FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Osteuropa-Instituts

Adresse. Scheinerstr. 11, 81679 München [Karte]
Telefon. (089) 98-7341, 98-3821, 98-9914
Telefax. (089) 98-10110
Bibliothekssigel. <M 357>

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wirtschaft, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
Funktion. Öffentliche Spezialbibliothek für die Osteuropaforschung.
Sammelgebiete. Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft, Landeskunde, Recht usw. Rußlands bzw. der Sowjetunion und ihrer Nachfolgestaaten und Polens. Wirtschaft der Tschechoslowakei bzw. der Tschechischen und Slowakischen Republik als Nebensammelgebiet.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ausleihe über Wochenende und Feiertage möglich. - Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 8-17 Uhr, Dienstag, Donnerstag 8-20 Uhr. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Ab Hauptbahnhof S-Bahnverbindung (Linien 1-7) bis Ostbahnhof oder U-Bahnverbindung (Linie U4) bis Prinzregentenplatz; dann Busverbindung (Linie 54) bis Haltestelle Scheinerstraße/Wehrlestraße. - Parkmöglichkeiten vor dem Institut.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Osteuropa-Institut München wurde 1952 als eine der ersten wissenschaftlichen Institutionen zur Erforschung des europäischen Ostens in der Bundesrepublik Deutschland eingerichtet. Als Stiftung des öffentlichen Rechts wurde es dem Bundesministerium des Innern und dem Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus unterstellt (seit 1986 dem neugeschaffenen Ministerium für Wissenschaft und Kunst). Der Initiative dieser beiden Institutionen, zusammen mit der Bayerischen Staatskanzlei und dem damaligen Bayerischen Staatssekretariat für Flüchtlingsfragen, verdankt es seine Gründung. Im Zuge der Reorganisierung der gesamten westdeutschen Osteuropaforschung wurde, der Bedeutung der intensiven wirtschaftswissenschaftlichen Forschungstätigkeit des Instituts entsprechend, die Bundesförderung 1976 vom Bundesinnen- auf das Bundeswirtschaftsministerium übertragen. Nach diesem Ressortwechsel steht die Auftragsforschung im Vordergrund; die durch das Ministerium vergebenen Forschungsaufträge stellen auch einen wesentlichen Teil der Finanzierung des Instituts dar.

1.2 Der Bibliotheksbestand umfaßt in erster Linie die laufenden Veröffentlichungen für den Bereich Nordosteuropa, d. h. Rußland, bzw. Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten sowie Polen in den jeweiligen historischen Grenzen (also auch Baltikum und Finnland). Thematisch stehen im Vordergrund die Forschungsgebiete Geschichte (im weitesten Sinn), Wirtschaft und Gesellschaft, Landeskunde, Recht. Als Nebensammelgebiet wird seit etwa 1970 die Wirtschaft der Tschechoslowakei bzw. der Tschechischen und Slowakischen Republik einbezogen. Die Beschaffung der Monographien erfolgt überwiegend aus dem durch die Unterhaltsträger festgelegten Vermehrungsetat der Bibliothek. Zeitschriften werden vor allem durch Tausch mit verwandten Institutionen in Ost und West erworben; Tauschobjekt ist seit 1953 das vom Osteuropa-Institut herausgegebene Jahrbuch für Geschichte Osteuropas. Schließlich spielen Schenkungen kleinerer Nachlässe zunehmend eine Rolle.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand ist nur schwer eindeutig zu beschreiben und quantitativ zu bestimmen. Grob geschätzt macht er etwa 11.000 bibliographische Einheiten aus (8 Prozent des Gesamtbestandes von etwa 150.000 bibliographischen Einheiten einschließlich Karten, Atlanten und Sonderdrucke). Die zeitliche Grenze ist dabei das Ende des Ersten Weltkrieges, wenn nicht der Beginn der zwanziger Jahre.

2.2 Der historische Bestand enthält Veröffentlichungen aus allen Ländern, die sich enger mit Osteuropa befaßt haben. Darunter dürften die russisch- und polnischsprachigen Schriften überwiegen, aber vor allem in der Handbibliothek sind Ausgaben auch in anderen slavischen Sprachen und in Deutsch vertreten. Eine genaue Aufgliederung ist nicht möglich.

Systematische Übersicht

2.3 Der historische Bestand hat den stärksten Bezug auf die Geschichte Rußlands. Die Geschichte Petersburgs im 18. Jh, die Geschichte der Russischen Orthodoxen Kirche und Gesetzessammlungen stehen im Vordergrund. Wichtige ältere Literatur ist teilweise in Reprints und in Mikroformen vorhanden.

2.4 Von besonderer Bedeutung ist die Kartensammlung. Sie umfaßt 600 Wandkarten administrativen, physikalischen, politischen, wirtschaftsgeographischen und demographischen Inhalts, dazu etwa 1500 Einzelkarten wie z. B. Auto- und Touristenkarten, Reiseführer, Republiks- und Gebietskarten (überwiegend Sowjetunion und Polen) administrativen, physikalischen, wirtschaftsgeographischen Charakters u. a. m. Daran reihen sich über 400 Atlanten der ost- und westeuropäischen Länder (soweit letztere Osteuropa stärker berücksichtigen) und historische Kartenwerke. Zu dem großen Bestand an Kartenblättern (über 2500) gehören u. a. Kartensätze zur Geologie, Hydrographie, Namenkunde und zahlreiche alte Kartendrucke, überwiegend aus dem 18. Jh.

