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Ratsbibliothek und Museumsbibliothek

Adresse. Kreisheimatmuseum, Schloß, 06567 Bad Frankenhausen [Karte]
Telefon. (034671) 2086

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Bad Frankenhausen
Funktion. . Ratsbibliothek: Spezialbibliothek, geschlossene Sammlung. Museumsbibliothek: Arbeitsbibliothek zu den Sammlungsbeständen.
Sammelgebiete. Ratsbibliothek: Juristische, theologische, historische und pädagogische Literatur des 17. bis 19. Jhs. - Museumsbibliothek: Natur und Geschichte der Stadt Bad Frankenhausen und des Kyffhäusergebietes.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliotheken. Benutzung während der Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Zugverbindung von Erfurt über Sömmerda und Bretleben. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Schloß. A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-West, B 4 bis Straußfurt, B 86 bis Sachsenburg, B 85. Parkmöglichkeiten vor dem Museum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Kreisheimatmuseum befindet sich in einem schlichten Renaissancebau, einem ursprünglich von den Beichlinger Grafen im 12. Jh erbauten und 1399 von den Schwarzburger Grafen übernommenen Schloß. Graf Heinrich XXXII. von Schwarzburg (1499-1538), der seit 1531 die Reformation einführte, ließ 1533 das stark verfallene Gebäude wiederaufbauen. In diesem Schloß befindet sich heute das Museum. Das Museum wurde 1921 gegründet, und im darauffolgenden Jahr wurden die Ausstellungsräume eröffnet. Mit dem Anwachsen der Sammlungsbestände bildete sich auch eine Museumsbibliothek zu Natur und Geschichte der Kyffhäuserlandschaft heraus, die als Arbeitsbibliothek kontinuierlich ergänzt wurde.

1.2 Im Winter 1993/94 zog die bis dahin im Rathaus aufbewahrte Ratsbibliothek als Depositum in das Kreisheimatmuseum um. Ursprünglich als Schulbibliothek gegründet, bestand sie als solche bis in die dreißiger Jahre des 19. Jhs, um später in der Stadt- oder Ratsbibliothek aufzugehen.

1.3 Als Gründungsjahr des Frankenhäuser Lyzeums gilt das Jahr 1552, doch bestand eine Schule schon lange vorher. Sie wurde in diesem Jahr in das aufgehobene Zisterzienserinnen-Kloster St. Georgii verlegt, wo sie sich fast 300 Jahre lang befand. 1595 erhielt die Schule neue Gesetze, im 17. Jh erlebte sie ihre Blütezeit. Die Feuersbrunst am 17. September 1689 vernichtete auch die Bibliotheken in der Unterkirche und die des Bürgermeisters und des Schulrektors Magister Johannes Hoffmann (1644-1718), während das Schulgebäude selbst vom Feuer verschont blieb. Eine Schulbibliothek im eigentlichen Sinne gab es damals noch nicht. Die 1703 nach dem Brand von 1689 wiederbelebte Kirchenbibliothek in der Unterkirche (s. Eintrag dort) konnte mit ihrer überwiegend theologischen Fachliteratur den Anforderungen des Lyzeums nicht genügen. Das Fehlen einer Schulbibliothek noch in der Mitte des 18. Jhs wurde als Mangel empfunden, dem erst Ende der fünfziger Jahre abgeholfen wurde.

1.4 Im Jahre 1758 wurde durch Fürst Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt (1721-1767, reg. seit 1744) der Konrektor Magister Johann Friedrich Manniske (1720-1799), der selbst Schüler des Lyzeums gewesen war, zum Rektor der Fürstlichen Landschule ernannt. Er war dort insgesamt 48 Jahre als Lehrer tätig. Manniskes erste Sorge galt der Schaffung einer Schulbibliothek. Über ihre Entstehung berichtet er in seinem Programm vom 27. Februar 1759. Zu den ersten Stiftern gehörten ehemalige Schüler wie der Justizrat Nicolaus Benjamin Struve (1690-1765), der mit 97 Bdn den Grund zur Schulbibliothek legte, der Advokat Siebold und dessen Geschwister (83 Bde) und der aus Stadtilm stammende Schulinspektor Magister Johann Christoph Fritsch (1707-1768), seit 1755 Superintendent in Frankenhausen. Er stiftete 100 Bücher und setzte zusätzlich 25 Taler aus, von deren Zinsen neue Bücher gekauft werden konnten.

1.5 Die ersten die Benutzung regelnden " Gesetze" stammen vom 10. Februar 1759. Sie sahen vor, daß Rektor und Konrektor zusammen die bibliothekarischen Arbeiten zu erledigen hatten und dem Superintendenten gegenüber Rechenschaft schuldig waren. Die im Schulgebäude aufgestellte Bibliothek war mittwochs geöffnet. Bücher konnten auch nach Hause entliehen werden. Der Bibliothekskatalog wurde bei dem Superintendenten aufbewahrt. Versetzungs-, Abgangs- und Strafgelder der Schüler sowie Zinserträge von Legaten finanzierten ähnlich wie bei der Rudolstädter Gymnasialbibliothek bis zu Anfang des 19. Jhs die Neuzugänge.

1.6 Schon damals übernahm die Schulbibliothek Aufgaben, wie sie sonst eine Stadtbibliothek zu erfüllen hatte. Durch Ankauf und Schenkungen wuchs sie auf mehrere tausend Bände an. Unter den Stiftern befanden sich Friedrich C. Müldener, Ephraim Gotthold Camerarius, Heinrich August Syrbius, Christian Ulrich von Ketelhodt, Johann Friedrich von Beulwitz, Johann Friedrich Hankel und Mitglieder der Familie von Holleben. Die bedeutendste Zuwendung erhielt sie zu Anfang des 19. Jhs durch den Geheimrat Carl Gerth von Ketelhodt (1738-1814), dessen umfangreiche Privatbibliothek 1804 von Fürst Ludwig Friedrich II. von Schwarzburg-Rudolstadt (1767-1807, reg. seit 1793) für die Fürstliche Hofbibliothek in Rudolstadt (s. Eintrag dort) angekauft worden war.

1.7 Im Dezember 1795 entwarf der Arzt Wilhelm August Gottlieb Manniske (1769-1835), ein Sohn des Rektors, den Plan zu einer Lesegesellschaft. Sie bestand von 1796 bis 1803. Nach der Auflösung gelangte die Gesellschaftsbibliothek in die sogenannte Alte Schule, wo auch die Schulbibliothek aufbewahrt wurde. Im Laufe der Zeit wurden beide Bibliotheken vermischt. Auf diese Weise fanden Bücher und Journale aus der Lesegesellschaft ihren Weg in die spätere Rats- oder Stadtbibliothek, in der sie sich heute noch befinden. Nachfolger von Manniske sen. im Rektorat wurde 1799 Adjunkt Joachim Christoph Ernst Thierbach (1768-1851), der nebenher auch die " literarischen Zuwendungen" der Lesegesellschaft betreute. 1805 zum Superintendenten ernannt, errichtete er im Laufe der Jahre mehrere Fachlesezirkel zur Fortbildung der Geistlichen und Lehrer. Nach der Zirkulation wurde ein Teil der Bücher und Journale der Schulbibliothek als Geschenk zugewiesen, später auch nur dort deponiert.

