanstalten des Auslandes (USA, Indien, Australien, Südafrika, Finnland, Österreich, Ungarn, Böhmen) die Bibliothek. Eine zunehmende Zahl von Autoren wie Emil Adolph Roßmäßler (1806-1867) u. a. suchten das Interesse an den Fragen der Erdgeschichte in populärwissenschaftlichen Darlegungen zu wecken.

2.7 Der Bestand zu Bergwirtschaft und Bergbau mit 43 Titeln (18. Jh 17, 19. Jh 29) bietet Abhandlungen und Reiseberichte über Lagerstätten von Eisen-, Kupfer- und Silbererzen sowie von Salzwerken, Stein- und Braunkohlevorkommen in verschiedenen Gegenden Europas und in Deutschland. Veröffentlichungen zu fortschrittlichen Verhüttungsanlagen erschienen vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jhs.

2.8 Der paläontologische Bestand enthält 151, z. T. sehr spezielle Titel aus dem 17. Jh (16 Titel), 18. Jh (4) und 19. Jh (131). Die älteste Arbeit ist eine Wittenberger Dissertation aus dem Jahre 1664: De corporibus petricati von Johann Georg Seyboth. Wichtigste Autoren im Bestand des 19. Jhs sind außer Hanns Bruno Geinitz (5 Titel) Joachim Barrende (1797-1883; 6 Titel), Leopold von Buch (1774-1853; 5 Titel), August Emanuel Reuss (1811-1873; 5 Titel) und Oswald Heer (1809-1883; 2 Titel), deren enge wissenschaftliche Verbindung zu Geinitz der ebenfalls in der Bibliothek vorliegende Briefwechsel bezeugt. Zu nennen sind ferner die Arbeiten des Zoologen Heinrich Georg Bronn (1800-1862; 5 Titel) und die umfassenden Darstellungen zur Paläontologie von Christian Gottfried Andreas Giebel (1820-1881). Das Verzeichnis und die ausführliche Beschreibung der Petrefaktensammlung des Förderers der Paläontologie Ernst Friedrich von Schlotheim (1764-1832) erschienen 1820 bzw. 1832 in Gotha.

2.9 Der gemeinsamen geologischen, anatomischen und zoologischen Untersuchung des in Dresden ausgestellten fossilen Skeletts Hydarchos durch Carl Gustav Carus (1789-1869) und Hanns Bruno Geinitz kommt eher lokales Interesse zu. Die Basis für den Besitz zahlreicher kleinerer Schriften und Dissertationen zur Paläontologie und Paläobotanik bildete die Separata-Sammlung von Geinitz, weshalb sehr häufig angebundene Schriften vorzufinden sind.

2.10 Zur Gruppe Paläobotanik gehören 74, mit 2 Ausnahmen dem 19. Jh entstammende Titel. Die Reihe der bereits genannten paläontologischen Autoren ergänzen Constantin von Ettinghausen (1826-1897; 6 Titel), Heinrich Robert Göppert (1800-1884; 8 Titel) und Franz von Unger (1800-1870; 4 Titel). Der älteste Druck ist das in Leiden 1723 erschienene Herbarium Diluvianum von Johann Jacob Scheuchzer (1672-1733).

2.11 78 Veröffentlichungen zu Geologie und Paläontologie verschiedener Gegenden Deutschlands stammen vorrangig aus dem 19. Jh (18. Jh 3 Titel). Neben Gesamtdarstellungen sind geologisch-paläontologische Arbeiten über Thüringen von Heinrich Credner (1809-1876), Hermann Credner, Reinhard Richter (1813-1884), Ernst Erhard Schmidt (1815-1885) u. a. vorhanden sowie über die Rheinprovinzen von Jakob Nöggerath (1788-1877), Johann Steininger (1794-1874) u. a.

