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 Home > Oesterreich > Wien >  Österreichische Nationalbibliothek:
  Bestandsbeschreibung 2.253 - 2.329

 Druckschriftenbestand  (Wien)
 OeNat2: Bestandsbeschreibung 2.1 - 2.128
 OeNat3: Bestandsbeschreibung 2.135 - 2.244
 OeNat5: Kataloge; Quellen; Veröffentlichungen

Österreichische Nationalbibliothek: Druckschriftenbestand

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.253 Ca. 67.000 Titel betreffen das Recht, die Rechtsanwendung und die rechtswissenschaftliche Entwicklung der Zeit bis 1900. Ca. 7800 stammen aus dem 16. Jh, 15.000 aus dem 17. Jh, 18.000 aus dem 18. und 26.000 aus dem 19. Jh. Darin nicht berücksichtigt sind die Werke zum Kirchenrecht (s. Theologie) und zur Rechtsphilosophie (s. Philosophie). Die aus dem Umfang der Bestände ersichtliche besondere Bedeutung des Fachgebiets der Rechtswissenschaften an der Hofbibliothek läßt sich zurückführen auf die Stellung Wiens als Mittelpunkt des Heiligen Römischen Reiches, ständiger Sitz hoher Reichsbehörden, wie des Reichshofrates und der Reichshofkanzlei, und Residenz der Habsburger. Die Hofbibliothek erhielt daher in vielen Belangen gleichsam die zusätzliche Funktion einer Amtsbibliothek, die z. B. auch Publikationen über die rechtlichen Regelungen der habsburgischen Besitzungen in Spanien und den Niederlanden, der oberitalienischen Städte und der deutschen (Reichs-)Städte und Territiorien sammelte. Neben diesen Konvoluten jeweils gültiger rechtlicher Regelungen stellte auch die fachspezifische Literatur zu juristischen Einzelfragen einen Sammlungsschwerpunkt dar: dazu zählten vor allem Dissertationen - z. B. 800 Stück aus der 1779 erworbenen Verlassenschaft des Rechtsgelehrten Heinrich Christian Freiherr von Senkenberg (1704-1768) - und Konsilienliteratur, vorwiegend aus dem 16. Jh, zu verschiedenen Rechtsinstituten, in erster Linie des rezipierten römischen Rechts.

2.254 Von den 67.000 Titeln entfallen ca. 2400 auf das Recht im allgemeinen, den Begriff des Rechts und die juristische Methode. Dazu zählen ca. 50 Bibliographien, wie der Index librorum omnium (Venedig 1525) des Johannes Nevizzani, Denis Simons Nouvelle bibliothèque historique et chronologique des principaux auteurs et interprètes du droit civil (1692-1695), Burcard Gotthelf Struves Biblioteca iuris selectissima (1720), Johann Stephan Pütters Litteratur des Teutschen Staatsrechtes (1776-1791), Karl Ferdinand Hommels Literatura iuris (1779) und die Gallerie aller juridischen Autoren von der ältesten bis auf die jetzige Zeit (1820-1825) von Johann Heinrich Stepf. Unter ca. 70 Nachschlagewerken, Enzyklopädien und Wörterbüchern befinden sich Helfricus Ulrich Hunnius' Encyclopedia iuris universi (1638), Niels-Nicolaus Falcks Juristische Encyklopädie (1830) und das von Carl W. von Rotteck herausgegebene Staatslexikon (12 Bde, 1845-1848). Bei den juridischen Periodika, insgesamt ca. 450, sind das von Pierre Rousseau edierte Journal de Jurisprudence (Bouillon 1763-1764), das Juristische Wochenblatt (Leipzig 1772-1775) von August Friedrich Schott, das Göttinger Teutsche Staats-Magazin (1796-1797) von Günther Heinrich von Berg und die Staatswissenschaftlichen und juristischen Nachrichten (1799-1800), herausgegeben von Johann Friedrich Lotz, als älteste Beispiele hervorzuheben; der Rest stammt aus dem 19. Jh.

2.255 Mit als abgeschlossen betrachteten Epochen der Rechtsgeschichte beschäftigen sich etwa 1400 Werke (mit Ausnahme der römischen Rechtsgeschichte). Relativ wenig Literatur besitzt die Bibliothek zum mosaischen Recht: unter den ca. 200 Titeln befinden sich allerdings einige seltene, gegen Mitte des 16. Jhs in Venedig gedruckte Werke von Moseh ben Nahman und Moseh ben Yoseph di Trani. Zum islamischen Recht liegen 150 Titel des 16. bis 19. Jhs vor, es überwiegen Neudrucke des 19. Jhs der Schriften mittelalterlicher Kommentatoren. Hinzu kommen 800 Titel zum öffentlichen römischen Recht und 4600 zum römischen Privatrecht.

2.256 Den Hauptanteil stellt die juristische Literatur zur Rezeption des römischen Rechts und zum Aufkommen des sogenannten gemeinen Rechts in Europa. Mit ca. 11.800 Titeln dominiert das Zivilrecht des 16. und 17. Jhs. Davon entfallen etwa 9000 auf gemeinrechtliche Literatur über das deutsche Zivil- und Zivilprozeßrecht, ca. 800 auf das französische, ca. 400 auf das englische, ca. 600 auf das spanische, ca. 400 auf das niederländische und ca. 600 auf jenes der italienischen Stadtstaaten. Von Ulrich Zasius sind 37 Titel vorhanden, darunter zahlreiche Digestenkommentare in der Form der damals einflußreichen Rechtsgutachten in Einzelstudien zum rezipierten römischen Recht, der Catalogus legum antiquarum (Straßburg 1551), In usus feudorum epitome (Basel 1535), die Apologetica defensio contra Ioanneum Eckium (Basel 1519) und eine Gesamtausgabe (Frankfurt 1590). Auch die Publikationen der Schüler Zasius' sind anzuführen, u. a. 8 Publikationen des 16. Jhs von Johannes Sichard, darunter die Leges Riboariorum, Baioariorum quas vocant Theodorico rege Francorum latae (Basel 1530), und 9 zeitgenössische Drucke der Rechtsgutachten Johann Fischarts.

2.257 Die methodische und systematische Richtung der humanistischen deutschen Rechtswissenschaft ist u. a. dokumentiert durch je 5 Titel von Johann Apel (Methodica dialectes ratio ad iuris prudentiam accomodata, Basel 1535) und Konrad Lagus (Methodica iuris utriusque, Lyon 1544). Die in Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung des Reichskammergerichts entstandene Kameraljurisprudenz repräsentieren 11 Titel Andreas Gaills, z. B. Observationes camerales in mehreren Auflagen des 16. Jhs, und 24 Titel des Zasius-Schülers Joachim Mynsinger von Frundeck, darunter die Erstausgabe der Singularium observationum iudicii imperialis camerae (Basel 1563). Hauptvertreter des Usus modernus pandectarum sind Samuel Stryk (104 Titel), Augustin Leyser (152 Titel) und Benedikt Carpzov (33 Titel). Innerhalb der gemeinrechtlichen Literatur liegt ein Schwerpunkt bei den Schriften der humanistischen Jurisprudenz Frankreichs, die von der Rechtsschule von Bourges ausging und im Zuge der Hugenottenverfolgungen an den Universitäten in Deutschland und Wien gelehrt wurde: von Guillaume Budé liegen 56 Titel vor, von Andreas Alciatus 68 (darunter mehrere Digestenkommentare sowie De verborum significatione, Lyon 1530, und die noch zu Lebzeiten erschienene Baseler Gesamtausgabe, 1547), von Jacques Cujas 44 und von Hugo Doneau 19 - alle großteils aus der ersten Hälfte des 16. Jhs. Durchgängig mit zeitgenössischen Drucken sind auch Charles Du Moulin (38), François Baudouin (32) und François Hotman (48) vertreten.

2.258 Von den Darstellungen, die das rezipierte römische Recht mit den jeweiligen einheimischen Rechtssystemen vergleichen, seien die Differentienbücher genannt, z. B. Ludwig Fachs Differtiarum iuris civilis et saxonici libri II (Jena 1586), die zahlreichen gedruckten Formelbücher und populärwissenschaftlichen Laien- und Klagspiegel. So besitzt die Bibliothek neben 3 älteren Ausgaben des Schwabenspiegels (Keyserlich und Künigliche Lant und lehenrecht, Straßburg 1507 und 1508, Frankfurt 1576) je 5 Ausgaben des von Ulrich Tengler bearbeiteten Layen-Spiegel von rechtmäßigen Ordnungen in bürgerlichen und peinlichen Regimenten (3 Exemplare Augsburg 1509, weitere Straßburg 1510 und 1511; mit einer Vorrede von Sebastian Brant) und seines neuen Layen-Spiegel (Augsburg 1511 ff.). Von Sebastian Brant sind insgesamt 67 Ausgaben seiner juristischen und poetischen Schriften vorhanden, z. B. die Erstausgabe des Richterlich Clagspiegel (Straßburg 1516) und die unter dem Einfluß des römischen Rechts stehenden Expositiones sive declarationes (Basel 1505).

2.259 Zu den ca. 400 Stadt- und Statutarrechten des 16. Jhs zählen u. a. 2 Exemplare des reformierten Wormser Stadtrechts (Der Stat Wormms Reformacion, Straßburg 1509), Der Stadt Wienn Ordnung und Freyheiten (Wien 1526), die Nüwe Stadtrechte und Statuten der Stadt Fryburg im Prysgow (Freiburg 1520), 2 Drucke des Frankfurter Stadtrechtes (Frankfurt 1525) und Der Kayserlich Freyen und des Heiligen Reichs Stadt Lübeck Statuta unnd Stadt Recht (Lübeck 1595). Bedeutend sind auch die vielfach dokumentierten historischen Stadtrechte Oberitaliens, u. a. von Trient (1504), Modena (1547), Belluno (1525) und Mailand (1502). Die Sammlung von Landrechten enthält Das Bayerisch lantrechtspuch (München 1516), die Ordnung des Landrechtes des Ertzherzogthumb Österreich ob der Enns (Wien 1535), die Landrechts Ordnung deß Ertzherzogthumb Österreich unter der Enns (Linz 1540) und Das Gantze Sechsisch Landrecht mit Text und Gloß (Leipzig 1572).

2.260 Auf die jeweilige Verfassung und die gemeinsamen Behörden des Heiligen Römischen Reiches beziehen sich ca. 3700 Titel. Von den in reichsrechtlicher Hinsicht bedeutenden Wahlkapitulationen des 16. bis 18. Jhs seit jener Karls V. von 1519 und (mit Einschränkungen) von den Reichsabschieden seit 1521 sind nahezu alle vorhanden. Ca. 1500 Werke widmen sich dem Lehensrecht. Von den Ausgaben des 16. Jhs seien Andrea Rampinis Super feudis (Venedig 1502), Pierre Loriots In usus feudorum (Köln 1567), der Commentarius in usus feudorum (Lyon 1550) des Baldus de Ubaldis, Andreas Perneders Der Lehensrecht kurtze und aygentliche Verteutschung (Ingolstadt 1544) und die Magdeburger Lehensrechtssammlung (Leipzig 1555) genannt.

2.261 Etwa 2800 Titel betreffen die verschiedenen Territorialverfassungen, ca. 4000 die einzelnen Verwaltungszweige des Reiches im Zeitraum von 1500 bis 1804. Hinzu kommen ca. 2200 Abhandlungen zum Völkerrecht und zum Internationalen Recht. Wie sich z. B. an einigen Autoren des 17. Jhs zeigen läßt, weist der Bestand die Werke bedeutender Juristen des Staatsrechts recht vollständig auf. Gut vertreten sind u. a. die Schriften von Dominikus Arumäus (20 Titel vorwiegend des frühen 17. Jhs), Johannes Limnäus (9 Titel, darunter 2 Ausgaben des Ius publicum imperii Romano-Germanici, Straßburg 1640 und 1657-1680), Bogislav Philipp von Chemnitz (10 Titel, darunter 3 Exemplare der gegen das Haus Habsburg gerichteten Dissertatio de ratione status in Imperio nostro Romano-Germanico, Freistadt 1647), Christoph Besold (80 Titel des frühen 17. Jhs, großteils staatstheoretischen Inhalts), Dietrich Reinking (13 Titel, z. B. Tractatus de regimine saeculari et ecclesiastico, Basel 1622), Gottfried Antonius (12 zeitgenössische Ausgaben) und Johann Stephan Pütter (79 Titel).

2.262 Ca. 4900 Werke behandeln das gemeine Straf- und Strafprozeßrecht (einschließlich der Titel zur Constitutio Criminalis Carolina des Jahres 1532). Der Schwerpunkt liegt bei der strafrechtlichen Literatur zu den deutschsprachigen Ländern. Für die Geschichte der Kodifikation bedeutend sind der unter Maximilian I. erstellte Entwurf einer Kammergerichtsordnung mit Bestimmungen des materiellen und formellen Strafrechtes (Cammergerichtsordnung auff gemainen gehalten reichßtagen zu wormbs Freiburg In Breisgaw augspurg Lindaw und Costentz auffgericht und beschlossen, o. O., o. J., um 1500) sowie die in 2 Ausgaben vorhandene Bambergische Halßgerichts- und rechtlich Ordnung in peynlichen Sachen zu volnfaren (Mainz 1508 und 1531). Unter den insgesamt ca. 40 Drucken der Constitutio criminalis Carolina, Kaiser Karls V. und des Hl. Römischen Reiches peinlichen Gerichts-Ordnung, befindet sich die Mainzer Ausgabe (1533), weitere 15 erschienen in der ersten Hälfte des 16. Jhs. In Ergänzung dazu sind diverse Editionen der Reichspolizeiordnungen (nicht vollständig), Landespolizeiordnungen und Landfrieden verzeichnet.

