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Eesti Looduseuurijate Seltsi Raamatukogu

Bibliothek der Estnischen Naturforschergesellschaft


Adresse. Struve 2, 51003 Tartu. - Postadresse: Pk. 43, 51003 Tartu
Telefon. (07) 43 09 35 und 42 70 11
e-mail. [struve@elus.tartu.ee]
Bibliothekssigel. <LUS>

Unterhaltsträger. Eesti Teaduste Akadeemia [Estnische Akademie der Wissenschaften]
Funktion. Naturwissenschaftliche Bibliothek für Forscher und andere Interessenten.
Sammelgebiete. Allgemeine Biologie, Botanik, Zoologie, Ökologie, Geographie, Geologie, Meteorologie, Mikrobiologie, Naturschutz. - Der Altbestand in den Fächern Astronomie, Physik, Mathematik und Chemie wird seit 1940 nicht mehr vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (Ausleihe nur an Mitglieder der Gesellschaft). - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-17 Uhr. - Leihverkehr: nationaler Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Raamatukogu kasutamise eeskiri [Anleitung für die Benutzung]. Tartu 1988 [hschr., vervielfältigt]. - 125 aastat Eesti Looduseuurijate Seltsi [125 Jahre Estnische Naturforschergesellschaft]. Tallinn 1978, S. 61-64.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. - Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 20 Minuten). - Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Naturforschergesellschaft begann ihre Tätigkeit im Jahre 1853 als eine Vereinigung deutschbaltischer Intellektueller. Sie wurde von den örtlichen Großgrundbesitzern, die sich 1792 zur Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Sozietät [Liivimaa Üldkasulik ja Ökonoomiline Sotsieteet] zusammengeschlossen hatten, finanziell unterstützt. Ihre Zielsetzung war die umfassende Erforschung der Natur von Livland, Estland und Kurland. Mit der Gründung der Gesellschaft begann auch der Aufbau der Bibliothek. Zunächst wurde der Bestand durch Schenkungen vergrößert. Die erste größere Zuwendung (723 Bde) erhielt die Bibliothek im Jahre 1854 von der Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Sozietät, weitere 200 Bde im Jahre 1855 von dem Akademiker Alexander Theodor von Middendorff (1815-1894), 506 Bde im Jahre 1879 von Karl Eduard von Liphart (1808-1891), darunter Karl Ernst von Baers seltenes Werk De ovi mammalium et hominis genesi (Leipzig 1827). Hinzu kamen 1887 1170 Bände aus dem Nachlaß von Constantin Caspar Andreas Grewingk (1819-1887). Mit dem Beitritt zum Akademischen Tauschverein im Jahre 1854 gelangten zahlreiche Zeitschriften und Bücher naturwissenschaftlicher Institutionen in den Bibliotheksbestand. Von Anfang an sind u. a. die Abhandlungen und Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg (seit 1846), die Vierteljahrschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (seit 1858), die Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien (seit 1863) und die Acta Societatis pro Fauna et Flora Fennica (seit 1875, mit verändertem Titel bis heute) vorhanden. Tartu [Dorpat] 4 Bibliothek der Estnischen Naturforschergesellschaft

1.2 1868 verlor die Naturforschergesellschaft die Unterstützung der Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Sozietät und geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Doch wurde sie dank der Autorität des neuen Präsidenten der Gesellschaft, Karl Ernst von Baer (1792-1876), und der energischen Tätigkeit der neuen Vorstandsmitglieder Arthur Joachim von Oettingen (1836-1920) und C. C. A. Grewingk nicht aufgelöst. Sie konnte sogar bald ihren Wirkungskreis vergrößern. Auch die Zahl der Versammlungen nahm zu.

1.3 1877 wurde der Bestand durch den Nachlaß von Alexander Gustav von Schrenk (1816-1876) um 264 Bde vergrößert. Neben naturwissenschaftlichen Büchern des 17. und 18. Jhs war darunter auch das älteste Buch der Bibliothek, Gulielmus Rondeletius' Libri de piscibus marinis (Lyon 1554). Der im Jahre 1881 inkorporierte Nachlaß von Johann Heinrich Carl Kawall (1799-1881) umfaßte 349 Bde.

1.4 1878 wurde die Naturforschergesellschaft offiziell von der Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Sozietät getrennt und der Universität Dorpat unterstellt. Um die Jahrhundertwende kam es zur Russifizierung der Naturforschergesellschaft, die auch die Neuerwerbungen für die Bibliothek betraf. Deutschsprachige Titel wurden nur noch eingeschränkt erworben. In der Zeit der selbständigen Republik Estland löste die estnische Sprache Deutsch und Russisch als Amtssprache ab (1923). Zwischen 1920 und 1940 herrschte ein reger Tauschverkehr mit anderen naturwissenschaftlichen Institutionen.

