FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz

Adresse. Tiergartenstraße 1, 10785 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 25 48 10
Telefax. (030) 25 48 127
Bibliothekssigel. <B 763>

Unterhaltsträger. Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Funktion. . Arbeitsbibliothek für die Mitarbeiter des Forschungsinstituts; öffentlich zugängliche musikwissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Musikwissenschaftliche Fachliteratur und angrenzende Gebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Musikinstrumentenkunde, Musiktheorie, Akustik, Musikpsychologie, Musiksoziologie; Archiv der Berliner Philharmoniker (Depositum).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 10-17 Uhr, Freitag 10-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Hi-Fi-Abhöranlage für CDs, Schallplatten und Tonbandkassetten.
Gedruckte Informationen. Schade, Heidemarie (Bearb.): Berliner Bibliotheken. Bd Kunst- und Kulturwissenschaften. Berlin 1981, S. 53-54.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Bahnhof Zoologischer Garten bis Haltestellen Potsdamer Brücke (Linie 129), Staatsbibliothek/Kulturforum (Linien 148, 248, 348) und Kemperplatz/Philharmonie (Linien 142, 148, 248, 348). - Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Staatlichen Instituts für Musikforschung (SIM) hat eine etwa hundertjährige Geschichte, deren Kontinuität wie bei vielen Berliner wissenschaftlichen Bibliotheken - durch den Zweiten Weltkrieg nachhaltig unterbrochen wurde. Trotz der hohen Kriegsverluste ist es dem Institut in den Jahrzehnten nach dem Krieg jedoch gelungen, die Lücken im historischen Bestand der Musikbibliothek etwa im Bereich der Musiktheorie durch Ankäufe weitgehend zu schließen. Aufgrund der Orientierung der Bibliothek an modernen Disziplinen wie der Systematischen Musikwissenschaft ist der historische Bestand heute allerdings wenig umfangreich.

1.2 Die Bibliothek des Instituts geht auf das 1917 gegründete Fürstliche Institut für musikwissenschaftliche Forschung zu Bückeburg unter Schirmherrschaft des Fürsten Adolf zu Schaumburg-Lippe zurück. Erster Direktor war Carl August Rau (1890-1921). Der Schwerpunkt dieses Instituts, an dessen Entstehung und Konzeption auch Berliner Musikforscher Anteil hatten, lag neben der Instrumentenkunde im Bereich der Systematischen Musikwissenschaft mit dem Akzent auf einer interdisziplinären Ausrichtung des Forschungsansatzes. Die Herausgabe u. a. des Archivs für Musikwissenschaft und der Zeitschrift für Musikwissenschaft begann in dieser Periode.

1.3 Bedingt durch wirtschaftliche Schwierigkeiten einerseits und die nationalsozialistische Gleichschaltung andererseits wurde 1935 das Staatliche Institut für deutsche Musikforschung in Berlin als Nachfolge-Institution gegründet. Die Bibliothek des Bückeburger Instituts wurde vollständig nach Berlin geschafft. Das neue Institut unter Leitung des Musikforschers Max Seiffert (1868-1948) bestand aus drei Abteilungen: der historischen (in der das Bückeburger Institut weitgehend aufging), der neu eingerichteten Abteilung für Volksmusik und dem Musikinstrumenten-Museum. Im Vordergrund stand fortan die Herausgabe der Denkmälerreihe Das Erbe deutscher Musik, des Archivs für Musikforschung sowie der bis heute vom SIM herausgegebenen Bibliographie des Musikschrifttums. 1943 wurden die Instituts-Bestände hauptsächlich nach Schlesien, Pommern und Mecklenburg sowie an verschiedene Orte innerhalb Berlins ausgelagert. Ein großer Buch- und Notenbestand fiel den Kriegsereignissen zum Opfer oder galt als verschollen (s. jedoch u. 1.6). Reste der ausgelagerten Bibliothek, hauptsächlich Teile der Volksliedsammlung und des zugehörigen Buchbestandes, konnten 1972 zurückerlangt werden. Innerhalb der anderen Bereiche mußte der ehemalige Bestand durch Neu-Ankäufe aufgebaut oder ergänzt werden.

1.4 Nach dem Krieg besaß das Musikinstrumenten-Museum Priorität in der Entwicklung des Instituts. Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt in den Bereichen Instrumentenkunde, Systematische Musikwissenschaft und Musiktheorie, wobei die beiden letztgenannten erst seit der Eingliederung des Instituts in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (1962) als weitere Spezialgebiete hinzugekommen sind. 1984 wurden das Musikinstrumenten-Museum und die Bibliothek durch einen Neubau wieder an einem Ort zusammengeführt.

