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Bibliothek der Bayerischen Staatssammlung und des Universitätsinstituts für Paläontologie und historische Geologie

Adresse. Richard-Wagner-Straße 10/II, 80333 München [Karte]
Telefon. (089) 5203-367 oder -361
Telefax. (089) 5203-286

Unterhaltsträger. Freistaat Bayern
Funktion. Fachbibliothek für Mitarbeiter und Studenten beider Institutionen.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geowissenschaften, Naturwissenschaften. 2. Besondere Sammelgebiete: Geologie, Paläontologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für Mitarbeiter des Hauses. Eingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich. Einsichtnahme der alten Bestände nur nach Rücksprache mit dem Leiter der Bibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-11 Uhr und 13-16 Uhr, Freitag 8-11 Uhr und 13-14 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - U-Bahnverbindung (Linie U2) bis Haltestelle Königsplatz. Eingeschränkte Parkmöglichkeiten in der Umgebung.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Anfänge der Staatssammlung für Paläontologie, wie die der meisten anderen bayerischen Staatssammlungen, lassen sich zurückverfolgen auf das Gründungsdekret der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von 1759, in dem auch der Aufbau eines sogenannten Naturalienkabinets vorgesehen wurde. Zunächst Teil der Zoologischen Sammlung, erlangte die Paläontologie im Jahre 1843 den Status einer selbständigen Sammlung. Gleichzeitig wurde an der Universität ein eigenes Lehrfach für Paläontologie eingerichtet. Von Beginn der Verselbständigung an oblag die Leitung beider Institutionen einer Person. Diese bis heute bestehende Regelung sorgte für eine enge Verknüpfung von Staatssammlung und Universitätsinstitut in den Bereichen der Forschung, der akademischen Lehre sowie der technischen Einrichtungen. Die enge Beziehung äußert sich auch in der gemeinsamen Bibliothek.

1.2 Stempeleintragungen in Büchern legen den Schluß nahe, daß das Jahr 1843 auch den Beginn einer eigenständigen Bibliothek für das Fach Paläontologie darstellte. Ob damals Buchbestände aus der Zoologischen Sammlung übernommen wurden, ist ungewiß. Zumindest fanden sich bis jetzt keine Eigentumsvermerke in den alten Beständen.

1.3 Im Jahre 1892 wurde das Paläontologische Institut mit dem Geologischen Institut zu einer Institution vereinigt. Gleichzeitig erfolgte eine Zusammenlegung der Staatssammlungen für Paläontologie und Geologie. Letztere war 1848 als Geognostische Sammlung aus der ursprünglichen Mineralogischen Sammlung des Naturalienkabinets hervorgegangen. Die Vereinigung beider Fachrichtungen hatte auch eine Zusammenlegung der Fachbibliotheken zur Folge, die jedoch 1930, nach Aufteilung der zu groß gewordenen Institution in die zwei ursprünglichen Fachgebiete, wieder rückgängig gemacht wurde.

1.4 Im April 1944 fielen die Gebäude der Alten Akademie in der Neuhauserstraße, in der die naturwissenschaftlichen Sammlungen untergebracht waren, einem Bombenangriff zum Opfer. Während der Hauptteil der Fossiliensammlung vernichtet wurde, konnte ein Großteil der Bibliothek durch Auslagerung vor der Zerstörung bewahrt werden. Lediglich die Werke der Autoren mit den Anfangsbuchstaben R bis Z und die damals entliehenen Publikationen sowie die Privatbibliotheken der Mitarbeiter gingen bei dem Angriff verloren. Zerstört wurden darüber hinaus sämtliche Bibliothekskataloge, die seit der zweiten Hälfte des 19. Jhs als Zettelkataloge eingerichtet worden waren. Die zunächst geretteten, in einem Notquartier untergebrachten Inventare und Archivalien einschließlich sämtlicher schriftlicher Unterlagen der Bibliothek fielen einem weiteren Angriff zum Opfer, so daß die Staatssammlung und das Universitätsinstitut heute über keine eigenen schriftlichen Dokumente aus der Vorkriegszeit verfügen. Seit August 1950 sind Staatssammlung und Universitätsinstitut im Gebäude einer ehemaligen Kunstgewerbeschule untergebracht.

