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Nordelbische Kirchenbibliothek

Adresse. Grindelallee 7, 20146 Hamburg [Karte]
Telefon. (040) 44 78 94 oder 44 78 95
Telefax. (040) 44 92 61
Bibliothekssigel. <H 99>

Unterhaltsträger. Nordelbische Evangelisch-lutherische Kirche
Funktion. . Fach- und Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie (mit den angrenzenden Gebieten Geschichte, Philosophie, Psychologie, Religionswissenschaft). 2. Besondere Sammelgebiete: Altes Testament, Judaistik, Kirchenkampf, Hamburgische Kirchengeschichte, Predigten.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (nur für Bestände ab 1850, sonst Präsenzbenutzung). Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch 9-16 Uhr, Donnerstag 9-17 Uhr, Freitag 9-14 Uhr. Leihverkehr: DLV; kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Reader-Printer.
Gedruckte Informationen. Zeitschrift BÜCHER (erscheint unregelmäßig). Neuerwerbungslisten (zweimonatlich).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) vom Bahnhof Hamburg-Dammtor. Busverbindung (Linie 102) bis Haltestelle Staatsbibliothek. Parkplätze stehen in begrenztem Umfang in einer Tiefgarage zur Verfügung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Kirchenbibliothek ist auf Betreiben des Hamburgischen Seniors Hauptpastor Georg Behrmann (1846-1911) im Jahre 1894 als " Kandidatenbibliothek" begründet worden. Ihre Errichtung als Institution der Hamburgischen lutherischen Kirche stand im Zusammenhang mit dem damals gerade eingeführten Zweiten Theologischen Examen der Predigtamtskandidaten: der homiletischen Aus- und Fortbildung sollte die Bibliothek vornehmlich dienen. Dementsprechend sammelte die Kandidatenbibliothek zunächst vor allem gedruckt erschienene Predigten und Predigtsammlungen sowie sonstige homiletische und religionspädagogische Fachliteratur. Als Grundbestand wurde die Privatbibliothek des gerade verstorbenen Curslacker Pastors Heinrich Garrn (1848-1894) erworben; Senior Behrmann selbst schenkte 30 Bde hinzu.

1.2 Da der Vermehrungsetat der Kandidatenbibliothek zunächst nur sehr gering war, erfolgte der Bestandsaufbau in den ersten Jahrzehnten vielfach auch durch Übernahme von Pastoren-Nachlässen. Der Erwerbungsetat betrug anfänglich 300 Mark; er stieg bis 1921 auf 5000 Mark. Erst 1923 bekam die Bibliothek mit Pastor Dr. Friedrich Beneke (1867-1951) ihren ersten " festen" Leiter.

1.3 Pastor Beneke konnte in den Jahren nach der Inflation erstmals für einen systematischen Bestandsaufbau sorgen, der die Bibliothek zu einer allgemeinen theologisch-wissenschaftlichen Fach- und Spezialbibliothek machen sollte; sie wurde 1929 dementsprechend in Landeskirchliche Bücherei umbenannt. Unter der Leitung von Gustav Kochheim (1890-1977) suchte sie sich auch Benutzerkreisen außerhalb der Pastorenschaft Religionslehrern, Kircheninteressierten u. a. zu öffnen. Eine eigens für die Kirchengemeinden gedachte " Schulungsbücherei" zur Aneignung und Vertiefung nationalsozialistischen Gedankengutes mußte in den Jahren 1933/34 übernommen werden. Die Bibliothek umfaßte zu diesem Zeitpunkt etwa 8000 Bde.