1.5 Zu den historischen Beständen (ca. 5000 Bde) kommt die 1989 als Teilnachlaß dem Haus geschenkte, ca. 3000 Bde umfassende Buch- und Notensammlung des Berliner Musikschriftstellers und -forschers Hans Heinz Stuckenscdt (1901-1988). Es handelt sich hierbei allerdings fast ausschließlich um Musikliteratur bzw. -werke des 20. Jhs.

1.6 Im August 1992 gelangten aus der Musikabteilung des Hauses 1 der Staatsbibliothek zu Berlin (ehemals Deutsche Staatsbibliothek Berlin) Altbestände des Instituts für deutsche Musikforschung an das SIM zurück, die bis dahin als Kriegsverlust galten; sie waren 1958/59 bei der Rückführung von Bibliotheksgut aus Moskau in die DDR an die Deutsche Staatsbibliothek gelangt. Diese Bestände, die gegenwärtig eingearbeitet werden, umfassen ca. 4000 Bde, die zu einem beträchtlichen Teil noch aus der Bibliothek des Bückeburger Instituts sowie aus der Handbibliothek der Sammlung alter Musikinstrumente an der Königlichen Akademischen Hochschule für Musik stammen; ca. 40 Prozent bestehen aus vor 1900 erschienener Literatur.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Es existieren z. Z. noch zwei Systematiken. Neben der neuen, 1967 eingerichteten Klassifikation besteht noch eine alte Systematik aus den dreißiger Jahren. Ein Teil der Rara sowie knapp 10 Prozent des Buchbestandes stehen noch nicht unter der neuen Systematik und werden z. Z. eingearbeitet. Sämtliche historisch wertvollen Bestände (Zeitgrenze im allgemeinen 1800) sind jedoch entweder separiert oder bereits in die neue Systematik überführt. Der Anteil von zwischen 1800 und 1900 erschienenen Büchern in der alten Systematik liegt bei unter 10 Prozent, so daß er hier zu vernachlässigen ist. Die folgenden Angaben beziehen sich, falls nicht anders vermerkt, auf die neue Systematik.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand an Büchern und Zeitschriften umfaßt einschließlich Reprints, aber ohne die im August 1992 zurückgeführten Bestände ( s. o. 1.6), 1993 Titel (ca. 5000 von 33.000 Bdn Gesamtbestand der Bibliothek). Davon sind 130 Titel als Rara deklariert, hinzu kommen 138 Rara der alten Systematik. 305 Titel vornehmlich aus dem Bereich der Musiktheorie sind Reprints. Ausgezählt wurde der Standortkatalog des Buch- und Notenbestandes ( s. u. 3), teilweise mußte die Ermittlung der Zahlenangaben am Regal erfolgen. (Zu den Noten s. u. 2.8.)

2.3 Mehr als 75 Prozent des historischen Bestandes fallen in das 19. Jh, nämlich 1512 Titel sowie 85 Titel ohne Angabe des Erscheinungsjahres, die aber mit Sicherheit aus dem 19. Jh stammen. 252 Titel (ca. 12 Prozent) stammen aus dem 18. Jh, 76 aus dem 17. Jh und 61 aus dem 16. Jh. Die 7 Inkunabeln sind sämtlich Faksimile-Ausgaben.

2.4 Deutschsprachige Literatur dominiert mit 1191 Titeln (knapp 60 Prozent) vor französischer mit 369 (ca. 19 Prozent) und englischer mit 173 Titeln. Lateinisch ist mit 94 Titeln repräsentiert, wobei in der Gruppe der Musiktheorie zwei Drittel aller lateinischen Bücher zu finden sind. 163 Drucke liegen in sonstigen Sprachen vor, vornehmlich italienische und niederländische Literatur. Der Rest besteht aus zweisprachigen Ausgaben. Systematische Übersicht

2.5 Die neue Buch- und Noten-Systematik der Bibliothek umfaßt 15 Gruppen. Gemäß der Sammelschwerpunkte des Instituts ist der Altbestand in den Abteilungen Musiktheorie mit 456, Musikgeschichte mit 318 und Instrumentenkunde mit 229 Titeln am ausgeprägtesten. Hinzu kommen in der Gruppe Biographien 192 Titel vor 1900. Der Anteil der zwischen 1800 und 1900 erschienenen Bücher beträgt in den genannten Abteilungen wenigstens 90 Prozent. Nur in der Abteilung Musiktheorie überwiegen die Titel aus dem 18. Jh (164 Titel, davon zwei Drittel Reprints). Zu den relativ stark besetzten Gruppen gehören noch die Europäische Volksmusik mit 172 Titeln (davon 168 aus dem 19. Jh, einschließlich 70 Liederbüchern) und die Abteilung Grenzwissenschaften mit 117 Titeln (90 aus dem 19. Jh). Da die Systematische Musikwissenschaft weitgehend erst im 20. Jh aufgebaut wurde, ist hier der Anteil des Altbestandes mit 74 Titeln, davon 72 aus dem 19. Jh, nicht sehr umfangreich. Die übrigen Systematikgruppen beinhalten keine nennenswerten Altbestände.

