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Roudnická Lobkowiczká knihovna - hudební archiv

Raudnitzer Lobkowicz'sche Bibliothek - Musikarchiv

Adresse und Unterhaltsträger s. Eintrag zur Bibliothek.


Funktionen. Fürstliche Schloßbibliothek und Archiv. Sammelgebiet. Musikalien.

Benutzungsmöglichkeiten und Hinweise für anreisende Benutzer s. Eintrag zur Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die frühesten Belege über die Existenz dieses Musikarchivs stammen aus der Zeit des Fürsten Ferdinand August Leopold z Lobkowicz (1655-1715). Zusammen mit der Familienbibliothek wurde es seit den neunziger Jahren des 17. Jhs systematisch aufgebaut. Eine wichtige Quelle über die Art der Bestandserweiterung und Erwerbungen stellen die seit 1691 erhaltenen Rechnungsbücher der Prager Hauptkasse des Hauses Lobkowicz dar. Im Rechnungsbuch von 1694 ist erstmals der Kauf von Musikalien belegt, in den Folgejahren regelmäßige Ankäufe. Persönlich pflegte Ferdinand August die Musik schon während seiner Tätigkeit am Wiener Hof, noch intensiver später auf seinem Familiensitz im Schloß Roudnice nad Labem [Raudnitz].

1.2 Die Archivalien lassen für die ersten Jahrzehnte des 18. Jhs ein besonderes Interesse an Zupfinstrumenten im Hause Lobkowicz erkennen. Lauten-, Gitarren- und Mandolinenmusik wurde bevorzugt und eine bemerkenswerte Sammlung von Lauten- und Gitarrentabulaturen zusammengetragen. Im Lautenspiel übten sich sowohl Ferdinand August als auch sein Sohn Filip Hyacint (1680-1734) sowie dessen zweite Gemahlin, Fürstin Anna Maria Wilhelmina, geborene Prinzessin von Althann.

1.3 Filip Hyacints Sohn Ferdinand Filip Josef (1724-1784) begründete die erste Lobkowicz-Kapelle. Ferdinand Filip unternahm lange Reisen nach Frankreich, Italien, Deutschland und England, wo er freundschaftliche Beziehungen zu Christoph Willibald Gluck (1714-1787) unterhielt. Auf seinen Reisen kaufte er zahlreiche Musikalien, die er nach Hause schickte. Nach seiner Rückkehr nach Wien und nach Jezerí [Eisenberg] war sein Interesse an der Musik geringer. Für diese Zeit existieren keine Belege über ein Musikleben im Hause Lobkowicz, und auch die Zahl der Musikalien aus dieser Zeit ist gering. Als Ferdinand Filip Josef am 11. Januar 1784 starb, hinterließ er den erst elfjährigen Sohn František Josef Maxmilian (1772-1816) als Nachfolger.

1.4 Regierender Fürst wurde František Josef Maxmilian im Jahre 1797. Er war bekannt für sein intensives Interesse am Wiener Musikleben, sein großzügiges Mäzenatentum und seine freundschaftlichen Beziehungen zu den bedeutendsten Musikern seiner Zeit. Mit ihm begann die Blütezeit in der Geschichte des Lobkowicz'schen Musikarchivs. Hunderte von Musikalien ließ er für das intensive Musikleben im Hause Lobkowicz zusammentragen, die heute von besonderem historischen Dokumentationswert sind. Die Fürstenfamilie hielt sich während des Jahres abwechselnd in Wien, Raudnitz, Eisenberg und Prag auf, und auf allen Familiensitzen wurde die Musik gepflegt. Zahlreiche spätere Inschriften in den zur Zeit von František Josef Maxmilian angeschafften Musikalien zeugen davon, daß das Archiv über lange Jahre hinweg einem regen Musikleben diente und die Notenmaterialien noch Jahrzehnte später wieder benutzt wurden. Raudnitzer Lobkowicz'sches Musikarchiv

1.5 Die Rechnungsbücher der Wiener Hauptkasse des Hauses Lobkowicz belegen erhebliche Ausgaben für Musikalien in dieser Zeit. Ständiger Hauptlieferant von Noten-Abschriften für das Lobkowicz-Archiv war von 1798 bis 1810 Wenzel Sukowaty, Inhaber des bedeutendsten Wiener Kopistenbetriebes. Er fertigte eine Reihe von Partituren und Aufführungsstimmen von Opern, Messen, Sinfonien und Konzerten an. In den Jahren 1806 bis 1811 arbeitete der Wiener Kopist Matthias Retzer ebenfalls für die Fürstenfamilie, dann ab 1811 der bekannte Beethoven-Kopist Wenzel Schlemmer und ferner der Kopist Ignaz Raab. Neben Abschriften, die zahlenmäßig den umfangreichsten Teil in dieser Epoche ausmachen, wurden auch gedruckte Musikalien angeschafft.