1.8 Thierbach widmete sich besonders dem städtischen Schulwesen, das er grundlegend reformierte. Von ihm erschienen mehrere pädagogische Schriften, auch ließ er einen (heute verschollenen) Katalog der Schulbibliothek drucken. Die noch vorhandenen theologischen und pädagogischen Schriften aus dem ersten Drittel des 19. Jh in den Bestandsgruppen Religion und Pädagogik lieferten Thierbach das theoretische Rüstzeug für seine Tätigkeit. Einige tragen noch Vermerke von seiner Hand mit Lektüreanweisungen.

1.9 Als Thierbach 1830 vorschlug, die Schule in eine Bürger- oder Realschule umzuwandeln (was 1831 geschah), vollzog die Bibliothek zu ihrem Nachteil diese Neuorientierung mit. Die Benutzung ließ nach, weil der Bestand nicht den neuen Anforderungen entsprach. Nach dem Tod von Thierbach kümmerte sich allem Anschein nach niemand mehr um die Büchersammlung, es wurden auch keine neuen Werke mehr angeschafft; es kam zu " Plünderungen" vor allem im Bestand der Heimatliteratur.

1.10 Im Jahre 1881 machte der Realschuldirektor Wilhelm Wolper darauf aufmerksam, daß im Gebäude der alten Knabenbürgerschule " eine mehrere Tausend Bände starke Bibliothek vorhanden sei", die für die Lehrer und Schüler der Realschule zugänglich und nutzbar gemacht werden könnte. Der um Stellungnahme gebetene Oberpfarrer Wilhelm Hermann Rübesamen (1827-1904) bestätigte den Sachverhalt. Es handele sich um etwa 2000 Bde aus den verschiedensten Wissenschaften, " griechische und römische Klassiker, einige französische Werke, vorzüglich aber Theologica (aus der Zeit des Rationalismus), Paedagogica, Historica und Geographica". Er schlug eine Aufteilung der Bestände zwischen der Unterkirche und der Realschule vor. Obwohl der Stadtrat am 12. Januar 1882 der Teilung zustimmte, blieb alles beim alten, nicht zuletzt deshalb, weil der Zustand der Büchersammlung die Verantwortlichen abschreckte.

1.11 In dem seit 1884 amtierenden Bürgermeister Paul Lemcke (*1850) erwuchs der Bibliothek ein sachkundiger Anwalt, der gegen den Teilungsplan war. Er wollte die Bibliothek zusammenhalten und der Allgemeinheit wieder zugänglich machen. Er führte mit dem Fürstlichen Ministerium, Abteilung für Kirchen und Schulsachen, Verhandlungen über das künftige Schicksal der Bibliothek. Am 15. September 1884 wurde die Überführung des gesamten Büchervorrats aus dem alten Schulhaus " in das bis dahin dem hiesigen Kunstvereine überlassen gewesene südöstliche Zimmer des Rathhaus-Oberstocks" genegt. In der ersten Oktoberhälfte des Jahres 1884 wurde " der Bücherschatz nach gründlicher Reinigung" aufgestellt. Am 21. Oktober besichtigte der Stadtrat " mit Befriedigung die nun so genannte Stadtbibliothek".

1.12 Lemcke übernahm 1884 Versuche, die Lesegesellschaft von 1795 wiederzubeleben, doch erwies sich das Unternehmen als nicht existenzfähig. Am 16. Februar 1885 überwies Wilhelm Schall (1828-1916), ein vielfacher Wohltäter der Stadt, der Stadtbibliothek " das reiche Geschenk von 600 M", das " zum Ankauf einer wertvollen Sammlung vornehmlich thüringischer Geschichtswerke verwandt" wurde, in der Mehrzahl chronikalische Werke zur Geschichte thüringischer Orte. Außerdem wurden drei verschiedene Ausgaben der Gesammelten Werke (Braunschweig 1763-1765, Wien 1765 und Karlsruhe 1777-1778) des " Frankenhäuser Landsmannes" Justus Friedrich Wilhelm Zachariae sowie Einzelwerke dieses Dichters beschafft.

1.13 Seit 1885 wurde die Bibliothek aus Mitteln des Stadthaushaltes fortlaufend vervollständigt. Im Dezember des gleichen Jahres überwies ihr der Wissenschaftliche Verein (gegr. 1865) seine Zeitschriftensammlung. Bestrebungen des Stadtrates, 1886 sämtliche Bibliotheksbestände des Ortes an einer Stelle zu konzentrieren und auch die Kirchenbibliothek in der Unterkirche mit der neuen Stadtbibliothek (Ratsbibliothek) zu vereinigen, schlugen fehl. Über den weiteren Verlauf der Bibliotheksentwicklung liegen keine Nachrichten vor. Die Bestände wurden kaum aktualisiert, sie dienten vorrangig der wissenschaftlichen Benutzung.

1.14 Am 31. Dezember 1920 wurde die Volksbücherei Frankenhausen als neue Bildungseinrichtung gegründet. Am 24. Oktober 1921 fand die Eröffnung der neuen Kreisbücherei Frankenhausen im Schloß statt, die von dem Bibliotheksausschuß der Volkshochschule verwaltet und vom Kreis unterhalten wurde. Die neue Volksbücherei war in die Kreisbücherei als Abteilung oder Ausgabestelle Frankenhausen (mit 11 weiteren Orten) integriert. Die Kreisbücherei gehörte zum Typ der Kreiswanderbüchereien und war die erste ihrer Art in Thüringen, sie galt als vorbildlich für das thüringische Bibliothekswesen. In der Anfangszeit erhielt die Volksbibliothek regelmäßig " Leihgaben" von mehreren hundert Bänden aus der älteren, nunmehr im Stadtarchiv aufgestellten Stadt- bzw. Ratsbibliothek, die den Einwohnern als Lektüre zur Verfügung standen.