1.5 Die Sammlung erhielt über Schenkungen oder Ankäufe die Bibliotheken der ausgeschiedenen Direktoren und Konservatoren, vor dem Krieg z. B. die von Johannes Andreas Wagner (1797-1861), Carl Albert Oppel (1831-1865), Karl Alfred von Zittel (1839-1904), August Rothpletz (1853-1918), Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952), Edgar Dacqué (1878-1945) und Ferdinand Broili (1874-1946). Hervorzuheben ist die Bibliothek von Karl Alfred von Zittel, der Sammlung und Institut von 1866 bis zu seinem Tod im Jahre 1904 leitete. Aufgrund von Zittels weltweiten Kontakten enthielt seine Bibliothek fast sämtliche paläontologischen Publikationen, die während seiner Schaffensperiode erschienen sind. Einen wertvollen Zuwachs erhielt das Institut auch mit der Bibliothek von Zittels Nachfolger August Rothpletz (1904-1918), dessen bibliophiles Interesse insbesondere den paläontologischen Werken aus der Zeit vor 1850 galt.

1.6 Als frühe Zugänge aus Privatsammlungen und Bibliotheken anderer Institutionen sind vor allem Bestände aus der Bibliothek des Grafen Georg zu Münster (1776-1844, Ankauf 1844), dem Herzoglich Leuchtenberg'schen Naturalienkabinet (Zugang 1858), der Bibliothek des erzherzoglichen Gewerks-Direktors Ludwig Hohenegger (1807-1864, Ankauf 1865) und dem Bayerischen Oberbergamt (Zugang 1929) zu nennen.

1.7 Eine wesentliche Erweiterung erfuhr die Bibliothek nach dem Wiederaufbau auf dem Gebiet der Paläobotanik mit dem paläobotanischen Teil der Privatbibliothek von Max Hirmer (1893-1981; Professor am Botanischen Institut, München) und anderen, von verschiedenen Münchner botanischen Institutionen als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellten Werken. Im Jahre 1979 überließ der Botaniker Karl Mägdefrau (*1907) den paläontologisch relevanten Teil seiner Sonderdrucksammlung der Bibliothek zunächst als Leihgabe, seit 1990 als Schenkung. Die Bibliothek verfügt heute über einen ausgezeichneten Bestand älterer und neuerer paläobotanischer Literatur.

1.8 Seit Beginn des 20. Jhs bildet die Erforschung fossiler Wirbeltiere, insbesondere fossiler Säugetiere, einen der Schwerpunkte der paläontologischen Forschung in München. Die schon von Beginn an diesbezüglich gut ausgestattete Bibliothek erfuhr im Jahr 1985 eine wesentliche Bereicherung an einschlägiger Literatur durch die Schenkung von Richard Dehm (*1907), dem Leiter der Staatssammlung und des Universitätsinstituts von 1950 bis 1976.

1.9 Die Bibliothek zählt heute zu den größten Fachbibliotheken auf dem Gebiet der Paläontologie in der Bundesrepublik. Dies geht zum einen darauf zurück, daß zwei Institutionen (Staatssammlung und Universitätsinstitut) regelmäßig Haushaltsmittel für ihren Unterhalt aufbrachten und aufbringen. Während die Schenkungen und Nachlässe entsprechend der Arbeitsrichtung der jeweiligen Wissenschaftler die Bibliothek im Laufe der Zeit auf verschiedenen Spezialgebieten komplettieren konnten, wird seit 1961 außerdem versucht, auf dem Tauschweg einen möglichst großen Querschnitt der neu erscheinenden paläontologischen und geologischen Literatur zu erwerben. Hierfür stehen die beiden Zeitschriftenreihen der Staatssammlung, Mitteilungen (seit 1961) und Zitteliana (seit 1969), zur Verfügung, die einen weltweiten Tausch mit derzeit 415 Institutionen ermöglichen. Die Bibliothek erhält dadurch auch zahlreiche Werke aus benachbarten Wissenschaftsgebieten ( z. B. Zoologie, Botanik, Archäologie, Geophysik, Mineralogie). Soweit möglich, werden die historischen Bestände durch Ankäufe bei Antiquariaten ergänzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek beläuft sich auf über 105.000 Titel (einschließlich der Sonderdrucksammlung), die etwa 1100 lfd. Meter einnehmen. Die Bibliothek führt derzeit 740 laufende Periodika. Sie besitzt eine Sammlung aus ca. 7700 überwiegend geologischen Karten und ca. 1700 Mikrofiches. Als historischer Bestand im engeren Sinn werden ca. 650 Werke aus der Zeit vor 1850 (ca. 20 lfd. Meter) separiert aufbewahrt. Darüber hinaus ist eine Vielzahl an Monographien, Sonderdrucken und Zeitschriftenbänden aus der Zeit zwischen 1850 und 1900 vorhanden, die aufgrund der betont historisch ausgerichteten Arbeitsweise der Paläontologie ständig benutzt werden und in den Hauptbestand integriert sind. Ihr Anteil ist nicht im einzelnen aufzuschlüsseln.