2.263 Die Fülle der rechtswissenschaftlichen Publikationen zum Strafrecht sei hier am Beispiel der vorwiegend populärwissenschaftlichen Abhandlungen zum gemeinen Strafrecht des 16. Jhs illustriert. So sind u. a. von den Schriften Andreas Perneders 16 zeitgenössische Titel zu finden (darunter Von Straff und Peen aller unnd jeder Malefitzhandlungen, Ingolstadt 1544), von Justinus Gobler 14 Drucke des 16. Jhs (z. B. Der Rechten Spiegel, Frankfurt 1550), von Abraham Sawr 26 Titel (darunter das Straffbüchlein, Frankfurt 1577, und Peinlicher Proces, Frankfurt 1580), von Josse Damhouder 14 (z. B. La practique et enchiridion des causes criminelles, Louvain 1555), von Nikolaus Vigel 45 und von Matthäus Wesenbeck 32.

2.264 In der Rechtsliteratur der folgenden Jahrhunderte stellt die Naturrechtslehre (ca. 1200 Werke) einen Schwerpunkt dar. Hervorzuheben sind die rechtstheoretischen Werke aus der spanischen Spätscholastik, z. B. von Domenicus Soto (14), Francisco Suarez (17), Diego Covarruvias y Leyva (16) und Fernando Vasquez de Menchaca (5). Ferner gibt es 30 Titel des 16. Jhs von Johannes Oldendorp (z. B. Iuris naturalis, gentium et civilis isagoge, Köln 1539), 4 Werke von Johannes Althusius und 84 von Samuel Pufendorf. Besonders umfangreich ist das juristische und rechtphilosophische OEuvre von Hugo Grotius vertreten (108 Titel). Bei den Schriften der auf privatrechtlichem Gebiet bedeutenden Juristen nehmen die Werke Hermann Conrings (124 Titel), Johann Gottlieb Heineccius' (92) und Johann Schilters (48) den größten Raum ein.

2.265 Das in der Auseinandersetzung mit der Naturrechtslehre entstandene philosophische Schrifttum der deutschen Aufklärung besitzt die Bibliothek in zeitgenössischen Ausgaben, wie Leibniz' De conditionibus (1665), Disputatio de casibus perplexis in iure (1666) und Codex iuris gentium diplomaticus (1693) sowie Christian Wolffs Ius naturae (1740-1748), die Grundsätze des Natur- und Völkerrechts (1754), Institutiones iuris naturae et gentium (1750) u. a. Von Christian Thomasius finden sich insgesamt 230 Titel. Beispiele für den Einfluß der Naturrechtslehre auf die Gesetzespraxis stellen u. a. die in Erstdrucken vorliegenden österreichischen Gesetzeswerke des 18. Jhs dar, wie die Constitutio criminalis Theresiana (1769), das Allgemeine Gesetz über Verbrechen und derselben Bestrafung (1787) und die verfahrensrechtliche Kodifikation der Allgemeinen Gerichtsordnung für Böheim, Mähren, Schlesien, Österreich ob und unter der Enns (1786).

2.266 Ihren Schwerpunkt im 19. Jh haben die Publikationen zum modernen bürgerlichen Recht (ca. 2600 Titel), zu den damaligen Kodifikationsbestrebungen und Zivilrechtsvereinheitlichungen (ca. 500 Titel), zum Handels-, Wertpapier-, Urheber- und Seerecht (ca. 1000 Titel) sowie zu zivilgerichtlichem Verfahrensrecht bzw. Gerichtsverfassungen (ca. 1700 Titel). Der Bestand zu Straf-, Strafprozeßrecht und Kriminologie des 19. Jhs beträgt ca. 2400 Titel. Der größte Teil der rechtswissenschaftlichen Literatur des 19. Jhs bezieht sich auf die positivrechtlichen Regelungen des wachsenden Verwaltungsbereiches, vor allem der österreichisch-ungarischen Länder. Auf das Verwaltungsrecht und die polizeilichen Behörden Österreich-Ungarns von 1804 bis 1900 entfallen 7500 Titel. Ca. 1400 Werke betreffen seine Verfassung und Grundrechte, ca. 900 Titel das damals hauptsächlich zum öffentlichen Recht zählende Arbeits-, Arbeiterschutz- und Versammlungsrecht. Die Entstehungsgeschichte und rechtswissenschaftliche Erörterung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches stehen im Mittelpunkt der österreichischen Literatur vom Ende des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jhs. Von den an der Gesetzgebung bzw. ihrer Vorbereitung beteiligten Juristen seien 64 Titel von Josef Sonnenfels und 15 von Franz von Zeiller genannt.

2.267 Insgesamt ca. 7300 Titel behandeln das öffentliche Recht anderer, vorwiegend europäischer Staaten im 19. Jh. Sie verteilen sich auf Frankreich (ca. 1000), den Deutschen Bund bzw. Deutschland (1100), Niederlande und Belgien (800), Spanien (700), Südamerika (400), Italien (1000), Polen (600), Skandinavien (500), England (400), Rußland (600) sowie Türkei und Zypern (200). Ein Schwerpunkt liegt bei der Literatur zur Kodifikation des Allgemeinen Landrechts für die Preußischen Staaten (1794).

Theologie

2.268 Nach der Geschichte hat die Theologie den größten Anteil (ca. 83.600 Titel) am historischen Buchgut der Bibliothek. Verteilt nach Jahrhunderten, halten einander die Drucke aus dem 16. und 17. Jh annähernd die Waage (je ca. 14.000), aus dem 18. Jh stammen 16.200 und aus dem 19. Jh 39.400 Titel. Dieser auffallend große Bestand an älterer theologischer Literatur resultiert vor allem aus vielen aufgelassenen Klosterbibliotheken, die teilweise oder zur Gänze in die Hofbibliothek eingegangen sind. Neben der Einverleibung zahlreicher Jesuitica (nach der Aufhebung des Jesuitenordens, 1773) erfolgte in den Jahren 1782 bis 1787 die Komplettierung auch des theologischen Bestandes aus den im Zuge der josefinischen Klosterreformen aufgelassenen Bibliotheken (von etwa 740 Klöstern). Die Hofbibliothek hatte dabei das Vorrecht, anhand ihr vorzulegender Verzeichnisse unentgeltlich Werke auszuwählen. Besonders viele Bücher und Hss. kamen aus Klosterbibliotheken von Inner-, Ober- und Niederösterreich sowie Tirol (z. B. aus dem Frauenkloster Hall in Tirol und den niederösterreichischen Kartausen Aggsbach, Gaming und Mauerbach).

2.269 Der theologische Bestand der Druckschriftensammlung umfaßt die Grundliteratur der Theologie - vor allem eine große Sammlung von Bibeln und die Publikationen der bedeutendsten Theologen - sowie Werke zur Pflege des religiösen Lebens in unbekannter Anzahl (Erbauungsliteratur, Andachtsbücher, Wallfahrtsliteratur, Bücher für den Religionsunterricht). Mangels systematischer Erschließung ist das Größenverhältnis zwischen den beiden Teilen nicht zu bestimmen, die große Menge der Theologica des 19. Jhs kommt jedoch aus diesem zweiten Gebiet.

2.270 Die Bibliothek besitzt 2590 zwischen 1500 und 1900 erschienene Bibeln. 84 sind undatiert, 638 stammen aus dem 16. Jh, 278 aus dem 17. und 364 aus dem 18. Jh. Bei den 1226 Drucken des 19. Jhs handelt es sich zum größten Teil um Bibelausgaben, die von Bibelgesellschaften veranlaßt wurden. Der Alte Nominalkatalog verzeichnet Gesamt- oder Teilausgaben in 121 verschiedenen Sprachen, darunter so seltene, wie eine Rarotonga-Bibel (Te Biblia Tapu Ra, London 1851). Unter den 64 polyglotten Drucken befinden sich die im Auftrag des Kardinals Ximenes von Arnoldus G. de Brocacio gedruckte sechsbändige Complutenser Bibel (Alcalß de Henares 1514-1527), 3 Exemplare der Antwerpener Biblia regia (1569-1572), die Pariser Polyglotten-Bibel (1629-1645) und die von Brian Walton edierte Biblia sacra polyglotta (London: Thomas Roycraft 1657-1669) mit dem in 2 Beibänden erschienenen Lexicon heptaglotton (London 1669). Weitere polyglotte Drucke gibt es von Auszügen und Teilausgaben der Bibel, z. B. Psalterium hebr. graec. arab. et chald. cum tribus latinis interpretationibus et glossis (Genua 1516).

2.271 Von den Bibeln in Originalsprachen sind 220 hebräisch (darunter der älteste hebräische Text, Biblia hebraice, Venedig 1518) und 266 griechisch, z. B. die zweisprachige Ausgabe Graece et latine Novum Testamentum (Basel: Froben 1516), besorgt durch Erasmus von Rotterdam, und Sacrae Scripturae veteris novaeque omnia (Venedig 1518). Mehr als die Hälfte der 486 Bibeln in lateinischer Sprache stammt aus dem 16. Jh (276). Die älteste Übersetzung in der Druckschriftensammlung ist die in 2 Exemplaren vorliegende Biblia latine cum concordantia V. et N. Testamenti (Nürnberg 1501). 425 Bibeln sind deutsch: 103 des 16. Jhs, 38 des 17. Jhs, 76 des 18. und 190 des 19. Jhs; 18 weisen kein Erscheinungsjahr auf. Das Evangelibuch der Meß durch das gantz Jahr (Augsburg 1506) und die Bibel teutsch (Augsburg 1508) erschienen noch vor den Lutherdrucken. Die ältesten Ausgaben der Luther-Übersetzungen sind Das Alte Testament (Augsburg 1523-1525) und Das Neue Testament mit fleyß verteutscht (Nürnberg 1524). Die lutherische Übersetzung der gesamten Bibel, Biblia: das ist: die gantze Heilige Schrift: Deudsch, besitzt die Bibliothek u. a. in der ersten Ausgabe (Wittenberg: Hans Lufft 1534), in der zweiten, unter Mitwirkung Melanchthons entstandenen (Wittenberg 1541) und in der als Normalausgabe geltenden fünften (Wittenberg 1545). Zu den katholischen Übersetzungen zählen Das N. T. durch Hieronimus Emser verteutscht (Leipzig 1528) und Johannes Ecks Bibel, alt und new Testament (o. O. 1537).

2.272 Von den restlichen ca. 1100 Bibelübersetzungen entfallen 129 auf das Französische, darunter der seltene Druck Les figures du vieil testament et du nouvel (Paris 1503) und La Sainte Bible (37 Bde, 1698-1703), kommentiert von Isaac Louis le Maistre de Saci. Ein Großteil (73) der 106 italienischen Bibeln stammt aus dem 19. Jh, zu den ältesten Beispielen zählt die Byblia in vulgar impressa (Venedig 1517). Bei den 73 Übersetzungen ins Böhmische (15 des 16. Jhs) ist die Biblj Swatß (Kralice 1596) als Rarum hervorzuheben. 62 Bibeln (4 des 16. Jhs) liegen in Englisch, 57 in den alten kirchenslawischen Sprachen vor, z. B. die von Hieromonacho Mardario edierten Evangelia (Belgrad 1552) und ein Vetus et Novum Testamentum (Ostrog 1581). Unter 52 ungarischen Drucken befinden sich eine Ausgabe der Paulusbriefe (Az Zenth Paal leveley, Krakau 1533), ein Wij Testamentum magijar nijelwen (Wien 1536) und die erste protestantische Gesamtausgabe der Bibel von Gßspßr Kßroly, Az Istennec ó és uj Testamentuma (Visoly 1590). Die katholische Übersetzung, Szentirßs forditotta Kßldi György, ist nur in einer Ausgabe des 18. Jhs (Nagyszombat 1732) und erstaunlicherweise nicht im Wiener Erstdruck von 1626 vorhanden.

2.273 49 Bibeln sind serbokroatisch, 29 slowenisch. Besonderes Augenmerk verdienen die Bibelübersetzungen Primus Trubers. Die Bibliothek besitzt 2 Drucke in glagolitischer und einen Druck in cyrillischer Schrift von Der erst halber Theil des newen Testaments (Tübingen 1562 und 1563) und, in glagolitischer sowie in cyrillischer Schrift, Der ander halb Theil (beide Tübingen 1563). Die zwei Teile von Trubers slowenischer Bibel (Tübingen 1557 und 1560) liegen im Prachteinband aus der Bibliotheca Eugeniana vor. Weiters sind 47 polnische, 45 arabische und 42 syrische Bibeln vorhanden, darunter der erste - im Auftrag Ferdinands I. hergestellte - Druck in syrischen Lettern, Liber sacrosancti Evangelii de Jesu Christo Domino et Deo nostro (Wien: Michael Zimmermann 1555 und 1562, herausgegeben von Johann Albrecht von Widmannstadt), sowie 26 Ausgaben der Biblia gheez, der äthiopischen Bibel (z. B. Psalterium, Canticum et alia Cantica, Rom 1513). Ca. 500 Bibeldrucke verteilen sich in sehr kleinen Titelgruppen auf Übersetzungen in etwa 100 Sprachen.