1.15 Mit dem Umzug in das Kreisheimatmuseum 1993/94 fand die Ratsbibliothek eine neue Zweckbestimmung. Die Bestände der Fachbibliothek des Museums und die der Ratsbibliothek werden in einem gemeinsamen EDV-Katalog erschlossen. Besonders das heimatkundliche und vor allem das Frankenhäuser Schrifttum sind jetzt an einer Stelle einsehbar. Aus historischer Sicht stellen die Bestände des Kreisheimatmuseums eine wesentliche Ergänzung zu den Rudolstädter Büchersammlungen dar, sie sind ein am Ort gewachsener Bestandteil der schwarzburgischen Bibliothekslandschaft.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Ratsbibliothek

2.1 Die Ratsbibliothek enthält etwa 7000 Bde, davon zählen zum historischen Bestand 6629 Bde (16. Jh 254, 3,8 Prozent; 17. Jh 580, 8,8 Prozent; 18. Jh 1346, 20,3 Prozent; 19. Jh 4449, 67,1 Prozent). Hinzu kommen 7 Bde Inkunabeln. Die Bibliothek gilt als geschlossene Sammlung und wird nicht mehr ergänzt.

2.2 In deutscher Sprache liegen 5582 Bde vor (84,2 Prozent; 16. Jh 49, 17. Jh 146, 18. Jh 975, 19. Jh 4412), in Latein 874 (13 Prozent; 15. Jh 7, 16. Jh 201, 17. Jh 407, 18. Jh 252, 19. Jh 7), in Französisch 152 (2,3 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 19, 18. Jh 103, 19. Jh 29), in Englisch 4 (17. Jh einer, 18. Jh 3) und in weiteren Sprachen 24 (16. Jh 3, 17. Jh 7, 18. Jh 13, 19. Jh einer). Die Inkunabeln sind in Latein.

2.3 Die früheste Inkunabel, De bello Italico adversus Gothos (Foligno: Emilianus de Orfinis und Johannes Numeister 1470; GW 5600), stammt von Leonardo Bruni (Aretino). Die Epistolae familiares (Nürnberg: Antonius Koberger 1481; HC 151) von Pius II. (Aeneas Sylvius) stiftete der Lehrer Kirsch in Rottleben; ihnen ist ein Manuskript angefügt. Nach Erscheinungsjahren folgen der Fasciculus temporum (Straßburg: Johann Pryk 1487; HC 6936) von Werner Rolewinck, die Opera (Pars I und II, mit Inventarium; Basel: Nicolaus Kessler 1489; GW 10715) von Johannes Gerson, die Comoediae cum directorio vocabulorum glossa interlineari et commentis Aelii Donati ... vita Terentii (Straßburg: Johannes Grüninger 1496; HC 15341) und die Omnia opera des Antonius Mancinellus (Venedig: Johann de Cereto alias Tacuinus de Tridino 1498; H 10603).

2.4 Die Gruppe " Religion und Theologie" umfaßt 2040 Bde (30,8 Prozent; 16. Jh 43, 17. Jh 91, 18. Jh 149, 19. Jh 1757). Unter den Autoren finden sich Christoph Friedrich von Ammon, Karl Gottlieb Bretschneider, Gottfried August Ludwig Hanstein, Johann Heinrich Bernhard Dräsecke, Friedrich Schleiermacher, Friedrich Emanuel Niethammer, Heinrich Eberhard Paulus, Moritz Ferdinand Scltz und Jonathan Schuderoff.

2.5 Die Schrift Bonifacius, oder Feyer des Andenkens an die erste christliche Kirche in Thüringen bey Altenberga im Herzogthum Gotha (Gotha 1812) wurde von Josias Friedrich Christian Löffler herausgegeben. Aus der Zeit des Bauernkrieges ist Ein nutzlicher Dialogus odder gesprechbuchlein zwischen einem Müntzerischem Schwermer und einem Evangelischem frumen Bawern, Die straff der auffrurischen Schwermer zu Franckenhausen geschlagen (Wittenberg 1525) überliefert. Der Bericht Christlicher verhör, bekentnis, und ordnung der heiligen Tauffe einer gebornen Jüdinne von Valentin Winshem bezieht sich auf ein Ereignis von 1556 in Denstedt bei Weimar. Vorhanden sind überdies Luthers Bücher und Schrifften (Altenburg 1661-1663), eine Agenda Schwartzburgica (Rudolstadt 1650) aus fürstlichem Besitz, Paul Pfeffers Poetische Erquick-Stunden (Leipzig und Görlitz 1709) und die Historische Bilder-Bibel (Leipzig 1731) von Paul Vermehren.

2.6 Erwähnenswert sind weiterhin ein Compendium locorum theologicorum Pro Gymnasio (Erfurt 1621), ein Minor Catechismus D. Martini Lutheri latino-germanicus (Erfurt 1762) und Der kleinere Catechismus D. Martin Luthers, zum Gebrauch für die Kirchen und Schulen des Fürstenthums Schwarzburg, Rudolstädtischer Linie (Rudolstadt o. J., 19. Jh). Die vorzüglichsten Regeln der Katechetik (Neustadt/Orla 1805) versah Thierbach mit einem Begleittext, ebenso die Anweisung zum Gebrauch der Bibel in Volksschulen (Teil 1, Neustadt/Orla 1813).

2.7 Aus der Predigtliteratur sind hervorzuheben die Predigten über die Würde des Menschen und den Werth der vornehmsten Dinge (Leipzig 1788) von Georg Joachim Zollikofer, Predigten über Sprüchwörter (Bd 1, Erfurt 1800) von dem Sömmerdaer Pfarrer Johann Rudolph Gottlieb Beyer, Gebete, Predigten und Reden (Berlin und Leipzig 1816) von Christian Wilhelm Spieker, Evangelische Bedenken und Bitten zu Anfange des Jahrs 1816 (Lüneburg 1816) von Johann Heinrich Bernhard Dräsecke, die Mitfeier denkwürdiger Begebenheiten in den Jahren 1813 bis 1816, ein Versuch in Predigten (Sulzbach 1817) von Wilhelmine Louise Elisabeth von Schlieben und drei Predigten Ueber Schwärmerei, Begeisterung, scheinbare und wahre Größe (Königsberg 1820) von Ludwig August Kähler.

2.8 Zur Polemik sind zu nennen die Anfangs-Gründe der Dogmatischen und Polemischen Theologie (Jena 1732), hrsg. von Johann Basilius Ruckdeschel, Schulrektor zu Adorf, die von Friedrich Carl Forberg als Rektor des Saalfelder Lyzeums verfaßte Apologie seines angeblichen Atheismus (Gotha 1799), Ueber die Abnahme der innerlichen und äußerlichen Religion des gegenwärtigen Zeitalters (Jena 1812) von J. C. Schulz und Voß und Stolberg oder der Kampf des Zeitalters zwischen Licht und Verdunklung (Stuttgart 1820) von dem Landtagsdeputierten Christian Friedrich Albert Schott.

