FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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 OeNat3: Bestandsbeschreibung 2.135 - 2.244
 OeNat4: Bestandsbeschreibung 2.253 - 2.329
 OeNat5: Kataloge; Quellen; Veröffentlichungen

Österreichische Nationalbibliothek: Druckschriftenbestand

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Österreichische Nationalbibliothek besitzt 2.623.000 Druckschriften (Buchbindereinheiten, Stand 1992), die auf verschiedene Standorte (Magazin, Prunksaal, Lesesäle, Handbibliotheken der Spezialsammlungen) verteilt sind. Da Aufstellungsordnung (im wesentlichen nach dem Numerus-currens-Prinzip) und Katalogisierung eine Gliederung nach chronologischen, sprachlichen und systematischen Kriterien des historischen Bestandes nicht vorgeben, mußte diese mit statistischen Verfahren ermittelt werden. Grundlage der Teilzählungen war der bis heute ergänzte Kapselkatalog, ein handschriftlicher Nominalkatalog mit 1,3 Millionen Zetteln, der alle Druckschriften der Bibliothek aus dem Zeitraum 1501 bis 1929 erfaßt. Die Zählergebnisse aus einem repräsentativen Sample (ca. 2 Prozent der Titel) wurden (nach Abzug der Verweisungen) auf eine Grundmenge von 1.824.736 Zetteln bezogen. Demnach beträgt der Anteil der im Zeitraum 1901 bis 1929 erschienenen Titel durchschnittlich 31,2 Prozent. Von der Menge der restlichen 68,8 Prozent (705.000 Titel) weisen 16.000 Werke (1,5 Prozent) kein Erscheinungsjahr auf. Die im folgenden angeführten Titelzahlen entsprechen gerundeten Hochrechnungsergebnissen aus der relativen Verteilung des im Kapselkatalog verzeichneten Bestandes. Bei kleinen Titelgruppen ist daher eine höhere statistische Standardabweichung in Rechnung zu stellen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 689.000 bis 1900 erschienenen Druckschriften entfallen 52.800 auf das 16. Jh, 64.200 auf das 17. Jh, 114.000 auf das 18. und 458.000 auf das 19. Jh. Hinzu kommen 4000 Inkunabeln (s. Handschriften- und Inkunabelsammlung) und die vor 1900 gedruckten Flugblätter, Plakate und Exlibris (Sondersammlungen, s. u. 2.314 ff.).

2.3 Die Druckschriften in germanischen Sprachen stellen etwa die Hälfte des historischen Buchgutes. 299.500 Titel (8300 des 16. Jhs, 7800 des 17. Jhs, 41.400 des 18. und 242.000 des 19. Jhs) liegen in deutscher Sprache vor. Von 28.120 Drucken in englischer Sprache stammt die überwiegende Mehrheit (22.750 Titel) aus dem 19. Jh. Die Literatur in anderen germanischen Sprachen beläuft sich auf ca. 6350 Titel (ca. 1000 aus dem 16. und 17. Jh, 900 aus dem 18. und 4400 aus dem 19. Jh). Romanische und alte Sprachen sind etwa gleich stark vertreten. Latein nimmt im Bestand des 16. und 17. Jhs erwartungsgemäß die erste Stelle ein, insgesamt bilden die Drucke in lateinischer Sprache (140.000) die zweitgrößte Bestandsgruppe mit 35.000 Titeln des 16. Jhs, 38.300 des 17. Jhs, 40.000 des 18. und 26.650 des 19. Jhs. Ferner gibt es ca. 2760 Drucke in Griechisch (darunter 300 des 16. Jhs, 200 des 17. und 300 des 18. Jhs) und 2150 in Hebräisch (darunter 300 des 16. Jhs, 820 des 17. und 200 des 18. Jhs).

2.4 145.870 Titel verteilen sich auf die Sprachen Französisch (73.000 Drucke - 2250 des 16. Jhs, 6550 des 17. Jhs, 15.400 des 18. und 48.800 des 19. Jhs), Italienisch (60.400 Drucke - ca. 5000 des 16. Jhs, 5500 des 17. Jhs, 8700 des 18. und 41.200 des 19. Jhs), Spanisch (11.300 Drucke - 1000 des 16. Jhs, 4000 des 17. Jhs, 1300 des 18. und 5000 des 19. Jhs) und sonstige romanische Sprachen (1170 Titel, fast zur Gänze aus dem 19. Jh). Bei den slawischen Beständen (48.700 Titel) nehmen die Drucke in westslawischen Sprachen den größten Raum ein (40.700, davon jeweils etwa 100 aus dem 16. und 17. Jh, 300 aus dem 18. und 40.200 aus dem 19. Jh). 4820 Titel, beinahe ausschließlich Drucke des 18. und 19. Jhs, sind in ost- und 3200 in südslawischen Sprachen vorhanden. 10.600 Titel (ca. 10.500 des 19. Jhs) liegen in Ungarisch vor, 1640 in Turksprachen und ca. 80 in Finnisch. Die Werke in anderen Sprachen ergeben insgesamt etwa 3000 Titel.

Systematische Übersicht

Vorbemerkung

2.5 Obwohl noch Ansätze einer systematischen Aufstellung (Prunksaal und manche Signaturengruppen der Magazinbestände) zu erkennen sind, ist der Druckschriftenbestand in seiner Gesamtheit nicht systematisch erschlossen. Die vorhandenen Sach- bzw. Materienkataloge beziehen sich auf kleine Teilbestände oder inkorporierte Bibliotheken, umfassendere Kataloge wurden abgebrochen. Schon der 1780 begonnene Josephinische Zettelkatalog sollte als Grundlage für einen Alphabetischen und einen Systematischen Katalog dienen, zur bibliothekarischen Verarbeitung der erstellten Katalogzettel kam es jedoch nicht. Im 19. Jh wurde wiederholt die Einführung eines Realkataloges erwogen (Lenk, s. u. 4.2). Bei den 1848 einsetzenden Vorarbeiten für einen neuen Alphabetischen Katalog vermerkte man auf dem linken oberen Rand der Katalogzettel jeweils auch die Einordnung der Werke nach dem in der Münchener Hof- und Staatsbibliothek gebräuchlichen bibliographischen System. Auf der Grundlage dieser Münchener Notationen wurde 1893 die Ausarbeitung eines Systematischen Kataloges beschlossen und für die ersten beiden Hauptklassen (Enzyklopädien, Philologie) zwischen 1893 und 1896 auch durchgeführt. Als man 1904 begann, die handschriftlichen Zettel des Nominalkataloges maschinenschriftlich abzuschreiben, ließ Josef von Karabacek im Hinblick auf den Realkatalog mehrere Zettelkopien anfertigen. Dies überschritt jedoch den vorgesehenen Personal- und Zeitrahmen und führte zur Einstellung des Projektes. Die Abschreibung wurde erst in den Jahren 1959 bis 1966 verwirklicht. Pläne zur Diversifikation des Materiensystems, die Herausbildung der Sammlungen mit eigenen Handbibliotheken und umfangreiche Umsignierungen, vor allem aber die Entscheidung für die nachträgliche Erstellung eines Schlagwortkataloges zum Altbestand aus den maschinenschriftlichen Zettelkopien führten zum Abbruch der systematischen Katalogisierung. Die Vorteile der Feinstrukturierung nach dem Prinzip des engsten Schlagwortes gingen zu Lasten des Überblicks. Wie anläßlich des Handbuch-Projektes festgestellt werden mußte, stehen der Bibliothek derzeit keine befriedigenden Hilfsmittel für eine zusammenfassende Charakterisierung ihres riesigen Altbestandes nach inhaltlichen Kriterien zur Verfügung. Die Aufteilung nach Sachgruppen mußte daher ebenfalls im Rahmen der Hochrechnung berücksichtigt werden.

2.6 Orientiert an den Sachreferentenschemata der Bibliothek, lag den Zählungen die Einteilung nach folgenden großen Bestandsgruppen zugrunde: Allgemeines Schrifttum; Bibliotheks- und Bücherkunde; Philosophie, Psychologie, Pädagogik; Geschichte und historische Hilfswissenschaften; Anthropologie; Medizin und Naturwissenschaften; Mathematik; Philologie (allgemeine, außereuropäische Sprachen und Literaturen); Klassische Philologie; Germanische Philologie; Romanische Philologie; Englische Philologie; Slawische Philologie; Ungarische Philologie; Kunst; Rechtswissenschaft; Theologie; Militaria; Wirtschaft, Technik, Verkehr; Land- und Forstwirtschaft; Spiel und Sport. Dem Aufbau der Österreichischen Nationalbibliothek entsprechend finden sich die Ausführungen zu den Druckschriften der restlichen Gruppen - Geographie, Musik und Theater - in den Beiträgen der Kartensammlung, der Musiksammlung und des Österreichischen Theatermuseums (vormals Theatersammlung).

2.7 Bei der Zuordnung eines Titels wurden Anhaltspunkte wie die Münchener Notationen und diverse Signaturenzusätze berücksichtigt. Die Ergebnisse aus der Hochrechnung dieser Zählungen dienten zur Abgrenzung der Fächer und Arbeitsgebiete für die detaillierte Charakterisierung der einzelnen Bestandsgruppen. Zur Abstimmung der einzelnen Themenbereiche wurde jenes feingliedrige Klassifikationssystem benützt, das Wilhelm von Hartel für den geplanten Real-Katalog ausarbeiten ließ und als Instructionen für die Katalogsarbeiten der k.k. Hofbibliothek in Wien 1895 auch publizierte (s. u. 4.2). Für weitere Ausführungen standen lediglich der Nominalkatalog und - für Zählungen oder Abmessungen von Katalogabschnitten - der Schlagwortkatalog Alt, bei den philologischen Fächern auch der Belletristik- bzw. Gattungskatalog zur Verfügung. Generiert aus Kopien des Alten Nominalkataloges und noch nicht zur Gänze fertiggestellt, verzeichnen der Schlagwort- und der Gattungskatalog den Bestand bis 1930 - die Titel aus dem 20. Jh (ca. 30 Prozent, jedoch differierend nach Sachgebieten) mußten bei den Recherchen jeweils ausgesondert werden. Mit Teilzählungen nach Schlagwörtern können zwar kleinere Titelgruppen, aber nicht umfassende Sachgebiete lückenlos rekonstruiert werden. Den einzelnen Beiträgen (von insgesamt 37 Mitarbeitern) ist gemeinsam, daß sie Bestandsgruppen zu beschreiben versuchen, die auf der Organisationsebene der Bibliothek (Kataloge, Signaturen, Aufstellung) nicht existieren. Unvollständigkeit, Ungenauigkeit und Überschneidung bei den Erläuterungen dieser imaginären Einheiten waren daher unvermeidlich - im Hinblick auf den Ausgangspunkt stellt der folgende Überblick jedoch einen bemerkenswerten Schritt zur systematischen Erschließung des historischen Buchbestandes der Österreichischen Nationalbibliothek dar.

Allgemeines Schrifttum, Periodika

2.8 Auf allgemeine und vergleichende Literaturgeschichte, literarische Journale, Kalender, Hochschulschriften und Publikationen gelehrter Gesellschaften, Wissenschaftslehre, Universallexika, allgemeine Literatur zu den schönen Künsten und Wissenschaften sowie allgemeine Periodika tfallen laut Hochrechnung etwa 15.300 Titel. Verteilt nach Jahrhunderten ergeben sich etwa 1000 Drucke des 16. Jhs, 600 des 17. Jhs, 1500 des 18. und 12.200 des 19. Jhs. Der Alte Schlagwortkatalog ermöglicht die begriffliche Abgrenzung der allgemeinen Monographien und Periodika von der fachspezifischen Literatur in vielen Fällen nur grob oder ungenügend, in Zweifelsfällen wurde ein Titel dem allgemeinen Schrifttum zugezählt. Von den Verweisungen auf topographische Begriffe - besonders häufig bei den verzeichneten Hochschulschriften - wurden nur die bekanntesten Orte und die Wien zugeordneten Titel berücksichtigt.

2.9 Den Fachbereich der allgemeinen und vergleichenden Literaturgeschichte betreffen etwa 2250 Titel. Von 1040 allgemeinen Darstellungen stammen ca. 30 aus dem 16. Jh, der Großteil ist jedoch im 19. Jh erschienen. Neben Überblickswerken und Verzeichnissen zur Literatur aller Sparten, wie Ernst Mischlers Die Literaturstatistik in Oesterreich (1886), wurden auch literaturhistorische Publikationen zu diversen Teilaspekten der Weltliteratur mit einbezogen, z. B. Pierre Bayles Abhandlung Sur les Obscénités. Avec une notice bio-bibliographique (1879), H. Grégoires De la littérature des nègres (1808, in deutscher Fassung 1809) und Georg Christian Lehms' Teutschlands galante Poetinnen. Mit einem Anhang Ausländischer Dames (1715). 500 Titel (2 des 16. Jhs) befassen sich mit der Geschichte des Dramas und mit Dramentheorie, 184 mit der Geschichte des Romans, wobei ein Schwerpunkt bei Untersuchungen zur Artusdichtung liegt. Zu den allgemeinen Schriften über Literaturkritik (ca. 90, 32 vor 1800) zählen auch einige anonym erschienene Polemica, vorwiegend Wiener Drucke des 18. Jhs, wie Frage: ob ein Rezensent, wenn er nur derb schimpfen kann, darum auch schon recht haben müsse? (1782).

2.10 Literarische Zeitschriften, literarische Beilagen mit Rezensionen sowie Literaturalmanache und Jahrbücher ergeben 270 Titel. Neben der großen Mehrheit deutschsprachiger Publikationen (sie erörtern auch nicht-deutsche Literaturen, wie M. J. Landaus Erstlinge, ein Almanach für Freunde der hebräischen und biblischen Literatur, 1824) ermöglichen französische und italienische, vereinzelt auch spanische und englische Journale einen Überblick über das internationale Literaturgeschehen des 18. und 19. Jhs. Vom Journalwesen im allgemeinen handeln 80 Titel, die mit Ausnahme von 3 deutschen und 3 französischen Werken des 18. Jhs alle im 19. Jh erschienen.

2.11 Unter dem Schlagwort Kalender sind 1113 Titel verzeichnet. Während bei den Drucken des 16. Jhs (62) 42 lateinische 19 deutschsprachigen (und einem französischen) gegenüberstehen, sind von den Kalendern des 17. Jhs (89) 18 in Latein und 59 in Deutsch gedruckt. Aus dem 18. Jh stammen 128 (109 deutschsprachige) Titel. Von den 834 Kalenderdrucken des 19. Jhs in 21 verschiedenen Sprachen nehmen neben den deutschsprachigen (569) die böhmischen (121) und ungarischen Titel (36) den größten Raum ein. Beachtung verdienen 5 Exemplare des Kalenders von Johannes Regiomontanus, die in Venedig (Calendarium, Petrus Liechtenstein 1507, 1514), Augsburg (Kalendarius teütsch, Johannes Syttich 1512, Hans Miller 1518) und Zürich gedruckt wurden (Ain kalender mitt seinem nüwen und stunden, Haus am Wasen 1508). Neben einem Druck des Le grand Calendrier et compost de Bergiers (Troyes: Nicolas la Rouge 1526) finden sich unter den Kalendern des 16. Jhs mehrere mit astronomischen und meteorologischen Angaben, wie Eucharius Rösslins Kalender mit allem Astronomischen Haltungen (Frankfurt: Egenolft 1537), Tobias Mollers Schreib Calender, dieses Jars 1582, nach Eigenschafft der Winde und des Gewitters beschrieben (Erfurt: Mechler 1581) und Johannes Raschs Ein new alljähriger Calender, darin zu finden der Sunnen Auff- und Untergang (München: Adam Berg 1584). Vorhanden ist auch Sebastian Münsters Hokmath ha-mazaloth. Kalendarium hebraicum (Basel: Froben 1527). Insgesamt 185 Titel sind spezielle Kalender, darunter Amtskalender (60), Bauernkalender (27, z. B. In diesem biechlein wirt gefunden der Pauren Pratick und regel, o. O. 1508), Familienkalender (25), hundertjährige bzw. immerwährende Kalender (16), Schulkalender (24) und Krakauer Kalender (13, darunter der ursprüngliche in Wien bei M. Cosmerovius gedruckte Crackawer Schreib-Calender auff das Jahr nach Christi Geburt, 1641, sodann lückenhaft 1650-1956). Als Rarum gilt der Kleine Sack-Calender (Wien 1799, 1818, 1823).

2.12 Auf Akademien, Universitäten und Hochschulen im allgemeinen nehmen 310 Titel (10 des 16. Jhs) Bezug. Publikationen von und über Gelehrte Gesellschaften, Akademien, Universitäten, Historische Gesellschaften und andere wissenschaftliche Vereine sind im Schlagwortkatalog unter dem jeweiligen Ort ihres Wirkens eingeordnet und daher auf zahllose topographische Schlagwörter verteilt. Stellvertretend seien die unter dem Hochschulort Wien angeführten Publikationen genannt: neben 20 Hochschulalmanachen gibt es 48 Titel zu Gelehrten Gesellschaften, 205 zur Universität Wien, 43 zu Hochschulen, 39 zur Akademie der Wissenschaften, 68 zu anderen Akademien (u. a. Ferdinand Georg Waldmüllers Vorschläge zur Reform der österreichisch-kaiserlichen Akademie der bildenden Künste, 1849) und 62 zu diversen wissenschaftlichen Instituten. Ca. 940 Titel betreffen die Wissenschaft im allgemeinen, ihre Methodik, Kritik und Geschichte. Hinzu kommen Universallexika und Enzyklopädien mehrerer Wissensgebiete - einschließlich der Abkürzungs-, Anonymen- und Pseudonymen-, Initialen-, Kinder-, Sprichwörter- und Zitatenlexika 360 Titel. 30 stammen aus dem 16. Jh, darunter 6 deutschsprachige, 5 spanische und 7 italienische Werke. 28 Titel sind Konversationslexika. 100 Werke beziehen sich auf Gelehrte, Akademiker, Professoren, Intellektuelle und gebildete Frauen im allgemeinen.

2.13 Aus dem Fachbereich der schönen Künste und Wissenschaften sind 230 Titel zur Poetik sowie 600 zur Ästhetik und zu Schönheitsidealen diverser Epochen vorhanden. Rhetorik, Sprechen und Sprecherziehung haben etwa 980 Titel zum Thema, 360 (325 lateinische, 23 italienische, 11 griechische, aber nur ein deutschsprachiger) stammen aus dem 16. Jh. Das Lateinische nimmt auch bei den Sammlungen gedruckter Reden (zu mehreren Wissensgebieten) und bei den literaturwissenschaftlichen Studien über Reden (insgesamt 860 Titel) großen Raum ein (580 Titel). Weiters sind 460 Titel zum Volkslied - vorwiegend Publikationen des 19. Jhs von Liedern in deutscher Sprache und in den Sprachen der österreichisch-ungarischen Monarchie - und 345 zur Sage und Sagenforschung zu erwähnen, darunter 230 Textsammlungen zu speziellen Sagenstoffen (einschließlich der Heldendichtung und vier Sagas). 57 Titel (6 des 18. Jhs) betreffen Märchen, Legenden und Fabeln im allgemeinen, die zahlreichen Textsammlungen fallen in den Bereich der einzelnen Literaturen. Zu Korrespondenz und Briefwesen (einschließlich Briefsteller) finden sich 1530 Titel (200 lateinische und 74 italienische des 16. Jhs), darunter 23 Titularbücher und zahlreiche Briefsammlungen, wie Gesammelte Frauenzimmer-Briefe zum Unterricht und Vergnügen. Aus verschiedenen Sprachen (1759). Ca. 1780 Titel verteilen sich auf Anekdotensammlungen (490 Titel, 54 des 16. Jhs), Literatur zu Emblemata, Symbolen und Chronogrammen (160 Titel), Stammbücher sowie Werke über Devisen, Blumensprache (60), Sammlungen von Sprichwörtern, Redensarten und Zitaten (156) sowie Witzblätter, Humoresken, humoristische Zeitschriften, Scherzsammlungen und humoristische Literatur allgemeiner Art (920 Titel).

2.14 Etwa 3850 Titel entfallen auf Publizistik und allgemeine Periodika. Dazu zählen neben den Verzeichnissen, Bibliographien und Publikationen über die Presse (ca. 330 Titel, 16 bis 1800) die Zeitschriften allgemeinen oder überwiegend allgemeinen Inhalts (1570 Titel) sowie 1350 Tages- und ca. 600 Wochenzeitungen. Unter den Veröffentlichungen des 19. Jhs ist auf die infolge des Pflichtexemplarrechtes besonders zahlreich vorhandenen Periodika aus dem Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie hinzuweisen - so stehen z. B. bei den Zeitschriften 256 tschechische, 55 polnische, 98 italienische, 46 ungarische und 27 serbokroatische Titel 52 englischen und 70 französischen gegenüber. Bei den deutschsprachigen Periodika nimmt der Verlagsort Wien großen Raum ein. Von 720 deutschsprachigen Tageszeitungen des 19. Jhs entfallen ca. 280 auf Wien. Von den 41 deutschsprachigen Wochenzeitungen des 18. Jhs erschienen 15 in Wien, von 355 des 19. Jhs 72.

2.15 Neben einigen wenigen frühen gedruckten Nachrichtenblättern (z. B. Mertein Weises Ein new lied von Künig Karl In dem thon Got grüß dich bruder Veyte, Nürnberg 1519) besitzt die Bibliothek etwa 200 sogenannte Neue Zeitungen des 16. und 17. Jhs. Von den ab dem 17. Jh bereits periodisch erscheinenden Zeitungen ist die seit 1621 bei Matthäus Formica gedruckte Ordinari Zeittung (von 1628 bis 1698 lückenhaft vorhanden) als ältestes erhaltenes Wiener Beispiel zu nennen. Sie wurde als Ordinari-Reichs-Zeittungen (1655-1698, lückenhaft) fortgesetzt. Ebenfalls vertreten ist die zweite, von 1622 bis 1640 in Wien erschienene Zeitung, die Ordentliche (Post)Zeittungen (1622-1639). Zu den ältesten in Wien verlegten Zeitungen zählen weiters Corriere Ordinario (1671-1723, lückenhaft), New ankommender Currier (1671-1705 ff., lückenhaft), Gazette de Vienne (1757-1792, lückenhaft) und Das Wiener Früh- und Abend-Blatt (1786-1789, lückenhaft), eine zweimal täglich erschienene Zeitung. Auch das durch kaiserliche Privilegien ausgezeichnete Wiennerische Diarium (Wien 1703 ff., die noch heute erscheinende Wiener Zeitung), Der posttägliche Mercurius (Wien 1703-1710) und das Wiener Blättchen (3. 8. 1783 ff., lückenhaft), die erste im Gebiet des heutigen Österreich täglich erschienene Zeitung, fehlen nicht. Der Bestand an österreichischen Zeitungen dieses Zeitraums ist jedoch insgesamt gering. Die Vielfalt der oft nur wenige Nummern umfassenden fremdsprachigen Zeitungen mit Verlagsort Wien (in Latein, Italienisch, Ungarisch, Griechisch, Rumänisch, Kroatisch, Serbisch und Französisch) vom Ende des 18. und Beginn des 19. Jhs ist nur sehr unvollständig dokumentiert.

