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Bibliothek und Exlibris-Sammlung im Museum Schloß Burgk

Adresse. Ortsstr. 7, 07907 Burgk/Saale [Karte]
Telefon. (03663) 40 01 19
Telefax. (03663) 40 28 21

Unterhaltsträger. Landratsamt Saale-Orla-Kreis
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Reußen und des Reußenlandes, Exlibris-Literatur, Buchkunst, Kunsthandwerk.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung im Rahmen der Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10-13 Uhr und 13.30-17 Uhr, vom 1. November bis 31. März Samstag und Sonntag unverändert, Dienstag bis Freitag 10-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung bis Schleiz, Busverbindung nach Schloß Burgk. A 9 (E 51), Ausfahrt Schleiz/Saalburg, Richtung Saalburg, nach 1,5 km Abfahrt nach Burgk. Parkplatz im Ort.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Schloß Burgk liegt auf einem Bergrücken an der Saale zwischen Bleiloch- und Hohenwartetalsperre. 1365 wird die " Burgk" erstmals urkundlich erwähnt, als sie an den in Schleiz ansässigen Deutschritterorden verpfändet wurde. 1403 ließ Heinrich von Gera (1341-1420) das alte Schloß abbrechen und einen Neubau errichten, der bis heute mit all seinen späteren Erweiterungen erhalten geblieben ist.

1.2 Gegen Ende des 16. Jhs fiel Burgk an die Reußen, deren ältere Linie das Schloß bis 1945 vorwiegend als Jagd- und Sommersitz nutzte. Schon 1846 hatte Heinrich XX. Reuß ä. L. (1794-1859, reg. seit 1836) den Rittersaal als Raritätenkabinett eingerichtet, der bei seiner Abwesenheit besichtigt werden konnte. 1952 wurden die Räumlichkeiten als Museum allgemein zugänglich gemacht. Dazu gehörten ehemalige Wohnräume, der Rittersaal (Festsaal), die Prunkzimmer und die Kapelle (mit Silbermann-Orgel).

1.3 Das Museum verfügt außerdem über eine Bibliothek und ein Archiv, die vor allem die Geschichte der Reußen und des Reußenlandes dokumentieren. Die Erweiterung der Sammlung im 20. Jh betraf überwiegend die kunsthistorische Literatur. Die Bibliothek besteht seit 1952, den Grundstock bildete die wertvolle regionalgeschichtliche Büchersammlung des Schleizer Berufsschullehrers und Stadtarchivars Robert Hänsel (1884-1962), die zum größten Teil 1958 angekauft wurde. Nach Hänsels Tod gelangten auch die von ihm noch zurückbehaltenen Bücher in die Bibliothek.

1.4 Hänsel hatte als Nachfolger des Heimatforschers Berthold Schmidt (1856-1929) das Fürstliche Hausarchiv und die Schloßbibliothek zu Schleiz (50.000 Bde) verwaltet, beide Sammlungen und damit ein wesentlicher Teil seines Lebenswerks wurden am 8. April 1945 zerstört. Nebenamtlich war Hänsel seit 1940 für die Bibliothek von Schloß Osterstein (60.000 Bde) in Gera und für die Bibliothek von Schloß Ebersdorf (10.000 Bde) zuständig gewesen, von 1952 bis 1956 leitete er die Stadtbibliothek Schleiz. Er verfaßte zahlreiche Beiträge zur Geschichte der Stadt Schleiz und des Reußenlandes.

1.5 Teilnachlässe übernahm die Bibliothek von dem Slawisten Walther Kühne (1885-1970), der zum engeren Kreis um den Anthroposophen Rudolf Steiner (1861-1925) gehört hatte und seinen Lebensabend in Ebersdorf verbrachte, und von dem Burgker Museumsdirektor Manfred Ungelenk (1934-1980).