2.9 Die Neuen theologischen Annalen (1806-1823), das Magazin für christliche Prediger (Bd 1-23, 1816-1851), das Journal für Prediger (1827-1837), die Allgemeine Kirchenzeitung (1822-1841) und einige pädagogische Blätter gehen sicher auf Thierbachs Theologische Lesezirkel zurück. Dort kursierten auch ab 1831 die Theologischen Studien und Kritiken, ab 1843 die Kritische Predigerbibliothek, ab 1852 die Protestantischen Monatsblätter für innere Zeitgeschichte, ab 1856 die Allgemeine kirchliche Chronik und ab 1861 das Christliche Kunstblatt für Schule, Kirche und Haus.

2.10 Zur Pädagogik und zum Schulwesen sind 860 Bde vorhanden (13 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh einer, 18. Jh 39, 19. Jh 818), darunter Carolus Caffas Diaeta studiosi nobilis, ital., lat., gallica (Jena 1690), Segens-volle Fußstapfen des noch lebenden und waltenden liebreichen und getreuen Gottes ...

Nachricht von dem Waysen-Hause und übrigen Anstalten zu Glaucha vor Halle (Halle 1709), George Ernst Reinwalds Academien- und Studenten-Spiegel (Berlin 1720), Die Kunst der vernünftigen Kinderzucht (Helmstedt 1753-1754) von Johann Friedrich May, die Gedanken von Erziehung der Kinder (Halle 1760) von Johann Gottlob Krüger, Die Erziehung der Töchter, wie solche Herr von Fenelon ... beschrieben (Lübeck 1740) und Rousseaus Emile ou de l'éducation (Amsterdam 1762) aus der Provenienz " G. W. von Bibra".

2.11 Die Unterweisung in den vornehmsten Künsten und Wissenschaften zum Nutzen der niedern Schulen (Frankfurt und Leipzig 1771) von Johann Christoph Adelung ist ebenso vorhanden wie das Elementarwerk, ein geordneter Vorrath aller nöthigen Erkenntniß (Dessau 1774) von Johann Bernhard Basedow, der Versuch einer Jugendkunde (München 1800) von Kajetan von Weiller und die Mnemonik oder praktische Gedächtnißkunst zum Selbstunterricht (Frankfurt a. M. 1811) von Gregor von Feinaigle.

2.12 Johann Heinrich Pestalozzi, von dem zahlreiche Schriften vorhanden sind, wandte sich An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth seines Zeitalters (Iferten 1815), sein Volksbuch Lienhard und Gertrud ist in der Auflage Zürich 1804 im Bestand. Theodor und Friedrich, oder der Pfarrer und Schullehrer, wie jeder seyn soll (Erlangen 1815) wurden von Philipp Jakob Karrer beschrieben, das Turnbuch für die Söhne des Vaterlandes (Frankfurt a. M. 1817) gab Johann Christoph Friedrich GutsMuths heraus, die Kleine Handfibel (Halle 1835) Karl Christoph Gottlieb Zerrenner.

2.13 Von den pädagogischen Zeitschriften sind zu nennen die Acta scholastica (Bd 1-8, 1741-1748) und Nova Acta scholastica (Bd 1-2, 1749-1751), die Agenda scholastica (1750) und die Wochenschrift zum Besten der Erziehung der Jugend (Bd 1, 1771). Die Wochenschrift für Menschenbildung von Pestalozzi und seinen Freunden (Bd 1-2, 1807-1808) erhielt von Thierbach für den Lesezirkel eine Vorbemerkung. Der Baierische Schulfreund, eine Zeitschrift von Heinrich Stephani (Bd 1-18, 1812-1825), Karl Diltheys und Ernst Zimmermanns Allgemeine Schulzeitung (Jg. 1-18, 1824-1841, mit Lücken), Diesterwegs Rheinische Blätter für Erziehung und Unterricht (N. F. Bd 17, 1838-3. Folge Bd 12, 1853) und die Pädagogische Monatsschrift (Jg. 1-11, 1847-1857) waren ebenfalls in den Lesezirkeln im Umlauf.

2.14 Zur Sprache und Literatur, einschließlich der Belletristik, sind 580 Bde vorhanden (8,7 Prozent; 16. Jh 52, 17. Jh 108, 18. Jh 258, 19. Jh 162). Wie aus dem Lektionsplan des Lyzeums hervorgeht, wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jhs Cicero, Caesar, Sallust, Livius, Plinius, Tacitus, Sueton, Plautus, Terenz, Horaz, Virgil und Ovid gelesen. Diese Autoren sind sämtlich im Bestand. Vorhanden ist auch die Bibliotheca Graeca (Hamburg 1708-1728) von Johann Albert Fabricius aus der Provenienz von Melchior Beier, Pastor zu Wendelstein und Roßleben.

2.15 Über die deutsche Sprache unterrichtete die Ausführliche Arbeit von der Teutschen Haubt-Sprache (Braunschweig 1663) von Justus-Georg Schottel, nach " Anleitung der alten Griechen und Römer" entwarf Johann Christoph Gottsched den Grundriß zu einer vernunfftmäßigen Redekunst (Hannover 1729), den Günther Friedemann Kaemmerer 1784 der Schulbibliothek stiftete. Unter den belletristischen Werken finden sich Gellerts Sämtliche Schriften, Klopstocks Messias, Wielands Agathon und die Geschichte des Fräuleins von Sternheim (Reutlingen 1787). Friedrich Justin Bertuchs Ausgabe von Leben und Thaten des weisen Junkers Don Quixote liegt im Nachdruck (Karlsruhe 1785) vor. Vorhanden sind außerdem Die Herren von Waldheim, eine komische Geschichte (Frankfurt und Leipzig 1787) von Johann Gottwert Müller und Wilhelm Heinses Ardinghello, und die glückseeligen Inseln (Lemgo 1794).

2.16 Besondere Aufmerksamkeit galt dem aus Frankenhausen stammenden Justus Friedrich Wilhelm Zachariae (1723-1777), seit 1748 Lehrer am Carolinum zu Braunschweig. Sein scherzhaftes Heldengedicht, Der Rennomist, ist vorhanden (Berlin 1840); weiterhin Die Tageszeiten (Rostock 1757), Murner in der Hölle (Rostock 1757) und Poetische Schriften ([Braunschweig 1763-1765]).

