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Bibliothek des Zentralinstituts und Museums für Sepulkralkultur

Adresse. Weinbergstr. 25-27, 3500 Kassel [Karte]
Telefon. (0561) 10 41 11

Unterhaltsträger. Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. (öffentliche Zuwendungsgeber: Bund, Länder, Kirchen)
Funktion. Spezialbibliothek, öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. Sepulkralkultur, Leichenpredigten, Exlibris.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Terminabsprache. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Dia-Sichtschränke.
Gedruckte Informationen. Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal: Informationsblatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof. - Parkmöglichkeiten vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. (AFD) wurde 1951 als " Vereinigung zur Förderung und Pflege von Kulturwerten im Bereich des Friedhofs- und Denkmalwesens" gegründet. Ihre Zuwendungsgeber sind u. a. der Bund, die Bundesländer und die beiden großen christlichen Kirchen Deutschlands. Vorläufer der AFD war der 1921 gegründete Reichsausschuß für Friedhof und Denkmal. Die geistigen Wurzeln der AFD liegen in der Friedhofsreformbewegung Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs.

1.2 Nachdem der Zweite Weltkrieg die Arbeit des Reichsausschusses und damit die Weiterentwicklung der Friedhofsreform unterbrochen hatte, nahm die AFD diese Bemühungen 1951 wieder auf. Anfänglich lagen ihre Tätigkeitsschwerpunkte in den Bereichen " ländlicher Friedhof" und " Gestaltung von Kriegsopfermalen". In den folgenden Jahren weitete die AFD ihr Arbeitsfeld auf die gesamte Sepulkralkultur aus, das heißt, auf die Kulturgeschichte des Todes aus theologischer, volkskundlicher, philosophischer und soziologischer Sicht sowie die Umsetzung von Tod und Sterben in der bildenden Kunst und Musik.

1.3 Im Jahre 1979 wurde das Zentralinstitut für Sepulkralkultur als interdisziplinäres Forschungszentrum für die inzwischen betriebene Grundlagenforschung ins Leben gerufen. Ein weiterer entscheidender Schritt wurde 1984 mit der Errichtung der von der AFD getragenen Stiftung " Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur" getan. Der Bund, das Land Hessen und die Stadt Kassel einigten sich auf die gemeinsame Finanzierung eines Instituts- und Museumsneubaus, der die Geschäftsstelle der AFD, das Zentralinstitut und das Museum mit seinem stetig anwachsenden Sammlungsbestand ab 1992 beherbergen soll.

1.4 Die Bibliothek der Stiftung Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur ist eine Präsenzbibliothek. Sie ist aus einem Handapparat hervorgegangen, der zunächst nur für die AFD-Mitarbeiter konzipiert war. Aufgrund der geringen finanziellen Mittel war anfangs ein systematischer Bestandsaufbau nicht möglich. Stiftungen oder Nachlässe, wie die Privatsammlung des AFD-Gründers Werner Lindner (1883-1964), die nach dessen Tode in den Besitz der Arbeitsgemeinschaft überging, spielten deshalb eine wichtige Rolle. Erst zu Beginn der siebziger Jahre wurde ein eigener Titel im Haushalt der AFD ausgewiesen.

1.5 Im Jahr 1979 begann das inzwischen gegründete Zentralinstitut ein von der Stiftung Volkswagenwerk gefördertes Forschungsprojekt zur " Erfassung und Dokumentation der Sepulkralkultur des Klassizismus, der Romantik und des Biedermeier im deutschsprachigen Raum". Dadurch wurde der Ankauf von Quellen- und Fachliteratur in größerem Rahmen möglich. Entsprechend der zunehmenden Bedeutung der Bibliothek für die Arbeit der Institutsangehörigen und für auswärtige Benutzer wurde 1984 eine Umsystematisierung der Bestände zur besseren Erschließung und Nutzbarkeit vorgenommen. Seit 1986 werden sie durch eine Diplom-Bibliothekarin betreut.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Bestandserfassung liegt eine Auszählung des Standortkatalogs zugrunde. Sie ergab einen Gesamtbestand von ca. 7000 Titeln. Davon stammen insgesamt 1045 aus dem 16. bis 19. Jh: 14 Titel aus dem 16. Jh, 80 aus dem 17. Jh, 300 aus dem 18. Jh und 651 aus dem 19. Jh.

2.2 Der fremdsprachige Anteil des historischen Bestandes beläuft sich auf 263 Titel (24,9 Prozent); darunter sind 18 englische (1,7 Prozent) und 71 französische (6,7 Prozent). Bei den französischen handelt es sich größtenteils um Literatur zum Bereich Friedhof und Grabmal, aber auch um Leichenpredigten und Trauerreden. Auf das Lateinische entfallen 72 Titel (6,7 Prozent), vor allem Leichenpredigten und juristische und theologische Schriften; auf das Italienische 95 Titel (9,1 Prozent), vorwiegend Friedhofs- und Grabmalliteratur. Von den restlichen 7 Titeln sind 3 belgisch, 3 schwedisch und einer niederländisch. Systematische Übersicht

2.3 Die Sammlung des Zentralinstituts ist fachlich stark spezialisiert und in der Bundesrepublik und wohl darüber hinaus als einmalig anzusehen. Der historische Bestand ist als Teil des Gesamtbestandes nach der gleichen Systematik erschlossen und ist lediglich im Magazin gesondert aufgestellt. Der (Gesamt-)Bestand läßt sich thematisch drei großen Bereichen zuordnen.

2.4 Den ersten Schwerpunkt bildet die Friedhofs- und Grabmalliteratur. Gemäß der Aufgabenstellung des Instituts wird versucht, weltweit von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Gegenwart die Sterbe- und Begräbniskultur zu dokumentieren. Neben christlichen Zeugnissen spielen Judaica, insbesondere jüdische Friedhöfe, eine wichtige Rolle. Auch Zeugnisse anderer Glaubensrichtungen wie des Islam sind vertreten.