1.6 Im Jahre 1800 kaufte Fürst František Josef Maxmilian die Privatsammlung des Lobkowicz-Kapellmeisters und tschechischen Komponisten Antonín Vranický (1761-1820) und zehn Jahre später die Sammlung des Bruders Pavel Vranický (1756-1808) aus dem Nachlaß, um sie in sein Archiv einzugliedern. Von 1797 bis 1816, mit einer vorübergehenden Unterbrechung in den Jahren 1811 bis 1813, beschäftigte František Josef Maxmilian für das Lobkowicz'sche Musikarchiv Antonín Vranický als Verwalter. Mit dem Tod des Fürsten im Jahre 1816 löste sich auch die Kapelle auf, und das musikalische Leben stagnierte auf den Familiensitzen. Erst für das Jahr 1820 sind wieder Aufführungen im Wiener Lobkowicz-Palais belegt.

1.7 Der fürstliche Nachfolger Ferdinand Josef Jan z Lobkowicz (1797-1868) gründete 1826 wieder eine neue Kapelle, die bis zu seinem Tod fortbestand. Während seiner Zeit wurde das Musikarchiv wesentlich erweitert. Es wurden vor allem Musikdrucke erworben, wohingegen nur noch wenige Handschriften hinzukamen. Nach Ferdinand Josef wurde das Archiv weiterhin vermehrt, jedoch nicht um besonders wertvolle oder seltene Stücke. In den siebziger Jahren des 19. Jhs wurden sämtliche Lobkowicz-Musikalien auf dem Schloß in Raudnitz zusammengeführt und im Saal X aufgestellt (daher die Signatur X, die bis heute beibehalten wurde). In den Folgejahren wurde das Archiv in die bis heute gültige Ordnung gebracht und in einem 1893 vollendeten Katalog verzeichnet (s. u. 3.2).

1.8 Bis zur Besetzung des Raudnitzer Schlosses durch die Nationalsozialisten zur Jahreswende 1941/42 verblieb das Musikarchiv in Raudnitz. Dann wurde es nach Prag in die damalige National- und Universitätsbibliothek (heute Nationalbibliothek) überführt. Seit 1951 unterstand es der Verwaltung der Musikabteilung des Nationalmuseums in Prag, aus der 1976 das Museum der tschechischen Musik [Muzeum ceské hudby] hervorging (s. Eintrag dort). Im Rahmen der Restitutionsmaßnahmen wurde das Archiv 1992 in den Besitz der Familie Lobkowicz zurückgegeben, verblieb jedoch zunächst weiterhin im Museum in Prag. 1998 wurde es in das Schloß in Nelahozeves überführt und dort aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 4099 signierte Musikalien vom Beginn des 18. bis zum Ende des 19. Jhs. Einzelne Stücke kamen noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs hinzu. Die Anzahl der Signaturen ist dabei nicht mit der Zahl der Werke identisch; in manchen Fällen werden unter einer Signatur mehrere Stücke aufbewahrt, so vor allem bei den Liedersammlungen in der Abteilung Vokalmusik.

2.2 Von den 4099 Signaturen entfallen 1541 auf Handschriften und 2558 auf Drucke. Bezüglich der Provenienz lassen sich nahezu alle Handschriften den Germanica zuordnen, da sie von Wiener Kopisten geschrieben wurden. Von den Drucken stammen 2018 aus Orten im deutschen Sprachgebiet (80 Prozent), gefolgt von italienischen Drucken (184), böhmischen (137), französischen (113) und englischen (43). 34 Drucke sind in Kopenhagen, Stockholm, Budapest, Amsterdam u. a. Städten erschienen; bei 29 Drucken war der Erscheinungsort nicht feststellbar. Durch ihre Verlagsproduktion gut vertreten bei den Germanica sind u. a. die Wiener Verlage Artaria & Co., A. Diabelli, T. Haslinger und Tranquillo Mollo sowie die deutschen Verlage J. André (Offenbach), Breitkopf & Härtel (Leipzig), B. Schott & Söhne (Mainz) und N. Simrock (Bonn). Insgesamt beträgt der Germanica-Anteil im Bestand schätzungsweise 87 Prozent.

Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand gliedert sich nach musikalischen Gattungen in eine Abteilung Musica sacra (424 Einheiten) und 4 Abteilungen Musica profana: Opern (446 Einheiten), Instrumentalmusik (1309), Vokalmusik (694) und Klaviermusik (1226). Bei der geistlichen Musik finden sich neben Messen, Oratorien und Kantaten auch kleinere liturgische und geistliche Stücke wie Gradualien, Offertorien, Hymnen, Psalmen und Motetten. Die Abteilung der Instrumentalmusik umfaßt sowohl Orchesterwerke (Ouvertüren, Sinfonien, Konzerte und sonstige Orchesterstücke) als auch Kammermusik für verschiedene Besetzungen sowie zahlreiche Werke der sogenannten Harmoniemusik und türkischen Musik. In der Vokalabteilung finden sich neben Liedern und Liederzyklen auch einzelne Opernarien und Ensembles.

2.4 Inhaltlich fällt der große Anteil musikdramatischer Werke (Oratorien und vor allem Opern) auf. Etwa seit den vierziger Jahren des 18. Jhs wurde auf die Erweiterung dieses Bestandes geachtet, besonders durch František Josef Maxmilian z Lobkowicz am Ende des 18. Jhs und zu Beginn des 19. Jhs sowie durch seinen Sohn Ferdinand Josef in der ersten Hälfte des 19. Jhs. In dieser Abteilung finden sich ca. 400 Opernpartituren, Konvolute von Aufführungsstimmen und Klavierauszüge. Dennoch durchdringt die Oper praktisch alle weiteren Abteilungen: so überwiegen bei den Orchesterouvertüren die Opernouvertüren; im Repertoire für Kammerensembles finden sich viele Bearbeitungen aus Opernwerken; einzelne Opernstücke wurden für die Harmoniemusik bearbeitet; in der Vokalmusik-Abteilung machen Arien und Vokalensembles aus Opern den wesentlichen Teil aus; und unter den Musikalien für Klavier zu zwei und vier Händen sind etwa 150 Klavierauszüge aus Opern, Opernouvertüren und Potpourris.

2.5 Die ältesten Stücke des Archivs finden sich bei den Lauten- und Gitarrentabulaturen, die aus 20 zumeist umfangreichen handschriftlichen Konvoluten und 8 Drucken aus den ersten Jahrzehnten des 18. Jhs bestehen. Damit sind sie die größte erhaltene Privatsammlung von Lauten- und Gitarrenmusik aus dieser Zeit in der Welt, die auch von großer Bedeutung für die Geschichte der französischen Lautenmusik ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb ein Teil der Musiksammlung in der Nationalbibliothek (s. Eintrag dort), der Rest kam zusammen mit dem ganzen Musikarchiv in die Musikabteilung des Nationalmuseums (heute Museum der tschechischen Musik) bis zu seiner Überführung nach Nelahozeves.

2.6 Nur wenige Musikalien sind aus der Zeit von Fürst Ferdinand Filip Josef erhalten. Wahrscheinlich auf seinen Auslandsreisen erwarb er die Handschriften dreier Opern von Carl Heinrich Graun (1703/04-1759), die in den vierziger Jahren des 18. Jhs in Berlin aufgeführt wurden: die Partituren der Opern Rodalinda und Catone di Utica (beide 1744) und Feste Galante (1747). Ebenfalls als Handschriften liegen die Opern Ciro und Leucippo von Johann Adolf Hasse (1699-1783) vor. Nicht ganz sicher belegt ist, ob ein Teil der Erstausgaben von Oratorien Georg Friedrich Händels, die in den vierziger Jahren bei den glischen Verlegern J. Walsh, H. Wright und W. Randall erschienen sind, bereits zu Lebzeiten von Fürst Ferdinand Filip für das Archiv erworben wurden oder erst später. Gleichwohl zählt dieser Komplex von Erstausgaben Händels zu den wertvollsten Materialien des gesamten Archivs.