2.17 Das Schrifttum zu Staat, Recht und Verwaltung zählt 405 Bde (6,1 Prozent; 16. Jh 64, 17. Jh 163, 18. Jh 147, 19. Jh 31). Zu nennen sind der Sachsenspiegel (Leipzig 1569), Abraham Saurs Güldiner Fluß und Außzug Von Erbschafften (Frankfurt a. M. 1583) und Teutscher Proceß (ebda 1585) sowie ein Gerichts-Büchlein (Naumburg 1663) von Ernst Christoph Homburg, Gerichtsschreiber in Naumburg. Der Abschiedt Der Rö[misch] Kay[serlichen] M[ajestä]t und gemeiner Ständ auff dem Reichstag zu Regenspurg im Jahr Christi 1654 uffgericht (Mainz 1659) stammt aus der Provenienz von Christian Ulrich von Ketelhodt (1701-1777), seit 1750 Schwarzburg-Rudolstädtischer Vize-Kanzler, auf den vermutlich auch die 60 Bde mit gedruckten und handschriftlichen Materialien über die Verhandlungen der Ständigen Reichsversammlung zu Regensburg aus den Jahren 1724 bis 1753 zurückgehen.

2.18 Vorhanden sind der von Friedrich II. verfaßte Anti-Machiavel (Göttingen 1742), das Sendschreiben an den Herrn Regierungs-Rath von K*** in D*** , von [Johann Christoph] K[och] (Gießen und Frankfurt 1764), Die gute Sache der Dissidenten in Polen (Leipzig 1775) von Wilhelm Ernst Christiani, der Christen-Stat (Leipzig 1785) von Veit Ludwig von Seckendorff und die Rede an die Landwehr des Fürstenthums Altenburg (Gotha 1814) von Herrmann Gottfried Demme.

2.19 Die Literatur zur allgemeinen Geschichte, einschließlich der Weltgeschichte, umfaßt 521 Bde (7,9 Prozent; 16. Jh 20, 17. Jh 51, 18. Jh 174, 19. Jh 276). Vorhanden sind die Opera omnia (Amsterdam 1726) des Flavius Josephus, der Entwurff eines Politischen Special-Collegii (Wittenberg 1714) von Martin Hasse, ein Europäisches Hoff-Ceremoniel von Gottfried Stieve (Leipzig 1715), der Grund-Riß zu einer Umständlichen Historie der vornehmsten Europäischen Reiche und Staaten (Leipzig 1738) von Georg Christian Gebauer und ein Vollständiges Diarium Von der Erwehlung ... Franciscus, Königs zu Jerusalem ...

Zum Römischen König und Kayser (Frankfurt a. M. 1746), überdies der Sammelband Teutsche Reden (Leipzig 1686) von Veit Ludwig von Seckendorff. Weiterhin finden sich die Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft (Frankenthal 1790) von Johannes von Müller, die Geschichte der Jesuiten in Baiern (Nürnberg 1819) von Karl Heinrich Ritter von Lang, die Geschichte des Teutschen Volkes (Gotha 1825-1831) von Heinrich Luden, Die Geschichte der deutschen Staaten von der Auflösung des Reiches bis auf unsere Tage (Karlsruhe 1847) des Publizisten Johann Georg August Wirth und eine Kurze Einleitung in das Studium der Weltgeschichte (Nordhausen 1824) von E. A. Pätz.

2.20 Literatur zur thüringischen und schwarzburgischen Geschichte sowie zur Frankenhäuser Ortsgeschichte wurde in 182 Bdn gesammelt (2,7 Prozent; 17. Jh 15, 18. Jh 57, 19. Jh 110). Unter den Autoren finden sich Caspar Sagittarius (1685), Johann Bernhard Heller (1724), Johann Heinrich Falckenstein (1739), Johann Georg August Galletti (1782), Carl Herzog (1827), Heinrich Döring (1842-1844), Ludwig Bechstein (1863), Theodor Knochenhauer (1863) und Carl Herrmann (1863). Die Thüringische Heimathskunde (Erfurt 1851), ein Handbuch für Volksschulen, verfaßte der Lehrer in Friedrichsdorf bei Erfurt Joseph Herrtwich, Das Thüringerland und der Thüringerwald (Leipzig [nach 1860]) Gustav Rasch.

2.21 Über schwarzburgische und thüringische Orte informieren die Historische Beschreibung von ... dem gewesenen Cistersienser-Closter S. Georgii zu Kelbra ... (Leipzig und Wolfenbüttel 1721) von Johann Georg Leuckfeld, die Burgelinensis Abbatiae Primitiae (Jena 1729) von Hans Basilius von Gleichenstein, die Historische Beschreibung Des alten Benedictiner-Klosters zu Oldisleben an der Unstrut (Naumburg 1730) von Johann Martin Schamel und die Antiquitates Goellingenses, oder ...

Nachrichten von dem ... Benediktiner-Closter Göllingen S. Wiperti in Thüringen (Frankenhausen und Leipzig 1766) von Johann Friedrich Müldener. Über Frankenhausen unterrichteten das Frankenhäuser Bade-Journal mit Kurliste (1884-1886) und das Wöchentliche Frankenhäusische Intelligenz-Blatt (später Frankenhäuser Zeitung, ab 1765 mit Lücken bis 1900 vorhanden). Das Schwarzburg-Rudolstädtische Wochenblatt ist mit Lücken für die Jahre 1833 bis 1864 im Bestand.

2.22 In der 243 Bde umfassenden Sachgruppe Geographie (3,7 Prozent; 17. Jh 6, 18. Jh 30, 19. Jh 207) ist Literatur über das Elbsandsteingebirge und das Riesengebirge, über die Städte Madrid, Rom, Neapel, London und St. Petersburg, über Österreich, Frankreich, Italien, Holland, Irland, Schottland, Norwegen, Schweden, die Türkei, den Orient, Palästina, Afrika, Marokko, Amerika, Mexiko, Hawai, Jamaika und Indien vorhanden. Pietro della Valles Reiß-Beschreibung in unterschiedliche Theile der Welt (Teil 1, Genf 1574) stammt aus der Provenienz Christian Ulrich von Ketelhodts. Zu nennen sind außerdem das Theatro delle citta d'Italia (Padua 1629) von Oberto Veneroso und die Kurz verfaste Kinder-Geographie (Nürnberg 1741) von Lenglet Du Fresnoy. Die Allgemeine Erdbeschreibung (Sondershausen 1837) von dem Langensalzaer Lehrer Friedrich August Günther ist mit einer Kalenderkunde versehen. Ein kleiner französischsprachiger Bestand (15 Bde) bezieht sich auf Genf.