1.4 In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, den die Bestände durch Auslagerung überstanden, diente die Landeskirchliche Bücherei (ab 1966 Landeskirchliche Bibliothek) bis 1953 als wissenschaftliche Bibliothek der Kirchlichen Hochschule in Hamburg; ihr Lesesaalbestand wurde für die darauffolgenden Jahre an die neue Theologische Fakultät der Universität Hamburg ausgeliehen. In diesen Aufbaujahren nach dem Kriege konnten mehrere wertvolle ältere Bestände übernommen werden: die alte Pfarramtsbibliothek der Hauptkirche St. Michaelis, die Gesangbuchsammlung von Pastor Dr. Martin Hennig (*1902), die Bücherei des Hamburger Studentenwerks, die Propsteibibliothek Stormarn, die Bibliothek des Hamburger Theologen und Philologen Carl Bertheau (1867-1910), die Archivbibliothek des Furche-Verlages, die Bibliothek des Evangelischen Bibliothekar-Lehrinstitutes Göttingen und die sogenannte Jesuitenbibliothek aus Dortmund. 1983 kam als Legat die private Fachbibliothek (Christliche Kunst und Kirchenbau) des Kirchenbaumeisters Gerhard Langmaack (1898-1986) hinzu, und 1985/86 die Ottilie von Ahlefeldtsche Kirchenbibliothek (mit z. T. wertvollem Altbestand). Die Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart überläßt der Bibliothek seit 1977 Nordelbische Kirchenbibliothek ihre Produktion in je einem Exemplar, vornehmlich Bibeln.

1.5 Heute erwirbt die Kirchenbibliothek wesentliche Teile der neuerscheinenden theologischen Fachliteratur (ohne konfessionelle Begrenzung) und bezieht 240 laufend erscheinende wissenschaftliche theologische Fachzeitschriften, jeweils vornehmlich in deutscher Sprache. Die Erstellung der in der Zeitschrift Vestigia bibliae erscheinenden " Bibliographie zur Wirkungsgeschichte der Bibel" hat zu vermehrten Erwerbungen in den Bereichen Bibelillustration sowie Kinder- und Jugendbibeln beigetragen. Die Zeitschriftenaufsatzerfassung der Kirchenbibliothek erstellt eine laufende aktuelle Dokumentation von Aufsätzen aus 100 theologischen Fachzeitschriften (mit Schlagwortvorschlag), die in Zettelform (Titelkarten) und danach auch in Bandform zum Bezug im Abonnement angeboten wird. Die Arbeitsgemeinschaft Dokumentation der Kirchenbibliothek bietet die Erfassung von Beiträgen zu deutschsprachigen theologischen Festschriften in Zettelform (Titelkarten mit Schlagwortvorschlag) zum Bezug an.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der 18.070 Titel umfassende historische Bestand, der ca. 12 Prozent des Gesamtbestandes von 155.000 Bdn ausmacht, wurde durch Auszählen ermittelt zum kleineren Teil an den wenigen systematischen Sonderaufstellungen, zum größeren Teil nach dem Standortkatalog ( s. u. 3.1), denn die Bestände sind nur anfänglich und nur teilweise nach Systemgruppen getrennt aufgestellt worden. Seit 1964 ging man zunächst in Auswahl, dann zunehmend bis ausschließlich zur Magazinaufstellung nach dem Numerus currens über. In diesem Wechsel der Aufstellungsmethodik spiegelt sich die Entwicklung der Bibliothek von der mittelgroßen Präsenzbibliothek für Mitarbeiter über den Status der Hochschulbibliothek zur überregionalen Fachbibliothek wider. Aufgrund der Aufstellung nach dem Numerus currens wurden die Altbestände fünf Systemgruppen zugeordnet. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Nach der Auszählung ergab sich ein historischer Bestand von 18.070 Titeln. Es handelt sich hierbei um eine Inkunabel und 133 Titel aus dem 16. Jh. Auf das 17. und 18. Jh entfallen 575 und 1978 Titel. Mit 14.687 Titeln liegt der Schwerpunkt (81 Prozent) auf dem 19. Jh. Bei 696 Titeln war kein Erscheinungsjahr verzeichnet.