2.16 Im Bestand der Periodika des 19. Jhs liegt ein Schwerpunkt bei den zahlreichen, jedoch kurzlebigen Publikationen des Jahres 1848 (z. B. 64 Tages- und 5 Wochenzeitungen aus Wien, darunter das erste nach der März-Revolution, am 5. April 1848 erschienene Blatt, Die Constitution, Nr. 1-178). Wohl der Ausweitung des Pflichtexemplarrechts im Zuge der politischen Ereignisse ist der große Bestand an italienischen Tageszeitungen (146) zu verdanken, die überwiegend im oberitalienischen Raum zwischen 1815 und den sechziger Jahren des 19. Jhs erschienen. Als Kuriosum gilt die als amerikanischer Beitrag zur Wiener Weltausstellung 1873 angelegte Ernst Steiger's Collection of Periodicals Issued in the United States of America (1868-1873) mit ca. 6000 bis 1873 gedruckten Probenummern in 119 Bdn.

Bibliotheks- und Bücherkunde, Typographie

2.17 Der Bestand umfaßt ca. 8000 überwiegend im 19. Jh (95 Prozent) gedruckte Titel, die restlichen älteren Werke (ca. 400) stammen mit wenigen Ausnahmen aus dem 18. Jh. Werke zur Bibliotheksgeschichte, zur Geschichte des Bestandes der Hofbibliothek und anderer Bibliotheken, Bibliographien, gedruckte Bibliothekskataloge, Literatur über Verlagswesen, Buchhandel, Bücherkunde und Buchdruck zählen seit dem 19. Jh zum Sammelbereich der Bibliothek. Der besondere Schwerpunkt liegt auf dem Buch- und Bibliothekswesen Österreichs. Insgesamt zeichnet sich die hier zusammengefaßte Titelgruppe nicht durch wertvolle oder seltene Einzelwerke aus, sondern entspricht einer gut ausgestatteten Handbibliothek für bibliothekarische und bibliophile Belange.

2.18 Etwa 300 Titel entfallen auf Handbücher und Abhandlungen allgemeiner Art zu Bücherkunde und Buchwesen, 50 auf Buchillustration einschließlich der Buchmalerei, 70 auf Buchbinderei und Einbandkunde. Fragen des Buchhandels sowie sozialen und juristischen Berufsgrundlagen der Buchhändler widmen sich 110, dem Verlagsrecht und Verlagsbuchhandel 25 Titel. Der Tractatus de typographis, bibliopolis, chartariis et bibliopegis (1675) von Ahasver Fritsch de Mellingen und Fulls Briefe über den gegenwärtigen Zustand der Litteratur und des Buchhandels in Österreich (Zürich 1788) sind unter den ältesten Werken. Drucke des 16. Jhs - vor allem Indexausgaben - finden sich hingegen unter ca. 90 Titeln zur Buchzensur, z. B. Catalogus librorum haereticorum inquisitionis Venetiarum (Venedig: de Ferraris 1554).

2.19 Zur Typographie liegen ca. 150 allgemeine Abhandlungen und grundlegende Werke zu drucktechnischen Belangen sowie etwa 40 Titel über Drucktypen und andere Detailaspekte des Druckgewerbes vor, z. B. Specimen characterum latinorum existentium in Caesarea ac regio-aulica typorum fusura (1760) des Wiener Buchdruckers Johann Thomas Trattner. Etwa 35 Titel behandeln den Nachdruck von Büchern. Mit der Geschichte des Buchdrucks im allgemeineren und überregionalen Zusammenhang befassen sich 180 Titel. Dazu zählen 35 Publikationen über Johannes Gutenberg (z. B. Johann David Köhlers Hochbediente und aus bewährten Urkunden wohlbeglaubte Ehren-Rettung Johann Guttenbergs, 1741) und aus Anlaß von Gutenbergfeiern der Jahre 1640, 1740 und 1840 erschienene Jubiläumsschriften, wie Heinrich Meyers Gutenbergs-Album (1840). Hinzu kommt eine in ihrer Gesamtsumme unbekannte Menge von Werken zur Geschichte des Buchdrucks, der Drucker und Verlage einzelner Regionen, die der Schlagwortkatalog jeweils unter dem Geographikum verzeichnet. Den größten Raum nehmen die Darstellungen zum Buch- und Druckwesen Österreichs ein.

2.20 Zu den Druckern des 15. bis 17. Jhs in 28 Druckorten der Habsburgermonarchie und insbesondere zum Wiener Buchdruck (17 Titel) liegen einige noch heute als Standardwerke geltende Abhandlungen vor. Neben Xystus Schiers Commentatio de primis Vindobonae typographis cum variis ad rem litterariam adnotationibus (1764) ist vor allem Wiens Buchdruckergeschicht bis 1560 (in lateinischer und deutscher Fassung 1782, Nachtrag 1793) von Michael Denis, Kustos der Hofbibliothek, zu nennen. Die darin begonnene Bibliographie der Wiener Drucke wurde im 19. Jh von Anton Mayer bis zum Jahr 1682 fortgeführt (Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482-1882, 1883-1887). Matthias Kochs Kurzgefaßte kritische Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst, mit der ältesten Wiener und österreichischen Buchdruckergeschichte (1841) ist unter den Darstellungen zur Geschichte des Buchdrucks zu finden. Unter den Studien über einzelne Drucker scheinen z. B. Gustav Adolf Schimmers Über den Buchdrucker Ulrich Han aus Wien (1862) und Leopold von Beckh-Widmanstetters Stammtafel der steirischen Buchdruckerfamilie von Beckh-Widmanstetter mit eingeflochtenen geschichtlichen Daten (1886) auf.

2.21 Die dem Katalogwesen zugeordneten Schriften umfassen neben einigen wenigen gedruckten Katalogen von älteren Bibliotheken Österreichs (ca. 10 Verzeichnisse von Privatbibliotheken des 18. Jhs, überwiegend jedoch Publikationen über Bibliotheken öffentlicher Institutionen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, wie der Katalog der Bibliothek der k.k. Akademie der bildenden Künste, 1876) 280 Verzeichnisse des internationalen Handschriften- und 70 des Inkunabelbestands. Unter 40 Antiquariats- und 140 Verlagskatalogen befinden sich einige Beispiele der ältesten Unternehmen im europäischen Raum (z. B. Catalogus librorum officinae Danielis Elsevirii, Amsterdam 1681); es dominieren jedoch Drucke österreichischer Firmen, wie Johann Thomas von Trattners Catalogus der von (ihm) auf eigene Kosten verlegten Bücher (Wien 1798) und der Verlags-Catalog der Wagner'schen Universitäts-Buchhandlung in Innsbruck. Nebst einer Geschichte der Firma 1554-1881 (1881). Der älteste von 10 Katalogen zu Buchmessen ist Nikolaus Basses Collectio in unum corpus omnium librorum hebraeorum, graecorum, latinorum qui in nundinis Francofurtensibus ab anno 1564-1592-venales existerunt (Frankfurt 1592).

2.22 Ca. 200 Titel zu verschiedenen Bereichen des Bibliothekswesens werden durch 30 Werke über das Lesen und 50 über den Beruf des Bibliothekars ergänzt. 80 Schriften betreffen Themen der Bibliophilie, 170 sind Abhandlungen und Verzeichnisse über Rara (Wolfgang Lazius' Tituli ac catalogi cum operum quoundam magnorum tum veterum autorum, Wien 1550). Den größten Raum nehmen hier die nach Orten bzw. Ländern zusammengefaßten Publikationen von und über einzelne Bibliotheken ein, insgesamt ca. 1600 Titel. Schwerpunkte liegen bei Darstellungen der Bibliotheken Wiens (200) und der bedeutenden Nationalbibliotheken, wie der Bibliothèque Nationale in Paris (180), des British Museum in London (120) und der Königlichen Bibliothek in Berlin (Preußische Staatsbibliothek, 60). Zum bibliographischen Schrifttum zählen neben den - verschiedenen Fachbereichen zugeordneten - Spezialwerken ca. 70 Universal- und Allgemeinbibliographien, 350 auf mehrere Themen, Epochen und Länder bezogene Bibliographien sowie die meisten der im 19. Jh begonnenen Nationalbibliographien, insbesondere der europäischen Länder.

Philosophie und Psychologie

2.23 Das philosophische Schrifttum umfaßt ca. 27.000 Titel. Anderen Sachgebieten (insbesondere der Klassischen Philologie und der Theologie) zugerechnete Werke der außereuropäischen, antiken und mittelalterlichen Philosophie sind darin nicht enthalten, die Schriften zur jüdischen und islamischen Philosophie wurden jedoch berücksichtigt. Einer traditionellen wissenschaftssystematischen Einteilung entsprechend ist auch die Literatur zur Psychologie (s. u. 2.41 ff.) hier zugezählt. Nach dem Erscheinungsjahr verteilt sich dieser Bestand mit ca. 4000 Titeln auf das 16. Jh, ca. 3000 auf das 17. Jh, ca. 6000 auf das 18. Jh. und ca. 14.000 auf das 19. Jh.

2.24 900 Titel sind Darstellungen und Nachschlagewerke der allgemeinen Philosophie, ca. 600 der Philosophiegeschichte. Auf die Erkenntnistheorie tfallen ca. 3300 Werke, auf Wissenschaftstheorie 240, auf Naturphilosophie 1600, auf Metaphysik 1700, auf Ontologie 400, auf Logik 900, auf Rhetorik, Dialektik und verwandte Theorien 500, auf Religionsphilosophie 340. Der Fachgruppe Ethik sind ca. 2000 Titel, der Sozial-, Rechts- und Staatsphilosophie insgesamt 4500 (davon ca. 1000 zur Rechtsphilosophie) zuzuordnen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden ca. 4000 Titel, die als Schriften über Lebensphilosophie, weltanschauliche Konzeptionen, Lebensweisheiten und philosophische Aphoristik bezeichnet werden können. Mit Geschichtsphilosophie befassen sich 250 Titel, mit Ästhetik und Philosophie der Kunst ca. 960. Als Teilgebiet innerhalb der Philosophie stellt die Psychologie mit ca. 4800 Titeln die größte Bestandsgruppe.

2.25 Von den 900 allgemeinen Darstellungen und Nachschlagewerken beschäftigen sich ca. 90 Enzyklopädien, Wörterbücher und Philosophielexika mit einem aus heutiger Sicht sehr weit gezogenen Begriff von Philosophie, z. B. Basilius Fabers Thesaurus eruditionis scholasticae (Leipzig 1571), Henningus Volckmars Dictionarium philosophicum (1675) und Johann Georg Walchs Philosophisches Lexicon (1726). Nicht nur d'Alemberts und Diderots Encyclopédie (1753-1772), auch das Lexicon philosophicum (1716) des Plexiacus (Michel Brochard), das Dictionnaire philosophique ou encyclopédie de pensées (1762) und eine Londoner Ausgabe von Voltaires Dictionnaire philosophique portatif (1765) gehören zur umfangreichen Gruppe der französischen Titel aus dem 18. Jh. Aus dem 19. Jh stammen u. a. Wilhelm Traugott Krugs Allgemeines Handwörterbuch der philosophischen Wissenschaften (1827-1838) und Ferdinand Joseph von Zimmermanns Philosophisch-medicinisches Wörterbuch (1807). Unter den Nachschlagewerken zu einzelnen Fachgebieten der Philosophie sind z. B. die Encyclopaedia hermeticae seu naturalis philosophiae (1715) eines Anonymus und eine in Lüttich erschienene Ausgabe von Claude F. Nonnottes religionsphilosophisch bedeutsamen Dictionnaire philosophique de la religion (1773).

2.26 Zu 40 Bibliographien der Philosophie zählen Israel Spachs Nomenclator scriptorum philosophicorum (Argenteuil 1598), Martin Lipenius' Bibliotheca rectis philosophica (Frankfurt a. Main 1682) und Benedetto Castellis Alcuni opusculi filosofici non più stampati (Bologna 1669). Unter den ältesten Zeitschriften für Philosophie sind die Acta eruditorum (Leipzig 1682-1779), die von Johann Georg Altmann herausgegebene Wochenschrift Der Brachmann (1740 ff.), das Philosophische Magazin (Halle 1789-1792, herausgegeben von Johann August Eberhard) und das Philosophische Journal einer Gesellschaft teutscher Gelehrter (Neu-Strelitz 1795-1800), an dem auch Fichte mitwirkte. Von Carl Christian Erhard Schmidt sind sowohl sein für die Geschichte der Psychologie bedeutsames Philosophisches Journal für Moralität, Religion und Menschenwohl (Gießen 1793-1794) als auch das Psychologische Magazin (Jena 1796-1798) vorhanden. Stellvertretend für die Periodika aus der Frühzeit der Psychologie sei Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (Berlin 1783-1792), herausgegeben von Karl Philipp Moritz, genannt.

2.27 In Ermangelung umfassender systematisierender Hilfsmittel wird im folgenden eine Charakterisierung des umfangreichen philosophischen Schrifttums, seine Prägung durch Tendenzen der Philosophiegeschichte bzw. der Einfluß bestimmter philosophischer Richtungen anhand der Hervorhebung einiger Teilbestände illustriert. Zahlreiche Ausgaben aus dem 16. und 17. Jh, zum größeren Teil noch zu Lebzeiten des Autors gedruckt, dokumentieren die mit dem Humanismus aufkommende antischolastische Philosophie. Als Vertreter des Humanismus ist vor allem Erasmus von Rotterdam zu nennen, dessen Schriften in 370 Titeln vorliegen - darunter mehrere Werkausgaben und Briefsammlungen aus der ersten Hälfte des 16. Jhs sowie 2 frühe Ausgaben seines Werkes De libero arbitrio diatribe (Straßburg 1523 und 1524). Aber auch die spanische humanistische Philosophie ist gut repräsentiert, z. B. mit 55 fast ausschließlich vor 1550 gedruckten Titeln und einer Werkausgabe (Opera, Basel 1555) von Juan L. Vives sowie Francisco Sanchez' Traktat De multum Nobili et prima universali scientia (Frankfurt a. Main 1618). Von Giordano Bruno besitzt die Bibliothek 51 noch zu seinen Lebzeiten erschienene Drucke seiner philosophischen und belletristischen Werke, so z. B. De l'infinito universo et mondi (Venedig 1584) und De la causa, principio, et uno (Venedig 1584), von Lorenzo Valla 50 Titel vom Beginn des 16. Jhs.

2.28 Gut vertreten ist auch die Philosophie Spinozas und ihr pantheistischer Umkreis. Von Spinoza selbst sind 55 Titel vorhanden, darunter 2 Exemplare der unmittelbar nach seinem Tod erschienenen Opera posthuma (1677), die Prinzipien der Cartesianischen Philosophie (1663) und der Tractatus Theologico-Politicus (1670). Von Bernardinus Telesius gibt es 7 Titel aus der Mitte des 16. Jhs, von den Zeitgenossen Walther Ehrenfried von Tschirnhaus 9 (allerdings vorwiegend medizinische) Werke, von Arnold Geulincx 2, von John Toland, der den Begriff des Pantheismus prägte, 14 und von Jacopo Stellini 6 Titel. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Cartesianische Philosophie des frühen 17. Jhs. Von Descartes sind 46 Titel (großteils zeitgenössische Ausgaben) verzeichnet, darunter mehrere noch zu Lebzeiten erschienene französische und lateinische Exemplare der Meditationes, der Leidenschaften der Seele, der Principia philosophiae und des Discours de la méthode. Auch die in der Auseinandersetzung mit Descartes entstandenen Publikationen liegen überwiegend in Ausgaben des 17. Jhs vor, so jene von Antoine Arnauld (insgesamt 63 Titel), Marin Mersenne (8), Nicolas Malebranche (24), Henry More (2, davon eine in London erschienene Gesamtausgabe, 1675), Johann Christoph Sturm (15), Pierre Bayle (40), Pierre Gassendi (19) und Pierre Sylvain Regis (2).

2.29 Die erkenntnistheoretisch ausgerichtete englische Philosophie des 16. bis 18. Jhs ist durch 80 Ausgaben verschiedener Werke Francis Bacons, 45 Titel George Berkeleys (darunter vor allem Erstausgaben der Briefsammlungen), 50 Titel David Humes und 43 Titel John Lockes repräsentiert. Der auch zahlenmäßig bedeutende Anteil der Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz ist möglicherweise dem Wirken des Philosophen in Wien (1712 bis 1714, u. a. zu Studienzwecken in der Hofbibliothek), vor allem aber seinen Beziehungen zu Prinz Eugen von Savoyen zuzuschreiben, aus dessen Privatbibliothek später viele Werke von Leibniz an die Hofbibliothek gelangten. Von Leibniz liegen 92 Schriften zu verschiedenen Wissensgebieten und mehrere Briefausgaben vor, einschließlich der Werkausgaben seit 1765, der Dissertatio de arte combinatoria (Leipzig 1666) und der Principia philosophiae (1728). Mit ca. 90 Werken (ein Teil bezieht sich auf die Rechtswissenschaften) ist auch der von ihm beeinflußte Christian Wolff sehr gut vertreten.

2.30 Besonderes zahlreich sind die Schriften der philosophischen Schriftsteller Frankreichs, die die französische Aufklärung und Revolution geistig prägten. Das Werk Voltaires nimmt hier mit 403 Titeln (189 französische erschienen noch zu Lebzeiten) den größten Raum ein. Dazu zählen 12 noch vor und 14 unmittelbar nach seinem Tod veröffentlichte originalsprachliche Gesamtausgaben. Die Vorrangstellung der französischen Philosophie bestätigen viele ältere Ausgaben der Werke Jean-Jacques Rousseaus (108 Titel, darunter einige Erstausgaben kleinerer Schriften sowie 9 Werkausgaben des 18. Jhs) und Denis Diderots (81 Titel, einschließlich früher Werkausgaben, mehrerer zu Lebzeiten erschienener Einzelausgaben und Briefeditionen).

2.31 Im Gegensatz dazu sind die Werke der deutschen Philosophen der zweiten Hälfte des 18. und des 19. Jhs in verhältnismäßig geringerem, der zeitgenössischen Rezeption entsprechendem Ausmaß vertreten. Von Immanuel Kant finden sich 89 Titel, darunter allerdings die ersten Gesamtausgaben, die von Karl Rosenkranz und Friedrich W. Schubert herausgegebene Leipziger Edition (1838-1840) und die von G. Hartenstein publizierten Sämtlichen Werke (1867-1868), sowie die Erstausgabe der Kritik der praktischen Vernunft (Riga 1780). Die in Reaktion auf die Kantische Philosophie entstandenen Schriften Karl Leonhard Reinholds und Gottlob E. Schulzes sind nahezu vollständig vorhanden. Von Johann Gottfried Herder gibt es 84 Titel, von Jakob Friedrich Fries 23, von Friedrich Schleiermacher 52 und von Wilhelm von Humboldt 30. Der Bestand zur Philosophie des deutschen Idealismus enthält 69 Titel Johann Gottlieb Fichtes, darunter die Berliner Ausgabe der Sämtlichen Werke (1845-1846) und Johann Gottlieb Fichtes Leben und literarischer Briefwechsel (Sulzbach 1830), sowie 36 Titel von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, u. a. die erste Gesamtausgabe (Sämtliche Werke, 1856-1861) und Maximilian II., König von Bayern und Schelling. Briefwechsel (1891). Im Gegensatz zur zeitgenössischen Beachtung ist der Anteil an Werken Hegels mit nur 15 Titeln, einschließlich der ersten Gesamtausgabe (G. W. Fr. Hegels Werke, 1832-1887) und des Erstdrucks der Grundlinien der Philosophie des Rechts (1825), äußerst gering. Von Ernst Haeckel und Karl Marx liegen je 70 Titel vor. Das Werk Arthur Schopenhauers ist mit 87 Titeln, u. a. einigen noch zu Lebzeiten erschienenen Schriften und den unmittelbar nach seinem Tod herausgegebenen Werk- und Briefausgaben, umfassend repräsentiert. Von Friedrich Nietzsche sind 48 noch im 19. Jh gedruckte Titel zu nennen, z. B. die Unzeitgemäßen Betrachtungen (1871), verschiedene Ausgaben von Also sprach Zarathustra (z. B. 1886) und 2 noch zu Lebzeiten herausgegebene Werkausgaben (Leipzig 1895 und 1899).

2.32 Im umfangreichen Bestand zur christlichen Philosophie entfallen 14 der ältesten Titel auf Schriften des Nicolaus von Cues (Cusanus), darunter die Opera omnia (Paris 1514). Von den Thomisten zu Beginn des 15. Jhs sind 43 Werke von Dionysius, dem Kartäuser (darunter In Sententiarum libros IV commentarii, Venedig 1584) und 2 von Johannes Capreolus zu erwähnen. Von den Autoren der Nominalistenschule ist u. a. Johannes Gerson mit 44 Titeln vertreten, darunter De vita spirituali (Paris 1513) und das ihm zugeschriebene Werk De imitatione Christi libelli IV (Wien 1561). Zu den 18 Titeln des Antoninus von Florenz zählt ein Baseler Druck der Summa theologica (1502). Von Petrus Tartaretus gibt es 5 Titel, darunter der berühmte Aristoteles-Kommentar Totius philosophiae nec non metaphysicae Aristotelis expositio (Wittenberg 1504). Dem Ausklang des Nominalismus in Deutschland sind 12 Titel Gabriel Biels zuzurechnen, z. B. sein unvollendeter Sentenzenkommentar Commentarii in IV. sententiarium libros (Brixen 1574). Den italienischen Neuplatonismus repräsentieren Marsilius Ficinus (17 Titel, darunter sein Hauptwerk Theologia Platonica, Paris 1559) und Pico della Mirandola (46 Titel). Für das unter ihrem Einfluß wachsende Interesse am Studium der Philosophen der Antike stehen die Werke von Georgios von Trapezunt (14 Titel), Theodoros von Gaza (13 Titel) sowie der Aristoteliker Andreas Caesalpinus (8 Titel, u. a. Questionum peripateticorum, Venedig 1593) und Caesare Cremonini (4 Titel, z. B. Apologia dictorum Aristotelis, 1627).

2.33 Zur Neuorientierung in der (christlichen) Philosophie nördlich der Alpen ist neben den Werken von Nicolaus Cusanus und Erasmus von Rotterdam (s. o. 2.27; ferner die seltene Ausgabe von Erasmus' Enchiridion militis christiani, Wien 1524) vor allem auf das OEuvre Philipp Melanchthons hinzuweisen. Mit etwa 200 Titeln ist es umfassend und mit zahlreichen frühen Drucken vertreten, z. B. Philosophiae moralis epitome (Straßburg 1533) und Commentarii in Ethicorum (Straßburg 1535). Von Rudolf Agricola liegen 21 Titel vor (z. B. De inventione dialectica, Straßburg 1521), von Nikolaus Taurellus 5 (u. a. De rerum aeternitate, metaphysices universalis, 1604). Die Erneuerung der Scholastik in Spanien ist z. B. mit 17 Werken Francisco Suarez' (Disputationes metaphysicae, Mainz 1600) dokumentiert. Das Sammelwerk der Jesuiten von Coimbra, Commentarii collegii Coimbracenses Societatis Jesu (Leiden 1594), besitzt die Bibliothek in 24 Ausgaben aus dem Zeitraum von 1594 bis 1633. Diesem Humanistenkreis können auch die Schriften von Francisco da Victoria (4 Titel) zugezählt werden.