2.23 Mit philosophischen Fragen befassen sich 211 Bde (3,2 Prozent; 16. Jh 45, 17. Jh 52, 18. Jh 72, 19. Jh 42), darunter Daniel Stahls Compendium metaphysicae in XXIV. Tabellas redactum (Jena 1655), das mit handschriftlichen Notizen versehen ist, der Anti-Spinoza (Amsterdam 1690) von Christophoros Wittichius, John Lockes Sendschreiben von der Toleranz, Oder von der Religions- und Gewissens-Freyheit ( o. O. 1710), Christian Thomasius' Einleitung Zur Hoff-Philosophie (Berlin und Leipzig 1712), Vernünftige Gedancken Von den Kräfften des menschlichen Verstandes (Halle 1742) von Christian Wolff, der Grundriß der Philosophischen Wissenschaften (Coburg 1767) von Johann Georg Heinrich Feder, Gedanken von der Auferstehung der Todten (Jena und Leipzig 1768) von Johann Ernst Schubert und Vorlesungen zur Eleutheriologie oder über Freyheit und Nothwendigkeit (Jena 1788) von Johann August Heinrich Ulrich. Von Kant sind u. a. die Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik (Riga 1783) und andere Werke in frühen Ausgaben vorhanden. Daneben finden sich Schriften der Popularphilosophie des späten 18. und frühen 19. Jhs.

2.24 Die Gruppe Nachschlagewerke und Wörterbücher enthält 196 Bde (2,9 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 6, 18. Jh 74, 19. Jh 115), darunter neben Bayles Dictionnaire und dem Piererschen Lexikon ein Universal-Geographisch-Historisches Lexicon (Leipzig 1710) von Erdmann Uhse, das Betrugs-Lexicon (Coburg 1730) von Georg Paul Hönn, Le grand dictionnaire historique (Amsterdam 1740) von Louis Moréri und der Catalogus Bibliothecae Bunauianae (Leipzig 1750-1756) von Johann Michael Francke.

2.25 In der Gruppe Biographien sind 60 Bde verzeichnet (17. Jh 5, 18. Jh 16, 19. Jh 39), darunter Johann Hübners Drey hundert und drey und dreyßig Genealogische Tabellen (Leipzig 1712) und Des Heil. Röm. Reichs Genealogisch-historisches Adels-Lexicon (Leipzig 1719) von Johann Friedrich Gauhen.

2.26 Zu den Forst- und Agrarwissenschaften sind 268 Bde im Bestand (4,1 Prozent; 18. Jh 82, 19. Jh 186), die zum größten Teil aus dem Besitz der Familie von Holleben stammen. Im Mittelpunkt stehen der Waltershäuser Naturforscher Dr. Johann Matthäus Bechstein und die Forstacademie Dreißigacker (Meiningen 1855), von Ludwig Bechstein gewürdigt. Vorhanden sind die Forst- und Jagd-Historie der Teutschen (Jena 1737) von Friedrich Ulrich Stisser, das von Johann Friedrich Stahl herausgegebene Allgemeine oeconomische Forst-Magazin (Bd 1-2, 1763), die Gründliche Anleitung zu mehrerer Erkenntniß und Verbesserung des Forstwesens (Eisenach 1764), hrsg. von Melchior Christian Käpler, und Der wohlgeübte und erfahrne Förster (Leipzig 1785) von Hans Dietrich von Zanthier.

2.27 Die Landwirtschaft betreffen Das Ackerwerck (Straßburg 1538) von Columella und Palladius, der Versuch eines Handbuchs für ... die Kameral-Wissenschaft (Frankfurt a. M. 1778), Das Ganze der Landwirthschaft (Nürnberg 1788) von dem Pfarrer Johann Friedrich Mayer und dessen Modellschrift Kupferzell durch die Landwirthschaft im besten Wohlstande (Leipzig 1793). Daneben liegt Literatur zur Bienenzucht vor, vornehmlich aus dem sächsischen Raum.

2.28 Den Naturwissenschaften und der Technik sind 97 Bde zuzuordnen (1,5 Prozent; 16. Jh 5, 17. Jh 3, 18. Jh 37, 19. Jh 52), darunter Carl Friedrich Dieterichs Pflanzenreich nach dem neuesten Natursystem des ...

Carl von Linné (Erfurt 1770) und die Kleine Naturlehre für Kinder (Gmünd 1824) von Franz Adam Zieger. Zur Astronomie sind die Theoricae novae planetarum (Wittenberg 1580) von Georg Peurbach und die Einleitung zu den Mathematischen Wissenschaften für Anfänger auf hohen und niedrigen Schulen (Jena 1785) von Johann Bernhard Wiedeburg (aus der Provenienz Ernst Friedrich Ludwig de Holleben) sowie weitere populäre Schriften und pädagogische Werke vorhanden. Die medizinische Literatur schließt Christoph Wilhelm Hufelands Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern (Jena 1798) und ähnliche Werke ein. Unter den technischen Büchern befinden sich der Bericht vom Bergkwerck (Cellerfeldt 1617) von Georg Engelhard Löhneyß (Löhneysen), die Architectura, Von Vestungen (Dresden 1710) von Daniel Speckle, die sich 1713 im Besitz des Weimarer Vizekapellmeisters Johann Wilhelm Drese befand, und der Schauplatz der Wasser-Bau-Kunst (Leipzig 1724) von Jacob Leupold.

2.29 Der Zeitschriftenbestand umfaßt 673 Bde (10,1 Prozent; 17. Jh 25, 18. Jh 109, 19. Jh 539), darunter die Zeitung von gelehrten Sachen (Leipzig 1738-1765), die Nürnberger Wochenschrift Die Ehre Gottes aus der Betrachtung des Himmels und der Erde (Bd 1-6, 1767-1769), und das anfangs im nahegelegenen Ellrich erschienene Journal von und für Deutschland (Jg. 1-9, 1784-1792). Das räsonnirende Konvent erschien in Erfurt (Bd 2, 1787). Das Archiv für die moralische und religiöse Bildung des weiblichen Geschlechts (Bd 1, 1800) wurde in Jena herausgegeben.

2.30 In der Frankenhäuser Lesegesellschaft zirkulierten u. a. die Annalen der geographischen und statistischen Wissenschaften (Jg. 1-2, 1790-1791) und die Europäischen Annalen (Jg. 2-10, 1796-1804 lückenhaft). Von dem radikalen Demokraten Andreas Georg Friedrich Rebmann (1768-1824) sind Das neue graue Ungeheuer (Stück 1-12 in verschiedenen Auflagen; Upsala [Altona] 1796-1798), Das neueste graue Ungeheuer (Teil 1, Strasburg [1796]) und Die Geißel (Jg. 1-2, 1797-1798 lückenhaft) vorhanden. Die in Gotha erschienenen Materialien zur Beförderung der Welt- und Menschenkunde (Bd 3) von Adam Weishaupt, Der Französische Merkur (Jg. 3, 1802/03 unvollständig), die Englischen Miscellen (Bd 11-13, 1803 unvollständig), der Genius der Zeit (Bd 7-21, 1796-1800 lückenhaft) und dessen Fortsetzung Der Genius des 19. Jahrhunderts (Bd 1-2, 1801) sowie die Sächsischen Provinzial-Blätter (Bd 7-16, 1800-1804 lückenhaft). Aus der Provenienz des Wissenschaftlichen Vereins stammen u. a. die Preußischen Jahrbücher (Bd 23-173, 1869-1918), Unsere Zeit, Deutsche Revue der Gegenwart (1869-1884), Die Natur (1865-1868, 1881-1884), Aus der Natur (1865-1868) und Das Ausland (1865-1877).