2.2 Von den historischen Beständen (hier Werke vor 1850, ohne Zeitschriften) stammen 3 Titel aus dem 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 530 aus der Zeit zwischen 1800 und 1850. Die Werke bis 1750 sind fast ausschließlich in lateinischer Sprache verfaßt. Drei Werke liegen in deutscher, eines in italienischer Sprache vor. Bei den Titeln aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs überwiegt die deutsche Sprache (20 Titel) gegenüber der lateinischen (8) und französischen (7). Ab der ersten Hälfte des 19. Jhs findet sich Latein meist nur noch in den Diagnose-Abschnitten von Fossilienbeschreibungen, ansonsten sind die Werke vorwiegend auf Deutsch und Französisch, zunehmend auch auf Englisch verfaßt.

Systematische Übersicht

2.3 Sowohl die historischen Bestände als auch die jüngeren Werke sind alphabetisch nach Autoren, die Zeitschriften überwiegend nach regionalen Gesichtspunkten aufgestellt. An einem gesonderten Standort stehen die Zeitschriften der Mikropaläontologie und die Kongreßberichte. Die paläobotanische Literatur ist als eigener Themenkomplex getrennt vom Hauptbestand in der paläobotanischen Abteilung untergebracht. Hier wird entgegen der üblichen alphabetischen Aufstellungsweise die Mägdefrau'sche Sonderdrucksammlung entsprechend der botanischen Systematik aufbewahrt.

2.4 Ältestes Werk ist Georgius Agricola, De animantibus subterraneis liber (Wittenberg 1614). Als weitere Beispiele aus der frühen Phase der Fossiliendarstellungen seien genannt Petrus Christianus Wagner, Dissertatio Inauguralis Physico-Medica de Lapidibus Judaicis ... (Halle 1724), Carolus Nicolaus Lang, Historia lapidum figuratorium helvetiae (Venedig 1708) und Joannes Jacobus Lerche, Dissertatio ... oryctographiam Halensem sive fossilium et mineralium in agro Halensi descriptionem ... (Halle 1740). Auch Johann Bartholomäus Adam Beringer, Lithographia Wirceburgensis (Würzburg 1726) mit der Beschreibung der später als " Würzburger Lügensteine" bekannten Fossilienfalsifikate ist vorhanden. Die für diese Epoche häufigen Übersichtswerke über die gesamte belebte und unbelebte Natur sind vertreten, u. a. mit Michael Bernhard Valentini, Museum museorum (Frankfurt a. M. 1704) oder Johann Christian Kundmann, Rariora naturae et artis item in re medica (Breslau 1737). Als Beispiel geologisch ausgerichteter Werke sei Matthias Flurls Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz (München 1797) angeführt.