2.274 Die Interpretation und Dokumentation der Bibeltexte betreffen ca. 4000 Titel. Zur bibelwissenschaftlichen Literatur zählen 48 Bibellexika, 140 Konkordanzen (die älteste ist Conrado Leontorios Concordantiae maiores bibliae, Basel 1506) und 136 Einführungen, wie Sixtus Senensis' Bibliotheca sacra (5 Auflagen zwischen 1566 und 1626), Sanctes Pagninis Enchiridion expositiones vocabulorum Haruch, Tharghum, Midrascim... (Rom 1523) und Isagogae ad sacras litteras (Lyon 1526, neben 17 anderen Titeln). Die exegetischen Werke, Kommentare und Paraphrasen belaufen sich auf ca. 1200 Titel. Gut vertreten sind z. B. die Schriften Augustin Calmets (48 Titel), Cornelius a Lapides (9) und Richard Simons (28, davon 11 aus der Bibliotheca Eugeniana). Unter 120 Psalmenparaphrasen befinden sich Martin Luthers Vier tröstliche Psalmen an die Königinn zu Hungern ausgelegt (Wittenberg 1526). 48 Titel behandeln die biblische Chronologie. Großen Raum nehmen die Publikationen zur biblischen Geschichte ein: 780 betreffen das Alte, 580 das Neue Testament, hinzu kommen zahlreiche Schulbücher zur Bibelgeschichte.

2.275 Zur Patrologie gibt es 540 allgemeinere, exegetische und biographische Abhandlungen sowie eine große Sammlung von Textausgaben. Mignes Patrologiae cursus completus (Paris 1857 ff.) ist mit 221 Bdn der Series latina und 161 der Series graeca vorhanden. Schwerpunkte aus den ersten Jahrhunderten der christlichen Literaturgeschichte liegen bei den Werken Tertullians (79 Titel, z. B. Opera, Basel 1521), Laktanz' (54, z. B. Opera, Venedig 1502) und Justinus' des Märtyrers (37, wie Opera Graecus textus et latina Joannis Langi versio, Heidelberg 1593). Die Schriften der griechischen Kirchenväter sind repäsentiert mit 227 Titeln des Johannes Chrysostomus, 129 des Basilius Magnus, 47 des Gregor von Nyssa, 50 des Cyrillus Alexandrinus, 18 des Cyrillus Hierosolymitanus und 54 des Johannes Damascenus. 12 Werke sind von Ephraem dem Syrer verzeichnet.

2.276 Von den lateinischen Kirchenvätern ist Augustinus mit 295 Titeln am besten vertreten. 6 von 14 Gesamtausgaben stammen aus dem 16. Jh, wie die Opera (Basel 1506-1517), je 3 aus dem 17. und 18. Jh, 2 aus dem 19. Jh. Bei den Einzelwerken finden sich 61 originalsprachliche Ausgaben, darunter Erstdrucke, wie De Civitate Dei per Ioann. Lud. Vivem (Basel 1522), sowie Übersetzungen ins Deutsche, Französische, Italienische, Spanische, Böhmische, Armenische, Holländische und Ungarische. 110 Titel liegen von Hieronymus vor: unter den 10 Gesamtausgaben sind 4 des 16. Jhs (z. B. die von Erasmus von Rotterdam edierte Baseler Ausgabe, 1516) und 2 des 17. Jhs (z. B. Opera studio et labore monachorum e congregat. S. Mauri, Paris 1693-1706). Zu erwähnen sind auch zahlreiche Ausgaben der Briefwechsel des Hieronymus, z. B. Opus Epistolarum una cum scholiis Des. Erasmi Roterdami (Basel 1516), die als Rarum geltenden Epistola ad Paulinum Praespyterum (Wien 1515), Übersetzungen ins Deutsche (wie Eyn Epistel zu der Frauen Celantia, von den ampt eyner Haußmutter, o. O. 1528) und ins Spanische (je 3 des 16. und 17. Jhs). Von Gregor dem Großen gibt es 77 Titel, u. a. Homiliae super Ezechielem (Paris 1502), Moralia (Basel 1503), Dialoghi (Paris 1508), Werkübersetzungen in 11 Sprachen sowie 14 Gesamtausgaben (9 des 16. Jhs). Hinzu kommen 51 Titel des Ambrosius (die älteste der 10 Gesamtausgaben erschien 1506 in Basel), 28 von Leo dem Großen (15 Gesamtausgaben, u. a. die erste in Ungarn erschienene, Opera omnia, 1766), 54 von Isidor Hispalensis (z. B. 12 Ausgaben der Chronica Gothorum aus dem 16. Jh sowie 5 Editionen der Liber IV ethymologicarum) und 49 Titel (6 Gesamtausgaben) des Beda Venerabilis.

2.277 Da die Hilfsmittel für präzise Angaben zur weiteren fachlichen Verteilung der theologischen Literatur fehlen, steht den folgenden Erläuterungen ein Überblick zu den Publikationen bedeutender Theologen der Scholastik und Nachscholastik voran. Zum historischen Buchgut der Druckschriftensammlung zählen u. a. 28 theologische Werke von Anselm von Canterbury, je 19 von Alexander Hales und Petrus Lombardus, 67 von Albertus Magnus, ca. 100 von Thomas von Aquin, 76 von Bonaventura, 92 von Bernhard von Clairvaux, 19 von Johannes Duns Scotus, 31 von Thomas Vio, 98 von Robert Bellarmin, 18 von Franciscus Suarez, 14 von Domenicus Soto, 12 von Melchior Cano, 21 von Dionysius Petau, 32 von Thomas Stapleton, 41 von Martin Becan, 100 von Jakob Gretser und 69 von Petrus Canisius.

2.278 Der Literatur zur Dogmatik können 132 allgemeinere Traktate zugerechnet werden (42 des 18. und 90 des 19. Jhs). 480 Titel beziehen sich auf die Gotteslehre, ca. 1200 auf Christologie und Soteriologie. Der Eschatologie widmen sich ca. 900 Titel (z. B. 86 zum allgemeinen Gericht und ca. 180 zum Fegefeuer). Mit Gnade und dem freien Willen beschäftigen sich ca. 100, mit den Guten Werken 48 vorwiegend in der Reformationszeit erschienene Titel. Hinzu kommen 290 Kontroversschriften zwischen Molinisten und Thomisten über Gnade und Willensfreiheit, darunter 13 Titel von Luis de Molina (Concordia liberi arbitrii cum gratiae donis, Lissabon 1588, und Liberi arbitrii cum gratiae donis divina praescientia, providentia, praedestinatione et reprobatione, Antwerpen 1595). Unter 110 Werken des Quietismus finden sich z. B. Michael de Molinos Guida spirituale (Rom 1675 und 4 deutsche Ausgaben). Zur Auseinandersetzung mit dem Jansenismus sind 240 Titel vorhanden, zum Streit um die Bulle Unigenitus Dei Filius 200 vorwiegend französische Schriften des Zeitraums 1713 bis 1729.

2.279 Aus dem Bereich der Moraltheologie sind die Schriften des Alfons von Liguori besonders gut vertreten: zu insgesamt 142 Titeln (darunter die italienische Werkausgabe in 101 Bdn, Opere complete, 1831-1840) zählen 105 Übersetzungen, z. B. 34 in polnischer, 24 in deutscher und 17 in böhmischer Sprache. Von Paolo Segneri gibt es 67 Titel (8 Werkausgaben des 18. und 19. Jhs). 60 Titel sind Grundlagenwerke der Kasuistik, wie Baptista Trovamalas Summa Rosellae de casibus conscientiae (Straßburg 1516). 64 Bußbücher, 20 Bußsummen, 62 Beichtspiegel und 112 Instruktionen für den Beichtvater kommen hinzu.

2.280 Die besonders umfangreiche aszetische und mystische Literatur weist einen Schwerpunkt bei den Schriften des Thomas von Kempen (219 Titel) auf. Neben 4 Gesamt- und 3 Teilausgaben seiner Werke liegen 212 Drucke der Imitatio Christi vor - mit 52 in deutscher, 53 in lateinischer Sprache und 107 in weiteren 21 Sprachen handelt es sich um die nach der Bibel höchste Anzahl an Übersetzungen. Von Ludwig von Granada sind 88 (26 des 16. Jhs), von Johann Tauler 25 Titel vorhanden. Unter 87 Titeln des Franz von Sales befinden sich 48 Ausgaben der Philothea, aber auch volkssprachliche Drucke des 17. Jhs der anderen Werke, wie Introduction à la vie dévote (1609) und Von der Liebe Gottes (1666). Die Exerzitien behandeln 120 Anleitungen und Untersuchungen sowie 40 Titel des Ignatius von Loyola. Unter Asketik verzeichnet der Alte Schlagwortkatalog 260, unter Mystik 400 Titel (20 zur Deutschen Mystik). Darüber hinaus läßt sich das aszetische Schrifttum im Druckschriftenbestand nicht in seiner Gesamtheit identifizieren. Vertreten sind die Werke der bekannten Autorinnen Hildegard von Bingen (19), Gertrud von Helfta (12, darunter Insinuationum divinae pietatis libri V, Köln 1536) und Theresa von Avila (25) sowie die Schriften des Johannes a Cruce (10 Titel) und des Petrus von Alcantara (5). Die unter den Schlagwörtern Betrachtungen und Betrachtungsbücher angeführte Erbauungsliteratur ergibt ca. 1200 Titel. Weitere 500 Abhandlungen entfallen auf Frömmigkeit und christliche Lebensführung.

2.281 Der Pastoraltheologie sind 60 allgemeine Handbücher und Traktate, 300 Titel zum Aufgabenbereich von Pfarrer und Pfarramt sowie ca. 520 Titel zum religiös-sozialen Wirkungsfeld der Seelsorge (zur Jugend-, Kranken-, Militär-, Land- und Stadtseelsorge) zuzuordnen. Auf die Einführung der Pastoraltheologie in den Studienplan der Priesterausbildung beziehen sich die Schriften Franz Stephan Rautenstrauchs (7, z. B. Theologiae pastoralis et polemicae delineatio, 1778, und Einrichtung der Generalseminarien in den k.k. Erblanden, 1784). Den Kern des Bestandes zur Katechetik bilden 410 Katechismen in vollständigen Ausgaben und Auszügen. Mit 220 Titeln fällt der Großteil ins 19. Jh. Zu den ältesten Beispielen zählen Luthers Der kleine Katechismus (Erfurt 1554), der als Rarum geltende Druck von Petrus Canisius' Parvus Catechismus catholicorum (Wien 1559) und das einzige erhaltene Exemplar der Erstausgabe des Heidelberger Katechismus (Catechismus oder Christlicher Underricht, Heidelberg 1563), Dedikationsexemplar in Pergamenteinband mit dem Wappen des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz. Mit Primus Trubers Catechismus in der Windischen Sprach (Tübingen 1550) und 2 Ausgaben des Abecedarium und klein Catechismus (Tübingen 1551 und 1555) besitzt die Bibliothek 3 Unikate. Ca. 150 Schulbücher für den Religionsunterricht stammen aus dem 19. Jh.

2.282 Homiletik und christliche Redekunst im allgemeinen betreffen ca. 100 Titel. Der große Bestand an Predigten und Predigtsammlungen tritt, ähnlich wie die aszetische Literatur, nur in Teilgebieten aus dem Druckschriftenbestand hervor. Unter dem Schlagwort Predigten finden sich ca. 1000 Titel. Weitere 2400 sind verteilt auf die thematischen Gruppen Adventpredigten (48), Fastenpredigten (400), Sonntagspredigten (480), Homilien zu Sonntagsepisteln und Sonntagsevangelien (720), Feiertagspredigten (240) und Leichenpredigten (480). Aus der kleinen Gruppe von 80 Postillen des 16. Jhs verdient Sebastian Kreljs Postilla slovenska das ist Predigten über Sonntagsevangelien (Regensburg 1567) als Unikum besondere Erwähnung. Von den bedeutenden Predigtautoren sind Abraham a Sancta Clara (179 Titel), Jacques Bénigne Bossuet (133 Titel) und Luis Bourdaloue (47 Titel) besonders gut vertreten.