2.31 In der Gruppe " Verschiedenes" werden 285 Bde zusammengefaßt (4,3 Prozent; 16. Jh 22, 17. Jh 54, 18. Jh 100, 19. Jh 109), darunter Der Geöffnete Ritter-Platz (Hamburg und Lauenburg 1715) und Die Kunst, ein gutes Mädchen, eine gute Gattin, Mutter und Hausfrau zu werden (Bremen 1801) von Johann Ludwig Ewald. In Leipzig erschienen bei Christian Friedrich Geßner Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey (1740) von Johann Erhard Kappe und Der in der Buchdruckerei wohl unterrichtet Lehr-Junge (1743) von Johann Georg Hager. Carstairs Schnell-Schreib-Lehr-System kam 1829 bei Bernhard Friedrich Voigt in Ilmenau heraus.

2.32 Unter den Büchern, die Johann Christoph Fritsch der Schulbibliothek übereignete, nennt Manniske sen. u. a. eine Ausgabe des Titus Livius (Decades, Paris [um 1513]), das Novum Testamentum Graecum (Tübingen 1734) von Johann Albert Bengel, die Introductio ad historiam philosophiae Ebraeorum (Halle 1702) des Jenaer Theologen Johann Franz Buddeus, das Philosophische Lexicon (Leipzig 1726) und die Introductio in philosophiam (Leipzig 1730) von Johann Georg Walch; weiterhin den Sächsischen Heldensaal (Nürnberg 1755) und die Leipziger Zeitung von gelehrten Sachen (1738-1758) sowie zahlreiche " nützliche Schulbücher".

2.33 Aus dem Städtischen Realprogymnasium, der Nachfolgeeinrichtung der alten Gelehrtenschule, sind aus der nach 1870 entstandenen Lehrerbibliothek (1898, 1410 Bde) und aus der Schülerbibliothek (1898, 858 Nummern) einzelne Titel im Bestand. Museumsbibliothek

2.34 Die Museumsbibliothek enthält einschließlich des Dokumentenarchivs über 7000 Bde, davon zählen 907 zum historischen Bestand: 16. Jh 12, 17. Jh 10, 18. Jh 205 (22,4 Prozent), 19. Jh 680 (75,2 Prozent). In deutscher Sprache liegen 832 Bde vor (91,7 Prozent; 16. Jh 9, 17. Jh 7, 18. Jh 145, 19. Jh 671), in Latein 66 (7,3 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 3, 18. Jh 57, 19. Jh 3), in Englisch 6 und in Französisch 3.

2.35 Die Bibliothek enthält zum größten Teil stadt- und regionalgeschichtliche Werke (388 Bde, 42,8 Prozent; 16. Jh 11, 17. Jh 9, 18. Jh 156, 19. Jh 212), vor allem zur Ortsgeschichte. Bis zum 16. Jh entwickelte sich die Stadt Frankenhausen zu einem blühenden Gemeinwesen. Salzquellen, Siedehütten und ein pfännerschaftlicher Salzsiedebetrieb bildeten die Grundlage für den Wohlstand. Die Confirmirten Articul der Kranken- und Sterbe-Casse für hiesige Salzarbeiter (Frankenhausen 1775) beleuchten eine wichtige Seite des städtischen Sozialwesens.

2.36 Unter den Schriften zur Stadtgeschichte finden sich die Rudolstadtische Gemeine Feuer-Ordnung (Rudolstadt 1669) und die Erneuerte Feuer-Ordnung für die Stadt Frankenhausen (Frankenhausen 1766). Die von August Trautwein in Sondershausen gedruckte Predigt Frankenhausens Schreckensnacht schildert eine verheerende Feuersbrunst (1833).

2.37 Besondere Aufmerksamkeit findet das Wirken des Stadtsyndikus, Advokaten und Geschichtsforschers Johann Friedrich Müldener (1715-1766). Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind die Historischen Nachrichten von den Patriciis, so ehemals mit in dem Stadtrathe zu Frankenhausen gesessen und regieret haben (Frankenhausen 1743-1745) und Merkwürdige Historische Nachrichten von dem ehemals sehr berühmten Cistercienser-Nonnen-Kloster St. Georgii zu Frankenhausen (Leipzig und Nordhausen 1747). Sein Hauptwerk sind die Abhandlungen von den Geschichten des Frankenhäusischen Stadtrechts (Frankenhausen 1747-1752). Er befaßte sich außerdem mit der Geschichte von Rottleben, Göllingen, Heldrungen und Jechaburg, mit Numismatik und Genealogie.

2.38 Ein neues Kapitel in der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt eröffnete um 1800 die von Wilhelm August Gottlieb Manniske, Physicus von Frankenhausen und Oldisleben, empfohlene Anwendung der Solequellen, die er in Frankenhausens Heilquelle (Weimar 1820) beschrieb. Über die Vorzüge der Stadt als Bade- und Kurort wurden die Fremden regelmäßig unterrichtet, z. B. durch Soolbad Frankenhausen in Thüringen (Frankenhausen 1876) von M. Lahnek, während über die seit Mitte der dreißiger Jahre des 19. Jhs eingerichtete Perlmutterknopfherstellung kaum Informationen zu gewinnen sind. Literatur zur Salzgewinnung wurde nach Möglichkeit erworben, darunter die Salzbergbau- und Salinenkunde (Braunschweig 1900) von F. A. Fürer.

2.39 Reformation und Bauernkrieg stellen markante Einschnitte in der Stadtentwicklung dar. Diese Ereignisse fanden in der Literatur u. a. in der Erzählung des Neukirchener Pfarrers Heinrich Schwerdt Die Rädelsführer (Berlin 1863) und in dem Drama von W. Kuno Thomas Münzer (Bonn 1896) ihren Niederschlag. Zur Geschichte des Bauernkrieges liegen Peter Haarers Beschreibung des Bauernkrieges 1525 (Halle 1881) und andere Werke vor.