1.6 Neben der Bibliothek und dem Archiv besitzt das Museum Schloß Burgk eine Exlibris-Sammlung (über 65.000 Stücke), die in Deutschland zu den großen Sammlungen in öffentlicher Hand zählt. Den Grundstock bildete die 1981 dem Museum gestiftete Sammlung Heinicke mit etwa 12.000 Blättern. Der Lehrer Paul Heinicke (1874-1965) war seit 1904 Mitglied des Leipziger Bibliophilenabends. Um die Jahrhundertwende begann er sich als Auftraggeber und Sammler von Exlibris und Gebrauchsgraphik einen Namen zu machen. Im Laufe der letzten 15 Jahre konnte die ursprünglich als Nationale Exlibris-Sammlung der DDR aufgebaute Spezialsammlung durch Schenkungen und Ankäufe wesentlich erweitert werden. Jährlich werden acht bis zehn Ausstellungen aus ihren Schätzen zusammengestellt, die in Schloß Burgk oder an anderen Orten gezeigt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 10.000 Bde, davon gehören 2451 Bde (25 Prozent) zum historischen Bestand, der an den Regalen ausgezählt wurde (16. Jh 10; 17. Jh 71, 2,9 Prozent; 18. Jh 388, 15,8 Prozent; 19. Jh 1982, 80,9 Prozent).

2.2 2352 Bde liegen in deutscher Sprache (96 Prozent) vor, 53 in Französisch (2,2 Prozent), 39 in Latein (1,6 Prozent), einer in Englisch und 6 in weiteren Sprachen. Systematische Übersicht

2.3 Zum Hauptsammelgebiet " Geschichte der Reußen", das sich von den übrigen Sachgruppen nur schwer abgrenzen läßt, sind 294 Bde (12 Prozent) im Bestand. Unter dem Verwaltungsschrifttum befinden sich eine WaldtOrdnung (Gera 1610), eine Bergkwercks-Befreyhung (Gera: Martin Spiessens Erben 1614), eine Taxordnung (Gera 1623), eine Verordnung, Wie unnd welcher gestalt ... unsere Vasallen unnd Unterthanen bey jetzigen gefährlichen Zeiten und Leufften sich vor feindlichen Gewalt ... in acht nehmen sollen (Gera 1632) und eine Verordnung ..., Wie Sich [die Untertanen] in Tracht und Kleidung ... verhalten sollen (Gera 1643).

2.4 Unter den Chroniken ist die Reußische Gerauische Stadt- und Land-Chronica (Leipzig 1692) von Johann Caspar Zopf, Hofprediger zu Gera. Zur Schleizer Stadtgeschichte liegt Etwas zur Uebersicht der Geschichte der Herrschaft und der Stadt Schleiz (Schleiz 1789) von dem Rektor Johann Friedrich Walz vor. Mit der Genealogie der Reußen befassen sich Peter Becklers Illustre Stemma Ruthenicum, Das ist: Gräfl. Reuß-Plauische Stamm-Tafel (Schleiz 1684) und Friedrich Majers Chronik des Fürstlichen Hauses der Reussen von Plauen (Weimar und Leipzig 1811) von Friedrich Majer.

2.5 Der Bestand an Biographien enthält u. a. Der grosse Vorzug der Kinder Gottes vor den Kindern der Welt im Leben, Krankheit und Sterben (Frankfurt und Leipzig 1757) von D[aniel] G[ottfried] S[chöber] und Wilhelm Gottlieb Reiz' Die Gottseelige Jugend eines fünf Jahr alt gewordenen Gräflichen Kindes zu Obergreiz (Hof 1765), d. i. die Gräfin Maria Theresia Reuß ä. L. (1754-1759).

2.6 Die Kocheme Waldiwerei in der Reußischen Märtine oder die Gauner und Gaunerarten im Reußischen Voigtlande und der Umgegend (Neustadt/Orla 1822) veröffentlichte der Weidaer Kriminalgerichtsassessor Wilhelm Ferdinand Bischoff.

Das seltene Exemplar befand sich in den Schleizer Leihbibliotheken Baumann und Weiss und kam durch Hänsel ( s. o. 1.3) in die Bibliothek.