2.7 Den historisch bedeutsamsten Teil des Archivs stellen die von František Josef Maxmilian z Lobkowicz um 1800 gesammelten Musikalien dar, die nicht nur das Musikleben im Hause Lobkowicz dokumentieren, sondern auch die persönliche Vorliebe des Fürsten für die Oper. Es überwiegen italienischsprachige Opern, jedoch auch einige deutsche Opern sind vorhanden. Am häufigsten sind Werke von Ferdinando Paer (1771-1839) vertreten, der als Italiener einige Zeit in Wien wirkte und mit dem Fürsten persönliche Kontakte unterhielt; 17 Abschriften seiner Opern sind im Archiv enthalten. Unter den aus deutschsprachigem Gebiet stammenden Komponisten ist Joseph Weigl (1766-1846) mit seinen Werken am häufigsten vertreten (8). Zwei dieser 8 Opern sind in deutscher Sprache komponiert: Der Bergsturz und Kaiser Hadrian. Deutsch sind auch die Singspiele Die Schweizer Familie und Das Waisenhaus. Acht italienische Opern stammen von Johannes Simon Mayr (1763-1845); unter weiteren 8 Opern von Peter Winter (1754-1825) findet sich als einzige deutschsprachige Der Sturm. Die beiden Kapellmeister des Hauses Lobkowicz, Antonio Cartellieri (1772-1807) und Johann Joseph Rössler (1771-1813), komponierten neben italienischen auch deutsche Opern. Von Mozarts Werken besitzt das Archiv in Abschriften die Partitur und die Stimmen zur Oper Cosi fan tutte, die der Fürst 1798 in Raudnitz aufführen ließ, sowie die Partitur und Stimmen zu verschiedenen Aufführungen von Don Giovanni in Jezerí und Roudnice. Weiterhin sind erhalten die Partitur und Stimmen zu La Clemenza di Tito und Stimmen zu Le Nozze die Figaro (unvollständig). Ein beachtlicher Teil des Archivs entfällt auf Übertragungen von Opern für die fürstliche Harmoniemusik, darunter die Opern Mozarts. Zu der Kategorie Opernübertragungen gehören auch Arrangements von Haydns Opern La vera costanza und Armida für Streichquartette (Stimmenabschriften).

2.8 Der Anteil geistlicher Musik im Archiv liegt bei etwa 10 Prozent, was für eine Adels- oder Schloßsammlung ungewöhnlich ist.

 Insgesamt stellen
die Haydniana eine außerordentliche Kollektion dar, in erster Linie bedingt dadurch, daß Fürst František Josef Maxmilian Joseph Haydns Mäzen war. Er honorierte Haydn für das Oratorium Die Schöpfung und trug die Kosten der Uraufführung. Aufbewahrt sind hier handschriftliche Aufführungsstimmen zu 10 Messen von Haydn, die großenteils zu den Meisterwerken aus der späten Periode zählen (Paukenmesse, Heiligmesse, Nelsonmesse, Theresienmesse, Schöpfungsmesse und Harmoniemesse) sowie zu Te Deum. Wertvoll sind auch die Abschriften der Oratorien Die Schöpfung, Die Jahreszeiten und Il ritorno di Tobia. Das Archiv enthält weiterhin gedruckte Ausgaben der Werke Haydns, die in Wien bei Artaria und Tranquillo Mollo sowie in Leipzig bei Breitkopf & Härtel erschienen sind.

2.9 Die geistliche Musik Mozarts ist in geringerem Maße vertreten: es finden sich Abschriften von 2 Messen, einem Requiem, einem Offertorium und 2 Motetten, ferner die 1792 gedruckte Kantate Mozarts letztes Meisterstück und 2 jüngere Drucke des Requiem brevis, die in Bonn bei N. Simrock erschienen.

2.10 Die Erstausgaben der Händelschen Oratorien wurden zur Zeit von Fürst František Josef Maxmilian ergänzt durch die bei dem glischen Verleger Harrison herausgegebenen Klavierauszüge, vor allem aber durch Abschriften der Instrumentationen der Oratorien durch Mozart, so Acis und Galatea, Cäcilienode, Alexanderfest und Messias. In der Messias-Partitur, von der nur ein Teil erhalten ist, stammen umfangreiche Partien sowie Korrekturen aus der Hand von Mozart.

2.11 Die Instrumentalmusik bildet den umfangreichsten Teil des Archivs, in der wiederum Beethoviana einen großen Stellenwert haben. Bedeutend sind besonders die Abschriften, die kurz nach der Komposition eines Werkes angefertigt wurden. Einige von ihnen tragen die eigenhändigen Korrekturen Beethovens, wie z. B. die Abschrift des Terzetts Op. 3 oder die Stimmen für Blasinstrumente im Uraufführungsmaterial zur 5. Sinfonie Op. 67. Bisher nicht näher erforscht sind die vorhandenen Materialien von Haydn und Mozart (Abschriften und die ältesten Ausgaben von Sinfonien sowie Kammermusik). Weitere Komponisten, die ebenfalls das Wiener Musikleben zur Zeit der Wende vom 18. zum 19. Jh bestimmten, sind auch im Archiv vertreten, so etwa Ignaz Joseph Pleyel (1757-1831), Vojtech Jírovec (1763-1850), Antonín (1761-1820) und Pavel Vranický (1756-1808), František Vincenc Krommer (1759-1831) und Josef Rejcha (1752-1795).