2.12 Einen weiteren Schwerpunkt des geologisch-paläontologischen Literaturbesitzes bilden die Beschreibungen von Erz-, Kohle-, Granit- und Basaltvorkommen in Sachsen. Diese Bestandsgruppe umfaßt 54 Titel, davon 7 aus dem 19. Jh. Als wertvolle Rara sind hervorzuheben die zweibändige Memorabilia Saxoniae subterraneae; i. e. Des Unterirrdischen Sachsens Seltsame Wunder der Natur (Leipzig 1720) von Gottlob Friedrich Mylius (1675-1726), eine ähnliche Arbeit des Bergrats und Arztes Christian Richter (1656), Saxoniae electoralis miraculosa terra, oder des weltberühmten Chur-Sachsen-Landes bewunderns-würdige Erde (Schneeberg 1732) sowie die Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande (Leipzig 1778) von Johann Friedrich Wilhelm von Charpentier (1738-1805). Wichtige Überblickswerke stammen von Carl Friedrich Naumann, August Frenzel und Moritz von Süssmilch-Hörnig. Alfred Jentzsch (1850-1925) erstellte den systematischen Überblick über Die Geologische und mineralogische Literatur des Königreiches Sachsen und der angrenzenden Ländertheile von 1835 bis 1873 (Leipzig 1874). Die Bibliothek konnte auch das von dem Werner-Schüler Johann Carl Freiesleben in freyen Heften herausgegebene sechsbändige Magazin für die Oryktographie von Sachsen (Freiberg 1828-1848) übernehmen. Mit jeweils mehreren geognostischen Berichten aus unterschiedlichen sächsischen Gegenden sind Bernhard von Cotta, Friedrich Constantin von Beust (1806-1891), Hanns Bruno Geinitz, August von Gutbier (1797-1866) und Christian Gottlieb Pötzsch (1732-1805) vertreten.

2.13 Zur Unterstützung der Editionstätigkeit des Museums für die Georg-Agricola-Gedenkausgabe strebt die Bibliothek die Komplettierung ihres Fonds an Schriften von und über den Arzt und Naturforscher (1497-1555) an. Die grundlegenden Werke De natura fossilium und De re metallica libri XII sind in mehreren Auflagen und Sprachen verfügbar. Von den Kleindrucken über den Türkenkrieg (1531, 1538), den drei Büchern De peste (Basel 1554) und dem übersetzten Gespräch vom Bergwesen wegen seiner Fürtrefflichkeit (Rotenburg 1778) liegen Photokopien vor.

2.14 Die Bestandsgruppe Sachsen (historisch) mit 35 Titeln (3 des 17. Jhs, 6 des 18. Jhs, 26 des 19. Jhs) weist 19 Druckwerke zur Geschichte des sächsischen Bergbaus auf. Neben einigen anderen sächsischen Orten werden die Bergstädte Freiberg (mit der Bergakademie), Annaberg, Brand und das Dorf Plauen bei Dresden beschrieben. In einem Nachschlagewerk veröffentlichte F. Carl A. Schenkenberg Die lebenden Mineralogen, Adressen-Sammlung aller in Europa und den übrigen Welttheilen bekannten Oryktognosten, Geognosten, Geologen und mineralogischen Chemiker (Stuttgart 1842).

2.15 Weitere historische Bestände regionalkundlicher geologischer Fachliteratur besitzt die Bibliothek für die Region Österreich-Ungarn (20 Titel in deutscher Sprache, davon 2 aus dem 18. Jh), für die ehemalige Tschechoslowakei (11, davon einer des 18. Jhs von Franz Ambros Reuss, 1811-1830, 4 Schriften von August Emanuel Reuss), für Belgien und Holland (12 Titel), Frankreich (17, davon einer des 18. Jhs), Italien (17, davon 3 des 18. Jhs), Polen (8), Schweiz (7, davon einer des 18. Jhs), Spanien und Portugal (7), die Nordischen Länder und die Arktis (19, davon einer des 18. Jhs), Großbritannien (13), die Balkanländer (3), Territorien der ehemaligen UdSSR (40, davon einer aus dem 18. Jh), Amerika (44), Asien (9), Australien und die Antarktis (2).