2.283 Unter den Liturgica, insbesondere unter den Missalien, finden sich viele seltene und besonders reich ausgestattete Werke. Als Rara gelten von den 120 römischen Missalien u. a. die aus dem 16. Jh stammenden Ausgaben des Missale Pataviense (Augsburg 1503, 3 Exemplare der Wiener Ausgabe 1503, weitere Wien 1509 und 1512), ein Missale pragensis (Nürnberg 1503), das bei Johann Winterburger gedruckte Missale secundum chorum Saltzeburgensum (Wien 1506) mit Kreuzigungsholzschnitt von Lukas Cranach und ein Missale defunctorum (Wien, um 1515/1516). Das älteste der 12 ambrosianischen Missalien erschien 1669. Hinzu kommen 80 Breviere, 34 Lektionare des 16. Jhs in lateinischen und in volkssprachlichen Ausgaben (z. B. Das Evangelibuch durch das gantz Jare, Augsburg 1506) und ein serbokroatischer Druck (Venedig 1586), 8 Parochiale (u. a. Manuale parrochialium sacerdotum, Nürnberg 1512) und 8 Plenarien. Von den Zeremonialbüchern sind 26 Pontifikale (7 des 16. und 8 des 17. Jhs, wie Pontificale noviter impressum, Lyon 1511), 12 enthalten Sakramentszeremonien, darunter das Rarum Manipulus curatorum in linguam slovenica veteris dialecti versus (Zengg 1507) des Guido de Monte Rocherii. Weiters gibt es 18 Ausgaben des Rituale Romanum und 3 Benediktionalien (Obsequiale sive Benedictionale secundum ritum et consuetudinem Pragensis ecclesiae, Prag 1525).

2.284 Die Sammlung der Gebetbücher umfaßt 1540 Titel. Ca. 200 sind undatiert, 550 stammen aus dem 19. Jh. Viele Ausgaben sind verschiedenen sozialen Gruppen zugedacht, wie die Gebetbücher für die Jugend (etwa 100 Titel) und für die Wallfahrt (25). Ein Titel liegt in Blindenschrift vor (Padua 1854). Unter den Gebetbüchern für Soldaten des 16. Jhs befindet sich Prières ordinaires des soldats de l'armée conduite par M. le prince de Condé (o. O. 1562). Besonders hervorzuheben sind das auf Pergament gedruckte Gebetbuch Maximilians I. (Augsburg 1514) aus der Fuggerbibliothek und das unter den Zimelien in der Camera Praefecti aufbewahrte Betbüchlein (Wien: Ludwig Bonnoberger 1607), das kleinste bis dahin gedruckte Werk (19 mal 31 Millimeter; s. u. 5, Gottlieb). Hinzu kommen 720 Gesangbücher.

2.285 Zur Kirchengeschichte zählen ca. 800 Grundlagenwerke und Überblicksdarstellungen. Neben den Handbüchern des 19. Jhs (z. B. 4 Auflagen des Handbuch der Kirchengeschichte von Joseph Hergenröther) handelt es sich vorwiegend um geistliche Chroniken und bekannte vielbändige Annalen, wie Cäsar Baronios Annales ecclesiastici continuati ab O. Raynaldo (Rom 1588-1737) und Claude Fleurys Histoire ecclésiastique (Paris 1691-1738 und 4 weitere Ausgaben). Zur protestantischen Geschichtsschreibung sind vor allem die Werke des Matthias Flacius Illyricus mit zeitgenössischen Ausgaben zu nennen, z. B. Centuriae ecclesiasticae historiae (Basel 1559-1574), Centuriatores Magdeburgenses (Basel 1564) und Kirchenhistoria (Jena 1560-1565). Ein weiterer Bestandsschwerpunkt liegt bei den Schriften des Eusebius von Cäsarea: insgesamt sind 103 Titel vorhanden, darunter 5 Gesamtausgaben (Opera, Amsterdam 1548 und 4 weitere, ergänzt durch die Schriften von Sokrates, Sozomenus, Theodoret von Cyrus und Evagrius Scholasticus). Auf die Kirchengeschichte einzelner, vorwiegend europäischer Länder entfallen ca. 680 Titel, auf die Geschichte der Christianisierung und Errichtung von Missionsstützpunkten in aller Welt (mit Ausnahme der Jesuiten) etwa 600.

2.286 Der Bestand an Monastica setzt sich aus allgemeinen Werken über Mönchtum (240) und Ordensregeln (280) sowie speziellen Schriften zu einzelnen Ordensgemeinschaften zusammen. Davon beziehen sich 142 Titel auf die Benediktiner, z. B. die Acta Sanctorum Ord. S. Benedicti (1668-1701) und die Annales Ord. S. Benedicti (1703-1739) des insgesamt mit 25 Titeln vertretenen Jean Mabillon. Zu den Franziskanern gibt es 240 Werke, zu den Terziaren 140, zu den Dominikanern 200, zum Deutschen Orden 152, zu den Zisterziensern 80, zu den Karmeliten 60, zu den Kartäusern 52, zu den Kapuzinern 80, zu den Minoriten 60 und zu den Barmherzigen Brüdern und Schwestern 72. Die unter Maria Theresia aufgelassenen Jesuitenbibliotheken brachten der Hofbibliothek einen besonders reichhaltigen Bestand an Jesuitica ein. Unter den ca. 1400 Titeln befinden sich 350 allgemeine Schriften (92 des 16. Jhs), 900 Titel zur Missionstätigkeit in den einzelnen Ländern (z. B. 32 zum Jesuitenstaat in Paraguay), ca. 40 Studien zum Wirken in Erziehung und Bildung (Kollegien und Jesuitentheater), 30 polemische Werke (Jesuitenfabeln, -beichte, -moral) und 50 Titel über die Verfolgung und Vertreibung der Jesuiten.

2.287 Zum Themenbereich Reformation sind 1116 Ausgaben der Werke Martin Luthers (Gesamtausgaben und Einzelwerke einschließlich der Übersetzungen) anzuführen - Luther ist unter den Theologica damit der am besten vertretene Autor. Neben der ersten, zwölfbändigen Wittenberger Werkausgabe (1539-1559) finden sich aus dem 16. Jh u. a. Alle Bücher und Schriften vom 17. jar an bis auf 47. (Jena 1555-1558) und die Opera omnia latina (Jena 1556-1558), aus dem 17. Jh die Altenburger Ausgabe (1661-1664), aus dem 19. Jh die 67 Bde umfassende Erlanger Edition (1826 ff.) und die Kritische Gesamtausgabe (Weimar 1883 ff.). Übersetzungen von Einzelwerken liegen in 21 Sprachen vor. Von weiteren bekannten Autoren der Reformation sind im Nominalkatalog u. a. 331 Titel (einschließlich der didaktischen Schriften) von Philipp Melanchthon verzeichnet (die Oratio funebris dicta Divo Maximiliano Caesari, Basel 1519, zählt zu den ältesten Drucken), 84 von Ulrich Zwingli (z. B. Actio oder Brauch des Nachtmals, Zürich 1525) und 170 Streitschriften von Matthias Flacius Illyricus (ausschließlich der historischen Werke). Von den Vertretern der Reformation außerhalb des deutschen Sprachraums sind - vorwiegend in zeitgenössischen Ausgaben des 16. Jhs - 121 Titel Calvins, 104 Pietro Paolo Vergerios, 27 Bernardino Occhinos und 35 Primus Trubers (17 in slowenischer, 18 in serbokroatischer Sprache) hervorzuheben. Hinzu kommen ca. 570 Abhandlungen zu diversen theologischen Aspekten und Teilgebieten sowie ca. 300 zur Geschichte der Reformation im allgemeinen und zur Reformationsbewegung einzelner Länder und Städte. Besondere Beachtung verdient die unter den Zimelien in der Camera Praefecti aufbewahrte Restitutio Christianismi (Vienne: Balthazar Arnouillet 1553) des Michael Servet. Es ist eines von insgesamt 3 erhaltenen Exemplaren (neben jenen der Bibliothèque Nationale und der Universitätsbibliothek Edinburgh) und gelangte 1786 als Geschenk des Grafen Samuel Teleki (1739-1822), gebunden in rotes Schafleder mit Goldpressung, an die Hofbibliothek (s. u. 5, Hunger).

2.288 Zur Hagiographie sind u. a. die Acta Sanctorum in 2 aus der Bibliotheca Eugeniana stammenden Exemplaren der Originalausgabe (Antwerpen 1643-1707), die venezianische Ausgabe des 18. Jhs (1743-1770) und eine in Paris erschienene des 19. Jhs (1863-1870) vorhanden. Über die Märtyrer liegen 40 Traktate und Theodor Ruinarts Acta primorum martyrum sincera et selecta (Amsterdam 1713) vor. 90 Titel betreffen Kanonisationen und Kanonisationsprozesse, 160 Reliquien, ihre Verehrung und Translation. Neben 420 Darstellungen einzelner Heiligenleben finden sich 152 Heiligenvitensammlungen. Die marianische Literatur umfaßt ca. 2200 Titel. Beschreibungen des Lebens Mariens und allgemeine Schriften zur Marienverehrung ergeben ca. 1000 Titel. Die andere Hälfte dieses Bestands setzt sich aus Zeugnissen der verschiedenen Formen und Aspekte der Marienverehrung zusammen: aus ca. 500 Mariengebeten, -legenden, -predigten und Traktaten zu Marienfesten, 80 Titeln zur Maiandacht, 40 zu Marienbruderschaften, 200 zu Marianischen Kongregationen, 280 zu Marienbildern unter dem Aspekt des Gnadenbildes (z. B. Wilhelm Gumppenbergs Atlas Marianus sive de imaginibus Deiparae per orbem christianum miraculosis, 1657) und 28 über Marienwunder. Auch die meisten der 400 Drucke über Wallfahrten zu Gnadenorten betreffen Marienwallfahrtsorte, z. B. 27 Mariazell.

2.289 Das Konvolut an Konzilsschriften (1550 Titel) besteht aus 880 Werken zu Konzilien und 670 zu Synoden (meist Acta et Decreta der Diözesan- und Provinzialsynoden). Die umfangreichsten Publikationen sind Johannes D. Mansis Sacrorum conciliorum nova collectio (1759-1798) und Carl-Joseph Hefeles Conciliengeschichte (1855-1890 und zweite Auflage 1873 ff.). 40 Titel betreffen die Generalsynoden der protestantischen Kirche, 80 die Konzilien vor dem Konzil von Konstanz, zu dem weitere 90 Publikationen verzeichnet sind. Am umfangreichsten ist die Literatur zum Konzil von Trient (340 Titel). Dazu zählen mehrere Exemplare der unmittelbar nach Konzilsende publizierten Canones et Decreta (3 Exemplare der römischen Ausgabe 1564, 2 der venezianischen 1564) und in zahlreichen Editionen vorliegende historische Darstellungen des 17. Jhs, wie Pietro Pallavicinos Istoria del Concilio di Trento (1656) in 7 Ausgaben (neben 3 originalsprachlichen 3 lateinische und eine deutsche) und Pietro Sarpis Historia del Concilio Tridentino (1619 und 13 weitere Ausgaben). Zum Ersten Vaticanum gibt es ca. 100 Titel.

2.290 Großen Raum nimmt die Literatur zum Kirchenrecht ein: Quellenwerke (Kanones-Sammlungen und Kompilationen), Kommentare und Traktate ergeben etwa 13.000 Titel. Neben den Canones Apostolorum, veterum Conciliorum constitutiones, Decreta Pontificum antiqua (Mainz 1525) sind 12 Ausgaben des 16. Jhs vom Decretum des Gratianus (die älteste Lyon 1506) vorhanden. Die Decretales (Lyon 1504) Gregors IX. finden sich in 14 Ausgaben des 16. und 3 des 17. Jhs, Sextus liber Decretalium (Lyon 1508) des Bonifacius VIII. in 10 Drucken des 16. und 3 des 17. Jhs, die Extravagantes communes (Lyon 1507) in 3 Ausgaben des 16. und 2 des 17. Jhs. 27 Titel umfaßt die amtliche Ausgabe des Corpus juris canonici (Paris 1506 ff.) bis Gregor XIII. (1582). 25 päpstliche Erlässe (Bullarium) erschienen zwischen 1586 und 1762, 65 Titel sind Entscheidungen der Rota romana (z. B. Decisiones Rotae Romanae nove ac antique, Lyon 1521).

2.291 Das umfangreiche Schrifttum der Kanonisten weist u. a. 7 Titel des Ivo von Chartres auf (z. B. Opera omnia, 1647), 16 des Wilhelm Durandus (Speculum, Venedig 1501, und Rationale divinorum officiorum, Straßburg 1501), 4 des Raymund von Penafort, 15 des Johannes Andreae (z. B. 2 Ausgaben der Summa super quarto decretalium, Köln 1500), 29 des Baldus de Ubaldis (u. a. Commentaria in Digestum, Venedig 1506), 5 des Franciscus Zabarella (Super quinque libris Decretalium, Venedig 1502), 17 des Johann Paulus Lancelotti (Institutionum juris Canonici libri IV, Venedig 1503) und 16 des Zeger Bernhard van Espen. Sodann gibt es 40 Titel über das Verhältnis von Kirche und Staat, ca. 80 über die Staatskirche im allgemeinen, 90 über den Gallikanismus, je 20 über den Josephinismus und über den Febronianismus.