2.5 Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, mit der verstärkt einsetzenden systematischen Beschreibung rezenter und fossiler Organismen, ist ein Großteil der erschienenen Spezialliteratur vertreten. Hierzu zählen aus dem deutschen Raum z. B. Kaspar Sternberg, Flora der Vorwelt (Leipzig 1820-1836), Carl Hartwig von Zieten, Die Versteinerungen Württembergs (Stuttgart 1830-1833) und August Goldfuss, Petrefacta Germaniae (Düsseldorf 1826-1844). An fremdsprachiger Literatur sind hier Arbeiten von Louis Agassiz (z. B. Monographies d'echinodermes vivans et fossiles, Neuchétel 1838-1842), Philippe C. Schmerling, Récherches sur les ossements fossiles (Lüttich 1833) oder James und James de Carle Sowerby, The Mineral Conchology of Great Britain (London 1812-1845) zu nennen.

Zeitschriften und Reihen

2.6 Von den Zeitschriften reichen einige z. T. bis zur Mitte des 19. Jhs zurück. Sie stammen überwiegend aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, England, den USA und Indien. Hervorzuheben sind aus dem deutschen Raum das komplette Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, hrsg. von Carl Caesar Leonhardt und Hans Georg Bronn (ab 1830) mit seinen Vorläuferbänden des Taschenbuchs für die gesammte Mineralogie ..., hrsg. von Carl Caesar Leonhardt (1813, 1827-1829) sowie die Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft (komplett ab Bd 1, 1849). Weitgehende Vollzähligkeit weisen auch das Bulletin de la Société Géologique de France (ab Bd 1, 1830, kleine Lücken bis 1853) und das Quarterly Journal of the Geological Society London (ab Bd 8, 1852) auf. Vollständig vorhanden sind sämtliche großformatigen paläontologischen Reihen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jhs eingeführt wurden, z. B. Palaeontographica (ab 1851), Paläontologische Abhandlungen (ab 1882), Beiträge zur Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients (ab 1882), Mémoires de la Société Suisse de Paléontologie (ab 1874), Mémoires de la Société Géologique de France (ab 1833) und Palaeontologia Indica (ab 1859). Einige wenige kriegsbedingte Verluste mußten durch Fotoreproduktionen ersetzt werden.

Geologische Karten

2.7 Die Bibliothek verfügt über ca. 40 geologische Karten aus dem 19. Jh, die fast ausschließlich süddeutsches und österreichisches Gebiet betreffen. Hervorzuheben sind Blätter der Geognostischen Karte von Bayern 1:100.000 von Carl Wilhelm Gümbel (ab 1861) sowie als Einzelausgaben z. B. die Geologische Karte der Farchanter Alpen von Hans Heimbach (1895) und die Geologische Karte des Untersberges bei Salzburg von Eberhard Fugger (1880). Daneben enthalten einige Werke des historischen Buchbestandes geologische Karten und Skizzen, z. B. Geological map of the south-eastern part of Sussex von Gideon Mantell (London 1822) oder die Geognostische Karte des südlichen Schwarzwaldes von Peter Merian (1831).

3. KATALOGE

Der Bestand ist in mehreren Zettelkatalogen (DIN A5 und A6) maschinenschriftlich erfaßt:

Alphabetischer Autorenkatalog

[nach Hausregeln]

Alphabetischer und regionaler Zeitschriftenkatalog

Katalog für Kongresse und Kolloquien

Regional gegliederter Katalog für geologische Karten [mit Verweisungen auf Karten in Monographien und Zeitschriften]

Alphabetischer und regionaler Katalog für Diplomarbeiten

Alphabetischer und Systematischer Katalog für die paläobotanische Sonderdrucksammlung von K. Mägdefrau

Katalog für geologische Literatur zum Nördlinger Ries

Katalog für geologische Führer

Schlagwortkatalog für wichtige Werke (ab 1980)

Die Monographien werden seit 1980 im Bayerischen Verbundkatalog (BVB) aufgenommen.

Die historischen Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen, die Zeitschriften sind nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Dehm, Richard: Zur Geschichte von Bayerischer Staatssammlung und Universitäts-Institut für Paläontologie und historische Geologie in München. In: Jahresbericht 1977 und Mitteilungen, Freunde der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie München e. V. 6 (1978) S. 13-46

Mücke, Michael: Naturwissenschaftliche und technische Spezialbibliotheken in Bayern. In: Bibliotheksforum Bayern 17 (1989) Heft 2, S. 228-243 (insbesondere S. 232-233)

Stand: Oktober 1993

Winfried Werner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.