2.5 Der zweite Schwerpunkt liegt auf der Sammlung von Volkskunde und Kunst. In diesen Bereich fällt das Bestattungswesen, das Totenbrauchtum im weitesten Sinne sowie Literatur zur Vor- und Frühgeschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und zeitgenössichen Kunst mit Bezug zum Tod.

2.6 Das letzte Drittel umfaßt die Bereiche Denkmal (auch das nichtsepulkrale ereignis- und personenbezogene Denkmal) und die Denkmalpflege, Thanatologie, Philosophie, Soziologie und Architektur (insbesondere Landschafts- und Friedhofsarchitektur). Neben einschlägigen in- und ausländischen Fachzeitschriften, worunter sich auch Einzelexemplare aus dem späten 19. und frühen 20. Jh befinden, muß man die für eine Spezialbibliothek charakteristische " Graue Literatur" erwähnen sowie die graphische Sammlung, darunter besonders die ca. 1300 Exlibris. Diese stammen vorwiegend aus dem 20. Jh, aber auch das letzte Drittel des 19. Jhs ist gut vertreten. Es sind Werke von Josef Sattler (1867-1931) und Otto Hupp (1859-1907) darunter.

2.7 Bei den 14 Titeln aus dem 16. Jh handelt es sich um deutsch- und lateinischsprachige Leichenpredigten oder Traueransprachen. Das Schrifttum aus dem 17. Jh (80 Titel) besteht aus Leichenpredigten und Traueransprachen sowie historischen Schriften zur Volkskunde und zu Grab und Grabmal. Unter den 300 Titeln des 18. Jhs befinden sich 164 Leichenpredigten, aber auch Schriften zu theologischen, thanatologischen und juristischen Fragen. 651 Titel des 19. Jhs setzen sich aus Schriften zum Thema Friedhof allgemein sowie zu einzelnen Friedhöfen im In- und Ausland, zu Grab und Grabmal zusammen wie auch aus belletristischen und volkskundlichen Publikationen und aus Leichenpredigten und Traueransprachen. Sondersammlungen

2.8 Pressearchiv. Presseartikel aus regionalen und überregionalen Zeitungen werden durch Inanspruchnahme eines Presseausschnittdienstes und durch die Privatinitiative von AFD-Mitarbeitern und Mitgliedern zusammengetragen und archiviert. Die Ablage erfolgt nach einer eigenen Systematik, die sich an die Hauptsystematik der Bibliothek anlehnt.

2.9 Foto- und Dia-Archiv. Fotos und Dias, aufgenommen in allen Teilen der Welt, dokumentieren, von der Vor- und Frühgeschichte über die Antike bis zur Gegenwart, Tod und Bestattung. Die Bilddokumente dienen der Öffentlichkeitsarbeit und Beratung wie auch der wissenschaftlichen Arbeit. Sie stellen vielfach eine wertvolle Ergänzung zur Literatur dar.

2.10 Rechtssammlung. In der Rechtssammlung finden sich Aufsätze, Zeitungsartikel und Urteile zum Friedhofs- und Bestattungsrecht, erschlossen durch einen eigenen Schlagwortkatalog, sowie eine Sammlung von Friedhofssatzungen, geordnet nach den Ortsnamen.

2.11 Musikarchiv. Das Musikarchiv wird seit 1987 aufgebaut. Gesammelt werden vor allem Notenmaterial, Grundlagenliteratur und Tonträger (Schallplatten, CD-Platten, Kassetten) zum Thema Tod und Musik. Von den 200 Medieneinheiten stammen 11 Titel aus dem 19. Jh, 2 aus dem 18. Jh und einer aus dem 17. Jh. Der Bestand an historischen Materialien soll weiter ausgebaut werden. Eine Systematik zur Erschließung der Bestände ist in Bearbeitung.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog, nach RAK-WB mit hausinternen Sonderregelungen, inklusive der inhaltlichen Erfassung von Sammelbänden, Festschriften etc.]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog auf der Grundlage der Klasseneinteilung des Standortkataloges mit zusätzlichen Nebeneintragungen und Verweisungen nach hauseigenen Regeln]

Standortkatalog

[Zettelkatalog, nur für den dienstlichen Gebrauch]

Ortskatalog

[Zettelkatalog zur Erfassung aller ortsbezogener Literatur im Alphabet der Ortsnamen]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Sonderkatalog

Zentralkartei zur Sepulkralkultur

[Fachbibliographie in Karteikartenform; weist generell Literatur zur Sepulkralkultur nach Nationalbibliographien, Fachbibliographien, Hochschulschriftenverzeichnissen, Verlagsprospekten und Antiquariatskatalogen aus; umfaßt Alphabetischen Katalog, Schlagwort- und Ortskatalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal: 25 Jahre Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V. 1951-1976.

Erreichtes und Erstrebtes. Kassel 1977 Boehlke, Hans-Kurt: Denkschrift über die Errichtung eines Instituts für Fragen der Bestattung und der Gestaltung von Friedhof und Grabmal. Kassel 1970

Boehlke, Hans-Kurt: Forschung, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit - Aufgaben und Realisierung. In: Friedhof und Denkmal 33 (1988) S. 18-20

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Freund Hein und der Bücherfreund. Ausstellungskatalog. Kassel 1982 Neumann, Wolfgang: Tod und Musik. In: Friedhof und Denkmal 33 (1988) S. 31

Wie die Alten den Tod gebildet. Wandlungen der Sepulkralkultur 1750-1850. Eine Ausstellung ... Kassel 1981

Stand: Oktober 1990

Erika Wenzel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.