2.34 Der vorwiegend deutschsprachige Bestand an Schriften theosophischer Mystiker des 16. und 17. Jhs weist 39 Titel Jacob Böhmes auf (u. a. Aurora, 1634; Mysterium Magnum, 1640, und Von der Gnadenwahl, 1665), 3 von Valentin Weigel (Der güldene Griff, 1613), 39 von Sebastian Franck (Die guldin Arch, Bern 1557) und 15 von Angelus Silesius. Dem Verhältnis des geistigen Lebens zur Natur widmen sich Schriften Blaise Pascals (40 Titel, aber kaum Erstausgaben) und Nicolas Malebranches (24 Titel). Theosophische Anschauungen beschrieb Pierre Poiret (7 Titel, darunter L'économie divine ou système universel, 1687). Zur Rezeption der augustinischen Geschichtsphilosophie ist auf die im vorgegebenen Rahmen der Theologie zufallenden Publikationen Jacques-Bénigne Bossuets (100 Titel) hinzuweisen, für die Beweisführung über das Dasein Gottes auf das Werk François Fénelons (90 Titel). Der von Descartes beeinflußte Kritiker und Polemiker Pierre Bayle ist mit 40 Titeln, die Cambridge-Schule der Platoniker hingegen nur mit wenigen Werken vertreten (3 von Ralph Cudworth, 2 von Henry More). Die von den glischen Deisten betriebene Lehre von einer natürlichen Religion repräsentieren u. a. 8 Titel Herbert von Cherburys - darunter De veritate (London 1645) - und 14 John Tolands (Christianity not mysterious, 1696); von Anthony Shaftesbury (10 Titel) und Richard Cumberland (ein Titel) stammen die wenigen Werke der englische Moralphilosophie des 17. Jhs.

2.35 Aus der Zeit der Aufklärung ist die für die christliche Philosophie zentrale Leibnizsche Theodizee anzuführen, die in der Erstauflage der Essais de Theodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de l'homme, et l'origine du mal (Amsterdam 1710) und in späteren Drucken (z. B. 3 französische Ausgaben aus den Jahren 1712 bis 1760 und die Hannoveraner Ausgabe von 1763) vorliegt. Neben den Werken Leibniz' und Christian Wolffs finden sich unter den Drucken aus dem 18. Jh z. B. 30 Titel Johann Franz Buddeus', 2 Andreas Rüdigers, Ulrich Peutingers religionsphilosophische Schrift Religion, Offenbarung und Kirche (1795), 11 Titel des durch den glischen Deismus beeinflußten Hermann Samuel Reimarus sowie 29 Drucke des im Geiste der christlichen Neuplatoniker entstandenen Werkes Giovanni Battista Vicos. Die christliche Philosophie nach der französischen Revolution ist u. a. durch 50 Titel François Chateaubriands (darunter Génie du Christianisme, 1802) und 5 Titel Joseph de Maistres repräsentiert. Der vorwiegend in Italien dominierenden augustinisch-idealistischen Richtung sind 30 Titel Antonio Rosmini-Serbatis (darunter die Erstausgaben Opuscoli filosofici, 1827-1828, und Principi della scienza morale, 1831) sowie 13 Titel Vicenzo Giobertis zuzuordnen. Die religionsphilosophischen Werke aus der Zeit des deutschen Idealismus und der Romantik - vor allem Fichtes, Schellings, Friedrich Schlegels, Hegels und Schleiermachers - sind hauptsächlich in Werk- und Gesamtausgaben zugänglich. Die lückenhafte Ausgabe der Werke des Theosophen Franz von Baader (Leipzig 1851-1860) ergänzen 11 Titel seiner Einzelschriften, die katholisch-romantische Staats- und Gesellschaftsphilosophie von Adam Heinrich Müller von Nitersdorf ist mit 18 Titeln ausgewiesen.

2.36 Von Jakob Friedrich Fries ist das Handbuch der Religionsphilosophie und der philosophischen Ästhetik (1832) zu nennen, aus dem vorwiegend der Logik und Mathematik gewidmeten OEuvre Bernhard Bolzanos (35 Titel) das ursprünglich anonym erschienene Lehrbuch der Religionswissenschaft (1834). Auch Publikationen des Psychologen Johann Friedrich Herbart und Franz Karl Lotts (2 Titel) sowie Werke Eduard von Hartmanns (32 Titel, darunter Das religiöse Bewußtsein der Menschheit im Stufengang seiner Entwicklung, 1882) entstanden in der Wechselwirkung zwischen Naturwissenschaft und spekulativer Metaphysik des 19. Jhs. Von Anton Günther gibt es 10 Titel (z. B. Vorschule zur spekulativen Theologie des positiven Christentums, 1828-1829), von Martin Deutinger 6, von Johann Heinrich Pabst 4. 20 Titel von Karl Werner beziehen sich großteils auf die Überlieferung der christlichen Philosophie. 27 Titel von Joseph von Görres schließen z. B. den Erstdruck Die christliche Mystik (1836-1842) ein. Mit der christlichen Menschenlehre beschäftigen sich Johann-Heinrich Löwe (8 Titel), Wilhelm Kaulich (15 Titel) und Vinzenz Knauer (12 Titel).

2.37 Zur Schule des Neuthomismus in der christlichen Philosophie des 19. Jhs fehlen die Werke aus dem italienischen Raum beinahe zur Gänze; auch von den französischen Denkern der Neuscholastik (Pierre Mandonnet, Maurice de Wulf) sowie der Löwener neuscholastischen Schule (Kardinal Desiré Mercier, Herausgeber der Revue néoscolastique, 1894 ff., und Kardinal Viktor Auguste Deschamps) sind nicht mehr als je 2 Titel vorhanden. Die deutschen Autoren Georg Hagemann und Joseph Kleutgen (je ein Titel), Clemens Baeumker (5), Heinrich-Seuse Denifle (11), Franz Ehrle (3), Konstantin Gutberlet (4) und Georg von Hertling (8) sind erwartungsgemäß mit ihren bekanntesten Publikationen vertreten. Der internationale Einfluß dieser Strömung spiegelt sich immerhin in den Werken von Jaime Luciano Balmez (9) und Juan Donoso-Cortès (5) aus Spanien sowie John Henry Newman (9) aus England wider. Von Ernst Commer sind 3, von Paul Haffners 5 und von Joseph Jungmann 9 Titel verzeichnet. Die durch den Katholizismus geprägte Literatur vervollständigen 15 Titel Jakob Frohschammers, 17 Friedrich Kirchners und 5 Bernhard Münz'. Von Sören Kierkegaard gibt es 6 Titel, darunter der Erstdruck seiner Schrift Enten-Eller (Kopenhagen 1843).

2.38 Die Grundlagentexte der jüdischen Philosophie sind mit je 2 Ausgaben des Buches Zohar (Sepher ha-zohar 'al-torah, Lublin 1623) und der Kabbala denudata seu doctrina Hebreaeorum transcendentalis (1677-1684) in der kommentierten Übersetzung aus dem Hebräischen von Christian Knorr ab Rosenroth dokumentiert. Von Ibn Gebriol Avencebrol besitzt die Bibliothek 15 Titel (u. a. sein Hauptwerk Fons vitae in der von Clemens Baeumker herausgegebenen ersten Übersetzung aus dem Lateinischen, 1892-1895), von Bachja Ibn Pakuda 11. Mit 63 Titeln ragt das Werk des Moses Maimonides durch Anzahl und Qualität der Ausgaben hervor, zu denen Erstdrucke von Bi'ur miloth ha-higayon (Venedig 1566) und Misneh torah oder Sepher yadh (Venedig 1550-1551) sowie Die Ethik des Maimonides oder Schemonah Perakim (1832) zählen. Von den jüdischen Philosophen des Mittelalters sei auch Levi ben Gerson (4 Titel) genannt, aus der Renaissancezeit Jehuda Abravanel (auch Leo Hebraeus bzw. Leone Ebreo, 9 Titel - darunter Dialogi di amore, Vinegia 1541). Von den Denkern der Neuzeit, die ihr Werk in der Auseinandersetzung mit der Tradition der jüdischen Philosophie schufen, ist Moses Mendelssohn mit 59 Titeln (darunter 3 Werkausgaben von 1819, 1838 und 1843-1856) hervorzuheben.

2.39 Die islamischen Philosophen sind ihrem zeitgenössischen Bekanntkeitsgrad entsprechend vertreten. Es überwiegen die hellenisierenden Schulen. Von Kindi stammen 3, von Farabi 5 Titel (u. a. Alpharabii vetustissimi Aristotelis interpretis opera omnia, Paris 1628). Von dem im Westen einflußreichsten islamischen Philosophen Avicenna sind zwar 41 Titel vorhanden, jedoch überwiegend Werke medizinischen Inhalts und keine Erstausgaben. 19 Werke finden sich von Gazali, einschließlich Algazelis Arabis Logica & Philosophia (Köln 1506) und O Kind. Die berühmte ethische Abhandlung Gazalis (1838), herausgegeben von Josef von Hammer-Purgstall. Von Ibn Tufail (Abubacer) sind 3, von Ibn `Arabi ist nur ein Titel verzeichnet. 29 Titel liegen von Averroes vor, z. B. der Erstdruck Averrois in Aristotelis opera commentarii (Venedig 1512) und Philosophie und Theologie des Averroes (1859), herausgegeben von M. J. Müller. Von den islamischen Philosophen der Folgezeit seien Razi (Razes, 6 Titel) und Tusi (2 Titel) erwähnt.

2.40 Mit etwa 4800 Titeln bildet die Literatur zur Psychologie die umfangreichste Fachgruppe innerhalb der Abteilung Philosophie. Die Anfänge des Faches, die traditionelle metaphysische oder rationalistische Lehre von der Seele, faßt der in 3 frühen Ausgaben vorliegende Commentarius de anima des Philipp Melanchthon (Wittenberg 1542, Straßburg und Wittenberg 1548) zusammen. Ihm stehen 2 Drucke von Juan L. Vives' De anima et vita libri tres (Basel 1538, London 1555) zur Seite. Von dem mit 28 Titeln umfassend dokumentierten OEuvre Rudolf Goclenius' ist die Erstausgabe der Psychologia (Marburg 1590) hervorzuheben. Auch die Psychologia anthropologica (Hannover 1594) Otto Casmanns fehlt nicht. Zu den ältesten Traktaten zählen weiters Jacob Böhmes Viertzig Fragen von der Seelen Urstand, Essentz, Wesen (1663) und Les caractères de Théophraste (1692, 1693 ff.) von Jean de La Bruyère (insgesamt 30 Titel).

2.41 Zur Entwicklung der empirischen Psychologie im 18. Jh finden sich z. B. die neurologischen Forschungen Charles Bonnets (23 Titel), die Assoziationslehre David Hartleys (5 Titel), Michael Hissmanns Geschichte der Lehre von der Assoziation der Idee (1777) und die Untersuchungen von Julien Offray de Lamettrie (14 Titel). Die gegen Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jhs populären Bereiche Physiognomik, Magnetismus, Charakterkunde etc. belegen Abhandlungen Antoine Josèph Pernettys (12 Titel), Johann Kaspar Lavaters Physiognomische Fragmente (1775), Franz Anton Mesmers Dissertatio Physico-medica de planetarum influxu (1776) und Allgemeine Erörterungen über den Magnetismus und Somnambulismus (1815), Justus Christian Hennings' Geschichte von den Seelen der Menschen und Tiere (1774) und Von den Ahndungen und Visionen (1777) sowie die Studien Carl Gustav Carus' (52 Titel). Aber auch die akademische Psychologie dieses Zeitraums deckt der Bestand gut ab, z. B. mit 7 Titeln Johann Nicolaus Tetens', darunter Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung (1777), 45 Titeln Christoph W. Hufelands sowie mehreren Ausgaben von Christian Wolffs Psychologia empirica (1732) und Psychologia rationalis (1734). Für das 19. Jh ist auf Johann Friedrich Herbart hinzuweisen: Die Bibliothek besitzt zwar nur 30 Ausgaben seiner Schriften, die Auseinandersetzung österreichischer Zeitgenossen mit seinem Werk wurde jedoch umfassend gesammelt (u. a. 30 Titel Robert Zimmermanns, 20 Matthias-Amos Drbals, 7 Josef W. Nahlowskys, 5 Franz Seraphin Exners, 3 Wilhelm Fridolin Volkmanns). Von den weiteren österreichischen oder in Österreich wirkenden Psychologen sind Richard Krafft-Ebing mit 23, Alexius Meinong mit 15, Johann Peithner von Lichtenfels mit 14 und Salomon Stricker mit 17 Titeln am besten vertreten. Vielbeachtet war auch das Wirken des Wiener Arztes Ernst Freiherr von Feuchtersleben (75 Titel, darunter der Erstdruck Zur Diätetik der Seele, 1838).

2.42 Im Bestand zur Sozial-, Rechts- und Staatsphilosophie (ca. 4500 Titel) stellt die vor 1800 erschienene Literatur den bedeutenderen Anteil. Von fast allen bekannten Autoren des 16. Jhs gibt es zahlreiche zeitgenössische Drucke, z. B. 27 von Thomas Morus (darunter De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia, Basel 1518, und eine Gesamtausgabe der Werke, Leuven 1566) und 93 von Niccolò Machiavelli (z. B. eine 1540 in Venedig erschienene Werkausgabe und 5 weitere des 16. Jhs). Machiavellis Principe ist mit 7 originalsprachlichen Ausgaben (die älteste erschien 1535, o. O.), 2 tschechischen, einer polnischen, 3 französischen, 4 deutschen und 9 lateinischen Fassungen verzeichnet. Von Jean Bodin finden sich 34 Titel (z. B. Six livres de la république, Paris 1577, und De la démonomanie des sorciers, Paris 1580), von Dominicus de Soto 12 (u. a. De justitia et iure, London 1558) und von Tommaso Campanella 38. Bei den rechtsphilosophischen Traktaten des 17. Jhs sind Francisco Suarez' Tractatus de legibus (1613), 2 Ausgaben des Leviathan (in Englisch 1651, in Latein 1670) von dem insgesamt mit 20 Titeln vertretenen Thomas Hobbes und 108 Titel Hugo Grotius' (mehrere Ausgaben der Briefwechsel und des Traktats De iure belli ac pacis libri tres, 1631 ff.) hervorzuheben. Die gesellschafts- und staatsphilosophischen Schriften der Vorgänger der französischen Aufklärung sind besonders zahlreich - so gibt es 60 Titel von Montesquieu, darunter einige kurz nach seinem Tod erschienene Werkausgaben sowie Briefsammlungen und Einzelpublikationen in mehreren Ausgaben, wie De l'Esprit des lois (1748, 1749 u. a.).

2.43 Auffallend ist auch der große Umfang des naturrechtlichen Schrifttums aus der Epoche der deutschen Aufklärung. Zu erwähnen sind 84 Werke Samuel Pufendorfs (darunter Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre, 1691, sowie Acht Bücher vom Natur- und Völcker-Rechte, 1711) und 230 Titel Christian Thomasius'. In Ergänzung zu den sozial- und rechtsphilosophischen Schriften von Leibniz und Christian Wolff liegen 38 Titel Chr. F. Nicolais vor. Im Vergleich dazu nehmen die in der Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution entstandenen sozialphilosophischen Darstellungen, Sozialutopien und Werke des Frühsozialismus am Ende des 18. und bis zur Mitte des 19. Jhs geringeren Raum ein. Eine Ausnahme dazu stellen die sozialphilosophischen Werke Ferdinand Lassalles (78) dar.

2.44 Aufgrund der für alle
Sammelgebiete. der Bibliothek geltenden Dokumentation der in Österreich bzw. von österreichischen Autoren erschienenen Werke nimmt die Philosophie in Österreich einen besonderen Stellenwert im Bestand ein. In Ergänzung zum bereits genannten Nicolaus von Cues ist auf 2 Titel Heinrich von Langensteins, Philosophielehrer an der Universität Wien um 1384, zu verweisen (u. a. Secreta sacerdotum per Michaelem Lochmayr correcta et redacta, Augsburg 1503). Nur 10 Titel gibt es vom Humanisten und Hofbibliothekar Konrad Celtis. Die Schriften der Denker des 16. Jhs, insbesondere der im Rahmen der Ordenshochschulen in den österreichischen Klöstern lehrenden Philosophen, wurden hingegen umfassender gesammelt. Neben 5 Titeln Georg Ritheimers (u. a. Libellus eisagogikos in VIII. libros physicorum Aristotelis, Wien 1539) sind die Publikationen Jacob Pontanus' (20), Hieronymus Hirnhayms (2), Johannes Caramuel von Lobkowitz' (22), Kaspar Knittels (5) und Georgius Weis' (2) zu nennen. Der Bestand weist jedoch auch Lücken auf - die Werke des Matthäus Weiß, Rektor an der Hochschule in Salzburg, scheinen z. B. im Katalog nicht auf. Joseph Frantz' Tractatus metaphysicae, ein für Kaiser Josef II. verfaßtes Lehrbuch der Metaphysik, das die Verbreitung der Lehre des Descartes in Österreich illustriert, ist nur mit einer Ausgabe von 1895 verzeichnet.

2.45 Unter dem Einfluß der europäischen Philosophie des 18. Jhs wirkten in verschiedenen Städten Österreichs - z. T. als akademische Lehrer - u. a. Ludwig Babenstuber (2 Titel), Florianus Dalham (6), Johann Baptist Hofer (1), Franz Samuel Karpe (4), Augustin Schelle (4), Carl Scherffer (14), Sigmund von Storchenau (20, darunter Institutiones logicae, 1769) und Ulrich Peutinger. Für das 19. Jh sind neben den in Österreich tstandenen Werken bereits genannter Autoren (Friedrich Schlegel, Bernhard Bolzano, Anton Günther und Johann Heinrich Pabst, s. o. 2.35 -2.36) 8 Titel des Piaristen Johann Nepomuk Ehrlich (Metaphysik als rationale Ontologie, 1841), 18 von Michael Leopold Enk von der Burg und 10 Joseph Ennemosers (u. a. Über den Ursprung und das Wesen der menschlichen Seele, 1824) vorhanden. (Zu den bekanntesten österreichischen Beiträgen zur Entwicklung der Psychologie s. o. 2.41.) Der Logik und Methodenlehre des Denkens widmeten sich Franz Brentano (30 Titel, darunter die Erstausgaben Von der mannigfachen Bedeutung des Seienden nach Aristoteles, 1862, und Psychologie vom empirischen Standpunkt, 1874), sein Gegner Wilhelm Jerusalem (8 Titel) sowie Edmund Husserl, Anton Maly und Franz Hillebrand (insgesamt 4 Titel). Von Ignaz Johann Hanusch, Lehrer der Philosophie in Olmütz und Prag, finden sich 25 Titel, von Alois Höfler 20, von Anton Oelzelt-Newin 7 und von Christian von Ehrenfels 12. Von den Schriften Ludwig Boltzmanns erschienen 6 vor 1900. Der Wirklichkeitsphilosophie des 19. Jhs sind die Werke Friedrich Jodls (8), Hugo Spitzers (2) und Gustav Ratzenhofers (3) zuzuordnen; mit dem Empiriokritizismus befaßten sich in Österreich Ernst Mach (10 Titel), Richard Wähle (9 Titel), Heinrich Gomperz (2 Titel) und Adolf Stöhr (8 Titel). Weiters vorhanden sind 8 Titel Alois Riehls, die sozialphilosophischen Schriften Anton Mengers (9) und Joseph Popper-Lynkeus'(5) sowie 4 Werke des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner.

2.46 Die Schriften ungarischer Philosophen, insbesondere vor 1800 erschienene, sind nur lückenhaft repräsentiert. Die Werke der Lehrer an den im 16. Jh gegründeten protestantischen Schulen sowie Erstausgaben der Schriften des János Csere von Apácza fehlen. Erst die im 19. Jh unter der Einwirkung der Philosophie Kants entstandenen Abhandlungen István Mártons, Sámuel Köteles', Sigismund Carlowszkys, József Rozgonyis, József Ruszeks und Bernát Alexanders (insgesamt 10 Titel) sowie Schriften Mihály Petöcz' (6) sind vertreten. Aus der Zeit der Spracherneuerung des Ungarischen stammt das von Imre Szalay edierte Terminologiewörterbuch Philosophiai müszótár (1834). Die Auseinandersetzung mit Schelling ist in Werken Aranka von Zágons, Ludwig Schedius' (u. a. Principia Philocaliae, 1828), István Nyíris und Cyrill Horváths (insgesamt 21 Titel) abgedeckt, die Rezeption der Philosophie Hegels mit 24 Werken (von Lajos Tarczy, János Warga, Gábor Szeremley, Károly Kerkápolyi und János Erdélyi). Je 8 Titel liegen von János Hetényi (z. B. A társadalmi élet szépsége az egyezménytan világánál felderítve, 1846), einem der Begründer einer ungarischen philosophischen Denkschule, und Gusztáv Szontágh vor. Von Károly Böhm gibt es nur einen Titel, vom Polyhistor Sámuel Brassai 30 (darunter die Erstausgabe Az igazi positiv philosophia, 1858).

2.47 Zur ungarischen Ethik und Rechts- bzw. Staatsphilosophie zählen die Werke János Télfys (22), Frigyes Medveczkys (8), Imre Pauers (4, u. a. die philosophische Zeitschrift Athenaeum, 1892 ff.), Antal Virozsils (1) und Tivadar Paulers (19). Während József von Eötvös mit 55 Drucken, darunter mehrere Auflagen seines grundlegenden Werkes A 19. század uralkodó eszméinek befolyása az álladalomra (Pest 1854), gut vertreten ist, besitzt die Bibliothek von Agost Pulszky nur einen Titel. Mit der Philosophie der Ästhetik beschäftigen sich 11 Publikationen Agost Greguss', 4 Zsolt Beöthys sowie Béla Jánosis Az esztétika története (1899). Zur Psychologie sind lediglich Pál Ranschburgs Neue Beiträge zur Psychologie (1897) zu nennen; die Werke ungarischer Autoren zur Logik, Erkenntnistheorie und Religionsphilosophie (Neothomismus) aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs fehlen.

2.48 Bei den philosophischen Publikationen aus dem österreichischen Polen ist in Ergänzung zum Werk Kasimir Twardowskis (4 Titel) auf Werke der positivistischen Schule (5 Jan Sniadeckis, 2 Juljan Ochorowicz', 30 Jósef Szujskis, 60 Stanislaw Tarnowskis, 20 Michael Bobrzynskis) hinzuweisen. Die messianistische Philosophie ist mit 8 Titeln Wojciech Dzieduszyckis und 5 Witold Rubczynskis dokumentiert.

Pädagogik

2.49 Bei den ca. 12.400 Titeln zur Pädagogik liegt der Schwerpunkt auf Publikationen des 19. Jhs, es dominieren Werke in deutscher Sprache. Unter dem Schlagwort Pädagogik verzeichnet der Schlagwortkatalog Alt 471 Schriften zu erziehungswissenschaftlichen Theorien. Von 100 Titeln zur allgemeinen Pädagogik sind die beiden Ausgaben der Paedologia (Leipzig 1519 und Straßburg 1521) von Petrus Schade, Philippus Bechius' De disciplina puerorum (Basel 1556) und Johann-Thomas Freiges Paedagogus, hoc est, libellus ostendens (Basel 1582) die ältesten. 3 Titel stammen aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. und 87 aus dem 19. Jh.