2.5 Eine weitere Spezialsammlung bilden die Separata (Sonderdrucke, maschinenschriftliche und hektographierte Abhandlungen, Publikationen in Klein- und Kleinstformat). Dieses Schrifttum ist in Spezialordnern untergebracht, umfaßt z. Z. mehr als 5600 Einheiten und ist in sämtlichen Katalogen der Bibliothek erfaßt.

2.6 Eine 1976 übernommene Leihgabe der Bayerischen Landesstiftung enthält das Polnoe sobranie zakanov Rossijskoj Imperii (Vollständige Sammlung der Gesetze des Russischen Reiches), eine seltene, aus 240 Quartbänden bestehende Sammlung sämtlicher Gesetzgebungsakte (mehr als 130.000) des vorrevolutionären Rußlands für die Zeit von 1679 bis 1913: Manifeste, Verordnungen, Statuten, Reskripte u. a. m. (1830-1916; Berichtszeitraum 1649-1913); Svod zakonov Rossijskoj Imperii (Gesetzbuch des russischen Reiches), Petersburg 1842-1912, eine systematische Sammlung der zur Zeit der Herausgabe gültigen Gesetzesakte, ausschließlich Militärgesetzgebung und Gesetze über nationale Territorien, sowie zu Ämtern des Zarenhofes, des Außenministeriums und der orthodoxen Kirche; außerdem Kwartalnik Historyczny (Historische Vierteljahresschrift), 1887 in Lemberg begründet als Organ der Polnischen Historischen Gesellschaft, seit 1953 Fachzeitschrift des Instituts für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

2.7 Die Sondergruppe Kochbücher bietet Quellenmaterial für landes- und volkskundliche, regional- und sozialgeschichtliche Studien. Ähnliches gilt für die ältere Literatur der Fächer Schach und Sport. Hauptsächlich biographischen Recherchen nützen die Buchkalender und Jahresschriften unterschiedlichster Organisationen (nationale Minderheiten, Kirchen u. a. m.).

2.8 Zu nennen sind noch drei Gelehrten-Nachlässe. Der 1959 verstorbene Kirchenhistoriker Prof. Hans Koch, der erste Direktor des Osteuropa-Instituts München, hinterließ seine mehr als 2000 Bde umfassende Privatbibliothek, die überwiegend Rara zur Geschichte der Russischen orthodoxen Kirche enthält. Von der Dozentin für osteuropäische Geschichte an der Universität München, Dr. Irene Grüning, wurde nach ihrem Tode (1955) die Privatbibliothek erworben, über 600 Bde, vor allem russische Standardwerke zur Landesgeschichte des 19. Jhs. Prof. Erik Amburger (Gießen) überließ Schrifttum aus seiner Privatbibliothek der Bibliothek des Instituts, in erster Linie Altbestände zur Geschichte des Deutschtums in Petersburg bzw. im Baltikum. Die wissenschaftliche Bearbeitung des dem Institut testamentarisch vermachten Archivs von Prof. Amburger hat begonnen. Es handelt sich um ein Personenarchiv, das ca. 300.000 Ausländer im russischen Reich bis zum Jahre 1917 erfaßt und eine einzigartige, von Wissenschaftlern aus Ost und West benutzte Dokumentation darstellt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Verfasserkatalog

[nach PI; Altbestand ohne besondere Kennzeichnung enthalten; erfaßt auch Aufsätze aus laufend ausgewerteten Zeitschriften und Sammelwerken]

Online-Katalog [ab 1994]

Schlagwortkatalog [nach engstem Begriff]

Osteuropa-Institut München. Bibliothek. Alphabetischer Katalog. Autorenkatalog. 8 Bde. München 1975

Frunder, Gesine; Böss, Otto: Osteuropa-Institut München. Bibliothek. Verzeichnis der Periodica. München 1982

3.2 Sonderkataloge

Katalog der versteckten Bibliographien

[ca. 14.000 Nachweise]

Katalog der versteckten Karten

[Stadtpläne, Wirtschaftskarten; administrative Gliederung etc.; ca. 24.000 Nachweise]

Bildkatalog [ca. 8000 Nachweise; 1971 begonnen]

Standort- und Sachkatalog zur Kartensammlung

Die Bestände sind im Bayerischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Ab 1994 Online-Teilnahme am Bibliotheksverbund Bayern (BVB).

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Böss, Otto: Die Bibliothek des Osteuropa-Instituts München. In: Bibliotheksforum Bayern 3 (1975) S. 103-116

Böss, Otto: 25 Jahre Bibliothek des Osteuropa-Instituts München. In: Dokumentation, Fachbibliothek, Werksbücherei. - Dokumentation, Information 26 (1978) S. 17-24

Böss, Otto; Frunder, Gesine: Studienführer durch die Münchener Institutionen der Ost- und Südosteuropaforschung. 3. verb. Aufl. München 1985

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Böss, Otto: Die Informationsmöglichkeiten einer Spezialbibliothek. Am Beispiel der Bibliothek des Osteuropa-Instituts München. In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990) S. 38-47

Stand: April 1990

Otto Böss (†)


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.