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Bibliothek der Städtischen Musikschule

Adresse. Kochstr. 8, 63739 Aschaffenburg; [Karte]
Postfach 63, 63701 Aschaffenburg
Telefon. (06021) 9 34 11
Telefax. (06021) 97 01 92

Unterhaltsträger. Stadt Aschaffenburg
Funktion. Öffentliche Musikbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Noten, Zeitschriften, Musikbücher, Schallplatten und CDs. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 17-18.30 Uhr; während der Schulferien in Bayern geschlossen. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Tonträgerabteilung mit Phonothek.
Hinweise für anreisende Benutzer. Busverbindung ab Bahnhof (Linie 16) bis Haltestelle Ludwigsallee. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten). A 3, Ausfahrt Aschaffenburg-Ost. Parkmöglichkeit vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Musikschule Aschaffenburg weist eine fast zweihundertjährige Tradition auf. Sie wird bei Ulrich Rügner beschrieben ( s. u. 5), auf dessen Darstellung dieser Eintrag basiert. Kurfürst Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) gründete 1810 die Bürgermusikschule Aschaffenburg. Eine Bibliothek wurde ab 1905 von Musikschuldirektor Hermann Kundigraber (1879-1944) aufgebaut und 1909 als dritte öffentliche Musikbibliothek Deutschlands nach München (1902) und Frankfurt a. M. (1904) der allgemeinen Nutzung übergeben.

1.2 Der vor 1810 datierbare Bestand an Notendrucken geht wohl teilweise obwohl nicht durch Besitzeinträge belegt auf die musikalisch aufgeschlossenen Vertreter des Aschaffenburger Hofes zurück. Aus dem Besitz des Hofpianisten Johann Franz Xaver Sterkel (1750-1817), der unter Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Erthal (1719-1802) und seinem Nachfolger Karl Theodor von Dalberg tätig war und Mozart und Beethoven begegnet war, dürften zahlreiche Frühdrucke Mozarts und Beethovens stammen. Auch die Brüder Karl Theodors, Wolfgang Heribert von Dalberg (1750-1806), Intendant des Mannheimer Theaters von 1778 bis 1803, und Johann Friedrich Hugo von Dalberg (1760-1812), Kompositionsschüler des Mannheimer Kapellmeisters Ignaz Holzbauer, kommen als Besitzer früher Mozart-Ausgaben in Frage.

1.3 Notenmaterial gelangte auch aus Nachlässen der Musikschuldirektoren und -lehrer in die Bibliothek, so Noten Münchener Herkunft durch den von dort berufenen Eduard Rommel (1825-1900), Noten Grazer Herkunft durch Hermann Kundigraber und Fritz Prelinger (*1862) und Noten Leipziger Herkunft über Adolf Egersdörfer (1898-1980). Eine Originalausgabe Rudolf Zumsteegs mit dem Stempel des Musikwissenschaftlichen Seminars Tübingen kam später durch Karl Friedrich Leucht (1905-1982) hinzu.

1.4 Privatpersonen wie die Kaufmannsfrau Franziska Schreker (1832-1904), der Forstmeister Brand, Jeanette und Maria Kaufmann und der Cellist Oberst Botz überließen der Bibliothek ebenfalls Musikdrucke. Bis heute tragen private Nachlässe und Schenkungen, z. B. von Gesangvereinen, zum Bestandsaufbau bei. Daneben ermöglicht ein jährlicher Etat von derzeit ca. 6000 DM die bedarfsbezogene Anschaffung vor allem von Notenmaterial für den Unterricht und die Aufführungen an der Musikschule, besonders für Orchester- und Ensemblespiel. Eine systematische Bestandserweiterung erfolgt nicht. Die Bibliothek ist seit 1984 nach mehreren Umzügen im Gebäude der Städtischen Musikschule untergebracht.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 9300 Notenausgaben sind 95 zwischen 1758 und 1810 erschienen, weitere ca. 1000 stammen aus der Zeit bis 1900. Von den ca. 725 Musikbüchern sind ca. 30 im 19. Jh erschienen und deutschsprachig.