2.50 Erziehung im Sinne der praktischen Pädagogik behandeln 835 Titel. Bei den Werken des 16. Jhs, u. a. von Johannes Ludovicus Vives, Philipp Melanchthon und Nicodemus Frischlin, verdient eine sehr seltene, mit Kommentaren des Gisbert Longolius versehene Ausgabe des Anstandsbuches von Erasmus von Rotterdam, De civilitate morum puerilium libellus (Leipzig: Nicolaus Fabrus 1533), besondere Beachtung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die im 18. Jh erschienenen Publikationen John Lockes (Some thoughts concerning education, 1705 und 4 weitere Ausgaben), Johann Bernhard Basedows, Joachim Heinrich Campes und Christian Gotthilf Salzmanns. Von Jean-Jacques Rousseaus Emile, ou de l'Education gibt es 10 Ausgaben, darunter den vierbändigen Amsterdamer Erstdruck (1762). Auch Johann Heinrich Pestalozzis Wie Gertrud ihre Kinder lehrt (1801) liegt in der bei Geßner in Bern und Zürich erschienenen Erstausgabe vor. 20 Titel betreffen die allgemeinere Geschichte der Pädagogik, z. B. Jean-Jacques Fillassiers Dictionnaire historique d'éducation (1771). Unter 60 Zeitschriften, alle aus dem 19. Jh, finden sich 7 in Wien erschienene, u. a. die Freien pädagogischen Blätter (1867-1895) und Pädagogium (1879-1896).

2.51 Mit etwa 4100 Titeln stellen die Werke zum Schul- und Unterrichtswesen die weitaus größte Untergruppe. Speziell zum Schulwesen in Österreich-Ungarn sind alle bedeutenden Druckschriften versammelt - neben Erlässen und Gesetzestexten (z. B. die unter Maria Theresia erlassene Allgemeine Schulordnung für die deutsche Normal-, Haupt- und Trivialschulen in sämmtlichen Kaiserl.-Königl. Erbländern, 1775) auch im Zuge der zeitgenössischen Diskussion dazu erschienene Beiträge, z. B. die anonym publizierten Anecdoten zur Geschichte des Angriffs und der Vertheidigung der Normalschulen in den Kaiserlich-königlichen Staaten (1784) des insgesamt mit 6 Werken vertretenen Schulreformers Johannes Ignaz von Felbiger. Unter den Rara ist z. B. ein Druck der 1775 aus Anlaß einer Schuleröffnung in Prag gehaltenen Inauguralrede des böhmischen Schulreformers Ferdinand Kindermann (Ritter von Schulstein), Von dem Einflusse der niedern Schulen auf das gemeine Leben, auf die mittlern und hohen Schulen (1776).

2.52 Die Spezialliteratur zu einzelnen Unterrichtsfächern umfaßt 1400 Titel. Neben Literatur zu Lehrplänen und Unterrichtsgegenständen, wie G. C. Heinrichsens Über die Bevorzugung des Englischen an unseren Schulen (1874), handelt es sich vor allem um Schulbücher. Bei den Fibeln und Lesebüchern (insgesamt ca. 1070 Titel) kann L'ABC François (Genf 1553) als eines der ältesten Beispiele genannt werden. Das lateinisch-deutsche Exemplar von Johannes Amos Comenius' Orbis sensualium pictus (2. Aufl. 1658) wurde, wie der handschriftliche Vermerk nachweist, 1930 im Zuge einer Auktion aus dem Besitz der Grafen von Blagay erworben. Comenius' Schriften sind insgesamt mit ca. 70 Titeln gut repräsentiert. Schriften zum Universitätswesen sowie über einzelne Lehrerpersönlichkeiten vervollständigen die Literatur zum Fachbereich ädagogik. Hinzu kommt eine Sammlung von Schulprogrammen und Jahresberichten, die der Alte Nominalkatalog als Nachtrag - nach Schulorten geordnet - gesondert ausweist. Die bis 1900 erschienenen Publikationen betreffen 1499 Schulen, vorwiegend aus dem Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie, daneben sind aber auch Programme deutscher und schweizerischer Schulen vertreten. Zu den Wiener Schulen finden sich 128 Titel, die beinahe ausschließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs, z. T. mit zahlreichen Jahresbänden, erschienen. Sie stammen nicht nur von k.k. Gymnasien, sondern auch von diversen Einrichtungen öffentlicher und privater Schulerhalter (z. B. Jahres-Bericht über Dr. Adam Josef Pick's Lehr- und Erziehungsinstitut für Knaben israelitischer Konfession, Wien 1858-1860).

2.53 Als Ergänzung des pädagogischen Schrifttums sei auf die Kinder- und Jugendliteratur hingewiesen. An der auf wissenschaftliche Belange ausgerichteten Hofbibliothek wurde diesem Bereich wenig Aufmerksamkeit zuteil - der durch Pflichtexemplare und inkorporierte Bibliotheken erworbene Bestand an österreichischen und Wiener Kinderbüchern ist nur lückenhaft dokumentiert und erschlossen. Etwa 200 zwischen 1720 und 1830 erschienene Kinderbücher stammen aus der habsburgischen Fideikommiß-Bibliothek (Monschein, s. u. 5.). Der Alte Katalog weist insgesamt ca. 1830 bis 1900 erschienene Kinder- und Jugendschriften aus. Von 1115 Jugendbüchern sind 429 in deutscher, 405 in tschechischer und 100 in polnischer Sprache gedruckt. Der Rest verteilt sich mit 45 Titeln auf das Russische, mit 25 auf das Französische, mit 19 auf das Englische, mit 18 auf das Italienische und 10 auf das Ungarische; jeweils weniger als 10 Titel entfallen auf Jugendbücher in anderen Sprachen. Bei den 540 Kinderbüchern stehen den 184 deutschsprachigen Exemplaren 140 tschechische, 59 englische, 47 polnische, 37 französische, 26 ungarische und 47 in anderen Sprachen gegenüber. Weiters gibt es 130 Titel mit Theaterstücken für Kinder und 55 Werke mit Kinderliedern und -reimen. Einen Schwerpunkt bildet die österreichische Kinder- und Jugendliteratur aus der Biedermeierzeit, die auch mit seltenen Ausgaben der Werke Leopold Chimanis, z. B. Erzählungen für die Jugend (Wien, um 1820) und Die beweglichen Bilder mit der Beschreibung einiger schöner Umgebungen Wiens (1835), sowie Jakob Glatz' (z. B. das mit 300 Abbildungen von Conrad Horny versehene Naturhistorische Bilder- und Lese-Buch, 1803) vertreten ist.

Geschichte und historische Hilfswissenschaften

2.54 Mit 115.000 Titeln nimmt der Fachbereich der historischen Wissenschaften den größten Raum unter den Druckschriftenbeständen ein. Verteilt nach Jahrhunderten entfallen 9000 Titel auf das 16. Jh, 13.300 auf das 17. Jh, 21.000 auf das 18. und 72.000 auf das 19. Jh. Der Historie galt bereits das spezifische Interesse der Habsburger in der Frühzeit der Bibliothek, als Sammelschwerpunkt kam ihr in der langen Geschichte der Hofbibliothek stets besondere Aufmerksamkeit zu. Daß unter den Kustoden und gelehrten Förderern der Bibliothek neben vielen anderen hervorragenden Wissenschaftlern die kaiserlichen Hofhistoriographen Wolfgang Lazius, Johannes Sambucus, Peter Lambeck und Gottfried Philipp Spannagel wirkten, trug zur sachkundigen Erweiterung der Bestände bei. Der besondere Rang der Geschichtswissenschaften an der Hofbibliothek entstand nicht zuletzt auch durch die Aufgabe der Edition und wissenschaftlichen Bearbeitung der im Hause aufbewahrten reichen Handschriftenbestände und anderer quellenkundlich relevanter Dokumente, denen für die historische Forschung im allgemeinen, im besonderen jedoch für die Entwicklung der österreichischen Geschichtsforschung des 18. und 19. Jhs größte Bedeutung zukam.

2.55 Unter den zahlreichen Legaten und im Laufe der Jahrhunderte erworbenen Bibliotheken mit geschichtswissenschaftlichen Beständen befanden sich so unterschiedliche Sammlungen wie die 1655 von Albert Fugger (1624-1692) angekaufte Bibliothek, die 1665 übernommene Ambraser Sammlung, die Bibliothek von Georg Wilhelm Freiherr von Hohendorf (1720) und jene des Leiters des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und Direktors der Hofbibliothek, Heinrich von Zeißberg (1839-1899), die 1921 übernommene habsburgische Fideikommiß-Bibliothek und die Viennensia-Sammlung Wilhelm Klasterskys (1880-1961). Die in Quantität und Qualität bemerkenswerteste Sammlung ist die Bibliotheca Eugeniana (s. o. 1.19), in der die Historie (einschließlich der Kirchengeschichte und Hagiographie) mit ca. 4500 Werken die größte Sachgruppe, etwa die Hälfte des Titelbestandes, stellt. Sie reicht von den in mehreren und kostbaren Ausgaben vertretenen Schriften der Historiker der Antike über 33 Bde des Corpus historiae Byzantinae (Paris 1648) bis hin zur besonders umfangreichen Literatur über die neuere europäische Geschichte und die Geschichte der außereuropäischen Welt. Durch Aufstellung (in der Kuppel des Prunksaals) und Signatur in ihrer Provenienz gekennzeichnet, sind die einzelnen Titel der Eugeniana jedoch Teil der Druckschriftensammlung.

2.56 Der Fachbestand ist in seiner Gesamtheit durch die nahezu geschlossene Präsenz der bedeutenden Werke der Geschichtswissenschaften und ihrer Teildisziplinen vom 16. bis zum 19. Jh ausgezeichnet. Es finden sich durchwegs qualitätvolle Editionen, nicht selten Erstausgaben der grundlegenden Werke der historiographischen Schulen des italienischen Späthumanismus, der europäischen Geschichtsschreibung des 16. und 17. Jhs, der historiographischen Leistungen der Aufklärung sowie der Hilfswissenschaften und philologisch-kritischen Schulen der Historiographie des 19. Jhs. Aus der Entwicklung als Hofbibliothek der Habsburger erklären sich spezifische Bestandsschwerpunkte, wie die Reichshistorie und die historische Landes- und Ortskunde habsburgischer Länder mit besonderer Berücksichtigung der dynastischen österreichisch-habsburgischen Belange. Die Literatur zur österreichischen Geschichte und Geschichtsschreibung erfuhr seit den Anfängen der Bibliothek besondere Förderung und ist in dieser Vollständigkeit an keiner anderen österreichischen Bibliothek vorhanden. Großen Anteil daran haben quellenkundlich bedeutende Werke, wie der reiche Bestand an Drucken zu den österreichisch-osmanischen Beziehungen unter militärischen, diplomatischen und kulturhistorischen Aspekten. Die Sammlung zur österreichischen Geschichtsschreibung spiegelt deren besondere Akzente und Perioden wider; sie umfaßt die österreichische Historiographie des Humanismus, der Spätrenaissance, die höfische, landständische und kirchliche Geschichtsschreibung des Barock, die Aufklärungshistoriographie, die Geschichtsschreibung der franziszäischen Zeit und des Vormärz, die Staatshistoriographie vor 1867 und die Geschichtsschreibung der österreichisch-ungarischen Monarchie bis zum Ende der Berichtszeit. Der Umfang einzelner Bereiche der historischen Wissenschaften im Bestand ist quantitativ nicht abgrenzbar. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auf einige kleinere, anhand des Alten Schlagwortkataloges identifizierbare Titelgruppen, die jedoch nur beispielhafte Schlaglichter auf den riesigen Bestand werfen. Gelegentlich sind einzelne Titelgruppen mehreren Sachgruppen zuordbar - so wird auf die Werke zur Epigraphik und Numismatik im Abschnitt zur Kunst und Archäologie eingegangen.

2.57 Aus dem Bereich der historischen Hilfswissenschaften sind ca. 100 Titel zu den Schlagworten Paläographie (darunter einige Erstausgaben des 18. Jhs, wie Bernard de Montfaucons Palaeographia graeca, 1708) und 50 zu Diplomatik verzeichnet (25 des 18. Jhs). Neben den oft in mehreren Ausgaben vorliegenden Standardwerken, wie Jean Mabillons De re diplomatica (1681-1704 und 1709), sind vor allem die Publikationen der österreichischen Universitätsprofessoren versammelt, z. B. Gregor Maximilian Grubers Lehrsystem einer allgemeinen Diplomatik (1783-1784, 1789) und Programma didacticum super optima methodo scribendi, docendique artem diplomaticam (1795). Hinzu kommen etwa 300 Urkundenausgaben und Regesten. Ca. 170 Titel betreffen die Sphragistik. Unter den ältesten sind Olivarius Vredius' Sigilla comitum Flandriae in lateinischer (Brügge 1639) und französischer Ausgabe (1641) sowie Claude Saumaises De subscribendis et signandis testamentis, item de antiquorum et hodiernorum sigillorum differentia tractatus (1653).

2.58 Mit der Heraldik befassen sich ca. 440 Titel. Davon erschienen 32 im 16. Jh, u. a. das mit Kupferstichen von Virgil Solis ausgestattete Wappenbüchlein (Nürnberg 1555, Neudruck 1822), Martin Schrots Wappen Buch des hohen Geistlichen und Weltlichen Stands der Christenheit in Europa (München 1576) und Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches (München 1580). Hervorzuheben sind auch Jost Ammans Stam und Wappenbuch hochs und niders Standts (Frankfurt 1579, 1589 und Neudruck 1881) und das erste in Österreich gedruckte Wappenbuch des Zacharias Bartsch (Wappenbuch, Graz 1567, Neudruck 1882 und Faksimileausgabe 1893). Zu den 38 Titeln des 17. Jhs zählen die erste Ausgabe von Johann Siebmachers New Wapenbuch (Nürnberg 1605 und 7 weitere Ausgaben) und Claude François Menestriers Le véritable art du blason (1671, auch in Deutsch als Wohlanständige Adels-Zierde, 1694). Aus dem 18. Jh (90 Titel) und 19. Jh (280 Titel) liegen vor allem Werke zur Heraldik Österreichs vor, z. B. Über den österreichischen erzherzoglichen Wappenschild (1778) und Vollständige Aufklärung der Geschichte des österreichischen herzoglichen Wappenschildes (1781 und 1783) von Konstantin Franz Florian Anton von Kauz, Konrad Fischnalers Wappenbuch der Städte und Märkte der gefürsteten Grafschaft Tirol (1894) sowie die ersten heraldischen Zeitschriften (u. a. Heraldisch-genealogische Zeitschrift, 1871 ff., Archives Héraldiques Suisses, 1899 ff.).

2.59 Die Genealogie behandeln ca. 400 Titel. Neben den allgemeinen Anleitungen und Nachschlagewerken des 18. und 19. Jhs, wie Johann Christoph Gatterers Handbuch der neuesten Genealogie und Heraldik (1761) und Abriß der Genealogie (1788), dominieren auch hier Publikationen zur Genealogie österreichischer Adelsgeschlechter, insbesondere zum Haus Habsburg. 30 Titel des 16. Jhs schließen Wolfgang Lazius' Commentariorum in Genealogiam Austriacam libri II (Basel 1564) und eine der 3 Ausgaben von Jacob Manlius' Cronica Habsburgensis nuper rigmatice edita (Konstanz 1507) ein. Aus dem 17. Jh stammen etwa 80 Titel, aus dem 18. Jh 90 und aus dem 19. Jh 200, darunter auch zahlreiche genealogische Tafeln, wie Gottfried Philipp Spannagels Bipartita Commentatio in tabulam hieroglyphicam et geneographicam domus Austriacae et Lothringicae (3 unterschiedliche Ausgaben von 1744) und Alois Primissers Der Stammbaum des Allerdurchlauchtigsten Hauses Habsburg-Österreich (Wien 1821 und 1834).

2.60 Unter 300 Titeln zum Schlagwort Chronologie finden sich 40 des 16. Jhs, u. a. Leonhard Krentzheims Chronologia (Görlitz 1577), Girolamo Bardis Chronologia universale und Sommario overo età del mondo chronologiche (beide Venedig 1581) sowie 4 Ausgaben der Schriften Johannes Padovanis (z. B. De anno innovando, Verona 1575). Von dem für die wissenschaftliche Chronologie bedeutenden Werk Joseph Scaligers, De emendatione temporum, besitzt die Bibliothek nicht die Pariser Erstausgabe von 1583, sondern die in Frankfurt 1593 und Leiden 1598 erschienenen Drucke. Aus dem 17. Jh stammen 60 Titel (z. B. das Opus chronologicum von Sethus Calvisius in den Auflagen von 1620, 1629, 1650 und 1685), aus dem 18. Jh 60 und aus dem 19. Jh ca. 140.

2.61 Neben den Hilfswissenschaften nimmt der Bereich Historia universalis et miscella breiteren Raum ein. Im Entwurf des auf alten Bestandsstrukturen beruhenden systematischen Schemas von 1895 umfaßte er die Literatur zur Geschichte im allgemeinen, neben Nachschlagewerken und Bibliographien auch Schriften zur Geschichtsphilosophie und Historiographie, vermischte Beiträge, Titelgruppen zur Welt- und Kulturgeschichte sowie Periodika. Nach der Auflösung der systematischen Strukturen sind über einzelne Titel hinausgreifende Gruppen im Gesamtbestand nur nach Schlagwörtern identifizierbar, die nach dem Prinzip des engsten Begriffes vergeben wurden. Die Anzahl der unter einem Schlagwort eingeordneten Titel kann jedoch keinesfalls mit der dazu insgesamt vorhandenen Literatur gleichgesetzt werden. So finden sich unter Geschichtsphilosophie 130 Titel, z. B. Giambattista Vicos Principi di una scienza nuova (1725 und 1816, in französischer Übersetzung 1844), 2 originalsprachliche Exemplare und eine deutsche Übersetzung von Voltaires La philosophie de l'histoire (1765 und 1768), Erstausgaben der Schriften Franz Joseph Molitors (u. a. Philosophie der Geschichte, 1834-1853) sowie Hippolyte Taines Nouveaux essais de critique et de l'histoire (1865) und Tomáš Garrigue Masaryks Theorie dejin dle zásad T. H. Bucklea (1884). Aus der Sichtung der Bestände zur Philosophie ist der Umfang der Titelgruppe zur Geschichtsphilosophie insgesamt jedoch mit dem Doppelten, etwa 250 Titel, zu veranschlagen (s. o. 2.24 ).

2.62 Etwa 560 Titel ergeben die im Katalog als Beiträge zur Geschichte verzeichneten Darstellungen. Sie schließen sowohl vielbändige und universale Werke des 19. Jhs ein, wie Friedrich Raumers Historisches Taschenbuch (1830-1882), als auch frühe kulturgeschichtliche Studien, wie Lodovico Domenichis Detti et fatti de diversi signori et persone private (Venedig 1562). Die Bestandsgruppe zur Geschichtsschreibung setzt sich in erster Linie aus den - im Alten Schlagwortkatalog auf etwa 400 Verweisungen verteilten - Publikationen über Historiker zusammen, wobei die Historiker des 19. Jhs und jene der Antike bis zum 16. Jh annähernd gleich häufig genannt sind. Die unter den Verweisungen verzeichneten Titelgruppen sind unterschiedlich umfangreich. Zu Herodot sind z. B. 130 Werke vorhanden. Etwa 1800 Titel entfallen auf das Schlagwort Geschichtsquellen - Quelleneditionen, Quellensammlungen und auf Quellenwerke bezogene Kommentare, geordnet nach Jahrhunderten und Epochen, darunter z. B. 2 Exemplare von Diversarum gentium historiae antiquae Scriptores tres (Hamburg 1611) und Etienne Baluzes Miscellaneorum libri VII hoc est collectio veterum monumentorum quae hactenus latuerant in variis codicibus ac bibliothecis (Paris 1678-1715) aus der Bibliotheca Eugeniana.

2.63 Unter Weltgeschichte sind rund 1000 Titel eingeordnet. Von den 240 Titeln des 16. Jhs ist die Erstausgabe von Jakob Philipp Forestis Novissime hystoriarum omnium repercussiones (Venedig 1503) der älteste Druck, neben 7 weiteren Ausgaben (darunter eine spanische und 3 italienische Übersetzungen) des 16. und einer Edition des 17. Jhs. Herodots Weltgeschichte besitzt die Bibliothek in 22 Ausgaben des 16. bis 19. Jhs (auch tschechische, polnische und rumänische). Von Otto von Freising sind Rerum ab origine mundi (Straßburg 1515) und Chronicon (Basel 1569) zu nennen, von Johannes Sleidanus der Erstdruck und 13 (8 des 16. Jhs) Ausgaben seiner Abhandlung De quatuor summis imperiis (Straßburg 1556). Ca. 200 Titel des 17. Jhs schließen neben den Standardwerken (z. B. Walter Raleighs The history of the world, 1614) auch zahlreiche in Wien gedruckte Publikationen ein, wie Blasius Vitalis Seywalds Welt-Spiegel (1671) und Allgemeine sowohl geistliche als weltliche Geschichten von Erschaffung der Welt (1696) des Hans-Jakob Wagner von Wagenfels. Gut vertreten sind Schriften aus dem ost- und südosteuropäischen Raum, wie die Kronika aliti szpomin vsvega svieta vikov (Erstdruck Agram 1696 und 2 weitere Ausgaben) des kroatischen Autors Paul Ritter Vitezovic. Des weiteren sind 11 Ausgaben von Diodorus Siculus' Historiarum libri und 3 der Annales regum atque Legatorum Dei (1831-1853, 1879-1901 sowie eine türkische des Jahres 1844) von Muhammad ibn Jarir (Abu Ja'far) gen. al-Tabari vorhanden. Bei den Werken des 18. (230) und 19. Jhs (380) gibt es zahlreiche Übersetzungen ins Ungarische und in slawische Sprachen - z. B. Georg Webers Lehrbuch der Weltgeschichte in ungarischer (Budapest 1865-1866) und polnischer Ausgabe (Lemberg 1851-1855). Von August Ludwig Schlözer liegen 50 Titel vor, darunter die Vorbereitung der Weltgeschichte für Kinder (Göttingen 1779) auch in serbokroatischer Fassung (Priprava za istoriju svega svijeta, Wien 1864).

2.64 Nicht abzugrenzen ist die auf zahllose einzelne historische Grundbegriffe verteilte sozialgeschichtliche Literatur. Als Beispiel sei das Schrifttum zur Stadtgeschichte (ca. 500 Titel) genannt. Dem Schlagwort Kulturgeschichte sind etwa 850 Titel zugeordnet, vorwiegend zur Kulturgeschichte im allgemeinen und zur Kulturgeschichte des deutschsprachigen Raumes. Unter den wenigen Werken des 18. Jhs zur Kulturgeschichte finden sich Christoph Meiners Grundriß der Geschichte der Menschheit (1785) und Vincenzo Martinellis Istoria critica della vita civile (1752 und 1764). Die Mehrheit der Drucke stammt jedoch aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, in der die Kultur- und Sittengeschichte besonderes Interesse fand. Die damals entstandenen Standardwerke sind in Originalausgaben, weiteren Auflagen und Übersetzungen vorhanden, wie Jacob Burckhardts Kultur der Renaissance in Italien (Basel 1860, weiters 6 deutsche, eine polnische und eine ungarische Ausgabe), Gustav Freytags Bilder aus der deutschen Vergangenheit (4 Ausgaben) und Wilhelm Heinrich Riehls Culturstudien aus 3 Jahrhunderten (1859 und 1862). Abhandlungen zu speziellen Aspekten, wie den heute unter dem Begriff Materielle Kultur zusammenfaßbaren Bereichen des Alltags sowie Studien zu Verhaltens- und Denkformen einzelner sozialer Gruppen, fallen als historische Darstellungen den betreffenden Schlagwörtern zu.