2.16 Die Gruppen Naturwissenschaften im Allgemeinen, Chemie, Physik, Biologie und Entwicklungslehre sowie Rezente Botanik bieten historische Literatur zu den naturwissenschaftlichen Randgebieten. Dazu gehören u. a. 2 Auflagen von Alexander von Humboldts Ansichten der Natur (Stuttgart 1849 und 1860) und die ersten Abhandlungen (1795) des Chemikers Wilhelm August Lampadius (1772-1842). Ein umfängliches Pflanzenverzeichnis zum Nutzen und Vergnügen der Lust- und Baumgärtner und aller Liebhaber, von fremden und einheimischen Bäumen, Sträuchern u. Staudengewächsen (Berlin 1773) verfaßte Johann Gottlieb Gledisch (1711-1786). Von Richard Owen (1804-1892) liegt die Odontography (London 1840-1845) vor.

2.17 Eine Sammlung von Museumsführern enthält 41 Führer, Bestandskataloge und Berichte. Mit 11 Druckschriften wird das Mineralogische Museum Dresden nebst seinen Vorgängereinrichtungen ab 1755 (Verfasser Christian Heinrich Eilenburg) vorgestellt. Die Handschriftenbestände beinhalten außerdem 10 Bde Kataloge der geologischen Sammlungen von Geinitz' Hand (um 1850), 12 handgeschriebene, z. T. illustrierte Kataloge der Sammlungen aus den Jahren 1740 bis 1760 und das von Johann Heinrich von Heucher 1730 angefertigte Verzeichnis der Bernsteinsammlung, Novum Inventarium Collectionis Succinorum. Aus anderen sächsischen Museen liegen eine Beschreibung des Grünen Gewölbes (Dresden 1872) von Johann Georg Theodor Graesse (1814-1885) in französischer Sprache sowie die Verzeichnisse mehrerer, z. T. zu Auktionen angebotener mineralogischer Privatsammlungen vor. 23 gedruckte Kataloge und Führer berichten über die Schätze mineralogischer Museen, Kabinette und Sammlungen des Auslandes und einzelner deutscher Städte. Bewahrt werden konnten auch einige der gedruckten historischen Kataloge von Dresdner Bibliotheken, geologischen Einrichtungen und naturwissenschaftlichen Gesellschaften (12 Titel).

2.18 Unter 7 Titeln zum Bergrecht ist die von Friedrich August III. erlassene Stolln-Ordnung (Dresden 1749) zu finden. Aus den nachgelassenen Schriften des früh verstorbenen Bergschreibers und Bergassessors Carl Friedrich Gottlob Freiesleben (1801-1836) existiert das 1839 herausgegebene Werk Der Staat und der Bergbau unter vorzüglicher Rücksicht auf Sachsen.

2.19 Der kleine Bestand historischer Wörterbücher und Nachschlagewerke (vorwiegend des 19. Jhs) enthält u. a. Johann Hübners Reales Staats-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon (Leipzig 1764) sowie C. F. Richters Neuestes Berg- und Hütten-Lexikon (Leipzig 1806). Acht Titel sogenannter Steinbücher liegen z. T. auszugsweise oder als Photokopien vor, wie eine Mappe Dresdner Steinbuch (1470), Johann von Cubes Steinbuch aus dem Ortus sanitatis (Straßburg 1529) oder die 4 Blätter aus Aristoteles' De mineralibus (Bologna 1501). Waltraut Guth

Sondersammlungen

2.20 Periodika. Die Bedeutung der Bibliothek gründet sich wesentlich auf den umfassenden Zeitschriftenbesitz mit der hohen Vollständigkeit einzelner Periodika. Von den insgesamt 1030 Zeitschriften und Serien gehören 106 Zeitschriftentitel zum historischen Bestand.