2.3 Der historische Bestand umfaßt insgesamt 14.627 deutschsprachige Titel (81 Prozent). Auf die lateinische Sprache entfallen 1838 Titel, auf die französische 524 Titel und auf die englische Sprache 410 Titel. 671 Titel liegen in sonstigen Sprachen vor, vornehmlich in Griechisch und Hebräisch. Systematische Übersicht

2.4 Die sachliche Aufgliederung erfolgte nach den in der theologischen Wissenschaft eingeführten vier großen Systemgruppen; die nicht eigentlich der Theologie zuzuordnenden Titel wurden in einer zusätzlichen Systemgruppe erfaßt.

2.5 Bei der ersten Hauptsachgruppe handelt es sich um die Biblische Theologie (Altes und Neues Testament, Apokryphen, Bibelausgaben, exegetische Literatur, Bibelarchäologie, Judaistik). Sie umfaßt insgesamt 4493 Titel, die zumeist aus dem 19. Jh stammen (3470 Titel) und deutschsprachig sind (3151 Titel). 49 der Titel sind im 16. Jh erschienen. Der Anteil von 702 lateinischen Titeln ist erwartungsgemäß hoch.

2.6 Die Historische Theologie mit den Untergruppen Kirchen- und Dogmengeschichte, Patristik, mittelalterliche Theologie, Reformation und Gegenreformation, Geschichte sowie Kunstgeschichte umfaßt 4220 Titel. Auch hier liegt der Sammelschwerpunkt mit 3466 Titeln auf dem 19. Jh, 537 Titel entfallen auf das 18. Jh. 3209 Titel sind deutsch- und 616 Titel lateinischsprachig.

2.7 Die Systematische Theologie (Dogmatik, Ethik, Philosophie, Human-, Sozial- sowie Religionswissenschaften) stellt mit 1695 Titeln eine vergleichsweise kleine Kategorie dar. 1300 Titel entstammen dem 19. Jh, 264 dem 18. Jh. Wie schon bei den vorhergehenden Hauptsachgruppen handelt es sich überwiegend um deutsche (1307) und lateinische Titel (273).

2.8 Bei der Praktischen Theologie (Homiletik, Predigten, Katechetik, Liturgik, Agenden, Gesangbücher, Kirchen- und Konfessionskunde, Seelsorge, Psychologie, Erbauungsschrifttum, Mission, Diakonie, Mönchtum, Kirchenrecht, Kirchenbau und Kirchliche Kunst) handelt es sich um den größten Bereich des historischen Bestandes (5989 Titel). 4930 Titel sind im 19. Jh und 481 Titel im 18. Jh erschienen. In dieser Hauptsachgruppe liegt mit 5714 Titeln der Schwerpunkt noch eindeutiger auf deutschsprachiger Literatur.

2.9 In der letzten und kleinsten Hauptsachgruppe sind alle übrigen Wissenschaftsgebiete zusammengefaßt worden. Dazu gehören die Geographie, die Naturwissenschaften, Recht, Wirtschaft, Philologie, Literaturwissenschaft und Kunst. Diese Kategorie umfaßt insgesamt 1673 Titel, von denen 1521 aus dem 19. Jh stammen und 1183 in deutscher Sprache sind. Mit 278 Titeln gibt es hier vergleichsweise viel französischsprachige Literatur. Sondersammlungen

2.10 Die alte Pfarramtsbibliothek der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis enthält ca. 2450 Titel theologische Gebrauchsliteratur, die um 1965 in die Kirchenbibliothek übernommen wurden (weitere Teile gelangten in den Bestand des Kirchenarchivs Hamburg; s. u. 2.12).

2.11 Die Ahlefeldtsche Bibliothek ist benannt nach der Äbtissin des Adeligen Klosters Itzehoe, Ottilie Elisabeth von Ahlefeldt (1703-1774?), die in ihrem Testament eine Summe von 50 Mark Courant jährlich zur Buchanschaffung für die Bibliothek festsetzte. Es handelt sich um eine aus ehemaligen Gemeindebeständen erwachsene theologische Bibliothek von 2100 Titeln aus dem 17. bis 19. Jh, die vormals der Propstei Münsterdorf gehörte und bis zur Übernahme (1984) in Kiel aufgestellt war. Neben theologischen Werken umfaßt sie auch pädagogische und philosophische Literatur.