2.7 Mit einer interessanten Persönlichkeit des Reußenlandes befaßt sich die Biographie Leben und Selbstbildungsgeschichte des Gelehrten Bauers, Nicolaus Schmidt, sonst Künzel benannt, zu Rodenacker im Voigtlande (Schleiz 1832) von Johann Heinrich Scherber, Pfarrer zu Berg. Der als Sprachkundiger und Astrologe bekannt gewordene Nicolaus Schmidt (1606-1671) hinterließ eine Bibliothek von 600 Bdn " auserlesener und größtenteils orientalischer Bücher". Seine in der Geraer Kirchenbibliothek aufbewahrten Manuskripte wurden ein Opfer der Stadtbrände von 1686 und 1781. Von Schmidt ist auch ein Almanach, Das ist: Alter und Neuer Schreib-Calender (Nürnberg: Endter) von 1663 und 1664 im Bestand. Als Rarum gilt die Autobiographie von Johann Christian Schmidt (*1692), Der Reußische Robinson, eine wahre Geschichte (Greiz 1781).

2.8 Der Volksschriftsteller und Advokat Christoph Gottlieb Steinbeck (1766-1818) ist mit einigen seiner zahlreichen Schriften vertreten: Der aufrichtige Kalendermann. Ein gar kurioses und nützliches Buch. Für die Jugend und den gemeinen Bürger und Bauersmann verfertiget (Langenberg [1792]), Chronologischer Handkalender für die Vorzeit, Gegenwart und Zukunft (Gera 1795) und Schaudervolle Geschichte des Raubes und Mordes (Gera 1804) an einem Geraer Handelsmann. Außerdem ist die erste Ausgabe der Aufrichtig-Deutschen Volks-Zeitung von 1795 vorhanden, aus der sich die Geraer Zeitung entwickelte.

2.9 Die Gruppe Regionalgeschichte umfaßt 278 Bde (11,3 Prozent), darunter die Historia Varisciae, sigillatum urbis curiae (Wittenberg 1701) von Johann Andreas Planer und die Historische Nachricht Vom Voigt-Lande (Jena 1725) von dem Lobensteiner Superintendenten Christian Körber (1672-1728), der als Verfasser des Lichtenbrunner immerwährenden Bauernkalenders als Gegner des Aberglaubens bekannt geworden war. Johann Gottfried Büchner (1697-1748 oder 1749), hochgräflich-reußischer Rat und Archivar in Greiz, verfaßte ein Erläutertes Voigtland (Greiz 1726-1727).

2.10 Zur vogtländischen Geschichte sind weiterhin vorhanden Caspar Schneiders Saxonia vetus et magna in parva, Oder: Beschreibung des alten Sachsen-Landes (Dresden 1727), hrsg. von Johann Conrad Knauth, die Geschichte des Sächsischen Voigtlandes (Plauen 1731) von Johann Gottlieb Jahn, Rektor der Stadtschule Oelsnitz, ein Aufrichtiges Und Wohlmeynendes Bedencken, Von Dem jetzigen Zustand und ferneren Verbesserung Der Voigtländischen Historie (Erfurt 1735) und Sammlungen zur Geschichte des alten heydnischen und dann christlichen Vogtlandes (Leipzig 1767) von Karl Heinrich Tromler sowie der Entwurf einer urkundlichen Geschichte des gesammten Voigtlandes (Gera 1825-1828) von Karl August Limmer.

2.11 Der allgemeinen Geschichte wurden 181 Bde zugeordnet (7,4 Prozent), darunter Cyriakus Spangenbergs Mansfeldische Chronica (ohne Titelblatt [1572]), die von Matthäus Merian illustrierte Historische Chronica (Frankfurt a. M. 1674) von Johann Ludwig Gottfried, die Histoire des juifs (Amsterdam 1681) des Flavius Josephus, übersetzt von Arnauld d'Andilly, und Pannoniens Kriegs- und Friedens-Begebnüsse (Nürnberg 1686) von J. U. M., die Chronologie des allgemeinen Staats-Archivs (Hamburg 1710) und David Humes Geschichte von Großbritannien (Frankenthal 1768). Friedrich Majers Zur Kulturgeschichte der Völker (Bd 1, Leipzig 1798) enthält eine Vorrede von Johann Gottfried Herder.

2.12 Zum Schulgebrauch dienten die Altrussische Geschichte nach Nestor (Berlin 1812) von Joseph Müller, Die Teutschen Freiheits-Kriege von 1813, 1814 und 1815 (Elberfeld 1818), bearbeitet von Friedrich Kohlrausch, die Geschichte von Böhmen (Dresden 1827) von Julius Franz Schneller, die Weltgeschichte (Leipzig 1876-1878) von Karl Friedrich Becker und die Illustrierte Mythologie. Göttersagen und Kultusformen der Hellenen, Römer, Aegypter, Inder, Perser und Germanen (Leipzig 1875) von dem Schleizer Professor Hermann Göll.