2.6 Der inhaltliche Schwerpunkt des historischen Bestandes liegt mit 456 Titeln vor allem bei der Musiktheorie. Aus der deutschen Musiktheorie des 18. und 19. Jhs sind hier reiche Bestände zu verzeichnen. Ebenso ist die europäische, d. h. primär italienische, deutsche und französische Literatur zwischen 1500 und 1700 gut repräsentiert (zusammen ca. 140 Titel). In den Abteilungen " Musikgeschichte nach Sachgruppen, Textbücher" mit 318 Titeln (darunter 54 Textbücher) und Biographien mit 291 Titeln ist der Anteil an deutschsprachiger Literatur mit zusammen 461 Titeln besonders hoch. Sie stammt zumeist aus dem 19. Jh und betrifft Themen oder Komponisten der deutschen Musikgeschichte. Unter den 54 Textbüchern haben die deutschsprachigen mit 51 Titeln den größten Anteil. Selten gewordene oder nicht leicht greifbare Werke der Musikästhetik und -philosophie finden sich in den Abteilungen Systematische Musikwissenschaft (hier mit 32 Publikationen aus dem Bereich Ästhetik und Philosophie vertreten) und Grenzwissenschaften. In der Abteilung Instrumentenkunde (229 Titel) ist der hohe Anteil französischer (65 Titel) und englischer (49) Literatur hervorzuheben.

2.7 Als Besonderheit ist in der Gruppe Nachschlagewerke die Sammlung der Programmhefte des 1882 gegründeten Berliner Philharmonischen Orchesters seit der Saison 1886/87 zu nennen. Das Archiv der Berliner Philharmoniker wird heute durch die Bibliothek des Instituts betreut.

2.8 Der Gesamtbestand an Noten umfaßt ca. 7000 Bde, vor allem Standardrepertoire von Instrumental- und Vokalmusik. Hierin sind 450 Titel als Rara deklariert. Der Schwerpunkt des Notenbestandes liegt bei der deutschen Musik des 18. und 19. Jhs, wobei u. a. Originaldrucke vom Ausgang des 18. Jhs (hier auch Orchestermaterialien) und Opern des 19. Jhs (besonders von Meyerbeer) zu nennen sind. Ca. 15 bis 20 Prozent des Notenbestandes gehören noch zur alten Systematik; dabei umfaßt der historische Bestand, der überwiegend zum 19. Jh zählt und z. T. Dubletten enthält, ein Drittel.

2.9 Der Schwerpunkt der im August 1992 aus der ehemaligen Deutschen Staatsbibliothek Berlin zurückgeführten ca. 1600 vor 1900 erschienenen Bde ( s. o. 1.6) liegt auf Werken zur Instrumentenkunde und systematischen Forschung. Der Anteil an fremdsprachiger Literatur (Französisch, Italienisch) ist vergleichsweise hoch. Hervorzuheben ist zudem der Bestand an seltenen Dissertationen. Nähere Angaben können beim gegenwärtigen Erschließungsstand nicht gemacht werden.

3. KATALOGE

Benutzerkataloge:

Alphabetischer Gesamtkatalog

Systematischer Katalog

Schlag- und Stichwortkatalog der Bücher

Schlag- und Stichwortkatalog von Aufsätzen aus Zeitschriften und Sammelwerken [seit 1968]

Kataloge des bereits erfaßten Bestandes der Berliner Philharmoniker

Dienstkataloge:

Standortkatalog des Buch- und Notenbestandes

[alle Kataloge in Zettelform; Titelaufnahmen der neuen Systematik nach PI, die der alten nach Hausregeln von 1935]

Interimistische Datenbank der Notenausgaben des Stuckenscdt-Nachlasses

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990) vollständig, in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) teilweise, im Répertoire international des sources musicales (RISM) vollständig nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akzessionsbücher [seit 1935]

4.2 Darstellungen

Berner, Alfred: Das Staatliche Institut für Musikforschung. In: Jahrbuch der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 1962, S. 346-370

Droysen-Reber, Dagmar: Zur Geschichte von Institut und Museum (Tabellarische Übersicht). In: Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): 100 Jahre Berliner Musikinstrumenten-Museum 1888-1988. Berlin 1988, S. 50-52 Reinecke, Hans-Peter: Das Staatliche Institut für Musikforschung mit seinem Musikinstrumenten-Museum. Organisation und Aufgaben. In: Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz 14 (1977) S. 101-108 Reinecke, Hans-Peter: Vom Fürst Adolf-Institut zum Staatlichen Institut für Musikforschung. In: Staatliches Institut für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Wege zur Musik. Berlin 1984, S. 123-164

Stand: Januar 1994

Wolfgang Rathert


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.