1.5 Die durch den Zweiten Weltkrieg und den darauffolgenden Erwerbungsstop entstandenen Lücken konnten später nur z. T. geschlossen werden. Nach dem Krieg wurde die Naturforschergesellschaft samt Bibliothek der Estnischen Akademie der Wissenschaften [Eesti Teaduste Akadeemia] unterstellt. Die Bibliothek entwickelte sich zum Arbeitsinstrument der Naturwissenschaftler in Estland und teilweise auch in Lettland. Sie unterhält heute Tauschbeziehungen mit 120 Institutionen in der ganzen Welt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische deutschsprachige Bestand der Bibliothek umfaßt einschließlich der Zeitschriften und anderer Periodika etwa 72.000 Bde bei einem Gesamtbestand von 154.469 Bdn. Der historische Bestand ist nicht separiert und nur teilweise katalogisiert. Der Angabe liegt eine Auszählung einzelner Katalogabschnitte und Inventarbücher zugrunde. Eine Beschreibung des Bestandes läßt sich anhand des systematischen Teils des 1939 gedruckten Katalogs mit seiner handschriftlichen Fortsetzung und anhand des Zettelkatalogs vornehmen.

2.2 Eine Auszählung des Bestandes nach Jahrhunderten und Sprachen war bislang nicht möglich. Die fremdsprachigen Monographien bilden eine eigene Bestandsgruppe und umfassen ca. 15.500 Titel (16. bis 20. Jh), unter ihnen 9000 in lateinischer Schrift und 6500 in kyrillischer Schrift. Die estnischsprachigen Monographien machen 1500 Drucke aus.

2.3 Neben Werken zur allgemeinen Biologie, Zoologie und Botanik finden sich Monographien, Abhandlungen, Berichte, Vorträge und Separata über Fauna und Flora, Werke zum Naturschutz, zur Astronomie, Meteorologie, Geologie und Geographie des Baltikums. Im Bereich der Geographie herrscht Schrifttum zur baltischen Landes- und Heimatkunde vor. Daneben sind Erdkundebücher, Reise-, Völker- und Länderbeschreibungen, Expeditionsberichte, Reiseerinnerungen sowie Berichte von naturwissenschaftlichen Expeditionen aller Art vorhanden (Sibirien, Asien, Arktis, Rußland).

2.4 Bemerkenswerte deutsche Titel sind Leonhart Rauwolffs Aigentliche Beschreibung der Reise ...in die Morgenländer (Augsburg 1582), Athanasius Kirchers Mundus subterraneus (Amsterdam 1664), Johann Melchior Gottlieb Besekes Beitrag zur Naturgeschichte der Vögel Kurlands (Mitau und Leipzig 1792), Ernst Wilhelm Drümpelmanns Flora Livonica oder Abbildung und Beschreibung der in Livland wildwachsenden Pflanzen (Riga 1809) sowie Karl Ernst von Baers Zwei Worte über den jetzigen Zustand der Naturgeschichte (Königsberg 1821).

2.5 Eine für die Erforschung der Geschichte Estlands einzigartige Sammlung bilden die Sitzungsberichte von verschiedenen baltischen Gesellschaften und Vereinen, Separata von naturwissenschaftlichen Zeitschriften und anderen Periodika, meist herausgegeben von naturwissenschaftlichen Institutionen, sowie Atlanten und Nachschlagewerke. Unter den baltischen Gesellschaften und Vereinen sind u. a. vertreten die Estländische Literärische Gesellschaft, der Naturforscher-Verein zu Riga, die Herder-Gesellschaft zu Riga, die Vereinigung für Heimatkunde in Livland, die Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands, die Kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst, die Kaiserliche Livländische Gemeinnützige und Ökonomische Sozietät und der Baltische Technische Hochschulverein.