2.13 Das Vereinsschrifttum zählt 128 Bde (5,2 Prozent). Vorhanden sind die Zeitschriftenreihen der Geschichts- und Altertumsvereine zu Altenburg, Eisenberg, Gera, Greiz, Hohenleuben, Plauen und Schleiz.

2.14 Unter den Schriften zur Genealogie (101 Bde, 4,1 Prozent) befinden sich die Genealogia Ruthenorum comitum et dominorum in Plauen (Nürnberg 1715), die Heinrich XIII. Reuß-Greiz (1672-1732, reg. seit 1693) verfaßte, ferner die Genealogische Tabellen. Nebst denen darzu gehörigen Genealogischen Fragen Zur Erläuterung Der Politischen Historie (Teil 1, Leipzig 1719) von dem Hamburger Rektor Johann Hübner und Karl August Limmers Philologisch-historische Deduction des Ursprunges des Hoch-Fürstlichen Namens Reuß (Gera 1824).

2.15 Zur Religion, Theologie, Kirchengeschichte und Philosophie sind 210 Bde vorhanden (8,6 Prozent), darunter Leipziger Bibeln von 1708 (Provenienz Nicklas Leitholt, Hofmaurermeister auf Schloß Schleiz) und von 1733 (Provenienz Marie von Geldern) und eine Nürnberger Dilherr-Bibel von 1736 sowie Veit Dieterichs Summaria Uber die gantze Bibel (Nürnberg 1570). Unter den 48 Gesangbüchern finden sich Ausgaben des Greizer Gesangbuches (1754, [1767], 1772, 1786, 1819), des Geraer (1788, 1790, 1813, 1822, 1830, 1850) und des Schleizer (1767, [1768]).

2.16 Auf die reußischen Kirchen beziehen sich die Confessionsschrifft (Jena 1599), ein Gemeines Kirchengebet der Reußischen Herrschafft Graitz (Plauen 1651), Christliche Kirchen-Gebete (Greiz 1714) zum Gebrauch in den gräflich-reußischen Landen und Christian Körbers Lobensteinisches Kirchen-Denckmahl (Lobenstein 1717). Zu erwähnen sind außerdem ein Vade mecum, Das ist: Geistliches Hand- und Reiß-Büchlein (Schleusingen 1629) von dem Coburger Superintendenten Caspar Finck und der Kirchen- und Ketzer-Almanach aufs Jahr 1781 (Häresiopel [Züllichau]: Verlag der Ekklesia pressa) von dem Hallenser Theologen Carl Friedrich Bahrdt. Über einzelne Persönlichkeiten unterrichten die Bildnisse der Urheber und Beförderer, auch einiger Gegner der Religions- und Kirchenverbesserung im 16. Jh (Gotha 1817), hrsg. von Rudolf Zacharias Becker, und die Kirchen-Galerie der Fürstlich Reußischen Länder (Dresden [1841]-1843; Provenienz Ungelenk).

2.17 Unter den Predigten befinden sich Zwei Predigten (Schleiz 1812) von Johann Friedrich Birkenbusch, die Denkschrift auf die Einnahme von Paris und den Sturz Napoleons (Gera und Leipzig 1814), eine Predigt von Johann Zacharias Hermann Hahn, Superintendent und erster Konsistorialassessor zu Gera, und die Blicke übers Grab hinaus (Gera 1815), von dem Zucht- und Waisenhausprediger Ernst Christian Heinrich Saupe in Gera.

2.18 Ein Sammelband mit mehreren anonymen philosophischen Schriften enthält u. a. Gedanken über die Betrachtung von der Bestimmung des Menschen (Halle 1748) von G*** [Johann Melchior Götze], Patriotische Vorschläge, Die Früchte des künftigen Friedens noch allgemeiner als die schädlichen Wirkungen des bisherigen allgemeinen Krieges zu machen (Leipzig 1760) von Christian Ludwig von Griesheim und Vom Tode für das Vaterland (Berlin 1761) von Thomas Abbt. Vorhanden sind außerdem ein Versuch über die Kunst, stets fröhlich zu seyn (Leipzig 1760) von Johann Peter Uz, das Handbuch der Moral für den Bürgerstand (Tübingen 1789) von Carl Friedrich Bahrdt und Meines Vaters Hauschronika (Erfurt 1790), hrsg. von Martin Sachs.