Militaria

2.292 Das Kriegs- und Militärwesen, die Wissenschaften vom Kriege (Scientia militares) sowie Kriegs- und Militärgeschichte behandeln 15.370 Titel (920 des 16. Jhs, 1230 des 17. Jhs, 3700 des 18. und 9520 des 19. Jhs). Der Alte Schlagwortkatalog verzeichnet etwa die Hälfte dieses Bestandes (7546 Titel, 914 des 16. Jhs, 1422 des 17. Jhs, 1010 des 18. und 4200 des 19. Jhs) unter dem Schlagwort Krieg. Etwa 70 Prozent der Werke sind historische und zeitgenössische Darstellungen der Kriegsereignisse seit der Antike, rund 30 Prozent (Belletristik, Bildbände, Editionen von Briefen und Dokumenten, Kriegslieder) nehmen im weiteren Sinne darauf Bezug. Die andere Hälfte der Militaria (s. u. 2.296 ff.) setzt sich aus Titelgruppen unterschiedlichen Umfangs zu den organisatorischen, praktischen und theoretischen Aspekten des Militärwesens zusammen.

2.293 584 Titel entfallen auf die Kriege der Antike bis zum Jahr 548, darunter Thomas Asselyns literarische Verarbeitung des Samaria-Krieges, De belegering en hongersnood van Samaria (1695), eine bei Aldus Manutius gedruckte Ausgabe von Thukydides' Syngraphes bibliu (Venedig 1502) in griechischer Sprache und 16 Werke über die Schlacht am Teutoburger Wald. Etwa gleichviele Titel (586) sind zu den kriegerischen Ereignissen bis 1500 vorhanden, einschließlich der Eroberung Konstantinopels 1453 (17, z. B. Andreas David Mordtmanns Belagerung und Eroberung Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453, 1858). Unter 1042 Titeln zu den Kriegen des 16. Jhs dominieren Werke zu diversen Kämpfen mit den Türken, z. B. 43 z. T. zeitgenössische Drucke über die Belagerung Wiens 1529 (Türckhen Belegerung der statt Wien, Nürnberg 1529). 70 Titel behandeln den Schmalkaldischen Krieg und 93 die Seeschlacht bei Lepanto. Von 1621 Titeln über das 17. Jh betreffen 800 den Dreißigjährigen Krieg, 182 die Belagerung Wiens durch die Türken 1683 (neben zeitgenössischen Berichten und historischen Studien auch illustrierte Denkschriften, wie Carl Toifels Die Türken vor Wien im Jahre 1683. Ein österreichisches Gedenkbuch, 1883) und 185 die Gefechte gegen die Türken in den folgenden Jahren bis 1699.

2.294 Von 987 Werken zu den Kriegen des 18. Jhs bis 1792 beziehen sich 259 auf den Spanischen Erbfolgekrieg, darunter auch bildliche Bearbeitungen, wie das aus 55 Kupferstichen bestehende Spanische Kriegstheater (Augsburg, um 1720) von Jeremias Wolff. 173 Titel gibt es zum Österreichischen Erbfolgekrieg, 302 zum Siebenjährigen Krieg (z. B. Johann-Wilhelm von Archenholtz' Geschichte des siebenjährigen Krieges in Deutschland, 1793). Zu den kriegerischen Ereignissen um die Französische Revolution bis 1815 sind 1246 Titel verzeichnet, zum Zeitraum 1816 bis 1848 116. Die Revolutionskriege 1848/1849 thematisieren 192 historische und zeitgenössische Publikationen (z. B. Ludwig Freiherr von Weldens Geschichte der Feldzüge der österreichischen Armee in den Jahren 1848 und 1849, 1875), die Krimkriege 66, die Kriege des Jahres 1859 87, den Amerikanischen Bürgerkrieg 28, die Kämpfe in Mexiko 13, die Deutsch-Dänischen Kriege 41, den Preußisch-Österreichischen Krieg 1866 243 Titel. Zum Deutsch-Französischen Krieg liegen 276 Werke vor, darunter Wilhelm Angersteins Vollständige Geschichte des Deutschen Krieges gegen Frankreich in den Jahren 1870 und 1871 (1871). Den Kriegen der folgenden Jahre bis 1900 in Europa und Übersee widmen sich 150 Darstellungen.

2.295 Insgesamt ca. 670 Titel sind unter dem Hauptbegriff Krieg in Verbindung mit anderen Schlagwörtern eingeordnet. Meist sind dies nur jeweils einzelne Titel, mehrere Werke entfallen u. a. auf Krieg/Frieden (21), Kriegsgefangene (23), Kriegsursachen (19) und Kriegsrecht (76). Hinzu kommen 207 Titel zur Kriegs- und Militärgeschichte (10 des 16. Jhs, 15 des 17. Jhs, 44 des 18. und 138 des 19. Jhs), angeführt von 48 allgemeinen Werken, gefolgt von nach Ländern geordneten Titelgruppen. Österreichs Kriegsgeschichte stellt mit 87 Titeln den größten Anteil, darunter Rudolf Gräffers Geschichte der k.k. Regimenter seit ihrer Errichtung bis auf gegenwärtige Zeiten (1791) und das ob der Illustrationen von Rudolf von Ottenfeld bekannte Werk Oskar Teubers, Die österreichische Armee von 1700-1867 (1895). 44 Titel liegen zu Deutschland und den deutschen Staaten vor, z. B. die Prachtausgabe von Ferdinand Hauthals Geschichte der Sächsischen Armee in Wort und Bild (1859).

2.296 Kriegskunst und Militärwissenschaften betreffen 367 Titel (91 des 16. Jhs, 69 des 17. Jhs, 104 des 18. und 103 des 19. Jhs). Sextus-Julius Frontinus' De re militari (Bonn 1505) ist das älteste Werk. Viele der überwiegend deutschsprachigen Drucke des 18. und 19. Jhs enthalten Skizzen und Karten, wie Georg Graf von Brownes Die Kriegsschule, oder die Theorie eines jungen Kriegsmannes in allen militärischen Unternehmungen (1777, mit 72 Karten). Die Militärgeographie im besonderen behandeln 55 Titel - mit Ausnahme von Bernardo de Vargas Machucas Milicia y descripcion de las Indias (Madrid 1599) nur Publikationen des 19. Jhs. Zur Strategie finden sich 99 Titel (54 des 16. Jhs, 3 des 17. Jhs, 6 des 18. und 36 des 19. Jhs). Unter den Werken des 16. Jhs sind zahlreiche italienische und französische (z. B. Bernardino Roccas Imprese, stratagemi, et errori militari, Venedig 1566). Zum Bestand des 19. Jhs zählt Erzherzog Karls Abhandlung Grundsätze der höheren Kriegeskunst und Beispiele ihrer zweckmässigen Anwendung (1808). Von 202 Titeln zur Taktik entfallen 21 auf Kriegstaktiken der Antike; 99 sind Nachschlage- und Grundlagenwerke, die restlichen taktische Anweisungen und Untersuchungen für einzelne Waffengattungen.

2.297 Die Literatur über Waffen umfaßt 1060 Titel. 283 Werke behandeln Ausbildung, Bewaffnung, Uniformierung und Schießinstruktionen der Infanterie. Neben der österreichischen sind auch die französische und russische Infanterie dokumentiert; zu den ältesten Drucken zählt Johann Jacobi von Wallhausens Kriegskunst zu Fuß (1615). Zur Kavallerie gibt es 156 Titel (darunter Tirant le Blancs Del principio della cavaleria, Venedig 1538). 606 Titel zur Artillerie verteilen sich auf Ballistik, Feuerleitung, Manöver, Mechanik, Artilleriemunition, Festungskrieg und Abhandlungen über Kanonen (31, Schießtafeln, Feuergeschwindigkeit und Beschreibungen einzelner Kanonentypen betreffend). 60 Titel, mit wenigen Ausnahmen aus dem 19. Jh, befassen sich mit dem Pionierwesen.

2.298 Dem Schlagwort Militär sind 293 Titel zugeordnet (darunter 55 belletristische Werke und 20 österreichische Militärkalender), gefolgt von insgesamt 840 Publikationen zu verschiedenen thematischen Teilaspekten, die 210 alphabetisch gereihte Komposita bezeichnen. Mit jeweils ca. 50 Nennungen stellen die Schriften über Militärmanöver, -organisation und -verwaltung die umfangreichsten Titelgruppen dieses Katalogabschnittes. Weitere 110 Titel widmen sich der Medizin im Bereich des Militärs, z. B. 26 über die Militärsanität Österreichs und 28 über Heeresspitäler. Von 430 Titeln zu Militärarchitektur und Bauwesen betreffen 390 die Befestigungs- und Belagerungskunst, 24 das militärische Ingenieurwesen und 16 den Brückenbau. Zur Kriegsmarine finden sich 163 Titel, darunter 62 des 19. Jhs über Österreich - neben allgemeinen Abhandlungen, wie Geschichte der k.k. Kriegsmarine (1882 ff.), auch einschlägige Studien über Krankheiten, Uniformen und Torpedos.

2.299 Von insgesamt 421 Titeln über Soldaten stammen 26 aus dem 16. Jh, 32 aus dem 17. Jh, 79 aus dem 18. und 254 aus dem 19. Jh. Überwiegend im 18. und 19. Jh erschien die Literatur über Offiziere (207 Titel, darunter 44 belletristische) und Unteroffiziere (42 Titel). Einige wenige der ältesten Werke liegen in spanischer Sprache vor, z. B. 2 Ausgaben von Geronimo Ximenez de Urreas' Dialogo de la verdadera honra militar (Venedig 1566, Zaragoza 1642) und Diego Nunez Albas Dialogos de la vida del soldado en que se quenta la canjuracion y pacificacion de Alemana en los anos de 1546 y 1547 (Salamanca 1552). Zu den 51 Titeln über Kantonierungswesen zählen vorwiegend österreichische Dienstvorschriften sowie Studien zum Kasernenbau. Die Verpflegung betreffen 45 Werke, u. a. Berthold von der Bekes Soldaten Spiegel, das ist: Historische Anweisung, welcher Gestalt ein Guarnison oder Vestung zu versorgen (1605).

2.300 279 im 19. Jh erschienene Abhandlungen haben die Geschichte einzelner Regimenter zum Inhalt. Johann Mayrs Geschichte des kaiserl. österr. Infanterieregiments Jordis No. 59 von dessen Errichtung im Jahre 1682 bis 1811 (1812) ist das älteste Beispiel dieser Regimentsgeschichten. Mit 233 Titeln liegt der Schwerpunkt bei den Publikationen zu österreichischen kaiserlichen Regimentern: 4 behandeln Regimenter der Artillerie, 20 die Dragoner (einschließlich 5 Exerziervorschriften), 18 (2 ungarische) die Ulanen, 14 die Feldjägerbataillone und 5 die Tiroler Kaiserjäger. Zu den 107 Titeln über Regimenter der Infanterie zählen die älteste Darstellung über die Deutschmeister, Gustav von Amon von Treuenfests Geschichte des k.k. Infanterie-Regimentes Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 (1879), und die als bibliophile Rarität geltende Geschichte des Freyherr von Klopstein'schen Linien-Infanterie-Regiments (Prag 1827) von Johann Ritter von Rittersberg. Bei den 46 historischen Werken über Regimenter außerhalb Österreichs sind Frankreich und Rußland (jeweils 12 Titel) am besten vertreten. Schließlich gibt es ca. 750 Militärdienstvorschriften - einige wenige stammen aus dem 17. Jh (z. B. die Observances einer noch nie in Druck herauß gekommener Guarnison-Urdnung, 1694, von Christoph-Georg Graf vom Berge). Der Großteil erschien im 19. Jh und verteilt sich auf Österreich (607 Titel), Frankreich (53), Preußen (18), Rußland (16), die Türkei (26), Ungarn (15) und 15 sonstige Staaten (jeweils ein bis 4 Dienstvorschriften).

Wirtschaft, Handel, Verkehr

2.301 Ca. 24.500 Titel betreffen die Fachbereiche Wirtschaft (mit Ausnahme der Land- und Forstwirtschaft), Industrie, Handwerk, Gewerbe, Technik, Handel und Verkehr. Die folgenden Erläuterungen beziehen sich auf Ermittlungen am Alten Schlagwortkatalog, wobei die Anzahl der nicht identifizierten (auf selten vergebene Schlagwörter verstreuten) Titel mit 7 Prozent angenommen wurde. Insgesamt 12.800 Titel sind dem hier in 11 Themenkreise gegliederten Bestand zur Wirtschaft zuzuordnen. Ein Sechstel und damit den größten Teil nimmt die Literatur zur Wirtschaftsgeschichte ein: 240 Titel liegen zu allgemeinen Fragen vor, 120 zur Wirtschaftsgeschichte bis 1800, je 200 zu Themen des 19. Jhs und zur Kriegswirtschaft (480 zum Zeitraum bis 1929). 40 Studien behandeln Fragen der Wirtschaftsentwicklung, 80 die Aspekte Konjunktur und Krise, 40 Maßnahmen und Auswirkungen des Wirtschaftskriegs. 160 Titel sind wirtschaftsstatistische Werke, 120 dokumentieren Wirtschaftsausstellungen, 240 den Arbeits- und Ausbildungsbereich der Architekten. Über Industrielle gibt es 80, über Gewerbetreibende 40 Titel.