2.6 Die Gruppe Fremdsprachige Periodika, die Zeitschriften, Reihen und Abhandlungen des 18. bis 20. Jhs umfaßt, beläuft sich auf ca. 128.500 Einzelhefte, davon 98.000 in lateinischer Schrift und 30.500 in kyrillischer. Die estnischsprachigen Periodika umfassen 4000 Einheiten. Mehr als 2000 Zeitschriftentitel sind in längeren Jahrgangsreihen vorhanden. Auch relativ vollständige Protokollsammlungen, Jahresberichte und Tätigkeitsberichte naturwissenschaftlicher Gesellschaften finden sich. Die älteste Zeitschrift ist Der Naturforscher (Halle 1774-1789). Hervorhebenswert sind auch die Abhandlungen der freien ökonomischen Gesellschaft in Petersburg zur Aufmunterung des Ackerbaues und der Hauswirtschaft in Russland (Mitau und Riga 1765-1783), die Meteorologischen Beobachtungen, angestellt in Dorpat (1866-1896) sowie die Mitteilungen und Berichte der Kaiserlichen Livländischen Gemeinnützigen und Ökonomischen Sozietät (Dorpat 1868-1894). Des weiteren liegen vor das Archiv für die Naturkunde Liv-, Ehst- und Kurlands (1853-1961) sowie die Schriften, herausgegeben von der Naturforschergesellschaft bei der Universität Jurjev-Dorpat (1884-1906) und die Sitzungsberichte der Naturforschergesellschaft bei der Universität Dorpat (1854-1933), fortgesetzt als Tartu Ülikooli juures oleva Looduseuurijate Seltsi aruanded [Sitzungsberichte der Naturforschergesellschaft bei der Universität Dorpat, 1935-1943] und ab 1955 mit Bd 48 als Eesti Loodusuurijate Seltsi aastaraamat [Jahrbuch der Estnischen Naturforschergesellschaft].

2.7 Der Bestand an naturwissenschaftlichen Dissertationen umfaßt ca. 2000 Titel des 19. und 20. Jhs, die von der Universität Dorpat gedruckt wurden. Sie werden den Monographien zugerechnet.

3. KATALOGE

Es existiert kein moderner allgemeiner Katalog. Die Katalogisierung der Bestände mit EDV ist in Arbeit und erfaßt z. Z. nur estnischsprachige Monographien und fremdsprachige Periodika

 in lateinischer Schrift.

Eesti Loodusuurijate Seltsi raamatukogu kataloog. I. perioodika, II. raamatud [Katalog der Bibliothek der Estnischen Naturforschergesellschaft. I. Periodika, II. Bücher].

[hschr., in Zettelform; zusammengestellt 1988; z. Z. erfolgt die EDV-Katalogisierung des ersten Teils; aus Teil II wurde die estnischsprachige Literatur mit EDV katalogisiert]

Alphabetischer Katalog der Monographien

[in Zettelform; verzeichnet Monographien, Dissertationen und Sonderdrucke]

Alphabetischer Katalog der Periodika

[in Zettelform; verzeichnet Periodika und Reihen]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; lückenhaft; verzeichnet nur Teile der Periodika, Reihen und Monographien; ein Teil der verzeichneten Titel ist zudem nicht mehr vorhanden]

Katalog der Bibliothek der Naturforscher-Gesellschaft bei der Universität Jurjev (Dorpat), redigiert von der Bibliotheks-Kommission. 1. Teil: Periodische Editionen. Jurjev (Dorpat) 1908; 2. Teil: Bücher und Atlanten. Jurjev (Dorpat) 1910

Tartu Ülikooli juures oleva Loodusuurijate Seltsi raamatukogu kataloog. I. perioodika. Catalogue of the Library of the Society of Naturalists. I. periodicals. Tartu 1939

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mägi, Leida: Loodusuurijate Seltsi raamatukogu minevikust ja tänapäevast [Über Vergangenheit und Gegenwart der Bibliothek der Estnischen Naturforschergesellschaft]. In: Eesti Loodus [Estnische Natur] (1973) Heft 8, S. 454-457

Kongo, Linda: Loodusuurijate Seltsi tegevuse esimene poolsajand 1853-1903 [Die ersten fünfzig Jahre der Tätigkeit der Naturforschergesellschaft 1853-1903]. In: Eesti Loodusuurijate Seltsi aastaraamat [Jahrbuch der Estnischen Naturforschergesellschaft] 63 (1975) S. 117-166

Nilson, Eva: Eesti Looduseuurijate Seltsi raamatukogu [Die Bibliothek der Estnischen Naturforschergesellschaft]. In: 125 aastat Eesti Looduseuurijate Seltsi [125 Jahre Estnische Naturforschergesellschaft]. Tallinn 1978, S. 61-64

Kongo, Linda: Loodusuurijate Seltsi tegevuse teine poolsajand 1903-1953 [Die weiteren fünfzig Jahre der Tätigkeit der Naturforschergesellschaft 1903-1953]. In: Eesti Looduseuurijate Seltsi aastaraamat 68 (1980) S. 95-167

Kongo, Linda: Istorija issledovatel'skich rabot po estestvennym naukam v Estonii v period do 1917 g. [Die Geschichte der naturwissenschaftlichen Forschungsarbeiten in Estland bis zum Jahr 1917]. Tallinn 1987

Stand: Juli 1998

Linda Kongo