2.19 Der Bestand an Leichenpredigten umfaßt 109 Bde (4,4 Prozent), darunter das Monumentum Sepulcrale (Kassel und Frankfurt 1638) für den Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632), die Wolverdiente Ehren-Seule (Gotha 1678) für Herzog Ernst zu Sachsen sowie das Schwartzburgische Denckmahl einer Christ-Gräflichen Lammes-Freundin (Rudolstadt 1706) für Aemilie Juliane Gräfin von Schwarzburg und Hohnstein. Ein Sammelband enthält zwei Gedächtnis-Predigten auf Heinrich I. Reuß j. L. (Gera 1692) Fröliche Reise-Gedancken von dem ewigen Wege und Liebliches Friedens-Echo des Hofpredigers Johann Knauer u. a., außerdem Predigten auf Heinrich VI. Reuß ä. L. (Dresden 1698), Heinrich den anderen Reuß ä. L. (Greiz 1723) und Heinrich X. Reuß j. L. (Schleiz 1711). Von den reußischen Gräfinnen werden in demselben Band Juliane Dorothea und Christiane Sibylle (Gera 1687), Elisabeth Sybilla (Greiz 1703), Johanna Dorothea (Schleiz 1714), Johanna Aemilie Auguste (Schleiz 1729) und Auguste Dorothea (Schleiz 1740) gewürdigt.

2.20 Zur Pädagogik und zum Schul- und Bildungswesen sind einschließlich der Schleizer und Geraer Schulschriften 527 Bde vorhanden (21,5 Prozent). Zum größten Teil stammen sie aus der Schleizer Schulbibliothek. Im Bestand sind eine Fibel (Schleiz: Johann Christian Pfleumer o. J.), Elementa rhetorica Vossio-Mitternachtiana (Gera 1696) des Rektors Johann Friedrich Koeber, Dissertationes scholasticae selectae (Leipzig 1704) von Georg Ludwig Goldner, Sententiae vestibuli (Schleiz 1733) von Johann Amos Comenius, Gebete und Lieder für das Rutheneum Schleiz (Schleiz 1783) mit einem Anhang der Schulgesetze von dem Rektor Christian Gottfried Müller und Lehrreiche Erzählungen aus der biblischen Geschichte für Kinder (Halle 1789) von Jakob Friedrich Federsen. Als Schulbücher fanden Verwendung das Noth- und Hülfs-Büchlein (Teil 1, verb. Aufl. Gotha 1799, anderer Teil 1798) von Rudolph Zacharias Becker, ein Neu eingerichtetes Ebersdorfer Schul-Büchlein (Schleiz 1827) und die Praktische Anweisung für Freunde und Schüler der Turnkunst (Gera 1844) von Wilhelm Sander.

2.21 Die Literatur zu Staat und Recht umfaßt einschließlich der Gesetzessammlungen 263 Bde (10,7 Prozent). Sie beginnt mit dem von Christoph Zobel herausgegebenen Sachsenspiegel (Leipzig 1595); es folgen die Juris-Prudenz Oder Verfassung der Landüblichen Sächs. Rechte (Merseburg 1696) von Georg Adam Struve, und die Electa iurisprudentiae criminalis (Leipzig 1737-1738) von Johann Heinrich von Berger; weiterhin die Allgemeinen Bürger-Pflichten der Stadt Schleiz (Schleiz 1781) und das Wörterbuch der Gauner- und Diebessprache (Magdeburg 1843) von Franz Eduard Anton. Unter dem Kleinschrifttum findet sich die Bekanntmachung (Weimar, 9. März 1848), unterzeichnet vom Großherzog Carl Friedrich und dem Erbgroßherzog Carl Alexander, betreffend die " beklagenswerten Störungen der öffentlichen Ruhe" in der Weimarer Residenz.

