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Bibliothek des Museums für Naturkunde

Adresse. Nicolaiberg 3, 07545 Gera [Karte]
Telefon. (0365) 5 20 03
Telefax. (0365) 5 20 25

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Gera, Kulturamt
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Naturkunde, Umwelt- und Naturschutz, Zoologie, Botanik, Geologie, Mineralogie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Hauptbahnhof oder Südbahnhof Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) Richtung Salvatorkirche. A 4 (E 40), Ausfahrt Gera. Parkplätze am Museum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte des naturwissenschaftlichen Bereiches der Museen der Stadt Gera geht bis in das Jahr 1878 zurück, als der Schönfärbermeister Johann Christian Seydel (1807-1885) seiner Vaterstadt u. a. eine umfangreiche geologische Sammlung schenkte, die als Grundstock des Museums anzusehen ist. Von 1947 an waren die städtischen Sammlungen im sogenannten Schreiberschen Haus, dem ältesten erhaltenen Bürgerhaus der Stadt Gera, das als einziges Wohngebäude der Innenstadt den Großen Brand von 1780 überdauerte, untergebracht. In den fünfziger Jahren erfolgte eine Trennung in kulturgeschichtliche (vgl. Eintrag Stadtmuseum Gera) und naturkundliche Bestände, die im Schreiberschen Haus verblieben. Das Museum für Naturkunde informiert in der seit 1984 gestalteten landschaftsökologischen Dauerausstellung über die Region Ostthüringen.

1.2 Einer der Ausstellungsräume ist als " bürgerliche Gelehrtenstube des 18. Jhs" gestaltet, er präsentiert u. a. Naturalien und Bücher. Mit dem ornithologischen Wirken des Professors für Mathematik und Physik am Gymnasium Rutheneum Karl Theodor Liebe (1828-1894) werden die Besucher anhand schriftlicher und gedruckter Nachlaß-Materialien vertraut gemacht. Der Museumsbibliothek inkorporiert ist die Bibliothek des 1853 gegründeten Geraer Naturwissenschaftlichen Vereins (seit 1858 Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera).

1.3 Gleich bei der Gesellschaftsgründung war die Anlage einer Bibliothek als ein Mittel zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in das Statut aufgenommen worden, doch waren die Hoffnungen zur Ausführung dieses Beschlusses anfänglich gering gewesen. Allmählich aber kam der Schriftentausch in Gang, vor allem durch die tatkräftige Unterstützung der Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes in Altenburg. 1858 zählte die Bibliothek 44 Nummern mit etwa 80 Bdn, 1862 waren es schon 250 Bde. Durch Spenden, Geschenke und Schriftentausch (104 Tauschpartner um 1900) stieg der Bestand kontinuierlich an.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Museumsbibliothek beträgt 23.000 Bde (1993), davon sind etwa 8000 Bde Fachzeitschriften. Der historische Buchbestand zählt 1489 Bde (6,5 Prozent des Gesamtbestandes): 16. Jh 4 Bde, 17. Jh 4, 18. Jh 98 (6,5 Prozent des historischen Bestandes), 19. Jh 1383 (92,9 Prozent).

2.2 Bis auf 2 Werke ist der Bestand deutschsprachig. Die ursprünglich vorhandenen fremdsprachigen Tauschzeitschriften (1332 Bde) wurden 1973 an das Herbarium Haußknecht (s. Eintrag dort) in Jena verkauft.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand gliedert sich fachlich in Allgemeines (vorrangig Fachzeitschriften) mit 668 Bdn (44,8 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 664), Geologie mit 255 Bdn (17,1 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 253), Zoologie mit 133 Bdn (8,9 Prozent; 18. Jh 41, 19. Jh 92), Botanik mit 132 Bdn (8,9 Prozent; 18. Jh 11, 19. Jh 121), Medizin und Heilkunde mit 103 Bdn (6,9 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 2, 18. Jh 5, 19. Jh 94), Mineralogie mit 41 Bdn (2,8 Prozent, 19. Jh), Pharmakologie mit 37 Bdn (2,4 Prozent, 19. Jh), Physik mit 34 Bdn (2,3 Prozent; 18. Jh 7, 19. Jh 27), Bergbau mit 30 Bdn (2 Prozent, 19. Jh), Chemie mit 21 Bdn (1,4 Prozent; 18. Jh 10, 19. Jh 11), Anatomie mit 16 Bdn (1 Prozent; 18. Jh 2, 19. Jh 14), Biologie mit 16 Bdn (1 Prozent, 19. Jh) und Astronomie mit 8 Bdn (18. Jh einer, 19. Jh 7).

2.4 Das älteste Werk (Provenienz Schloßbibliothek Ebersdorf) ist ein Künstlicher Bericht Und allerzierlichste beschreybung des Edlen ... Friderici Grisonis ..., wie die Streitbarn Pfertt ... geschickt und volkommen zumachen sind (Augsburg 1570; VD 16 G 3371); ihm angebunden sind Zwey Nutzliche sehr gute Bucher von allerley gebrechen und kranckheitten, damit die Roße ... geplaget (Eger 1571), beschrieben von Gregor Zechendorfer.