2.65 Neben den Fachbibliographien (35) und Lexika (50) zählen ca. 200 Schulbücher für den Geschichtsunterricht und ca. 250 Periodika zum Teilbestand der allgemeinen Literatur. Von den Zeitschriften beziehen sich 44 auf die Geschichte im allgemeinen, darunter 6 des 18. Jhs - z. B. Anton Friedrich Büschings Magazin für die neue Historie und Geographie (1769-1793) und August Ludwig Schlözers Briefwechsel, meist historischen und politischen Inhalts (1777-1782) sowie Stats-Anzeigen (1782-1793). Bei ca. 200 Titeln handelt es sich vorwiegend um Veröffentlichungen, Mitteilungen und Monatsblätter von staatlichen Institutionen (z. B. das von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Archiv für Österreichische Geschichtsquellen, 1848 ff.) und privaten Vereinen (z. B. 5 tschechische und 2 deutschsprachige Blätter zur Geschichte Böhmens, 3 zur Geschichte der Juden), die der Katalog in alphabetischer Reihenfolge nach Ländern und Regionen bzw. Spezialgebieten verzeichnet.

2.66 Die Literatur zum Bereich der Alten Geschichte umfaßt annähernd 7000 Werke - davon beziehen sich etwa 75 Prozent auf den griechisch-römischen und 25 auf den ägyptisch-vorderasiatischen Kulturbereich. Aus der raschen Entwicklung der Altertumswissenschaft im 19. Jh erklärt sich die überwiegende Mehrheit der Drucke dieses Zeitabschnittes. Es dominieren Werke in deutscher und französischer Sprache, gefolgt von den Publikationen in Latein, Englisch und Italienisch. Besondere Beachtung verdient der wertvolle Bestand an Editionen der Schriften antiker Historiker, darunter Prachtausgaben, wie die aus der Bibliotheca Eugeniana stammende erste Thukydides-Übersetzung ins Französische von Erzbischof Claude Seyssel - L'hystoire de Thukydide de la guerre qui fut entre les Peloponnesiens et Atheniens (Paris: Gilles Gourmont um 1525), auf Pergament gedruckt, mit Holzschnitten und auf Gold gemalten Blumeninitialen versehen. Von den insgesamt ca. 2100 Titeln entfällt rund ein Drittel auf Drucke des 16. Jhs, bei einigen Autoren - etwa bei Appianus Alexandrinus, Flavius Josephus, Justinus, Eutropius und Sueton - ist der Anteil noch höher. Die Entwicklung der klassischen Altertumswissenschaften vom Humanismus bis Gibbon, Niebuhr und Mommsen ist in den Beständen nahezu vollständig dokumentiert. Bedeutende Werke liegen häufig in mehreren Editionen und Übersetzungen vor, z. B. Romanae historiae compendium des Pomponius Laetus in 8, Charles Rollins Histoire Romaine sowie Histoire ancienne in jeweils 9 Ausgaben. Von Justus Lipsius gibt es u. a. 3 Ausgaben von Admiranda sive de Magnitudine Romana und 5 von Liber de amphiteatro. Unter den österreichischen Beiträgen zur Altertumswissenschaft sind insbesondere die Publikationen von Wolfgang Lazius (10) und Reichart Streun von Schwarzenau (3, u. a. De gentibus et familiis Romanorum, Venedig: Aldus Manutius 1571) hervorzuheben. Den ägyptisch-vorderasiatischen Kulturbereich betreffen ca. 1700 Titel, davon tfallen etwa 900 auf das alte Ägypten. Es handelt sich überwiegend um Drucke des 19. Jhs. Werke in französischer Sprache nehmen den größten Raum ein.

2.67 In den Themenbereich der Historia intercalaris fallen ca. 600 Titel (ein Drittel stammt aus dem 19. Jh), vornehmlich zur Geschichte des byzantinischen Kaiserreiches und der Völkerwanderungszeit. Es dominiert die lateinische Literatur. Zur Geschichte der Kreuzzüge finden sich 150 Werke, annähernd gleich stark verteilt auf das Deutsche, Lateinische und Französische. Unter den Werken des 16. Jhs sind 4 Ausgaben von Benedetto Accoltis De bello contra barbaros (Venedig 1532 und 1549, Basel 1544, Florenz 1623) hervorzuheben. Hinzu kommen 200 Titel zur Geschichte des Kalifats.

2.68 Der Umfang des bis 1900 erschienenen vielfältigen Bestandes zur europäischen und außereuropäischen Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit ist nicht bekannt. Zieht man die vorwiegend nach Ländern strukturierte Ordnung des Bibliographischen Systems der Hofbibliothek zu Recherchen anhand des Alten Schlagwortkataloges heran, finden sich dort unter den Länderbegriffen kleine Titelgruppen zu allgemeineren Themenbereichen der Geschichte. Sie dürfen nicht als die insgesamt zu einzelnen Aspekten vorhandene historische Literatur verstanden werden. So sind z. B. die Reise- und Entdeckungsberichte (überwiegende Mehrheit im älteren Bestand zu den Staaten Außereuropas, s. Beitrag der Kartensammlung), die Publikationen zu einzelnen Städten und Regionen, zu den weniger bekannten Herrschern und Politikern und die auch in andere Bereiche - vor allem Geographie, Militär und Recht - fallenden Publikationen darin nicht enthalten.

2.69 Zur Geschichte Afrikas sind demnach nur 234 Titel verzeichnet; 27 zu Äthiopien und 110 zu Ägypten (ab 600 nach Chr.) bilden die größten Titelgruppen. Der Bestand zu Asien umfaßt 28 Titel zur Geschichte des Kontinents, 15 zu Ost- und Zentralasien, 57 zu China (darunter Dell' Historia della China, Rom 1586, von Juan Gonzalez de Mendoza), 140 zu Indien (je 15 allgemeine und kriegsgeschichtliche Darstellungen, 12 Werke über Indien als Kolonie sowie 90 zu unterschiedlichen historischen Themen) und 20 zu Japan. Hinzu kommen 327 Titel zum Vorderen Orient - 220 zu Persien, 70 zu Syrien, 30 zu Palästina und 7 zu Afghanistan. Über Neuseeland finden sich 5, über Australien 12 historische Darstellungen (die älteste ist William Eden Aucklands The history of New Holland from its first discovery in 1616 to the present time, 1787). Von ca. 400 Titeln zur Geschichte Amerikas entfällt der größte Teil auf die Vereinigten Staaten von Nordamerika (230), ca. 60 betreffen Mittel- und Südamerika und 114 den gesamten Kontinent (die hier nicht berücksichtigte Literatur zu Entdeckung und Erforschung Amerikas nimmt ca. dreimal soviel Raum ein). Von den ca. 550 Titeln (mit großer Mehrheit des 19. Jhs) über diverse Aspekte der Geschichte der Kolonisation sind 210 allgemeinere Abhandlungen. 293 Werke zu Kolonien der einzelnen Staaten verteilen sich auf Deutschland (ca. 100), England (60), Frankreich (40), Portugal und Spanien (je 30), der Rest beschäftigt sich mit den Kolonien Rußlands in Asien, der Niederlande und Italiens. Weitere 70 Titel beziehen sich auf die Geschichte der Kriege außereuropäischer Länder, der größte Teil davon auf den Zweiten Burenkrieg.

2.70 Zum wohlausgestatteten Bestand zur Geschichte Europas zählen ca. 1800 Darstellungen zur Geschichte Englands. Neben einigen älteren Drucken, wie John Stows A summarie of the chronicles of England from the first comming of Brute into his land unto yeare 1575 (London 1575) und Johannes Scotus Majors Historia majoris Britanniae (Paris 1521), sind dies je 130 Werke zu Schottland und Irland. Den größten Raum nehmen jedoch allgemeinere Werke ein, Überblicksdarstellungen und die bedeutenden, oft umfangreichen Darstellungen des 18. und 19. Jhs in englischer Sprache, wie David Humes The history of England, from the invasion of Julius Caesar to the revolution in 1688 (1767, 6 weitere Ausgaben in englischer, 2 in französischer, je 3 in deutscher und italienischer Sprache) und Thomas Babington Macaulays The history of England from the accession of James II. (1850-1861 und 13 weitere Ausgaben). Hinzu kommen ca. 80 Verweisungen auf weitere Publikationen über englische Herrscher und Politiker sowie 120 Titel zur militärischen Geschichte Englands. Von 4500 Werken zur Geschichte Frankreichs entfällt etwa die Hälfte auf allgemeine Darstellungen und Werke über verschiedene historische Aspekte und Epochen. Auch Drucke des 16. Jhs, wie Paulus Aemilius' De rebus gestis Francorum libri X (Paris 1539) und Robert Gaguins Rerum Gallicarum annales (Frankfurt 1577), fehlen nicht. Hervorzuheben ist ein mit Miniaturmalerei ausgestatteter Pergamentdruck von Jean Froissarts Chronik Choses dignes de mémoire advenues (Paris: Galliot du Pré 1530) aus der Bibliotheca Eugeniana. Der Revolution von 1789 kommt mit 821 Titeln der größte Anteil zu, darunter z. B. Louis Blancs Révolution française (1841-1843). Die andere Hälfte stellen die Publikationen zu einzelnen Herrschern. Karl der Große (120 Titel), Ludwig XIV. (160) und Napoleon I. (560) sind am häufigsten genannt. Zur militärischen Geschichte Frankreichs finden sich im Schlagwortkatalog 238 Titel und 140 Verweiszettel. Der Geschichte der Niederlande sind 380 Titel zugeordnet (107 davon beziehen sich auf die österreichische Herrschaft über die Niederlande), jener Hollands 80, Belgiens 52, Luxemburgs 70, der Schweiz und Liechtensteins insgesamt ca. 150.

2.71 Etwa 2500 Titel ergeben die unter den einzelnen Ländern Südeuropas angeführten Darstellungen zur Geschichte. 25 Titel entfallen auf Malta (Historia Insulae Melitensis, quam alias Maltam vocant, Antwerpen 1565, zählt zu den ältesten), 15 auf San Marino, 12 auf Gibraltar, 200 auf Portugal (davon 15 über die Beziehungen zu Spanien). Von 560 Publikationen über die Geschichte Spaniens widmen sich 20 der spanischen Herrschaft in den Niederlanden und 46 den Arabern in Spanien. La Chronica de España abreviada (Zaragoza 1513) von Diego de Valera ist unter den ältesten Drucken. Hinzu kommen 60 militärhistorische Abhandlungen. Ca. 1700 Titel betreffen die Geschichte Italiens. Neben Gesamtdarstellungen (ca. 230) nimmt die Geschichte Venetiens (380 Titel) großen Raum ein, weitere Schwerpunkte bilden Schriften über Rom (150) und das Risorgimento (170).

2.72 Von ca. 700 Titeln über die Geschichte Nordeuropas beschäftigen sich 30 mit Skandinavien, darunter Olaus Magnus' Historien der mittnächtigen Länder (Basel 1567). Mit der Geschichte Schwedens befassen sich ca. 290 Titel - bei den Studien über einzelne Herrscher (80) sind Gustav Adolf und Karl XII. am häufigsten genannt. Unter den 170 Titeln zur dänischen Geschichte ist die Erstausgabe von Danorum regum heroumque historiae (Paris 1514) des Saxo Grammaticus zu erwähnen. Das Werk ist darüber hinaus mit 2 Exemplaren des Baseler Druckes (1534), der Frankfurter Ausgabe (1576) und 10 weiteren Editionen des 17. bis 19. Jhs vertreten. Der Rest verteilt sich auf Darstellungen zur Geschichte Norwegens, Grönlands, Islands und Finnlands.

2.73 Ca. 1460 Titel beziehen sich auf die Geschichte Osteuropas, ca. 700 (und ca. 390 militärhistorische Abhandlungen) auf Rußland. Besondere Beachtung verdient der seltene, mit Holzschnitten und Kupferstichen ausgestattete Druck von Siegmunds von Herberstein Rerum Moscoviticarum Commen- tarii (Wien o. J., um 1550). 630 Werke behandeln die Geschichte Polens (auch ältere, wie Andreas Cellarius' Poloniae magnique ducatus Lituaniae omniumque regionum juri Polonico subjectorum novissima descriptio, Amsterdam 1659), 130 das Baltikum. Publikationen zu Böhmen und Galizien sind der Geschichte Österreichs zugeordnet. Der unter den einzelnen südosteuropäischen Ländern verzeichnete Bestand umfaßt insgesamt etwa 4250 Titel. Die Türkei betreffen ca. 300 Drucke (vorwiegend des 19. Jhs zu Beziehungen mit den europäischen Staaten), Albanien 35, Istrien 32, Dalmatien 87, Kroatien 373, Serbien 108, Bosnien 100, Bosnien-Herzegowina 168, Rumänien 134, die Donaufürstentümer ca. 200, Bulgarien 112 und Griechenland 200. Den größten Raum nehmen Darstellungen zur Geschichte Siebenbürgens (790, davon 50 zum Adelsgeschlecht Rákóczy) und Ungarns (1600) ein.

2.74 Vom Bestand zur Geschichte Österreichs sind ca. 7800 Titel unter allgemeineren topographischen Begriffen und Sachschlagwörtern eingeordnet. Davon entfallen ca. 990 auf die Geschichte Böhmens. Neben etwa 240 Gesamtdarstellungen (z. B. František Palackýs Dejiny národu ceského w Cechàch a w Morawe, 1848 ff., sowie 4 weitere originalsprachliche und 8 deutschsprachige Ausgaben) zählen dazu 200 Studien über Herrscher und Politiker sowie etwa 50 Werke zur Nationalitätenfrage des 19. Jhs. Nur 10 Titel sind den Hussiten gewidmet. 231 Werke beziehen sich auf die Geschichte der Bukowina, 265 auf jene Galiziens, 8 auf die des Banats. Ein Zehntel der Werke zur österreichischen Geschichte, rund 600 Titel, ist Österreich-Ungarn zugeordnet. Darunter fallen 390 Publikationen über die Habsburger. Weitere Literatur zum Haus Habsburg findet sich jedoch im ca. 2700 Titel umfassenden Bestand über die Herrscher Österreichs. Infolge der im 19. Jh verstärkten Publikationstätigkeit nehmen die zeitgenössischen Veröffentlichungen über Franz Joseph (ca. 670) hier den größten Raum ein, gefolgt von etwa 600 über Franz (II.)I. und 330 über Karl V. Sodann sind Schwerpunkte bei den Gesamtdarstellungen (ca. 400), den Abhandlungen zum österreichischen Schlesien (350), zum Thema Verfassung" (150), zum Reichsrat (240) und zur Revolution von 1848 (ca. 800) festzustellen. Das quantitative Verhältnis dieser Titelgruppen zum gesamten geschichtswissenschaftlichen Bestand illustriert die Einordnung der Viennensia: der Schlagwortkatalog führt unter Wien ca. 14.000 Titel bis 1900 an, die von (großteils im 19. Jh gedruckten) Denkschriften, Ausstellungskatalogen, Adreßbüchern bis zu Stadtbeschreibungen reichen (ca. 100, darunter Wilhelm L. Wekhrlins Denkwürdigkeiten von Wien, 1777, und Joseph Oehlers Panorama von Wiens Umgebungen, 1807, aus der Sammlung Wilhelm Klasterskys). Von diesen Publikationen, die heute als Quellenliteratur für die Sozial-, Wirtschafts-, Kultur-, Kirchen- und Stadtgeschichte betrachtet werden, sind jedoch nur etwa 110 Titel unter Geschichte ausgewiesen. Alle anderen Drucke - z. B. ca. 280 zu den Belagerungen Wiens unter den Türken - sind innerhalb des Viennensia-Bestandes zahlreichen weiteren Schlagwörtern (z. B. Türkenbelagerungen) zugeordnet.

2.75 Unter den zahlreichen, z. T. wertvollen Einzelwerken zur österreichischen Geschichte sind z. B. die Schriften der in Wien wirkenden Humanisten zu nennen, wie Johannes Cuspinians Austria cum omnibus eijusdem marchionibus, ducibus, archiducibus ac rebus praeclare ab iisdem gestis (Basel: Oporinus 1553) und sein Bericht über die Doppelhochzeit am Hofe Maximilians, Congressus ac celeberrimi conventus Caesaris Maximiliani et trium regum Hungariae, Bohemiae et Poloniae (Wien 1515), Gérard de Roos Annales rerum belli domique ab Austriacis Habsburgicae gentis principibus (Innsbruck 1592) sowie Ausgaben der einschlägigen, auch als Hss. vorhandenen Werke des Wolfgang Lazius (z. B. Rerum Viennensium commentarii, Basel 1546). Als Rarum gilt auch Lazius' bibliographische Beschreibung seiner historischen Werke in Tituli ac cataloghi cum operum quondam magnorum tum veterum auctorum (Wien 1550). Zu den kaiserlichen Widmungsexemplaren zählt z. B. das von Joachim Watt edierte und auf Pergament gedruckte Werk Riccardo Bartolinis, De bello Norico (Straßburg: Matthias Schürer 1516). Ein Panegyrikus auf Leopold I. (Romanorum Germanorumque Imperatori ob Augustissimi Filii Josephi ad Regnum Romanum Inaugurationem, 1690) liegt als Seidendruck vor.

2.76 Innerhalb der Bestandsgruppe zur Geschichte Deutschlands bzw. des Deutschen Reiches beziehen sich 2270 Werke auf Herrscher und Politiker. Mit 320 Titeln ist die Literatur über Bismarck am umfangreichsten, gefolgt von den Schriften über Friedrich II. von Preußen (290) und Kaiser Wilhelm II. (150). 476 Titel sind Gesamtdarstellungen - neben wertvollen Drucken des 16. Jhs, u. a. Beatus Rhenanus' Rerum Germanicarum libri tres (Basel: Froben 1531), Publikationen der bekannten deutschen Historiker des 19. Jhs, wie Heinrich von Treitschke (19 Titel, z. B. Historische und politische Aufsätze, 1865) und Leopold von Ranke (41 Titel). Weitere Werke betreffen diverse Aspekte der deutschen Geschichte, wie Revolutionen (130) und einzelne Zeitperioden (685, z. B. Martin Schrots Kurtze Beschreibung wie mächtig, weit und breit sich das H. Römische Reich erstrecket hat, Frankfurt 1595). Etwa 1450 Titel sind zu einzelnen deutschen Ländern verzeichnet, darunter 390 über Preußen (90 zu Ostpreußen; nicht eingerechnet sind ca. 200 militärgeschichtliche Titel), 238 über Bayern, 200 über Sachsen, 126 über Westfalen, 124 über Schleswig-Holstein und 117 über Brandenburg.

2.77 Aus dem großen, auf zahllose Titelgruppen verteilten restlichen Bestand seien die Judaica hervorgehoben. Mit Ausnahme der religiösen Schriften sowie der literarischen Werke sind etwa 2000 Titel zum Judentum im engsten Sinne vorhanden. Das Judentum in der Diaspora, die Probleme der Juden in den europäischen Ländern spiegeln sowohl sogenannte Judenordnungen, z. B. Der Juden zu Franckfurt Stättigkeit und Ordnung (Frankfurt 1613), wie auch zahlreiche Publikationen des 19. Jhs wider (A. F. Thieles Die jüdischen Gauner in Deutschland, ihre Taktik, ihre Eigenthümlichkeiten und ihre Sprache, 1842-1843). Das Judentum unter moralischen und erzieherischen Aspekten findet sich in zahlreichen Werken des 16. bis 19. Jhs vielfältig dokumentiert. Eherecht und Ehescheidung behandeln z. B. Slomoh Runkels Hathan damim (Prag 1546), Johannes Seldens Uxor ebraica sem de nuptiis et divortiis ex jure civili (1673) und Johannes Tobias Richters Jus matrimonii Judaeorum in Germania tum inter se tum si alter conjux ad sacra Christianorum transiit (1751). Mit Eid, Gerichtsbarkeit und Erbrecht befassen sich u. a. Eberhard Speckhans Opera omnia juridico politico historico medica cum appendice de ordinationibus et juramentis Judaeorum (1695) und Johannes Seldens De successionibus in bona defuncti ad leges Ebraeorum liber singularis (1636) sowie De synedriis et praefecturis juridicis veterum Ebraeorum (1679).

2.78 Die kulturhistorischen Schriften zum Judentum betreffen die Familie (z. B. Moritz Oppenheims Bilder aus dem altjüdischen Familienleben nach Originalgemälden, 1866), die Stellung der Frau (wie Samuel Mollers De Judacis sexus mulieris justis aestimatoribus, 1727), die Erziehung (Peter Beers Skizze einer Geschichte der Erziehung und des Unterrichts bei den Israeliten von der frühesten Zeit bis auf die Gegenwart, 1832), Feiertage und Feste (u. a. Ašknazi Naphtalis Imre šepher, 1601, und Rudolphus Wirts De origine, progressu, ceremoniis et ritibus festorum dierum Judaeorum, Zürich 1592). Weitere Werke beziehen sich auf Religion und Glauben, darunter Abraham Treves' Šepher birkath Abraham (Venedig 1552), Sebastian Francks Sechshundert dreyzehn Gebot und Verpot der Juden (Ulm 1537) und die Schriften Johannes Pfefferkorns (Explicatio quomodo ceci Judei suum pascha servent, Köln 1509, und Hostis Judaeorum, Köln 1509). Von Antonius Mengorithas Der gantz jüdisch glaub gibt es 4 Ausgaben des 16. Jhs (Augsburg 1530, Leipzig 1531, Köln 1540 und Frankfurt 1561). Schließlich ist auch das frühe antisemitische Schrifttum in seinen populären Facetten dokumentiert, z. B. mit Traktaten über Ritualmord (wie Johannes Eders Mannhafte Beständigkeit des 12jährigen Knaben Simon Abeles, 1698), Blutpakt (Ein grausame, erschrockenliche Geschicht von einem ungotzförmigem Christenman, o. O. 1530) und Wucherzins (Getrewliche Warnung An alle guthettzige Christen, o. O. 1531).

Anthropologie

2.79 Auf die unterschiedlichen, wissenschaftshistorisch jedoch miteinander verbundenen Themenkomplexe der Natur- und Kulturgeschichte des Menschen (Kulturanthropologie, einschließlich der ethnographischen und volkskundlichen Aspekte), der Symbolik, der Geheimwissenschaften sowie der Geschichte und Mythologie nichtchristlicher Religionen entfallen etwa 13.600 Titel (berücksichtigt wurden die dazu im Alten Schlagwortkatalog verzeichneten größeren Titelgruppen). Umfang und Qualität dieses Bestandes erklären sich zum einen aus dem staatspolitischen Interesse an volks- und völkerkundlicher Literatur in der Hofbibliothek, zum anderen aus der zu diesen Bereichen besonders reichhaltig bestückten habsburgisch-lothringischen Fideikommiß-Bibliothek.