2.22 An Periodika sind hervorzuheben das Amts- und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Gera (1824 ff.), das Amts- und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Lobenstein-Ebersdorf (1830 ff.), das Fürstlich Reuß-Plauische Nachrichtsblatt (Greiz 1847 ff.) sowie die Gesetzessammlungen für das Fürstentum Reuß j. L. (1821 ff.) und das Fürstentum Reuß ä. L. (1861 ff.).

2.23 Naturwissenschaften, Medizin und Wirtschaft sind mit 75 Bdn vertreten (3,1 Prozent), darunter die Elementa Astronomiae (Schleiz 1738) von Johann Christoph Haynisch, das Sendschreiben an meine Landsleute in Adorf, Auerbach, Oelsnitz, Plauen (Plauen 1789) von einem " biedern Landsmanne", Tobias Conrad Hoppes Geraische Flora (Jena 1774). Medizinische Fragen behandeln Matthäus Gottfried Purmanns Curiöse chirurgische Observationes (Frankfurt und Leipzig 1710), die Chirurgischen Schrifften (Leipzig 1712) des Pariser Arztes Jean-Baptiste Verduc und ein Consilium medicum dialogus ( Wien 1678) von Paul de Sorbait.

2.24 Literatur zur Wirtschaft schließt ein Der In der Rechnung geübte Mercurius (Leipzig 1687) für Kauf- und Handelsleute und das Historisch-Critische Verzeichniß Aller bißher bekannt-gewordenen Gräflich-Reußischen göldenen und silbernen, grossen und kleinen Current- und Gedächtniß-Müntzen (Regensburg 1742). Die Kayserliche Reichs Post-Taxe zu Lobenstein (Einblattdruck o. J.) und der Geraische Postbericht (Einblattdruck 1831) dienten als Anschläge oder Fahrplan. Der projectirten Gößnitz-Geraer Eisenbahn Nützlichkeit, Nothwendigkeit und Rentabilität (Ronneburg 1859) wies Carl Sieber sen. nach, über Das industrielle und kommerzielle Thüringen (Gera 1867) schrieb Heinrich Schwerdt.

2.25 Zur Geographie sind, einschließlich der Reisebeschreibungen, 62 Bde vorhanden (2,5 Prozent), darunter die Chronica und Antiquitates des alten Keyserlichen Stiffts, der Römischen Burg Colonia unnd Stadt Marßburg an der Sala öbern Sachsen (Leipzig 1606) von Ernst Brottuff, Sebastian Münsters Cosmographia (Basel 1628) und der 1607 zum ersten Mal erschienene Atlas minor (Amsterdam: Iansson 1634) von Gerard Mercator (Provenienz Schulbibliothek Schleiz). Christoff Riegels Ausführliche und Grundrichtige Beschreibung Des ganzen Elb-Stroms (Hamburg 1687) enthält 60 Stadtansichten. Die Sehr schwere, wiederwertige und Denckwürdige Reysen Durch Italien, Griechenland, Lifland, Moscau, Tartarey, Meden, Persien, Türckey, Ost-Indien, Japan (Amsterdam 1678) ist von Johann Janszoon Strauß. Angebunden ist die Ost-Indische Reyse (Amsterdam 1676) von Walter Schulz von Harlem, außerdem Frans Janszoon van der Heidens Bericht Gefährlicher Schiff-bruch des Ost-Indischen Jagdt-schifs ter Schelling (Amsterdam 1676).

2.26 Zu Unterrichtszwecken dienten Carl Ritters Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen (Teil 1, Berlin 1817) und das Prager Taschenbuch zur Verbreitung Geographischer Kenntnisse (Jg. 1, 1823) von Johann Gottfried Sommer. Die Geographische Übersicht der Sachsen-Ernestinischen, Schwarzburgischen, Reussischen und der anliegenden Lande (Gotha 1826) verfaßte Adolf Stieler als Kommentar zur Thüringen-Karte, von dem Sammelwerk Thüringen und der Harz sind 7 Bde vorhanden (Sondershausen 1839-1842).

2.27 Literatur und Sprachen betreffen 42 Bde (1,7 Prozent). Das seit 1961 bestehende Duden-Archiv strebt eine vollständige Sammlung aller Materialien zu Konrad Duden (1829-1911) an, der, bevor er nach Hersfeld ging, von 1869 bis 1876 Rektor des Schleizer Gymnasiums war. 1872 gründete Duden in Schleiz einen Verein zur Hebung der allgemeinen Volksbildung, im gleichen Jahr erschien in Leipzig Die deutsche Rechtschreibung, aus der über das Orthographische Wörterbuch der deutschen Sprache (Leipzig 1880, 1886) der " Duden" entstand. 1881 erschien sein Orthographischer Wegweiser für das praktische Leben.