2.302 880 Titel zur Wirtschaftsgeographie beziehen sich vorwiegend auf den Raum der österreichisch-ungarischen Monarchie, nur 80 befassen sich mit Deutschland und 200 mit Fragen der Weltwirtschaft. 160 Titel sind Grundlagenwerke und fachspezifische Hilfsmittel. Den Wirtschaftswissenschaften widmen sich 1640 Titel. Davon entfallen 360 auf die Hauswirtschaft, jeweils 40 auf Privatwirtschaft, Sozioökonomie sowie Staats- und Gemeinwirtschaft, 840 auf Volkswirtschaftslehre (einschließlich der populärwissenschaftlichen Wirtschaftskundeliteratur); hinzu kommen 320 allgemeine Werke. 640 Titel zur Wirtschaftspolitik nehmen vor allem Bezug auf die Gewerbeausbildung (240 zu Gewerbeschulen) und die Wirtschaftsförderung (80, ergänzt durch jeweils 40 Werke zu Wirtschaftsordnungen und Wirtschaftsreform); 240 Titel sind allgemeinere Publikationen. Bei den 560 Darstellungen zum Wirtschaftsrecht halten einander die Werke über Gewerbeordnungen und Patentwesen (je 160) die Waage. 80 Titel sind Ausgaben von Wirtschaftsgesetzen, 40 beschäftigen sich mit Wirtschaftsethik, 120 mit fachlichen Belangen allgemeiner Art.

2.303 Bei den 1960 Titeln zur Betriebswirtschaft dominieren Studien über einzelne Firmen (1080). 80 Titel entfallen auf Kleingewerbe, 40 auf Allgemeines und 760 auf Buchhaltung. Petrus Apianus' Ein newe underweysung aller Kauffmans Rechnung in dreien Büchern (Leipzig 1543) und Johann Gottliebs Buchhalten, zwey künstliche unnd verstendige Buchhalten (Nürnberg 1546) sind unter den ältesten Werken dieser Gruppe. 1360 Titel zur Finanzwirtschaft setzen sich aus 200 Werken zum Börsenwesen, 240 zur Geldwirtschaft, 320 zum Versicherungswesen, 360 zum Wechselrecht und 240 wirtschaftstheoretischen Untersuchungen zum Thema Wechsel zusammen. 760 Titel behandeln den Abbau und die Verarbeitung von Eisen und Metall. 1560 Titel der Gruppe Verarbeitende Wirtschaft beziehen sich vor allem auf das Handwerk (1120); Gewerbe (400) und Industrie (40) sind weniger umfangreich vertreten. Die Literatur über Industriearbeit (80 Titel), Gewerbevereine (80 Titel), Genossenschaften (560 Titel) und 40 Werke zur Gewerbefreiheit sind unter dem Aspekt der Arbeitswelt (760 Titel) zusammengefaßt. Hinzu kommen 600 einschlägige periodische Schriften und 40 Bibliographien. 3760 Titel zur Technik schließen Werke über das Bauwesen (480), die technischen Belange der Architektur (1600), Wohn- und Städtebau (160), Schiffbau (40), Straßenbau (120), Tunnelbau (40), Elektrotechnik (200) und Maschinenbau (400) ein.

2.304 Die vielfältigen Themenbereiche des Handels decken 4860 Titel ab. Von 208 Werken zur Handelsgeschichte betreffen 28 Handelskriege und 40 die Niederländisch-Ostindischen Handelskompanien (u. a. Joan Nieuhoffs Die Gesandtschaft der Ost-Indischen Gesellschaft in den Vereinigten Niederländern an den Tartarischen Cham und nunmehr auch Sinischen Keiser, Amsterdam 1666, und Arnold Montanus' Denckwürdige Gesandtschafften der Ost-Indischen Gesellschaft an unterschiedliche Kaiser von Japan, Amsterdam 1669). 40 Titel befassen sich mit dem Handel im Mittelalter, 92 Studien und 80 Schulbücher sind der Handelsgeographie zuzuordnen. 20 Titel liegen zu Handelsausstellungen, 12 zu Handelskongressen vor. Der Bereich Handelsschiffahrt (Handelsmarine) ist mit 90 Titeln dokumentiert und wird durch 60 Darstellungen über Freihandel, 8 über Handelsstädte und 35 zum Schlagwort Seehandel ergänzt. Es dominieren Studien des 19. Jhs mit Österreich-Bezug, wie Joseph Edler von Waynas Bemerkungen über einen Vorschlag Österreichs See-Handel betreffend (Leipzig 1816) und Joseph Max Freiherr von Liechtensteins Über Österreichs Seeküste, Seeschiffahrt und Seehandel (Altenburg, 4. Ausgabe 1821).

2.305 Die berufsbezogene Ausbildung ist mit 505 Titeln zu Hochschulen, Handels-Akademien und Handelsschulen vertreten, darunter zahlreiche, z. T. in Jahrgangsfolgen bis zur Gegenwart fortgesetzte Schul-Jahresberichte und Chroniken, wie der Jahres-Bericht der Wiener Handels-Akademie (Wien 1859 ff.), der Jahresbericht der von der k.k. nö. Statthalterei concessionirten Handels-Lehranstalt (1872 ff.) und Franz Villicus' Chronik der Gremial-Handelsschule der Wiener Kaufmannschaft aus den Jahren 1848 bis 1877 (1887). Zur Handelswissenschaft sind 40, zur Handelskunde 100 Titel nachzuweisen - vielfach zur Verwendung für den Unterricht bearbeitete Publikationen, wie Thomas Mortimers Grundsätze der Handlungs-, Staats- und Finanzwissenschaften (Leipzig 1781) und Ignatz de Lucas Leitfaden in die Handlungswissenschaft des Herrn von Sonnenfels zum Gebrauch der Studirenden (1775).

2.306 Ferner gibt es 20 Wörterbücher, 32 Lexika, 180 Zeitschriften und 80 statistische Dokumentationen zu Themenbereichen des Handels. Die Fachliteratur über Handelskorrespondenz besteht aus 108 Studien und 40 Schulbüchern. Zur Handelspolitik liegen 192, zum Handelsrecht 348, zu Handelsgerichten 16, zu Handelsverträgen 160 Titel vor. Handelskaufleute haben 120 Werke zum Thema, Angestellte 32, Handelsgesellschaften 40, Handelskammern einschließlich der Wahlordnungen 20, Handelsordnungen 16, das Handelsgehilfenvertragsgesetz 80. Die restlichen Titel entfallen auf Publikationen über Handelsbilanzen (24), Handelsbücher (32), Handelsförderung (16) sowie Handelswege und Handelskarten (je 8).

2.307 Zum Themenbereich Verkehr finden sich 1360 Werke. Mit 412 Titeln (die Abgrenzung zur Handelsschiffahrt ist nicht immer eindeutig) nimmt die Schiffahrt den größten Raum ein, darunter historische Studien, wie Pierre Daniel Huets Geschichte der Handlung und Schiffahrt der Alten (1763), sowie Fachbücher über Schiffbau und Navigation, z. B. Bartolomeo Crescenzios Nautica mediterranea, nella quale si mostra la fabrica delle galee (1607) und Nicolas Aubins Dictionnaire de marine contenant le terms de la navigation et de l'architecture navale (1702). Eine Ergänzung dazu bilden 50, vorwiegend dem 19. Jh entstammende Titel über Schiffahrtskanäle, wie Heinrich Hobohms Exposé über das in Österreich projektirte Schifffahrts-Canalnetz (1888) und Sebastian von Maillards Anleitung zu dem Entwurf und zu der Ausführung schiffbarer Canäle (1817). Hinzu kommen 31 Verkehrszeitschriften und 72 Titel (Fachstudien sowie Schulbücher) über Verkehrsgeographie, z. B. W. Nietmanns Verkehrs- und Eisenbahn-Atlas der Österr.-Ungar. Monarchie mit vollständigem Stationsverzeichnis (1887). Neben 24 Titeln zu diversen überregionalen Verkehrsmitteln sind 96 Werke über Straßenbahnen im urbanen Gebiet vorhanden, darunter Michael Pollacseks Erläuterung zum Organisationsplan für den gesammten Wiener Lokalverkehr (1881). Die Verkehrspolitik betreffen 12, die statistischen Unterlagen dazu 16, den Weltverkehr 24, Verkehrswege 16 Titel. Zu Postwesen und Postverkehr sind 520 Titel (einschließlich 104 über Briefmarken und Philatelie) zu nennen, z. B. Joseph-Alois Ditscheiners Das österreichische Post- Eisenbahn- und Dampfschiff-Fahrtswesen (1843).

Land- und Forstwirtschaft

2.308 Auf Land- und Forstwirtschaft, Hauswirtschaft und Bergbau entfallen ca. 8600 Titel. Mit 7441 Werken betrifft der Großteil die Land- und Forstwirtschaft. Davon stammen 326 Titel aus dem 16. Jh, 239 aus dem 17. Jh, 625 aus dem 18. und 6170 aus dem 19. Jh; 81 Titel weisen kein Erscheinungsjahr auf. Während sich 5059 Titel mittels des Schlagwortkataloges 9 Hauptwissensgebieten zuordnen lassen, verteilen sich die restlichen 2382 auf etwa 280 Sachgruppen. Die umfangreichste Teilgruppe bilden 1866 Werke (107 des 16. Jhs, 25 des 17. Jhs, 148 des 18. Jhs) zur Einführung in Theorie und Praxis der Landwirtschaft sowie in deren regionale Ausformungen. Von den agrarkundlichen Publikationen der frühen Neuzeit sind 13 Ausgaben der Scriptores rei rusticae latini (11 des 16., 2 des 18. Jhs) zu nennen mit einschlägigen Darstellungen von Marcus Porcius Cato, Marcus Terrentius Varro, Lucius Junius Moderatus Columella und Rutilius Taurus Aemilianus Palladius. Die ältesten Exemplare wurden in Italien (1504 bei Hector in Bologna, 1514 bei Aldus Manutius in Venedig) gedruckt; aus der Bibliotheca Eugeniana stammen eine 1515 bei Junta in Florenz sowie die 1529 bei Ascensius in Paris erschienene Edition. Petrus de Crescentiis' De agricultura ist mit 12 Ausgaben vertreten: 5 wurden in Venedig zwischen 1504 und 1561 gedruckt, 2 lateinische in Basel (1538, 1548), 3 deutsche unter dem Titel Von dem nutz der Dinge, die in äckeren gebuwt werden in Straßburg (1518, 1602) und Frankfurt a. Main (1583). Aus dem Besitz Prinz Eugens gelangte auch die italienische Übersetzung von Konstantinos Porphyrogennetos' Schrift über die Landwirtschaft, De notevoli et utilissimi ammaestramenti dell'agricultura (Venedig 1549), an die Bibliothek.

2.309 Von der allgemeinen Forstwirtschaft handeln 511 vorwiegend deutschsprachige Werke des 19. Jhs, nur je 3 Titel stammen aus dem 16. und 17. Jh, 20 aus dem 18. Jh. 179 Titel (16 des 16. Jhs, 9 des 17. und 29 des 18. Jhs) widmen sich Fischerei und Fischzucht. Unter 591 Pferdebüchern (39 des 16. Jhs, 43 des 17. und 60 des 18. Jhs) befindet sich z. B. das ob seiner Illustrationen von Jost Amman bekannte Werk Marx Fuggers, Von der Gestüterey, in 4 deutschen Ausgaben (die älteste erschien 1584 in Frankfurt a. Main) und einer ungarischen Übersetzung (Wien 1786). Über Bienenzucht und ihre Produkte geben 231 Werke Auskunft (3 des 16. Jhs, 5 des 17. und 31 des 18. Jhs), u. a. Michael Stanhufs Oratio complectanea praecipuas proprietates apum et allegorias, quae in harum contemplatione cassim occurrunt (Wittenberg 1556). Zum Weinbau liegen 614 Titel vor (23 des 16. Jhs, 20 des 17. und 15 des 18. Jhs). Erwähnenswert sind Arnoldus' de Villanova Ain Tractat von Beraitung und Brauchung der Wein, wie gesammelt und erkennt werd (o. J., Straßburg 1505 und Wien 1532), Julius Palmarius' De vino et pomaceo libri duo (Paris 1588) und das Weinbuch (München 1582) des Johannes Rasch.

2.310 Mit der Hauswirtschaft befassen sich 189 Titel (15 des 16. Jhs, 3 des 17. und 13 des 18. Jhs). Von der hier zugeordneten Hausväterliteratur sind vor allem die Werke Johann Colers zu nennen, die diesen im 16. und 18. Jh verbreiteten Literaturtyp begründeten (Calendarium perpetuum oeconomicum, Wittenberg 1606). Von Colers Oeconomia ruralis et domestica fehlt zwar der Erstdruck 1593, die beiden vorhandenen Ausgaben (Mainz 1645-1651, Frankfurt a. Main 1672) zählen jedoch zu den schönsten illustrierten Werken des 17. Jhs. Hinzu kommen 257 Kochbücher, z. T. in mehreren Ausgaben und Bearbeitungen (23 des 16. Jhs, 8 des 17. und 16 des 18. Jhs). So besitzt die Bibliothek von dem überaus beliebten Kochbuch Radolphus Bartholomäus Platinas (De honesta voluptate et valetudine vel de obsoniis et arte coquinaria libri) 5 lateinische Ausgaben des 16. Jhs (Venedig 1503 und 1508, Augsburg 1517, Köln 1529, Paris 1530) und 3 deutsche (Von allen Speisen und Gerichten, Augsburg 1531, 1537, 1542). Unter 120 zumeist illustrierten Kräuterbüchern und Herbarien (44 des 16. Jhs, 20 des 17. und 16 des 18. Jhs) sind 5 Ausgaben des 16. Jhs von Leonhard Fuchs' De historia stirpium commentarii insignes adjectis carundem vivis plusquam 500 imaginibus - die beiden bei Isingrin in Basel erschienenen (1542 lateinisch, 1543 als New Kreutterbuch deutsch) sind die ältesten (s. dazu auch o. 2.115-2.117).