2.80 450 Titel betreffen die Vor- und Frühgeschichte des Menschen - neben Literatur zu allgemeinen fachwissenschaftlichen Belangen handelt es sich vor allem um Werke zu prähistorischen Funden im Raum der österreichischen Monarchie. 310 Titel beziehen sich auf die Anthropologie im allgemeinen, darunter Johannes Aubanus Boehmes Omnium gentium mores leges et ritus (Augsburg 1520) und Galeazzo Flavio Capellas L'anthropologia (Venedig 1533). Von den ca. 7600 Titeln zu speziellen Themen aus der Natur- und Kulturgeschichte beschäftigen sich 760 mit dem Menschen, 1200 mit der Familie, 1450 mit der Ehe, 2550 mit der Frau und 220 mit dem Mann. 230 Werke thematisieren die physische Anthropologie unter dem Aspekt der Rasse, 110 gibt es zur Physiognomik. Mit der Bedeutung kodierter und normierter Lebens- und Umgangsformen setzen sich 680 Titel zum Bereich der Sitten und 160 Anstandslehren auseinander. Unter den ältesten Beispielen befinden sich Drucke der Wiener Offizin Singriener, so Petrus Paulus Vergerios De moribus (Wien 1511) und Leonardo Aretinos In moralem disciplinam introductio (Wien 1515), außerdem der Spiegel der Sitten (Augsburg 1511) von Albrecht von Eyb, De civilitate morum (Rorschach am Bodensee 1588) des Erasmus von Rotterdam und 12 Ausgaben des Trattato, nel quale il Galatheo si ragiona de modi (Mailand 1559 ff.) von Giovanni Della Casa.

2.81 Neben 500 allgemeineren, vorwiegend im 19. Jh gedruckten volkskundlichen Werken finden sich ca. 900 Darstellungen von Bräuchen und Sagen einzelner Völker. Studien zur vergleichenden Religionsgeschichte (290, z. B. Lilius Gregorius Giraldis De deis gentium et multiplex Historia, Basel 1548) und Religionsphilosophie (200) sowie 470 Werke zur Mythologie (wie Georg Friedrich Creuzers Symbolik und Mythologie der alten Völker, 1818-1812) ergänzen das Spektrum der anthropologisch-ethnographischen Literatur. Von besonderem Wert sind die hauptsächlich aus der Fideikommiß-Bibliothek stammenden Trachtenbücher und frühen Beschreibungen der Völker nach Erdteilen, wie Joos de Bosschers Omnium pene Europae gentium habitus (o. O. 1580), Jean Jacques Boissards Habitus variarum Orbis gentium (Mechlin 1581), Abbildungen sämtlicher Nationen der Vier Theile der Welt in Hundert ein und Neunzig Holzschnitten dargestellet (o. O., um 1600) und Wolfgang Lazius' Typi chorographici provinciae Austriae (Wien 1561). Aus den späteren Jahrhunderten sind Beispiele der Volkstypendarstellungen in den zumeist illustrierten Ausgaben sogenannter Kaufrufe (u. a. Cris de Paris, Paris 1780; Johann Christian Brands Zeichnungen nach dem gemeinen Volke, besonders der Kaufruf in Wien, 1775) zu nennen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei der popularisierten Form der Berichte über Völker und Nationalitäten, den gegen Ende des 18. Jhs in zahlreichen Auflagen erschienenen Beschreibungen in Taschenbüchern und Kleinschriften, wie Adolph Friedrich Knolls Nationengalerie (Wien 1797), Hieronymus Loeschenkohls Österreichischer Nationaltaschenkalender (Wien 1787) und Frederic Shoberls Austria; containing a description of the manners, costums, character and costumes of the people of that Empire (Philadelphia 1828).

2.82 Ca. 2780 Titel entfallen auf die Geheimwissenschaften, auf Aberglauben und Magie. Die Schriften der wichtigsten Autoren des 16. bis zur Mitte des 18. Jhs zu diversen Aspekten des Irrationalen sind in zeitgenössischen Drucken gut repräsentiert. Dann verschoben sich die Akzente im Buchankauf der Hofbibliothek, veranlaßt vom Präfekten Gerard van Swieten, auf die neueste naturwissenschaftliche Literatur der westlichen europäischen Länder - dem Schrifttum zum Bereich der geheimen Wissenschaften und Künste kam keine Bedeutung mehr zu. Das OEuvre des Paracelsus ist mit 102 Titeln und 70 sekundärwissenschaftlichen Studien vertreten, darunter die Werkausgabe Bücher und Schriften an tag geben (Basel 1598-1590), Das Buch Paramirum (Mülhausen 1562) und Practica, gemacht auf Europen (Nürnberg 1529). Von Agrippa von Nettesheim liegen 48 Titel vor, z. B. De nobilitate et praecellentia foeminei sexus (Köln 1532, deutsch Augsburg 1540), De incertitudine et Vanitate omnium scientiarum (o. O. 1531) und De occulta Philosophia (Köln 1533). Besondere Beachtung verdient der Sammelband De alchimia opuscula (Frankfurt 1550) mit dem Erstdruck der spätmittelalterlichen Diktasammlung Rosarium philosophorum. Von Johannes Trithemius gibt es 50 Titel (u. a. Polygraphia, Oppenheim 1518), von Athanasius Kircher 44 (z. B. Oedipus Aegyptiacus, 1625). 2 Ausgaben des 16. Jhs sind von Francesco Colonnas La hypnerotomachia (Venedig: Aldus Manutius 1545, Paris 1546) verzeichnet.

2.83 Auf den Aberglauben entfallen 240 Titel, auf Alchemie 460 (darunter Raymundus Lullus' De alchimia opuscula, Nürnberg 1546), auf Astrologie 290, Dämonen 85, Hexen 250, Okkultismus 160, Kabbalistik 90, Zahlensymbolik 40 und auf Zauberei 220 Titel. Neben 40 Traktaten über Geheimbünde, 42 über Rosenkreuzer (Johannes Valentin Andreaes Chymische Hochzeit: Christiani Rosencreutz Anno 1549, Straßburg 1616) und 27 über Illuminaten nimmt die Literatur über Freimaurerei größeren Raum ein. Unter den ca. 400 Titeln sind François Félix Nogarets Apologie pour l'ordre des francs maçons (1742), Franz Kratters Briefe über die neueste Maurer-Revolution in Wien (1785-1786), Erklärung der drei Prager Freimäurerlogen an das Publikum (1792) und Carl Friedrich Heuslers Maurerrede auf Mozarts Tod (1792). Ordalien (Gottesurteile) betreffen 33 Titel, Duelle 260, Volksglauben 50, die Volksmedizin 40. Hervorzuheben sind 769 Drucke von und über Prophezeiungen und Prognostica, darunter Georg Tannstetters Libellus, quo opinionem de futuro diluvio et multis aliis periculis 24 anni exstirpare conatur (Wien 1523) und Les prophéties de Michel Nostradamus (Lyon 1555).

Naturwissenschaften und Medizin

2.84 Auf Naturwissenschaften, Medizin und Pharmazie entfallen 10,7 Prozent des historischen Buchguts, ca. 74.000 Titel (6200 des 16. Jhs, 6400 des 17. Jhs, 18.600 des 18. und 42.700 des 19. Jhs). Dieser bemerkenswert große Umfang der Sammlung und die fachwissenschaftliche Bedeutung einzelner Werke ist auf eine jahrhundertelange, etwa bis zur Mitte des 19. Jhs betriebene rege Bestandspflege zurückzuführen. Der Bereich der Medizin nahm an der Hofbibliothek eine bevorzugte Stellung ein, insofern Wien das europäische Medizinzentrum des Habsburgerreiches war, Sitz des Allgemeinen Krankenhauses und der Ersten und Zweiten Wiener Medizinischen Schule. Neben den Veröffentlichungen der nach Wien berufenen Gelehrten finden sich alle für fachliche und Verwaltungsbelange erforderlichen Publikationen, zahlreiche Dissertationen (nicht nur der Wiener Universität, sondern auch von Lehrstätten in Deutschland und Italien) sowie einschlägige Prachtausgaben und Dedikationsexemplare an das Kaiserhaus. Neben der Ergänzung der Pflichtexemplare aus den Ländern der Monarchie durch gezielte Ankäufe moderner naturwissenschaftlicher Literatur (Akzente setzte vor allem der von 1745 bis 1772 als Präfekt der Hofbibliothek wirkende Gerard van Swieten, Gründer der ersten klinischen Schule in Wien) wurde der Bestand durch wertvolle ältere Werke aus Legaten und inkorporierten Bibliotheken vermehrt. Bis zur Mitte des 19. Jhs zeichnet sich die Sammlung medizinischer Literatur durch seltene Vollständigkeit aus. Die bedeutendsten Werke sind jeweils in Originalausgaben sowie in Übersetzungen vorhanden. Neben den deutschen Ausgaben fallen zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen der Monarchie auf, vor allem unter den Drucken des 19. Jhs. Das Schrifttum der folgenden Zeit wurde - bedingt durch Diversifikation der Fachbereiche und stärkere Sammeltätigkeit von Universitätsinstituten und Berufsgesellschaften - nicht mehr lückenlos gesammelt.

Medizin, Pharmazie, Veterinärmedizin

2.85 Von den insgesamt etwa 44.000 Werken zum Fachbereich Medizin und den ihr verwandten Wissensgebieten betreffen ca. 12.850 Titel die Medizin im allgemeinen. Fachübergreifende Bibliographien, Lexika, Wörterbücher, allgemeinere Periodika, medizinische Einführungen und Überblickswerke sowie Sammelbände ergeben ca. 1800 Titel. Zu den ältesten Titeln zählen Henricus Stephanus' Dictionarium medicum (Paris 1564), Paracelsus' Gründliche Erklärung in allerley Sprachen der philosophischen, medicinischen und chymischen Namen in Johann Fischarts Onomastica duo (Straßburg 1574) und Bartholomäus Castellis Lexicon medicum graecolatinum (Basel 1598, 3 weitere Auflagen bis 1664). Hingewiesen sei auch auf die umfangreichen fremdsprachigen Lexika des 19. Jhs, darunter das Dictionnaire des sciences médicales (Paris 1812-1825, 74 Bde) und das Dizionario classico di medicina interna ed esterna (Venedig 1831-1846, 56 Bde). Unter den mehr als 100 Zeitschriften des 18. und 19. Jhs befinden sich neben allgemein-medizinischen Blättern, Ärzteschriften und Mitteilungsblättern gelehrter Gesellschaften aus dem Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie auch die wichtigsten Periodika anderer Staaten, insbesondere Deutschlands, Frankreichs und Italiens, z. B. Commercium litterarium ad rei medicae (Nürnberg 1733-1744) und Journal de médicine, chirurgie, pharmacie (Paris 1754-1788). 1511 Titel behandeln die Geschichte der Medizin. Dazu zählen einige umfassende Überblickswerke sowie Ärztememoiren, Einzel- und Sammelbiographien - etwa 70 Drucke aus dem 16. und 17. Jh, 550 aus dem 18. Jh, wie die Biographiae professorum medicinae (1728). Hinzu kommen 54 Berichte und Dokumentationen von Ärztekongressen.

2.86 9500 Titel (2150 des 16. Jhs, 2000 des 17. Jhs, 2550 des 18. und 2800 des 19. Jhs) können der allgemeinen Medizin (einschließlich der traditionellen Grundlagenwerke aus der Geschichte des Faches) zugeordnet werden. Diese Bestandsgruppe mit dem größten Anteil älterer Drucke umfaßt diverse Einzel- und Werkausgaben der medizinischen Schriften der Antike, die Werke der alexandrinischen und arabischen Schulen sowie die christlich-medizinischen Traktate (Kirchenväter, Albertus Magnus) bis zum Beginn der Neuzeit. 1910 Titel beschäftigen sich mit der Theorie des Heilens, wozu auch die auf Hippokrates zurückgehende Säftelehre und zahlreiche Studien zu den Bedingtheiten von Leib und Seele gerechnet sind. Philosophischen Aspekten der Medizin, speziellen ethischen, theologischen und soziokulturellen Problemen widmen sich 650 Titel. Von den insgesamt 130 Ausgaben der Schriften des Hippokrates stammt die Hälfte aus dem 16. Jh, z. B. 2 Exemplare der bei Aldus Manutius erschienenen Omnia opera (Venedig 1526) und die für die Textrezeption des 16. Jhs wichtige Edition mit Illustrationen, Anmerkungen und Indices durch Hieronymus Mercurialis, Hippokrates. Opera quae extant graece et latine (Venedig 1588). Von Galen liegen 155 Titel vor, neben 25 lateinischen Werkausgaben des 16. Jhs auch eine in griechischer Sprache (Libri, Venedig 1525). Unter den 34 beinahe ausschließlich im 16. Jh erschienenen Werken von Razi (Muhammad ibn Zakariyya') befindet sich Paraphrasis, in nonum librum Rhazae ad regem Almansorem de singularum corporis partium affectuum curatione (Löwen 1537).

2.87 Insgesamt etwa 10.750 Titel liegen zu den verschiedenen medizinischen Spezialbereichen vor. Auf Anatomie und Sektion (Vivisektion) tfallen ca. 990 Titel, z. B. 3 Ausgaben von Alexander Benedettis Historia Corporis humani sive anatomiae (u. a. Venedig 1502). Zu 25 Titeln von Andreas Vesalius zählen 3 Exemplare des lateinischen Druckes De humani corporis fabrica (Basel 1543) und ein im selben Jahr erschienener Auszug in deutscher Sprache (Von des menschen cörpers Anatomey, Basel 1543) sowie die Neuauflage mit Illustrationen von Tizian (Zergliederung deß menschlichen Körpers auf Mahlerey und Bildhauerkunst gerichtet, Augsburg 1706). Von den zahlreichen Schriften bedeutender Anatomen der Neuzeit sei stellvertretend auf das OEuvre Frederik Ruyschs (19 Titel) hingewiesen, das mit dem Thesaurus anatomicus (1701 und 1739-1744), Ausgaben der gesammelten Schriften und Briefwechsel dokumentiert ist (z. B. Epistola ad Hermann Boerhaave de fabrica glandularus in corpore humane, 1733). Unter etwa 100 medizinischen Werken aus der Bibliotheca Eugeniana befinden sich ebenfalls einige bedeutende Ausgaben anatomischer Werke, wie die erste Übersetzung ins Französische (L'Anatomie, 1724) von Lorenz Heisters Compendium anatomicum (1717, insgesamt 47 Titel) sowie Jakob Rueffs De conceptu et generatione hominis (Zürich: Froschauer 1554). Ergänzend dazu gibt es kleinere Titelgruppen zu einzelnen Teilaspekten der Anatomie, wie 15 Titel über das Auge und 39 anatomische Tafelwerke bzw. Atlanten (Johannes Valverdes Vivae imagines partium corporis humani aereis formis expressae, Antwerpen 1579). Leonardo da Vincis Tabula anatomica ist als Nachdruck des 19. Jhs (1830) vorhanden. Ausführliche Erklärungen anatomischer Abbildungen weisen die Lehrbücher des 18. und 19. Jhs auf, z. B. Heinrich P. Levelings Anatomische Erklärung der Original-Figuren von Andreas Vesal (1783). Erwähnt seien auch Joseph Scherers Anatomische Tabellen nach der Wachspräparaten-Sammlung der kaiserl. königl. Josephs-Akademie zu Wien (1817-1821).

2.88 512 Titel befassen sich mit der Physiologie. Neben 2 Exemplaren von Jakob Du-Bois' In Hippocratis et Galeni Physiologiae partem Anatomicam Isagoge (Venedig 1556) gibt es u. a. 3 Ausgaben des 16. Jhs von Jean Fernels De abditis rerum causis (Paris 1548 und 1551 sowie Frankfurt 1593) und mehrere Drucke von Johannes Magirus' In physiologiam suam Peripateticam commentarius (1601). Aus dem 18. Jh liegen umfassende Abhandlungen (Georg Ernst Stahls Physiologia medica, 1705), aber auch einige der ältesten Zeitschriften vor, z. B. das von Johann Christian Reil und Johann Heinrich Ferdinand von Autenrieth herausgegebene Archiv für die Physiologie (1796-1815).

2.89 Bei den Werken zur Pathologie (300) ist auf die frühen Drucke hinzuweisen, z. B. Paraboli (Lyon 1515, mit Zusätzen 1519) des Arnaldus de Villanuova und Jean Fernels Pathologia libri 7 (Paris 1554, insgesamt 28 Titel). Vertreten sind auch Duncan Liddels Disputationes pathologicae (Helmstedt 1597-1598), Johannes Magirus' Pathologia sive morborum et affectuum omnium praeter naturam enumeratio (1615), 2 Auflagen der Pathologia methodica (1752, 1759) des François Boissier de Sauvages de la Croix, Théophile Bonnets Medicina septentrionalis collatitia (1684-1686) und 2 Ausgaben von Georg W. Wedels Pathologia medica dogmatica (1691, 1692). Von Friedrich Hoffmann vezeichnet der Katalog 70 Titel, darunter Disquisitio corporis humani anatomico-pathologica (1713) und einige der von ihm betreuten Dissertationen. Unter den Zeitschriften finden sich die Annali della medicina fisiologico-pathologica (Mailand 1824-1825) und die Transactions of the pathological society of London (1855 ff., lückenhaft).

2.90 Zur Diagnostik der modernen Medizin gibt es ca. 470 Titel, mit wenigen Ausnahmen aus dem 18. und 19. Jh. Die Bestandsgruppe zur Therapie, ca. 680 Werke, enthält hingegen auch zahlreiche ältere Drucke, z. B. 3 Ausgaben von Johannes Baccanellis De consensu medicorum in curandis morbis (1554, 1556, 1558), Victor Frincavellis Enchiridion medicum de cognoscendis (Basel 1583) und alle einschlägigen Schriften Paracelsus'. Die Iatromechanik ist u. a. mit den Schriften Hermann Boerhaaves (Aphorismi de cognoscendis et curandis morbis, 1709, und 4 weitere Ausgaben bis 1745), Kommentaren Anton de Haens (Praelectiones in Hermanni Boerhaavii institutiones pathologicas, 1784) und Karl Anton Gerstners (Commentaria Teorico-practica in pathologiam Boerhavianam, 1771) vertreten. Zahlreiche Studien zu anderen Methoden der Diagnose und Krankheitsklassifikationsmodellen des 18. und 19. Jhs schließen z. B. ein Prognostisches Handbuch oder Erklärung der Zeichen, welche einen guten oder schlimmen Ausgang der Krankheiten vorhersagen (1771) und Gottlieb Hoffmanns Die Kunst aus dem Gesichte Krankheiten zu erkennen und zu helfen (1797) ein, aber auch 43 Titel zu Leopold Auenbruggers Methode der Perkussion (Inventum novum ex percussione thoracis humani, 1761 sowie weitere Ausgaben und Übersetzungen des 19. Jhs).

2.91 Ca. 1400 Titel widmen sich der inneren Medizin (Herz, Blutkreislauf, Atmung, Verdauung, Stoffwechsel). Neben den älteren medizinhistorisch wichtigen Publikationen, wie William Harveys De motu cordis (1628), zählen Schriften Theodor Ludwig Bischoffs (24), Anton de Haens, Lorenz Heisters und Anton Freiherr von Störcks zu den umfangreicheren Bestandskomplexen. Bei den Werken Gerard van Swietens und der Gelehrten der Wiener Medizinischen Schule ist nahezu Vollständigkeit erreicht. Hinzu kommen 435 Abhandlungen zur Ophtalmologie, neben den traditionellen Schriften aus Anatomie und Pathologie der Sehwerkzeuge u. a. 4 Titel John Daltons und Hermann von Helmholtz' Handbuch der physiologischen Optik (1867). 785 Werke vorwiegend des 19. Jhs liegen zur Experimentalmedizin vor, darunter 14 Titel von François Magendie (Mémoire sur quelques découvertes récentes relatives aux fonctions du système nerveux, 1823) und Claude Bernards Introduction (1865).

2.92 Mit der Hygiene befassen sich 1720 Titel (380 des 16. Jhs, 370 des 17. Jhs, 450 des 18. und 520 des 19. Jhs). Darunter befinden sich viele der insgesamt 250 zwischen 1474 und 1846 gedruckten Ausgaben der Regimen sanitatis, Einzelunterweisungen für Reisende, Herrscher und andere Personen, sowie 630 Pestordnungen. 290 Werke zur Balneologie stammen vorwiegend aus dem 19. Jh und beziehen sich auf österreichische Badeorte, darunter auch Bäderzeitungen (z. B. Medicinische Post. Curorte-Revue. Centralblatt für die gesammte praktische Heilkunde sowie für die Gesammtinteressen der Curorte, Wien 1893-1896). Hinzu kommen zahlreiche Wasseranalysen der bekannteren Heilquellen (z. B. Friedrich Hoffmanns Kurtzer Bericht von dem Selter-Brunnen, Halle 1727); aber auch die klassischen balneologischen Traktate, wie Johannes W. von Andernachs Commentarius de balneis (Straßburg 1565) und Johannes Widmanns (Mechinger) Tractatus de balneis thermarum ferinarum (Tübingen 1513), fehlen nicht.

2.93 Auf die Epidemiologie und Immunologie entfallen etwa 2940 Titel. Den größten Raum nimmt hier das umfangreiche Schrifttum über Pest, Syphilis, Tollwut, Pocken und Cholera ein. Ergänzend zu den Pestordnungen gibt es Anleitungen und Studien über Pestbekämpfung, Traktate über den Verlauf der Krankheit, Rezepturen sowie historische und zeitgenössische Berichte über Pestepidemien vom Mittelalter bis ins 19. Jh in diversen europäischen Städten, z. B. Konrad Schellings Ein kurtz regiment wie man sich vor der Pestilentz enthalten (Speier 1502) und Paulus de Sorbaits Consilium medicum dialogus oder Freundtliches Gespräch über den betrübten Zustand der Stadt Wienn bei dieser gefährlichen Antagion Anno 1679 (1679). Die Schriften über die Cholera (443) stammen mit wenigen Ausnahmen (u. a. Maximilian H. Zollikofers De Cholera, 1663, sowie 10 österreichische Publikationen des 18. Jhs) aus dem 19. Jh. 56 Titel betreffen die Tollwut, 90 die Pocken, 85 die verschiedenen Formen der Ruhr (u. a. Kurtzer Bericht von der Curation der rothen Ruhr, Marburg 1595). Zur Syphilis sind 185 Titel vorhanden (darunter Girolamo Fracastoros Syphilis sive morbus Gallicus, Paris 1531 und Basel 1536), zu den von Syphilis verursachten Nervenkrankheiten ca. 120. Ferner sind Guillaume de Baillou und Paul Ehrlich (je 8 Titel), Thomas Sydenham, Edwin Chadwick, John Snow, Robert Koch, Jacob Henle und Louis Pasteur mit all ihren wesentlichen Publikationen zur Immunologie vertreten.