2.28 Im Bereich Literatur sind vorhanden die Aeneis-Travestie von Aloysius Blumauer, Virgils Aeneis ( Wien 1784-1788), das Fragment der Geschichte und Meynungen eines Menschensohns (Eisenach 1787) von Ernst August Anton von Göchhausen und das Journal einer Reise durch Frankreich (Altenburg 1787) von Sophie von La Roche, Fernando und Kaliste (Zittau und Leipzig 1792), ein Roman von Christian August Vulpius und Die Moseide (Berlin 1795), übersetzt von Hartwig Wessely. Zu erwähnen sind noch die Geisteserzeugnisse (Gera 1811) des damals bekannten Christian Friedrich Eisenscdt und der Liederkranz für frohe Lebensstunden (Plauen 1816) von Mori[t]z Engel.

2.29 Torquato Tassos Befreytes Jerusalem (Görlitz 1802) liegt in einer Übersetzung von August Wilhelm Hauswald vor, Lodovico Ariosto's Rasender Roland ( Wien 1812) in der Übersetzung von Johann Diederich Gries und einer weiteren von Karl Streckfuß, Ariost's Rasender Roland (Halle 1839). Unter den französischsprachigen Schriften befinden sich Franz von Sales Introduction à la vie dévote (Paris 1630), Rousseaus Discours sur l'origine et les fondemens de l'inégalité parmi les hommes (Amsterdam 1755) und einzelne Bände seiner 1775 in Neuchétel erschienenen Collection complète des oeuvres. Voltaires OEuvres complètes sind unvollständig vorhanden (Gotha 1784-1787), La Vie de Voltaire (Genf 1786) von M*** [Théophile-Imarigeon Abbé Du Vernet] auch in einer deutschen Übersetzung (o. O. 1778). Die seltene Mythologie des Indous (Rudolstadt: La Librarie de la Cour, und Paris: Schoell 1809) des Orientalisten Antoine-Louis-Henri Colonel de Polier (1741-1795) gab dessen Cousine Marie-Elisabeth de Polier (1742-1817) heraus. Vorhanden sind weiterhin ein Amadisroman, Amadis de Gaule (Paris 1813) von Auguste Creuzé de Lesser, Casimir Delavignes Messéniennes et poésies diverses (Bd 1, Paris 1824) und Les enfants, contes à l'usage de la jeunesse (Bd 1, Paris 1836) von Elisabeth-Charlotte-Pauline Guizot.

2.30 Zur Musik sind 56 Bde (2,3 Prozent) im Bestand, darunter das Liederbuch 270 der beliebtesten deutschen Volks-Lieder (Holzminden 1845), Vierundzwanzig Tänze über beliebte Volkslieder für das Pianoforte (Altenburg o. J.) von A. Gerstenberger (op. 84) und ein Evangelisches Choralbuch zunächst für das Fürstenthum Reuss jüngere Linie (Gera 1870) von A. Helfer.

2.31 Der Bestand an Zeitungen und Zeitschriften umfaßt 233 Bde (9,5 Prozent), darunter das Greizer Intelligenz-Blatt (Jg. 1, 1774 ff.) und das Lobensteinische gemeinnützige Intelligenz-Blatt (Jg. 1-22, 1784-1805) sowie das Gemeinnützige Lobensteiner und Ebersdorfer Intelligenzblatt (Jg. 1-11, 1818-1828). Der Reußisch-Voigtländische Dorfbote aus Schleiz kam 1835 nur mit 5 Nummern heraus. Die Ruthenia, auch Zeitschrift für die Reußen-Lande (Schleiz, Jg. 1-2, 1845-1846) erschien ab Jg. 3 (1847) unter dem Titel Allgemeine Zeitung (Ruthenia) für die Reussen-Lande. Hinzu kommen einzelne Jahrgänge des Gothaer Anzeigers (1791), der Erfurter Thüringischen Vaterlandskunde (Jg. 1-3, 1801-1803), der Augsburgischen Ordinari Postzeitung (1808) und der Zwickauer Wochenschrift Erinnerungsblätter für gebildete Leser aus allen Ständen (1815). Unter den Kalendern (188 Bde, 7,7 Prozent) finden sich ein Rudolstädter Gnädigst privilegirter Fürstlich Schwarzburgischer neuer und verbesserter Haus- und Wirthschafts-Calender (1773), ein Fürstlich Schwarzburgischer neuer und verbesserter Stadt- und Land-Calender (1788), ein Schleizer Verbesserter Calender (1789) u. a.