2.311 Die bergbaukundliche Literatur (1146 Titel) setzt sich aus 53 Werken des 16. Jhs, 52 des 17. Jhs, 199 des 18. und 819 des 19. Jhs zusammen; 23 Titel weisen kein Erscheinungsjahr auf. Mit 211 Titeln (29 des 16. Jhs, 22 des 17. und 27 des 18. Jhs) dominieren die Übersichtswerke zu Theorie und Praxis des Bergbaus sowie seinen regionalen Ausformungen. 109 Titel behandeln den Salzbergbau (3 des 16. Jhs, 11 des 17. Jhs und 52 des 18. Jhs), 101 den Abbau von Kohle (9 des 18. Jhs), 91 von Edelmetallen (4 des 16. Jhs, 2 des 17. und 15 des 18. Jhs). Der älteste Druck ist Ein wohlgeordnet und nützlich Büchlein wie man Bergwerck suchen und finden soll (Worms 1518 und Augsburg 1534) eines anonymen Verfassers. Besonderes Interesse verdienen die 5 Ausgaben des 16. und 17. Jhs von Vannoccio Biringoccios De la pirotechnia, darunter der Erstdruck (Venedig: Roffinello 1540). Von Georg Agricolas Bermannus sive de re metallica dialogus verfügt die Bibliothek sowohl über die erste (Basel: Froben 1530) und die Leipziger Ausgabe (1546) als auch über die als Berckwerk Buch erschienenen deutschen Übersetzungen (Basel 1557 und 1621, Frankfurt a. Main 1580). Agricolas De re metallica libri XII ist neben dem Erstdruck (Basel: Froben 1546) in 5 weiteren Ausgaben des 16. und 17. Jhs vorhanden, auch von De ortu et causis subterraneorum libri V (Basel: Froben 1546) gibt es 2 weitere Editionen. Der umfassenden Sammlung Prinz Eugens ist Bernardinus Gomez Miedes Schrift über den Salzbergbau, Commentariorum de sale libri V (Valencia 1579), zu verdanken.

Spiel, Sport und Unterhaltung

2.312 Ca. 4600 Titel des Bestandes bis 1900 fallen laut Hochrechnung dem Themenbereich Spiel und Sport zu. Auf das Spiel im allgemeinen beziehen sich etwa 210 Werke. Von den insgesamt ca. 600 Titeln über verschiedene Spiele betreffen 140 das Lotto bzw. das Glücksspiel, 67 Kartenspiele und 56 Kinder- und Jugendspiele. Hervorzuheben sind 169 Werke über das Schachspiel, insbesondere die Schachlehrbücher des 16. Jhs. Mit Damiano de Odemiras Libro da imparare giocare A Scachi (Rom: Antonio Blado 1524) besitzt die Bibliothek ein Exemplar des dritten bekannten Druckwerkes mit neuzeitlichen Regeln für Dame und Läufer im Schachspiel, darüber hinaus aber auch den anonymen Druck S'ensuit jeux Partis des eschez (Paris, um 1530), einen der frühen Drucke des mittelalterlichen Schachzabelbuches von Jacopo de Cessolis (Opera nvova nella quale si insegna il vero regimento delli huomini, Venedig 1534) und Jacob Manlius' Des Altenn Ritterlichenn spils des Schachzabels grüntlich bedeutung (Frankfurt: Christian Egenolph 1536). Unter den Werken zur Geschichte des Schachspiels befindet sich neben grundlegenden Schriften, wie Thomas Hydes Mandragorias, seu Historia Shahiludii (1694), auch die Abhandlung des Kustos der Hofbibliothek Anton Schmid (Literatur des Schachspiels, 1847).

2.313 Etwa 100 Titel (darunter 60 zum Thema Feuerwerk) befassen sich mit diversen Aspekten der Unterhaltung. Weiters ist die Sachliteratur über die traditionellen Vergnügungen des Adels zu erwähnen: 63 Werke zum Turnierwesen, 75 über das Reiten, 45 über das Fechten und 255 zum Tanz (einschließlich 17 über Ballett), einige Titel beziehen sich auf mehrere Sparten (z. B. Valentin Richters Curiöses Reit-Jagd-Fecht-Tantz- oder Ritter Exercitien-Lexikon, 1742). Neben 160 Titeln über allgemeine Fragen des Sports sind 580 Publikationen über Leibesübungen, Gymnastik und Turnwesen vorhanden. Zu den ältesten Drucken zählen z. B. Johannes Baptista Pios Praefationes gymnasticae (Bologna: Benedictus Hector 1522), Christoval Mendez' Libro del exercico (Sevilla 1533) und Hieronymus Mercuriales De arte gymnastica (Venedig 1573). Schriften zur Körperertüchtigung finden sich auch im Teilbestand über das Feuerwehrwesen (475 Titel).

Sondersammlungen

Flugblätter- und Plakatesammlung

2.314 Die Flugblätter-Sammlung wurde 1912 mit ca. 10.000 Ein- und Zweiblattdrucken eingerichtet. Den Schwerpunkt des Bestandes (11 von 21 Kartons) bildeten die Flugblätter und Flugschriften der Revolution von 1848. Neben den an der Hofbibliothek vorhandenen Pflichtexemplaren handelte es sich im wesentlichen um zwei Sammlungen - um die Flugblätter aus der Bibliothek des Ministerratspräsidiums, in die zuvor die Bibliothek der k.k. Obersten Polizeibehörde inkorporiert worden war, und um die bereits 1910 aus dem Nachlaß von Joseph Alexander Freiherr von Helfert (1820-1910) übernommene Sammlung von Flugblättern aus Lombardo-Venetien. Sie betrifft den Zeitraum der österreichischen Herrschaft in diesem Gebiet (Lombardei bis 1860, Venetien bis 1866); besonders umfangreich ist auch hier die Sammlung zu den Revolutionsereignissen 1848 in Italien. 80 Prozent der Drucke stammten aus den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie. Bei den außerösterreichischen Beständen überwogen neben Flugblättern aus vielen europäischen und zum geringen Teil außereuropäischen Ländern die Drucke aus Deutschland. Diese Bestände wurden chronologisch und geographisch geordnet und waren 1912 erstmals der Benützung zugänglich.

2.315 Einen beträchtlichen Zuwachs brachten die nach 1923 übernommenen Flugblätter, Plakate und amtlichen Verlautbarungen (geschätzter Bestand: 60.000 Stück) zum Ersten Weltkrieg aus der nach Kriegsende aufgelassenen Kriegssammlung der Hofbibliothek. Seither wird die Sammlung vorwiegend durch Pflichtablieferung erweitert (bis zum Inkrafttreten des Mediengesetzes 1981 wurden zusätzlich Plakate und Flugblätter von der Pressepolizei übernommen). Die Bestände vor 1900, insbesondere die Austriaca, werden auch durch Kauf, Tausch oder Schenkungen ergänzt, wobei österreichische Geschichte und Politik den Sammelschwerpunkt bilden. Erwähnenswert ist der 1979 durchgeführte Ankauf von 56 Plakaten (Jugendstil und Expressionismus) aus der Sammlung Erhard Buschbecks (1889-1960).

2.316 Von insgesamt 204.518 Plakaten, Flugblättern, Patenten, Zirkularen, Kriegspostkarten, Erinnerungs- und Propagandamarken stammt ca. ein Zehntel, 20.794 Stück, aus der Zeit von 1500 bis 1900. Verteilt nach Jahrhunderten, entfallen 248 Blätter auf das 16. Jh, 865 auf das 17. Jh, 1915 auf das 18. und 17.766 auf das 19. Jh. Seit Bestehen der Sammlung ist das Chronologicum das wichtigste Kriterium der Ordnung des Bestandes. Die Signatur setzt sich aus Druckjahr/Sachgruppe/Numerus currens und bei nicht-österreichischen Drucken aus Ländercode und Nummer der Mappe zusammen. Zur Schonung der Originale wurden die österreichischen Flugblätter und Patente bis 1899 im A 4-Format fotokopiert. Die Ermittlung der Bestandszahlen für das 19. Jh erfolgte bei einzelnen Gruppen anhand dieser Kopien.

2.317 Verteilt nach Sprachen ergeben die österreichischen Drucke des 16. und 17. Jhs annähernd gleich große Gruppen für Deutsch und Latein. Im Bestand des 18. Jhs dominieren die deutschsprachigen Titel, ein Viertel liegt in lateinischer Sprache vor. Ab dem 19. Jh sind neben dem Deutschen alle Sprachen der österreichisch-ungarischen Monarchie, durch die Sammlung Lombardo-Venetien besonders stark das Italienische, vertreten. Ein analoges Verhältnis zwischen der Landessprache und Latein im 16. und 17. Jh gilt auch für die ausländischen Flugblätter.

2.318 Das Konvolut an Flugblättern Österreichs des 16. bis 18. Jhs enthält 397 Blätter. Zu den ältesten Einblattdrucken zählen Ablaßbriefe, u. a. ein Ablaß von Papst Leo X. zum Besten der Kirche des St. Georg-Ritterordens in Millstatt (Wien: Johann Singriener d. Ä., um 1520) und ein 30 Zeilen umfassender Ablaßbrief (o. O. 1502) des Kardinals von Gurk, Raymond Perault, der als päpstlicher Legat den Jubiläumsablaß für den Türkenkrieg erneuerte. Neben Gebeten und Bibelsprüchen (Den das ist ye gewißlich war, Vnd ain theür werdes Wort, Wien: Johann Singriener d. Ä., um 1527) gibt es einige Lieddrucke zu politischen Themen, aber auch zu Naturkatastrophen, Hinrichtungen und medizinischen Kuriosa. Unter den Kalendern und Ephemeriden befinden sich seltene Zweifarbdrucke, wie der älteste in deutscher Sprache erhaltene Kalender, Georg Tanstetters Almanach auf das Jahr 1519, deutsch (Wien: Johann Singriener 1518). Ein Drittel der Drucke aus dem 17. Jh befaßt sich mit politischen Ereignissen. Hervorzuheben sind die Schlachten- und Belagerungsdarstellungen von den Kämpfen mit den Türken in Siebenbürgen und Oberungarn (1660-1664) und 15 illustrierte Blätter zur Zweiten Türkenbelagerung von Wien (1683). Hinzu kommen illustrierte, z. T. in allegorischer Form gestaltete Huldigungsblätter an das Habsburgische Herrscherhaus, Casualia (Gelegenheitsgedichte zu Festen, Epithalamien, Nachrufe) und Drucke zu akademischen Anlässen, wie Thesenblätter zu Disputationen, Ankündigungen von Vorlesungen, Kandidatenlisten und Carmina Gratulatoria. Bei den Drucken des 18. Jhs dominiert die Politik, gefolgt von religiösen Themen (Gebeten, kirchlichen Verordnungen) und kulturellen Belangen, vor allem im Bereich der Universitäten und Schulen (Schultheater-Programme). Neben den Kalendern sind ab 1750 Beispiele von Zeitungsdrucken sowie Avertissements - Zeitungen, Buchhandel und Gewerbe betreffend - vorhanden.

2.319 1568 Flugblätter aus Österreich entstammen dem Zeitraum 1800 bis 1848. Der Schwerpunkt liegt bei den Blättern zu den Franzosenkriegen, speziell zum Feldzug von 1809, zu dem es Manifeste u. a. von Erzherzog Karl gibt. Nach Monaten (März bis Dezember 1809) in Mappen geordnet, sind Aufrufe, Armee-Befehle, kaiserliche Anordnungen, Kundmachungen der Stadt Wien und Verordnungen des französischen Stadtkommandanten vorhanden. Auch die Kriegsberichte der kaiserlich-königlichen Armee wurden nach Monaten (April bis Oktober) in Mappen zusammengefaßt. 150 Flugschriften zu den Tiroler Freiheitskämpfen bilden ein eigenes Konvolut.

2.320 Von 2149 Blättern zu Lombardo-Venetien entfallen 248 auf den Zeitraum 1810 bis 1847, vorwiegend amtliche und kirchliche Verlautbarungen, Gedichte, Flugblätter und Zeitungsberichte zur Krönung Ferdinands I. zum König von Lombardo-Venetien (1838). Aus dem Jahre 1848 liegen 1445 Flugblätter vor, chronologisch und nach Erscheinungsorten (Bergamo, Bozzola, Brescia, Como, Crema, Cremona, Lecco, Lodi, Mailand, Novara, Bassano, Belluno, Pordenone, Portogruaro, Rovigo, Treviso, Udine, Verona, Vicenza, Venedig) geordnet. Undatierte Flugschriften sind nach Titeln oder Verfassern gereiht. Die restlichen 456 Stück, amtliche und kirchliche Verlautbarungen sowie Gedichte, wurden in den Jahren 1849 bis 1866 gedruckt.