2.12 Die während der Regierungszeit von Ferdinand Josef z Lobkowicz und in der darauffolgenden Periode erworbenen gedruckten Musikalien machen schätzungsweise die Hälfte des Archivs aus. Die zeitgenössische Produktion von Kirchenmusik aus jener Zeit ist umfangreich vertreten. Von den aus dem deutschen Sprachgebiet stammenden Komponisten seien genannt Johann Kaspar Aiblinger (1779-1867), Karl Ludwig Drobisch (1803-1854), Joseph Eybler (1765-1846), Karl Loewe (1796-1869) und Johann Baptist Schiedermayr (1779-1840). Erwähnung verdienen auch die Erstausgaben der geistlichen Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy bei Breitkopf & Härtel in Leipzig, B. Schotts Söhnen in Mainz und N. Simrock in Bonn, darunter die Bonner Ausgaben der Oratorien Paulus und Elias.

2.13 Die Abteilung für Klaviermusik enthält erwartungsgemäß einen Bestand gedruckter Klavierauszüge von Opern bedeutender zeitgenössischer Komponisten. Ansonsten ist vor allem das gängige Salonrepertoire vertreten, darunter überwiegend Tanzmusik. Die Lieder von Franz Schubert liegen in Wiener Ausgaben des Hauses Artaria vor. Obwohl Drucke vorherrschen, finden sich auch hier bemerkenswerte handschriftliche Materialien. Die langjährige Popularität von Instrumental-Arrangements von Opern belegen die Bearbeitungen des Kapellmeisters Giuseppe Cartellieri (1803-1870). Die meisten dieser handschriftlichen Bearbeitungen sind datiert, die älteste von ihnen auf 1824 in Jezerí.

3. KATALOGE

3.1 Moderner Katalog

Systematischer Katalog

[in Zettelform; z. Z. im Aufbau; verzeichnet z. Z. ca. 70 Prozent des Bestandes]

Ein Teil der Bestände ist im Répertoire international des sources musicales (RISM) verzeichnet.

3.2 Historischer Katalog

Stand-Repertorium des Hochfürstlich-Lobkowitz'schen Musik-Archives zu Raudnitz. 1893

[hschr. Standortkatalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Lobkowicz'sche Familienarchiv befindet sich im Staatlichen Gebietsarchiv in Litomerice [Leitmeritz], Zweigstelle Zitenice [Schüttenitz]. Hier finden sich die Rechnungsbücher sowie Materialien über Konzertveranstaltungen im Hause Lobkowicz in Wien und auf den Schlössern in Roudnice nad Labem und Jezerí.

4.2 Darstellungen

Ottv slovník naucný [Ottos Konversationslexikon]. Praha 1900, S. 221-232 [Eintrag Lobkowicz]

Tichota, Jirí: Francouzská loutnová hudba v Cechách [Die französische Lautenmusik in Böhmen]. In: Miscellanea musicologica 25/26 (Prag 1973) S. 7-77 [mit einem Verzeichnis der Raudnitzer Tabulaturen S. 52-53]

Macek, Jaroslav: Franz Joseph Maximilian Lobkowitz. Musikfreund und Kunstmäzen. In: Beethoven und Böhmen. Beiträge zu Biographie und Wirkungsgeschichte Beethovens. Bonn 1988, S. 147-201

Brauneis, Walther: Aufführungen der Eroica und ihre Widmung. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Studien zur Wiener Geschichte 52/53 (1996/1997) S. 53-88

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Blazek, Vlastimil: Bohemica v lobkovském zámeckém archivu v Roudnici n. L. [Bohemica im Lobkowicz-Schloßarchiv in Raudnitz]. Praha 1936

Fojtíková, Jana; Volek, Tomislav: Die Beethoveniana der Lobkowitz-Musiksammlung und ihre Kopisten. In: Beethoven und Böhmen. Beiträge zu Biographie und Wirkungsgeschichte Beethovens. Bonn 1988, S. 219-258

Stand: Juni 1998

Jana Fojtíková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.