2.5 Ein über 2000 Abbildungen enthaltendes New vollkommentlich Kreuterbuch des Jacobus Theodorus Tabernaemontanus, aufs neue vermehrt durch Hieronymus Bauhin (Titelblatt fehlt; Basel 1664) trägt den Namenszug J. C. Seydels. Das Verzeichniß der Gräflich Reuß-Plauischen Naturaliensammlung zu Köstritz (Gera 1785) gehört zu den frühesten Erwerbungen der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften. Aus ihrem Besitz stammen vermutlich auch Carl von Linnés Vollständiges Natursystem (Nürnberg 1773-1775), die Allgemeinen Begriffe der Chymie (Leipzig 1768), eine Übersetzung von Pierre-Joseph Macquers Dictionnaire de Chymie durch den Chemiker an der Meißener Porzellanmanufaktur Carl Wilhelm Pörner, und die Praxis geometriae (Augsburg 1776) von Johann Friedrich Penther.

2.6 Einige der älteren medizinischen Werke der Vereinsbibliothek tragen den Provenienzvermerk des Geraer Medizinalrates Franz Münch (1801-1887). Auf ihn gehen u. a. die Sammlung auserlesener Abhandlungen zum Gebrauch für praktische Ärzte, hrsg. von Christian Martin Koch (Bd 1-12, neue Ausg. 1800, Bd 13-24, 1789-1807) und deren Fortsetzung Neue Sammlung (Bd 1-21, 1815-1835) zurück. Von medizinhistorischem Interesse sind die Außerlesene Artzney und Kunst Stück, Fast vor alle des Menschlichen Leibes Zufall, Gebrechen und Kranckheiten (Erfurt 1618), des Königsberger Mediziners Johann Jacob Woyt Gazophylacium medico-physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge (Leipzig 1746), des Wiener Arztes Gerard van Swieten Commentaria in Hermanni Boerhaave Aphorismos de cognoscendis et curandis morbis (Hildburghausen 1754-1773), die Eröffnung derer vortrefflichsten Geheimnisse in der Arzney-Kunst (Dresden 1696) und die Nova febris idea von Jacob Gavet (Genf 1700).

2.7 Aus dem Nachlaß von Karl Theodor Liebe gelangten zahlreiche naturwissenschaftliche Werke (Lehrbücher, Grundrisse, Anleitungen) in die Vereinsbibliothek. Dazu gehört auch die Ornithologische Monatsschrift des Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt, die in Merseburg, Gera, Leipzig und Halle erschien und als deren Herausgeber Liebe über ein Jahrzehnt, von Jahrgang 9 (1884) bis 19 (1894), tätig war.

2.8 Naturwissenschaftliche Periodika von Vereinen gleicher Tendenz machen einen wesentlichen Teil des Bibliotheksbestandes aus. Die Gesellschaft stand z. B. 1892/1896 in Tauschbeziehungen mit den Naturforschenden Vereinigungen in Altenburg, Annaberg-Buchholz, Aussig, Bamberg, Boston, Braunschweig, Bremen, Brünn, Chemnitz, Donaueschingen, Dresden, Dürkheim, Düsseldorf, Emden, Frankfurt/Oder, St. Gallen, Gießen, Görlitz, Greifswald, Greiz, Halifax, Hanau, Hannover, Kassel, Kiel, Lüneburg, Luxemburg, Magdeburg, Moskau, Osnabrück, Passau, Preßburg, Reichenberg, Schneeberg, Wernigerode, Wiesbaden, Zerbst und Zwickau; außerdem mit denen für Erdkunde/Geologie in Berlin, Christiania, Darmstadt, Uppsala und Valais, denen für Botanik in Berlin, Landshut, Missouri, München, St. Petersburg und Wien. Weiterhin mit der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg, dem Westfälischen Provinzialverein für Wissenschaft und Kunst in Münster und den Geschichtsvereinen in Greiz, Hohenleuben und Kahla.

2.9 Hinzu kamen die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz, die Leopoldina in Halle (Saale), das British Museum in London, die Wisconsin Academy of Sciences, Arts and Lettres in Madison, die Academy of Natural Sciences in Philadelphia und die Smithsonian Institution in Washington. Die Tauschzeitschriften dieser Vereine, Gesellschaften und Institutionen sind teilweise vollständig für die Tauschperiode oder relativ geschlossen für kürzere Zeiträume vorhanden.

2.10 Im Fachbestand der modernen Museumsbibliothek nehmen geologische und mineralogische Werke eine bevorzugte Stellung ein.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, standortgebunden, mit 1966 von der UB Jena übernommener Systematik (vgl. Bibliothek des Stadtmuseums, Gera), Gruppen: T/Naturwissenschaften (Untergruppe I-XI) und V/Medizin]

Stichwort-Katalog [in Zettelform]

EDV-gestützter Katalog [in Vorbereitung]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Erster Bericht über die zu begründende Gesellschaftsbibliothek. I. Catalog der Bibliothek der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera. In: Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera 1 (1858) S. 93-94 [verzeichnet 44 Nummern]

Jahresbericht der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera 1 (1858)-78/79 (1935/36). Gera 1858-1937 [enthalten Hinweise auf Neuzugänge, Stifter und Tauschpartner]

Stand: Dezember 1994

Ingrid Faber

Viola Urban

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.