Musica practica

2.2 Der frühe Bestand an Musica practica setzt um 1770 mit der Mannheimer Schule ein und umfaßt seltene Erst- und Frühdrucke der Wiener Klassik und ihres weiteren Umfeldes. Mozart ist mit 27 Drucken vor 1810 vertreten, darunter ein Klavierauszug von Cosi fan tutte (Bonn 1799), die Sonate in D-Dur (KV 448; Offenbach 1796), Arien aus Die Entführung aus dem Serail (Bonn 1799) und aus Die Zauberflöte (Mainz 1795) sowie Bearbeitungen der Sonate für Klavier (KV 309) und des Allegro und Andante (KV 533) durch Franz Anton Hoffmeister (Leipzig, zwischen 1800 und 1805).

2.3 Von Haydn liegen 6 Werke vor, u. a. die Erstausgabe der Sinfonie Nr. 3, Es-Dur, Op. 91 (Partitur; Leipzig 1807), von Beethoven 3 Werke, als frühestes die Sonate für Klavier vierhändig, Op. 6 (1798). Erstdrucke sind auch von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Richard Wagner vorhanden. Eine Vertonung von Gellerts geistlichen Oden und Liedern durch Carl Philipp Emanuel Bach (Berlin 1758) ist das älteste Werk der Bibliothek.

2.4 Daneben finden sich zahlreiche Ausgaben heute teilweise vergessener Kompositionen, die im 19. Jh in Mode waren und ein Bild vom Musikleben und der Musikausbildung in Aschaffenburg geben. Genannt seien u. a. Johann Gottlieb Naumann, Ignaz Pleyel, Joseph Gelinek, Johann Friedrich Reichardt, Franz Krommer, Ferdinando Pa"er, Friedrich Heinrich Himmel, Ludwig Abeille, Rudolf Zumsteeg, Joseph Weigl und Peter von Winter, dessen Werk Das unterbrochene Opferfest die meistgespielte deutsche Oper zwischen Mozarts Zauberflöte (uraufgeführt 1791) und Webers Freischütz (uraufgeführt 1821) war und in mehreren Arien-Ausgaben und einem kompletten Klavierauszug vorliegt. Zu den ca. 1000 Titeln bis 1900 sind keine näheren Angaben möglich.

Musica theoretica

2.5 Die ca. 30 Titel des 19. Jhs umfassen Musiklexika, Werke zur Musikgeschichte und Musiktheorie, Gesang- und Liederbücher sowie Werkverzeichnisse (W. A. Mozart, J. S. Bach). Eine Zeitschrift, die Mitteilungen für die Mozartgemeinde in Berlin, hrsg. von Rudolph Genée (1895-1913), liegt unvollständig vor.

3. KATALOGE

Autorenkatalog

[in Zettelform, mschr.; nach Komponisten]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, mschr.; nach der Systematik des Musikschrifttums und der Musikalien für öffentliche Musikbibliotheken (SMM)]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen. Die Musikdrucke sind nicht im Répertoire international des sources musicales (RISM) verzeichnet.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Die drittälteste deutsche Musikbibliothek birgt viele Handschriften und Frühdrucke. In: Main-Echo vom 2. Dezember 1987

Ripphausen, Josef: Selbst aus Salzburg kamen schon Anfragen. In: Fränkisches Volksblatt vom 4./5. Februar 1989. Sonntagsbeilage

Rügner, Ulrich: 80 Jahre Aschaffenburger Musikbibliothek. In: Festschrift zur Übergabe des Gebäudes der Städtischen Musikschule Aschaffenburg am 10. Februar 1989. [Aschaffenburg 1989,] S. 35-43

Stand: Februar 1994

Birgit Schaefer

Klaus-Peter Noe


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.