2.21 Die seit 1920 bestehende Kartensammlung enthält etwa 5000 geologische und topographische Karten (z. T. aufgezogen) ab ca. 1890 sowie 1400 Erläuterungen. Das geologische Kartenwerk Sachsens (Maßstab 1:25.000) einschließlich der 125 Meßtischblätter umfassenden Reliefkarte dieser Region ist in verschiedenen Auflagen vollständig vorhanden. Ebenso liegt die Geologische Karte von Preußen und benachbarten Bundesstaaten (Maßstab 1:25.000) nahezu komplett vor. In beachtlichem Umfang sind außerdem geologische Karten Nordamerikas, Finnlands, Spaniens, Österreich-Ungarns anzutreffen. 50 Atlanten erschienen mit 2 Ausnahmen nach 1900. In Büchern und Zeitschriften enthaltenes Kartenmaterial wird seit 1964 gesondert erfaßt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [mechanische Ordnung]

Sachkatalog

Schlagwortkatalog

Biographischer Katalog

Kartenkatalog

Standortkatalog Monographien

Standortkatalog Mikrofilme

Standortkatalog Zeitschriften

[Standortkataloge jeweils Ordnung und Aufstellung nach Numerus currens; alle Kataloge in Zettelform]

Hebig, Christel: Zeitschriftenkatalog der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. Dresden 1991 (Schriften des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 2)

Jung, Ilse; Kölbel, Christel (Bearb.): Zeitschriftenkatalog der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. Stand: Juni 1975. Dresden 1977 (Abhandlungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 26)

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Bücher des Kön.-mineralogischen Museums in Dresden [zusammengestellt von Hanns Bruno Geinitz, in Bandform, hschr., 1865]

Alphabetischer Verfasserkatalog [zusammengestellt von Alexander Fürchtegott Reichardt, in Zettelform, hschr., 1899]

Sachkatalog der mineralogisch-geologischen Bücherei [zusammengestellt von Walther Fischer, in Bandform, ab 1925]

Katalog der Systematischen Paläontologie [zusammengestellt von Walther Fischer, in Zettelform, inerhalb der Gruppen alphabetisch nach Autoren]

Haenel, Christian Friedrich: Libri maximam partem physici et medici argumenti in ordinem digesti. Dresden 1740 [Katalog der von Heucherschen Bibliothek; hschr., alphabetisches Verzeichnis zu einer kleinen Auflage von Privatdrucken]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Uslaub, David: Inventarverzeichnis. 1587

Verzeichniß derer von den Erben des Hofrates D. Titius für die Königl. Naturaliengallerie verkauften mineralogischen Bücher. 1814 [98 Titel]

4.2 Darstellungen

Kühne, Ellen: Die Entwicklung und Bedeutung der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. In: Abhandlungen des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden 16 (1970) S. 305-330

Hebig, Christel: Geschichte und Bedeutung der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. F. 1-8. In: Dresdner Neueste Nachrichten 1 (1990-10-18) 41, S. 9; 1 (1990-10-19) 42, S. 9; 1 (1990-10-20/21) 43, S. 10; 1 (1990-10-22) 44, S. 10; 1 (1990-10-23) 45, S. 9; 1 (1990-10-25) 47, S. 9; 1 (1990-10-26) 48, S. 9; 1 (1990-10-29) 50, S. 9

Hebig, Christel: Die Bibliothek. In: Führer. Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie Dresden. Dresden 1991

Hebig, Christel: Die Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden. In: Biblos 41 (1992) Heft 1, S. 1-19

5.VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hebig, Christel: Kostbarkeiten der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie zu Dresden: Bibliographie der Altbestände 1470-1880. Dresden 1988

Hebig, Christel: Dresdner Gesellschafts- und Vereinsbibliotheken. 1. Die Bibliothek der Gesellschaft für Mineralogie. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 103 (1989) Heft 8, S. 359-362

Kölbel, Christel: Bedeutende Neuerwerbungen der Bibliothek des Staatlichen Museums für Mineralogie und Geologie. In: Blick ins Museum 7 (1971) S. 6-7

Stand: November 1993

Christel Hebig


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.