2.94 Auf das Nervensystem, auf Aspekte der Neurologie und Neurophysiologie, auf Geisteskrankheiten bzw. Psychopathologie beziehen sich etwa 960 Titel. Es finden sich grundlegende Werke über Behandlungsmethoden, Gehirn- und Nervenanatomie bzw. -pathologie in den europäischen Ländern (z. B. Thomas Willis' Pathologia cerebri et nervosi generis specimen, 1667 und 1670; Franz Lallemands Anatomisch pathologische Untersuchungen über das Gehirn, 1825), aber auch Jahresberichte der niederösterreichischen Nervenheilanstalten und Beschreibungen der Sonderheilanstalten im österreichischen Raum.

2.95 Der angewandten Heilkunde sind etwa 8000 Werke zuzuordnen. Mit Chirurgie bzw. Wundarzneikunde beschäftigen sich 1450 allgemeine und 1790 spezielle Abhandlungen. Die Literatur über verschiedene Operationstechniken enthält u. a. 5 Titel des 17. Jhs von Ambroise Paré, 8 Werke von Mathäus Purmann, Cornelius Van der Wiels Observationes rariorum medico-anatomico-chirurgicarum (1687) sowie 17 einschlägige Zeitschriften, darunter die Medizinisch-Chirurgische Zeitung (Salzburg 1790-1842), The Edinburgh medical and surgical Journal (Edinburgh 1805-1855) und die Ungarische medizinisch-chirurgische Presse (Pest 1865-1894). 960 Titel betreffen die Zahnheilkunde. Es handelt sich überwiegend um populäre Traktate, wie das Artzney Buchlein wider allerlei kranckeyten und Gebrechen der tzeen (Leipzig 1530), und bekannte Fachschriften, wie die erste umfassende und mit zahlreichen Kupferstichen von Jean Baptiste Scotin illustrierte Darstellung der Zahnheilkunde von Pierre Fauchard, Le chirurgien dentiste ou traité des dents (Paris 1728).

2.96 Auf Gynäkologie, chirurgische Geburtshilfe, Hebammenwesen, Entbindungswesen, Schriften über Wöchnerinnen und Ratgeber für Mütter tfallen insgesamt ca. 3800 Titel, etwa die Hälfte davon stammt aus dem 19. Jh. Besondere Beachtung verdient jedoch die Fachliteratur des 16. bis 18. Jhs zur Gynäkologie - einem Anliegen der Schule van Swietens - die nahezu vollständig versammelt ist. Erwähnenswert aus dem Bestand des 19. Jhs sind neben den Publikationen von Semmelweis (8 Titel) die Lehrbücher zum Hebammenwesen und ihr Vorbild, Die königlich-preuß. Hof-Wehemutter (1756) von Justine Siegemundin, geb. Dittrich, sowie 4 Titel über die Zulassung der Frauen zum Medizinstudium (z. B. Eduard Alberts Die Frauen und das Studium der Medizin, 1895).

2.97 Etwa 5000 Werke befassen sich mit diversen Bereichen der institutionellen Medizin. Neben 28 Publikationen des 16. und 17. Jhs über das Hospizwesen finden sich zahlreiche Traktate und Studien des 18. und 19. Jhs über Verwahrungsanstalten (Irren-, Siechen-, Alten- und Waisenhäuser), Krankenhäuser (z. B. die Nachrichten über die Errichtung des Hauptspitals in Wien, 1784), Ambulatorien und Polikliniken und das umfangreiche Schrifttum zu diversen Vereinen, Ärztegesellschaften und Kollegien. Die Anzahl der im Zuge des Pflichtexemplarrechtes an die Hofbibliothek abgelieferten Vereinsschriften (Organogramme, Statuten, Dokumentationen von religiösen, sozialen oder staatlichen Wohltätigkeitseinrichtungen in allen Teilen der Monarchie) und der Umfang einzelner Bestandsgruppen ist nicht bekannt. Darüber hinaus gibt es 550 Titel zu sozialen und rechtlichen Aspekten der Medizin, wozu Studienordnungen, Literatur zur forensischen Medizin, zum militärischen und polizeilichen Sanitätswesen sowie Rettungswesen (190 Titel) und einige Hygienevorschriften zählen. Zu den ältesten Drucken gehören Paulus Zacchias Quaestiones medico-legales (1661), Laurenz Heisters und Johann Martin Starcks De medicinae utilitate in jurisprudentia (1730) und Johann Heinrich Mylius' De iurisprudentiae cum medicina conjunctione (1715).

2.98 Auf Hilfswissenschaften der Medizin einschließlich der Pharmazie beziehen sich ca. 4500 Titel. Darunter fallen Pharmakopöen und Arzneimittelbücher (ca. 700), Lehrbücher und die berufsbezogene Literatur über Apotheker, Apotheken, Bader und Pillendreher (ca. 170 Titel, darunter Otto Brunfels' Reformation der Apotheken, Straßburg 1536 und Frankfurt 1582). Neben der bis zum 18. Jh vorwiegend lateinischen Fachliteratur sind zahlreiche populäre Rezeptschriften und Arzneimittelratgeber vorhanden, wie Franz Christian Paullinis Neu vermehrte heilsame Dreck-Apotheke (1697) und Flagellum salutis, das ist: Curieuse Erzählung wie mit Schlägen allerhand schwere, langweilige und fast unheilbare Kranckheiten offt, bald und wohl curiret worden (1698). Auch ca. 1620 der im vorgegebenen Rahmen der Botanik zugezählten Herbarien, insbesondere die mit botanischen Illustrationen ausgestatteten Werke des 16. und 17. Jhs, dienten pharmakologischen Zwecken. 470 Titel über Medikamente werden von Schriften über Medikationstechniken, wie Johannes Vischers Disputatio de medicamentorum purgantium viribus (Tübingen 1581), und Abhandlungen über die pharmazeutische Verwendung von Naturprodukten ergänzt (z. B. Johann Melchior Welschs De vini hungarici excellente natura, virtute et usu, 1721).

2.99 950 Titel vorwiegend des 18. und 19. Jhs betreffen diverse Sonderlehren und alternative Methoden der Medizin. Dazu zählen Werke über Wunderheilung, ganzheitsmedizinische Lehren, Diätetik, gesundes Leben, tierischen Magnetismus (u. a. Franz Anton Mesmers Dissertatio physico-medica de planetarum influxu, 1766), Homöopathie und Hypnose, wie Athanasius Kirchers Experimentum mirabile (1646), Abbé Farias De la Cause du sommeil lucide (1819), 3 Titel Hippolyte Bernheims und Jean-Martin Charcots Neue Vorlesungen (in der Übersetzung durch Sigmund Freud, 1887).

2.100 Auf die Veterinärmedizin, die in der Hofbibliothek im Vergleich zu den Bibliotheken landwirtschaftlicher und militärischer Unterrichtsanstalten Wiens eine geringere Rolle spielte, entfallen ca. 2500 Titel (260 des 16. Jhs, 295 des 17. Jhs, 345 des 18. und 1600 des 19. Jhs). Unter 74 allgemeineren Werken sind 13 Zeitschriften (z. B. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Veterinärkunde, 1851-1887; Il veterinario, 1854-1858) sowie Nachschlagewerke (u. a. Pierre Buchoz' Dictionnaire vétérinaire et des animaux domestiques, 1775), Jahrbücher und Kongreßberichte (z. B. Bericht über den 2. Österreichischen Thierärztetag, 1882) und medizinhistorische Studien (u. a. Georg Franz Eckels Über den Nutzen der Thierheilkunde nebst einer geschichtlichen Darstellung derselben, 1823). Ferner gibt es 19 Veterinärverordnungen, 9 Titel zur Veterinär-Chirurgie und 11 zur Arzneikunde für das Veterinärwesen. Mit Haustieren, Nutztierhaltung, Epidemien und Parasiten beschäftigen sich etwa 1500 Werke (z. B. Jakob Christian Schäffers Egelschnecken in den Lebern der Schafe, 1753). Bei den Schriften über einzelne Erkrankungen finden sich 96 Titel zur Hundswut und 40 zum Brand bzw. Milzbrand.

Physik

2.101 Von den ca. 11.100 Titeln zur Physik nimmt der Bestand des 19. Jhs (6770 Titel) den größten Raum ein. Aus dem 18. Jh stammen 2440 Werke, aus dem 17. Jh 1000 und aus dem 16. Jh 890. Auf die Physik im allgemeinen tfallen etwa 2100 Titel. Dies sind Überblickswerke und Lehrbücher (unter den ältesten ist Otto von Guerickes Experimenta nova Magdeburgica, 1672), Bibliographien, Lexika und Wörterbücher, wissenschaftstheoretische und wissenschaftshistorische Abhandlungen zur Physik sowie Zeitschriften. Zu den vermischten Schriften (ca. 900 Titel) zählen Abhandlungen zu historischen, z. T. umstrittenen Randgebieten der Physik, wie Geo- und Chiromantie.

2.102 Insgesamt etwa 8100 Titel behandeln die speziellen Themenbereiche Mechanik, Optik, Akustik, Hydrodynamik, Elektrizität und Magnetismus sowie Wärmelehre, Gastheorie und Thermodynamik. Davon betreffen 17 Prozent (1377 Titel) die Mechanik. Alle bedeutenden Publikationen des 16. bis 19. Jhs sind in zumeist wissenschaftshistorisch interessanten Ausgaben vertreten. So befinden sich unter den 110 Titeln des 16. Jhs z. B. Erstausgaben von Jordanus Nemorarius' Liber de ponderibus propositiones XIII (Nürnberg 1535) und Opusculum de ponderositate, Niccolae Tartalae studio correctum (Venedig 1565), Niccolo Tartaglias Nova scientia (Venedig 1537, 1558 und 1583) und Johannes Baptista Benedettis Speculationem mathematicarum et physicarum tractatus (Venedig 1586). Zu den 124 Drucken des 17. Jhs zählen die Discorsi in der ersten Leidener Ausgabe (1638) des insgesamt mit 39 Titeln vertretenen Galileo Galilei. Isaac Newtons Philosophiae naturalis principia mathematica liegt in der zweiten Ausgabe (Cambridge 1687) und 5 weiteren des 18. und 19. Jhs vor. Unter den 303 Titeln des 18. Jhs sind Christiaan Huygens' Opuscula postuma (Leiden 1703, darin die berühmten Traktate De vi centrifuga, De motu corporum ex percussione), Jean le Rond d'Alemberts Traité de dynamique (Paris 1743), die Mécanique analytique (Paris 1788) des Joseph-Louis Comte de Lagrange sowie Leonhard Eulers Mechanica sive motus scientia analytice exposita (Petersburg 1736) und die erste deutsche Ausgabe der Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und Philosophie (Leipzig 1769-1773). 840 Werke stammen aus dem 19. Jh, u. a. Siméon-Denis Poissons Traité de mécanique (Paris 1811).

2.103 Die Literatur zur Optik nimmt 15 Prozent (1215 Titel) des Bestands zur Physica specialis ein. Bis auf eine auffallende Lücke - es fehlt Keplers Dioptrik (Augsburg 1611) - sind alle bedeutenden und einflußreichen Werke in zeitgenössischen Ausgaben vorhanden. Unter den 97 Titeln des 16. Jhs befinden sich die Erstausgabe von Robertus Grostheads Libellus de phisicis lineis angulis et figuris (Nürnberg 1503), ein Druck von Euklids Catoptrica (Straßburg 1557) und 4 lateinische Ausgaben der Magiae naturalis (Antwerpen 1560, 1576, 1589, 1597; vorhanden sind auch weitere 3 des 17. Jhs und die erste deutsche Ausgabe, Magia naturalis oder Hauß-Kunst- und Wunder-Buch, 1714-1715) von Giovanni Battista della Porta. Besonders viele Erstdrucke weist der Bestand des 17. Jhs auf. Zu den 139 Titeln zählen u. a. 3 Ausgaben von Keplers Ad Vitellionem paralipomena quibus astronomiae pars optica (1604, 1645, 1671), Athanasius Kirchers Ars magna lucis (1645, 1671), Robert Boyles Experimenta et considerationes de coloribus (1665, 1671), Franciscus d'Aguillons Opticorum libri IV (1613), Robert Hookes Micrographia (1667), Francesco Grimaldis Physico-mathesis de lumine (1665) und Christiaan Huygens' Traité de la lumière (1690). Unter den 238 Drucken des 18. Jhs ist vor allem die Originalausgabe von Newtons Opticks (London 1704) erwähnenswert. 741 Werke erschienen im 19. Jh, darunter John Herschels Vom Licht (1831) und Christian Dopplers Über das farbige Licht der Doppelsterne und einiger anderer Gestirne des Himmels (Prag 1842).

2.104 Auf die Akustik beziehen sich 567 Titel (7 Prozent). 45 Publikationen stammen aus dem 16. Jh, 61 aus dem 17. Jh - neben Marian Mersennes Harmonie universelle (Paris 1636) Athanasius Kirchers Musurgia universalis (1650) und Neue Hall- und Thonkunst (1684). Bei den 135 Drucken des 18. Jhs ist z. B. auf die Erstausgabe von Ernst Florens Chladnis Entdeckungen über die Theorie des Klanges (1787) hinzuweisen. Weitere 7 Titel Chladnis zählen zu den 326 Werken aus dem 19. Jh, wie auch Ernst Heinrich Webers Die Wellenlehre auf Experiment gegründet (1825) und Hermann von Helmholtz' Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik (1863).

2.105 Die größte Sachgruppe bildet die Literatur über Elektrizität, Magnetismus und Elektrodynamik mit 3078 Titeln, die 38 Prozent des Bestandes zur speziellen Physik darstellen. Der große Umfang ist vor allem auf die rege Publikationstätigkeit in der zweiten Hälfte des 19. Jhs zu diesem Themenbereich zurückzuführen. Unter den 246 Drucken des 16. Jhs finden sich 2 Exemplare des Erstdrucks von Petrus Peregrinus' Epistola de magnete (Augsburg 1558) und 3 Ausgaben von Hieronymus Cardanos De subtilitate libri XXI (Nürnberg 1550, 1551 und 1554). Aus dem 17. Jh gibt es 277 Titel, es fehlen jedoch Originalausgaben des bedeutendsten Theoretikers des Magnetismus, William Gilbert. Bei den 677 Titeln des 18. Jhs ist hinzuweisen auf Jean Antoine Nollets Essai sur l'électricité des corps (1746, 1750) und Lettres sur l'électricité (1753-1760), Benjamin Franklins Experiments and observations (1751), Joseph Priestleys History and present state of electricity with original experiments (1767), Johann Wilhelm Ritters Beweiß daß ein beständiger Galvanismus den Lebensprocess in dem Thierreich begleite (1798) und Alessandro Voltas On the method of rendering very sensible the weakest natural or artificial electricity (1782). Galvanis und Coulombs Schriften zu Elektrizität und Magnetismus fehlen jedoch. Unter den 1878 Titeln des 19. Jhs befinden sich Erstdrucke von Georg Simon Ohms Die galvanische Kette mathematisch betrachtet (1827), Antoine-César Becquerels Eléments d'électrochimie (1843), Traité d'électricité et de magnétisme (1855-1856) und Traité experimental de l'électricité et du magnétisme et de leurs rapports (1834), André-Marie Ampères Exposé des nouvelles découvertes sur l'électricité et le magnétisme (1822) und Théorie des phénomènes électro-dynamiques (1826) sowie Michael Faradays On the various forces of nature and their relations to each other (1873). James Clerk Maxwells A treatise on electricity and magnetism liegt in der zweiten Auflage (1881) vor.

2.106 Auf Hydrodynamik und Hydrostatik entfallen 324 Titel (4 Prozent). Die wichtigsten Werke sind in Originalausgaben vorhanden, wie Daniel Bernoullis Hydrodynamica (Straßburg 1738), das namensgebend für diesen Wissenschaftszweig war. Aus dem 16. Jh stammen 31 Titel, darunter De iis, quae vehuntur in aqua (Bonn 1565) und De insidentibus aquae libri duo (Venedig 1565) von Archimedes. Zu den 34 Titeln des 17. Jhs zählen Edmé Mariottes Traité du mouvement des eaux (1686) und Galileis Discorso intorno alle cose, che stanno in sul acqua ò che in quella si muovono (1612). 71 Drucke erschienen im 18. Jh, darunter Pierre Varignons Traité de mouvement (1725) und der Essai d'une nouvelle théorie sur la résistance des fluides (1752) des Jean le Rond d'Alembert. 198 Titel entfallen auf das 19. Jh.

2.107 Der 1539 Titel (19 Prozent) umfassende Bestand zu Wärmelehre, Gastheorie und Thermodynamik ist im Hinblick auf Originalausgaben bedeutender Werke als lückenhaft zu bezeichnen. Es gibt jedoch einige Reprints und Nachdrucke. Auf das 16. Jh entfallen 173 Titel, auf das 17. Jh 129, auf das 18. Jh 309 und auf das 19. Jh 989. Hervorzuheben sind u. a. die Schriften Robert Boyles (Exercitationes de atmo-sphaeris corporum consistentium, 1676, und Tractatus varii continentes nova experimenta circa relationem inter flammam et aerem et circa explosiones, 1696), Jakob Bernoullis Dissertatio de gravitate aetheris (1683), Georg Wilhelm Richmanns Abhandlung von der Verdampfung des Wassers (1749), Jean Baptiste Joseph Fouriers Théorie analytique de la chaleur (1822) und Rudolf Clausius' Abhandlungen über die mechanische Wärmetheorie (1864-1867).

Chemie

2.108 Das Schrifttum zur Chemie umfaßt etwa 6500 Titel - die Grenzen zur Literatur über Pharmakologie, Medizin und Botanik sind jedoch nicht eindeutig zu ziehen. Die Publikationen aus dem Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie, insbesondere die Zeitschriften, Jahrbücher und Sitzungsberichte diverser wissenschaftlicher Gesellschaften und Vereine, sind durch den hohen Anteil ablieferungspflichtiger Werke sehr gut vertreten. Im Zuge des staatlichen Interesses an der chemischen Forschung wurde im 19. Jh auch die ausländische Literatur bei Ankäufen vermehrt berücksichtigt.

2.109 Bei ca. 900 Titeln zur Chemie im allgemeinen handelt es sich vorwiegend um Bibliographien, Lexika, Schullehrbücher, Zeitschriften und Jahrbücher. Bei der Literatur zu diversen Teilgebieten der Chemie sind 340 Drucke des 16. Jhs hervorzuheben. Davon fallen 84 Titel in den Bereich der Alchemie, wie Johannes Clajus' Alkumistica, das ist, Ein wunderbarliche setzsame und beverte Kunst, Auß Mist Gold zu machen (Amberg 1594). Darüber hinaus sind Ausgaben der einschlägigen Abhandlungen aus dem arabischen, griechischen und römischen Kulturraum sowie aus den Schriften der Kirchenväter vertreten, darunter 7 Titel Philipp Ulstads, 6 Drucke von Raymund Lullus' De secretis naturae und zahlreiche Sammelausgaben, wie 11 Ausgaben von Alchemiae Gebri Arabis philosphi solertissimi libri, cum reliquis... (Bern 1545) des Jabir ibn Hayyan, Johannes Garlands Compendium alchimiae (Basel 1560) und De alchimiae opuscula complura veterum philosophorum (Frankfurt 1550). Von Zosimos gibt es 2 Kompendien, von Georg Agricola u. a. die Abhandlung Rechter Gebrauch der Alchemie mit vil bißher verborgenen Künsten (Köln 1531) und seine Schriften zur Metallurgie (Bermannus, sive de re metallica, Basel 1530 und 4 weitere Auflagen bis 1612). Ein Bestandschwerpunkt liegt bei der Iatrochemie, die neben den Schriften des Paracelsus u. a. mit 16 Werken von Andreas Libavius (z. B. Alchimia triumphans, Frankfurt 1597) repräsentiert ist.

2.110 Von den 1245 Drucken des 17. Jhs betreffen etwa 100 Titel die Alchemie. Ferner sind die grundlegenden zeitgenössischen Studien des europäischen Raumes z. T. in mehreren Ausgaben versammelt, wie Oswald Crolls Basilica chymica (Frankfurt 1607 und 4 weitere Auflagen), Jean Beguins Les Eléments de chymie (Paris 1615, Lyon 1646) und Tyrocinium chymicum (Wittenberg 1650, Amsterdam 1659) sowie Philipp Müllers Miracula et mysteria chymica-medica (1616). Nicholas Lemerys Cour de chemie liegt nur in Ausgaben des 18. Jhs vor (1701, 1756). Sodann sind 18 Titel zur Destillation vorhanden, darunter Johann Glaubers Furni novi oder Beschreibung einer neuen Destillirkunst (1661). Bei den Schriften über Säure und Salze findet sich Glaubers Tractatus de natura salium (1658).

2.111 Der Fachliteratur des 18. Jhs (ca. 2100 Titel) sind viele der insgesamt 71 lateinischen und 19 deutschsprachigen Werke des Mediziners Georg Ernst Stahl zuzuzählen, wie Chymica rationalis et experimentalis (1720) und Fundamenta chymica dogmatica et rationalis (1746-1747) bzw. Fundamenta chymica-pharmaceutica generalis (1721). Carl Wilhelm Scheele ist mit einer Gesamtausgabe seiner Werke vertreten (Sämtliche physische und chymische Werke, 1793), Hermann Boerhaave u. a. mit Elementa chemiae (1732). Carl Friedrich Wenzels Forschungen sind hingegen nur in Fachzeitschriften zugänglich. Nahezu alle Publikationen finden sich von Anton Laurent Lavoisier, darunter Traité élémentaire de chymie (1789), Méthode de nomenclature chymique (1787, 1793) und System der antiphlogistischen Chemie (1792). Neben Studien über chemische Methoden, wie Jeremias Benjamin Richters Anfangsgründe der Stöchometrie oder Meßkunst chemischer Elemente (1792-1793), sind auch berufsbezogene Themen berücksichtigt, z. B. durch Georg A. Suckows Bemerkungen über einige chymische Gewerbe (1791).

2.112 Die Herausbildung der Chemie als Wissenschaft, die Forschungen über den Aufbau der Materie und ihre Umsetzung in Pharmazie und Industrie behandeln 2710 Titel des 19. Jhs. Neben Lehrbüchern, wie Jöns-Jacob Berzelius' Lehrbuch der Chemie (1820-1824 und 2 weitere Auflagen) sind die Werke bekannter Chemiker in Einzeldrucken und Gesamtausgaben zu finden, z. B. Humphrey Davys' Beiträge zur Erweiterung des chemischen Teiles der Naturwissenschaften (1820), John Daltons Ein neues System des chemischen Teiles der Naturwissenschaften (1812-1813) und vor allem 90 Titel von Justus Liebig zur organischen und zur Lebensmittelchemie. Von Joseph Loschmidt sei der seltene Druck der Chemischen Studien (1861) genannt. Lücken weist der Bestand z. B. bei den Publikationen des Friedrich August Kekulé von Stradowitz auf, die allgemeinen Werke Lothar Meyers und Robert Wilhelm Bunsens sind nur in Nachdrucken vorhanden. Unter den Schriften zur angewandten Chemie seien P. Dorés Leçon de chimie élémentaire appliqués aux arts industriels (1855-1856), Ludwig Brügges Die Gewerbschemie (1843), Josef Theins Die Praxis der chemisch-technischen Gewerbe (1866), 4 Titel Benno von Posanners und Pompejus Alexander Bolleys Handbuch der chemischen Technologie (1862-1892) genannt. Zu den Werken über pharmazeutische Chemie zählen Joseph Franz von Jacquins Grundzüge einer allgemeinen und medizinischen Chemie (1836) und Johann Bartholomä Trommsdorffs Allgemeines pharmazeutisch-chemisches Wörterbuch (1806-1822). Bei den Periodika kann neben den einschlägigen österreichischen, durch das Pflichtexemplarrecht erworbenen auf zahlreiche ausländische Zeitschriften hingewiesen werden, wie die Annales de Chimie (Paris 1789-1885), Lorenz Crells Chemische Annalen (Helmstedt 1783-1804), das Giornale du physico, chimico, storia (Parma 1808-1827) und das Journal für Chemie und Physik (Nürnberg 1811 ff.).