2.40 Das Kyffhäusergebirge ist einer der Sammlungsschwerpunkte des Museums. Die Ruinen und Ansichten auf und an dem Kiffhäuser-Gebirg, der Finne und Hainleede in Nord-Thüringen (Nordhausen 1822) zeichnete der in Frankenhausen ansässige Baugewerbelehrer Wilhelm Günther Bleichrodt. Mit dem Sagenschatz befassen sich Christian Ney (Der Kyffhäuser und die Barbarossasage, Erfurt 1889) und Ernst Koch (Die Sage vom Kaiser Friedrich im Kiffhäuser, Grimma 1880), mit der Geschichte Otto Kallsen (Friedrich Barbarossa, die Glanzzeit des deutschen Kaisertums im Mittelalter, Halle 1882) und Otto Richter (Deutsches Kyffhäuserbuch, Eisleben 1876).

2.41 Die Bestandsgruppe Naturwissenschaften und Technik enthält 99 ältere Werke (10,9 Prozent; 16. Jh eines, 18. Jh 12, 19. Jh 86), u. a. den seltenen Versuch einer Beschreibung vom allerschönsten und beynahe allerkleinsten Vogel, der unter dem Namen Colibri bekannt ist (Leipzig und Lübeck 1754) des Kaufmanns Paul H. Tesdorpf, die Flora im Winterkleide (Leipzig 1853) von Emil Adolf Roßmäßler und Die Vegetationsverhältnisse des Kyffhäuser-Gebirges (Halle 1889) von Arthur Petry. Zur Chemie sind die Kleinen Mineralogischen und Chymischen Schriften (Dresden und Leipzig 1756) von Johann Friedrich Henkel und das Vollständige Giftbuch zum Schul- und Hausgebrauche (Weimar 1859) von Johann August Friedrich Schmidt vorhanden, zur Entomologie die Einführung in die Insekten-Kunde (Bremen 1879-1880) von Ernst Ludwig Taschenberg und die Einführung in die Kenntnis der Insekten (Berlin 1893) von Hermann Julius Kolbe. Eine Ausgabe der Cosmographia von Sebastian Münster aus dem 16. Jh (unvollständig) und des Atlas géographique et universel (Paris [1755]) von Guillaume Delisle und Philippe Buache finden sich ebenso im Bestand wie die Berg- und Gletscherfahrten in den Alpen in den Jahren 1860 bis 1869 (Braunschweig 1892) von Edward Whymper.

2.42 Zeitungen und Kalender aus der Region umfassen 260 Bde (18. Jh 35, 19. Jh 225). Das Frankenhäuser Intelligenzblatt ist seit 1765 vollständig, das Rudolstädter Wochenblatt von 1856 bis 1900 mit Lücken vorhanden. Von der benachbarten Stadt Artern besitzt die Bibliothek das Arternsche Wochenblatt (1837-1848, mit Lücken) und den Anzeiger für Artern und Umgegend (1854-1855). Weiterhin sind vorhanden ein in Frankenhausen erschienenes Thüringisches Magazin zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse und zur Unterhaltung (Jg. 1-2, 1808-1809) und die Arnstädter Thuringia, Zeitschrift für Kunde des Vaterlandes (Jg. 1-2, 1841-1842).

2.43 Unter den Nachschlagewerken, Thuringica und juristischen Schriften (160 Bde, 17,6 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 2, 19. Jh 157) befinden sich die Düringische Chronica (Frankfurt a. M. 1581, beschädigt, Titelblatt ergänzt) von Zacharias Rivander und die Newe vollkommene Thüringische Chronica (Leipzig [1613]) von Johannes Binhard aus Tungeda; ferner die Thüringische Chronicka (Erfurt 1738) von Johann Heinrich von Falckenstein, nebst den Analecta Thuringico-nordgauiensia (Nürnberg 1740-1747), Tausend Jahre Thüringischer Geschichte (Leipzig 1855) von Arnold Schloenbach, die Wanderung durch Thüringen (Leipzig [1850]) von Ludwig Bechstein und die Deutsche Geschichte (Leipzig 1882-1884) von Georg Erler. Der Sachsenspiegel ist in zwei Ausgaben (Dresden 1553, Leipzig 1614) im Bestand. Unter den Liederbüchern finden sich die Thüringer Lieder (Gotha 1831) des Thüringer Dichters Philipp Heinrich Welcker (1794-1871). Schließlich sind noch eine Tübinger Bibel von 1730 und eine Nürnberger Endter-Bibel (Titelblatt defekt) zu erwähnen. Unter den Gesangbüchern befindet sich ein Neu vermehrtes Rudolstädtisches Gesang-Buch von 1778.

3. KATALOGE

Ratsbibliothek:

Katalog der Stadtbibliothek Bad Frankenhausen

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

[Katalog der Schulbibliothek]

[in Bandform, nach Fachbereichen und Formaten getrennt, bis Mitte des 19. Jhs ergänzt]

Museumsbibliothek:

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, in Anlehnung an PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, standortgebunden, 12 Sachgruppen, nach hauseigenen Regeln]

Spezialkatalog zur Kyffhäuserregion

[in Zettelform, Stichwortprinzip]

Gemeinsamer EDV-Katalog der Ratsbibliothek und der Museumsbibliothek

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Stadtarchiv Bad Frankenhausen:

1/II A 121: Akten des Fürstl. Schwarzburgischen Bezirks-Schulinspektors betr. die Bibliothek. Um 1850. 1/VI, 3-5 [4 z. Z. vermißt]: Lesegesellschaft zu Frankenhausen. 1796-1803. 2/II B 18: Vereinswesen. 1856-1906

Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt:

Kirchen- und Schulinspektion Frankenhausen, 468 (1759/1810). - Fürstliches Ministerium zu Rudolstadt, Abteilung für Kirchen- und Schulsachen, B I 2, Loc. II F, Nr. 9 (1881/1885)

4.2 Darstellungen

Wolper, Wilhelm: Nachrichten über das Lyceum zu Frankenhausen (1552-1831). In: Jahresbericht des vollberechtigten Städtischen Real-Gymnasiums zu Frankenhausen 6 (1885) S. 3-57 (Programm-Nr. 647)

Lemcke, Paul: Frankenhausen's Entwickelung in den Jahren 1884 bis 1888. Verwaltungsbericht erstattet vom Ersten Bürgermeister. Frankenhausen 1888 [S. 6-7 über die Stadtbibliothek]

Lehfeldt, Paul: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt. Bd 1. Jena 1894 [S. 23 über die Bibliothek im Rathaus]

Marwinski, Felicitas: Die Frankenhäuser Lesegesellschaft von 1795. In: Marginalien 82 (1981) S. 63-83

Marwinski, Felicitas: Ohne Bücher ist es unmöglich, gelehrt zu sein ... Aus der Geschichte der Frankenhäuser Schulbibliothek. In: Beiträge zur Kyffhäuserlandschaft. Bad Frankenhausen 1997, S. 43-57 (Veröffentlichungen des Kreisheimatmuseums Bad Frankenhausen 15)

Stand: Oktober 1995

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.