2.32 Unter den Nachschlagewerken (61 Bde, 2,5 Prozent) sind das Allgemeine Mythologische Lexicon (Weimar 1803-1804) von Friedrich Majer und dessen Mythologisches Taschenbuch (Jg. 1, 1811), das von Emil Metzger herausgegebene Geographisch-Statistische Welt-Lexikon (Stuttgart 1888) und das Ordens-Lexikon ( Wien 1872) von Richard vom Walde sowie das Volks-Lexikon (Nürnberg 1894-1897), hrsg. von Emanuel Wurm.

Sondersammlung

2.33 Die Exlibris-Sammlung setzt im frühen 16. Jh mit Arbeiten u. a. von Bartel Beham (1502-1540) und dem Meister I. B. (Stich nach einer Dürer-Vorlage für Pirckheimer 1529) ein. Ein kleiner Bestand von etwa 250 Arbeiten mit vorwiegend heraldischen Motiven ist dem 17. und 18. Jh zuzurechnen. Etwa 25.000 Exlibris gehören in die Zeit vom ausgehenden 19. Jh bis in die zwanziger Jahre des 20. Jhs. Die Sammlung ist nach Ländern und innerhalb dieser alphabetisch nach Künstlern geordnet, wenn möglich nach Opus-Nummer oder Entstehungsjahr. Diese Verfahrensweise ermöglicht einen schnellen Zugriff auf das Werk eines Künstlers.

2.34 Neben Blättern für Willibald Pirckheimer, Hieronymus Baumgartner und Daniel Chodowiecki finden sich solche für Maxim Gorki (von Ephraim Mose Lilien), Rainer Maria Rilke (von Emil Orlik und Michel Fingesten), Richard Strauss (von Willi Geiger), Ernst Toller (von Ernst Rudolf Vogenauer) und Clara Zetkin (ebenfalls von Vogenauer).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

EDV-gestützter Katalog des Buchbestandes

[im Aufbau]

EDV-gestützter Katalog der Exlibris-Sammlung

[im Aufbau]

Eigner-Katalog

[in Zettelform, erfaßt Lebensdaten, Beruf, Sammlungsschwerpunkte, Literaturnachweise]

3.2 Historischer Katalog

Verzeichnis der " Bibliotheca Ruthenica" des Herrn Robert Hänsel, Schleiz

[Titelliste, 1733 Nummern]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Lang, Elke: Schloss Burgk Geschichte und Gegenwart. Burgk/Saale 1989 Scheffler, Ina: Robert Hänsel (1884-1962). In: Heimatjahrbuch des Landkreises Schleiz 2 (1994) S. 4-5

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Lang, Lothar; Deckert, Helmut: Der Reußische Robinson von 1781. Bücher aus vier Jahrhunderten. [Ausstellung vom Dezember 1981 bis April 1982]. Schloß Burgk 1981 (Katalog. Staatliches Museum Schloß Burgk 4)

Schemmrich, Sabine: Exlibris vom 16. Jh bis zur Gegenwart. Die Exlibris-Sammlung auf Schloß Burgk. In: Heimatjahrbuch des Saale-Orla-Kreises 4 (1996) S. 121-126

Schmidt, Johann Christian: Der Reußische Robinson. Greiz 1991 [Neudruck nach dem Exemplar der Museumsbibliothek]

Zur Mühlen, Bernt Ture von: Die Exlibris-Sammlung auf Schloß Burgk an der Saale. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Jg. 163 (1996) Nr. 95 vom 26. November. Beil.: Aus dem Antiquariat, Nr. 11, S. A467-A468

Stand: April 1996

Felicitas Marwinski

Ina Scheffler


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.