Biologie

2.113 Etwa 13.750 Titel betreffen die Biologie (ca. 1000 aus dem 16. Jh, 1250 aus dem 17. Jh, 3750 aus dem 18. und 8750 aus dem 19. Jh). Dieser Bestand setzt sich zusammen aus ca. 2000 Titeln zu Naturgeschichte und Paläontologie (allgemeine und fachübergreifende Abhandlungen, Darstellungen zur Entwicklungsgeschichte der Natur), 6750 zur Zoologie und 5000 zur Botanik. Die für die Geschichte der Biologie wichtigsten Werke sind ziemlich lückenlos, in vielen Fällen auch in den originalsprachlichen Erstauflagen, versammelt. Einen großen Teil der wertvollsten Bestände des 16. und 17. Jhs (514 Werke der Materie Historia naturalis) verdankt die Bibliothek der Büchersammlung Prinz Eugens, in der die Naturwissenschaften - sicherlich in Zusammenhang mit den berühmten botanischen Gärten und Tiergehegen im Belvedere - einen der Sammelschwerpunkte darstellten.

2.114 Die Schriften der Autoren der Antike und des Mittelalters sind - außer in Hss. und Inkunabeln - vor allem in Drucken des 16. Jhs zahlreich vertreten. So gibt es neben den naturwissenschaftlichen Studien des Aristoteles (sowohl in kommentierten Werkausgaben als auch Einzeldrucken, wie De animalium generatione libri V, Venedig 1526) 75 Ausgaben der Historia naturalis des Plinius - u. a. einen Druck der lateinischen Fassung aus Venedig (1507) und einen Straßburger Druck der älteste Übersetzung ins Deutsche (Natürliche History fünff Bücher, 1543) durch Heinrich von Eppendorff. Von Albertus Magnus' biologischen Schriften sind u. a. 6 Ausgaben des 16. Jhs vom Liber mineralium (die älteste erschien in Oppenheim 1518) zu erwähnen, sein Kommentar zu Kaiser Friedrichs II. Abhandlung über die Falknerei (Reliqua librorum de arte venandi cum avibus, Augsburg 1596) im Erstdruck und die deutsche Ausgabe von De animalibus (Frankfurt 1545), herausgegeben von Walter Ryff. Die erste Naturgeschichte in deutscher Sprache, Konrad von Megenbergs um 1350 verfaßtes Buch der Natur, ist als Inkunabel (Augsburg 1475) und in der Ausgabe von 1861 zu finden.

2.115 Den bibliophilen Höhepunkt des naturwissenschaftlichen Bestandes stellen die mit Holzschnitten und Kupferstichen illustrierten Werke aus der ersten großen Blütezeit der beschreibenden Naturwissenschaften bis zur Mitte des 19. Jhs dar. Bei den folgenden Erläuterungen steht diese sowohl durch ihre bibliophile Qualität als auch durch ihren Umfang ausgezeichnete Titelgruppe im Vordergrund. Dioskurides' berühmtes Pflanzenbuch De materia medica aus dem ersten Jahrhundert nach Christi - die älteste überlieferte, um 512 in Byzanz entstandene griechische Hs. zählt zu den kostbarsten Objekten der Nationalbibliothek - liegt in zahlreichen verschiedenen Ausgaben vor. Aus dem 16. Jh stammen 14 lateinische Drucke von 1512 bis 1557 und 8 griechische von 1518 bis 1565 sowie die ältesten Übersetzungen ins Deutsche (Kreutter Buch, Frankfurt 1546), Italienische (1542), Französische (1559) und Spanische (1563).

2.116 Von den in der Tradition des Dioskurides vorwiegend in pharmazeutisch-medizinischer Absicht entstandenen illustrierten Kräuterbüchern des 16. und 17. Jhs besitzt die Bibliothek mehr als 120. Hervorzuheben sind 6 zwischen 1530 und 1539 erschienene Ausgaben von Otto Brunfels' Herbarum vivae eicones, darunter die von Hans Weiditz illustrierte Erstauflage (Straßburg 1530-1532) und die deutsche Fassung (Contrafayt Kreüterbuch nach rechter vollkommener art unnd Beschreibungen der Alten, Straßburg 1532), neben weiteren 54 medizinischen und theologischen Titeln des Autors. 8 Ausgaben aus dem Zeitraum von 1546 bis 1630 gibt es vom Kreuter Buch (Straßburg 1546) des Hieronymus Bock. Unter 44 Titeln von Leonhart Fuchs sind sowohl die erste lateinische (De historia stirpium commentarii insignes, Basel 1542) als auch die deutsche Ausgabe des berühmten New Kreutterbuch (Basel 1543) mit Holzschnitten von Albert Meyer, Heinrich Füllmaurer und Veit Rudolph Specklin. Von Jakob Theodor Tabernaemontanus' New Kreuterbuch besitzt die Bibliothek nicht die erste, sondern die illustrierte Sonderausgabe (Eicones plantarum, Frankfurt 1590) sowie 2 Editionen des 17. Jhs mit den Ergänzungen durch Kaspar Bauhin (Frankfurt 1625 und Basel 1664). Auch Adam Lonicers Kreuterbuch (Frankfurt 1573) und Andreas Cesalpinis De plantis libri XVI (Florenz 1583) sind vorhanden. Pietro Andrea Mattioli ist mit 31 Titeln (darunter Commentarii in Dioscoridem, Venedig 1554) vertreten, Kaspar Bauhin mit 15 botanischen Drucken des 16. und 17. Jhs, z. B. 2 Exemplaren der mit Heinrich Cherler verfaßten Historia plantarum universalis (1650-1651) und Pinax theatri botanici (1623).

2.117 Aus der Bibliotheca Eugeniana stammen u. a. Rariorum plantarum historia (Antwerpen 1601), Exoticorum libri X (Antwerpen: Plantin 1605) und je eines der auch in der Fideikommiß-Bibliothek vorhandenen Exemplare der Länderfloren des Carolus Clusius (L'Ecluse), Rariorum aliquot stirpium per Hispanias (1576) und Rariorum aliquot stirpium per Pannoniam (1583), mit naturgetreuen Pflanzenabbildungen gedruckt bei Plantin in Antwerpen. Auch die in Wien erschienene Flora sinensis, fructus floresque humillime porrigens (1656) des in China als Missionar wirkenden Michael Boym und Johannes Johnstons Historiae naturalis (Frankfurt 1650-1653) mit Kupferstichen von Matthäus Merian gelangten mit der Büchersammlung Prinz Eugens an die Hofbibliothek.

2.118 Von den illustrierten Naturgeschichten und Tierbüchern sind u. a. Michael Herrs Gründtlicher underricht, warhaffte und eygentliche beschreibung aller vierfüssigen thier im Erstdruck (Straßburg 1546) sowie Georg Schallers Neuw Thierbuch mit Holzschnitten nach Hans Bocksperger (Frankfurt 1569) und Illustrationen Jost Ammans (1617) zu nennen. Den ersten Rang nimmt jedoch Konrad Gesner mit 70 Titeln (ca. 20 deutsche Ausgaben) ein, darunter die Historia animalium im Erstdruck (Zürich 1551-1555) mit den ob ihrer wissenschaftlichen und künstlerischen Qualität berühmten Illustrationen, 7 deutsche Ausgaben des 16. Jhs vom Fischbuch (Zürich 1575 ff.) und 3 zeitgenössische Ausgaben des Thierbuch (Zürich 1563). Die ersten detaillierten Beschreibungen der Meeresfauna liegen vor mit Guillaume Rondelets Libri de piscibus marinis (Lyon 1554-1555), den Schriften Pierre Belons (17 Titel, z. B. L'histoire naturelle des estranges poissons marins, Paris 1551, und De aquatibus, Paris 1553) und Ippolito Salvianis Aquatilium animalium Historia (Rom 1554, mit Kupferstichen von Antonio Lafreri). Unter den 29 Titeln von Ulisse Aldrovandi sind die Erstausgabe der Ornithologia (Bonn 1599-1603) sowie De animalibus insectis libri septem (Bonn 1602), illustriert mit Holzschnitten von Cristoforo Coriolano. Die Entomologie der Mikroskopisten des 17. Jhs vertritt z. B. Jan Swammerdams Histoire générale des insectes (1682). Von Maria Sibylla Merian sind sowohl die Metamorphosis insectorum Surinamensium (Amsterdam 1705) als auch die Histoire des insectes de l'Europe (1730) und 2 Exemplare von Erucarum ortus (o. J.) vorhanden.

2.119 Zu den bibliophilen Drucken des 17. Jhs zählen Beschreibungen der Fauna und Flora diverser europäischer Länder, in der Folge der Entdeckungsfahrten auch der neuen Erdteile, wie Historia naturalis Brasiliae (1648) und De Indiae utriusque re naturali et medica (1658) von Georg Marcgrav de Liebstad und Guillelmus Piso sowie Francisco Hernandez' Nova plantarum, animalium et mineralium Mexicanorum historiae (1651) aus dem Bestand der Bibliotheca Eugeniana. Von den illustrierten naturgeschichtlichen Standardwerken des 18. Jhs ragen u. a. George Shaws Vivarium naturae or the naturalists miscellany (1789-1813) mit 1064 Tafeln von Fred Nodder hervor, die lateinisch-holländische Publikation Albert Sebas (Locupletissimi rerum naturalium thesauri descriptio, 1734-1765, mit 450 Tafeln von P. Tanjé) und die in 28 Gesamt- und Einzelausgaben vorhandene Naturgeschichte Buffons, darunter die erste und zweite französische Auflage (Histoire naturelle, générale et particulière, 1749-1804 und 1750-1789) sowie 7 deutsche Editionen. Das in Nürnberg erschienene Werk Plantae selecta (1750-1790) von Christoph Treu mit Kupferstichen von J. J. Haid gilt als eines der prächtigsten Beispiele der deutschen botanischen Buchproduktion. Die Pflanzenillustration in Österreich ist durch 24 Titel Nikolaus Joseph Jacquins vertreten, u. a. Hortus botanicus Vindobonensis (1770-1780), Florae austriacae (1773-1778) und Selectarum stirpium Americanarum historia (1763 und 1780), sowie durch 11 Titel seines Sohnes Joseph Franz Jacquin.

2.120 Aus dem 19. Jh sind die Gesamtbeschreibungen einzelner Länder zu erwähnen, z. B. die im Zuge des Napoleonfeldzuges entstandene Description de l'Egypte (1809-1822) sowie Philipp Franz von Siebolds Fauna Japonica (1833-1850) und Flora Japonica (1835-1870). Daß auch der Bestand des 19. Jhs bibliophile Drucke aufweist, dokumentieren Werke wie Maréchals Ménagerie du Muséum national d'histoire naturelle (1801 und 1806), 3 ornithologische Werke John James Audubons (u. a. The birds of America, 1856), die meisten der 21 Titel des englischen Botanikers William J. Hooker und die Prachtausgabe von Duhamel de Monceaus Traité des arbres et arbustes (1801-1819) mit Illustrationen Pierre Turpins .

2.121 Der über den besonderen Kern der illustrierten Werke des 16. bis 19. Jhs hinausreichende Bestand zu den einzelnen Sachgebieten der Biologie tspricht einer über Jahrhunderte hinweg gut ausgestatteten wissenschaftlichen Büchersammlung. Nicht systematisch strukturiert, wird sie lediglich vom Alten Schlagwortkatalog - unter einer Vielzahl von einander z. T. überlappenden Begriffen - inhaltlich erschlossen. Ca. 500 Titel sind unter dem Schlagwort Botanik eingereiht, vorwiegend einführende und wissenschaftshistorische Abhandlungen, Schul- und Lehrbücher aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs (60) sowie 14 Zeitschriften (am ältesten sind die von Paul Usteri herausgegebenen Annalen der Botanik, 1794-1800). Etwa 2200 Titel über Pflanzen setzen sich zusammen aus 400 allgemeinen Werken (Bibliographien, Einführungen und Nachschlagewerke) und ca. 1800 unter weiterführenden Begriffen eingeordneten Publikationen. Dabei dominieren die Studien über Pflanzen einzelner Regionen und Länder, z. B. 22 zu Pflanzen in Brasilien, 20 über die Flora Österreichs im allgemeinen (hier findet sich Joseph August Schultes' Oestreichs Flora, 1794) und 11 zu den Pflanzen Wiens. 50 Titel behandeln die Pflanzengeographie, 40 die Namen der Pflanzen (z. B. Laurentius Fries' Synonima und gerecht ußlegung der wörter, Straßburg 1519). Weitere umfangreichere Titelgruppen beziehen sich auf die Anatomie (49), Physiologie (60) und Bestimmung (21) der Pflanzen. Unter diesen Begriffen sind jedoch jeweils nur einige wichtige Ausgaben der Schriften bekannter Forscher und nicht alle vorhandenen eingeordnet: den 70 Titeln diverser Autoren zum Schlagwort Pflanzensystematik stehen z. B. insgesamt 94 im Nominalkatalog verzeichnete Titel Karl von Linnés gegenüber (darunter Systema natura, 1735, und der von Georg Ehret illustrierte Hortus Cliffortianus, 1737).

2.122 Von den ca. 6750 der Zoologie zugezählten Werken sind 234 unter dem Begriff Zoologie eingereiht - Abhandlungen über Sammlungen, wissenschaftshistorische und -theoretische Publikationen, Nachschlagewerke, Zeitschriften (5, u. a. die von Theodor von Siebold herausgegebene Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, 1849-1886) und ca. 50 Schulbücher aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Auf das Schlagwort Tier entfallen etwa 1400 Titel, vorwiegend tierkundliche Übersichtswerke, Systematiken, Abrisse zur Entwicklungsgeschichte der Tiere (wie Claude Perraults Mémoires pour servir à l'histoire naturelle des animaux, 1676), Studien zu Teilaspekten der Zoologie, z. B. 79 Titel zur Tieranatomie (u. a. Gerhard Blasius' Anatome animalium terrestrium variorum, 1681) und 13 zu der im 18. Jh besonders aktuellen tierischen Elektrizität. Hinzu kommt die Literatur über einzelne Tiergattungen und ihre Entwicklungsgeschichte, Fortpflanzung, Krankheiten und Lebensräume. U. a. finden sich 180 Titel über Insekten, 170 über Fische, 61 über Reptilien und 120 über Säugetiere. Zu erwähnen sind ferner die Bestandsaufnahmen der Fauna Österreichs, wie Franz Schranks Enumeratio insectorum Austriae indigenorum (1781), Joseph Nikolaus Laurentius' Austriaci Viennensis specimen medicum, exhibens synopsin reptilium emendatam (1768) und Carl Freiherr von Meidingers Icones piscium Austriae indigenorum (1785-1794). Der Rest des zoologischen Bestandes verteilt sich im Alten Schlagwortkatalog auf zahllose, jedoch meist wenig umfangreiche Titelgruppen unter den Namen der einzelnen Tierarten.

2.123 Die etwa 1000 unter Naturgeschichte verzeichneten Titel decken den umfassenderen Bereich der Entwicklung der Naturphänomene diverser Disziplinen ab. 338 Titel sind allgemeine Einleitungen, Handbücher sowie Texteditionen und populäre Zusammenfassungen der bekanntesten Naturgeschichten seit der Antike. Ca. 600 Titel befassen sich mit der Naturgeschichte einzelner Regionen, mit einschlägigen Sammlungen (Naturalienkabinetten) und Museen sowie dem Schulunterricht (80 pädagogische Abhandlungen und Schulbücher aus dem Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie, z. B. Anleitung zur richtigen Erkenntnis der natürlichen Dinge zum Gebrauch der Nationalschulen im Königreich Ungarn, Ofen 1780-1781). Hierzu zählen auch einige naturgeschichtliche Werke für die Jugend, wie Pierre Blanchards Le Buffon de la jeunesse (1801) und 13 Zeitschriften (z. B. Annalen des k.k. naturhistorischen Hofmuseums, 1886-1955). 56 unter Biologie verzeichnete Titel beziehen sich auf die Entwicklung der Biologie als Wissenschaft, auf Methoden und Experimente (darunter auch die ersten Akademieschriften, wie Der Römisch-Kaiserlichen Akademie der Naturforscher auserlesene Abhandlungen, 1755-1771, aus der Bibliotheca Eugeniana).

2.124 Von den verschiedenen Theorien, Schulen und Strömungen in der Biologie sind z. B. 16 Werke Johannes Alphonsus Borellis zur vorwiegend mechanistisch orientierten Biologie zu nennen (darunter De motu animalium, 1680). Der Vitalismus ist mit 88 Titeln Georg Ernst Stahls und die Auseinandersetzung um die Präformationstheorie u. a. mit den Schriften von Lazaro Spallanzani (21), Charles Bonnet (24) und Abraham Trembley (7) vertreten. Von Albrecht von Haller besitzt die Bibliothek 125 Titel, von Alexander von Humboldt 130. Periodika im Bereich der Biowissenschaften (30) - vor allem ausländische - sind eher lückenhaft vorhanden. Zu den ältesten zählen das Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte (Gotha 1785-1799), die Annalen der Botanik (Zürich 1794-1800) und das Giornale di Fisica, Chimica e storia naturale (Pavia 1808-1827). Das seit 1800 unselbständig erschienene Schrifttum der gesamten Naturwissenschaften dokumentiert der von der Royal Society in London erstellte Catalogue of scientific Papers (1867 ff.).

Mathematik

2.125 7334 Titel (514 des 16. Jhs, 367 des 17. Jhs, 735 des 18. und 5718 des 19. Jhs) entfallen auf Mathematik und Astronomie. Nach dem Alten Schlagwortkatalog betreffen 1153 Titel die allgemeine Mathematik - Lehrbücher, Überblicksdarstellungen, Gesamtausgaben der Schriften bekannter Mathematiker (soweit sich diese nicht ausschließlich auf spezielle Fachgebiete beziehen), Sammelwerke, Zeitschriften sowie Schulbücher und Rechentafeln. Hinzu kommen 63 Bibliographien und Lexika sowie 105 Werke zur Geschichte und zur Philosophie der Mathematik. Von den Acta eruditorum, die erstmals Leibniz' Abhandlungen zur Differential- und Integralrechnung publizierten, besitzt die Bibliothek die Jahrgänge 1682 bis 1775. Auch die älteste mathematische Zeitschrift Deutschlands, A. L. Crelles Journal für die reine und angewandte Mathematik (1826-1886), liegt vor.

2.126 Analysis, Kurventheorie und reelle Funktionen behandeln 533 Werke. Hervorzuheben sind einzelne frühe Ausgaben der grundlegenden Schriften, wie die in Edinburgh erschienene Abhandlung Johannes Napiers, Mirifici logarithmorum canonis descriptio (1614), und Johann Keplers Nova stereometria doliorum vinariorum (Linz 1615). Die im 18. Jh tstandenen Werke aus der zweite Phase der Infinitesimalrechnung nach Newton und Leibniz sind gut, wenn auch häufig nicht in Erstausgaben, dokumentiert - so gibt es z. B. 26 Titel von Leonhard Euler, 3 von Jean-Baptist d'Alembert und das erste einschlägige Lehrbuch, Guillaume F. A. L'Hopitals Analyse des infiniment petits, pour l'intelligence des lignes courbes (Paris, 2. Aufl. 1715). Der Bestand zur Arithmetik umfaßt neben Rechenwerken und Traktaten über Rechentechnik (einschließlich der Anleitungen zum Schnell- und zum Kopfrechnen) auch Schulbücher, insgesamt 1173 Titel. Die Literatur des Mittelalters dazu ist lückenhaft gesammelt. Während z. B. 5 Titel des Jordanus Nemorarius und 4 Michael Stifels zu finden sind, scheint Adam Ries nur mit einem Werk auf, die Schriften des Leonardo von Pisa (Fibonacci) fehlen zur Gänze. Wissenschaftshistorisch bedeutsam sind u. a. die beiden in griechisch-lateinischen Drucken des 17. Jhs vorhandenen Ausgaben der Werke des Diophant von Alexandria (Arithmeticorum libri VI et de numeris multangulis liber I, Paris 1621, herausgegeben von Claude-Gaspar Bachet, sowie jene mit den berühmten Anmerkungen von Pierre de Fermat-Toulouse 1670).

2.127 Mit Algebra und Gleichungstheorie befassen sich 379 Titel, darunter 5 von François Vieta und 4 von Hieronymus Cardano (z. B. Artis magnae, sive de regulis algebraicis, Nürnberg: Johann Petri 1545). Auf Schulbücher und Abhandlungen zur Geometrie im allgemeinen entfallen 605 Werke (u. a. 55 von Euklid), auf die Darstellende Geometrie und Geometrisches Zeichnen 313 (16 des Apollonius von Perga), auf die Analytische und Projektive Geometrie 134 und auf spezielle geometrische Gebilde (wie Dreieck, Kreis, Kugel) 390. Mit 158 Titeln ist die Trigonometrie vertreten, der auch ein Großteil der Schriften des Ptolemäus (72 Titel) zuzurechnen ist. 33 Titel widmen sich der Funktionentheorie, 200 den Zahlen und der Zahlentheorie. Bei den 263 Werken über Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik zählen die Erstdrucke von Christiaan Huygens' Tractatus de ratiociniis in aleae ludo (Lyon 1657, im Adligat mit Franciscus à Schootens Exercitationum mathematicarum) und Jakob Bernoullis Ars conjectandi (Basel 1713) zu den ältesten. Vom Bestand zur angewandten Mathematik (578 Titel) ist etwa die Hälfte der Geodäsie und dem Vermessungswesen zuzuordnen, der Rest setzt sich aus Schriften über Meridianbestimmung und mathematische Geographie, mathematische Instrumente, Nautik, Eichwesen und Nivellierkunst zusammen.

2.128 525 Abhandlungen beziehen sich auf Themenbereiche der Astronomie und Astrophysik im allgemeinen, 259 auf die Kosmographie und die einzelnen Himmelskörper. Von Regiomontanus besitzt die Bibliothek 17, von Georg Peurbach 16, von Nikolaus Kopernikus 12 Titel. Unter den 30 Ausgaben von Johann Keplers Werken verdienen die ältesten Drucke der vier astronomischen Schriften besondere Erwähnung, Prodomus Dissertationum cosmographicarum, continens Mysterium cosmographicum (Tübingen 1596), Astronomia nova aitiologetos (Prag 1609), Harmonices mundi libri V (Linz 1619) und Tabulae Rudolphinae (1627). Sternkarten, Sternkataloge und Ephemeriden ergeben 181 Titel. 287 Werke betreffen Astrologie, Sterndeutung und Horoskope.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.