2.321 Der Bestand zur Revolution von 1848 umfaßt 6119 Stück (gezählt nach den Signaturen der Kopien, wobei auch die einzelnen Nummern von periodisch erschienenen datierten Schriften, die als einzelne Titel signiert sind, mitgezählt wurden). Nach Gustav Otruba (s. u. 5) enthält die Flugblätter-Sammlung der Österreichischen Nationalbibliothek etwa 80 bis 85 Prozent aller 1848 erschienenen Flugschriften. Der nach datierten und undatierten Drucken geordnete Bestand zu Wien weist 4351 Titel auf. Kronländer (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Salzburg, Kärnten, Krain, Tirol, Trient, Görz, Dalmatien, Triest, Mähren, Schlesien, Galizien, Bosnien, Bukowina, Böhmen) betreffen 1500 Titel, Ungarn 268 Drucke (und 150 des Jahres 1849).

2.322 Vom Konvolut Flugblätter Österreich 1850-1900 (1362 Stück) bezieht sich ein Viertel auf religiöse Themen, wie Hirtenbriefe und Konsistorialdekrete (vor allem aus der Erzdiözese Wien), Gebete und Schriftstücke zur kirchlichen Verwaltung. Im selben Umfang ist die Politik vertreten: großen Raum nehmen die als Pflichtexemplare abgelieferten Einblattdrucke aus der k.k. Hof- und Staatsdruckerei und anderen Druckereien ein, wie amtliche Druckschriften und Formulare, Erlässe und gerichtliche Kundmachungen. Die Kriege mit Italien und Preußen dokumentieren kaiserliche Manifeste, Armeebefehle, Extra-Blätter und Telegramme aus Zeitungen. Neben Wahlaufrufen, Wählerlisten und Reden zu verschiedenen Reichsratswahlen stellen vor allem Huldigungsgedichte und -schriften an das Herrscherhaus - entstanden anläßlich von Hochzeiten, Geburten und Reisen - einen wesentlichen Teilbestand aus diesem Zeitraum dar, ergänzt durch Zeitungsberichte und Gedichte anläßlich der Attentate auf Franz Joseph 1853 und Elisabeth 1898 sowie Sonderausgaben von Zeitungen zum Tod von Kronprinz Rudolph. Hinzu kommen Programme zu Feiern von literarischen Gesellschaften (etwa zu den Schiller-Feiern 1859) und Kleinschriften von Vereinen (vor allem aus Wien).

2.323 Aus dem Bestand der Herrscherpatente, Zirkulare, Konsistorialdekrete und Hirtenbriefe entfallen insgesamt 6264 Stück auf den Zeitraum 1500 bis 1900. Von den Herrscherpatenten wurden 161 im 16. und 196 im 17. Jh gedruckt. An Patenten, Zirkularen und Verordnungen österreichischer Provenienz aus dem 18. Jh liegen 898, aus dem 19. Jh 768 Titel vor. Weitere umfangreiche Einzelbestände beziehen sich auf die k.k. Landesregierung im Erzherzogthum Österreich unter der Enns, Wien (629 Blätter des Zeitraums 1783-1849), auf das k.k. Appellationsgericht im Erzherzogthum Österreich unter der Enns, Wien (72 Stück, 1785-1841), das Kreisamt Korneuburg (1950 Stück, 1786-1876), das k.k. Landes-Gubernium für Tirol und Vorarlberg, Innsbruck (133 Stück, 1817-1838), Verordnete der Landschaft des Erzherzogthums Österreich unter der Enns, Wien (43 Stück, 1790- 1846), den Magistrat der k.k. Haupt- und Residenzstadt Wien (38 Stück, 1796-1845), das k.k. böhmische Landesgubernium, Prag (108 Stück, 1782-1848), das k.k. böhmische Appellationsgericht, Prag (176 Stück, 1782-1820), das k.k. mährisch-schlesische Landesgubernium, Brünn (169 Stück, 1783-1840), das k.k. mährisch-schlesische Appellationsgericht, Brünn (20 Stück, 1785-1799) und das Prerauer k.k. Kreisamt, Weißkirch (78 Stück, 1815-1840). Die Konsistorialdekrete der Erzdiözese Wien, einschließlich der Verordnungen und Hirtenbriefe, ergeben 4 Mappen mit 825 Drucken aus dem Zeitraum 1750 bis 1917.

2.324 Das Konvolut ausländischer Drucke enthält 2935 Titel der Jahre 1500 bis 1900, davon ist der größte Teil (1894 Blätter) aus Deutschland. Die Aufstellung erfolgt nach einem Ländercode, vertreten sind u. a. Belgien, Brasilien, Schweiz, Spanien, Frankreich, England, Italien und die Niederlande. Der älteste Einblattdruck ist ein Aderlaßkalender des Münchner Arztes Dr. Balthasar Mansfeld, Almanach auf 1501, deutsch (München: Hans Schobser, gedruckt wahrscheinlich bereits 1500, illustriert mit einem Holzschnitt). Am umfangreichsten ist der Bestand an Mandaten und Münzdekreten des 15. bis 18. Jhs der Stadt Nürnberg, er umfaßt 594 Stück. Weltliche und kirchliche Dekrete ab dem 16. Jh, juristische Dokumente und Drucke zu Universitäts- und Schulveranstaltungen sowie Gelegenheits- und Huldigungsgedichte des 17. bis 19. Jhs sind aus zahlreichen Ländern vorhanden. Bei den deutschen Drucken des 16. Jhs finden sich religiöse und politische Lieder, Meistersang, Zeitungslieder und Moritaten. Zur Revolution 1848 gibt es Flugblätter aus verschiedenen Städten Deutschlands, vor allem aus Berlin. Die Ereignisse der Münchner Räterepublik (1919) sind mit 87 Plakaten und Flugschriften dokumentiert.

Exlibris-Sammlung

2.325 Die ehemalige Hofbibliothek war jahrhundertelang Sammelbecken wertvoller Bücher, in die frühere Besitzer sehr oft ihr Exlibris eingeklebt hatten. Ein erstes Verzeichnis von in alten Büchern der Hofbibliothek aufgefundenen Exlibris wurde jedoch erst 1918 vom damaligen Kustos Josef Bick anläßlich einer Revision der im Prunksaal aufgestellten Bücher angelegt. Einige Dutzend dieser Exlibris, vorwiegend Holzschnitte und Kupferstiche bekannter Meister des 16. Jhs, wurden 1920 an die Albertina abgetreten, als man die Bestände des Kupferstichkabinetts der Hofbibliothek mit jenen der Albertina vereinigte. Sie sind dort in die OEuvre-Mappen der entsprechenden Künstler eingereiht, ihre Eigenschaft als Exlibris spielt keine Rolle. Der unter der Direktion von Josef Bick (ab 1923) geplante Ausbau der verbliebenen Sammlung konnte 1930 mit dem Ankauf der international bekannten Exlibris-Sammlung Rudolf Benkard verwirklicht werden. Die ca. 6250 Blätter des 16. bis 18. Jhs bildeten einen reichen Grundstock, der in der Folge durch Tausch mit Dubletten und durch Erwerbungen, vor allem Moderner Exlibris (von der Mitte des 19. Jhs bis etwa 1920) und mit besonderer Berücksichtigung Österreichs, erweitert wurde. So kamen 1974 11.000 Exlibris (vorwiegend aus dem osteuropäischen Raum) aus einem Sammlernachlaß durch Ankauf an die Nationalbibliothek. Zwischen 1983 und 1986 konnten 278 englische Exlibris des 19. Jhs von Wladyslaw Masiewicz im Tausch erworben werden. 1988 folgten 4 Schachteln Exlibris als Stiftung aus dem Nachlaß des Kunsthistorikers Hans Ankwicz-Kleehoven (1883-1962), 1991 wurden rund 15.000 Exlibris der Sammlung Franz Kubat (1894-1987) von Fritz Busch übernommen. Nach den von Ernst Trenkler, Leiter der Druckschriftenabteilung der Bibliothek (1950-1967), vorgegebenen Richtlinien begann man, den Bestand mittels eines Zettelkataloges zugänglich zu machen. 16.220 Exlibris sind nun katalogisiert und in numerierten Portefeuilles untergebracht, der Großteil der Sammlung Ankwicz-Kleehoven ist noch unbearbeitet.

2.326 Die Sammlung enthält 42.174 Exlibris. Von den katalogisierten Exemplaren sind ca. 9000 alte Exlibris (aus dem Zeitraum von ca. 1500 bis 1850). Den größten und bedeutendsten Anteil bilden 6250 Exlibris aus der in den achtziger Jahren des 19. Jhs angelegten Sammlung Benkard. Rund 1500 dieser alten Exlibris sind in Friedrich Warneckes Die deutschen Bücherzeichen von ihrem Ursprunge bis zur Gegenwart (Berlin 1890) noch nicht verzeichnet. Auch das vermutlich älteste Exlibris der Palatina ist aus der Sammlung Benkard - das nicht datierte, jedoch dem Ende des 15. Jhs zuzurechnende Bücherzeichen des aus einer wohlhabenden württembergischen Familie stammenden Klosterpfründners Hildebrand Brandenburg (ein teilweise kolorierter Holzschnitt). Mit 4150 Blättern liegt der geographische Schwerpunkt dieses alten Teils der Exlibris-Sammlung im süddeutschen und österreichischen Raum, 2100 Stück verteilen sich in erster Linie auf die Schweiz und Italien, gefolgt von kleineren Gruppen aus diversen anderen Ländern. Die nachgekauften Exlibris beziehen sich vorwiegend auf die Länder der ehemaligen Monarchie.

2.327 In Hinblick auf die Eigner sind geistliche und weltliche Besitzer gleich stark vertreten. Unter den Klosterexlibris finden sich auch einige Serien von einander im Amt nachfolgenden Äbten. Als typisches Beispiel für geistliche Exlibris des 16. Jhs kann jenes des Urban Sagstetter, Bischof von Gurk, gelten - das auf dem Holzschnitt angegebene Datum 1556 ist zugleich das Datum seiner Ernennung zum Hofrat und Hofprediger von Wien. Unter den Bücherzeichen des 17. und 18. Jhs dominieren jene der Klöster süddeutscher Regionen, z. B. 5 aus Polling, 4 aus Oberzell, 5 (2 aus der ersten Hälfte des 16. Jhs) aus Tegernsee, 7 aus St. Peter in Salzburg. Zu Klöstern des Wiener Raums sind nur 14 Bücherzeichen vorhanden.

2.328 Bei den weltlichen Bucheignern handelt es sich meist um Adelige, Gelehrte und Ärzte, deren z. T. auf den Exlibris wiedergegebene Porträts von historischem Interesse sind (Porträtexlibris). Aus den hauseigenen Buchbeständen (Dubletten aus mehrbändigen Werken) stammt die inhaltlich und formal geschlossene kleine Gruppe der Humanisten-Exlibris. Für das Buchzeichen des Johann Stabius, der seit 1512 im Auftrag Kaiser Maximilians I. Textvorlagen für Holzschnitte Dürers lieferte, ist die Urheberschaft Dürers durch erhaltene Skizzen gesichert (Ankwicz, s. u. 5). Bemerkenswert ist auch das Exlibris von Wolfgang Lazius, der sein Buchzeichen in der damals sehr selten verwendeten Technik der Radierung (zwischen 1561 und 1565) selbst schuf. Das Wiener Exemplar ist möglicherweise das einzige vollständig erhaltene. Von den modernen Buchzeichen sind ca. 300 englische Wappen-Exlibris (darunter viele Stahlstiche) aus der Mitte des 19. Jhs hervorzuheben, aus der nur wenige Buchzeichen bekannt sind. Eine weitere Seltenheit stellen 3 spanische Königsexlibris dar, insbesondere das um 1900 entstandene Buchzeichen Alfons XIII.

Erotica

2.329 Die mit dem Signaturenzusatz Erot. versehenen Erotica, deren Einsichtnahme einer Genehmigung bedurfte, sind in einem handschriftlichen Inventar gesondert aufgelistet. 1985 wurden darin die Fehlbestände markiert. Demnach sind von 576 Titeln 202 der datierten (60 des 18. Jhs, 22 der ersten und 120 der zweiten Hälfte des 19. Jhs) und ca. 24 der undatierten vor 1900 erschienen. 163 Drucke (51 des 18. Jhs) liegen in Französisch vor, 53 (6 des 18. Jhs) in Deutsch, 4 in Latein, 3 in Italienisch, 2 in Englisch und ein Titel in Türkisch. Es finden sich Werke erotischer Belletristik bekannter Autoren (z. B. Les liaisons dangereuses, 1796, von Choderlos de La Clos und de Sades Justine, 1792), häufig in mehreren originalsprachlichen Ausgaben und Übersetzungen. Den Großteil stellen jedoch vorwiegend anonym erschienene belletristische und kulturgeschichtliche Schriften zu den verschiedenen Aspekten der Sexualität.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.