2.12 Die Bestände des Kirchenarchivs Hamburg. Das Kirchenarchiv Hamburg wurde in jüngster Zeit aufgelöst und organisatorisch in das Nordelbische Archiv in Kiel eingegliedert. Die Buchbestände wurden nach archiv- und bibliotheksspezifischen Gesichtspunkten auf das Nordelbische Archiv und die Kirchenbibliothek aufgeteilt. Darunter befinden sich auch Teile der alten Pfarramtsbibliothek ( s. o. 2.10). Die Buchbestände des Archivs wurden bis zur Auflösung in den Katalogen der Kirchenbibliothek nachgewiesen. Sie sind bei dieser Auszählung jedoch unberücksichtigt geblieben.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK-WB]

Alphabetischer Katalog

[Mikrofiche-Ausgabe; Stand 1978; nach RAK-WB; enthält auch ältere Bestände; Nachtrag 1984; Erscheinen eingestellt]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

Schlagwortkatalog

[Mikrofiche-Ausgabe; Stand 1985]

Standortkatalog [in Zettelform]

Die Bestände sind im Norddeutschen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Predigtenkatalog

[verzeichnet die vorhandenen, gedruckt erschienenen Predigten nach dem Anlaß (Sonn- oder Festtag im Kirchenjahr) und nach dem zugrundegelegten Predigttext (Bibelstelle)]

3.3 Historische Kataloge

Bücher-Verzeichniß der Ottilie von Ahlefeldtschen Kirchenbibliothek. In: Alphabetischer Catalog der vereinigten Kirchen-Bibliotheken in Itzehoe. Itzehoe 1831, S. 9 ff. [hschr. Alphabetisch-Systematischer Bandkatalog; enthält 562 Nummern]

Katalog der Ottilie von Ahlefeldtschen Bibliothek in Itzehoe. Itzehoe 1898

[gedruckter Systematischer Katalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Hoberg, Martin: Konsumenten, Benutzer, Leser. In: Auskunft. Mitteilungsblatt Hamburger Bibliotheken 5 (1985) Heft 4, S. 254-259 [Sonderheft, erschienen zum 90jährigen Bestehen der Nordelbischen Kirchenbibliothek]

Masurek, Gerd: Das Schicksal einer Bibliothek aus dem 18. Jahrhundert: die Ahlefeldtsche Kirchenbibliothek. In: Auskunft 5 (1985) Heft 4, S. 319-333 Schade, Herwarth von: Neunzig Jahre Kirchenbibliothek. In: Auskunft 5 (1985) Heft 4, S. 260-291

Schade, Herwarth von: Ein Schlagwortverzeichnis " Theologie". In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 28 (1981) S. 467-478 [beschreibt Entstehung und Anwendung des Schlagwortverzeichnisses, das der Sacherschließung (Schlagwortkatalog) der Kirchenbibliothek wie auch ihrer Zeitschriftenaufsatzerfassung zugrundeliegt. Die Altbestände werden nur teilweise im Schlagwortkatalog nachgewiesen.]

Seidel, Hans Werner (Hrsg.): Landeskirchliche Bibliothek Hamburg. Vorgestellt anläßlich der Eröffnung ihres Neubaues am 21. Oktober 1969. Hamburg 1969

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Nieden, Astrid zur: Sonderbestand Furche-Verlag. In: Auskunft 5 (1985) Heft 4, S. 334-337

Seidel, Hans Werner: Nachgelassen und geschenkt. In: Auskunft 5 (1985) Heft 4, S. 338-348 Wagenführ, Elisabeth: Die Bücherei Langmaack in der Kirchenbibliothek. In: Auskunft 5 (1985) Heft 4, S. 312-318

Stand: Dezember 1990

Herwarth Freiherr von Schade